Der Schrein der Himmel von Seelenfinsternis (Sess x Kag) ================================================================================ Kapitel 19: 19 – Was liebe ich mehr? ------------------------------------ Sesshoumaru wanderte durch die karge, zerklüftete Felslandschaft immer den Baum im Blick, der in den Himmel hinein wuchs. Nichts und niemand lebte hier an diesem Ort, keine Pflanzen, keine Tiere, geschweige denn Menschen oder Youkai. Einsamkeit beherrschte die Felswüste und verlieh ihr eine ganz besondere Aura. Sesshoumaru genoss die Stille und das Alleinsein, es hatte ihm die letzte Zeit sehr daran gefehlt. Wenn die starke heilige Kraft nicht den Ort fluten würde, hätte er sich sogar wohl gefühlt. Aber die Gegenwart eines Heiligtums ließ ihn körperlich Schmerzen leiden, wie damals am Berg Hakusei. Er musste aufpassen, dass der Ort oder dessen Bewohner ihn nicht läuterten. Die Sonne senkte sich bereits über den Horizont und tauchte die Felsen in goldenes Licht, der Boden schien aus flüssigem Gold zu sein. Doch Sesshoumaru ging weiter, immer weiter zum Mittelpunkt der Wüste. Ein Mensch würde an diesem Ort unmöglich länger als einen Tag überleben können, dachte er. Scheinbar wollten die Götter der Menschen keinen allzu häufigen Kontakt mit ihren Schützlingen; er konnte das sehr gut verstehen. Als Daiyoukai hatte er nicht solch niedere Bedürfnisse wie Wasser oder Schlaf, auch die Hitze des Tages war ihm nicht unangenehm gewesen. Stetig lief er geradeaus und ignorierte seine alarmierten Instinkte, die ihn von diesem Ort fortschicken wollten. Als der volle Mond bereits am Himmel stand, erreichte er eine tiefe Schlucht, die er durchwanderte. Die Felsen warfen unheimliche Schatten im Mondlicht. Doch das war es nicht, was Sesshoumaru beunruhigte, irgendetwas war hier an diesem Ort und folgte ihm. Seine scharfen Sinne konnten keine Präsenz aufspüren, doch sein Instinkt sagte ihm deutlich, dass er nicht allein war. Er ging weiter, doch er sah sich immer wieder unauffällig um und war wachsam. Da, ein Luftzug! „Zeig dich, Feigling!“, knurrte er und hielt seine Hand bereit Tokijin zu ziehen. Nichts geschah, die Nacht war ruhig, niemand war da. Und doch war es ihm, als würde er ein leises Kichern hören, das vom Wind fortgetragen wurde. War das bereits eins jener höheren Wesen, das seinen Ulk mit ihm trieb? Sein Vater tat recht daran ihn zu warnen, dachte er. Er spürte wie die Wut in ihm aufkochte, der Wunsch denjenigen blutig bezahlen zu lassen, dass er sich einen Scherz auf seine Kosten machen wollte, doch dieser Wunsch musste unerfüllt bleiben, wenn er Kagome helfen wollte. Er hatte so oder so bereits einen Groll auf die Götter, weil sie Kagome ein so undankbares Schicksal aufzwangen, doch langsam wurde er ernsthaft wütend. Nur leider würde er mit Wut nichts erreichen können an diesem Ort. Je weiter er durch die Schlucht lief, desto deutlicher vernahm er das Kichern. Der Baum ragte inzwischen deutlich vor ihm in den Himmel, er würde ihn gleich erreicht haben. Dem Kichern gesellte sich nun ein stetiges Flüstern. „Das ist der Youkai, der eine Miko liebt. Er wirft alles weg, nur wegen der Liebe einer Sterblichen. Eine Schande für einen Daiyoukai!“ Die Worte ließen ihn zusammen zucken, er hatte sie schon einmal gehört. Es waren die letzten Worte die er mit seinem Vater sprach, bevor sie sich im Streit trennten. Unversöhnliche Worte. Sein Stolz rebellierte, schrie auf, rief immer wieder nein. „Er ist wie sein Vater!“, hallte die Stimme von den Felswänden. Nein, das war er nicht! Er warf sein Leben nicht weg für eine menschliche Frau. „Doch das tust du! Sieh nur was aus dir geworden ist!“ „Woher weißt du was ich denke?“, schrie Sesshoumaru wütend. Als Antwort flog eine weitere Welle des Kicherns durch die Schlucht. „Verschwinde aus meinem Kopf!“ „Aber aber, Sesshoumaru, warum so wütend? Haben wir etwa einen wunden Punkt getroffen?“ Er zog es vor nicht zu antworten und knurrte stattdessen. „Vergiss es, du kannst uns nicht töten, niemand kann das.“ „Was wollt ihr von mir? Was soll das alles?“, schrie Sesshoumaru außer sich vor Wut. Er hatte in der Zwischenzeit all seine guten Vorsätze vergessen und sein Stolz hatte wieder die Oberhand gewonnen. „Die Frage lautet doch wohl eher, was willst du, dass du solch einen Ort aufsuchst, Dämon.“ Um die Worte zu untermalen flammte plötzlich die heilige Magie des Ortes auf. Sesshoumarus Körper brannte in unsichtbaren Flammen, der Schmerz der Läuterung drohte ihn fast zu zerreißen. Erschöpft fiel er auf die Knie, versuchte mit seinem letzten Rest dämonischer Macht das Reiki von sich zu halten. Doch so plötzlich er niedergeworfen wurde, so schnell verschwand die heilige Aura auch wieder. „So gefallt ihr uns schon besser, Sesshoumaru, Herrscher des Westens und nun auch Bittsteller auf Knien.“ Wieder hörte man Lachen. Wie viele waren das? Wer was das? „Wer seid ihr?“, fragte Sesshoumaru erschöpft. Mit seinem Youki war auch seine Wut verraucht. „Wir sind viele und doch keiner. Wir sind die, die du suchst. Und du willst, dass wir das Schicksal ändern.“ „Woher…“ „Wir blicken in die Herzen der Wesen und sehen die Welt, welche wir erschaffen haben. Und nebenbei bist du auch sehr durchschaubar.“ Schon wieder wollte sein Stolz rebellieren, doch er erinnerte sich noch gut an die letzte Machtdemonstration, also beruhigte er sich wieder. „Der Hund ist leicht zu dressieren“, lachte es nun wieder durch die Nacht. „Wir können dir helfen, doch es erfordert ein Opfer an uns. Etwas, das dir lieb und teuer ist. Was du mehr liebst als die Miko Kagome. Wenn du es weißt, kommen wir wieder.“ Ratlos verließen sie ihn. Tage später zog Sesshoumaru immer noch grübelnd durch die Gegend. Er verstand das Rätsel der Götter noch immer nicht. Und er kochte vor Wut so vorgeführt worden zu sein. Jaken fehlte ihm nun eindeutig, er musste dringend sich an jemandem abreagieren und der devote Zwerg war dafür stets bestens geeignet. Was liebte er mehr als Kagome? Der erste Gedanke war nichts, doch schienen die Götter in sein Inneres geblickt zu haben und erwarteten nun eine bestimmte Antwort. Er ging wie so oft im Kopf eine Liste der Dinge durch, die ihm wichtig waren. Macht. Aber es war ihm nicht wichtiger als Kagome, er schwächte seine Position unter den Youkai wissentlich, indem er sie zu seiner Gefährtin machen wollte. Kraft. Die stand wohl nicht in Verbindung mit Kagome. Er sinnierte noch eine Weile, doch er kam nicht weiter in seinen Überlegungen. Dafür kam er nun in die Nähe eines kleinen Dorfes, das am Fuße eines kleinen Schlosses stand. Er war so in Gedanken, dass er nicht bemerkt hatte, dass er den Wald verlassen hatte und menschliches Gebiet betrat. Aber es konnte ihm egal sein, kein Mensch war in der Lage sich ihm in den Weg zu stellen. Außer Kagome, schoss es ihm sofort in den Kopf. Die Bauern sahen sofort, dass er ein Dämon war und rannten in Panik davon, einige flüchteten in den Wald, andere in Richtung der Burg. Stoisch ging er weiter den Weg durch die Ansammlung einfacher Hütten. Doch ein kleines Mädchen war nicht geflüchtet und kauerte weinend auf dem Weg vor ihm. Es war ungefähr in dem Alter, in den Rin war, als sie Sesshoumaru traf. Sie trug einen zerschlissenen braunen Kimono und ihr Gesicht war tränenüberströmt. Sie sah den Dämon auf sich zukommen und sah ihm fest in die Augen. „Helft mir bitte, Youkai-sama! Bitte, ihr seid meine einzige Hoffnung!“ Rin hat mich weich gemacht, stöhnte Sesshoumaru innerlich, da er nicht einfach an dem Mädchen vorbeigehen konnte. Kalt und abschätzig besah er das kniende Mädchen von oben herab. „Sprich.“ „Der Herr des Schlosses hat meine Mutter mit sich genommen und lässt sie nicht gehen. Sie wollte ihn nicht heiraten, da hat er sie einfach entführt. Ich b in ganz allein, ich will meine Mutter wieder haben! Bitte, helft mir sie zu befreien! Ich gebe euch was ihr wünscht, und wenn es mein Leben ist!“ „Du wirfst dich vor einem Fremden in den Dreck, bettelst und verpfändest dein Leben? Menschen…“ Menschen hatten einfach keinen Stolz. Aber er würde der Kleinen helfen. Sie erinnerte ihn einfach zu sehr an Rin und außerdem war es eine gute Gelegenheit seine Wut an jemandem auszulassen, selbst wenn es nur eine Horde Menschen war. „Komm mit.“ Zusammen mit dem Mädchen machte er sich auf den Weg zum Schloss. Die Befreiung der Bäuerin war reine Formsache. Mit seiner Energiepeitschte zerfetzte er Tor und Wächter, diejenigen, die nicht flohen, fielen seiner Giftklaue zum Opfer und bedeckten nun den Boden auf dem Innenhof. Der Schlossherr erfuhr die Ehre durch seine Hand zu sterben, indem er ihm den Kopf von den Schultern riss. Die schreiende Frau im Hintergrund verschonte er, da er sah wie das Mädchen auf sie zu rannte. Doch eine Sache beschäftigte ihn noch. „Warum hattest du keine Angst vor mir?“ „Doch ich hatte Angst, Youkai-sama.“ „Warum hast du mir dein Leben versprochen? Ist es dir so egal? Ist es dir egal jemandem anzubetteln? Wo ist dein Stolz?“ „Aber Youkai-sama“, sagte das Mädchen erstaunt, „das ist doch egal. Ich habe meine Mama lieb, deswegen war alles egal. Hast du niemandem lieb?“ Doch, dachte Sesshoumaru. Und plötzlich war die Lösung des Rätsels der Götter nah. Er kehrte dem verdutzten Mädchen den Rücken und rannte ohne ein weiteres Wort zu sagen in dämonischer Geschwindigkeit wieder zurück in die Felsenwüste. Er stand wieder in der Schlucht und spürte, dass die Augen der Götter auf ihm ruhten. „Hört mich an, Götter!“, rief er laut und seine Stimme hallte in der Schlucht. „Das Opfer, das ihr verlangt…“ Er atmete tief durch. Dann ging er auf die Knie und sprach weiter. „Ich Sesshoumaru, bitte euch, lasst Kagome ihre Macht!“ Nun senkte er seine Stirn zu Boden. „Ich tue was ihr wollt.“ Das Opfer, dass sie verlangten,war erbracht, sein Stolz war gebrochen. Der mächtige Daiyoukai Sesshoumaru kniete zum ersten Mal in seinem langen Leben vor jemanden und bat um etwas. Er drohte nicht, er stellte keine Bedingungen, er gab sein Leben in die Hand eines anderen. Die Zeit verging, nichts passierte. Doch das war ihm egal. Er würde hier knien und warten, bis die Götter entschieden hätten, ob sie ihm und Kagome helfen. „Braver Hund, du hast es verstanden.“ Hämischer Applaus kam aus dem Nichts. „Wir verraten dir, wie Kagome weiter mit göttlicher Kraft kämpfen kann, obwohl sie deine Gefährtin sein wird. Geh durch die Schlucht zum Baum, dort wirst du ein Stück des heiligen Holzes finden. Nimm es, und fertige eine Waffe daraus!“ Er nickte ergeben. Er wusste es immer, es gab eine Lösung und er hatte sie gefunden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)