Der Schrein der Himmel von Seelenfinsternis (Sess x Kag) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Bogen und eine Legende ------------------------------------- Kapitel 1: Ein Bogen und eine Legende Kagome fegte gelangweilt den Hof eines großen Schreins. Es war eine monotone Tätigkeit, aber sie war bestens geeignet, um die Gedanken schweifen zu lassen. Fünf Jahre war sie nun wieder in ihrer Zeit. Sie war zwar nach ihrem Schulabschluss zu Inuyasha gegangen, aber es hatte sich nicht so entwickelt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Inuyasha hatte sich seit Kikyos endgültigem Tod sehr verändert, er war oft sehr niedergeschlagen und blickte stundenlang in den Himmel und hing seinen Gedanken nach. Er hatte sich gefreut als sie zu ihm zurückgekehrt war, aber schnell waren seine Gedanken wieder von den grauen Wolken umgeben. Er saß den ganzen Tag nur auf dem Baum, an den Kikyo ihn damals gebannt hatte und schwieg. Er war nicht wieder zu erkennen. Die anderen berichteten ihr, dass er sich so verhielt seit Naraku und das Juwel vernichtet waren und sie in ihre Zeit zurückkehrte, um endlich wieder das normale Leben einer Schülerin zu führen. Sango und Miroku dachten, dass ihn der Verlust von Kagome so schmerzte und dachten sich daher nichts dabei. Doch auch nachdem Kagome sich entschlossen hatte bei ihnen zu bleiben verfiel er wieder in seine trüben Gedanken. Es war ihm alles egal, er konnte sich über nichts mehr freuen. Kagome konnte sich damals zunächst keinen Reim darauf machen, es war doch alles gut. Naraku war tot, das Juwel vernichtet und sie konnten alle zusammen ein sorgenfreies Leben führen. Doch irgendwann sah sie, was ihn so bedrückte. Er saß mit stummen Tränen vor Kikyos Grab. Ihr erneuter und diesmal endgültiger Tod brachte ihn zur Verzweiflung. Sie fehlte ihm und Kagomes Anwesenheit machte es nicht besser, im Gegenteil. In ihrer Mikotracht sah sie ihr nur um so ähnlicher und erinnerte ihn somit jeden Augenblick an seine verstorbene große Liebe. Kagome seufzte, während sie die zusammengefegten Blätter in einen Korb füllte. Es war für sie auch eine sehr harte Zeit gewesen. Er zog sie mit herunter. Fast wäre sie genauso verzweifelt wie er, verzweifelt, weil sie ihn einfach nicht erreichen konnte. Es gab nur noch die Sorge um ihn, keine schönen Momente mehr. Das Grau fraß sich damals auch in ihr Herz. Doch irgendwann sah sie ein, dass sie Inuyasha nicht aus seiner Trauer heraus helfen konnte. Es würde eher sie zugrunde richten. Deshalb beschloss sie in ihrer Zeit weiterzuleben und Inuyasha und seine Trauer hinter sich zu lassen. Sie machte nun in ihrer Zeit eine Ausbildung zur Miko. Sie hatte sich damals im Mittelalter so an das Leben und Arbeiten als Priesterin gewöhnt, dass sie es auch in der Neuzeit fortführen wollte. Außerdem blieb so der Schrein im Besitz der Familie. Ihr Großvater war überglücklich. Wohlweislich arbeitete sie aber in einem anderen, viel größeren Schrein, da sie bei Ihrem Großvater nur merkwürdige Legenden gelernt hätte und nichts über die Arbeit einer Miko. Inzwischen öffnete der Schrein und einige weitere Mikos in Ausbildung kamen zum Tempel. Sie wurden hier unterrichtet. Kagome seufzte. All das hier hatte nicht wirklich mit der Arbeit einer Priesterin im Mittelalter zu tun. Keine Dämonen, keine Geister und heilen musste sie nun auch niemanden mehr; wer ginge schon in den Tempel, wenn es drei Krankenhäuser in der Umgebung gab? Die Mädchen verstanden sich oft mehr als Fremdenführerin oder wollten für sich selbst Erleuchtung finden. Kagome fühlte sich oft fremd. Sie wollte Menschen wirklich helfen. Der Priester des Tempels teilte ihnen mit, dass sie heute einen Besuch bei einem benachbarten Schrein machen würden. Dort gäbe es ein legendäres Artefakt zu bewundern. Während der Fahrt mit dem Bus dachte sie wieder an die Zeit der kriegerischen Staaten. Was wohl aus Inuyasha, Sango, Miroku und Shippo wurde? Sie hatte schon oft nach historischen Aufzeichnungen gesucht, aber nie etwas gefunden außer der Geschichte des Halbdämons, der an einen Baum von einer jungen Priesterin gebannt wurde. Aber diese Geschichte kannte sie zur Genüge, dachte sie verbittert. Was wohl aus seinem Halbbruder Sesshoumaru geworden war? Der Fürst des Westens… aber auch sein Name hatte es nicht bis in ihre Zeit geschafft. Was war generell aus all den vielen Youkai geworden? Ihre Sinne als Miko hatte sie ja noch, doch niemals spürte sie auch nur einen Hauch von Youki. Wahrscheinlich gab es keine Dämonen mehr. Sie fand das sehr schade, denn im Mittelalter war die Welt viel bunter und lebendiger gewesen mit den vielen Youkai und Geistern. So ganz ohne geheimnisvolle magische Kräfte schien das Leben farblos. Endlich kamen sie an dem Tempel an. Er sah sehr alt und verwittert aus, doch es ging eine merkwürdige Aura von ihm aus. Sie spürte die reinen, heiligen Auren des geweihten Ortes, doch da war noch etwas, etwas schwach dunkles, was sie in dem Innern des Schreins spüren konnte. Und es kam ihr so seltsam vertraut vor. Die Gruppe der Mikos trat in den Hof des Tempels ein. Ein alter, hagerer Mönch begrüßte sie dort. Er führte sie durch die Gärten des Tempels, durch verschiedene Räume. Doch Kagome konnte noch immer nicht den Ursprung der seltsamen Aura ausfindig machen. Schließlich führte der Mönch sie zu einem aufwendig verzierten Tor. „Meine Damen, wir werden uns nun ins Allerheiligste des Schreins begeben. Dort ist eine Reliquie seit 500 Jahren aufgebahrt, die noch von der Miko stammt, die diesen Schrein gegründet hat. Dort finden Sie auch eine alte Schriftrolle mit der Legende zu diesem Schrein. Wenn sie Fragen haben, seien Sie nicht schüchtern!“, sprach der Mönch schon fast feierlich. Vor 500 Jahren? Das war doch die Zeit, in der sie so oft umherreiste! Warum war sie nie an diesem Tempel vorbeigekommen? Wer war die Miko, die ihn aufbaute? War das am Ende noch Kikyo? Sie traten in den schummrigen Raum ein. Das Licht viel nur sehr gedämpft durch kleine Fenster. Die Luft war schwer vom Duft der Räucherstäbchen und Blumen vor dem Altar. Auf dem Altar lag in einem Glaskasten ein alter Bogen. Kagome wurde immer aufgeregter. War das ein Hinweis? War Kikyo etwa die mysteriöse Gründerin des Heiligtums? Kagome trat näher an den Bogen und betrachtete ihn genau. Er war aus dunklem Holz gefertigt, das einen warmen Schimmer von sich gab. Er war schlicht gehalten und hatte doch eine elegante Schönheit, die eines Fürsten würdig wäre. Sie besah sich den Bogen weiter. Die Sehne erregte ihre Aufmerksamkeit. Das war keine gewöhnliche Bogensehne! Sie schimmerte silbrig weiß im fahlen Licht des Schreins. Wie Inuyashas Haar, dachte Kagome wehmütig. Der Bogen war die Quelle der seltsamen Aura. Er strahlte abwechseln heilige und dämonische Kraft ab. Was war das? Seit wann konnte man diese beiden Gegensätze in nur einem Gegenstand vereinen? Die reine Kraft müsste doch das Youki sofort läutern, warum konnte hier beides Bestand haben? Die kichernde Mädchenbande verlor bald das Interesse an dem Bogen und ging weiter. Sie wollten noch zu den Gebetsglocken und weiter dafür beten, dass ein reicher, unglaublich gutaussehender Mann sich in sie verliebte und sie aus ihrem Leben als Miko befreien würde. Kagome konnte mit diesen jungen Frauen nichts anfangen. Wahrscheinlich hatte sie einfach schon zu viel erlebt, um so unbeschwert leben zu können. Neben dem Bogen war eine alte Schriftrolle ausgestellt. Sie war komplett ausgerollt und ebenfalls in einem Glaskasten versiegelt, um sie vor dem Zahn der Zeit zu schützen. Darunter war ein Schild, das besagte, dass die Rolle ungefähr 300 Jahre alt war und von einem Mönch verfasst wurde, der in dem Schrein lebte. Außerdem konnte Kagome lesen, dass dies das einzige Dokument zu dem Ursprung des geheimnisvollen Bogens war. Sie besah sich die Schriftrolle genauer. Auf vergilbten Seiten war mit feiner Handschrift die „Geschichte des Bogens des Himmels“ verfasst. ...dieser Bogen ist das Faustpfand einer Liebe, die es eigentlich nicht geben durfte. Es war vor ungefähr 200 Jahren, da lebte eine schöne, junge Priesterin mit einer überwältigenden göttlichen Macht in diesem Schrein. Sie war gütig und weise und stand jedem bei, der ihre Unterstützung benötigte. Ja, das hört sich doch eindeutig nach Kikyo an, dachte Kagome etwas zerknirscht. Sie konnte nicht mehr hören wie außergewöhnlich Kikyo sein sollte seit sie Inuyasha in seiner Trauer zurückließ. Inzwischen hegte sie einen sehr unpriesterlichen Groll gegen sie, obwohl sie ihre Wiedergeburt war. Eines Tages kam ein mächtiger Dämonenfürst zu diesen Schrein. Er sah die junge Priesterin und wurde sofort in ihren Bann gezogen. Er verschonte das Dorf und versuchte sich bei der Hüterin des Schreins Gehör zu verschaffen, er wollte ihr nicht mehr von der Seite weichen. Dämonenfürst? Sollte damit etwa Sesshoumaru gemeint sein, dachte sie belustigt. Aber das konnte gar nicht sein, denn der Tempel stand noch und die Priesterin war laut Überlieferung noch am Leben nach der Begegnung. Sesshoumaru… wenn sie nur an den Herrn des Westens dachte, bekam sie eine Gänsehaut. Herr der Brutalität würde es eher treffen, dachte sie sich und schob den Gedanken an den Youkaifürsten beiseite. Damit würde sie sich später beschäftigen, zum Beispiel auf der langweiligen Rückfahrt. Die junge Priesterin erwiderte seine Gefühle, war aber an ihr Gelübde gebunden. Die Liebe zu einem Mann, sei es nun Mensch oder Dämon, war ihr verboten, sonst würde sie ihre göttliche Kraft einbüßen. So blieb den beiden nur die Sehnsucht für den anderen. Der Dämon machte sich bald auf zu einer Reise und brachte seiner Liebsten diesen Bogen mit. Er erklärte ihr, dass der Bogen aus dem Holz eines heiligen Baumes und einer Strähne seines Dämonenhaares gefertigt wurde von einem kunstfertigen Waffenschmied. So würde sie auch weiter göttliche Kräfte besitzen, aber gleichzeitig schenkte der Youkai ihr etwas von seiner unheimlichen bösen Kraft. Der Bogen war sein Hochzeitsgeschenk an die junge Priesterin. Das kann definitiv nicht Sesshoumaru sein, er würde niemals auch nur mit einem Menschen sprechen. Namen waren leider keine überliefert. Sie trat auf den alten Mönch zu: „Houshi-sama, verzeiht, ist überliefert worden, wer die Priesterin oder der Dämonenfürst war?“ „Nein“, antwortete der Mönch, „ich habe lange geforscht, aber es ist sonst nichts erhalten. Auch taucht diese Legende in keiner anderen auf, auch ein Vergleich mit anderen Figuren hat mich nicht auf ihre Spur gebracht.“ „Sehr seltsam… Habt vielen Dank, Houshi-sama!“ Kagomes Neugier war geweckt. Irgendetwas in ihr sagte ihr, dass dieser Bogen etwas mit der Epoche der kriegerischen Staaten, in der sie lebte, und ihren Freunden zu tun hat. Auf der Busfahrt zurück zu ihrem Schrein dachte sie noch etwas über den kaltherzigen Fürst des Westens nach. Eine Sehne aus silbernen Haaren… Es sprach alles für den Inuyokai. Aber er würde sich niemals so verhalten. Sie glaubte nicht, dass es Inuyashas Strähne war, diese Aura hätte sie sofort erkannt. Und der Vater der beiden, Inu no Taisho, konnte es auch nicht sein, da er schon lange tot war zu diesem Zeitpunkt. Auch wenn es zu ihm gepasst hätte, schließlich verliebte er sich auch in Inuyashas Mutter. Nein, wahrscheinlich machte sie sich nur wieder unnütz Gedanken um ihre Freunde. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Rin spazierte durch den bunten Herbstwald. Sie war inzwischen zu einer anmutigen jungen Frau geworden mit langem schwarzem Haar. Sie trug eine Mikotracht und lief mit einem Korb voller Heilkräuter in Richtung Dorf. Sie hatte immer noch den gleichen fröhlichen und warmen Ausdruck in ihren Augen wie als Kind. Auch konnte sie immer noch nicht an einer Blumenwiese vorbeilaufen ohne einen Strauß zu pflücken; ein kleines Bündel Lilien in ihrem Korb verriet sie. Seit Sesshoumaru sie in dem kleinen Dorf zurückließ, lebte sie bei Kaede und wurde deren Schülerin. Sesshoumaru kam in immer unregelmäßigeren Abständen sie besuchen, aber schon sehr bald blieb er verschwunden. Von Kriegern, die in dem Dorf rasteten, erfuhr sie, dass es im Westen Krieg gab. Wahrscheinlich hatte er sie deshalb im Dorf seines Halbbruders untergebracht, damit sie nicht mit in den Krieg ziehen musste. Sie hatte sich aber fest vorgenommen nach ihrer Ausbildung auf Wanderschaft zu gehen und ihn zu suchen. Aber das hatte noch Zeit. Sie kam im Dorf an und ging zu der Hütte zu Füßen des Schreins, die sie mit Kaede zusammen bewohnte. Kaede war inzwischen sehr alt geworden und wurde von Tag zu Tag schwächer. Rin sorgte sich so gut es ging um sie. Sie bereitete ihr wie jeden Abend einen Tee aus Kräutern gegen die Schmerzen und damit die ältere Miko schlafen konnte. „Wie geht es Dir heut Abend, Kaede-sama?“ „Ach, Kind, ich bin eine alte Frau. Mach dir keine Sorgen. Meine Zeit ist gekommen.“ „Sagt nicht sowas! Ich bin sicher, ihr erholt euch wieder.“ Kaede lächelte müde und nahm den Tee entgegen. Was sollte Rin bloß tun, wenn Kaede eines Morgens nicht mehr erwachte? Sie konnte das Dorf und den Schrein schlecht ohne Miko lassen, aber ihre Lehre war noch nicht beendet. Aber daran durfte sie jetzt nicht denken. Wenn sie weiter ihr Bestes gab und Kaede pflegte, würde sie schon wieder zu Kräften kommen. Nachts lag Rin in ihrem Bett und wälzte sich unruhig hin und her. Sie konnte aus irgendeinem Grund nicht richtig schlafen, da sie von einer inneren Unruhe erfasst war. Sie spürte, dass etwas passieren würde. Schließlich wurde es ihr leid wach zu liegen und zu grübeln, deshalb wollte sie noch einen Tee zur Beruhigung trinken. Doch als sie die Tasse berührte, entwickelte sich die vage Ahnung zu einer Vision. Schreiende Menschen. Feuer. Tausende Dämonen. Sie umkreisen den Tempel. Ein unheimliches Lachen hallt durch die Nacht. Eine Priesterin tritt aus dem Tempel. Sie verströmt eine unglaubliche Macht. Rin kam erst im Morgengrauen wieder zu sich. Was war geschehen? Warum lag sie auf dem Boden? Doch nun fiel ihr ihre Vision wieder ein. War das nur ein verrückter Alptraum? Oder hatte sie tatsächlich einen Blick in die Zukunft geworfen? Nach dem Frühstück erzählte sie Kaede, was sie gesehen hatte. „Also so wie du mir das erzählst, scheinst du die Gabe der Weitsicht zu besitzen. Das war wirklich eine Vision, ich bin mir da sehr sicher. Nur Visionen sind immer so eine Sache, du siehst nie den gesamten Zusammenhang und weißt nicht, wann sie wahr werden. Es kann morgen sein, aber auch erst in hundert Jahren.“ „Ist diese Zukunft unveränderbar?“ „Nein, jeder hat sein Schicksal selbst in der Hand. Noch ist die Zeit nicht vergangen.“ Als Rin auf dem Weg zum Fluss war um frisches Wasser zu holen, war sie tief in Gedanken versunken. Sie war sich sehr sicher, dass diese Zukunft bald sein würde. Sie musste etwas tun. Sie konnte allein das Dorf nicht verteidigen. Und die Miko aus ihrer Eingebung war sie nicht selbst. Wer konnte das nur sein? Kikyo auf keinen Fall, sie war ja tot. Sie brachte das Wasser zurück zu Hütte und machte sich dann auf den Weg in den Wald. Dorfbewohner hatten ihr erzählt, dass in einer Hütte außerhalb des Dorfes ein Eremit lebte, der sich verletzt hatte. Sie hatte versprochen sich um ihn zu kümmern. Auf dem Rückweg kam sie am Knochenfresserbrunnen vorbei. Das war es! Kagome! Sie war eine starke, mächtige Miko! Sie musste die Frau aus der Vision sein. Als Rin wieder im Dorf war, schlief Kaede bereits wieder. Sie wurde wirklich immer schwächer. Heute hatte sie nicht einmal etwas gegessen. Rin konnte sie nicht um Rat fragen, wie sie zu Kagome in die andere Zeit gelangen konnte. Sie musste sich selbst etwas überlegen. Sie nahm Papier und Tusche zur Hand und beschloss, eine Nachricht zu schreiben und Kagome zu bitten wieder in die Epoche der kriegerischen Staaten zurück zu kommen. Noch in der Nacht eilte sie zum Brunnen; sie musste keine Angst im Wald haben, es gab weniger Dämonen seit Naraku tot war. Sie kniete sich vor den Brunnen und faltete ihre Hände zum Gebet. „Bitte, Götter, helft mir! Schickt meinen Brief zu Kagome durch die Zeit. Sie muss die Menschen beschützen! Bitte, helft mir.“ Sie entzündete einige Räucherstäbchen, um die Götter gnädig zu stimmen. Dann warf sie den Brief in die Schwärze des Brunnens. Kapitel 2: 02 – Tränen der Freude und der Trauer ------------------------------------------------- Hallo zusammen, weiter gehts! Vielen Dank für den lieben Kommi und die zwei Favs! Bisher gibt es 22 Kapitel, ich werde zum Einstieg jetzt etwas häufiger uppen. Viel Spaß, lasst was da! Seelenfinsternis Kagome kam am frühen Abend wieder zuhause an. Sie war müde und hungrig von dem überraschenderweise doch recht anstrengenden Tag. Aber wer konnte auch ahnen, dass man plötzlich wieder mit Dingen konfrontiert wurde, die man dachte lange hinter sich gelassen zu haben? Obwohl sie es ihrem Kopf verbot, schlichen sich ständig Gedanken zu dem mysteriösen Bogen in ihr Bewusstsein ein. Wer war der geheimnisvolle Dämonenfürst und wer die Priesterin? „Kagome, dein Essen wird kalt!“, holte ihre Mutter sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Sie hatte vor lauter Grübeleien ihr Abendessen vergessen. „Großvater, kennst du die Geschichte vom Bogen der Himmel?“ Ihr Großvater sah kurz erstaunt von seiner Nudelsuppe auf. Dieser Mann würde niemals lernen unfallfrei zu essen, dachte Kagome, während ihr Blick an einer Nudel an der Nase des alten Mannes hängenblieb. „Naja, es ist nicht viel dazu bekannt. Warum fragst du?“ „Ach, wir waren heute in dem Schrein, in dem der Bogen aufbewahrt wird. Ich bin mir sehr sicher, dass die in der Sage berichteten Ereignisse genau in die Zeit fallen, in der ich auch in der Sengokuzeit war. Ich überlege die ganze Zeit, ob ich die beiden Personen kennen könnte.“ „Wie meinst du das? Du glaubst, der Bogen ist tatsächlich dämonischen Ursprungs? Dass es tatsächlich Dämonen gibt, die silberne Haare haben?“ Kagome rollte genervt die Augen. „Opa, du kennst auch einen Dämon mit silbernen Haaren….“ „Ja wirklich?“ Der alte Mann wurde immer seniler. „Ah, du meinst Inuyasha!“, rief Souta. „Genau, Souta“, nickte Kagome. Sollten am Ende doch Kikyo und Inuyasha gemeint sein? Aber was solls, dachte Kagome resigniert. Dann ist er mit seiner Gruftschlampe wohl doch glücklich geworden. Das war aber schon seit einer ganzen Weile nicht mehr ihr Problem. Und jetzt musste sie eindeutig sich entspannen und den Kopf von diesem ganzen mythologischen Wirrwarr freimachen. Und was konnte es schöneres geben als ein heißes Bad mit viel duftendem Schaum? Kagome lag im warmen Wasser und hatte die Augen geschlossen. Behagliche Wärme, die sie umfing, ein sanfter Duft nach Granatapfel, der in der Luft hing und vor allem nichts als Stille um sie herum. Herrlich. Sie griff nach ihrer Shampooflasche und verteilte einen großen Klecks in ihrem dichten, schwarzen Haar. Einige Minuten später zierte eine üppige Schaumkrone ihr Haupt, doch plötzlich wurde Kagome jäh aus ihrer Ruhe gerissen. Vom Brunnen im Gebäude gegenüber aus konnte sie auf einmal eine unglaublich starke Energie spüren. Ein blaues Leuchten durchflutete den Hof des Tempels. Wir haben den Brunnen doch versiegelt, dachte Kagome panisch, als sie aus der Wanne stürzte, sich hastig ein Handtuch um den schaumbedeckten Körper wickelte und auf den Hof rannte. Die Energie stoppte abrupt, als wäre sie gegen ein Hindernis geprallt. Die Barrieren, dachte Kagome. Was auch immer aus dem Brunnen kommen wollte, kämpfte gerade gegen die Bannsprüche auf dem Brunnen. Sie spürte wie die Energie immer wieder wütend anlief gegen das magische Hindernis. Was konnte das nur sein? Ein Youkai? Kagome öffnete gerade die Tür zu dem Schuppen, in dem der Brunnen war, als der Deckel und mit ihm die Barriere mit einem lauten Donnerhall zerbarst. Das Leuchten wurde nun so hell, dass Kagome nichts mehr sehen konnte, obwohl sie sich die Hände vor das Gesicht hielt. Eine Böe kam aus den Tiefen des Brunnens und traf sie hart. Sie musste all ihre Kraft aufwenden, um nicht von ihr umgerissen zu werden. So plötzlich wie das magische Toben angefangen hatte, war es nun plötzlich auch wieder vorbei. Stille zog von einem Moment auf den anderen wieder ein. Kagome ging ängstlich auf den Brunnen zu. Was konnte das bloß gewesen sein? Bis jetzt konnte sie keine Aura spüren, nicht die eines Youkai, nicht die eines Geistes oder gar ein Gottes. Doch sie war sich sicher, dass jemand oder etwas durch den Brunnen zu ihr gereist war. Sie blickte sich um. Um sie herum lagen die geborstenen Teile des Holzes, das den Brunnen bedeckte. Doch es war außer den zerrissenen Sutras nichts zu entdecken. Sie blickte nach oben, und da sah sie den Grund: Ein Zettel, der langsam durch die Luft zu Boden segelte. Erschrocken sprang sie einen Schritt zurück. Was war das bloß für ein Stück Papier, das die Macht hatte, durch den Brunnen in ihre Zeit zu reisen und alle Hindernisse, die sie und ihr Großvater errichtet hatten, zu überwinden? Das unheimliche Stück Papier setzte sanft zur Landung an und blieb dann ruhig und friedlich auf dem Boden liegen. Es schien so als hätte es beschlossen nach seinem großen Auftritt nun wieder das Leben eines ordinären Zettels zu führen. Kagome sah den Zettel einige Augenblicke aus der Entfernung an. Doch der Zettel verhielt sich weiter brav. Da von ihm keine Gefahr auszugehen schien, gab Kagome ihrer Neugierde nach und ging vorsichtig auf das Papier zu. Sie streckte zaghaft eine Hand nach ihm aus. Doch sie spürte weiterhin nichts, keine Aura. Sie gab sich einen Ruck und nahm ihn beherzt in die Hand. Weiterhin geschah nichts. Sie besah ihn sich nun und sah, dass er gefaltet war. Gefaltet wie ein Brief. Und da stand in schwarzer Tusche „für Kagome“ Nachdem Kagome sich zu Ende gebadet hatte, setze sie sich auf ihr Bett und öffnete behutsam den Brief. *** Liebe Kagome, ich brauche dich hier bei uns. Ich hatte eine Vision, dass das Dorf und die Menschen angegriffen werden und nur eine starke Miko das verhindern kann. Aber ich bin noch keine richtige Miko und Kaede ist alt und wird immer schwächer. Wir brauchen deine Hilfe! Bitte komm zu uns! Es hat sich viel geändert, außer Dir kann mir niemand bei der Verteidigung des Dorfs helfen. Deine auf Dich wartende Rin *** Kagome blickte erstaunt auf. Rin! Wie hatte sie es bloß geschafft den Brief durch die Zeit zu schicken? Wehmut kroch in Kagomes Herz. Da wurde sie als Miko gebraucht, dort konnte sie etwas bewegen. Plötzlich kamen ihr die Gedanken vom Morgen wieder in den Kopf. Ihre Arbeit hier im Tempel füllte sie bei weitem nicht mit dem Sinn wie es das Wirken als Priesterin im Mittelalter tat. Und sie vermisste diese Zeit. Sie vermisste ihre Freunde so schrecklich. Sie vermisste Sango. Sie vermisste Shippo. Miroku, Kaede, Rin und sogar ein wenig Inuyasha. Sie vermisste das Reisen durch die unberührte Natur, das einfache Leben ohne all die Probleme der Gegenwart. Aber schon wieder kämpfen? Sie war so froh, dass sie nach dem finalen Kampf gegen Naraku endlich Frieden gefunden hatte. Zwei Seelen rangen in ihrer Brust darum die Oberhand zu bekommen. Wie sollte sie sich bloß entscheiden? Über diesem Gedanken schlief sie ein. Nach einer unruhigen Nacht erwachte Kagome, Rins Brief noch immer fest in der Hand. Schon kamen ihr die Zweifel vom Vorabend wieder in den Sinn. Doch nun beschloss sie, ihren Verstand auszuschalten und nur auf ihr Herz zu hören. Und ihr Herz wollte helfen. Grimmig atmete sie einmal tief ein und stand auf. Sie würde gehen! Es wurde nach ihrer Hilfe gerufen. Und es war ihre Pflicht und ihr Wunsch zu helfen. Sie packte einige Dinge wie Verbandsmaterial und Medikamente, etwas Kleidung und einige Vorräte in ihren alten gelben Rucksack. Dann zog sie ihre Mikotracht an, denn was gab es für passendere Kleidung als diese? So gerüstet ging sie die Treppe hinab zum Esstisch, um sich von ihrer Familie zu verabschieden. Es würde kein Abschied für immer werden, aber wann ihre Aufgabe erfüllt sein würde, wusste sie nicht. „Mama, Opa, Souta, ihr habt heute Nacht sicher bemerkt, dass etwas mit dem Brunnen war.“ „Waas? Nein, das hätte ich bemerkt!“, rief Kagomes Großvater. „Opa, du hast tief und fest vor dem Fernseher geschlafen, du hast dich nicht mal wecken lassen….“, entgegnete sie genervt. „Also, aus dem Brunnen kam ein Brief mit der Bitte, dass ich für kurze Zeit in die Zeit der kriegerischen Staaten zurückkehre. Ich wollte mich von euch verabschieden. Ich komme wieder, aber ich weiß nicht wann. Macht euch bitte keine Sorgen um mich.“ Nachdem sie mit allerlei gutgemeinten Ratschlägen ihres Großvaters und den besten Wünschen ihrer Mutter und ihres Bruders verabschiedet wurde, sprang sie in den Knochenfresserbrunnen. Der Strudel der Zeit nahm sie in seinem warmen Licht auf und sie schwebte durch die Jahrhunderte. Ein gleißendes Licht kündigte ihre Ankunft im Brunnen auf der anderen Seite an. Als sich ihre Augen erholt hatten, lag sie auf dem Grund des Brunnens. Ein Blick nach oben verriet ihr, dass sie angekommen war. Sie kletterte an den Ranken aus dem Brunnen und schaute sich zunächst einmal um; der Wald umfing immer noch die Lichtung, auf der der Brunnen lag. Es hatte sich nichts verändert. Gut gelaunt machte sie sich auf den Weg durch den Wald zum Dorf. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Rin wurde am frühen Morgen wach. Sie konnte einfach nicht mehr schlafen, sie war viel zu aufgewühlt. Würde Kagome kommen? Hatte sie sie vergessen? Oder wollte sie vielleicht sogar nicht helfen? Was würde dann aus ihr und dem Dorf? Ein furchtbares Husten und Stöhnen holte sie schlagartig aus ihren Gedanken. „Kaede-sama, was ist los?“ „Ich bekomme so schlecht Luft, Rin. Es ist als läge ein großer Stein auf meiner Brust.“ Rin blickte Kaede traurig an. So ging das schon eine ganze Zeit lang. Seit dem letzten Winter war Kaede krank. Sie hatte kaum noch Kraft, konnte immer schlechter atmen und hustete oft Blut. Alle Heilkräuter hatten es nicht geschafft ihren Zustand zu bessern. „Setzt euch aufrecht, dann geht es etwas besser. Ich gehe Wasser holen.“ Rin half der alten Frau sich aufrecht zu setzen, selbst dafür hatte sie seit einigen Tagen keine Kraft mehr. Dann verlies sie mit einem großen Krug die Hütte und lief in den Wald hinein Richtung Fluss. Wieder kreisten ihre Gedanken um Kagome. Würde sie kommen? Als Rin in ihre Hütte zurückkehrte, sah sie eine fremde Miko an Kaedes Lager knien, die ihr gerade behutsam einen Tee reichte. Die Miko drehte sich um und blickte Rin freundlich aus ihren warmen braunen Augen an. „Hallo Rin. Du hattest mich gerufen.“ Rins Herz machte einen Sprung und Freudentränen brachen sich ihren Weg über ihre Wangen. „Du bist es wirklich! Es hat geklappt!“, schniefte Rin aufgelöst und viel Kagome um den Hals. Sie nahm die Jüngere in die Arme, strich ihr beruhigend über den Rücken und flüsterte in ihr Ohr: „Alles wird gut Rin, ich bin da. Ich pass auf dich auf.“ All die Angst und Unsicherheit, die sie die ganze Zeit verdrängt hatte, um stark zu sein, brachen nun über Rin hinweg und sie lehnte sich an Kagome und ließ all ihren Tränen freien Lauf. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Mädchen wieder beruhigt hatte. Sie war inzwischen 15 Jahre alt, so alt wie Kagome damals als sie das erste Mal durch den Brunnen reiste. Sie konnte gut nachfühlen, dass es eine große Bürde für Rin war als Miko-Schülerin sich um das Dorf zu kümmern und es vor Dämonen zu beschützen und ihre sterbenskranke Lehrerin zu pflegen. Die beiden jungen Frauen bereiteten ein einfaches Frühstück und stärkten sich erst einmal. Es würde viel zu tun geben. Kaede wollte nichts essen, es fehlte ihr selbst dazu die Kraft. Traurig blickte Kagome ihre alte Weggefährtin an. Kurze Zeit später schlief die alte Frau wieder, aber man hörte ihren Atem rasseln. „Erzähl mir, was ist mit Kaede los, Rin.“ Rin seufzte traurig. „Das geht nun schon seit Monaten. Sie war im Winter oft bei Wind und Wetter unterwegs, um sich um die vielen Kranken zu kümmern. Ich sagte ihr, sie solle sich schonen und mich schicken, aber sie sagte, es sei ihre Pflicht den Menschen zu helfen. Sie bekam einen fürchterlichen Husten und starkes Fieber, aber sie wollte einfach nicht ruhen. Das Fieber konnte ich heilen, aber dieser Husten wollte einfach nicht weichen. Seit einigen Wochen nun hustet sie Blut und bekommt oft nachts keine Luft mehr. Ich befürchte, sie hat nicht mehr viel Kraft und das ich nichts mehr für sie tun kann, außer bei ihr zu bleiben. Die Dorfbewohner sind so freundlich und versorgen uns mit dem Nötigen, damit ich mich ganz um sie kümmern kann. Jeder weiß, was Kaede für das Dorf alles getan hat.“ Kagome blickte traurig auf Kaede. Sie hatte eine Ahnung, was mit der alten Priesterin los war, aber selbst mit den Medikamenten aus ihrer Epoche würde sie ihr nicht mehr helfen können. „Kannst du sie heilen, Kagome? Du hast doch immer Arznei aus deiner Zeit bei dir.“ „Nein Rin. Kaede-sama ist unheilbar krank. Wir müssen uns damit abfinden; sie wird bald sterben, “ sagte Kagome resigniert. Rin versuchte tapfer gegen die Tränen anzukämpfen. „Aber irgendetwas müssen wir doch für sie tun können!“ „Wir können nur versuchen, dass sie sanft und ohne Schmerzen einschlafen kann….“ Es war ein Mittwoch, an dem Kaede starb. Sie wachte an diesem Morgen nicht mehr auf. Die Trauer lähmte das Dorf. Jeder trauerte auf seine Weise, jeder hatte seine ganz eigenen Erinnerungen an sie. Sie wurde am Schrein begraben, neben dem ehemaligen Grab ihrer Schwester. Es war eine bewegende Zeremonie. Selbst der Himmel trug Trauer und war von dunklen Wolken verhangen. In der kleinen Holzhütte am Fuße des Schreins war es seltsam leer. Rin und Kagome bewohnten sie nun. Die meiste Zeit schwiegen die beiden, doch es war keine betretene Stille. Es gab nur einfach nichts zu sagen, jede hing ihren Gedanken nach. Das ging nun schon einige Tage. Plötzlich durchbrach ein Satz das Schweigen. „Rin, erzähl mir was aus den anderen wurde.“ „Sango und Miroku leben nun wieder in dem alten Dorf der Dämonenjäger mit ihrer Familie und Kohaku. Sie wollen es neu aufbauen und das Andenken an die Dämonenjäger nicht verblassen lassen. Ich glaube es ziehen auch andere Menschen dorthin, die das Handwerk erlernen möchten.“ Kagome lächelte. Sango hatte sich also tatsächlich ihren Wunsch erfüllt. „Shippo ist ein ganzes Stück gewachsen und lernt immer mehr was es heißt ein Fuchs Youkai zu sein. Er kommt mich ab und zu besuchen, aber ich bin immer froh, wenn er nicht da ist, da er immer seine neusten Streiche an mir und dem Dorf testet.“ Kagome musste kichern bei der Vorstellung wie das Dorf von den Scherzen des kleinen Fuchses durcheinander gewirbelt wurde. „Myoga begleitet ihn oft.“ „Und was ist mit Inuyasha? Geht es ihm gut? Wo ist er?“ Rins Blick verschleierte sich plötzlich und schien in sie gekehrt. Sie sah Kagome traurig an und versuchte ihr mit Blicken zu sagen, was sie nicht in Worte fassen wollte. „Rin, sag mir was passiert ist!“, sagte Kagome mit stockender Stimme. „Vor einem Jahr wurde Kikyo von einem Youkai getötet. Er hat den Verlust nicht verschmerzt und wollte weiter bei ihr sein, “ flüsterte Rin beinahe emotionslos. „Ich habe sie zusammen unter dem Baum der Zeiten begraben, damit sie nun im Tode vereint sind.“ Kagome blieb stumm. Eine einzelne Träne kullerte über ihr Gesicht. Die Zeit der kriegerischen Staaten würde nie wieder dasselbe sein ohne den vorlauten Hanyou. Aber sie hielt sich an den Gedanken, dass er nun seinen Frieden gefunden hatte mit seiner großen Liebe. Er würde nicht wollen, dass sie nun in Trauer versank. Aber sie würde ihn niemals vergessen. „Sein Schwert Tessaiga habe ich aufbewahrt. Bevor irgendetwas Schlimmes damit passiert, wollte ich es aufbewahren und Sesshoumaru-sama geben, sollte ich ihn eines Tages wiedersehen.“ „Mh, “ nickte Kagome gedankenversunken. Rin hatte Recht gehabt in ihrem Brief; es hatte sich viel verändert. Kapitel 3: 03 – Der Riese ------------------------- Hallo zusammen, wie versprochen geht´s weiter! Vielen Dank an alle für euer Interesse. Mit der Zeit kehrte im Dort wieder der Trott des Alltags ein. Sowie die Natur mit Beginn des Frühlings aus ihrer Winterstarre erwachte und die Landschaft in den schönsten Farben strahlen ließ, ging es auch den Menschen, deren Herzen sich langsam vom dunklen Schleier der Trauer befreiten. Kagome und Rin wohnten weiter in der kleinen Hütte und Kagome nahm sich nun der Ausbildung von Rin an. Sie ging mit ihr fast täglich in den Wald, um sie in Kräuter- und Pflanzenkunde zu unterrichten. Kaede hatte Kagome damals alles gelehrt, was sie über Naturmedizin wusste. Rins spirituelle Kräfte waren zwar nicht ganz so ausgeprägt wie Kagomes, aber trotzdem schaffte sie es einige Zauber und Bannsprüche zu erlernen. So konnte sie mittlerweile kleinere Dämonen läutern und Geister vertreiben. Aber sie schaffte es nicht genug ihrer Kraft in ihre Pfeile zu legen, um diesen ebenfalls eine läuternde Wirkung zu verleihen. Der Tempel war mit der Zeit in einem etwas baufälligen Zustand und der Winter und seine Stürme waren nicht förderlich. Das Dach war undicht geworden, viele Holzteile waren morsch und der Schrein hatte insgesamt viel von seiner einstigen Erhabenheit verloren. Die beiden Priesterinnen konnten bisher aber immer nur einige kleine Reparaturen durchführen; ihnen fehlten Kraft, handwerkliches Können, Material und schlichtweg Zeit. Trotz alledem war Kagome froh wieder hier zu sein. Es fühlte sich einfach richtig an, sie fühlte sich gebraucht und ausgefüllt von ihrer Arbeit. Endlich konnte sie wieder das tun, was sie am liebsten tat, anderen Menschen helfen und ihnen beistehen. Eines Morgens saßen die beiden in ihrer Hütte und bereiteten aus den gesammelten Heilpflanzen Arzneien, als ein junger Mann aus dem Dorf völlig außer Atem herein stürmte: „Kagome-sama, ein Dämon! Er kommt auf das Dorf zu! Er ist riesig!“. Kagome blickte ihn ernst an. „Wo ist er jetzt?“ „Bei den Feldern östlich des Dorfes. Heute sind auch die Frauen und Kinder dort, wir bereiten gerade die Felder vor. Rettet sie vor diesem Ungeheuer!“ Sie drehte sich kurz zu Rin um und gab ihr letzte Anweisungen. „Bereite alles vor für eventuelle Verletzte. Leg Verbände zurecht und bereite heißes Wasser vor. Ich gehe und halte den Youkai auf.“ Rin nickte entschlossen. „Alles klar. Pass auf Dich auf.“ Kagome nahm sich schnell ihre Bogen und Köcher und rannte los in die Richtung, die der Dorfbewohner ihr beschrieben hatte. Auf dem Weg kamen ihr schon einige panisch fliehende Menschen entgegen. Kagome rief ihnen zu, ob es Verletzte oder gar Tote gab, doch in ihrer Panik bekamen die Menschen nichts um sie herum mit und rannten nur in Richtung Dorf. Kagome spürte inzwischen ein schwaches Youki. Aber es fühlte sich seltsam an, nicht wie das eines gewöhnlichen Youkai. Vielmehr wie das eines Hanyous. Und zu alledem auch noch ein wenig vertraut. Sie hörte auf zu rennen, schließlich wollte sie nicht völlig außer Atem den Dämon stellen. Sie nahm einen Pfeil aus dem Köcher auf ihrem Rücken, um für einen überraschenden Angriff gewappnet zu sein. Sie spürte die Aura hinter der vor ihr liegenden Hügelkuppe und schlich sich vorsichtig vorwärts. Als sie die Erhebung erreicht hatte, sah sie einen riesigen Muskelberg, dessen Kopf aber irgendwie seltsam deformiert war. Auf die Entfernung konnte sie lediglich erkennen, dass sein Gesicht eigentümlich länglich war und die übermäßig großen Augen seitlich am Kopf saßen. Die Gestalt kam langsam auf sie zu, machte aber einen friedlichen Eindruck. Typisch, dachte Kagome, kaum sahen die Menschen einen Dämon, ddachten sie sofort, dass er sie auffressen wolle. Sie hasste diese Vorurteile. Nicht jeder Dämon war ein blutrünstiges, menschenverschlingendes Monster. Sicher, viele – vor allem niedere – Youkai griffen Menschen wahllos an, auch viele mächtige, menschenähnliche Dämonen verachteten das menschliche Leben, aber warum sollte sie ein Wesen bedrohen, dass sich friedfertig verhielt? Schließlich konnte niemand etwas für seine eigene Erscheinung. Der Riese entdeckte sie nun, da er näher gekommen war, blieb stehen und musterte sie. Er schien irritiert zu sein, dass Kagome den Bogen schussbereit in den Händen hielt. Doch nun, als er in Sichtweite stand, erkannte Kagome ihn. „Jinenji? Bist du das?“ Er kam rasch auf sie zugelaufen. „Du kennst mich?“ Kagome lächelte ihn sanft an. „Es ist schon eine Weile her. Ich bin Kagome. Kannst Du dich noch an mich erinnern?“ Jinenji lächelte breit über sein massives Gesicht, stürmte auf sie zu und schloss sie in seine vernarbten Arme. „Natürlich, wie könnte ich Dich jemals vergessen!“ Er hielt sie in den Armen wie ein riesiges Kind. Freudentränen sammelten sich in seinen Augen. „Ich hatte oft gedacht, du hättest mich vergessen. Oh Kagome, ich bin so froh, dass Du da bist!“, sagte er mit gebrochener Stimme. Er wollte sie kaum loslassen. Kagome wand sich sanft aus seiner doch etwas zu festen Umarmung. „Wie geht es Dir? Warum hast du deine Felder verlassen?“ Das Gesicht des Hanyous betrübte sich mit einem Mal. „Das ist eine lange Geschichte. Aber meine Felder gibt es nicht mehr, ich habe kein Zuhause mehr. Deshalb bin ich nun auf Wanderschaft.“ Kagome nahm seine Hand und lächelte ihn aufmuntern an. „Dann komm mit mir und erzähl mir was passiert ist.“ Die Dorfbewohner hatten sich alle in ihren Hütten versteckt aus Furcht vor dem Dämon. Sie warteten gespannt auf die Rückkehr ihrer Miko. Einige wenige Mutige spähten aus den Hütten hinaus. Einige Zeit später sahen sie wie Kagome mit dem Youkai friedlich und schwatzend in das Dorf zurückkehrten. „Der Dämon hat einen Zauber auf Kagome-sama gelegt! Sie sind zusammen ins Dorf gekommen, “ flüsterte der Späher aufgeregt in die Hütte. Die Menschen kauerten sich ängstlich zusammen und harrten der Dinge, die nun geschähen würden. Kagome verzog ärgerlich das Gesicht. Diese beschränkten Menschen sahen Jinenji selbst jetzt noch als Bedrohung, obwohl er in ihrer Begleitung ins Dorf kam. Es würde wohl nie in ihre Köpfe gehen, dass jedes Wesen selbst entscheiden kann, welchen Weg es einschlägt; das hatte nichts, aber auch gar nichts mit der Herkunft zu tun. Je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. „Sagt mal, wie blöd seid ihr eigentlich? Es ist nichts passiert, niemand ist verletzt, aber ihr veranstaltet einen Aufriss, als würde eine Armee Dämonen mit gefletschten Zähnen auf das Dorf zukommen. Dabei läuft nur ein Bauer, dessen Vater rein zufällig ein Dämon ist“ – hierbei verdrehte Kagome theatralisch genervt die Augen – „die Landstraße entlang und möchte in unserem Dorf rasten. Wie kommt ihr dazu ihn angreifen zu wollen?!“ Mit jedem Wort wurde Kagome lauter, am Ende brüllte sie die Dorfbewohner in ihren Hütten an, wie eine Mutter, die ihren Kindern eine saftige Predigt hielt. Der junge Mann, der die Miko alarmiert hatte, war der erste, der seine Sprache wiederfand. „A-aber Miko-sama, er ist eindeutig dämonischen Ursprungs. Und alle Youkai sind eine Gefahr für uns.“ Kagome musste tief durchatmen, da die Wut immer mehr ihren Verstand umfang. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Atmung und versuchte dem Impuls, den Blödmann gehörig zu ohrfeigen, nicht nachzugeben. Nun kam auch Rin dazu, die aus ihrer Hütte herauskam und sich dann ebenfalls neben Jinenji stellte. Sie guckte noch wütender drein als Kagome und ihre Stimme überschlug sich fast, als sie die Menschen anschrie: „Aber Menschen sollen bessere Wesen sein? Ja, natürlich, sie sind alle perfekte und reine Wesen! Ganz besonders die Banditen, die im Winter das Dorf belagert haben, das waren ganz besonders friedfertige und freundliche Menschen! Mir ist jeder Dämon lieber als ein heuchlerischer, verschlagener, rücksichtsloser und egoistischer Mensch! Und jetzt kommt endlich aus euren Hütten, ihr Feiglinge!“ Rin blickte erwartungsvoll auf die Ansammlung Häuser. Und tatsächlich kamen nun die Menschen mit vor Scham gesenkten Köpfen aus ihren Häusern hinaus. Sie wagten es nicht die beiden Priesterinnen und Jinenji anzublicken. „Wir gehen nun mit unserem GAST“, Kagome betonte dieses Wort ganz besonders, „nach Hause. Er wird für eine Weile bei uns bleiben.“ Sie warf noch einen kalten Blick auf den jungen Heißsporn, dann gingen die drei in das kleine Haus am Fuße des Schreins. Sie setzten sich um die Feuerstelle verteilt herum. „Es tut mir leid, dass sie dich so begrüßt haben. Sie werden es wohl nie lernen, egal wie viele friedliche Youkai und auch Hanyou sie kennenlernen.“ Kagome schloss resigniert die Augen. Sie verstand einfach nicht, wie man so verbohrt sein konnte. Jinenji lächelte sie aufmunternd an. „Mach dir nichts draus, Kagome. Das passiert mir jedes Mal, wenn ich auf Menschen treffe.“ Betretenes Schweigen füllte den Raum. Kagome brach es als erste. „Rin, mach bitte Tee, das Wasser ist ja noch heiß nehme ich an. Und dann erzählst du uns, Jinenji, warum du deinen Hof verlassen hast.“ Kurze Zeit später hielt jeder einen kleinen, irdenen Becher in den Händen und der Riese fing an zu erzählen: „Meine Mutter ist vor wenigen Wochen verstorben. Sie war bereits sehr alt, als du sie kennengelernt hattest, und… nunja, für jeden Menschen kommt einmal die Zeit.“ Kagome musste einmal schlucken. Die resolute alte Frau mir ihrer schroffen Art hatte sie bei ihrer ersten Begegnung ins Herz geschlossen. Und diesem wurde gerade ein Stich versetzt. „Eigentlich wollte ich weiter bei meiner kleinen Farm bleiben und Heilkräuter ziehen. Aber nun, wo meine Mutter mich nicht mehr vor ihnen verteidigte, vertrieben mich die Menschen. Sie kamen eines Abends bewaffnet und stellten mich vor die Wahl: Entweder ich verließe bis zum nächsten Morgen das Dorf, oder sie würden mich jagen, bis sie mich zur Strecke gebracht hätten.“ „Aber du bist doch so groß und stark“, unterbrach ihn Rin, „du hättest sie doch leicht besiegen können!“ „Ich hasse Kämpfen, ich hasse Gewalt! Ich will niemandem wehtun“, seufzte der sanfte Riese. Er wirkte nun sehr müde und abgekämpft. „Ich will doch einfach einen Platz haben, an dem ich friedlich leben kann und mich um meine Pflanzen kümmern kann. Mehr möchte ich doch nicht. Da ich nicht wusste wohin, begab ich mich auf Wanderschaft, um meinen Vater zu suchen. Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass er der Beschützer eines Waldes im Westen ist. Er hat uns verlassen müssen, als ich noch klein war, da immer mehr Dämonen ihr Unwesen in dem Wald trieben während seiner Abwesenheit.“ Mit einem Mal fing Rin an über das gesamte Gesicht zu strahlen: „Wenn der Wald im Westen liegt, so kennt vielleicht Sesshoumaru-sama euren Vater! Vielleicht kann er euch sagen, wo er lebt!“ Kagome schaltete sich nun auch in das Gespräch ein. Sie legte ihre Hand auf Rins Arm: „Rin, du weißt doch selbst nicht, wo Sesshoumaru ist. Wie willst du ihn da fragen?“ Rin schaute sie trotzig an. „Irgendwann werde ich ihn wieder sehen, und wenn ich nach ihm suchen muss!“ Jinenji blickte sie erstaunt an: „Woher kennt ihr den Herrn des Westens? Ich denke, er hasst Menschen? Wieso sollte er sich dann an Euch erinnern, Rin-san?“ „Weil er mich wieder ins Leben geholt und bei sich aufwachsen hat lassen, er hat mich immer beschützt, er war immer für mich da! Er ist wie ein Vater für mich…“ Bei der Erinnerung musste Rin immer stärker weinen. Wie sehr sie ihren Meister Sesshoumaru vermisste. Es war nun über 10 Jahre her, dass er sie bei Inuyasha und seinen Freunden zurück ließ. Aber sie verlor nicht die Hoffnung ihn wieder zu sehen. Sie hoffte nur, dass er ihm, Ah-Un und auch Jaken in all den Kriegswirren nichts zugestoßen war. Kagome nahm Rin stumm in den Arm. Sie würde nie verstehen, wie man in dem kaltherzigen Daiyokai einen Vater sehen konnte, aber sie verstand Rins Schmerz. Mittlerweile war es dunkel draußen. Sie blickte Jinenji an: „Bleib doch hier für ein paar Tage, wir finden einen Platz für dich.“ Kagome lag in dieser Nacht lange wach. Es ließ sie einfach nicht los, dass man grausam zu jemandem ist, nur weil er ein Dämon ist oder ein Mensch. Sie konnte diesen Hass einfach nicht verstehen. Sie verstand die Angst der Menschen vor den Youkai, die immer und immer wieder ihre Dörfer angriffen. Aber musste man deshalb gleich alles hassen und bekämpfen, was dämonischen Ursprungs war? Warum verachteten die Youkai Menschen so sehr? Nur weil sie ihnen in ihren Kräften unterlegen waren? Oder hatten auch die mächtigen Dämonen in Wahrheit nur Angst vor dem ihnen Unbekannten? Aber wenn Menschen und Youkai eines gemeinsam hatten, dann war es ihre Abscheu gegenüber Hanyou. Diese Mischlinge wurden gnadenlos ausgeschlossen, bedroht oder gar getötet, nur weil sie der lebende Beweis waren, dass Menschen und Dämonen einander lieben konnten. Inuyasha hatte ihr oft erzählt, was ihm als Kind alles widerfahren war. Und sie hatte oft genug gesehen, wie verächtlich Sesshoumaru ihn als Halbblut beschimpfte und ihn deswegen hasste. Sie wollte sich das nicht mehr tatenlos ansehen müssen; das einzige, das diese Welt verband, war der allgegenwärtige Hass. Sie wollte die Welt verändern, Gutes tun. Deshalb war sie Miko geworden. Und als Miko sah sie es als ihre heilige Pflicht, diesen blinden Hass zu beenden und sich um die zu kümmern, um die sich sonst niemand sorgen wollte. Nur weil sie die falschen Eltern hatten. Über diesem Gedanken schlief sie langsam ein. Am nächsten Morgen saßen sie wieder zu Dritt um die Feuerstelle und nahmen ihr bescheidenes Frühstück ein. „Jinenji, ich habe mich gestern im Bett an etwas erinnern müssen, das schon viele Jahre zurück liegt. Wir haben uns schon einmal getroffen“, sagte Rin. Der Angesprochene schaute sie überrascht an. „Ja wirklich! Ich war noch ein kleines Mädchen. Ich kam auf deine Farm und bat dich um die 1000 jährige Beere, um einen Freund zu heilen. Doch du hattest dich versteckt und so ging ich dann mit deiner Wegbeschreibung und einer Zeichnung der Pflanze auf die Suche. Dein Name kam mir schon gestern so bekannt vor, doch mir ist es erst eingefallen warum, als du schon schliefst.“ Jinenji lächelte glücklich. „Dann bist du also das mutige Mädchen von damals. Schön, dass wir uns wieder sehen.“ „Das ist ja mal ‘n Ding!“, lachte Kagome, „die Welt ist wirklich klein.“ Aber einen Augenblich später schaute sie sehr ernst. „Rin, Jinenji, ich habe mir gestern viele Gedanken gemacht. Über Menschen, Youkai und Hanyou. Es kann nicht mehr so weitergehen, ich kann den Hass und den ständigen Kampf nicht mehr ertragen. Warum sollen nicht alle friedlich zusammen leben können? Wir sind doch alle lebende Beispiele dafür, dass dies möglich ist. Jinenji, deine Eltern haben sich geliebt, obwohl sie verschieden waren. Du hast ein so ein großes Wissen über Arzneien und Kräuteranbau, du hast so viele geheilt, doch sie hatten alle nichts als Verachtung für dich übrig. Rin, die Menschen haben dich verachtet, weil du ein Waisenkind warst. Aber es war ein Dämon, der dich aufgenommen hat und für dich gesorgt hat.“ Und was für einer, dachte Kagome. „Ich habe auf unserer Suche nach dem Juwel so viele Dämonen und auch Halbdämonen getroffen, die einfach nur ihren Platz im Leben wollten. Auch in unserer Gruppe war es egal, was wir waren. Hanyou, Mensch und Youkai, wir waren Freunde, kämpften gemeinsam und standen uns immer bei.“ „Was willst du tun, Kagome?“, fragte Rin gebannt. „Als Mikos stehen wir für Frieden und sind für diejenigen da, die sonst niemanden haben, richtig Rin?“ „Ja! Wir beschützen die Schwachen und helfen jedem, der Hilfe benötigt.“ „Ich habe deshalb beschlossen für alle Youkai und Hanyou da zu sein, die Beistand und Hilfe brauchen. Und ich will versuchen den Schrein zu einem Ort der Zuflucht zu machen. Was haltet ihr davon? Ist das verrückt?“ „Nein, Kagome“, antwortete Jinenji, „das ist etwas so wunderbares, was du beschreibst. Dafür lohnt es sich zu kämpfen!“ Rin nickte zustimmend: „Genau, ich werde dir helfen! Ich bin schließlich auch eine Miko!“ Kagome war überglücklich. Sie hatte eine Aufgabe und Mitstreiter, was gab es Schöneres? „Jinenji, wenn du möchtest, kannst du hier bleiben. Ich würde mich sehr freuen, wenn du uns dabei hilfst diesen Tempel zu einem Ort des Friedens zu machen.“ *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Nach einiger Zeit hatten sie es mit Jinenjis Hilfe geschafft, den Tempel wieder von einer baufälligen Hütte in einen stattlichen Schrein zu verwandeln. Sie erweiterten den Tempel um einige schlichte Hütten, um alle aufnehmen zu können, die Hilfe brauchten und zur Ruhe kommen wollten. Auch Kranke wurden dort behandelt. Jinenji legte etwas abseits Felder an, wo alle möglichen Arten von Heilkräutern wuchsen. Die Kräuter wurden gesammelt und verkauft, sie betrieben auf dem Gelände des Tempels dazu eine Art Apotheke. Die Besucher und Gäste des Tempels halfen oft bei den anfallenden Arbeiten mit. Sie waren dankbar, dass sich jemand um sie kümmerte und nicht fragte, ob sie Mensch oder Dämon waren. Sie spendeten auch oft Lebensmittel oder Geld, damit dieser besondere Ort weiter bestehen konnte. Die Kunde von den beiden Mikos, die sich um jeden kümmerten, der ohne Hass in den Tempel kam, verbreitete sich schnell. Doch leider lenkte es auch die Aufmerksamkeit derer auf den Tempel, denen das friedliche Zusammenleben von Menschen und Youkai ein Dorn im Auge war. Eines Tages kam eine Gruppe Mönche zu dem Schrein. Es waren ein Dutzend junge Männer, die einem alten Mönch folgten und durch die Gegend streiften, um das Land von den Dämonen zu befreien. Zu dieser Zeit taten das viele Geistliche, sowohl Mönche als auch Priester und Mikos. Neben der Sorge um das Wohl der Menschen ging es den geistlichen Kämpfern auch um das Wohl ihrer Geldbörsen. Der Mönch, der die Gruppe anführte, war sicher über 60 Jahre alt. Wie viele Mönche, hatte er den Kopf geschoren und so wirkte sein wettergegerbtes Gesicht noch unbarmherziger. Er hatte einen grimmigen Blick und man konnte in seinen Augen einen stetig schwelenden Hass sehen. Die Gruppe stieg die Treppen hinauf zum Schrein. Sie blickten auf einen lebendigen Tempel, vor dem Tempel spielten einige Kinder, man hörte aus allen Richtungen Stimmen und Arbeitslärm. Der Mönch trat auf die Kinder zu. Doch als er näher war, sah er, dass es alles junge Youkai war. Zwei Wolfsdämonen und ein kleines Mädchen, das wohl ein Wieseldämon war. Er verzog angewidert das Gesicht. „Heh, ihr, wo ist die Priesterin, ihr Monster?“ Das kleine Wieselmädchen bekam sofort Angst vor dem zornigen alten Mann und fing an zu weinen. Die beiden Wolfsyokai schrien den Mönch zornig an: „Wir sind keine Monster! Wir sind Waisen! Das hat Kagome uns erklärt.“ „Aha, und wo finde ich diese Kagome?“ „Hier.“ Kagome trat aus einem der Gebäude. Sie war durch das Weinen des Kindes aufmerksam geworden. „Was wollt ihr hier?“ Der Rest der Mönchsgruppe kam nun ebenfalls hinzu und kreiste Kagome und ihren Anführer ein. „Weib, was fällt dir ein diesen Schrein durch die Anwesenheit dieser Bestien und Bastarde zu schänden? Als Miko ist es deine Aufgabe, die Menschen vor eben diesen zu bewahren!“ „Nein“, sagte Kagome ruhig. Sie hatte absolut keine Lust sich mit diesem fanatischen Mönch zu streiten. „Meine Aufgabe ist es die Schwachen zu schützen. Es ist mir egal was sie sind, solange sie nichts Falsches tun.“ „Schwachsinn, verrücktes Weib! Wir werden diesen Tempel nun von dieser Dämonenbrut säubern! Ich sage es euch einmal, verschwindet freiwillig oder es wird euch auch erwischen.“ „Nein, wird sie nicht!“, rief Rin, die gerade mit einem Pfeil im Anschlag ihres Bogens aus dem Tempel trat. „Verschwindet, sofort!“ Kagome stand immer noch ruhig umkreist von den Fanatikern. „Würdet ihr bitte diesen Ort jetzt verlassen?“ „Das ich nicht lache!“, rief der Mönch verächtlich, „ich lass mich doch nicht von zwei schwachen Weibern aufhalten.“ Er nahm seinen Stab und richtete das geweihte Ende auf das kleine Wieselmädchen. Er fing an zu glühen, er wollte das Kind läutern. Doch plötzlich hörte man das laute Splittern von Holz und der Stab fiel in zwei Teilen auf den Boden. Als der alte Mann aufblickte, sah er vor sich einen Riesen stehen mit Armen wie Baumstämmen. Vor Schreck wagte er es nicht einmal zu protestieren, dass sein geweihter Stab zerstört wurde. „Würdet ihr jetzt bitte gehen. Ich möchte euch nicht wehtun, also verschwindet.“ Jinenjis Augen leuchteten rot auf, um seiner Forderung einen gewissen Nachdruck zu verleihen. Die Gruppe junger Mönche war völlig perplex. Sollten sie angreifen? Aber wen? Und warum eigentlich, es war bisher ihrem Meister nichts geschehen, von dem Stab mal abgesehen. Doch als ihr Meister sich umdrehte und mit kreidebleichem Gesicht sehr zügig weglief, schlossen sie sich umgehend an. Es passierte immer wieder, dass entweder wütende Menschen oder aufgebrachte Dämonen diesen Ort angriffen. Kagome und Rin wurde es immer lästiger. Bisher konnten sie sich immer verteidigen, aber sie mussten nun einfach Vorkehrungen treffen, um sich die Angreifer vom Hals halten zu können. Oft saßen Kagome und Rin beisammen und studierten alte Schriften auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Tempel sowohl gegen feindlich gesinnte Menschen als auch Youkai zu schützen. Kapitel 4: 04 - Winterreise --------------------------- 04 – Winterreise Die Zeit verstrich, der Tempel florierte weiter. Aber die Probleme mit den ständigen Angriffen wurden einfach nicht weniger. Die beiden Mikos studierten fieberhaft jedes Dokument, das sich mit Bannkreisen und ähnlichen Defensivzaubern befasst und sie in die Finger bekamen. Doch alle bisher bekannten Schutzzauber waren nur gegen die Angriffe von Dämonen ausgelegt. Es gab durchaus Bannkreise, ähnlich dem am Berg Hakurei, die jedes Youki läuterten, das ihnen zu nahe kam. Nur wie sollten dann Youkai und Hanyou in dem Schrein leben oder ihn betreten? Nirgendwo fand sich eine Möglichkeit Menschen vom Betreten des Heiligtums abzuhalten. Aber Rin und Kagome gaben nicht auf und durchforsteten weiter Schriftrolle um Schriftrolle. Der Winter hatte mittlerweile das Land wieder fest in seinen eisigen Händen. Die Natur wurde unwirtlicher, ein schneidend kalter Wind fegte über das Land. Alles Leben schien der klirrenden Kälte gewichen zu sein. Der Wald wirkte völlig unbewohnt, die kahlen Bäume stachen abweisend in den grauen Himmel. Die Tierwelt hatte sich verkrochen in warme Höhlen, harrte dort aus oder hielt einen Winterschlaf. Selbst den vielen niederen Youkai war es zu kalt, sie suchten nun die Nähe der Menschen und nisteten sich in Häusern ein und verbreiteten dort Angst und Schrecken. Der Winter war immer eine arbeitsreiche Zeit für Mikos. Neben den vielen Geister und Dämonen, die die Menschen plagten und gebannt werden mussten, wurden auch viele Dorfbewohner krank. In diesem Jahr war es besonders schlimm, ein aggressives Fieber breitete sich rasend schnell unter den Menschen aus. Bald war das halbe Dorf krank. Es bewährte sich nun, dass Jinenji die wichtigsten Heilkräuter während des Sommers angebaut hatte. Die Lager der Apotheke des Schreins waren gut gefüllt mit allen nötigen Arzneien, um den Menschen Linderung zu verschaffen. So konnten zwar nicht alle Kranke geheilt werden, aber die meisten konnten gerettet werden. Jeden Tag kamen Kranke und Menschen, die um Hilfe für ihre Dorfgemeinschaften baten, von entfernten Dörfern zum Schrein. Die Kunde, dass es zwei Heilerinnen gab, die trotz des harten Winters noch Arzneipflanzen hatten, breitete sich fast so schnell aus wie die furchtbare Krankheit. Kagome seufzte enttäuscht. Jetzt war ihr Schrein auf einmal gut genug, dass man sich als Mensch dort behandelt lassen konnte, jetzt wo er quasi die letzte Hoffnung darstellte. Sie hatte es noch sehr lebhaft in Erinnerung, wie sich viele weigerten sich behandeln zu lassen, da die Kräuter und Arzneien von einem „dreckigen Bastard eines Dämonen“ bereitet wurden und sie Angst hatten vergiftet zu werden. Auch wollte niemand mit den beiden „Huren dieser Ausgeburt der Hölle“ auch nur sprechen. Die beiden Priesterinnen waren im Zwiespalt. Natürlich wollten sie helfen, deshalb hatten sie bisher auch niemanden abgelehnt. Nicht einmal, als ein gewisser greiser Mönch sich halbtot in den Hof des Tempels schleppte und um Hilfe bat. Nein, sie würden niemals so kaltherzig sein können, dazu waren sie zu sehr von der Liebe gegenüber jedem Leben erfüllt. Doch diese Doppelmoral ärgerte Kagome. Jetzt waren sie und Rin sowie Jinenjis Heilmittel gut genug für die Menschen. Doch sie ahnte, dass sobald die Kälte des Winters dem Frühling weichen würde, der Respekt für ihre Arbeit vergessen sein würde. Kagome hatte eines Tages die Idee, dass von nun an Jinenji und die Youkai und Halbdämonen, die zu Gast waren, die Bittsteller in Empfang nehmen würden. So sollten die Menschen wenigstens das Opfer bringen müssen ein verhasstes und gefürchtetes Wesen um Hilfe und Beistand bitten zu müssen. Kagome war begeistert von dem Plan und kicherte schadenfroh in sich hinein. Sie freute sich auf die Gesichter am nächsten Tag. Ein bisschen Bosheit und Schadenfreude mussten auch einer Priesterin gegönnt sein, dachte sie. Wie sollte man sonst dieses Leben durchstehen ohne irgendwann Amok zu laufen? Sie teilte ihren Gedanken Rin mit, die sofort ebenfalls ein sehr boshaftes Lächeln auf den Lippen hatte. „Sehr gute Idee! Um den Plan zu vervollkommnen werde ich zu unseren Gästen gehen und diejenigen bitten die Menschen in Empfang zu nehmen, die am furchterregendsten aussehen. Und die Behandlung wird von jetzt an nur noch Jinenji machen!“ Kagome blickte ihre Schülerin erstaunt an. „Manchmal könnte man glauben, du wärst wirklich die Tochter von Sesshoumaru… dieses gemeine Lächeln ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.“ Das Lächeln wich sofort aus Rins Gesicht, stattdessen sagte sie enttäuscht zu Kagome: „Du wirst deine Meinung wohl auch nie ändern, oder? Er ist nicht so grausam und kaltherzig, wie du immer sagst. Und gemein ist er auch nicht.“ „Sicher… er versuchte auch bisher immer einen aus unserer Gruppe umzubringen, als wir ihn trafen. Und er ist für dafür bekannt, dass er Probleme immer breit ausdiskutiert. Er ist ein echtes Herzchen.“ Rin sprang empört auf und schrie die Ältere an: „Wie kannst du sowas nur sagen? Er hat euch beim Kampf gegen Naraku geholfen, ohne seine Hilfe würde dieses Monster immer noch wüten! Und bin ich nicht das beste Beispiel, dass er nicht so grausam ist, wie du immer sagst? Er hätte mich tausende Male töten können, aber er hat mich zwei Mal dem Tod entrissen. Er hat mich nicht einfach allein in der Wildnis gelassen, sondern mich zu jemandem gebracht, dem er vertraut!“ Tränen kullerten ihr über die Wangen und sie fing an herzzerreißend zu schluchzen. Kagome nahm das kleine Häufchen Elend in den Arm und strich ihr sanft über den Kopf. „Ist ja gut Rin. Ich weiß doch wie du es meinst.“ Rin krallte sich in den Kimono der Älteren und zog geräuschvoll die Nase hoch. „Ich wünschte, du hättest ihn nur einmal so kennengelernt, wie ich. Er ist zwar manchmal grausam, aber er ist gerecht. Und auch wenn es so scheint, glaube ich nicht, dass er keine Gefühle hat. Sie sind da, ganz tief in ihm drin. Du musst dich nur durch seinen Panzer kämpfen, dann siehst du, wie wundervoll er sein kann, “ lächelte Rin nun mit tränenüberschwemmten Augen. Kagome erwiderte das Lächeln und tupfte mit einem Taschentuch behutsam die Tränen auf. „Wer weiß, vielleicht treffe ich ihn mal unter anderen Umständen und verstehe dann deine Gefühle.“ „Das hoffe ich!“ Doch nur einen Moment später betrübte sich ihr Gesicht wieder. „Ich vermisse ihn so sehr…“ Es hatte noch einen weiteren Vorteil, dass sich die beiden jungen Frauen nun nicht mehr vorrangig um die Armee der Kranken kümmern mussten, sie hatten nun endlich genug Zeit, um sich wieder durch die vielen Schriften über Barrieren zu lesen. Doch nichts Geeignetes wollte sich finden. Kagome reichte es langsam. „Rin, da wir nun etwas Zeit haben, werde ich einen kleinen Ausflug machen.“ „Ausflug? Wohin? Bei dem Wetter?“ Kagome schüttelte den Kopf. „Naja, eigentlich ist es mehr eine Studienreise. Ich will in die Stadt Enryaku reisen. Dort ist ein großes Kloster, das für seine riesige Sammlung von alten Schriften bekannt ist. Wenn wir dort nichts finden, dann weiß ich auch nicht weiter.“ „Dann lass mich mitkommen! Zu zweit ist es sicherer zu reisen. Und vier Augen lesen schneller als nur zwei“, zwinkerte ihr Rin zu. Doch Kagome schüttelte den Kopf. „Nein. Du musst hier bleiben. Der Schrein braucht doch eine Miko während ich unterwegs bin.“ Nun sah Rin sie mit großen Augen an. „Aber… ich bin doch nur eine Miko in Lehre. Wie soll ich für so lange Zeit alleine den Tempel hüten?“ Die Ältere lächelte sie nun stolz an: „Es gibt nichts, was ich dir noch beibringen könnte. Bevor ich abreise, kannst du dein Gelübde ablegen und die Weihe erhalten… Wenn du das immer noch willst.“ Rins Augen wurden nun noch etwas größer und bekamen wie so oft einen verdächtigen nassen Schimmer. „Natürlich will das! Was ist das für eine Frage?“ Einige Tage später versammelten sich alle Bewohner und Gäste des Heiligtums in der Gebetshalle der Tempelanlage. Die Türen des Allerheiligsten des Schreins waren geöffnet, man konnte so einen Blick auf den reich geschmückten Altar werfen. Viele Blumen zierten eine Statue des Kamis dieses Tempels. Aufgrund der bevorstehenden Zeremonie wurden viele Räucherstäbchen entzündet, deren schwer duftender Rauch die Luft schwängerte. Kagome musste sich an ihre eigene Weihe erinnern. Kaede hatte sie damals vorgenommen. Alle ihre Freunde hatten sich zum letzten Mal gemeinsam im Tempel eingefunden. Es war ein wundervolles Fest. Nur Inuyasha saß auch damals schon abseits und hing seinen Gedanken nach. Als sie wieder in ihrer Zeit war, konnte sie nur leider niemandem davon erzählen, dass sie bereits eine vollwertige Miko war. So musste sie zähneknirschend wieder als Lehrling anfangen. Überraschenderweise galt sie unter ihren Lehrern immer als sehr begabt, da sie ja so schnell lerne. Als es soweit war, griff sie nach Rins Händen und hielt diese fest. Die beiden standen direkt vor dem Altar. Rins Hände waren schweißnass und zitterten vor lauter Aufregung. Sie lächelte ihre ehemalige Schülerin aufmunternd an und flüsterte leise: „Nur Mut! Du schaffst das.“ Nun sprach Rin das rituelle Gelübde. Sie schwor ihr Leben der Wahrung des Lebens und des Friedens zu widmen, mit Liebe gegen jeden zu handeln und den Schrein und dessen Heilige mit ihrem Leben zu verteidigen. Dabei hielten sich die beiden Priesterinnen weiter an den Händen. Rin fühlte, wie sich um ihre verbundenen Hände ein schwaches Leuchten bildete. Eine rosa schimmernde Lichtkugel verband die beiden. Sie sah aus, wie die Kraft, die sich immer um Kagomes heilige Pfeile legte. Nun verstand Rin, sie empfing nun etwas der spirituellen Energie ihrer Meisterin und wurde damit geweiht. Das Licht wurde immer größer, immer heller und schloss die beiden Frauen nun komplett ein. Doch genauso schnell wie es sich ausbreitete, zog sich die Energie Kagomes Seele wieder zurück. Nun war es an ihr die rituellen Worte als Meisterin an ihre – nun ehemalige – Schülerin zu richten: „Ich sehe, du bist reinen Herzens. Du hast meine heilige Kraft empfangen, so sind wir auf alle Zeit miteinander verbunden. Nutze sie weise, Miko-sama.“ Damit war die Zeremonie beendet. Rin war überglücklich. Sie hatte es geschafft. Sie war eine richtige Priesterin. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Wenige Tage später machte Kagome sich zum Aufbruch bereit. Sie verabschiedete sich von Rin und Jinenji und machte sich nun auf den Weg. Die Stadt Enryaku lag ungefähr eine Woche entfernt im Süden. Wenn unterwegs nichts unvorhergesehenes passierte und das Wetter hielt. Ein Schneesturm war nun wirklich das allerletzte, das sie gebrauchen konnte. Doch Sie hatte Glück. Nach zwei Tagen stieß sie in einem Rasthaus auf eine Gruppe junger buddhistischer Novizen, die im Kloster Enryakus aufgenommen werden wollten. Diese Rasthäuser gab es in unregelmäßigen Abständen an allen großen Landstraßen, die sich wie Adern durch das Land zogen. Jetzt im Winter waren sie relativ leer, denn zu dieser unwirtlichen Jahreszeit reiste nur, wer es unbedingt musste. Auch gingen die Wirte pfleglicher mit ihrer raren Kundschaft um. Die weitere Reise verlief ebenfalls ohne Komplikationen. Kein Youkai war so leichtsinnig eine Gruppe von über 30 Geistlichen anzugreifen und den Banditen und Wegelagerern war es wohl zu kalt. So erreichten sie eine Woche später die Stadt, die dem berühmten Kloster zu Füßen lag. In der Stadt trennten sich ihre Wege, da Kagome die Gelegenheit nutzen wollte, um die Stadt und deren Markt etwas zu erkunden. Sie spazierte durch die leeren Gassen und erreichte bald darauf einen großen freien Platz, auf dem zahllose Händler aus kleinen Bretterverschlägen, aus Zelten oder direkt aus ihren Kutschen ihre Waren feilboten. Die junge Priesterin schlenderte von Stand zu Stand. Sie suchte nichts bestimmtes, aber sie wollte Rin ein Geschenk zu ihrer Weihe mitbringen. Als sie die erste Reihe der Händler abgelaufen war, fiel ihr Blick auf zwei zusammengekauerte Gestalten am Rande der Stadtbefestigung. Sie hatten sich in allerlei Lumpen gewickelt um dem schneidenden kalten Wind zu trotzen und hatten vor sich ein kleines Feuer entfacht. Niemand schien die Beiden zu beachten. Kagome sprach den Händler vor ihr an: „Verzeiht, aber wer sind die beiden dort drüben, die in der Kälte hocken?“ Der stämmige Händler blickte mit einem verächtlichen Blick zu ihnen herüber. „Das sind zwei Dämonen, die nach der Schlacht zweier Höllenheere verletzt in diese Stadt geflohen sind. Scheinen wohl fahnenflüchtig zu sein, sonst wären sie wohl zu ihrem Anführer zurückgekehrt. Sie sitzen da nun schon seit über einer Woche. Keine Ahnung, was sie sich erhofft haben. Aber helfen, tut diesen Monstern sicher keiner... ähh… Miko-sama?“ Kagome hatte sich abgewandt, nachdem sie gehört hatte, was sie wissen wollte. Auf weitere Beschimpfungen hatte sie keine Lust. Sie schritt zügig auf die beiden Youkaikrieger zu. Als sie vor den beiden stand, konnte sie sie eingehend ansehen. Es schienen Inuyoukai zu sein, sie hatten die typischen weißen Haare und das weiße Schulterfell, wie es auch Sesshoumaru hatte. Nur da sie lediglich zwei einfache Kämpen waren, war es nicht so ausgeprägt wie bei ihrem Fürsten. Auch bemerkte Kagome, dass die beiden verletzt waren, die schmutzigen Lumpen waren blutdurchtränkt. „Hallo ihr beiden, wer seid ihr?“, sprach sie sie freundlich an. Etwas verschlafen blickten die Inuyoukai auf. „Bitte, tut uns nichts. Wir wollen uns nur von der Schlacht erholen, wir wollen nichts Böses tun.“ „Keine Angst, ich will nur wissen wer ihr seid und warum ihr verwundet in der Kälte im Dreck sitzt.“ Die beiden blickten sich verwundert an. Eine Menschenfrau, noch dazu eine Priesterin sprach sie an? Sie schienen eine stumme Diskussion zu führen, ob sie ihr Vertrauen schenken konnten. Doch ihre erbärmliche Lage ließ nichts anderes zu. Nach einem Moment antwortete der Rechte der beiden: „Wir sind Inuko und Zassho. Wir waren Krieger in der Schlacht zwischen Hunde- und Bärendämonen. Dieser Krieg tobt nun schon seit vielen Jahren.“ Ah, dachte Kagome, das war dann wohl der Grund aus dem Sesshoumaru Rin zu Kaede gab. „Wir wurden vor knapp einer Woche in einer Schlacht westlich von hier schwer verletzt. Wir lagen lange bewegungsunfähig in der Wildnis. Wenn wir nun wieder ins Lager zurückkehren würden…“ Seine Stimme brach ab, er musste heftig schlucken. Sein Kamerad, Zassho, beendete den Satz: „… dann würden wir als Feiglinge hingerichtet werden. Deshalb beschlossen wir uns hier zu erholen.“ Kagome hatte eine Idee. Vielleicht würden die beiden jungen Krieger ihr helfen, Rin das beste Geschenk zu machen, was sich nur denken ließ. „Wer führte denn die Inuyoukai in die Schlacht?“ „Der Herr des Westens. Er ist nicht die Art Fürst, der andere seine Kriege ausfechten lässt, während er in seinem Schloss sitzt. Er kämpft immer an vorderster Front.“ Kagome musste unweigerlich lächeln. Die Götter waren ihr und ihrer Idee wohlgesonnen. „Und wo liegt das Lager genau? Ihr sagtet westlich von der Stadt tobte die Schlacht.“ Inuko sah sie erstaunt an. „Ihr wollt doch nicht das Kriegslager eines Dämonenheeres angreifen? Ihr würdet nicht einmal in die Nähe kommen!“ „Nein, ich will Sesshoumaru-sama eine Bitte vortragen. Deshalb möchte ich wissen, wo sich das Lager befindet.“ Sie hasste es so formell von ihm sprechen zu müssen, aber wenn sie etwas erreichen wollte, dann kam sie mit ihrer üblichen nass forschen Art wohl nicht weiter. Nun standen den Hundedämonen endgültig die Münder offen. „Woher kennt ihr den Namen des Herrn des Westens?“ Kagome seufzte. Das Misstrauen der beiden war offenbar grenzenlos. „Ich habe zusammen mit ihm in einer Schlacht gekämpft.“ Inuko wollte gerade den Mund aufmachen, doch Kagome reichte es nun. „Ich werde niemanden angreifen, ich werde euch nicht verpfeifen, ich will doch einfach nur wissen, wo dieses verdammte Lager ist!“, brüllte sie die beiden nun an. Um ihre Meinung zu verstärken, ließ sie ihre Energie an den geballten Fäusten aufleuchten. Die beiden eben noch so stolzen Inuyoukai winselten wie Welpen und duckten sich in den Schlamm. „Bitte, tut uns nichts, Miko-sama, wir verraten es euch auch, aber läutert uns nicht! Ihr müsst dem Fluss einen halben Tagesmarsch nach Westen folgen, dann seht ihr es, ihr könnt es nicht verfehlen. Aber es ist schwer bewacht.“ Geht doch, dachte Kagome. Warum nur immer mit Gewalt? Ohne ein weiteres Wort zu sagen, machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand im Gewusel des Marktes. Sie wollte sich ein wenig Proviant mitnehmen und auch die beiden Dämonenkrieger sollten einige Vorräte erhalten. Schließlich konnte sie die beiden nicht verletzt dort liegen lassen und ihrem Schicksal überlassen. Sie besorgte einige Lebensmittel und zwei schlichte, aber dicke Mäntel und kehrte zu den beiden immer noch Verschreckten zurück. „Hier, das sind warme Kleidung und Vorräte für eine Woche. Folgt der Landstraße eine Woche gen Norden, so werdet ihr an ein Dort kommen, dessen Tempel Youkai in Not aufnimmt. Dort werdet ihr Hilfe finden.“ Nun fehlte den beiden vorlauten Kerlen die Sprache. Die Miko war doch eben noch wütend auf sie? Und nun schenkte sie ihnen alles, was sie brauchten, um sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien? Kagome kniete sich vor die beiden und holte aus ihrem Reisegepäck eine große Tasche. „So, und nun zeigt mir eure Verletzungen, ich werde sie behandeln.“ Zassho seufzte erleichtert. „Dieser Schrein ist vom Himmel gesandt.“ Die Menschen auf dem Markt schauten die junge Priesterin entsetzt an. Was tat sie da nur? Sie freuten sich schon alle darauf, dass die Geistliche das Problem dieser dämonischen Landstreicher lösen würde, doch nun versorgte sie sie mit Lebensmitteln und Kleidung und verarztete sie auch noch? Die Miko wurde den Menschen unheimlich. Kagome beschloss danach zunächst in die Bibliothek des Klosters zu gehen und nach getaner Arbeit in das Lager der Inuyoukai Armee. Schließlich war der eigentliche Grund ihres Kommens wichtiger, auch wenn sie Rin noch so gerne eine Freude machen wollte. In der Bibliothek angekommen erzählte sie einem alten Mönch von ihrem Problem. Er saß zwischen mehreren Bergen von Schriftrollen und seine kleinen, zusammengekniffenen Augen zeugten davon, dass er Tag und Nacht daran arbeitete, die Berge der gelesenen Schriften um ihn herum zu vergrößern. „Hmmm… ich glaube ich habe vor langer Zeit mal etwas zu eurem Problem gefunden, junge Frau. Unsere Bibliothek ist stolz darauf im Besitz vieler Schriften dämonischer Gelehrter zu sein. Wenn ich mich recht entsinne, müsst ihr das Werk des Eulenyokai Fukuronosensei suchen. Er schrieb viel über das Bannen von allen möglichen Wesen. Wohl weil er selbst eher schwächlicher Natur war“, schmunzelte der alte Mann. Kagome schaute ihn ehrfurchtsvoll an. „Woher wisst ihr, was in den einzelnen Schriften steht? Habt ihr sie etwa alle“, sie machte eine ausholende Geste durch den Raum, „gelesen und erinnert euch an deren Inhalt?“ „Ja, das ist meine Art Buddha zu dienen. Ich verwalte schon seit ich denken kann diesen Hort des Wissens und es ist meine Aufgabe, jedem zu helfen, den es nach Wissen dürstet. Jeder dient dem Schicksal auf seine Weise. Ihr scheint eure ja auch gefunden zu haben.“ Er lächelte sie plötzlich wissend an. Kagome errötete augenblicklich. „Wie meint ihr das?“ „Nun, die Kunde eurer Barmherzigkeit hat es bis hier her geschafft. Und welche Miko hätte sonst ein Interesse daran sowohl Menschen als auch Youkai mit schlechten Gedanken aus ihrem Schrein zu bannen?“ Kagome fand schnell die besagte Schrift und las sie gespannt. Die Reise hatte sich gelohnt, nun fand sie endlich was sie suchte. Sie packte aus ihrer großen Reisetasche Tusche, Pinsel und Papier und begann die Schriftrolle abzuschreiben. Sie musste wehmütig an ihr Leben in der Neuzeit denken. Wenn sie dort etwas wissen wollte, konnte sie im Internet danach suchen. Und wenn sie in einer Bibliothek etwas Wichtiges fand, dann konnte man es einfach auf einen Kopierer legen. Ja, das moderne Leben war oft angenehmer! Mittlerweile war es draußen dunkel geworden, einzig das Licht von Dutzenden Öllampen erhellte den Raum der Bibliothek noch. Es wurde sehr anstrengend zu lesen. Aber man sah noch weitere Menschen vor Schriftrollen sitzen, die im Schein ihrer Öllampen geduldig Zeichen für Zeichen abschrieben. Das Kapitel in der Schriftrolle, die der Eulendämon hinterlassen hatte, war zum Glück nicht allzu lang und so hatte es Kagome spät am Abend geschafft. Sorgfältig verstaute sie ihre Unterlagen und ging Richtung Ausgang. Als Miko hatte sie glücklicherweise die Möglichkeit gegen eine kleine Spende in einem der Gästezimmer des Klosters zu übernachten. Die Gästezimmer waren winzig, sie waren gerade so groß, dass man einen schlichten, harten Futon auf den Boden legen konnte. Aber das reichte Kagome nach diesem ereignisreichen Tag vollkommen aus. Kaum hatte sie ihre Augen geschlossen, schlief sie fest ein. Am nächsten Morgen brach Kagome frühzeitig auf. Da es am Morgen noch besonders kalt war, zog sie sich ihre kostbare Thermounterwäsche unter ihre mittelalterliche Kleidung. Sie hatte über ihrer Mikotracht zwar noch einen warmen Haori, trotzdem würde es auf ihrer Wanderung unangenehm kalt werden, da sie am Tag zuvor beobachtete, dass der Fluss in Richtung Berge floss. Es war schon praktisch, dass sie sich einige Errungenschaften der Zivilisation mit durch den Brunnen genommen hatte. Sie wanderte immer weiter an den Ufern des kleinen Flusses entlang, der sich durch die Winterlandschaft schlängelte. Trotz des augenscheinlichen Idylls waren ihre Sinne äußerst wachsam auf der Suche nach der kleinsten Spur einer Dämonenaura. Es war nun bald Mittag und wenn das Lager noch dort war, wo es die beiden geflohenen Krieger beschrieben hatten, dann müsste sie bald auf die ersten Wachen stoßen. Sie versuchte nach Möglichkeit gut sichtbar ihren Weg zu beschreiten, damit niemand denken könne, sie wolle sich an das Lager schleichen. Sie wollte von den Wachen gefunden und angesprochen werden. Denn anders würde sie wohl kaum unbeschadet bis zu Sesshoumaru kommen. Aber obwohl sie niemanden um sich herum entdecken konnte, fühlte sie sich beobachtet. Aus dem Nichts schoss plötzlich ein hünenhafter Hundedämon vor ihr aus dem Dickicht und hielt ihr die Spitze seines Schwertes an die Kehle. „Wer bist du und was willst du?“ Kagome atmete einmal tief durch und versuchte gegen die Panik, die in ihr aufzog, anzukämpfen. Sie versuchte einigermaßen ruhig zu antworten: „Mein Name ist Kagome, ich bin eine Miko. Ich wünsche den Herrn des Westens zu sprechen.“ Der Wachposten musterte sie eingehend und zog misstrauisch seine Augenbrauen zusammen. „Was will ein Mensch von Herrn des Westens?“ Jetzt geht das Spielchen wieder los, dachte Kagome. Aber hier kam sie nur mit Demut weiter. „Seit Sesshoumaru-sama das Halbblut Naraku vernichtet hat, führt mein Schrein einen Auftrag für ihn aus. Ich möchte ihm Bericht erstatten.“ Der Blick des Soldaten wurde immer verwirrter. Das hörte sich seltsam an. Ein Schrein soll einen Auftrag seines Lehensherrn erhalten haben? Und die Miko kannte den Namen seines Herrn? Scheinbar musste sie ihn wirklich einmal getroffen haben. Aber wenn ihm sein Leben lieb war, musste er auf Nummer sicher gehen. „Was gab er dir für einen Auftrag, Weib?“ „Es ist mir nicht gestattet darüber zu sprechen. Ich darf nur Sesshoumaru-sama persönlich berichten.“ So, wenn er dir jetzt nicht glaubt, war’s das, sagte Kagome in Gedanken zu sich selbst. Sie pokerte gerade verdammt hoch. Der Inuyoukai schaute sie noch immer kritisch an. Kagomes Herz klopfte wie wild in ihrer Brust, doch sie gab ihr Bestes ihre Aufregung zu verbergen. „Nunja, es hört sich plausibel an. Ich bringe euch zu ihm, aber ich muss euch die Augen verbinden.“ Ein ganzer Berg viel Kagome vom Herzen, so erleichtert war sie. Sie nickte dem Wächter zu, dieser nahm ein schwarzes Tuch aus einer seiner Taschen und band es ihr fest um den Kopf. Schwärze umfing sie, kein Lichtstrahl drang mehr bis zu ihr durch. „Miko, ich nehme nun eure Hand und führe euch. Solltet ihr auf irgendwelche dummen Ideen kommen, werdet ihr es sofort bereuen.“ Kagome konnte vor Aufregung nicht mehr sprechen und nickte deshalb ein weiteres Mal. Sie spürte, dass er ihre Hand nahm und so begann ihr Weg ins Ungewisse. Kagome hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Ihr Körper folgte wie automatisch dem bestimmten Zug an ihrer Hand durch das Gelände, ihre Füße machten einen Schritt nach dem anderen über den gefrorenen Boden. Nach einer Weile blieb der Wachposten stehen. Er nahm ihr die Augenbinde ab und wies sie an, sich nicht vom Fleck zu rühren und auf ihn zu warten. Kagome stand am Rande des Lagers, flankiert von zwei weiteren grimmig dreinblickenden Wächtern. Das Lager bestand aus unzähligen kleinen weißen Zelten vor denen Lagerfeuer brannten. Davor saßen Krieger, viele von ihnen verletzt, und tranken Branntwein. Einige bereiteten sich auf der Flamme etwas zu essen, andere waren in Glücksspiele vertieft. Es schien eine harte Schlacht gewesen zu sein, denn der Geruch nach Blut, Eiter und Tod hing über dem Lager. Die Verletzten waren meist auch nur notwendig verbunden. Kurze Zeit später kehrte der Wachposten mit einem kleinen grünen Dämonen, der einen unförmig großen Stab in seinen kleinen Händen hielt, zu Kagome zurück. „So, du bist also das Weibsstück, das sich anmaßt meinen Herrn Sesshoumaru sehen zu wollen und die Frechheit besitzt zu behaupten, er hätte einem jämmerlichen Menschen einen Auftrag erteilt?“ Kagome und der Krieger rollten fast zeitgleich die Augen. Diese kleine aufgeblasene Kröte ging so ziemlich jedem auf die Nerven. Sie ging in die Hocke, setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und sprach mit zuckersüßer Stimme: „Jaken, ich bin Kagome, die Lehrerin von Rin. Bitte richte ihm aus, dass ich deshalb mit ihm sprechen möchte, ja?“ Die Augen des kleinen Kröterichs wurden tellergroß. Rin, dachte er erschreckt, wenn das rauskam, dass er seinem Meister Nachrichten von ihr enthielt, würde ihn das seinen Kopf kosten. Er zitterte am ganzen Körper, versuchte aber trotzdem würdevoll zu klingen. „Nun denn, ich bringe euch zu ihm, Menschenweib.“ „Kagome, mein Name ist KA – GO – ME! Merk es dir endlich!“ Kagome spürte wie mit einem Mal alle Blicke auf ihr ruhten. Ups, dachte sie, ich hab wohl vergessen, dass ich nicht allein mit diesem Schleimscheißer bin. Ihr Kopf färbte sich sofort tomatenrot. Sie folgte Jaken durch das Lager, vorbei an den Verwundeten, bis sie vor einem großen Zelt zu stehen kamen. Auf dem Banner sah man deutlich die blaue Mondsichel, wie sie auch auf der Stirn des Daiyoukai prangte. Die Miko musste wieder einmal warten, das kleine grüne Männchen huschte derweil in das Innere des Zeltes. Einige Minuten vergingen, doch kein Laut dran aus dem Innern. Bis plötzlich Jaken mit dem Kopf voran aus dem Zelt flog und hart neben Kagome auf dem Boden einschlug. „Sesshoumaru-sama empfängt euch nun“, murmelte der selbsternannte erste Diener des Westens. Kagome trat gespannt durch die Vorhänge ein. Das Licht war durch den schweren Stoff des Zeltes gedämpft, auch der Lärm des lebhaften Lagers wurde von ihm ferngehalten. Das Innere war schlicht und zweckmäßig gehalten. Ein großer Tisch mit einigen Stühlen herum, alles faltbar. Felle lagen auf dem Boden und auf den Stühlen, um die Kälte zu vertreiben. In der Mitte brannte ein Ofen, dessen Rohr oben durch die Kuppel des Zeltes brach und eine behagliche Wärme verbreitete. Nichts erinnerte in diesem Raum daran, dass der Bewohner der mächtigste Dämonenfürst des gesamten Reiches war. Aber Kagome hatte ihn auch nicht so eingeschätzt, dass er es nötig hätte sich mit Prunk zu umgeben. Sesshoumaru stand an dem Tisch mit dem Rücken zu ihr. Er sah aus wie immer, er trug die übliche weiße Kleidung mit den roten Ornamenten, seine Rüstung und seine beiden Schwerter an der Hüfte. Das lange Haar fiel ihm silbern und glatt den Rücken hinab. Auch seine stolze, aufrechte Haltung hatte sich nicht im Geringsten verändert seit ihrer letzten Begegnung. Er tat zunächst so, als würde er sie nicht bemerken. Er wollte wohl sehen, ob sie die Frechheit besaß ihn zuerst anzusprechen. Den Gefallen würde sie ihm sicher nicht tun, dachte Kagome stolz. Sie wusste durchaus wie man sich zu benehmen hatte, doch sie sah nicht immer ein, warum sie Wichtigtuern ihren Respekt erbringen sollte. Doch in diesem speziellen Fall wäre es wohl zielführender – und wohl auch gesünder – sich auf das Rangfolgespiel einzulassen. Sie stand weiterhin einen Schritt nach der Tür und senkte demütig ihren Blick auf den Boden und harrte der Dinge, die nun geschehen würden. „Warum bist du nun Rins Lehrerin, was ist aus der alten Priesterin geworden, der ich Rin anvertraut habe?“, richtete er nach minutenlangem Schweigen das Wort an sie. Selbstverständlich ohne jeden Gruß oder sich gar umzudrehen. „Kaede ist vor einiger Zeit gestorben, Rin bat mich, sie weiter auszubilden.“ Wieder Stille. Dieser Mann war unmöglich, dachte Kagome, so ein arroganter Mistkerl. „Und was willst du nun von mir, Menschenweib?“ Seine Stimme troff nur vor Spott und Missachtung. Er drehte sich dabei um und Kagome konnte den belustigten Zug um seine fein geschwungenen Lippen beobachten. Seine kalten, goldenen Augen hatten sie fest im Blick. Ganz ruhig, Kagome, dachte sie sich, lass dich nicht auf das Spiel ein, er wartet nur darauf, dass du ihm einen Grund gibst…. „Ich wollte Euch mitteilen, dass Rin nun ihre Lehre beendet hat und vor kurzer Zeit ihre Weihe empfangen hat. Sie ist eine äußerst talentierte Heil- und Pflanzenkundige. Ihr könnt stolz auf sie sein, Sesshoumaru-sama.“ Keine Reaktion, er blickte sie weiter kalt und verächtlich an, seine gesamte Haltung strahlte pures Desinteresse aus. Doch halt! Kagome bemerkte ein kleines, warmes Aufflammen seines Blickes, weniger als einen Wimpernschlag lang, dann war sein Blick wieder abweisend wie zuvor. Sie musste plötzlich an seinen jüngeren Halbbruder denken. Er sagte auch oft das Gegenteil von dem was er fühlte, einzig in seinem Blick konnte man seine wahren Gefühle sehen. Aber dazu gehörte viel Übung. Bei dem Älteren der beiden schien es sich genauso zu verhalten. Kagome verwand ihre gesamte Energie darauf ihn ja nicht ihre klammheimliche Freude darüber sehen zu lassen, dass sie ihn durchschaut hatte. Es war ihm nicht egal! Er schien sich tatsächlich zu…. freuen? Er hatte sie weiter fest im Blick, also war die Unterhaltung wohl noch nicht beendet. „Und weiter?“ Ah, er wollte wohl mehr von ihr wissen! Kagome erinnerte sich wieder an Rins Worte über ihn: „Und auch wenn es so scheint, glaube ich nicht, dass er keine Gefühle hat. Sie sind da, ganz tief in ihm drin. Du musst dich nur durch seinen Panzer kämpfen, dann siehst du, wie wundervoll er sein kann.“ Die Kleine konnte wohl nach all den Jahren an seiner Seite in ihm wie in einem offenen Buch lesen. „Es geht ihr gut, sie hofft, dass der Krieg bald vorbei ist und sie Euch wiedersehen darf.“ Kagome hielt unbemerkt die Luft an. Sie hatte ihm gerade sehr unterschwellig unterstellt, dass er sich um sie sorgt und sich fragt, wie sie zu ihm steht nach all der Zeit. Damit hatte sie sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Wenn sie seine Blicke falsch gedeutet hatte, war das beinahe ihr Todesurteil. „Sag ihr, ich habe zu tun, sie muss sich weiter gedulden.“ Er drehte wieder den Rücken zu ihr. Kagome atmete so leise sie konnte erleichtert auf. Glück gehabt, sie würde weiterleben! Jetzt, da sein Mienenspiel wieder unbeobachtet war, lächelte er kurz. Das Menschenweib war gar nicht mal so dumm. Sie hatte die geheimen Regeln dieses Spiels verstanden, in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Natürlich freute er sich nach über 10 Jahren endlich eine Nachricht von Rin zu erhalten. Er konnte ja schlecht einfach nach ihr, einem Menschenkind, fragen, das hätte seine Würde als Daiyoukai niemals zugelassen. Im tiefsten Grunde seines nach außen hin so eisigen Herzens hatte die Kleine sich einen Platz erkämpft. Er hegte schon lange fast väterliche Gefühle für sie und sorgte sich um sie wie um eine Tochter. Und er wollte ihr eine Nachricht zukommen lassen, doch keines Falls eine für alle offensichtliche. Das Lächeln verschwand wieder aus seinem Gesicht. Er drehte sich zu der Miko wieder zu. „Miko, du sagtest, Rin sei heilkundig. Nimm den Drachen Ah-Un mit, er wurde im Krieg verletzt. Rin soll sich um ihn kümmern, bis ich ihn abhole.“ Kagome konnte in diesem Moment nicht glauben was sie hörte. Er vertraute ihr seinen Drachen an, um ihn von Rin pflegen zu lassen? Sie wusste, dass Rin zu diesem Drachen eine sehr innige Beziehung hatte, er war wie ein großer, schuppiger, Blitze werfender, zweiköpfiger Schoßhund für sie. Und nach Rins Geschichten musste er sich bei ihr auch ebenso verhalten. Sie verstand die Botschaft, die hinter diesem Auftrag stand: Ich habe dich nicht vergessen, ich bin stolz auf dich und komme wieder. „Sehr wohl, Sesshoumaru-sama.“ Kagome platzte fast vor Freude. Aber die durfte sie hier nicht zeigen. Das war das wohl beste Geschenk, dass sie Rin von ihrer Reise mitbringen konnte! „Jaken!“, ließ der Herr des Westens seine tiefe Stimme nach draußen schallen. „Mein Herr…?“, wimmerte der Grünling gebückt, als er das Zelt betrat. „Gib der Priesterin Ah-Un , sie wird sich um seine Genesung kümmern. Und versorge sie mit den notwenigen Vorräten, dass sie direkt in ihr Dorf zurückkehren kann. Und das sofort!“ „Ja mein Gebieter, sofort mein Gebieter, ist schon geschehen mein Gebieter!“, murmelte der Gnom als er unter zahlreichen Verbeugungen das Zelt verließ. Wenig später war Kagome auf der leeren Landstraße in Richtung Norden. Der Drache Ah-Un war zu geschwächt zum Fliegen, deshalb gingen sie in gemächlichem Tempo. Beim ersten Nachtlager untersuchte sie ihn. Er hatte viele Schwertwunden an seinem Körper und dadurch wohl viel Blut verloren. Sie wühlte in ihrer Tasche mit den Arzneien und bereite ihm einen Sud, der seine Schmerzen linderte und die Blutbildung anregte. Mit dem riesigen Youkai an ihrer Seite musste sie nun wahrhaftig keine Angst vor nächtlichen Angriffen haben; kein Räuber oder Dämon würde es wagen sie anzugreifen. Der Tag war anstrengend, war das letzte, was Kagome durch den Kopf ging, bevor sie in ihrem Schlafsack einschlief. Anstrengend, lehrreich und sehr erfolgreich. Kapitel 5: Talente im Kampf --------------------------- Vielen lieben Dank für all eure Kommis! Bei Gelegenheit werde ich sie auch alle beantworten! Viel Spaß mit dem folgenden Kapitel 05 – Talente im Kampf Die Zeit nach Kagomes Abreise war nicht besonders ereignisreich für Rin. Es kamen zwar nach wie vor viele am Fieber Erkrankte, aber es hatte sich eine gewisse Routine eingespielt. Viele der Dauergäste des Tempels hatten mittlerweile Übung bei der Behandlung und so wurden Rin und Jinenji nur noch bei schweren Fällen hinzu gezogen. Rin behagte die Reise ihrer Lehrerin überhaupt nicht, sie fühlte sich schutzlos. Wenn der Tempel ernsthaft von Dämonen angegriffen werden würde, wäre es schwierig ihn zu verteidigen ohne Kagome. Rin beherrschte zwar auch einige Bannsprüche, aber ihre Talente als Miko lagen nicht im direkten Duell. Sie war eine begabte Heilerin und konnte mit allerlei Substanzen umgehen; wirkungsvolle Medikamente herstellen als auch wirkungsvolle Mischungen, die Magie entfalten konnten. Das Schießen von heiligen Pfeilen hatte sie inzwischen aufgegeben, es gelang ihr einfach nicht den Pfeilen die läuternde Wirkung zu geben. Trotzdem war sie eine passable Schützin. Sie verbrachte viel Zeit mit Jinenji in der Apotheke. Die Beiden teilten das Interesse an Pflanzen und deren Verarbeitung und zeigten sich gegenseitig neue Rezepte. Sie mochte den gutmütigen Riesen sehr. Er dagegen war stets sehr aufgekratzt, wenn er und Rin beisammen waren. Sie war freundlich und gütig zu ihm, nie zeigte sie Angst vor ihm. Das kannte er so nicht. Es gab bisher nur zwei Personen, die er kennengelernt hatte, das eine war seine Mutter. Die andere war Kagome, als sie zum ersten Mal in seine kleine Hütte kam. Sie empfand keine Abscheu vor seiner Erscheinung, sondern behandelte ihn ganz selbstverständlich. Es war ihr egal, was er war. Rin erinnerte ihn oft an Kagome, als sie damals durch das Land zog auf der Suche nach den Splittern des Juwels der vier Seelen. Sie strahlte die gleiche Unschuld und bedingungslose Freundlichkeit aus und wirkte wie ein Sonnenstrahl in diesen trübseligen Zeiten. Kagome war heute deutlich reifer geworden. Sie wirkte abgeklärter, entschlossener, nachdenklicher. Man spürte, dass sie schreckliche Dinge gesehen und erlebt hatte in der Zeit des Kampfes gegen Naraku. Es gab Momente in denen sie gebrochen wirkte, als hätte sie ihren Glauben an die Welt verloren. Und wütend konnte sie werden, ihr Zorn konnte alle in Angst und Schrecken versetzten. Auf Ungerechtigkeit und Anfeindungen reagierte sie oft so. Sie war nicht mehr der süße Sonnenschein von damals. Sie war eine gestandene Frau, die seinen tiefsten Respekt hatte. Sein Sonnenschein war nun Rin. Er genoss ihre Anwesenheit und sein Herz schmolz dahin, wenn sie ihn anlächelte. Sein Bauch fühlte sich seltsam an, wenn sie ihm nahe war. Er war immer ganz aufgeregt sobald sie ihn nur ansah und oft konnte er nicht mehr richtig denken, wenn sie ihn anlächelte. Was war nur mit ihm los? Warum war er so durcheinander? Diese ganzen Gefühle, die durch ihn tobten, sie waren Neuland für ihn. Er wusste nur eins: Er wollte sie bei sich haben, ihr jeden Wunsch erfüllen und sie vor allem Schlechten dieser Welt beschützen. Aber er würde ihr das niemals sagen. Denn wie konnte so ein bezauberndes Wesen jemand wie ihn genauso mögen wie er sie? Er verdiente sie nicht. Aber sie würde immer diesen ganz besonderen Platz in seinem Herzen haben. Neun Tage, nachdem Kagome aufgebrochen war, kam ein Reisender aufgeregt die Stufen zum Schrein hinauf gelaufen. Er war verletzt, er hatte zahlreiche kleine Bisswunden am ganzen Körper, die aber sehr tief schienen. Er schien auf der Flucht vor jemandem zu sein. Als er endlich den Hof des Schreins erreicht hatte, fragte er sofort nach dem Vorsteher des Tempels. Er hätte wichtige Nachrichten zu überbringen. „Unsere erste Priesterin befindet sich zur Zeit auf einer Reise“, beschied ihm ein dicker Dachsyoukai, „Aber es ist noch eine Miko hier, die dir helfen kann. Warte einen Moment, ich hole sie.“ Der Dachs verschwand in einem kleinen Gebäude. Einen Moment später kam er mit der jungen Frau zurück. „Mein Name ist Rin, was ist geschehen? Wer hat euch so verletzt?“, sprach sie den Ankömmling an. Dieser atmete immer noch heftig, seine Augen waren blickten abwesend durch die Miko vor ihm hindurch. „Dämonen… Schlangendämonen…. Hunderte! Sie sind auf dem Weg hierher!“ Rin zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Haben die euch so verletzt?“ „Ja“, nickte der Mann, „ich bin der einzige Überlebende unserer Gruppe.“ Seine Stimme wurde brüchig und er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich bin die ganze Nacht gerannt, um vor ihnen hier zu sein. Ihr Anführer sprach davon, dass er diesen Tempel überfallen wolle. Ich war mit einer Gruppe weiterer Händler auf der Straße unterwegs, als plötzlich hunderte fliegender Schlangenyoukai mit fürchterlichen Fratzen aus dem Dickicht kamen und sie auf uns stürzten. Meinen Freund fraßen sie bei lebendigem Leib, seine Schreie schwirren noch immer durch meinen Kopf. Ich rannte in Panik in den Wald und versteckte mich in einem hohlen Baum. Doch auch dort konnte ich die Schreie hören, das Brechen von Knochen und das Schmatzen der Dämonen. Nach einer Weile hörte ich nichts mehr. Dann brüllte der Anführer, dass sie ‚nach dem kleinen Imbiss nun diesen verfluchten Schrein der Himmel verschlingen‘ würden. Ich kenne mich aus in dieser Gegend, also wusste ich, dass dieser Schrein gemeint war. Ich rannte quer durch den Wald hierher, um euch vor dem Angriff zu warnen.“ Der Mann saß, nachdem er seinen Bericht beendet hatte, verängstig auf den Steinplatten des Tempelhofes, den Kopf in seine Hände gestützt. Der Schrecken war ihm noch immer ins Gesicht gezeichnet. Rin kniete sich neben ihn, legte ihm eine Hand sanft auf die Schulter und sprach mit sanfter Stimme: „Nun seid ihr aber hier und es wird euch nichts geschehen. Dank eurem Einsatz wissen wir nun, dass diese schrecklichen Youkai auf dem Weg hierher sind und können uns verteidigen. Aber zunächst werde ich mir eure Wunden ansehen und euch versorgen.“ Sie half dem verängstigten Mann auf und stütze ihn. Dann brachte sie ihn in eine der kleinen Hütten in einen Raum. Die Hütten wurden als eine Art Mischung aus Pension und Krankenhaus genutzt. Es gab kleine Räume, in denen schlichte Futons lagen. Je Haus gab es eine Feuerstelle. Der Neue wurde in einen leeren Raum gebracht und dort auf den Futon gelegt. Rin wandte sich zu dem Dachs und sagte bestimmt: „Huji, hol Jinenji, ich brauche seine Hilfe bei diesen Schlangenbissen. Und bring Verbände und heißes Wasser her.“ Der Dachs nickte und verschwand sofort. „Ich muss euch entkleiden, um die Wunden zu versorgen“, sprach Rin mit nun wieder sanfter Stimme. Das Gesicht des Verletzten färbte sich deutlich rosa. „Es gibt keinen Grund sich zu schämen. Ich muss euch nun mal behandeln.“ Mit geschickten Händen öffnete Rin das arg in Mitleidenschaft gezogene Oberteil des Mannes und zog es ihm behutsam aus. „Wie ist euer Name? Ich war schrecklich unhöflich, ich habe ganz vergessen euch zu fragen.“ „Nobuhiro. Ich bin ein Händler aus einem benachbarten Dorf, “ stotterte er vor lauter Verlegenheit. Die Miko besah sich nun die Wunden genauer. Man konnte deutlich sehen, dass die Wunden tief ins Fleisch schnitten. Sie waren nicht groß und lagen stets paarweise. Eben wie bei Bissen einer Schlange mit zwei langen Zähnen. Die Haut um die Wunden herum war bläulich verfärbt, ein deutliches Indiz für eine Vergiftung. Es war unglaublich, dass Nobuhiro mit diesen Wunden den ganzen Weg im Eiltempo bis zum Tempel gelaufen war. Scheinbar hatte nur noch sein Wille ihn getragen. Kurze Zeit später kam endlich Jinenji dazu. Rin brauchte dringend seinen Rat, er hatte mehr Erfahrung, wenn es um Gifte und Gegengifte ging. Er kam in Begleitung von Huji, der einen großen dampfenden Kessel dabei hatte. Jinenji hatte einen Korb voller Leinenbinden dabei und eine große Tasche. Er kniete sich neben den Verletzten, sah Rin fragend an und versuchte das Flattern in seinem Bauch zu ignorieren. Rin verstand seine stumme Frage. „Schlangenyoukai. Sie sind auf dem Weg hierher.“ Nobuhiro war in der Zwischenzeit vor Erschöpfung eingeschlafen. Jinenji besah sich die Wunden nun genauer. Vorsichtig berührte er eine der Bisswunden und bewegte die Haut etwas. Sofort floss ein bläuliches Sekret aus der Wunde, dass einen schwefligen Gestank absonderte. „Das ist das Gift eines Natteryoukais. Es gibt sie zwar in allen Formen und Farben, aber ihr Gift ist immer bläulich und stinkt nach Schwefel.“ Rin versuchte sich alles einzuprägen und nickte. „Wasch die Wunden gründlich aus und versuch möglichst viel des Gifts zu entfernen. Ich erkläre dir was du als Gegengift geben musst.“ Er holte eine kleine Phiole aus seiner Tasche. „Das ist der Saft des Gelbmilchpilzes. Er sorgt dafür, dass das Gift unschädlich gemacht wird und den Körper verlässt ohne Schaden anzurichten. In jede Bisswunde muss ein Tropfen gegeben werden, aber nicht mehr, denn der Saft ist selbst auch giftig.“ Rin sah sich die gelbe Flüssigkeit an. Sie erinnerte an Milch, die mit Orangensaft gemischt wurde. „Wie stellt man das Gegenmittel her?“ „Es wird aus dem Pilz gepresst, der wie ein Schwamm aufgebaut ist. Ich hoffe nur, dass nicht mehr Vergiftete kommen, ich hab nur noch diese Phiole. Man kommt nur im Mai an den Saft.“ Rin schaute ihn fasziniert mit großen Augen an. Sie war beeindruckt vom Wissen des Hanyous. Sie wollte mehr von ihm lernen. Jinenji gab derweil je einen Tropfen in die zahlreiche Wunden. „So, nun kannst du ihn verbinden. Ich denke, er wird jetzt noch eine ganze Weile schlafen, aber müsste es schaffen.“ Die Miko versorgte nun gekonnt die Wunden, wusch das Blut von der Haut und legte Verbände an. Jinenji blieb in dem Raum und wartete bis sie mit ihrer Arbeit fertig war. Er mochte es zusammen mit ihr Kranke zu behandeln. Als sie die Hütte verließen wurde er von Rin angesprochen: „ Sag mal, woher weißt du eigentlich so viel über Heilpflanzen? Neben dir fühle ich mich immer so unwissend.“ Er lächelte Rin verlegen an. „Ach was, mach dich nicht kleiner als du bist, du bist eine tolle Heilerin. Mein Vater hat mir alles beigebracht, als er noch bei uns war und ich klein war. Wir liefen jeden Tag durch die Wälder um unser Dorf, er erklärte mir jede Pflanze und wie sie wirkte.“ „Was für ein Youkai war denn dein Vater?“, fragte Rin weiter. „Ein Waldyoukai. Er ist eins mit seinem Wald, den er hütet. Er fühlt den Wald und dessen Bewohner.“ Die beiden gingen wieder in die kleine Apotheke zurück, wo sie meist zusammen arbeiten. An diesem Nachmittag saßen sie auch wieder zusammen auf den zwei schlichten Sitzkissen in dem stickigen Raum. Rin war sehr besorgt, sie wusste, dass sie den Tempel gegen die Schlangenyoukai verteidigen musste. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Sie konnte nicht einen so mächtigen Bannkreis errichten, auch reichte ihre spirituelle Kraft nicht eine so große Anzahl von Youkai zu läutern. Jinenji beobachtete interessiert das Minenspiel der jungen Frau. „Du schaust besorgt, Rin.“ Sie blickte auf den Boden, als würde sie dort die Lösung ihres Problems finden. „Ja. Ich weiß nicht, wie ich alle beschützen soll. Ich bin nicht so stark wie Kagome. Ich kann nicht so kämpfen wie sie. Ich bringe ja nicht mal einen geweihten Pfeil zustande!“ Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen. Jinenji sah auch auf den Boden und gemeinsam schwiegen sie eine Weile. Er wollte sie nicht weinen und verzweifelt sehen. „Du kannst nicht kämpfen wie Kagome, das stimmt, “ sagte er nach einer Weile, „aber du kannst den Tempel auf deine Weise verteidigen.“ „Wie meinst du das?“ Rin blickte auf und sah ihm fragend in die großen Augen. „Überleg doch nicht immer, was du alles nicht kannst. Überleg doch mal, was du gut kannst.“ Rin schaute verwirrt. Worauf wollte er hinaus? „Rin, man muss nicht immer mit dem Stahl in der Hand kämpfen. Pflanzen und viele andere Dinge aus der Natur können nicht nur heilen, sie können dir auch helfen, dich zu verteidigen.“ „Welche denn? Haben wir die denn hier?“ Hoffnung keimte wieder auf. „Komm mit, ich zeig es dir.“ Gemeinsam gingen sie in das Lager. Er nahm einen großen Korb in seine Hände und ging durch die Regale. „Wir wissen, dass unsere Angreifer Youkai sind, das ist gut. Es gibt viele Kräuter, die eine Wirkung gegen sie haben.“ Er nahm ein großes Büschel getrockneter Pflanzen aus einem Fach. „Hier, das ist Eisenkraut. Du weißt, dass es hilft einen hohen Blutverlust zu verkraften. Wenn du es aber verbrennst und den Rauch auf Dämonen richtest, hat es eine leicht läuternde Wirkung auf sie. Ich denke, wenn wir eine große Menge davon benutzen, können wir einen Teil der Schlangendämonen zumindest kampfunfähig machen.“ Mit jedem seiner Worte wuchs die Hoffnung in Rins Herzen. „Das könnte klappen… Ich kann versuchen, das Feuer zu weihen, dann müsste sich die läuternde Wirkung noch verstärken.“ Jinenji lächelte sie an. „Siehst du, du kannst auch eine kämpfende Kräutermiko werden. Und ich werde dir helfen. Zusammen schaffen wir das.“ Rin war sprachlos. Sie gingen weiter zusammen durch die Regale. Bald war der Korb voll mit allerlei Pflanzen. „So, und jetzt zeige ich dir noch etwas, was aus der Erde kommt. „Hier, diese verschiedenen Pulver… Wenn du sie mit gemahlener Holzkohle mischst und entflammst, dann gibt es einen Feuerball wie von einem Drachen.“ (Anmerkung der Autorin: Jinenji wusste, wie man Schießpulver herstellt. Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Und wieder was gelernt ^^) Rin war begeistert. Das hätte sie dem sanftmütigen Mann niemals zugetraut, dass sein Wissen so weit reichte. „Wenn wir die verschiedenen Mittel geschickt einsetzen, können wir sie vertreiben. Ich glaube nicht, dass die Schlangen damit rechnen, dass wir uns verteidigen können.“ Die beiden arbeiteten bis spät in die Nacht daran die Verteidigung des Schreins vorzubereiten. Kräuter mussten gemischt werden, verschiedene Pulver in kleine Gefäße gefüllt werden und ein Plan entwickelt werden, wie man all das am geschicktesten einsetzte. Am nächsten Morgen waren alle mit Sonnenaufgang wach. Rin warnte alle Bewohner der Hütten vor dem bevorstehenden Angriff und organisierte deren Flucht. Sie wusste von Kaede, dass in der Nähe eine Höhle lag, die Höhle, in der der Dieb Onigumo von Kikyo gepflegt wurde. Dorthin wurden alle Kranken und Kinder gebracht. Einige Hanyou und Youkai aus dem Tempel blieben bei ihnen. Rin traf auch auf einige Halbblüter und freundlich gesonnene Youkai, die bereit waren den Tempel zu verteidigen. Zusammen waren sie 10 Verteidiger des Schreins. Nicht viel, aber besser als nur sie und Jinenji. Ein Falken-Youkai bot sich als Späher an. Er konnte jederzeit die Gestalt wechseln und kreiste nun über dem Tempel. Er hielt mit seinen scharfen Raubvogelaugen Ausschau nach sich nähernden Dämonen. Sobald er etwas Verdächtiges entdecken würde, gäbe er ein vereinbartes Signal. Rin weihte alle Kräuter, die eine reinigende Kraft hatte, und schrieb Bannzettel um Bannzettel. Jinenji verteilte alle Fallen mit den übrigen Verteidigern an den Orten, die er gestern Nacht mit Rin geplant hatte. Zu guter Letzt wurden Feuer in Nähe der Fallen aufgebaut, um diese schnell zu aktivieren. Danach hieß es warten. Die Sonne schien friedlich am Firmament. Dunst hing in der winterlichen Luft und brach die einfallenden Sonnenstrahlen. Die Landschaft wurde in ein mystisches Licht getaucht. Nichts deutete auf die Anspannung hin, in der alle waren. Einzig der am Himmel kreisende Falke zeigte, dass dies kein normaler Tag war. Jeder stand bereit auf seinem Posten. Das Warten auf die Schlacht riss an den Nerven. Eine Stunde verging. Nichts geschah. Rin ließ ihren Geist durch die Umgebung schweifen auf der Suche nach dämonischer Energie. Eine weitere Stunde verging. Nichts geschah. Ein lang gezogener Falkenschrei durchbrach plötzlich die Stille. Das war das vereinbarte Signal. Die Schlangenyoukai waren in Sichtweite. Rin spürte es auch; eine Wolke von Youki näherte sich schnell ihrer Position. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Kagome erwachte an diesem kalten Morgen früh. Sie hatte sich mit Ah-Un dicht an ein kleines Feuer gelegt und sich tief in ihren Schlafsack gekuschelt. Sie waren nur noch einen knappen Tagesmarsch vom Schrein entfernt. Wenn sie mit ihrem normalen Tempo weitergehen würden, wären sie am späten Nachmittag zu hause. Der Drache hatte sich mit der Zeit gut erholt und gewann mit jedem Tag mehr an Kraft hinzu. Kagome untersuchte wie jeden Morgen seine Verletzungen. Die Wunden waren zwar noch vergleichsweise tief, aber dank ihrer Behandlung war die Entzündung zurückgegangen. Sie war froh, wenn sie wieder bei Rin war. Sie war viel geschickter bei der Versorgung von Wunden und dem Umgang mit Arznei. Kagome musste lächeln, als sie daran dachte. So hatte die Schülerin die Meisterin übertroffen. Sie konnte ihre Kämpfernatur nie wirklich ablegen, aus ihr würde nie so eine gute Heilerin werden. „Nun, Ah-Un, wenn du nicht trödelst, bist du heute noch bei deiner Rin. Also, lass uns gehen.“ Der Drache schnaubte fröhlich, als hätte er jedes Wort verstanden. Kagome nahm ihn locker an die Zügel und trottete immer weiter nordwärts auf der Straße. Sie wand sich durch die karge Landschaft, vorbei an kahlen Wäldern und nebelumhüllten Bergen. Die Sonne wurde von einem grauen Schleier verhangen, so sah dieser Wintertag noch trüber aus. Kagome hasste den Winter, all das Grau um sie herum und die Trostlosigkeit. Ihr fehlte die Farbe, das satte Grün der Bäume. Die Reise verlief ereignislos. Niemand wagte sich auch nur in die Nähe der beiden. Jeder der auch nur an ihnen vorbei ging, wurde scharf von den zwei Köpfen des Drachen gemustert. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Und die Gespräche mit Ah und Un verliefen immer sehr einseitig. Mit der Zeit hatte festgestellt, dass die beiden Köpfe sehr eigenständig waren und oft sehr unterschiedlich dachten und eine eigene Persönlichkeit hatten. Daher sprach sie den Linken mit Ah und den Rechten mit Un an. Als die Sonne ihre höchsten Punkt erreicht hatte, kamen sie endlich am letzten Dorf vor der Heimat an. Hier wollte Kagome eine Rast einlegen, das letzte Stück Weg war nicht mehr weit. Sie saßen abseits des Dorfes, Ah-Un auf einer Wiese, an der er sich gütlich tat, Kagome daneben auf einem Baumstumpf. Sie aß ihren letzten Proviant und ließ ihre Gedanken schweifen. Wie von alleine glitten sie wieder zu der letzten Begegnung mit dem kühlen Herrn des Westens. Etwas war anders als die vorherigen Male, sie wusste nur nicht was. Er nahm sie zwar nach wie vor nicht ernst, da sie ein Mensch war, aber er schaute nicht mehr so verächtlich auf sie herab. Es war seltsam, als sie spürte, dass unter dem kalten Panzer doch eine Seele zu spüren war. Langsam fing sie an zu verstehen, was Rin ihr von ihm erzählt hatte. Was sie nach wie vor an ihm faszinierte, war die Tatsache, dass seine Einarmigkeit seiner imposanten Erscheinung keinesfalls schadete. Er sah mächtig und erhaben aus und strahlte dabei die Gefahr einer Naturgewalt aus. Es schien ihm auch scheinbar auch nichts auszumachen, denn soweit sie es beurteilen konnte, unternahm er nichts mehr, um seinen Zustand zu ändern. Am Anfang hatte er noch verschiedene Arme von anderen Dämonen genutzt, aber das hatte er schon bald aufgegeben. Und trotz dieses kleinen Makels war er ein überirdisch schöner Mann… Kagome schalt sich eine Närrin, sich Gedanken über solche Dinge zu machen. Erstens war sie eine Priesterin und ihre Macht war an ihren Schwur jungfräulich zu bleiben gebunden, zweitens war er vielleicht äußerlich hübsch, aber ein kaltherziger, grausamer Kotzbrocken, und drittens und überhaupt…. Ihre ausufernden Gedanken um den Daiyoukai wurden jäh beendet, als eine große Anzahl Auren verschiedener Youkai plötzlich in ihr Bewusstsein drang. Sie spürte, dass es viele eher schwache Auren waren, diese aber zielstrebig auf ihren Schrein zu flogen. Der Tempel würde angegriffen! Rin! „Ah-Un, wir müssen uns beeilen, wir müssen Rin beschützen!“ Der Drache nickte entschlossen, er schien tatsächlich zu verstehen, was man ihm sagte. Kagome wollte gerade die Zügel in die Hand nehmen und loslaufen, da spürte sie, wie sie an ihrem Rücken gepackt wurde. Ah schnappte sich die Miko mit seinem Maul an der Hüfte und warf sie sich gekonnt auf den Rücken, während Un prüfend die Luft in seine Nüstern zog. Kaum kam sie auf seinem Rücken auf, erhob sich der immer noch verletzte Drache in die Luft und eilte vorwärts. Kagome schaffte es gerade noch rechtzeitig sich an einem der Hälse festzuklammern, bevor sie gefallen wäre. Zusammen rasten sie über die Wolken, um rechtzeitig bei Rin anzukommen. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Hunderte von Schlangenyoukai stürmten mit einem markerschüttertem Gebrüll den Hügel zum Heiligtum hinauf. Sie schienen ohne Plan vorwärts zu stürmen, nur getrieben von ihrer Zerstörungswut. Als sie beim ersten der drei traditionellen Doppeltore ankamen, blieben die vordersten in einer Barriere hängen. Ein Netz aus Energiefäden war zwischen den Holzpfählen des Tores aufgespannt worden. Es waren normale Bindfäden, die mit Sutras von Rin geweiht worden waren. Nun, da sie Kontakt zu den Youkai hatten, entlud sich die reine Macht wie ein Blitz. Viele der Schlangen, die voran stürmten, schafften es nicht dieses Hindernis zu überwinden und wurden geläutert, doch einige besonders hartnäckige brachen durch die Barriere. Das Tor war nun überwunden und frei für die nachfolgende Schar. Die meisten der Angreifer schienen nicht besonders intelligent zu sein, dachte Rin, denn sie flogen ungebremst auf das zweite Tor – die zweite Barriere zu. Aber die Dummheit ihrer Angreifer wäre nur von Vorteil für sie. Rin saß oben auf dem Hügel, direkt hinter dem dritten Tor und konnte von dort ihre heilige Magie steuern. Auf die zweite Barriere war Rin besonders stolz. Sie hatte mehrere Dutzend Papierwesen, Shikigami erschaffen. Sie waren aus Papier, aber Rin hatte ihnen das Aussehen von starken Inuyoukai gegeben um die Angreifer zu verwirren. Jinenji hatte das Papier zuvor noch mit einer Paste aus Eisenkraut eingerieben, um die läuternde Wirkung zu verstärken. Es war ein sehr komplizierter Zauber, den Rin gesprochen hatte und sie war sehr froh, dass er ihr so gut gelungen war. Die Shikigami konnte kämpfen und die Angreifer mit ihrer spirituellen Energie verletzten. Allerdings konnten sie nicht einstecken, da sie sich auflösten, sobald das Papier beschädigt wurde. Als die Schlangen in Schlagdistanz waren, ließ Rin die Papierarmee sich erheben und vor dem Tor positionieren. Das Tor war natürlich auch mit einer Reihe versteckter Sutras in eine Barriere verwandelt worden, allerdings konnte sie diese nicht so mächtig werden lassen, wie bei dem ersten Hindernis, da die Shikigami viel ihrer Energie und Konzentration beanspruchten. Die Papierarmee schaffte es auch einige der stärkeren Angreifer entscheidend zu schwächen und löschte viele der niederen Youkai aus. Sie trieben die geschwächten und verwundeten Schlangen in die magische Barriere des Tores, wo diese sich in Licht auflösten. Doch lange hielten die Shikigami nicht durch, nach kurzer Zeit waren die Papiere zerfetzt und die Barriere durchbrochen. Es waren schon so viele Gegner besiegt worden, doch der Strom der Angreifer wollte einfach nicht abebben. Immer noch stürmte Verstärkung den Hügel hinauf und die Masse der Schlangendämonen schien nicht kleiner geworden zu sein. „Bereitet euch vor, sie treffen nun auf die letzte Barriere!“, schrie Rin zu den anderen, die sich auf dem Vorhof postiert hatten. Die weniger robusten Verteidiger und Jinenji hatten sich ringförmig über das Areal verteilt und jeder hatte ein kleines Feuer vor sich brennen. Sie hatten alle Holzstücke in der Hand, die sie entzünden konnten und dann auf die vorbereiteten Fallen werfen würden. Die übrigen Hanyou und der Falken-Youkai hatten sich mit gezückten Waffen direkt hinter Rin in Stellung gebracht. Rin eilte nun zu Jinenji und zog einen Pfeil aus ihrem Köcher. Wenn es schon kein heiliger Pfeil werden konnte, so konnte sie aber die Wirkung mit ihren Mitteln verstärken, dachte sie grimmig. Die Pfeilspitze hatte sie bei ihren Vorbereitungen mit Stoff umwickelt, den sie nun Brand steckte. Die Angreifer standen nun nur noch wenige Schritte vor dem letzten Tor, dem letzten Hindernis vor den Verteidigern. Rin ließ den Pfeil von der Sehne schnellen und zielte auf den oberen Balken des Tores. Dort war ein großer Sack voller Sonnenkraut versteckt worden. Nun, da er getroffen vom Pfeil in Flammen stand, regnete flüssiges Licht auf die Dämonen und fraß sich wie Säure durch ihre Körper. Die Schlangen wussten nicht wie ihnen geschah und stürmten einfach weiter, was dazu führte, dass sich die brennende Sonnenkrautessenz gleichmäßig auf viele der Angreifer verteilen konnte. Sie schrien vor Wut und Schmerzen, wälzten sich auf dem Boden und versuchten irgendwie das fürchterliche Leuchten von sich herunter zu bekommen. Für einen kurzen Moment trafen sich die Blicke von Jinenji und der Priesterin. Diese Falle hatten sie gemeinsam ersonnen und sie nickten sich mit einem verschwörerischen Lächeln zu. Nie hätte Rin gedacht, dass die Pflanze, die sie sonst dazu nutzte entzündete Augen zu heilen, eine so mächtige Waffe in der Hand eines Kräuterkundigen war. Nun waren die drei geweihten Tore zum Schrein überwunden und die Masse der Youkai ergoss sich auf den Tempelvorhof. Jeder der Verteidiger warf sich sofort mutig auf eine Gruppe der Eindringlinge und fing an leidenschaftlich zu kämpfen. Laute Explosionen ließen jedes Mal den Boden erzittern, wenn Jinenji und die anderen Feuerkämpfer eine der Schwarzpulverfallen entzündeten. Der Druck der Explosion zerfetzte die Körper der Schlangen, die wild durch die Luft flogen. Die kämpfenden Verteidiger waren gewarnt, wo die Sprengfallen lauerten und konnten diese so meiden. Doch die Überzahl der Angreifer machte den Kämpfern schwer zu schaffen. Jeder der Verteidiger war inzwischen von einer Traube Schlangendämonen umringt und versuchte seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Die Flügel des Falken waren von den vielen Bissen zerlöchert, aber er schlug weiter mit seinen Klauen auf die Dämonen ein. Die mit Feuer Bewaffneten kamen nicht mehr dazu die Fallen zum Einsatz zu bringen und versuchten nur noch die langen Körper der Schlangen in Brand zu setzen. Rin war ebenso umringt und läuterte Dämon um Dämon mit ihren Bannzetteln, doch auch sie war schon verletzt und ihre Kräfte neigten sich bedrohlich dem Ende. Lange würden sie nicht mehr durchhalten. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Jinenji zu Boden ging und sich sofort die hungrigen Schlangen auf ihn warfen. „Neeeein! Hört auf!“ Tränen stiegen ihr in die Augen und ihr Herz fühlte einen Stich. Doch sie konnte ihm nicht zur Hilfe eilen. Sie war selbst umringt und schaffte es kaum sich ihrer Gegner zu erwehren. Sie kämpfte verbissen, aber es wollten einfach nicht weniger werden. Plötzlich wurde die Meute über Jinenji von einem Blitz jäh zerrissen. Weitere Kugelblitze regneten vom Himmel auf das Heer der Schlangen hinab und zerfetzten ihre Leiber. Rin sah erstaunt, wie neben ihr ein Pfeil einschlug und sich augenblicklich eine Barriere um sich bildete, die die giftigen Zähne der Schlangen von ihr fern hielten. Sie hob ihren Blick und konnte nicht glauben, was sie am Himmel sah: Ah-Un und Kagome griffen die Gegner aus der Luft an! Sie war viel zu erleichtert, um sich fragen, wo plötzlich ihr Hausdrache herkam. Neue Hoffnung erfüllte sie und gab ihr wieder Kraft. Auch die anderen sahen, dass sie Verstärkung in ihrer aussichtslosen Lage erhalten hatte und stürzten sich mit neuem Mut auf ihre Gegner. Kagome und der Drache rissen breite Schneisen durch die Massen der Schlangen, Ah und Un mit ihren Kugelblitzen, die Miko mit ihren reinigenden Pfeilen. Wenn ein Pfeil sein Ziel fand, wurde nicht nur der Getroffene in gleißendem Licht aufgelöst, sondern noch alle im näheren Umkreis. Die beiden flogen langsam zu Boden, nachdem sie die Angreifer an den Rand des Tempelvorhofes zurückgedrängt hatten. Kagome stieg ab und kam sofort auf Rin zu. „Na, da kam die Kavallerie aber gerade noch rechtzeitig!“ Matt lächelte Rin sie an: „Ja, keine Sekunde zu spät….“ Kagome blickte Rin ernst an. „Kümmer du dich um Jinenji und die anderen Verletzen und bring sie aus dem Kampfgeschehen heraus. Ich kümmer mich um den Rest.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und lief zum Eingangsportal. Ah-Un stand derweil in der Mitte des Platzes und feuerte auf alles, was in seine Reichweite kam. Kagome blickte misstrauisch in die Ferne. Irgendjemand musste diese Armee befehligen und steuern und den musste sie finden und ausschalten, sonst würde das nie ein Ende nehmen. Doch zunächst nahm sie einige Bannzettel zwischen die Finger und murmelte beschwörende Worte. Ein heller Lichtschein umgab sie und wurde mit jeder Silbe, die sie sprach, heller. In dem Moment, als sie fertig war, warf sie die Bannsprüche aus ihren Händen in die Luft und eine gigantische Barriere bildete sich um den gesamten Tempel. „Ah-Un, lass niemand in die Nähe der anderen, verstanden?“, rief sie dem Drachen entgegen. Ein doppeltes Nicken kam zur Antwort. Sie rannte den Hügel hinab und suchte nach einer Aura, die aus dem Meer der schwachen Youki herausstach. Den Weg schoss sie sich mit ihren Pfeilen frei. Ich muss sie mir einteilen, dachte sie sich, als sie wieder einen läuternden Pfeil den Hügel hinab schickte. Ich brauche sie sicher noch. Also legte sie sich den Bogen um die Schultern und blieb auf einer der letzten Stufen abrupt stehen. Sie faltete ihre Hände vor dem Gesicht und mit einem Mal wirkte ihr Blick seltsam abwesend. Wieder murmelte sie einige seltsame Worte, doch diesmal änderte sich die Haltung ihrer Hände mit jedem gesprochenem Wort. Als sie fertig war, breitete sie die Arme aus und entfesselte einen gewaltigen Sturm ihrer reinen Magie. Als die Luft sich wieder beruhigt hatte, sah sie keuchend auf den Weg vor sich. Ein müdes Lächeln umspielte ihre Lippen; der Einsatz hatte sich gelohnt, es stand ihr nun nur noch der Anführer der Schlangendämonen in einiger Entfernung gegenüber. Sie sah eine große, rostrote Natter vor sich, die sie um mehrere Köpfe überragte. Sie blickte mit einer Mischung aus Zorn und Angst auf die entschlossene Frau vor sich. „Du… wer bist du, Menschenweib, dass du dir anmaßt meine Kinder zu töten?“, zischelte sie. Kagome schaute sie unbeeindruckt an. „Wer bist du, dass du es wagst, meinen Schrein anzugreifen?“ Die Natter kam weiterhin hoch aufgerichtet auf sie zu. „Ich bin Hebiha, die Mutter der Schlangen. Und meine Jungen brauchen Futter…“, sagte sie bedrohlich leise und schlang dabei ihren massigen, langen Körper um Kagome. „Doch du hast meine Kinder getötet! Dafür wirst du büßen!“ Sie zog ihren Körper um Kagome zusammen und hatte sie nun komplett umwickelt. „Naaa, Menschlein, es wird nun Zeit für deine letzten Worte, bevor ich dich fresse.“ Kagome lächelte grimmig und sprach belustigt: „Es ist äußerst dumm, einer Priesterin so nahe zu kommen.“ „Priesterin?“, waren die letzten Worte Hebihas, bevor sie in dem hellen Licht aus Kagomes Körper verschwand. Kagome wischte sich über die Arme. Wieso mussten Schlangen nur immer so ekelhaft glibberig sein? Sie hasste Schlangen. Wie konnte diese Schlangenyoukai nur so dumm sein und sie nicht als Miko erkennen? Es war natürlich auch sehr unerwartet, dass ein Tempel von Geistlichen verteidigt wurde… Selbst schuld, dachte sie. Nun wollte sie aber schnell zurück zum Schrein und Rin endlich richtig begrüßen! *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Rin schloss Kagome sofort in die Arme, als sie am Schrein ankam. Sie hatte Tränen in den Augen und war völlig fertig vom Kampf, von der Angst um ihre Freunde und der Aufregung. Kagome nahm sie wortlos in die Arme und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ruh dich aus, kleine Rin. Ich mach den Rest.“ Sie spürte nur ein Kopfschütteln als Antwort. Die beiden versorgten alle, zum Glück hatte es die meisten nicht allzu schlimm erwischt und sie hatten keine Toten zu betrauern. Rin kümmerte sich besonders liebevoll um Ah-Un. Sie wusste zwar immer noch nicht, wieso er wieder bei ihr war, aber das war ihr egal. Sie war einfach nur glücklich. Nachdem alles erledigt war, saßen sie zusammen in ihrer Hütte. „Also, wo fang ich an?“, fragte Kagome, „Wie ich dich kenne interessiert dich mein Besuch in der Bibliothek überhaupt nicht und du willst nur wissen, warum Ah-Un bei mir ist.“ Rin schaute sie gespannt an, ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust. „Hast du Meister Sesshoumaru getroffen?“ Kagome lächelte amüsiert. „Ja, ich habe sein Kriegslager besucht und hatte dort kurz Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Ich habe ihm erzählt, dass du nun eine geweihte Miko und sehr talentierte Heilerin bist. Auch dass du ihn gerne wiedersehen möchtest.“ Rin hing an ihren Lippen, verschlang gierig jedes Wort. „Seine einzige Reaktion war, mir Ah-Un mitzugeben und dir auszurichten, dass du ihn pflegen sollst, bis er ihn abholt. Er sagte auch, dass es noch eine Weile dauern wird.“ Freudentränen flossen über Rins strahlendes Gesicht. Ihr Ziehvater hatte sie also nicht vergessen! Und sie war stolz auf sich, dass er ihr seinen Kriegsdrachen anvertraute. Endlich hatte sie eine Nachricht erhalten, sie hatte Jahre darauf gewartet. Sie wurde von Kagome aus ihrer Seligkeit gerissen: „Möchtest du nicht wissen, was ich herausgefunden habe?“ Rin wischte sich hastig die Tränen von den Wangen. „Doch, natürlich. Das ist nur alles gerade so unglaublich… Ah-Un ist bei mir, Sesshoumaru-sama geht es gut und er will mich besuchen kommen bald. Aber erzähl mir, was du gefunden hast, du platzt ja gleich.“ Kagome packte die Abschrift des Kapitels über Bannzauber aus. „Hier steht, dass es durchaus möglich ist einen Bannkreis zu errichten, der nur denjenigen passieren lässt, der freundlich gesonnen ist, gleich ob es Youkai oder Mensch ist. Man benötigt dafür einen heiligen Schutzpatron und einen von ihm geweihten Gegenstand. Bis hierher ist das noch alles nicht schwer…“ „Aber?“, fragte Rin neugierig. „Wir brauchen auch einen dämonischen Schutzgeist und einen von ihm geweihten Gegenstand. Und je mächtiger der Dämon zu Lebzeiten war, desto wirkungsvoller der Bannkreis. Dann müssen nur noch einige Rituale durchgeführt werden und dann sollte der Ort geschützt sein.“ Rin blickte sie erstaunt an: „Und wo ist nun das Problem?“ „Welcher tote, mächtige Youkai ist uns Menschen wohlgesonnen und hat uns einen Teil seiner Macht hinterlassen? Mir fällt nichts ein“, sagte Kagome resigniert. Nun lächelte ihre ehemalige Schülerin breit über das ganze Gesicht. „Oh, Kagome… das ist doch ganz einfach, denk doch mal nach!“ Kagome sah ziemlich zerknirscht aus. Wurde sie etwa gerade ausgelacht? „Ich habe den gesamten Weg hierher darüber nachgedacht, mir ist nichts eingefallen. Wenn du was weißt, dann sag es, und lach mich nicht aus!“ Rin erhob sich vom Boden und ging zu der großen Kiste, in der sie ihre persönlichen Sachen aufbewahrte. „Warte einen Moment, gleich hab ich es….“ Sie wühlte sich bis auf den Grund der Truhe und zog einen länglichen Gegenstand hervor, der in ein grobes Stück Stoff eingewickelt war. Sie nahm ihn und setzte sich neben Kagome. „Was ist das?“, wollte die sofort wissen. Rin lächelte nur wissend. „Gleich siehst du es, sei nicht so ungeduldig.“ Sie wickelte den Gegenstand behutsam aus und gab ihn Kagome in die Hände. „Na, kennst du das noch?“ Kagomes Hände zitterten, als sie sah, was sie da in ihren Händen hielt. Wie konnte sie das nur vergessen? Tessaiga, das Schwert, das die Menschen beschützt. Kapitel 6: 06 – Ein neuer Schutzpatron -------------------------------------- Hallo zusammen, es geht weiter! Vielen Dank für eure netten Kommis und die vielen Favs! 06 – Ein neuer Schutzpatron Tessaiga, natürlich! Das Schwert aus einem Reißzahn des Inu no Taisho, geschmiedet, um die Menschen zu beschützen! Welcher große Dämon war den Menschen mehr wohl gesonnen, als der Vater von Sesshoumaru und Inuyasha. Inuyasha…. Sie hatte versucht ihn zu vergessen und all die Erinnerungen, seien sie schön oder schlecht, in die hinterste Ecke ihres Geistes verbannt. Und nun war er durch das Schwert, das er hinterlassen hatte, wieder so präsent. Kagome musste hart gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Aber eine kleine widerspenstige Träne rann ihre gerötete Wange hinab. Rin schaute sie besorgt an. „Geht es dir gut? Hab ich was Falsches gesagt?“ Kagome rieb sich einmal über die Augen. „Nein nein, Tessaiga weckt nur so viele Erinnerungen…. Ich wollte mich nicht mehr daran erinnern, es tut immer noch weh.“ Stumm blickte Rin ihre Freundin an. Sie kniete vor ihr, der Schein des Feuers tauchte sie in ein goldenes Licht und verlieh ihrer Erscheinung etwas Erhabenes. Sie kniete stumm da, den Blick leer und melancholisch in die Vergangenheit gerichtet. Noch eine Träne lief ihr schönes Antlitz hinab und funkelte im Schein der Flammen wie ein Tropfen Sonne. Das Schwert lag auf ihrem Schoss, ihre Hände hielten sich daran fest und sie suchte Halt. Halt, den ihr der Besitzer vor langer Zeit oft gab, wenn sie ihn dringend brauchte. Sie beschütze, bedingungslos gegen jeden Unbill des Schicksals verteidigte und sich mutig zwischen sie und die Gefahr stellte. Es war ein schönes Gefühl gewesen zu wissen, dass es jemand gab, der alles dafür tun würde, um ihr Glück zu bewahren. Doch dieses schöne Gefühl verblasste mit der Zeit immer mehr, es wich der Dunkelheit, in Inuyashas Herz. Ihr Blick war nun wieder im Hier und Jetzt und lag auf dem Schwert in ihren Händen. Nachdenklich murmelte sie: „Was dieses Schwert schon alles bewahrt hat… und doch konnte es nicht immer retten. Tessaiga verlor auch Menschen, die seinen Besitzern lieb waren… Niemand kann alle beschützen.“ Rin sah sie verwirrt an. „Kagome, wie meinst du das?“ „Selbst mit der Macht Tessaigas kann man das Schicksal nicht verändern… Es tötet zwar hundert Dämonen auf einen Streich, aber es war auch immer Zeuge großen Schmerzes. Denk nur daran, was zwischen Inuyasha und Kikyo alles geschehen ist.“ Rin sah sehr nachdenklich aus und blickte auf das berühmte Schwert. „Es ist wie wir, es will alle beschützen, aber verzweifelt daran, dass das Schicksal unerbittlich ist…“ Sie schwiegen noch eine Weile, jede hing ihren Gedanken nach. Während Kagome über lang verdrängte Erinnerungen nachdachte, schlichen sich in Rins Gedanken Erinnerungen an die Zeit, in der sie mit Meister Sesshoumaru reiste. Er hatte dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen, zweimal. Zweimal entriss er sie dem Tod. Ihr Glaube, dass Meister Sesshoumaru die Kreise des Schicksals stören könne, war felsenfest. Dieser Gedanke machte ihr immer Mut, schon seit sie als kleines Mädchen mit ihm reiste. Er war immer für sie da, er beschützte sie. Es ist schön, jemanden zu haben, der dich beschützt. Dieser Gedanke begleitete sie noch eine ganze Weile, während sie stumm in ihrer Hütte vor dem wärmenden saßen. Doch wer beschützte sie? Niemand, dachte Kagome. Es war nun an ihr für sich selbst Sorge zu tragen. Nun war sie diejenige, die etwas zu beschützen hatte; Rin, den Schrein, Jinenji, die anderen Bewohner…. Mit einem Mal spürte sie die Bürde auf sich, die diese Verantwortung mit sich brachte. Sie musste nun stark sein, komme was wolle. Sie musste für die stark sein, die sie liebte. Mit einem Mal fühlte sie sich sehr einsam… Sie vermisste das Gefühl sich an eine starke Schulter lehnen zu können und die Geborgenheit genießen zu können. Und die Nähe, zu spüren, dass es jemanden gab, dem sie das Wichtigste auf der Welt war. Und sich geliebt und begehrt zu fühlen, sich als Frau zu fühlen. Aber die Liebe war ihr verboten, das war Teil des Schwurs, den sie bei ihrer Weihe ablegte. Ihre Macht war abhängig von ihrem Verzicht auf Nähe. Wollte sie weiter etwas in der Welt bewegen, durfte sie sich nicht ihren Sehnsüchten hingeben. Das Leben als Miko war entbehrungsreich. Der nächste Morgen kam viel zu früh für Kagome. Sie hatte die Nacht schlecht geschlafen, da sie die Gespenster der Vergangenheit in ihren Träumen heimsuchten. Die Erinnerungen ließen sie auch im Schlaf nicht los. Aber ob sie wollte oder nicht, sie musste aufstehen, heute war der Tag, an dem Rin und sie die Barriere errichten wollten. Sie rollte sich halb aus ihrem Nachtlager und kämpfte mit allen Kräften gegen die Bettanziehungkraft, die wie sie fand an diesem Morgen ganz besonders groß war. „Mwaa, mag nich…. Nur noch ein bisschen…“ murmelte sie in ihr Kissen. Rin war wie immer zeitig aufgestanden. Sie hatte es sich in der langen Zeit der Wanderschaft daran gewöhnt mit Sonnenaufgang aufzustehen und es war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Sie kam gerade vom Fluss zurück mit einem großen Bottich voll Wasser für Tee und Körperpflege. Als sie die Hütte der beiden betrat, bot sich ihr ein surreales Bild: Die mächtigste Miko seit Midoriko lang zur Hälfte auf dem Fußboden, krallte die Hände in ihren Futon und gab unartikulierte Laute und Brummgeräusche von sich. Wenn sie es nicht besser wüsste, konnte man auch durchaus auf den Gedanken kommen, dass Kagome von einem bösen Geist besessen war, so wie sie sich verhielt. Das einzig Verständliche in dem Genuschel war ein leises „…mag nicht…“ Rin musste innerlich schmunzeln. Der einzige Geist, der Kagome fest in seinem Besitz hatte, war der Geist des Morgenmuffels. Rin bereitete das Frühstück und Tee zu, wie sie es jeden Morgen tat. Sie brühte einen starken schwarzen Tee auf, um ihrer Oberin Starthilfe in den Tag zu geben. Kagome saß darauf mit der dampfenden Tasse im Bett und dachte wie jeden Morgen, dass es ein Verstoß gegen jede Würde sei, mitten in der Nacht aufzustehen. Gestärkt für den Tag berieten sich die beiden Priesterinnen, wie sie vorgehen sollten die Barriere aufzubauen. Vor ihnen lag Kagomes Abschrift und sie gingen nochmals jeden Punkt durch. Ein Gott, der ihnen gnädig war. Eine Reliquie des Gottes. Das war klar, der Schutzpatron des Schreins würde diese Rolle übernehmen zusammen mit seiner Altarfigur. Ein Youkai, der ihnen gnädig war und dessen Reliquie… Sie würden im Verlauf des Rituals den Großen Hundedämon um seine Unterstützung bitte. Ob er sie ihnen gewähren würde, mussten sie einfach abwarten. Sie legten setzten Tessaiga vorsichtig in die hölzerne Halterung auf dem Altar, die ein geschickter Gast dem Tempel gebaut hatte. Tessaiga war nun gleichberechtigt neben der Statue des Patrons Mittelpunkt des Tempels. Papiergirlanden zierten es. Rin hatte außerdem eine kleine Holztafel gefertigt, die an den Inu no Taisho erinnern würde. Wenn er schon zum Schutzpatron des Heiligtums werden sollte, dann musste er ja auch präsent sein. Sie war aus marmoriertem, kostbarem Wurzelholz gearbeitet, die schlichte Form und die feinen Tuschstriche gaben der Tafel einen sehr würdevollen Ausdruck. Rin dekorierte den Altarbereich üppig mit selbst gepflückten Blumen, Kagome entzündete Weihrauch in einigen Kupferschalen. Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, knieten sich die beiden Priesterinnen vor den Altar. Kagome hatte sich vor dem Teil, der dem Daiyoukai bestimmt war, niedergelassen, Rin vor dem Altarbereich, der dem Gott des Schreins geweiht war. Nun begannen die beiden Mikos ihre Meditation, begaben sich mit ihrem Geist in die Zwischenwelt, zwischen dem Diesseits und Jenseits. Dies war der Ort, um Bitten an Götter, Geister und Verstorbene zu richten. Äußerlich ruhig fokussierten sie beide ihre Konzentration auf den Gegenstand vor ihnen. Da sie die Augen geschlossen hielten, sahen sie ihn mit ihrem inneren Auge. Kagome hielt Tessaiga schnell mit ihrem Geist fest, dies war für sie eine leichte Übung. Nun folgte der forderndere Teil, der Übergang der Seele in die Zwischenwelt. Sie atmete bewusst, all ihre Aufmerksamkeit lag nun auf der Luft, die in ihre Lungen strömte und diese kurze Zeit später wieder verließen. Ein. Aus. Kagome spürte, wie sich die Energie der Luft in ihrem Körper ausbreitete. Ein. Aus. Ein. Aus. Ihr Körper wurde schwer. Die Hände, die auf ihren Oberschenkeln locker lagen, fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Ein. Aus. Ihre Schultern wurden immer weiter zur Erde gezogen. Ein. Aus. Ein. Aus. Ihr Körper war so schwer, er ließ sich nicht mehr bewegen. Ein. Aus. Ein. Aus. Ein. Aus. Ein kurzes Flackern trübte ihr inneres Auge, dann war das Bild wieder klar. Sie war in einer Welt aus blauem Licht, ähnlich dem Raum, der sie bei ihren Zeitreisen umgab. Sie schwebte im Nichts. Hier gab es nichts. Nur dass, was Willenskraft sein lassen wollte. Sie nahm ihre mentalen Kräfte zusammen und konzentrierte sich auf ihren Wunsch. Schwerkraft. Langsam sank sie auf einen nicht sichtbaren Boden. So fühlte sie sich viel wohler; das Schweben konnte sie noch nie leiden, es verursachte ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Bauch. Jetzt kam alles darauf an, ob der von ihr Gesuchte ihrem Ruf folgen würde. Sie wartete. Nichts geschah, sie war weiter allein im Nichts. Sie wartete weiter, Zeit hatte an diesem Ort keine Bedeutung. Bitte, dachte sie, hilf uns! Hilf uns den Himmel auf Erden zu schaffen, einen Ort, an dem es keinen Hass gibt, wo jeder mit Respekt und Freundlichkeit empfangen wird. Wo es egal ist, wer man ist oder woher man kommt. Bitte, hilf uns. Bitte. Ein kleiner Lichtpunkt bildete sich im Irgendwo. Sein Schein breitete sich langsam aus und wuchs. Doch Kagome bekam davon nichts mit, sie appellierte in Gedanken weiter an den Gerufenen. Bitte, gewähre uns deinen Schutz. Verhindere, dass noch mehr Kinder der Liebe leiden müssen wie dein Kind. Der Nebel aus Licht kam näher. „Es ist ungewöhnlich das eine Miko einen toten Daiyoukai sprechen will“, hallte plötzlich eine tiefe, sonore Stimmte durch das Nichts. Kagomes Konzentration war nun nicht länger nach innen gerichtet. Sie sah den Geist vor sich. Es war ein Mann, eindeutig ein Youkai, wie die Zeichnung im Gesicht verriet. Es war unmöglich sein Alter festzulegen, er sah weder alt noch jung aus, als wäre er zeitlos. Ein weißer Haori mit blauen Mustern an den weiten Ärmeln kleidete ihn, dazu passend eine weite weiße Hose. Der lange Zopf umspielte seinen muskulösen Rücken. „Inu no Taisho.“ Kagome verbeugte sich leicht. „Ich habe eure Bitte gehört, Kagome“, sprach er mit einem wissenden Lächeln. „Woher kennt ihr meinen Namen?“, antwortete sie erstaunt. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter. „Nun, ich habe deinen Weg verfolgt. Du hast lange meinen Sohn begleitet. Und auch nach seinem Tod habe ich mit Interesse dein Tun beobachtet. Nin sage mir, warum bittet eine so reine Frau wie du um die Hilfe eines Dämons? Ist es Macht, die du hoffst zu erlangen?“ Kagome war gebannt von der Erscheinung des großen Hundes. Selbst als Geist verströmte er noch eine Macht, die die wenigsten Lebenden ausstrahlten. „Nein, ich bitte um euren Schutz. Schutz für unseren Tempel.“ Inu no Taisho legte den Kopf leicht schief. „Warum sollte ich einen menschlichen Tempel schützen? Von diesen Orten geht doch die Verfolgung der dämonischen Rasse aus.“ „Mein Schrein ist ein Ort der Zuflucht, für jeden. Sei es Dämon, Mensch oder Hanyou. Doch viele wollen dieses Zusammenleben nicht akzeptieren und überziehen den Ort mit Hass und Gewalt.“ „So war es immer, so wird es immer sein“, sprach der tote Fürst kalt. „So muss es nicht sein! Es gibt sie, diejenigen, die ihre Angst vor dem Andersartigen überwunden haben! Ich will ihnen helfen, ihnen Beistand gewähren. Doch alleine bin ich zu schwach. Deshalb bitte ich um euren Schutz. Helft uns, diejenigen von diesem wunderbaren Ort zu bannen, deren Herzen von Hass erfüllt ist.“ Sie wurde einen langen Moment gemustert. Keine Emotion zeigte sich im Gesicht des Geistes vor ihr. Er schien nachzudenken. „Deine Bitte ist aufrichtig, ich habe gesehen, was du in den letzten Monaten getan hast. Auch habe ich gesehen welchen Angriffen du und dein Tempel ausgesetzt waren. Doch was soll ich tun? Ich kann dir nur helfen, die grimmigen Menschen zu bannen, was willst du gegen all die Dämonen tun?“ „Die zweite Priesterin des Schreins bittet den Schutzpatron um seinen Beistand. Wenn der Schutz eines göttlichen und eines dämonischen Patrons in Friede vereint wird, kann nur derjenige den Bannkreis durchschreiten, der keinen Hass in seinem Herzen hat.“ Der Daiyoukai legte seine Hand nachdenklich an sein Kinn. „Hmmm… was du sagst, macht Sinn. Wenn euer Gott mich akzeptiert, helfe ich euch unter einer Bedingung.“ Kagome zuckte zusammen. Sie war so kurz vor dem Ziel, sie durfte jetzt nicht scheitern! „Nennt eure Bedingung, Herr.“ „Errichtet meiner verstorbenen Gefährtin Izayoi einen Platz, an dem ihrer gedacht wird. Ihr Grab wurde geschändet. Zeitlebens wurde sie von denen, die ihr bannen wollt, verfolgt und bedroht, nur weil sie unseren Sohn großzog. Es soll ihrer erinnert werden, was sie erdulden musste.“ Die Anspannung wich sofort aus Kagome. Sie verbeugte sich tief. „Sehr wohl, mein Herr.“ „Meine Kraft befindet sich nun in deiner Welt. Sie liegt in Tessaiga. Wenn euer Schutzgott meine Hilfe akzeptiert, steht dem Schrein der Himmel nichts mehr im Weg.“ Seine Erscheinung begann zu verblassen. „Lebt wohl, Kagome-sama. Ich wünsche euch viel Kraft auf Eurem Weg.“ Seine Stimme verhallte immer mehr im Nichts des Ortes. „Noch etwas“, erschien seine Stimme in ihren Gedanken, „sei barmherzig zu meinem Erstgeborenem. Er weiß es nicht besser.“ *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Beide Mikos erwachten nach einiger Zeit aus ihrer Trance und schauten sich gespannt an. Rin fand als erstes ihre Worte: „Der Schutzpatron des Tempels hat mir seine Unterstützung zugesagt. Er ist ein Gott des Friedens und der Harmonie und ist stolz darauf, was in seinem Tempel geschieht.“ Noch während sie die Worte sprach, glühte seine Figur in reinem, heiligem Licht. „Inu no Taisho hat uns ebenfalls seinen Segen gegeben. Allerdings unter der Bedingung, dass wir seiner toten Frau ein Denkmal setzen. Er unterstützt unsere Hoffnung auf ein besseres Zusammenleben.“ Tessaiga pulsierte in rotem Licht, das Youki des toten Daiyoukai sammelte sich in dem Schwert, es wackelte in seiner Halterung. „Nun Rin, dann kommt nun der Moment der Wahrheit. Lass uns die heilige Kraft mit dem Youki verbinden und hoffen, dass sich der Bannkreis bildet.“ Kagome trat vor Tessaiga und blickte ehrfurchtsvoll darauf hinab. Sie schluckte einmal, dann hielt sie ihre Hände in das flackernde Youki. Doch nichts geschah, die Aura übertrug sich sanft kräftig pulsierend auf ihre Hände, es verbrannte sie nicht und riss sie auch nicht in Fetzten. Nun legte Rin ihre Hände in den Schein der heiligen Statuette und auch diese Aura legte sich sanft wabernd wie ein Nebel auf ihre Hände. Die beiden drehten sich zueinander und schauten sich entschlossen in die Augen. Rin nickte der Älteren aufmunternd zu, dann gingen sie Schritt für Schritt aufeinander zu. Als sie nur noch einen letzten Schritt voneinander entfernt waren, berührten sich die Auren schon fast. Sie loderten auf, verhielten sich wie zwei Kämpfer vor einer Schlacht. Youki und heiliges Licht; eigentlich waren diese beiden Kräfte wie Feuer und Wasser. Und diese sollten nun verbunden werden. „Rin, denk an unseren Wunsch“, sprach Kagome und packte Rins Hände mit ihren. Die Macht durchfuhr die beiden Priesterinnen, die Erde erbebte, die beiden sanken auf die Knie, da sie dieser geballten Kraft nicht standhalten konnten. Die Energie sammelte sich an ihren Händen in einer kleinen Kugel, die immer heftiger pulsierte. Mit einer lautlosen Explosion breitete sich das Licht über den Schrein aus. Die beiden Mikos brachen völlig erschöpft vor dem Altar zusammen. „Haben wir es geschafft?“, fragte Rin mit matter Stimme. „Fühl doch einfach, spürst du nicht die Aura um uns?“, antwortete Kagome mit kratziger Stimme. Rin hatte keine Kraft mehr zu antworten. Mit einem Lächeln schlief sie mitten im Allerheiligsten des Schreins ein. Kagomes Augen wurden auch merklich schwer, aber die letzten Worte des Inu no Taisho verfolgten sie in ihren Schlaf. „Sei barmherzig zu meinem Erstgeborenem. Er weiß es nicht besser.“ Was meinte er bloß damit? Dann übermannte auch sie der Schlaf. Kapitel 7: Bewährungsprobe -------------------------- Hallo zusammen, es geht weiter! Vielen Dank für den Kommentar und die mittlerweile über 25 Favs! 07 – Bewährungsprobe Die Barriere, die die beiden Priesterinnen mit Hilfe der Gottheit des Schreins und Inu no Taisho erschaffen hatte, verwandelte den Schrein nun endgültig zu einem Ort des himmlischen Friedens. Bald waren auch die letzten Schäden des großen Angriffs der Schlangenyoukai beseitigt, aber die Krankenzimmer waren immer noch voll von Verletzten. Besonders schlimm hatte es Jinenji getroffen. Er hatte viele Bisse abbekommen und war einer immensen Dosis des Giftes ausgesetzt. Sein ganzer Körper war von den Verletzungen übersät und er war immer noch schrecklich schwach. Es hatte sehr lange gedauert, ehe Rin ihm das Gegengift geben konnte und nun kämpfte er seit nun mehr drei Wochen gegen das Gift in seinem Körper an. Die vielen anderen Verletzungen waren glücklicherweise schon geheilt, sie waren nicht besonders schwer und sein Dämonenblut leistete ihm gute Dienste. Rin wachte Tag und Nacht am Lager ihres Freundes und pflegte ihn hingebungsvoll. Die meiste Zeit schlief er und wach war er nur, wenn Rin ihn weckte, um ihm etwas zu Essen und Tee einzuflößen. Die Vorräte an Gelbmilchpilzsaft waren aufgebraucht, aber es sickerte immer noch blaues Sekret aus seinen Wunden. Rin fühlte sich so ohnmächtig, sie wusste nicht, was sie tun konnte. Sie wollte ihm doch so gerne helfen. Aber außer Verbandswechel und andere Pflege war sie mit ihrem Wissen am Ende. Ah-Un dagegen machte sich prächtig, seine vielen alten und neuen Wunden waren verheilt und er war wieder ganz der Alte. Er lag meist neben Jinenjis Hütte, um in Rins Nähe zu sein. Doch Rin hatte fast nie Zeit für ihn, nicht mal um ihn hinter seinen vier Ohren zu kraulen, was er immer besonders genoss. Aber er konnte verstehen, dass sie sich um einen kranken Freund kümmerte. Er würde auf sie aufpassen und für sie da sein, wenn Rin ihn bräuchte. Nur sagen konnte der Drache ihr das nicht, aber sie verstanden sich schon immer ohne Worte. Kagome schaute oft nach ihren beiden Schützlingen, auch sie machte sich Sorgen um den Riesen, aber auch um Rin, denn sie sah schrecklich aus. Sie sah müde und abgekämpft aus, hatte abgenommen, so dass ihre Wangen sogar eingefallen waren und eine Aura der Trostlosigkeit umgab sie. Nichts war mehr da von der Lebensfreude, die sie sonst immer verstrahlte. Kagome kam mit einem Teller Fleisch und Bohnen. „Hier, iss das, du hast es nötig! Kouga und sein Rudel haben uns besucht und haben uns Fleisch mitgebracht.“ Rin blickte teilnahmslos vor sich hin. „Ich hab keinen Hunger.“ „Aber du musst essen! Du siehst aus wie der leibhaftige Tod!“ „Nein… ich will nicht.“ Kagome setzte sich neben sie auf den Boden. „Rin, egal wie hart du zu dir selbst bist, es wird Jinenji nicht helfen gesund zu werden. Wenn du für ihn da sein möchtest, musst du bei Kräften bleiben. Ich verstehe ja, dass es dich sehr mitnimmt, aber das ist doch keine Ausweg!“. Rin antwortete nicht. Sie schaute Kagome nur mit ihren großen traurigen Augen an. Kagome kannte diesen Ausdruck in den Augen. Diese tiefe Hoffnungslosigkeit. Inuyashas Augen strahlten sie damals auch aus, bevor sie ihn verlassen hatte. Sie musste etwas tun, es zerriss ihr sonst das Herz. Nur was wusste sie nicht… aber das würde sich schon finden! Kougas Besuch war Balsam für ihre geschundene Seele. Es war alles so herrlich normal, wie in alten Zeiten und es war schön, sich einfach nur über die kleinen und großen Freuden des Lebens zu unterhalten und die ersten Frühlingstage zu genießen. Kagome erfuhr, dass Kougas Gefährtin Ayame ein Kind erwartete und so machte er sich auf die kleine Reise zu Kagome, um im Tempel einige Heilkräuter für die werdende Mutter zu besorgen und um die Götter um eine reibungslose Geburt und Gesundheit für Mutter und Kind zu bitten. Kagome kicherte sich in die Hand, als Kouga aus der Gebetshalle kam. „War das auch Ayames Idee, dass du hier um gutes Gelingen bitten sollst?“ Er blickte sie erstaunt an. „Nein, warum? In diesem Tempel werden doch auch die Bitten von Youkai erhört und ich dachte mir, es kann nicht schaden.“ Kagome schaute ihn glücklich an. „Dann solltest du Ayame aber auch unbedingt ein Sutra für eine glückliche Geburt mitbringen.“ Die beiden saßen noch lange zusammen, sie hatten sich noch so viel zu erzählen. Plötzlich riss Kouga den Kopf herum und nahm Witterung auf. „Es riecht nach Köter…. Aber der ist doch schon lange tot.“ Der Wolfsyoukai stutzte. Die Quelle der Witterung näherte sich schnell dem Schrein. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Sesshoumaru hatte es endlich geschafft, die Bärenyoukai zollten dem Herrn des Westens endlich den Respekt, der ihm zustand. Es hatte 10 Jahre Krieg und viele Schlachten gebraucht, aber nachdem er den Anführer der Bären in einem Duell regelrecht auseinander genommen hatte, verflog der Mut seiner Anhänger. Es war ein sich lange ziehendes Katz und Maus Spiel, die Bärendämonen waren traditionell Partisanen, die in Unterzahl aus dem Hintergrund angriffen und sich dann schnell wieder zurückzogen. Es war schwer die kleinen Trupps im unwegsamen Gelände zu verfolgen und zu stellen. Aber dank der List ihres Fürsten, hatten es die Inuyoukai geschafft den Anführer der Rebellen ausfindig zu machen und ihm eine Falle zu stellen. Sesshoumaru war sehr zufrieden mit sich. Er wollte nun sein Versprechen gegenüber Rin einlösen und sie abholen, schließlich hielt er stets sein Wort. Auch war er neugierig in welchem Zustand sein Drache nun war. Er sprintete durch die Wälder, direkt auf sein Ziel zu, wie ein Pfeil durch die Luft. Er ließ sich nicht durch Menschensiedlungen beirren, er schoss einfach hindurch und wer ihm nicht Platz machte, wurde endgültig aus dem Weg geräumt. Er wusste, wo der Schrein liegt, da er seinen Schützling dort zurückgelassen hatte. Er hatte sich Gedanken gemacht um Rin, wie er zu ihr stand und was nun aus ihr werden würde. Er musste sich eingestehen, dass sie ihm sehr an sein verschlossenes Herz gewachsen war und er sich ihr verantwortlich gegenüber fühlte. Er war ihr Beschützer. Er hatte es ihr nie gezeigt, aber ihr glockenhelles Lachen und das Strahlen in ihren dunklen, braunen Augen füllten damals sein Leben mit Wärme und einem Gefühl von Zugehörigkeit und Heimat. Deshalb kehrte er auch immer zu ihr zurück, er freute sich immer darauf, wenn sie anfing zu plappern und ihm jedes Detail erzählte, was in seiner Abwesenheit geschehen war. Fest stand, sie würde bei ihm bleiben und das hieß zunächst zum Stammsitz seiner Familie zu reisen. Doch was war ihr Platz dort? Er hatte sich lange mit Bokuseno darüber beraten. Der alte Baum hatte irgendwie das Talent tief in Sesshoumarus Herz zu blicken und ihm immer das zu sagen, was er sich nicht eingestehen wollte, obwohl es so offensichtlich war. Die Worte des greisen Magnoloenbaums hallten immer noch in seinem Kopf: „Sesshoumaru-sama, es ist doch offensichtlich, die Kleine ist wie eine Tochter für euch. Ihr behandelt sie auch genauso. Diese Gefühle, die ihr euch nicht zugestehen wollt, sind die Gefühle eines Vaters für seine Tochter. Akzeptiert das doch einfach und nehmt sie als eure Ziehtochter zu euch.“ Er hatte lange mit sich gekämpft. Sie war schließlich ein Mensch und es sah ihm gar nicht ähnlich auch nur mit einem Menschen zu sprechen. Aber es wäre der einfachste Weg, dass sie bei ihm bleiben konnte und er sich um ihr Wohlergehen kümmern konnte. Auch würde es kein anderer Youkai wagen der Tochter des Westens auch nur ein Haar zu krümmen. Somit stand sein Entschluss fest: Er würde sie offiziell zu seiner Tochter machen und mit sich nehmen. Sie würde einen Tropfen seines Blutes in sich aufnehmen und damit als sein Fleisch und Blut gelten. Als er dem Dorf näher kam, blieb er plötzlich stehen. Was war das für eine Aura? Sie fühlte sich so vertraut an… aber das hatte er 200 Jahre lang nicht gespürt! Schwach konnte er seinen Vater in dieser mächtigen Aura spüren. Was war das bloß für ein Schrein, was trieb diese Miko, die ihn neulich heimsuchte, nur dort, erweckte sie die Toten? Sofort setzte er zu einem erneuten Sprint an und eilte weiter vorwärts. Kurze Zeit später musste er schon wieder stoppen, diesmal aber nicht freiwillig. Ein Bannkreis stellte sich ihm in den Weg. Und der Bannkreis war die Quelle der Aura seines Vaters… Wie konnte das bloß sein? Aber wenn sein Vater mit dieser Barriere zu tun hatte, dann musste es ja ein leichtes für ihn sein sie zu überwinden. Er blickte sich kurz um und sah vor sich die Anhöhe aufragen mit den drei heiligen Toren… Da war der Tempel. Die Barriere schützte also den Tempel. Er wollte gerade einen Sprung auf den Hügel machen, als er merkte, wie er gegen eine Wand prallte und zurückgeworfen wurde. Er war nun völlig irritiert. Er stellte sich an den Rand des Bannkreises und versuchte seine Hand hindurch zu strecken, aber es war wie eine Wand. Je länger seine Hand mit der Energie in Kontakt war, desto mehr begann sich reinigende Kraft an seiner Hand zu sammeln. Heilige Energie und Youki, vereint? Seine Hand schmerzte bereits, da die heilige Energie versuchte sie zu läutern. Er zog sich zurück und zückte Tokijin, streckte es vor sich auf die Barriere: „Souryuha!“ *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Kagome spürte eine Bewegung in der Magie des Bannkreises. Jemand, den die Schutzpatrone des Schreins ablehnten, versuchte durch die Barriere zu brechen. Und dieser jemand war auch derjenige, den Kouga witterte. Der Wolf schaute sie fragend an. „Jemand versucht sich unerlaubt dem Tempel zu nähern. Ich werde nachsehen. Schau bitte nach Rin.“ Sie stand auf und ging in ihre Hütte, um ihren Köcher und Bogen zu holen. Unbewaffnet wollte sie sicher nicht schauen, wer dem Schrein feindlich gesinnt war. Wieder reagierte die Magie. Diesmal war es mehr ein Zittern, der Eindringling schien nun vorsichtig geworden zu sein. Rasch schritt durch die drei Tore und sah nur noch einen gleißend hellen Drachen auf sich zukommen. Instinktiv warf sie sich zu Boden, doch der Angriff wurde auch wieder von dem Bannkreis abgewehrt. Sie spürte, wie der Bannzauber erbebte, welche Kraft da am Werk war. Als der Staub sich gelegt hatte, blickte sie zaghaft auf. Vor sich sah sie einen verärgerten Herrn des Westens stehen, der wütend auf den lila schimmernden Bannkreis vor sich blickte. Sie richtete sich auf, so dass er sie bemerken musste. Keine Sekunde später blickte Sesshoumaru auf und sah die Priesterin, wie sie hinter der Barriere sich aufrappelte. „Ist das dein Werk, Weib?“ Seine Stimmte bebte vor Wut, es fiel ihm schwer sich zurückzuhalten. Niemand, wirklich niemand verwehrte ihm den Zutritt. „Erst mal Hallo, Sesshoumaru. Schön, dass du gekommen bist“, sagte Kagome ruhig. Ihre Ruhe machte ihn nur noch wütender. „Lass mich sofort eintreten, sonst wirst du es bereuen!“ Er spürte, wie das Blut vor Zorn in seinen Adern rauschte. „Das entscheide nicht ich, sondern die Schutzgeister des Schreins. Und sie halten dein Herz für nicht würdig einzutreten.“ „Was?!“ Sein Youki flammte bedenklich auf und umgab ihn mit einem roten Wirbel. Nun war er wirklich wütend. Diese Priesterin würde ihre Arroganz ihm gegenüber noch bereuen… „Nur dem, der Youkai, Menschen und Hanyou gleichermaßen achtet, wird Zutritt gewährt. Und da du das nicht tust, kannst du auch nicht passieren.“ Jetzt reichte es, nun hatte sie den Bogen eindeutig überspannt! An seinen Fingern bildete sich grünen Licht und schnellte in Form einer Peitsche auf die Miko zu. Er würde sie in kleine Einzelteile zerfetzten für ihre Unverschämtheit! Kagome stand immer noch ruhig am selben Platz und beobachtete den vor Wut schäumenden Daiyokai. Seine Energiepeitsche raste auf sie zu, prallte aber an der Barriere ab und schoss mit doppelter Geschwindigkeit zu ihrem Erzeuger zurück. Sesshoumaru war viel zu überrascht, um noch ausweichen zu können, der Lichtstrahl bohrte sich in seine Brust. Er keuchte auf, der Schmerz durchfuhr seine Brust und breitete sich in seinem Bewusstsein aus. Er atmete heftig und blickte an sich herab. Er sah das Blut, das seine Hand benetzte, die er sich auf die Wunde gelegt hatte. Aber er würde nicht aufgeben. Er ignorierte seine Verletzung und nahm wieder sein Schwert in die Hand. Er merkte, wie seine Kräfte am Schwinden waren. „Sesshoumaru, lass es! Je mehr du gegen die Barriere kämpfst, desto heftiger fallen deine Angriffe auf dich zurück!“, rief Kagome ihm zu. Sie wollte das nicht. Doch Sesshoumaru hörte es nicht, er konzentrierte sich nur auf den Kampf. Hieb um Hieb, Schlag um Schlag ließ er auf die magische Wand vor sich schlagen, doch keine Schwäche war in der Barriere zu sehen. Er fühlte, wie der Bannkreis ihm die Kraft entzog, wie er immer schwächer wurde, aber er würde nicht aufgeben, nein, er war der Herr des Westens, er würde niemals aufgeben! Er nahm noch einmal seine ganze Kraft zusammen und hauchte ein „Souryuha.“ Der Drache, nun kleiner und weniger gleißend hell, schoß auf den Bannkreis zu, verwirbelte seine Energie mit der des Schutzzaubers und schoss einen Augenblick später als Strahl auf Sesshoumaru zurück, umfing ihn und riss an ihm. Kagome konnte nicht mehr erkennen, es war einfach zu hell. Sie bedeckte ihre Augen, aber auch das half nichts. Einen Moment später verblich das Licht der Attacke und sie sah, wie Sesshoumaru regungslos am Boden vor der Barriere lag. Kapitel 8: Stolz und Vorurteil ------------------------------ Tadaa, es geht weiter :) Vielen Dank für den Kommentar! 08 – Stolz und Vorurteil Kagome hielt vor Schreck die Hände vor das Gesicht. Wie konnte das passieren? Was war in Sesshoumaru gefahren, dass er sich immer wieder den reinigenden Kräften des Bannkreises aussetzte? Und nun lag er da, regungslos, sie konnte lediglich sehen, dass sein Atem noch flach ging. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Treppen hoch in den Tempel, um sich ihre Heilertasche zu holen. Sie musste ihm sofort helfen. Sie rauschte in ihre Hütte, schnappte sich den Leinenbeutel und hetzte in Richtung der Apotheke. Dort traf sie auf Rin, die dort einige Sachen für ihren Patienten Jinenji holte. „Was rennst du denn so, ist jemand hinter dir her?“, fragte Rin erstaunt, als sie Kagome schwer atmend in der Tür sah. „Keine Zeit für Fragen“, japste sie, „gib mir einfach das Zeug für Youkai, die mit läuternden Kräften in Berührung gekommen sind.“ Rin war nun zwar vollends verwirrt, aber sofort reichte sie Kagome einen Tonkrug, der mit einem roten, trockenen Kraut gefüllt war. „Feuersalbei heißt übrigens das Zeug…“, aber Kagome hörte die Belehrung nicht, sie war schon wieder weitergerannt. Kagome kam nur wenige Minuten später völlig außer Atem beim sich immer noch nicht regenden Sesshoumaru am Fuß des Hügels an. Sie kniete sich neben ihn und versuchte sich erst einmal einen Überblick über seine Verwundungen zu machen. Das tiefe Loch in der Brust, einige Schnittverwundungen und Verbrennungen am Oberkörper, die würde er überstehen. Aber nicht die sich ausbreitende reine Kraft in seinem Youki. Noch schien er dagegen anzukämpfen, aber lange würden seine Kräfte nicht mehr reichen und seine dämonische Energie würde versiegen. Das war zu nächst das dringlichste, was zu behandeln war. Kagome machte den Brustharnisch des Daiyoukai los und warf ihn achtlos beiseite. Dann riss sie seinen Kimono auf, um an seine nackte Brust zu kommen. Sie war so auf ihre Arbeit konzentriert, dass sie sich keine Fragen stellte, warum sie ihn unbedingt retten wollte oder um zu bemerken, dass sein Oberkörper muskulös und sehr attraktiv war. Sie häufte einen Kegel der feuerroten Blüten direkt auf seinem Herzen und entzündete ihn mit einem Streichholz. Gut, dass sie die immer mitnahm, wenn sie ins Mittelalter reiste. Nun sprach sie noch eine Formel, die bewirken sollte, dass sie als reine Miko es dem Dämon gestattete weiter zu existieren. Der Rauch des glimmenden Kegel färbte sich langsam rötlich und umgab die beiden. Kagome konzentrierte sich stark, nahm all ihre mentalen Kräfte zusammen. Der Rauch war noch nicht stark genug. Also sprach sie die Formel nochmals. Nichts tat sich. Kagome verstand nicht, warum das nicht klappte, sonst funktionierte es doch auch immer. Sie ging in Gedanken nochmals den Zauber durch… » Man setzte dem Dämon einen daumenhohen Kegel getrockneten Feuersalbei auf das Herz. Das liebende Herz einer Miko, die die Götter bittet das Höllenkind zu verschonen, verwandelt den Qualm in reines Youki. « Sie machte alles richtig. Sie starrte weiter gebannt auf den Schwelbrand auf der Brust des Youkai und musste feststellen, dass seine Atmung immer flacher wurde. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen; sie liebte diesen speziellen Dämon nicht, sie empfand kein Mitgefühl, sie verachtete ihn sogar. So konnte das ja nichts werden… Sie begann zu überlegen. Ja, sie verachtete seine kalte, grausame Art mit allem anderen Leben umzugehen. Sie verachtete seinen Hass auf alles, das nicht dämonischen Ursprungs war. Also warum wollte sie, dass er es schaffen sollte? Sie grübelte weiter. Rin. Sie brauchte ihn. Und sie hatte es jemandem versprochen, ihn nicht mit derselben Kälte zu behandeln, sondern barmherzig zu sein. Sie kniete neben Sesshoumaru, der um sein Leben kämpfte und ließ ihre Gedanken auf ihren Erinnerungen reiten… … er rettete sie vor Mukotsu, er hätte es nicht tun müssen… … er hatte Rin immer beschützt, er war für sie durch die Hölle gegangen… … und er sorgte sich noch heute um sie, was sie erfuhr bei ihrem Besuch in seinem Kriegslager… Sie kannte ihn ja eigentlich kaum und die wenigen Begegnungen endeten stets damit, dass er und Inuyasha sich den Tod wünschten und aufeinander losgingen. Reichte das, um ihn zu hassen und den Tod zu wünschen? Er war anders als alle Youkai die sie sonst kannte. Kalt, berechnend, intelligent und er wägte immer seinen Vorteil ab. Er war nicht ungestüm wie andere. Merkwürdig, dass er es diesmal war. Es musste etwas geben, was ihn derart in Rage versetzt hatte, dass er sich in einen aussichtlosen Kampf begab. Eigentlich hasste sie ihn nicht, sie hatte Angst vor ihm, er war so anders, so unbekannt. Und so beschloss sie, ihm die Chance zu geben ihr zu beweisen, dass er nicht so war, wie sein Halbbruder ihr immer erzählte. Mit einem Mal glühte der Rauch scharlachrot auf und umhüllte die beiden mit seinen Wirbeln. Kagome konnte spüren, wie pures Youki um sie herum wirbelte und in immer enger werdenden Kreisen in dem Daiyoukai verschwand. Minuten vergingen. Als der Qualm verschwunden war, sah Kagome, dass Sesshoumaru begann ruhiger und tiefer zu atmen. Er war über den Berg, es hatte geklappt. Nun konnte sie sich endlich seine anderen, zahlreichen Verletzungen anschauen. Die Schnitte waren zwar zahlreich, aber nicht gefährlich. Aber das tiefe Loch in der Brust, das seine Energiepeitsche geschlagen hatte, dass musste nun versorgt werden. Immer noch lief Blut stoßweise aus der Wunde, es grenzte an einem Wunder, dass er noch nicht verblutet war. Da er noch immer bewusstlos war, konnte sie es wagen die Wunde zu nähen. Einige Zeit später hatte sie ihn soweit versorgt, dass sie ihn alleine lassen konnte. Ihr Mikogewand war über und über blutverschmiert und sie war nicht besonders erpicht darauf anwesend zu sein, wenn er das Bewusstsein wiedererlangen würde. Also bettete sie ihn auf seinen Pelz, baute einen Schutzzauber um ihn herum auf und machte sich auf den Weg zurück. Als sie die Stufen zum Schrein hinauf schritt, überlegte sie, wie sie Rin die ganze Sache schonend beibringen konnte. Sie war gerade nicht wirklich belastbar, also konnte sie nicht sagen „Hey Rin, Sesshoumaru ist da, er hat sich in den Bannkreis geworfen und liegt jetzt halbtot am Fuße des Tempels.“ Nein, das würde Rins Nervenkostüm nicht überstehen. Aber eine wirkliche Alternative gab es auch nicht. Immer noch in Gedanken versunken erreichte sie die Hütte, in der Rin Jinenji pflegte. „Hallo Rin…“, doch weiter kam sie nicht. Die Angesprochene sah sie entsetzt an. „Bei allen Göttern, was ist denn mit dir passiert, du bist ja völlig blutverschmiert! Geht es dir gut?“ „Ja, mir schon, aber deinem Besuch nicht.“ Nun wurde Rin stutzig. „Besuch? Jetzt red nicht um den heißen Brei herum, sondern sag endlich was passiert ist.“ Kagome seufzte, atmete tief durch und fing an: „Sesshoumaru ist zum Tempel gekommen, konnte nicht durch die Barriere, ist solange dagegen angerannt, bis er bewusstlos und schwer verletzt zusammen gebrochen ist und liegt jetzt vor dem Tor. Achja, und ich habe mir meine Kleidung versaut, als ich ihn verarztet habe. So, da hast du es.“ Rin blickte sie einfach nur an. Keine Emotion, kein Gedanke war in ihrem Gesicht zu lesen. Die Augenblicke verstrichen. Plötzlich kam wieder Leben in die junge Frau. „Und du hast ihn da einfach liegen lassen?“, schrie sie Kagome an. Sie hat es besser aufgenommen als gedacht, sagte Kagome zu sich selbst. „Nein, ich habe ihn versorgt und einen Bann errichtet.“ Rin stürzte noch während Kagome sprach aus dem Zimmer und rannte zu ihrem Meister Sesshoumaru. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Sesshoumaru kam langsam wieder zu sich. Was war passiert? Warum lag er hier, warum tat ihm alles weh und wer zum Henker hatte ihn verarztet? Einen kurzen Moment lang fühlte er sich entsetzlich hilflos, bis es ihm endlich wieder einfiel. Er hatte mit dieser merkwürdigen Priesterin gesprochen und die Barriere hatte ihn abgeblockt. Musste wohl das Werk dieser Hexe sein und sie musste irgendwie den Geist seines Vaters verhext haben, denn er spürte ihn deutlich in dem Bannkreis. Sie wagte es auch noch so ruhig und arrogant hinter dem Schutzzauber zu stehen und zu ignorieren, dass er immer wütender wurde. Das war nur ihm gestattet! Sie hatte ihn regelrecht verhöhnt mit ihrem Verhalten. Sein verletzter Stolz und die Tatsache, dass sein Vater irgendwie manipuliert wurde, hatten ihn derart wütend gemacht, dass er in seinem Kampfesrausch sich wieder und wieder in diesen Zauber geworfen hatte. Sein dämonisches Blut hatte die Oberhand gewonnen, sein messerscharfer Geist war in den Hintergrund gedrängt worden. Daran war nur diese Miko schuld. Aber die würde es noch bereuen. Sie musste wohl seine Wunden versorgt haben, denn er konnte ihren Geruch überall an sich kleben riechen. Auch das noch. Jetzt würde sie sicher noch glauben, dass er in ihrer Schuld stand. Tat er aber nicht, er hatte sie ja schließlich um nichts gebeten. Und dieser Gestank an ihm… ihm wurde regelrecht schlecht von dem Duft nach Frühling und Freude. Aber er hatte keine Zeit für Selbstmitleid, auch war es ihm nicht würdig sich selbst zu bejammern. Das löste schließlich seine Probleme nicht. Ruhig und überlegt vorgehen, das war seine Natur. Zuerst musste er sich erholen, das wäre in ein paar Tagen geschafft. Dann diesen Bann überwinden. Dann diese Priesterin auseinandernehmen, Rin und Ah-Un mitnehmen und den Tempel in Schutt und Asche legen. Das war ein Plan. Achtung für schwächliche Menschen und noch erbärmlichere Hanyous… Pah! Sein wunderbarer Plan wurde so schnell wie er erdacht wurde auch wieder durcheinander gebracht. Er sah, wie eine junge Frau die Treppen hinunter rannte, und diese Frau roch eindeutig wie Rin. Sie war gewachsen in der vergangenen Zeit und hatte sich zu einer – für einen Menschen – hübschen jungen Frau entwickelt. Die Haare waren nun fast so lang wie seine und sie hatte immer noch diese warmen, braunen Augen. Das Priesterinnengewand stand ihr gut, zu seiner Überraschung. Sie hatte wirklich gelernt selbst für sich zu sorgen und auf sich aufzupassen. Doch als sie näher kam, sah er den ängstlichen Ausdruck in ihrem Gesicht. „Sesshoumaru-sama, geht es euch gut?“ Sie rannte zu ihm und kniete sich an seine Seite. Sie untersuchte hastig seine Verbände und die Panik wich ihrem Blick. Dieser wurde aber sofort von Tränen verschleiert. „Ich habe euch so vermisst…. Ihr seid wieder da!“, schluchzte sie und vergaß alle Regeln des Anstandes und viel ihm um den Hals. „Chichi-ue1….“, hörte er sie an seiner Brust flüstern. Er ließ es geschehen ohne etwas zu sagen. Sie hatte sich diesen Moment in seinen Augen verdient. Er legte ihr seine Hand auf den Kopf und strich unbeholfen darüber. Er kannte sich in solchen Dingen einfach nicht aus. Sie hatte ihn Vater genannt… merkwürdig. Aber es war eigentlich genau dass, was er sich wünschte, tief in seinem Inneren. Und er war ja gekommen, um sie als seine Ziehtochter zu sich zu nehmen, also warum nicht jetzt damit anfangen? „Musume²-chan…“, murmelte er verlegen. Es war ein magischer Augenblick, sie lag dort im Arm ihres Dämons und ihr größter Wunsch ging mit einem Mal, einfach so in Erfüllung: Er war wieder da und akzeptierte sie als seine Tochter, sprach sie sogar damit an. Sie spürte wie sich ein zartes Band der Zugehörigkeit zwischen den beiden knüpfte, zart und noch sehr fragil. Sie saßen einfach nur dort und merkten nicht wie die Zeit verging. *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Kagome ging derweil in den Altarraum um dort die täglichen Zeremonien durchzuführen. Dabei blieb ihr Blick am Altar des Inu no Taisho hängen und ihre Gedanken kreisten um das Gespräch, das die beiden über Sesshoumaru führten… Barmherzigkeit. Ja, sie gab sie ihm indem sie ihm das Leben rettete, aber was war damit mehr gemeint? Und wie sollten sie ihn weiter versorgen, wenn ihm weiter der Zutritt verwehrt wurde? „Schutzgeister, sagt mir, was muss er tun, dass ihr ihn den Schrein betreten lasst?“, seufzte sie mehr zu sich in den leeren Raum hinein. Sie schüttelte resigniert den Kopf, es war eine verfahrene Situation. Und so sehr sie es Rin gönnte die Zeit mit ihm zu verbringen, sie hatte hier oben noch einen anderen Patienten, der ihrer Fürsorge bedurfte. „Verliert nicht den Mut, Kagome-sama“, hallte mit einem Male eine Stimme durch die Halle. Die Angesprochene drehte sich um, aber sie war nach wie vor allein. „Wer ist da?“ „Dreh dich um, schau zu uns auf den Altar“, antwortete die Stimme. Sie tat es und sah, wie die Schrifttafeln der Schutzpatrone von einem weichen Licht umhüllt waren. Der Geist des großen Hundes erschien aus dem Licht. „Ich gebe zu, mein Sohn ist ein spezieller Fall.“ Aus der anderen Tafel erschien der Geist des Kamis. „Das Schicksal fordert von uns besondere Maßstäbe an ihn zu legen.“ Schicksal? Wovon sprachen die da, dachte Kagome, ist es nicht egal, ob er den Schrein betritt? Der Daiyoukai sprach weiter: „Wenn er es schafft einem Hanyou oder fremden Menschen gegenüber gütig zu sein, dann darf er eintreten.“ So schnell die beiden auftauchten, waren sie auch wieder verschwunden und hinterließen eine ziemlich verwirrte Priesterin. Kagome versuchte noch Stunden später nicht weiter über den Herrn des Westens nachzudenken und wollte sich mit einem Besuch bei Jinenji ablenken. Da Rin zurzeit beschäftigt war, musste sie nun seine Pflege übernehmen und nach ihm sehen. Doch was sie sah, gefiel ihr nicht. Das bläuliche Sekret, ausgelöst durch die Vergiftung, hatte sich weiter vermehrt und lief nun aus den Wunden über die blasse Haut. Der Atem des Hanyous ging stoßweise. Rin war es nicht gelungen das Gift zu neutralisieren und die Kräfte des Riesen schienen aufgebraucht, um weiter dagegen anzukämpfen. Sie musste sie sofort holen, auch wenn sie jetzt stören musste. Sie ging zügig hinaus und lief zum Torbogen des Tempels und dort die Treppen hinab. Nach zwei Dritteln der Strecke blieb sie stehen, sie wollte den beiden in einem so persönlichen Gespräch nicht zu nahe kommen, das gehörte sich nicht. Daher rief sie so laut sie konnte: „Rin, du musst sofort kommen, Jinenji geht es schlecht! Alles ist schlimmer geworden!“ Rin lag immer noch an ihren neuen Vater angekuschelt im Gras, Sesshoumaru hatte sie noch immer in seinem Arm und genoss hinter seiner kalte Fassade die Nähe des kleinen Menschleins. Doch als Rin Kagome Notruf hörte, richtete sie sich sofort auf und sah den Dämon ernst an. „Sesshoumaru-sama, ich muss gehen und mich um meinen Freund kümmern, er ist sehr krank. Ich komme wieder, wartet auf mich!“ Darauf stand sie auf, strahlte ihn ein letztes Mal an und rannte zu Kagome. Die beiden Mikos eilten an Jinenjis Lager und Rin sah verzweifelt auf ihren Freund hinab, der gerade um sein Leben kämpfte. Sie war völlig panisch, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Rin, denk nach!“, sagte Kagome eindringlich, „was gibt es für eine Methode jegliche Art von Gift zu neutralisieren?“ Gedanken schwirrten durch Rins Verstand, aber es war kein brauchbarer dabei. Doch da! Da war ein Wissensstück in ihrem Kopf, was helfen konnte! „Das Blut eines Wesens, das gegen Gift immun ist…“, stammelte sie plötzlich entrückt. Kagome nickte, sie hatte sofort verstanden, welche Idee ihre ehemalige Schülerin gerade hatte. Zufällig war gerade ein Wesen in Reichweite, das genau den Anforderungen entsprach; er musste nur mitspielen. Sie schnappte sich einen kleinen Tonbecher und hetzte zu Sesshoumaru. Dieser schlief schon wieder als sie bei ihm ankam, aber es musste sein und so rüttelte sie an ihm, um ihn zu wecken. Das Risiko seinen Zorn auf sich zu ziehen, ging sie dabei wissentlich ein. „Was willst du, Hexe“, zischte der unsanft Geweckte sie auch sofort an. „Keine Zeit für Liebenswürdigkeiten! Du musst Rin helfen ihren Freund am Leben zu halten!“ Sesshoumaru zog nur betont desinteressiert eine Augenbraue hoch. Nicht wieder dieses Spielchen, dachte Kagome entnervt. „Hör zu, Jinenji ist schwer vergiftet worden und wir brauchen etwas von deinem gegen Gift immunen Blut um ihn zu retten!“ Ein angewidertes Zucken ging durch sein Gesicht. „Jinenji, dieses Halbblut? Ich helfe keinem Hanyou! Er hat mein Blut nicht verdient.“ Kagome wurde zunehmend angespannter. „Jaja, ich weiß, du bist ein großer Daiyoukai und was weiß ich noch, aber bitte tue es nicht für Jinenji oder mich, sondern tu es einfach für Rin. Sie bittet dich darum.“ Im kalten Herz des Dämons fochten zwei Seelen einen stillen Kampf: Sein Stolz und seine Gefühle für Rin. Der Stolz verbat ihm zu helfen, die Liebe zu Rin wollte sie nicht enttäuschen. Auf seinem Gesicht war nichts zu sehen von seiner innerlichen Zerrissenheit, er saß nur stumm da und schaute ins Leere. Kagome wurde immer ungeduldiger: „Sesshoumaru, ich bitte dich, ich flehe dich an, helfe Rin!“ Mit diesem Appell war sein Stolz geschlagen. Er biss sich in sein Handgelenk und streckte Kagome den Arm entgegen. „Bedien dich.“ Jap. Worterklärungen: 1) Respektvolle Anrede für den eigenen Vater 2) (eigene) Tochter Kapitel 9: Streitgespräch ------------------------- Hallo zusammen, passend zum trüben Wetter mal wieder was neues zu lesen :) Gefällt euch eig was ich schreibe? Weil es kaum Feedback gibt... *snff* 09 – Streitgespräch Rin saß besorgt neben Jinenjis Lager. Würde Sesshoumaru Kagome tatsächlich helfen? Sie überbrachte zwar nur die Bitte, aber er würde trotzdem wenig amüsiert sein mit ihr zu verhandeln einem Hanyou zu helfen. Warum musste ihr Vater auch nur so engstirnig sein, wenn es um Herkunft ging? Sie würde der Sache bald auf den Grund gehen. Sie schaute auf ihren Freund, der vom Fieber und Gift geschwächt in seinem Bett um sein Leben kämpfte. Er musste es einfach schaffen, sie brauchte ihn doch! Es war so schön und lehrreich mit ihm die Tage in der Apotheke zu verbringen oder jetzt im Frühling auch auf seinen Feldern. Sie genoss die Zeit mit ihm, es war inzwischen völlig natürlich, dass er an ihrer Seite war. Neben Kagome und Sesshoumaru gehörte er zu den wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Sie vermisste ihn auch schon, wenn er nur einmal ein paar Stunden weg war, was sollte aus ihr werden, wenn er nicht mehr da wäre? Der Gedanken erzeugte sofort ein Stechen in ihrer Brust und ein beklemmendes Gefühl breitete sich darin aus. „Kämpf, Jinenji, sei stark! Ich brauche dich so sehr…“ Sie strich mit einem feuchten Tuch über seine schweißbenetzte Stirn. „… ich hab dich doch so lieb.“ Tränen fingen an aus ihren großen traurigen Augen zu kullern. Sie sammelten sich an ihrem Kinn und fielen als ein dicker Tropfen auf das Gesicht des Riesen. Rin hatte die Augen geschlossen und weinte stumm um ihren Freund. „Hör auf zu weinen, das steht dir nicht“, flüsterte plötzlich eine schwache, heisere Stimme ihr zu. Jinenji hob etwas seine kraftlose Hand und wischte ihr sanft die Tränen vom Kinn. „Mach dir bitte keine Sorgen um mich.“ Er hatte zuvor gehört was sie gesagt hatte, als sich dachte, dass er schlief. Sein Herz machte einen riesigen Freudensprung, sie hatte ihn lieb! Das war mehr als er zu hoffen wagte. „Aber du bist schwer krank, natürlich mach ich mir Sorgen um Dich! Kagome ist bei Sesshoumaru und bittet ihn um sein Blut. Dann wird alles gut!“ Jinenji ließ seine Hand wieder sinken und schloss erschöpft die Augen. „Das wird er nie tun. Er ist der Herr des Westens, Sohn der edelsten Daiyoukaifamilie und ich nur ein einfacher Hanyou und Bauer. Dafür gibt er sich nicht her.“ Rin fing erneut an zu weinen, sie schluchzte: „Aber ich habe ihn darum gebeten es für mich zu tun!“ „Was macht das schon für einen Unterschied? Du bist ein Mensch…“ Mit leerem Blick flüsterte Rin: „Aber er ist doch mein Vater…“ Nun hatte Jinenji die Augen wieder schlagartig offen. „Wie? Ich dachte, du bist ein Mensch und kein Halbblut?“ Sie war wieder im Hier und Jetzt angelangt. „Nein, nicht mein richtiger Vater. Er hat mich als seine Tochter angenommen.“ „Da werd‘ einer aus den edlen Herrschaften schlau“, murmelte Jinenji als er wieder einschlief. „Bedien dich“, sagte Sesshoumaru kühl als er Kagome seinen aufgebissenen Arm hin hielt. Dicke Blutstropfen quollen aus der Wunde hervor. Kagome war völlig perplex über seine so plötzliche Kooperation. Sie musste wohl irgendeinen Nerv in ihm getroffen haben. Sesshoumaru wurde langsam genervt von der Miko, die da stand und Löcher in die Luft guckte. „Ich dachte, du bräuchtest es ganz dringend, oder soll mein kostbares Blut in die Erde sickern?“ Kagome reagierte sofort und hielt den Becher, den sie mitgebracht hatte unter die heftig blutende Wunde. Einen Atemzug später sah sie, wie sich die Wunde wieder zu schließen begann. „Ich habe das nicht für dich getan, Miko“, stellte er klar, „aber du bist mir Antworten schuldig über diesen Bannkreis.“ Kagome beschloss freundlich zu sein, schließlich war er über den riesigen Schatten seinen Egos gesprungen und hatte ihnen geholfen, da sollte sie ihm auch entgegen kommen. Also verbeugte sie sich leicht und sprach: „Natürlich. Aber zuerst muss ich zu Rin, damit Jinenji gerettet werden kann. Hab tausend Dank.“ Sie ging sofort wieder die Treppen zum Tempel hinauf, allerdings rannte sie nicht, damit der kostbaren Flüssigkeit auch ja nichts geschah. Eine merkwürdige Frau, dachte Sesshoumaru. Sie kann gütig und freundlich sein und im nächsten Moment ist sie eine freche Göre. Sein Interesse und seine Neugier waren geweckt, schließlich traf er nicht allzu oft auf jemanden, der nicht sich sofort vor ihm in den Staub warf und trotzdem interessant genug war, um ihn nicht sofort zu eliminieren. „Ich hab es, ich hab es!“, rief Kagome, als sie in Jinenjis Hütte wieder ankam. Sie gab Rin den Krug und weckten Jinenji auf. „Wach auf, wir haben das Blut!“, sagte Rin euphorisch, „jetzt wird alles gut.“ Jinenji war noch völlig schlaftrunken und murmelte nur unverständliche Laute. „Ich hab dir doch gesagt, dass Sesshoumaru uns helfen wird“, sagte Rin fröhlich. Sie setzen ihn auf und gaben ihm den Tonbecher zu trinken. Vorsichtig nippte er am Blut des Daiyoukai und trank es vorsichtig in kleinen Zügen. Es schmeckte bitter und leicht metallisch, doch er spürte die besondere Kraft des Lebenssafts schon auf der Zunge. Als der Becher leer war, legte er sich wieder hin und schlief weiter, nun hieß es abwarten. „Bleib du bei ihm, Rin, ich habe noch etwas zu erledigen“, sagte Kagome als sie die Hütte verließ. Sie lief wieder zu Sesshoumaru den Hügel hinab. Dieser blickte nicht einmal auf, als sie bei ihm eintraf. „Was willst du noch?“ „Ich wollte dich fragen, ob du es nicht im Tempel bequemer hättest. Dir wird nun Einlass gewährt nach deiner großzügigen Tat.“ Schweigen. Eisernes Schweigen. Sie seufzte nur „Dann halt nicht“, und ging wieder zurück zu Jinenjis Krankenlager. Sesshoumaru dachte nach. Er wollte unbedingt wieder zu Rin, aber diese gönnerhafte Einladung der Miko konnte die sich sparen! Ihr Verhalten war immer seltsamer, völlig unerwartet schwankte ihre Stimmung und ihr Verhalten… Menschen eben. Haben nichts im Griff, am wenigsten sich selbst und ihre Gefühle. Aber es war durchaus amüsant sie zu beobachten. Er verachtete sie zwar, aber für seine Unterhaltung waren einige Exemplare gut genug. Er würde erst später den Schrein besuchen. Es sollte schließlich nicht so aussehen, als würde es ihn interessieren, was aus diesem erbärmlichen Halbblut geworden war. Jinenji ging es gegen Abend endlich besser, es schien, als wäre er über den Berg. Seine Wunden fingen endlich an zu heilen und er fühlte sich bereits etwas kräftiger. Rin saß glücklich an der Kochstelle in seiner Hütte und bereitete für beide etwas zum Essen. Daran merkte man besonders, dass es ihm wieder gut ging; er hatte gewaltigen Hunger. Die beiden saßen noch lange schwatzend und essend beisammen und freuten sich, dass alles so gut verlaufen war. Später kam Kagome hinzu und aß einen Happen mit. Endlich war die Stimmung wieder so losgelöst wie vor dem Angriff. „Rin, komm mit, wir gehen“, hörten sie plötzlich eine dunkle Stimme von der Tür her sagen. Sesshoumaru stand dort und blickte ungeduldig auf Rin. Sie sah ihn einfach nur fassungslos an. Wollte er, dass sie sofort alles hinter sich ließ und mitkam? Nicht mal Zeit sich zu verabschieden? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Sie war vor lauter Schreck unfähig etwas zu sagen. Das übernahm dafür Kagome: „Was glaubst du, was du da machst? Das ist ihre Entscheidung, ob sie wieder mit dir geht oder nicht, du solltest sie gefälligst fragen!“ Sie stand auf, stellte sich energisch vor Rin und stemmte die Hände in die Hüften. Sesshoumaru antwortete nicht, nur sein Blick verfinsterte sich unmerklich. Kagome war nun richtig in Stimmung. „Du hast nicht einfach über sie zu bestimmen wie über einen Sack Reis, sie ist ein Mensch und noch dazu deine Tochter! Und wie stellst du dir das vor, dass sie etwa alles hier stehen und liegen lässt? Sie hat hier ihr Zuhause, ihre Freunde, ihre Aufgabe, das kann man nicht einfach hinter sich lassen, nur weil ein aufgeblasener Dämon es einem befiehlt!“ Je weiter sie sich in Rage redete, desto heftiger fing sie an zu gestikulieren. „Rin ist inzwischen erwachsen, falls es dir nicht aufgefallen ist und nur sie bestimmt über das, was sie zu tun gedenkt, hast du das verstanden?“ Rin sah das Unheil schon kommen, den sich mit jedem Satz von Kagome verfinsternden Blick des Youkais. „Kagome…“, setzte sie an, doch es war schon spät. Sesshoumaru hatte Kagome an der Kehle gepackt und drückte sie unsanft auf den Boden. „Du Wurm, was fällt dir ein?“ Seine Stimme war völlig ruhig, nichts an seiner äußeren Erscheinung ließ erkennen wie wütend er war. „Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein.“ Er unterstrich seine Worte, indem er noch fester ihren Hals zudrückte. Kagome wurde von Panik ergriffen. Sie musste etwas tun, sofort, sonst würde Sesshoumaru sie hier und jetzt umbringen! Sie sammelte ihre reine Energie an ihren Händen und packte fest seinen Arm. Ein brennender Schmerz durchfuhr ihn und er ließ sie augenblicklich los. „Was fällt dir ein, du Arsch!“, schrie Kagome ihn an. „Stell dich nicht zwischen mich und Rin“, entgegnete der Beschimpfte ruhig. „Doch, ich lasse nicht zu, dass du sie einfach aus ihrem Leben reißt!“ Kagome rappelte sich wieder auf die Beine und stellte sich wieder vor Rin. Rin war völlig aufgelöst, wie konnte es nur so weit kommen, dass sich Kagome und Sesshoumaru bekämpften? Sie würden beide weitermachen, solange bis entweder Sesshoumaru schwer verletzt oder Kagome tot war. Sie wollte das doch alles nicht. Nur weil sie sich nicht entscheiden konnte, war das alles passiert. Sie fing an zu weinen, aber war immer noch zu geschockt, um ein Wort hervor zu bringen. Sie hielt ihren Kopf in beiden Händen, schüttelte ihn immer wieder; es sollte aufhören, dieser sinnlose Kampf! Sie konnte das einfach nicht ertragen. „Mach Platz, Weib!“, blaffte Sesshoumaru Kagome wieder an. Doch die dachte gar nicht daran, sondern funkelte ihn kampflustig an. „Nur über meine Leiche!“. Er zog eine Augenbraue in die Höhe. Dummer Mensch, als hätte sie auch nur den Hauch einer Chance. Er zog sein Schwert. „Das kannst du haben.“ Rin flüchtete sich in Jinenjis starke Arme und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Sie konnte das einfach nicht mit ansehen. Es würde fürchterlich werden. Jinenji würde sie beschützen, egal was passieren würde. Kagome rannte aus der Hütte auf den Hof, um Platz zu haben für ihren Kampf gegen Sesshoumaru. Sie hatte in der Hütte aber noch Rins Bogen samt Köcher geschnappt, da sie unbewaffnet sofort tot wäre. Sie standen sich gegenüber, musterten einander und versuchten die Stärke des Gegners einzuschätzen. Sie musste es schaffen ihn mit einem ihrer Angriffe zu überraschen und dies für einen schnellen harten Schlag nutzen, anders war ihm nicht beizukommen. Sie überlegte angestrengt. Er hatte sie seit Naraku nicht kämpfen sehen, er würde sicher davon ausgehen, dass sie immer noch lediglich mit Pfeil und Bogen agieren würde. Also würde ein Nahkampf ihn sicher zunächst aus seinem Konzept bringen. Sie verstaute den Köcher und Bogen daher zunächst auf ihrem Rücken. Sesshoumaru war irritiert. Was machte diese Miko nun schon wieder? Streckte die Waffe? Aber eine Kapitulation würde ihr keine Gnade bringen, dafür hatte sie es zu weit getrieben. „Nimm deine Waffe, Mensch, ich gewähre keine Gnade“, sagte er und hielt sein Schwert auf ihre Brust gerichtet. Er hatte eine Ahnung, dass sie irgendetwas vor hatte. Nur was, darauf konnte er nicht kommen. Er würde abwarten. Kagome griff in ihren Kimono und zog ein aufwendig gestaltetes Sutra heraus. „Also ein Schwertkampf? Gut, meinetwegen.“ Sie murmelte einige Worte der Beschwörung und das Papier strahlte hell in heiligem Licht auf. Einen Atemzug später hatte das Licht die Form eines elegant geschwungenen Schwertes und lag perfekt in Kagomes zierlicher Hand. „Du glaubst doch nicht, dass mir dein Papierschwert etwas anhaben kann?“, höhnte Sesshoumaru. Kagome beschloss darauf nichts zu antworten und nahm eine Verteidigungsstellung ein. Sollte er sie ruhig unterschätzen. Er war das Warten leid und sprang auf sie zu, Tokijin zum Schlag erhoben. Er schlug hart von oben auf sie herab, doch sie blockte mit ihrem Schwert seinen Angriff. In der Zeit, in der die Klingen sich berührten, begann Kagomes heiliges Schwert Youki aus Tokijin zu ziehen um seinen Besitzer zu schwächen. Ich hoffe, er merkt es nicht allzu früh, dachte Kagome. Falsch gedacht. Sesshoumaru bemerkte sofort, was geschah und hörte sofort auf Kagome zu Boden drücken zu wollen und ging zunächst auf Distanz. Gar nicht mal schlecht für einen Menschen, dachte Sesshoumaru. Der Kampf versprach also doch noch etwas Spaß. Kagome schnaufte dagegen bereits, es brauchte all ihre Kraft die Klinge mit der des Dämons zu kreuzen. Sie ging ohne ein Wort wieder auf ihn los, schlug wild auf ihn ein. „Was wird das, Menschlein?“, spottete Sesshoumaru weiter. Eigentlich war es nicht seine Art bei einem Kampf viele Worte zu machen, aber in diesem Fall machte es ihm einfach einen Heidenspaß die Miko zu reizen und zu provozieren. Er würde ihr den Zahn schon ziehen zu glauben, sie könne es mit ihm aufnehmen. „Der Mensch zeigt dir gleich mal was er kann!“, schrie ihn Kagome wütend an und ließ einen Strahl reinen Lichtes aus der Schwertspitze schießen. Sesshoumaru konnte knapp ausweichen und ging sofort zum Gegenangriff über, da Kagomes Deckung offen war. Er fuhr ihr mit seinen Krallen einmal über den Oberkörper und hinterließ tiefe blutende Schnitte. Kagome schrie nicht, trotz des Schmerzes, der sie zu zerreißen drohte. Den Gefallen würde sie ihm nicht machen, dafür war sie viel zu stolz. Schwer atmend stützte sie sich auf ihr Schwert. „So einfach… kriegst du mich… nicht klein“; presste sie heraus. Respekt, dachte Sesshoumaru, sie steht noch. Das schafften viele Youkai nicht nach solch einem Angriff. Vielleicht war sie kein gewöhnlicher schwacher Mensch… aber das war auch egal, denn gleich wäre sie ohnehin tot. Da ihre Kräfte immer mehr schwanden, hatte sie nicht mehr die Kraft, um den Zauber des Schwertes weiter aufrecht zu halten, es verblasste. Mist, dachte sie, ich hab höchstens noch Kraft ihn einmal anzugreifen, das muss sitzen! Ihr Widersacher blickte sie erwartungsvoll an. Sie war noch nicht völlig am Ende, das spürte er. Und sie würde sicher ihre ganze verbleibende Energie in einen letzten verzweifelten Angriff stecken. Obwohl sie ein Mensch war, musste er nun auf der Hut sein, sie hatte bewiesen, dass man sie nicht unterschätzen darf. Sie war faszinierend. Stark, sie hatte eine erhabene Ausstrahlung und Stolz. Stolz den sie nicht aufgab im Angesicht des Todes. Sie wimmerte nicht um Gnade, sondern war bereit für ihre Überzeugung zu sterben. Sie war nicht so erbärmlich wie die vielen anderen Menschen gegen die er gekämpft hatte. Auch konnte er keine Angst an ihr entdecken, nur pure Entschlossenheit. Beeindruckend. Dumm, aber beeindruckend. Es war sogar fast schade, dass es so enden musste, aber sie wollte es nicht anders. Kagome beschwor ihre gesamte Energie in ihren Händen zu einer Kugel. Wenn die traf, würde das selbst Sesshoumaru in Turbulenzen bringen. Sie würde Rin beschützen, auch mit ihrem Leben. Worauf es auch gerade hinauslief, wie sie zynisch feststellte. Sie würde Sesshoumaru lehren, dass nicht jeder Mensch so schwach war, wie er glaubte! Sollte er doch an seinem Hochmut ersticken! Mit diesem Gedanken warf sie den Lichtball auf ihn zu. Sesshoumaru blockte ihn mit Tokijin, hatte aber Mühe nicht umgerissen zu werden. Sie brachte ihn tatsächlich in Bedrängnis. Mit aller Kraft schaffte er es die Kugel zum Himmel umzulenken. Nun würde er diesem Treiben ein Ende setzen! „Souryuha“, sagte er scheinbar kalt, doch man konnte etwas Wehmut in seiner Stimme heraushören. Der blaue Drache raste auf Kagome zu und umfing sie, riss an ihr, schnitt in ihr Fleisch. Das wars, dachte sie. Sie spürte, wie das Leben aus ihren Wunden floh und brach zusammen. Sesshoumaru steckte sein Schwert in den Gürtel und ging zu Rin. „Rin, wir gehen.“ Doch Rin rannte zum leblosen Körper von Kagome. „Kagome, wach auf! Lass mich nicht allein! Kaaagooooomeeeeeeee!“, schrie sie in die Schwärze der Nacht. Weinend brach sie über dem Leichnam ihrer Freundin zusammen. Kapitel 10: Das Richtige tun ---------------------------- Ui, soviele Kommis auf einmal :) So kanns weitergehen. Und apropos weitergehen.... 10 – Das Richtige tun Rin saß verzweifelt an Kagomes blutüberströmten Leichnam. Wie konnte das nur passieren? Getötet von Sesshoumaru, ihrem Sesshoumaru. Sie lag auf dem Körper der jungen Frau und weinte bittere Tränen. Ihre gesamte Welt war mit einem Male zerbrochen. Jinenji kam hinzu, kniete sich stumm neben sie und versuchte sie zu trösten, indem er ihr seine große Hand sanft auf den Rücken legte. Aber wie sollte er ihr Trost geben, wo er selbst untröstlich war? Kagome stand ihm nahe, nicht so wie Rin, aber sie hatte seinem Leben einen entscheidenden Wandel gegeben. Die Miko, die sich besonders um Youkai sorgte, erschlagen von einem Youkai; welch Ironie des Schicksals. Und ihr Mörder stand ein wenig Abseits und betrachtete seelenruhig die Trauer um seinen gefallenen Gegner. Er verstand nicht, warum die beiden von Kagomes Tod so schockiert waren. Sie war doch ehrenvoll im Kampf gefallen, sie sollten stolz sein. Es gab nicht viele Menschen, die so würdig starben wie die Priesterin. „Rin, wir gehen“, sagte er nochmals, aber sie hörte ihn nicht. Sie merkte nichts mehr um sich herum, sie war wie taub, alles was sie spürte war der Schock und diese unendliche Schwärze in sich wachsen. Was sollte nur aus dem Schrein werden ohne Kagome? Was sollte aus ihr und Jinenji werden? Weiter rannen die Tränen in Strömen über ihre Wangen. „Ich kann nicht“, wisperte sie, „ich muss Kagomes Werk fortsetzten. Der Tempel braucht eine Miko.“ Sesshoumaru schaute sie verwirrt an. Seit wann widersetzte sich Rin ihm? Er war ihr Ziehvater, sie hatte seinen Anordnungen Folge zu leisten! „Rin, du sollst mit mir kommen“, sagte er nun noch einmal deutlich, „du kannst nicht hier bleiben, du bist nun die Tochter des Westens und keine einfache Miko mehr.“ Rin wurde wieder von einem neuerlichen Weinkrampf geschüttelt. „Du hast alles kaputt gemacht, was wir aufgebaut haben!“, schrie sie ihn unter Tränen an, „du hast den wunderbarsten Menschen getötet, den es gibt. Ich will nicht mit, ich will nicht deine Tochter sein, wenn dafür Kagome sterben muss! Ich hasse dich!“ Rins Worte versetzten seinem kalten Herz einen Stich. Ein ungewohntes Gefühl breitete schon sich darin aus. Zweifel. Hatte er wirklich alles zerstört? Was konnte der Tod eines einzelnen Menschen schon für Kreise ziehen? Sie war zwar eine bemerkenswerte Frau, wie er sich eingestehen musste, er empfand sogar etwas Respekt für sie, aber das war kein Grund sich so zu verhalten wie Rin es nun tat. Aber er konnte es trotzdem nicht ertragen sie weinen zu sehen, er hatte das Bedürfnis ihr etwas Tröstendes zu sagen. Er kniete sich neben sie an den toten Körper der Miko und sagte: „Sie ist einen ehrenvollen Tod gestorben, sie war außergewöhnlich für einen Menschen.“ Doch seine Worte verfehlten ihre Wirkung völlig. Rin sah ihn entsetzt an und fing noch stärker an zu weinen. „Ja, wegen dir! Du hast sie umgebracht!“ Sie trommelte mit den Fäusten an seine Brust und brach in seinen Armen erschöpft zusammen. Jinenji stand die ganze Zeit über etwas entfernt. Es zerriss ihm das Herz Rin so am Boden zerstört zu sehen, er wollte für sie da sein. Aber das ging wohl nun nicht mehr. Er war nur ein Halbblut und Sesshoumaru würde es niemals akzeptieren, dass seine neu gewonnene Tochter ihre Zeit mit einem wertlosen Mischling verbrachte. Er konnte es nicht mehr ertragen Rin mit Sesshoumaru zusammen zu sehen und wandte sich traurig ab. Dieser Tag hatte ihm alles genommen, was ihm wichtig war… Kagome, Rin und den Schrein, der ohne seine Mikos nicht weiter bestehen konnte. Aber er würde Kagomes Andenken bewahren und sein Wissen weiter allen Kranken und Verletzten zukommen lassen, das schwor er sich im Stillen. Sesshoumaru legte seinen verbliebenden Arm über Rins Rücken und flüsterte ihr so sanft er konnte zu: „Alles wird gut. Du kommst mit mir zur Burg des Westens, wirst meine offizielle Tochter, die neue Hime. Du kannst auch weiter als Priesterin wirken, wenn es dir so wichtig ist.“ Das war ein Zugeständnis, was sie nun überzeugen sollte. Eigentlich war es ihm zuwider, aber er musste einfach anerkennen, wie wichtig ihr die Arbeit als heilende Miko offenbar war. Sie hatte ihn wirklich weich gemacht, dass er jetzt schon auf andere zuging und von seinem absolut herrschenden Willen abrückte. Rin hatte sich mit der Zeit beruhigt und fühlte einfach gar nichts mehr, sie fühlte sich wie taub. Ihr leerer Blick lag immer noch auf dem Leichnam ihrer Meisterin. Was sollte sie noch weiter hier tun? Sie war so hin und hergerissen. Sie würde Miko bleiben, das war sie Kagome schuldig und ihr Werk fortführen. Aber sie wollte auch bei Sesshoumaru bleiben, nachdem sie so lange auf ihn gewartet hatte. Und er sagte, sie dürfe Priesterin bleiben… also konnte sie im Westen auch einen neuen Tempel errichten. Alleine hier zu bleiben würde sie nicht ertragen. „Lass uns Kagome bestatten“, sagte sie kalt, „Lass und am Fluss Steine holen.“ Mit hängenden Schultern und dem Blick nachdenklich zu Boden gerichtet, ging Rin voran die Stufen des Schreins hinab. Sesshoumaru folgte ihr ein paar Schritte hintenan. Er war beeindruckt von der inneren Stärke seiner kleinen Rin. Sie schien wirklich erwachsener geworden zu sein. Rin durchschritt den Bannkreis ohne Probleme. Doch Sesshoumaru war plötzlich gefangen von einem Netz der Magie, das ihm fürchterliche Schmerzen zufügte. Rin spürte das Knistern der Energie und wand sich sofort herum, aber sie konnte ihrem Vater nicht mehr helfen. Sie sah, wie er bewusstlos zu Boden fiel und liegenblieb. Die Schutzgeister lassen ihn nicht gehen, dachte Rin. Sie sind wohl wütend auf ihn, verständlich. Tun konnte sie nun nichts für ihn, also setzte sie sich auf den Boden neben ihm und wartete ab was geschehen würde. Die Geister hatten aber definitiv etwas mit ihm vor, er hatte wohl noch eine Aufgabe im Diesseits, sonst hätten sie ihn nach seinem Frevel bestimmt sofort getötet. Als Sesshoumaru wieder die Augen öffnete, sah er sich in einer merkwürdigen Zwischenwelt gefangen. Er spürte, dass sein Geist von seinem Körper getrennt war, aber dennoch war er nicht tot. Seltsam, dachte er. Um ihn herum war nur bläulich-violettes Licht, von Nebeln durchzogen und der Raum schien sich in die Unendlichkeit auszubreiten. Wo war er nur gelandet? Gefangen in dieser merkwürdigen Dimension, in der das Nichts zu regieren schien. Er beschloss sich etwas umzusehen und ruderte durch die Schwerelosigkeit. Hinter ihm materialisierten sich langsam zwei astrale Gestalten. Der eine war ein kleiner, alter Mann mit einem beträchtlichen Bauch und einer glänzenden Glatze. Er war in eine schlichte braune Kutte gekleidet. Der andere hingegen war kein Mensch, man konnte sofort seine dämonische Ausstrahlung spüren. Er hatte einen wehmütigen Ausdruck in seinen goldenen Augen. „Youkai, du bist sicher, dass du das übernehmen willst?“, flüsterte ihm der Geist des alten Mannes zu. „Ich muss“, antwortete der Angesprochene, „Er ist immerhin mein Sohn.“ Er bewegte sich lautlos hinter Sesshoumaru. „Mein Sohn… Sesshoumaru.“ Der drehte sich sofort um und was er sah, machte ihn sprachlos. Da stand sein Vater und sprach ihn einfach so an! Fassungslos starrte er ihn an. Gleichzeitig musterte Inu no Taisho seinen Sohn mit betrübtem Blick. Nach einigen Minuten hatte sich Sesshoumaru gefangen. „Vater…du bist es wirklich.“ „Ja, ich bin es und nein, du bist nicht tot. Wir sind in der Zwischenwelt.“ „Wie bin ich hier hergekommen?“, fragte Sesshoumaru nun wieder in seiner üblichen emotionslosen Art. „Wir haben dich hierher geholt.“ Dabei zeigte er auf den alten Mann. „Chiryosha und ich sind die beiden Schutzpatrone des Schreins der Himmel, wir haben den Bannkreis errichtet und entscheiden, wer ihn betreten darf.“ Sesshoumaru wurde nun einiges klar; warum er seinen Vater die ganze Zeit über gespürt hatte und diese Barriere so mächtig war. Aber wieso tat sein Vater das? Die tote Priesterin musste etwas damit zu tun haben. „Warum tust du das, Vater? Was hat diese Miko dir angetan, dass du diesen Menschentempel bewachst?“, knurrte er. Inu no Taisho seufzte. Die Ansichten seines Sohnes hatten sich in den vergangenen 200 Jahren nicht im Geringsten geändert, obwohl er inzwischen ein Menschenmädchen als seine Tochter angenommen hatte. „Weil sie das Richtige tut. Sie unterscheidet nicht zwischen den Rassen, so wie alle anderen. Youkai, Mensch oder Hanyou, ganz egal, sie hilft allen. Und sie hatte die Bitte an mich gerichtet den Tempel unter meinen Schutz zu stellen.“ „Und nun ist dieses wunderbare Ding tot, wegen dir, du Schuft!“, keifte Chiryosha dazwischen, „wie konntest du nur?“Ein Blick des großen Hundes genügte um den Greis zum Verstummen zu bringen. „Warum begegnest du Güte immer mit Hass, Sesshoumaru?“, fragte er gedankenverloren. „Warum hasst du alles Menschliche? Ist es wegen mir? Weil ich deine Mutter verlassen hatte, als ihre Kaltherzigkeit unerträglich geworden war?“ Sesshoumaru konnte nicht antworten, zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf. Hasste er Kagome und hatte er sie deshalb getötet? Nein… eigentlich respektiere er sie. Sie war der würdigste Mensch, den er kannte, sie war unvoreingenommen, stark, mutig und großherzig. Ihr Tod hatte einen anderen Grund. „Ich habe sie getötet, weil sie sich zwischen mich und meine Tochter gestellt hat.“ Die linke Augenbraue seines Vaters schnellte in die Höhe. „Tochter, sagst du. Hast du es endlich geschafft, dir einzugestehen, dass das kleine Mädchen das schon immer für dich war… Aber warum behandelst du sie dann wie eine Sklavin?“ Er fühlte sich sofort ertappt. „Woher weißt du…“ „Ich beobachte dich, seit langem“, lächelte ihn sein Vater an, „ich wache aus dem Jenseits über meine Kinder und deren Weg.“ Dann sah er ihn wieder ernst an. „Und dein Weg ist der Weg, den auch ich einschlug, bis ich Izayoi traf. Doch sie taute mein gefrorenes Herz auf, zeigte, dass es mehr auf der Welt gab als Macht und Kampf.“ Sesshoumaru senkte nachdenklich den Kopf. Sein Vater schaffte es schon immer die Gedanken, die er sich verbot, in sein Bewusstsein zurück zu führen. Doch woraus bestand seine Welt nun? Aus Rin. Sie war sein größter Schatz, musste er zugeben. Er war für sie durch die Hölle gegangen, kämpfte für ihr Leben gegen den Fürsten des Todes persönlich. „Vater… du hast mich einmal gefragt, ob es etwas gibt, das ich beschützen möchte.“ Erwartungsvoll sah der Ältere auf seinen Sprössling. „Ich glaube, ich habe es gefunden, auch wenn ich es nicht wahrhaben will. Deshalb starb die Miko, weil ich Rin bei mir haben will, ich will sie beschützen.“ „Weise Worte“, antwortete sein Vater, „nur hast du Rin damit wirklich beschützt?“ Der alte Geist wollte schon wieder die Stimme erheben, doch ihm wurde plötzlich der Mund von einer klauenbesetzten Hand zugehalten. „Nicht, Chiryosha, er muss es selbst sehen.“ Sesshoumaru dachte weiter nach, erinnerte sich an die Worte Rins. Sie sagte, er hätte alles kaputt gemacht. Hatte er das? Fragend blickte er seinen Vater an, in der Hoffnung er könne seine Gedanken lesen und ihm die richtige Antwort sagen. Mit einem Mal fühlte er sich unruhig und unwohl in seiner Haut. Was war das? Was war das für ein Gefühl? „Reue, mein Sohn. Du weißt, dass du das Falsche getan hast tief in dir.“ Reue? Bereute er tatsächlich? Er bereute, dass Rin traurig war, ja. Als sie sagte, sie hasse ihn, brach etwas in seinem kalten Herzen. „Aber was hätte ich tun sollen?“, schrie er die beiden Geister an, „Sie wollte den Kampf, also gab ich ihn ihr! Hätte ich einfach klein beigeben sollen?“ Der merkwürdige alte Mann sagte sanft: „Du hättest das Richtige tun sollen.“ Das Richtige…. Was war das Richtige? Es hörte sich so einfach an, war aber so unendlich schwer. Was hätte er anders tun sollen? „Den Wunsch des anderen zu respektieren und sich ihm anzupassen, das ist wahre Stärke und aufrichtige Liebe, mein Sohn. Du bist aber ein Schwächling. Ein Schwächling mit einem starken Arm zwar, aber ein Schwächling.“ Enttäuscht ließ er seinen Kopf hängen. Sein Vater nannte ihn, den stärksten Youkai, einen Schwächling. Das saß. Sein Vater war immer sein Idol gewesen, es tat weh so von ihm genannt zu werden. „Wir hätten dich eigentlich sofort töten müssen, als du den Frevel begangen hast. Doch das Schicksal sieht einen anderen Weg für dich vor, deshalb geben wir dir nun noch einmal die Chance das Richtige zu tun“, sagte der Heilige. „Wenn du es nicht tust, werden wir dich richten“, fuhr sein Vater fort. Damit verschwanden die beiden wieder im Nichts. Das Richtige tun… was meinten die beiden damit? Das war der letzte Gedanke, den Sesshoumaru hatte, bevor Schwärze seinen Geist umfing. Als er wieder zu sich kam, lag er wieder im Gras am Fuße des Tempels. Rin kniete neben ihn und sah ihn erwartungsvoll an. „Und was sagten die beiden dir?“, fragte sie mit einem wissenden Grinsen. Er zog es vor nicht zu antworten. Er erhob sich und ging wieder die Stufen zum Schrein hinauf. Wenn es einen Fehler gab, den er begangen hatte, dann der die Miko zu töten. Er würde ihr das Leben wieder geben, er würde sehen, ob sie es verdiente. Das Gespräch mit seinem Vater hatte viele Fragen in ihm aufgeworfen, er musste dringend gründlich nachdenken. Aber eins hatte er verstanden; er durfte Rin nicht wie eine Dienerin behandeln. Wenn er wahre Stärke erlangen wollte, musste er ihren Willen respektieren und aushalten. Rin folgte ihm schweigend, sie wusste nicht was er nun vorhatte. Als sie auf dem Vorhof ankamen, lag Kagome noch immer tot auf dem Boden. Rins Herz klopfte in ihrer Brust, was würde ihr Vater nun tun? Sie selbst hatte es nicht gewagt ihn zu bitten Tenseiga zu nutzen, sie war der festen Überzeugung, dass er Kagome zu sehr hasste. Da hätte auch jede Bitte ihrerseits nichts ausrichten können. Doch nun sah sie wie Sesshoumaru sich vor die Miko kniete und sein Schwert zog. Das Richtige…. War dies das Richtige? Er wusste es nicht, aber nun wusste er, dass er bereits das Falsche getan hatte und nun würde er diesen Fehler sühnen. Er sah die grauen Knechte der Unterwelt, sie hatten den toten Körper der Priesterin gierig in Beschlag genommen. Nach einem Streich mit Tenseiga waren sie verschwunden. Kagome kam wieder zu Bewusstsein, doch öffnete sie noch nicht die Augen. Sie ahnte, was geschehen ist, aber sie wollte es ihm nicht so einfach machen. Daher wartete sie, bis ihre Kräfte wieder vollständig zu ihr zurückgekehrt waren. Sie hörte Rin neben sich, wie sie sie bat, wieder zurück zu kommen. Gleich. Noch ein paar Atemzüge. Dann schlug sie die Augen auf. Sie sah Rins vor Freude tränenüberströmtes Gesicht über sich und daneben die in Stein gemeißelte Miene des Daiyoukais. Sie setze sich auf. Sie spürte, wie ihre Kräfte wieder bei ihr waren. Sie fixierte Sesshoumaru mit einem kalten Blick, holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Er rührte sich nicht. Zwar schlug sie ihn, doch er wehrte sich nicht. Er hatte diesen Schlag ins Gesicht verdient. Er hatte das Falsche getan. Kagome erhob sich nun vollständig und lief ohne ein Wort zu sagen in ihre Hütte. Kapitel 11: Unterm Sternenzelt ------------------------------ 11 –Unterm Sternenzelt Kagome rauschte weg von dem sich nachdenklich die Wange reibenden Sesshoumaru und lief schnurstracks weg vom Schrein in den Wald. Der Wald war finster, sie konnte kaum etwas sehen, da Wolken den Mond verhüllten, doch sie kannte sich gut aus in diesem Teil. Angst hatte sie keine, wovor auch? Schließlich wurde sie vor kurzer Zeit getötet und gleich wieder ins Leben gerufen, was sollte da ein dunkler Wald noch Angst machen? Endlich kam sie an ihrem Ziel an, eine kleine grasbedeckte Anhöhe von der man wunderbar den Schrein sehen konnte und den Wald ringsherum. Sie mochte diesen Ort, vor allem bei Nacht, denn hier konnte sie wunderbar ihre Gedanken schweifen lassen oder auch gründlich nachdenken. Sie liebte die Ruhe an diesem Ort und die sanfte Brise, die sie hier umfing. Die Laute des Waldes waren hier ein melodisches Hintergrundrauschen, das Rascheln der Blätter im Wind, die Stimmen der Vögel… eine perfekte Melodie der Natur. Der Nachthimmel war klar bis auf ein paar kleinere Wolken, die sich frech vor den Mond geschoben hatten und so erstrahlten die Sterne in all ihrer majestätischen Pracht und zierten die Nacht wie Millionen von kleinen Brillanten. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, die nach den sich überschlagenden Ereignissen wild durcheinander in ihrem Kopf herumflogen. Sie legte sich ins weiche Gras und schaute einfach nur in den Sternenhimmel. Sie hatte sich mit Sesshoumaru gemessen und verloren… aber es war es wert. Sie würde es immer wieder tun, sie kämpfte für die, die ihr nahe standen wie eine Löwin. Sie wollte Rin beschützen und hatte das fürs Erste auch geschafft. Sie bereute nicht gestorben zu sein, ihr Leben leichtsinnig geopfert zu haben, denn es geschah aus edlem Motiv. Sie hatte es sofort akzeptiert und war ohne jede Bitterkeit in ihrem Herzen gestorben. Doch ihr wurde eine zweite Chance auf Erden gegeben. Ausgerechnet von Sesshoumaru, einem gefühlskalten Dämon, der kein Mitleid kannte und die Menschen hasste. Warum? Hatte Rin ihn darum gebeten? War ihr Einfluss auf ihren Ziehvater immer noch so groß? Sie konnte es sich nicht so ganz vorstellen. Irgendetwas musste in seiner Seele gearbeitet haben, denn er schien seine Schuld einzusehen, sonst hätte er niemals klaglos ihren Schlag ins Gesicht akzeptiert. Er schien damit Sühne leisten zu wollen, also musste er sich schuldig fühlen und bereuen. Sie war in diesem Moment so wütend gewesen, dass ihre Gefühle die Oberhand ergriffen hatten. Es war sonst gar nicht ihre Art sich so Luft zu verschaffen oder gar so wütend zu werden. Das hatte sie seit Inuyasha hinter sich gelassen diese Wut. Sie führte zu nichts und ihre Stärke als Miko rührte auch von ihrer Fähigkeit verzeihen zu können. Mitgefühl und Liebe, auch einem Feind gegenüber, das waren die Grundpfeiler ihrer enormen reinen Kraft. Und sie gaben ihr eine Gelassenheit und innere Ruhe, die ihr in jungen Jahren gefehlt hatte. Da war sie viel impulsiver gewesen, viel gefühlsgeladener, nun ruhte sie in sich und geerdeter. Ihre Gedanken fingen an um einen gewissen Daiyoukai zu kreisen. Er hatte sich sehr verändert seit sie ihm vor über 10 Jahren das letzte Mal begegnet war. Er war nicht mehr so kalt wie zu Beginn, nicht sein Eigennutz leitete ausschließlich sein Handeln. Auch sein Hass gegenüber Menschen hatte sich in ihren Augen gewandelt. Er konnte Menschen, die seinen Ansprüchen genügten, nun durchaus respektieren. Rin konnte er sogar lieben. Was war mit ihr? Respektierte er sie und hatte er ihr deshalb das Leben wieder geschenkt? Er faszinierte sie. Früher, als sie frisch in der Segokuzeit angekommen war, hielt sie ihn für einen machtbesessenen eiskalten Killer. Doch mittlerweile hatte das Bild von ihm in ihrem Kopf an Schärfe gewonnen, sie sah ihn nicht mehr so eindimensional. Er war sich seiner Stärke bewusst und das verlieh ihm Erhabenheit, die man in jedem Augenblick spüren konnte. Sein Stolz ging wohl ins unendliche, hatte aber nach den jüngsten Geschehnissen zurückstecken können. Sie mochte seine Geradlinigkeit und Ehrlichkeit. Er hatte es nicht nötig sich hinter einer Lüge zu verstecken. Und er stand zu seinem Wort, etwas, das selten war. Er stand zu seinen Prinzipien, was sie anerkennen musste, auch wenn diese völlig konträr zu ihren eigenen waren. Sie stellte fest, dass sie inzwischen so etwas wie Respekt und Sympathie für ihn empfand. Sein Entschluss sie wieder ins Leben zu holen, bestärkte sie nur darin. Er konnte inzwischen sogar Fehler einsehen, im Kriegslager beobachtete sie zärtliche Gefühle in seinen goldenen Seelenspiegeln… eigentlich alles was sie an einem Mann schätzte…. schade das es so viel gab, das sie trennte. Allen voran die Tatsache, dass er ein Dämon und sie eine Priesterin war. Was war denn nun mit ihr los, worüber dachte sie denn da gerade nach? Ihre Gedanken machten sich gerade etwas zu selbstständig! Aber attraktiv war er schon, trotz seines fehlenden Armes. Irgendwie fand sie das anziehend, dass ihm, dem mächtigen Youkai, diese Behinderung nicht störte und einfach so hinnahm. Beeindruckend… Stop!, rief sie in Gedanken, ich bin eine Miko, ich habe geschworen nie mich in einen Mann zu verlieben, schon gar nicht in so einen. Also Ruhe, ihr überschäumenden Gefühle! Das war heute alles etwas viel für sie. Vielleicht kamen daher die seltsamen Gedanken. Sie lag nun weiter im Gras, ließ ihren Blick ins Nirgendwo gleiten. Ihr Atmen ging regelmäßig und tief und so versuchte sie den Stress des vergangenen Tages zu vergessen. Auf der anderen Seite des Waldes streifte Sesshoumaru unruhig durch das Gehölz. Er lief ziellos durch die Gegend und versuchte den Gedanken aus seinem Herzen zu entkommen. Was war bloß mit ihm los? Warum hatte er einfach so diese schallenden Ohrfeigen akzeptiert? Erst sein Vater, der ihn als einen Schwächling beschimpfte und dann die der jungen Frau. Warum konnte er seinem Vater nichts Passendes entgegnen, nämlich, dass er sich um seinen eigenen Kram kümmern sollte und warum konnte er es dieser Miko nicht heimzahlen, dass sie es wagte ihn ins Gesicht zu schlagen? War er wirklich so ein Schwächling geworden? Überhaupt, diese Miko, was machte sie immer noch in seinen Gedanken, warum ließ sie ihn nicht los? Er dachte über einen Menschen nach! Und seine Gedanken kreisten nicht darum, wie er sie am besten zerfleischen sollte, nein, er fühlte Respekt und Anerkennung! Er mochte sie sogar ein klein wenig… ihre halsstarrige Art, ihr Stolz, der seinem in nichts nachstand. Sie ruhte in sich selbst, war nicht wie all die anderen Menschen. Und warum hatte sie keine Angst vor ihm? Dieser entschlossen funkelnde Blick, den sie ihm vor ihrem Kampf zugeworfen hatte, fesselte ihn. Er sah noch immer ihre braunen Augen und das Feuer in ihnen. Er fühlte sich regelrecht von ihnen verfolgt. Sie wollten ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Was war das bloß für eine Priesterin, dass sie selbst ihm gefährlich werden konnte? Er war noch nie in seinem langen Leben einem derart starken Menschen begegnet. Und es war keine Hexerei, die sie nutzte, nein, es war ihre eigene unbeschreiblich reine Kraft, die ihm so gefährlich geworden war. Bemerkenswerte Frau, dachte er. Hübsche Frau. Entsetzt riss er die Augen auf. Was kam ihm denn da in den Sinn? Sie war ein Mensch, verdammt noch mal! Er schlug hart gegen einen der umliegenden Bäume, er musste sich abreagieren. Diese Unruhe in ihm, woher kam sie? Er wollte wieder seine Gelassenheit haben, was hatte das Weib nur mit ihm gemacht? Er lief weiter durch den Wald, lief vor seinen Gedanken und Gefühlen davon, wie er sich eingestehen musste. Doch egal wie schnell er lief, seine Gedanken waren bei ihm. Schließlich kam er an einer Lichtung im Wald an, auf der sich ein kleiner Hügel dem Firmament entgegen streckte. Der Hügel war von weichem, grünem Gras bedeckt und eine stetige aber sanfte Brise wehte um ihn herum. Doch er war nicht allein hier, er konnte den Geruch eines Menschen wittern. Und dieser Mensch beherrschte zu allem Übel auch noch seine Gedanken. Er seufzte stumm. Er würde die Angelegenheit nun klären, weglaufen war schließlich nicht sein Stil. Und sonst würde er langsam aber sicher verrückt werden von den braunen lodernden Augen… Er erklomm die Kuppe des Hügels und sah dort Kagome im Gras liegen, die die Arme unter dem Kopf verschränkt hatte und in den sternenbehangenen Nachthimmel blickte. Das fahle Licht der Himmelskörper verlieh ihrem Gesicht einen übermenschlichen Schein, der sie noch erhabener aussehen ließ. Ihre langen schwarzen Haare waren umgaben sie wie ein Seidenkleid. Sie wirkte völlig entspannt, ja schon etwas von dieser Welt entrückt. „Hallo“, sprach sie ihn plötzlich an. Ihre Stimme klang ruhig und samtig und beruhigte sei aufgewühltes Inneres auf seltsame Art. Schweigend setzte er sich ein kleines Stück von ihr entfernt auf den Boden. „Darf ich bleiben?“, fragte Sesshoumaru sie monoton. „Sicher, du sitzt ja bereits.“ Schweigen erfüllte die Nacht, aber es war kein unangenehmes, verlegenes Schweigen, sondern sie schwiegen einfach gemeinsam, zusammen. „Warum hast du mich mit Tenseiga gerettet?“, fragte Kagome und durchschnitt damit die wohlige Stille. „Ich weiß es nicht“, antwortete der Youkai, „mein Vater und Rin sagten mir, dass es falsch war dich zu töten.“ Viele Momente später sagte sie: „Und sonst nichts?“ Erstaunt blickte er sie an. Hatte er da gerade einen leisen Ton der Enttäuschung vernommen? „Was meinst du?“, fragte er. Kagome richtete sich im Gras auf und sah in direkt an. „Du hast es nur getan, weil andere es sagten und nicht weil du es wolltest?“ Wollte er sie wieder im Leben haben? Diese Frage geisterte nun durch seinen Kopf. Ja. Es wäre eine Sünde, einen so selten kostbaren Menschen zu vergeuden. Aber das würde er ihr sicher nicht sagen. Also schwieg er weiter. Kagomes Herz fing an schneller zu schlagen. Warum wollte sie nur, dass er sie gerettet hatte, weil er wollte, dass sie lebte? Und warum machte sein Schweigen sie so nervös? Sie wollte von ihm gemocht werden, musste sie sich eingestehen. Sie wollte nicht wertlos sein wie die anderen für ihn. „Weiß du, ich habe viel nachgedacht seit vorhin. Warum ich dich nicht hassen kann, obwohl du mich getötet hast und nur wiederbelebt hast, weil andere es wollten. Ich glaube dir das nicht. Ich glaube, du wolltest es auch, du tust nie, was andere von dir wollen, “ fing sie an in den Nachthimmel zu erzählen. Zum Glück war es einigermaßen dunkel, so konnte er nicht ihre geröteten Wangen sehen; hoffte sie. Innerlich musste Sesshoumaru schmunzeln. Sie kannte ihn offenbar besser als er dachte. „Warum kannst du mich nicht hassen? Ich habe es verdient“, entgegnete er, „Ich habe dich getötet und nehme dir Rin.“ „Ja“, seufzte sie, „aber trotzdem empfinde ich Anerkennung für das was du tust. Ich würde wahrscheinlich ähnlich handeln, deshalb kann ich dein Handeln nicht verurteilen. Und immerhin“, kicherte sie, „habe ich ja auch versucht dich zu töten.“ Ein Lächeln umspielte die Lippen Sesshoumarus. „Dann sind wir quitt, denke ich.“ Er blickte sie nun direkt an und ihre Blicke trafen sich für einen winzigen Moment. Dann senkte er ihn wieder, denn er hielt es nicht aus länger ihrem fesselnden Blick standzuhalten. Er hatte das Gefühl, die Glut ihrer Augen wanderte sofort in sein Herz und brach dort den eisigen Mantel, der sich um sein Herz gelegt hatte. „Ich kann dich auch nicht hassen, trotz deinem Makel der Menschlichkeit“, gab er leise zu. „Ich verstehe es nicht, warum ich so gehandelt habe, aber du hast recht, ich wollte es.“ Kagomes Herz machte einen kleinen Sprung bei diesen Worten. Ihr Herz hattein diesem Augenblick vergessen, dass sie eine Miko war. „Warum kannst du mich nicht hassen, obwohl ich ein Mensch bin?“, fragte sie gespannt, „ich bin doch genau wie alle anderen, ich habe die gleichen Ängste und Wünsche, dieselben Schwächen.“ Eine kleine Träne schlich sich in ihren Augenwinkel, als ihr das bewusst wurde. „Nein, du bist anders. Du bist stark, mutig und ehrlich, nicht wie dieser andere Abschaum. Vergleich dich nie wieder mit denen!“ Den letzten Satz schnaubte er abfällig. „Warum hasst du nicht Youkai? Du bist doch eine Geistliche, es ist doch deine Aufgabe die Menschen vor uns zu schützen.“ Nun war es an Kagome zu lächeln. „Nein, das hast du falsch verstanden. Meine Aufgabe ist es die Güte zu zeigen, zu der die Menschen nicht fähig sind. Sie hassen alles was anders oder krank ist, deshalb muss ich mich darum kümmern. Auch die Götter und Geister hassen die Dämonen nicht. Ich bitte deshalb jeden Tag darum, dass all den anderen Geschöpfen ihre Fehler verziehen werden und sie trotzdem glücklich sein dürfen.“ „Du bittest also auch, dass ich glücklich sein darf?“, entgegnete er. „Ja, wenn auch nicht direkt. Aber ich kann das tun, wenn du es wünschst.“ Er sah sie nun wieder direkt an und versuchte ihrem warmen Blick stand zu halten. „Nein, ändere nichts, es war bisher immer gut so.“ Er sah die Liebe und Barmherzigkeit in ihrem Blick und kam sich mit einem Mal sehr schäbig vor. „Denkst du auch manchmal an dein eigenes Glück?“, fragte er weiter. Ein bitteres Lachen entflog ihr. „Nein, das ist mir nicht gestattet.“ Er starrte sie weiter unverhohlen an. „Aber wie willst du anderen Glück bringen, wenn du es nicht einmal dir selbst gestatten kannst?“ „Es ist mein Schicksal, Sesshoumaru. Dieser Verzicht auf mein eigenes Glück ist die Quelle meiner Kraft.“ Der einzelnen Träne gesellten sich nun weitere hinzu und eine schmale Spur lief über ihre Wange. „Dann musst du sehr unglücklich sein, Kagome“, sagte Sesshoumaru, während er ihr mit dem Finger sanft die Tränen von der Wange wischte. „Ich würde mir wünschen, dass du dein Glück findest, kleine Miko.“ Er saß nun direkt neben ihr. Es war seltsam, für beide, sich einander so nahe zu sein, und doch fühlte es sich so normal und natürlich an, als täten sie es schon immer. Gemeinsam blickten sie wieder in den Himmel und schwiegen. Die Wolken verzogen sich und beide saßen im Schein des Mondes vereint und genossen die Stille der Nacht. Kapitel 12: unordentliche Gefühle --------------------------------- 12 – unordentliche Gefühle Kagome erwachte am nächsten Morgen aus einem unruhigen Schlaf. Verworrene Gedanken und Gefühle wollten sie einfach nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Nacht zusammen mit Sesshoumaru auf dem Hügel hatte viel in ihr in Bewegung gesetzt, Dinge an die Oberfläche ihres Bewusstseins gespült, die sie sich verboten hatte zu fühlen. Sehnsucht brannte in ihrem Herzen, Sehnsucht geliebt zu werden so wie sie war, Sehnsucht nach Nähe und die Sehnsucht einmal schwach sein zu dürfen und Geborgenheit an einer starken Schulter zu finden. Liebe. Sie sehnte sich nach Liebe. Die Einsamkeit brach sich ihren Weg in ihr frei. Sesshoumaru hatte recht, sie war nicht glücklich. Sie wollte und konnte es sich bisher nur nicht eingestehen. Seit Inuyasha diese Welt verlassen hatte um bei Kikyo zu sein, war sie nicht mehr glücklich. Sie fühlte sich zwar wohl in ihrem neuen Leben im Mittelalter, aber tief in ihr drin gähnte eine tiefe Leere. Und diese Leere breitete sich nun vehement in ihr aus. Liebe… Ein starkes Wort für eine Miko. Sie hatte geschworen Liebe gegen Jedermann walten zu lassen, nur sie sollte ihr Handeln bestimmen. Doch was war das für eine Art von Liebe? Es war die Menschenliebe, etwas, das ihr schon immer zu Eigen war. Sie konnte nicht unbarmherzig hassen, sie verzieh den Menschen ihre Fehler und hatte stets Verständnis für allerlei Sorgen und Nöte. Es war eine Selbstverständlichkeit für sie, sie dachte nie darüber nach, handelte immer nach ihrem Herzen. Und das befahl ihr zu helfen. Aber das war es nicht, was diese Leere auslöste, es war ein anderes Gefühl, was ihr fehlte. Liebe zu Menschen, die ihr nahe standen. Freundschaft. Ein starkes Gefühl, was sie lange begleitete. Es gab ihr die Kraft die vergangenen Jahre des Kampfes gegen Naraku durchzuhalten, es hielt sie aufrecht. Auch jetzt umgab es sie; Rin, Jinenji, ihre Freunde in diesem Abschnitt ihres noch jungen Lebens. Freundschaft gab ihr die Kraft weiterzumachen wo ein Weitermachen sinnlos war, Kraft über sich hinauszuwachsen. Es erfüllte sie jeden Tag, war ihr ständiger Begleiter. Und jeden Tag gaben es ihre Freunde es ihr wieder, ihre Liebe durchströmte sie. Daran konnte es nicht liegen. Warum fühlte sie sich dann leer und einsam? Sesshoumaru hatte es geschafft in einem einzigen Moment ihr diese Leere bewusst zu machen. Ihr fehlte die Liebe eines Manns, bedingungslose Liebe und Zuneigung, das Gefühl begehrt zu werden. Das, was sie sich vor Jahren verboten hatte, da sie ihr Leben den Menschen widmete. Aber nun schrie alles in ihr danach. Aber warum erst jetzt, jetzt wo er nicht mehr neben ihr saß? Als sie zusammen im Glanz der Sterne saßen, wurde es ihr bewusst, dass dies das Mosaik war, das ihr zu ihrem Glück fehlte. Aber warum tat es da noch nicht weh? Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart, er gab ihr Halt, obwohl er ein Stück von ihr entfernt saß und seinen Blick gen Himmel richtete. Aber seine Gegenwart gab ihr Halt, sie fühlte sich ausgefüllt und geborgen. Schon verrückt nachdem er sie wenige Stunden zuvor getötet hatte. Sie durfte sich solche Gedanken nicht gestatten, es war ihr verboten! Wenn sie diese Gedanken so weiterspann, verliebte sie sich am Ende noch in den Daiyoukai. Doch er beherrschte schon ihre Gedanken, musste sie sich leise eingestehen. War sie verliebt? Nein, sie bekam kein Flattern im Bauch, kicherte nicht und das Kribbeln blieb aus in seiner Nähe. Er erfüllte sie mit Gelassenheit und Ruhe. Das konnte keine Verliebtheit sein. Was war es denn? Eine Schwärmerei? Aber warum fühlte es sich so richtig an, so als ob es schon immer so sein sollte? Was war das für ein Gefühl? Seine Gegenwart fehlte ihr, es fühlte sich so natürlich und selbstverständlich an, als er an ihrer Seite war. Auch zuvor spürte sie dies als sie ihm an der Barriere begegnet war, dort hatte sie es allerdings ignoriert. Doch nun kreiste der Gedanke unaufhörlich in ihrem Kopf, sie wollte, dass er da war. War das wahre Liebe? Dieses unordentliche Gefühl, was sich so gar nicht greifen ließ? Sie rollte sich auf die andere Seite ihres Futons und kam auf dem Bauch liegend an. Sie bettete ihren Kopf auf ihren Armen und starrte ins Nichts. Wenn es das war, was ihr zum Glück fehlte, dann war es so, wie sie sagte: Es war ihr Opfer als Miko unglücklich zu sein. Warum musste sie sich bloß entscheiden? Ging nicht auch beides, ihre reine Kraft und Liebe? *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Sesshoumaru saß am Rande des Tempels auf einem Baum und versuchte seine Gedanken zu ordnen und zu überlegen, was er nun tun würde. Er konnte Rin nicht einfach mitnehmen, wie er es eigentlich geplant hatte. Er würde also noch eine Weile hier verbringen müssen. Sei es drum. Er hatte ohnehin zurzeit nichts Wichtiges zu tun. Außerdem konnte er so weiter die Miko beobachten, deren Anblick ihn so faszinierte. Er dachte schon wieder über sie nach, merkwürdig. Die gemeinsame Nacht wollte ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen, ständig kreisten seine Gedanken um die gemeinsamen Momente. Sie war eine herausragende Persönlichkeit, die es sogar schaffte ihn zu faszinieren. Er hatte das Gefühl in jedem Augenblick neue Facetten an ihr zu entdecken, die sich aber so unendlich vertraut anfühlten, als würden sie sich seit Jahrhunderten kennen. Ein Mensch, der mächtiger war als die meisten Youkai… Er musste sich eingestehen, dass er ihre Gegenwart mochte. Er genoss die Ruhe, die sie ausstrahlte, etwas, was den meisten Menschen sonst fehlte. So würde es sogar eine angenehme Zeit werden, wenn er hier im Tempel auf die Entscheidung Rins warten würde… Er würde sie weiter beobachten, vielleicht ergab sich auch noch eine Möglichkeit etwas über sie herauszufinden. Ihr offensichtlich selbstgewähltes Unglück ließ ihn nicht los. Warum tat sie sich das an? Es musste einen Grund dazu geben und er, Sesshoumaru, würde herausfinden warum sie sich ihr Glück verboten hatte! Er fühlte wie sein Herz bei dem Gedanken entflammte, Adrenalin durch seine Adern pulsierte. Er würde ihr helfen ihr Glück zu finden und sie vor allem Unglück beschützen. Doch halt! Woher kamen diese Gedanken? Was waren das plötzlich für Gefühle, die dem Eiskeller seines Herzens entsprangen? Warum war er so außer sich, dass ihm seine stoische Gelassenheit für einen Augenblick verloren ging? Er kannte diesen Zustand nicht. Kühl und analytisch machte er eine Bestandaufnahme seines momentanen Zustandes: Er genoss die Gegenwart einer menschlichen Priesterin und wollte diese aufrecht erhalten, dachte über sie nach. Sie brachte sein Blut in Wallung nur bei dem Gedanken, dass ihr etwas Schlechtes widerfahren könnte und wollte unbedingt mehr über sie erfahren… er erkannte sich selbst nicht mehr wieder. Woher kam diese Unruhe und das Chaos in seinen Gedanken? Was hatte das Weib mit ihm angestellt? *~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~**~~* Rin war an diesem Morgen bereits sehr früh aufgestanden. Sie war von den jüngsten Ereignissen so aufgewühlt, dass sie nicht mehr schlafen konnte. Sie verließ die noch schlafende Kagome und wandelte über den Hof in Richtung der frisch angelegten Kräuterbeete. Dort standen einige alte Bäume, die angenehmen Schatten spendeten. Das helle Licht des Morgens brach sich durch die dichten Blätterkronen und tauchte den Ort in ein mystisches Licht. Rin liebte diesen Ort und die Ruhe, die er ausstrahlte. Sie ließ sich an einem der mächtigen Baumstämme nieder und lauschte der Stille. Tief sog sie die Luft in sich ein und erfreute sich an dem würzigen Duft der vielen Heilpflanzen und Blumen. Was sollte sie nun tun? Sie fühlte sich so entzwei gerissen. Sie hatte ihr Glück hier im Tempel bei Kagome und Jinenji gefunden und nun tauchte Sesshoumaru auf und ihr geordnetes Leben kam gehörig durcheinander. Sie würde seine offizielle Tochter und Erbin werden, wenn sie es wollte und ihm folgen würde. Sie musste lächeln; bis vor kurzem hätte sie alles stehen und liegen lassen und wäre ihm sofort gefolgt. Doch nun gab es Dinge, die sie hier hielten. Ihre Arbeit, die sie erfüllte. Die tiefe Freundschaft zu Kagome. Und ein gewisser Hanyou, der ihr Herz allein beim Gedanken an ihn zum klopfen brachte. Warum nur musste es nur so kompliziert sein? Durfte sie nicht einfach einen Vater ihr Eigen nennen und ihr kleines Glück an diesem Ort genießen? Warum stellte das Schicksal sie vor so eine teuflische Wahl? Und sie musste sich schnell entscheiden, Sesshoumaru würde nicht lange auf sie warten. Es war überhaupt ein Wunder, dass er immer noch da war. Jinenji… ja, sie hatte sich wirklich in ihn verliebt, bis über beide Ohren, wie sie zugeben musste. Sie konnte nicht sagen, wann es geschah, es wuchs einfach mit der Zeit und nun war das Gefühl da. Sie liebte seine sanfte Art, das Wissen, das er immer mit ihr teilte. Sie träumte schon so oft davon in seinen starken Armen zu liegen, sich einfach an ihn zu schmiegen und sich so unendlich geborgen und beschützt zu fühlen. Seine außergewöhnliche Gestalt machte ihr nichts aus, im Gegenteil, sie mochte sie. In der letzten Vollmondnacht durfte sie sogar bei ihm bleiben, obwohl er seine menschliche Gestalt annahm. Als Mensch sah etwas unförmig aus, da sich seine gesamte Gestalt wandelte, aber das machte ihr nichts aus. Sie liebte ihn nicht wegen seinen Äußeren, sie sah seine innere Schönheit. Wenn sie eins in ihrem Leben gelernt hatte, dann dass die Erscheinung eines Wesens nichts über dessen Kern aussagte. Außerdem mochte sie seine großen blauen Augen, besonders wenn ihr Blick auf ihr ruhte. Bei all den Gedanken an ihre heimliche Liebe zierte nun ein leichter Rotschimmer ihre Wangen. Selbst wenn sie blieb, gab es immer noch ein Problem: Sie war eine Miko. Es war ihr wie Kagome verboten sich zu verlieben. Wenn sie heiraten wollte, musste sie ihren Stand aufgeben. Und der war ihr sehr wichtig, sie wollte weiter Arznei herstellen und Kranke heilen. Auch ihre Kräfte mochte sie nicht missen. Frustriert stützte sie ihr Kinn in ihre Hände und seufzte laut. Es war ihr wirklich nicht vergönnt einfach glücklich zu sein. „Was ist los, Rin, warum bist du so traurig?“, ertönte eine bekannte Stimme hinter ihr? Jinenji kam hinter den Bäumen hervor und setzte sich neben sie. Sofort fingen die Schmetterlinge in ihrem Herz an zu flattern und toben. „Ich muss mich entscheiden obwohl ich es nicht will“, fing sie zögerlich an, „entweder habe ich einen Vater oder ich bleibe hier. Und dann sind da noch andere Dinge, die alles kompliziert machen.“ Jinenji schaute Rin verständnisvoll an. Er konnte sich vorstellen, was für ein Gefühlchaos in der jungen Frau tobte. Und in ihm nebenbei auch. Denn er wollte nicht, dass sie ging, sie sollte bei ihm bleiben. „Wenn ich nicht gehe, verliere ich Sesshoumaru als meinen Vater, muss aber alles zurücklassen was mir wichtig ist. Und ich glaube nicht, dass er gestattet, dass die Tochter des Westens in einem Schrein als Miko lebt.“ Es tat gut ihren Gedanken Luft zu verschaffen. „Glaubst du, dass er dich wirklich verstößt, jetzt wo er dich gerade gefunden hat?“, fragte Jinenji, „ich habe zwar gehört, er sei kaltherzig, aber ich glaube nicht, dass er so grausam ist.“ Seine Worte beruhigten Rin, aber nur etwas. Denn da gab es immer noch ein Problem… und wann wäre ein besserer Moment, das zu lösen als nun? „Weißt du…“, begann sie schüchtern, „selbst wenn ich hierbleibe, darf ich nicht glücklich werden. Es gibt da noch eine Sache, die mir zu schaffen macht… ich bin ja eine Miko und somit an meinen Schwur gebunden, aber…“ Nun fehlten ihr die Worte um ihre Gefühle in Worte zu fassen. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und nahm Jinenjis Gesicht in ihre Hände. Sie schloss die Augen und hauchte ihm einen gefühlvollen Kuss auf die Lippen. Dann sah sie ihm tief in die Augen und flüsterte: „Das ist mein Problem. Ich liebe Dich.“ Kapitel 13: 13 - Nur ist so ein hässliches Wort ----------------------------------------------- 13 – Nur ist so ein hässliches Wort „Weißt du…“, begann sie schüchtern, „selbst wenn ich hierbleibe, darf ich nicht glücklich werden. Es gibt da noch eine Sache, die mir zu schaffen macht… ich bin ja eine Miko und somit an meinen Schwur gebunden, aber…“ Nun fehlten ihr die Worte um ihre Gefühle in Worte zu fassen. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und nahm Jinenjis Gesicht in ihre Hände. Sie schloss die Augen und hauchte ihm einen gefühlvollen Kuss auf die Lippen. Dann sah sie ihm tief in die Augen und flüsterte: „Das ist mein Problem. Ich liebe Dich.“ Jinenji konnte kaum fassen, was da gerade passierte. Er musste träumen, ja so war es, ein Traum! Denn es konnte einfach nicht sein, dass ihn die Frau, die er über alles liebte, leidenschaftlich küsste und ihm ihre Liebe gestand. So etwas wurde einem Wesen wie ihm nicht vom Schicksal gewährt. Trotzdem genoss er den Moment in vollen Zügen. Er schloss Rin in seine Arme und erwiderte den Kuss mit gleicher Leidenschaft. Als beide die Luft versiegte, sahen sie sich tief in die Augen. Ihre Blicke erzählten sich alles, was das Herz nicht in Worte kleiden konnte, Rins Augen strahlten die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit aus, aber ein kleiner dunkler Schatten versteckte sich in einer Ecke; der Schatten der Entscheidung zwischen dem Leben als Miko oder an Jinenjis Seite. Doch kurze Zeit später brach sie die Stille. „Was ist, warum antwortest du nicht? Sag doch was!“ Tränen sammelten sich in den Augen der jungen Frau. „Magst du mich nicht?“, flüsterte sie ängstlich. Rins Tränen holten Jinenji wieder in das Hier und Jetzt zurück. Es war kein Traum, es geschah alles wirklich und seine geistige Abwesenheit machte sie jetzt traurig. Wie konnte sie nur denken, er mochte sie nicht? „Rin, hör auf zu weinen, das steht dir nicht“, sagte er bestimmt und strich sanft mit einem seiner riesigen Finger die Spur der Tränen von ihrer Wange. „Denk bitte nicht so etwas. Mein Herz gehört dir, seit ich hier angekommen bin. Ich kann es nur einfach nicht glauben, dass jemandem wie mir vom Schicksal so etwas Kostbares wie du anvertraut wird.“ Rin sah ihn verwirrt an. „Was meinst du mir ‚jemandem wie mir‘?“ Jinenji senkte seinen Blick schüchtern. „Sieh mich doch an, ich bin ein unförmiges Monster und du bist so zart und wunderschön. Ich weiß, ich bin nur ein Hanyou und mir ist es nicht gestattet auf ein glückliches Leben zu hoffen. Deshalb fällt es mir so unendlich schwer zu glauben, dass du mich tatsächlich lieben kannst.“ Rin hob seinen Kopf mit ihren Händen, so dass er ihr direkt ins Gesicht schauen musste. „Du großer, dummer Idiot. Es ist mir völlig egal was du bist, ob Hanyou, Youkai oder Reisbällchen, solang du nur du selbst bist. Sag bitte nie wieder, du seist ‚nur‘ ein Halbdämon. Du bist einzigartig und liebenswürdig so wie du bist, und ich habe mich deshalb in dich verliebt.“ Um ihre Worte zu bekräftigen, hauchte sie ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Sie lehnte sich an ihn und flüsterte: „Es tut mir so weh, wenn du denkst, dass du nichts wert seist. Erinnere dich immer daran, dass es jemandem gibt, der dich liebt.“ Die beiden verharrten noch eine Weile in inniger Umarmung im Schatten der alten Bäume. Sie genossen das Gefühl endlich vereint zu sein und saßen einfach nur da. Jedes Wort wäre zu viel gewesen, denn sie verstanden sich auch ohne Worte. Alle Widrigkeiten und Probleme waren egal, es gab nur sie zwei in diesem Moment. Für alles andere würde sie eine Lösung finden, wenn es soweit war. Doch die beiden waren nicht so alleine wie sie dachten. Aus einer der Baumwipfel blickten zwei kalte goldene Augen auf das Paar und beobachteten alles mit einem grimmigen Ausdruck. Kagome ging derweil ihren üblichen Tätigkeiten im Tempel nach. Sie stand wie so oft an der Grenze der Barriere und setzte sich mit einer Gruppe Mönche auseinander, die unbedingt den gottlosen Schrein säubern wollten. Das kam inzwischen fast täglich vor, daher hatte Kagome eine gewisse Routine darin. Sie versuchte wie so oft den Unbelehrbaren ihre Sicht auf das Zusammenleben von Youkai und Menschen näher zu bringen, gab es aber wie immer nach kurzer Zeit auf und ging die Treppen den Schrein hinauf. Sie hing wieder einmal ihren Gedanken hinterher. Warum blieb Sesshoumaru weiter hier und warum fühlte sie sich von seinen Blicken so verfolgt? Er machte sie damit nervös, sie hatte Angst Fehler zu machen, versuchte aber immer besonders adrett zu wirken, wenn sie seinen goldenen Blick auf sich spürte. Warum saß er den ganzen Tag auf einer hohen Baumkrone und beobachtete sie? Er musste irgendetwas vorhaben… Und warum genoss sie klammheimlich seine Aufmerksamkeit und wollte sich möglichst perfekt ihm zeigen? Ständig stand sie in ihrer Hütte, wo sie unbeobachtet war, vor einem blank poliertem Stück Metall, das ihr als Spiegel diente, und überprüfte ihre Erscheinung. Saßen auch die Haare, war sie irgendwo von der Arbeit fleckig? Sie wünschte sich, er würde mit ihr sprechen, damit sie ihre Gefühle ordnen konnte, aber im Moment benahm sie sich wie ein verliebter Teenager. Sie schwärmte heimlich für den starken Daiyoukai, was sie aber nicht mal Rin gegenüber zugegeben hätte. Seit ihrem Duell sah sie in mit anderen Augen, warum konnte sie sich selbst nicht erklären. Er hatte es geschafft ihre Sehnsucht zu wecken, es musste einen Grund dafür geben und den würde sie herausfinden. Sie seufzte laut auf. Es half alles nichts sich verrückt zu machen. Sie würde es nun angehen wie eine erwachsene, gestandene Frau, selbst den ersten Schritt tun und ihn ansprechen und fragen warum er sie beobachtete. Wahrscheinlich hasste er sie sowieso genau wie alle Menschen und ihre Gedanken waren lächerlich und kindisch. Das würde sie tun, gleich nach ein wenig Träumerei…. Sesshoumaru saß bereits den gesamten Tag im höchsten Baum des Tempels und verfolgte mäßig interessiert das Geschehen auf dem Gelände des Schreins. Er wollte mehr über Kagome herausfinden, also beobachtete er sie zunächst, um nicht mit unnötigen Fragen in Verlegenheit zu kommen. Irgendwie waren Krieg und Gefühle sich ähnlich. Man beobachtete den anderen, zog Schlüsse aus dem Verhalten und reagierte entsprechend. Wenn sich eine Chance bot einen Treffer zu landen, schlug er blitzschnell zu. Eigentlich sehr verständlich. Er beschloss es taktisch zu sehen, dann würde ihn diese gesamte Situation sicherlich weniger verwirren. Am frühen Morgen sah er Rin wie sie sich alleine an den Rand der Felder setzte und still vor sich hinsah. Irgendetwas schien die Kleine zu beschäftigen, nur was, darauf konnte er sich keinen Reim machen. Sie hatte einen so wehmütigen Blick, den sie weit in die Ferne schweifen ließ, sie war wohl sehr in Gedanken. Er dachte sich nichts weiter dabei, sollte sie ruhig nachdenken. Er wandte seinen Blick zur anderen Richtung, wo er sah wie Kagome mit einem großen, dampfenden Kessel nach und nach in die vielen Baracken lief und nach kurzer Zeit wieder herauskam. Fütterung, dachte er zynisch. Warum tat sie sich das nur an? Diese Hütten waren voll von Hanyous, er konnte ihren typischen Geruch bis in die Baumkrone hinauf riechen. Was trieb diese Frau an sich aufzuopfern? Sie verschwand einen Moment in ihrer Hütte und entzog sich damit seinem Blick. Schade, tauchte unvermittelt der Gedanke in ihm auf. Was dachte er denn bloß? Er beobachtete die Miko, weil er neugierig auf ihre Beweggründe war, nicht weil er sich für sie anderweitig interessierte. Schon kam Kagome wieder aus ihrer Hütte heraus, mit einem frischen Obergewand, wie er schmunzelnd sah. Sie schien zu merken, dass er sie im Blick hatte und machte sich daher zurecht. Nötig hatte sie es nicht, dachte er, ihre Erscheinung war auch so schon atemberaubend; für einen Menschen natürlich. Doch nun nahm er den Geruch des großen Halbbluts auf, wie er sich zügig Rin näherte. Das hatte nun Vorrang vor seinem doch sehr kurzweiligen Vergnügen die Priesterin zu beobachten. Er sah, wie sich Jinenji neben Rin setzte und die beiden eine Unterhaltung begannen. Leider konnte er sie nicht hören, da der Wind die falsche Richtung nahm und ihre Worte von ihm weg trug. Doch was er sah, reichte ihm bereits: Seine Tochter küsste dieses Halbblut! Darüber würde er definitiv mit ihr sprechen müssen. Es war ihrem Stand einfach nicht würdig sich mit so jemandem einzulassen. Auch dachte er, dass ihr Dasein als Miko ihr alles bedeuten würde, aber scheinbar war dem nicht so. Er war so in Rage, dass er zunächst nicht mitbekam, wie eine Person am Fuße des Baumes ihn ansprach. „Sesshoumaru, bist du da oben?“, rief Kagome. Sie spürte, dass er dort oben saß, aber dass er nicht einmal mit ihr sprechen wollte, versetzte ihrem Herzen einen Stich. Wie konnte sie sich nur einbilden, dass er auch nur mit ihr sprechen würde? Er war hier um auf Rin zu warten, mehr nicht du es war wohl ein Zufall, dass er sie den Morgen über so genau beobachtet hatte. Wie dumm sie doch war! Sie wandte sich schon zum Gehen um, als er hinter ihr lautlos auf dem Boden landete. „Was willst du?“, fragte er barsch. Kagome war so überrascht, dass ihr zunächst die Worte fehlten. „Ich, äh… Ich wollte wissen, warum du mich beobachtest.“ Er war überrascht. Sie hatte es also tatsächlich bemerkt? Was sollte er nun sagen ohne wie ein Dummkopf da zu stehen? „Meine Motive haben dich nicht zu interessieren. Außerdem habe ich dich nicht beobachtet.“ Na super, dachte Kagome, ich mach mich jetzt wohl endgültig lächerlich in seinen Augen. Geknickt ließ sie den Kopf hängen und ging ein Stück von ihm weg. Das irritierte den Dämon. Wollte sie etwa, dass er sie ansah und mit Blicken verfolgte? „Warum gehst du?“ Traurig sah sie an. „Was kümmert es Dich, ich bin doch nur ein Mensch. Ein dummer, törichter Mensch.“ Er verstand nicht, warum sie so niedergeschlagen war. Lag es etwa an seinen Worten? Er wollte nicht, dass sie ging. Ihre Gegenwart störte ihn nicht und er empfand die Gespräche mit ihr angenehm. Außerdem würde ihn das von seiner brodelnden Wut auf Jinenji ablenken. „Ich versuche zu verstehen, warum du das tust. Du opferst dich auf und sagst, dir ist kein Glück vergönnt, warum?“ Verwirrt sah Kagome ihm in seine Augen, doch es war kein Schalk darin zu erkennen, nur aufrichtiges Interesse. „Warum interessiert dich das?“, hakte sie nach. „Weil ich es nicht möchte, dass du unglücklich bist“, sagte er leise, als hätte er Angst sich selbst zu hören. Kagome traute ihren Ohren nicht, sie, eine Miko interessierte den Fürsten des Westens? Sein kaltes Herz erwärmte sich tatsächlich für ihr Schicksal? „Es ist die Aufgabe, die mir das Schicksal auferlegt hat. Ich wurde als Miko geboren, also bin ich Miko. Das füllt mein Leben wenigstens mit einem Sinn.“ „Hast du nie überlegt, was es noch gibt?“ Ihre Augen schauten nun noch trauriger. „Doch. Aber das Leben hat mir gezeigt, dass dieses Glück, von dem ich träume, mir verwehrt bleibt.“ Er stutze. Hatte sie dieses Schicksal etwa nur wegen seines dümmlichen Halbbruders gewählt? „Du sprichst von Inuyasha“, stellte er fest. „Ja, unter anderem. Du siehst, es ist das Beste was ich erwarten kann.“ „Eine deprimierte Priesterin, die jedem wahllos ihr Leben widmet und sich dabei aufreibt, das ist nicht wirklich das, was du dir wünschst.“ Kagome fing bei diesen Worten an zu schluchzen. Er hatte genau ins Schwarze getroffen. „Nein, aber was interessiert es dich, was ein Mensch aus seinem Leben macht? Lass mich in Ruhe!“ Er trat auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. Seine Klauen legte er sanft unter ihr Kinn und zwang sie so, seinem Blick stand zu halten. „Kagome, ich habe dich nie als einen Menschen gesehen, das habe ich dir bereits gesagt. Ich empfinde keine Verachtung dir gegenüber, nur tiefen Respekt.“ Sie musste schlucken. Sagte er das gerade wirklich? „Was siehst du denn? “, brachte sie gepresst heraus. „Eine junge Frau, die dabei ist sich selbst zu verlieren.“ Etwas gereizt entgegnete sie: „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Er flüsterte in ihr Ohr. Sein Atem streifte ihre Haut und bereitete ihr eine Gänsehaut. „Such die dunkle Seite in dir, Kagome, such den Dämon in dir. Niemand ist nur gut oder schlecht, verleugne dich nicht selbst. Diese Seite ist, was ich an dir mag.“ Damit ließ er sie stehen und verschwand wieder im Wipfel des Baumes. Kapitel 14: Auf neuen Wegen --------------------------- Kagome war verwirrt. Sie stand immer an der Stelle, an der Sesshoumaru sie zurückgelassen hatte. Sie strich sich mit den Fingern über die Wange, an der sie eben noch seine Worte gestreift hatten. Er respektierte sie? Er hasste sie also gar nicht? Ihre Wangen verfärbten sich rosa bei dem Gedanken. Sollte es tatsächlich so sein, dass er sie ein klein wenig mochte? Es schien der einzig logische Grund, warum ihr selbstgewähltes Schicksal den kaltherzigen Daiyoukai interessieren konnte. Was meinte er damit, sie solle ihren inneren Dämon befreien? Ihre dunkle Seite? Er konnte unmöglich von ihren geheimen Gedanken wissen. Ihr Verlagen das Schicksal Schicksal sein zu lassen und einfach ihrer Sehnsucht zu folgen. Es klang so verlockend, so einfach. Aber war es das auch? Einfach alles hinter sich lassen… es war verführerisch. Aber was sollte aus dem Schrein werden? Die zwei Seelen schlugen nun heftiger in ihrer Brust, die der selbstlosen Miko und die Seele der liebenden Frau. Erschöpft glitt sie auf den Boden und setzte sich an den Fuß des Baumes. Sie legte ihren Kopf in ihre Arme und schloss resigniert die Augen. Warum konnte sie nicht beides haben? Warum nur musste das Leben ihr immer solch schwere Prüfungen bereiten? Sie war verzweifelt, wusste nicht mehr was richtig und falsch war. Selbstzweifel krochen in ihr hoch. War es tatsächlich ihr Schicksal unglücklich zu bleiben? Wollte sie das? Nein… Sie war Priesterin geworden, um endlich glücklich zu sein! Sollte sie den Schritt wagen und ihre Gefühle gegenüber Sesshoumaru erforschen? Sie beschloss ein wenig abseits des ihr vorbestimmten Pfades zu wandeln, um zu schauen, was für ein weg sich ihr eröffnen mochte; umkehren konnte sie schließlich allemal. Sie lächelte müde. Taten das Youkai, sich gegen ihre Bestimmung aufzulehnen? War das ihr innerer Dämon, der sie zu dieser Entscheidung geführt hatte? Wenn er dies war, dann hieß sie ihn mit offenen Armen willkommen. Sie saß noch eine Weile dort in sich versunken und ließ ihren Entschluss auf sich wirken. Doch sie konnte nichts Falsches daran erkennen, es fühlte sich so richtig an. Entschlossen stand sie auf und ging langsam zurück zum Tempel. Sollte sich eine Gelegenheit bieten auf neuen Pfaden zu gehen, würde sie diese nutzen. Einige Zeit verging, weitgehend ereignislos. Rin und Jinenji verhielten sich fast wie immer, sie verbrachten fast die gesamte Zeit miteinander. Das einzige, was sich geändert hatte, waren die Blicke, mit denen sie sich ansahen. Voller Liebe und Zuneigung strahlten die Augen der beiden. Immer unter dem wachsamen Blick Sesshoumarus. Sollte dieser Bauer seiner Rin zu nahe treten, wäre er sofort zu Stelle um den Hanyou in seine Schranken zu weisen… Die gemeinsame Arbeit ließ sich Rin nicht von ihm verbieten, er hatte es versucht, aber gegen den Dickkopf von Rin war selbst er machtlos. Und er wollte nicht riskieren, dass seine Tochter ihm böse war, dazu mochte er sie zu sehr. Aus demselben Grund hatte er ihr auch nichts davon erzählt, dass er Zeuge ihres Liebesschwurs gewesen war. Aber mehr würde er ihr sicher nicht zugestehen. Er hatte beschlossen bei Rin zu bleiben bis diese endlich eine Entscheidung gefällt hatte. Sie hatte ihn um Zeit gebeten, um sich über ihren weiteren Weg Klarheit zu verschaffen. Da er im Moment nichts Dringendes zu erledigen hatte, willigte er ein am Tempel zu bleiben und auf Rin zu warten. Damit ihm nicht langweilig wurde, beobachtete er weiter Kagome. Mit der Zeit empfand er es als völlig normal mit der jungen Priesterin über die Welt und ihre Bewohner zu diskutieren. Es waren Debatten, geführt mit Respekt voreinander und ohne Streit. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sie für eine Frau erstaunlich gebildet war und mit Worten beinahe so geschickt umgehen konnte wie er. Ungewöhnlich für eine Frau, dachte er, aber er schätzte es sehr. Nicht verabscheute er mehr als dumme Frauen, die ihren Kopf nur zum Frisieren benutzen. Davon kannte er genug. Eines Tages erreichte eine hochschwangere Frau den Tempel. Sie schleppte sich angestrengt die Stufen hinauf und lief heftig atmend Kagome direkt in die Arme. „Eine hochschwangere Frau sollte sich nicht solchen Strapazen aussetzten. Was führt euch her?“ „Ich lebe in einer Hütte im Wald einen Tagesmarsch von hier entfernt. Ich erwarte das Kind meines Gefährten, doch er wurde von einem unheimlichen und zutiefst bösen Dämon getötet. Ich ersuche euch um Hilfe bei der Geburt!“ Kagome hob erstaunt die Augenbrauen. „Gefährte? Der Vater eures Kindes ist also ein Youkai?“ „Ja, Miko-sama. Deshalb habe ich Angst vor der Geburt. Ich bin ganz allein und konnte niemanden schicken um euch zu holen.“ „Hier solltet ihr aber nicht niederkommen. Ich begleite euch zu eurem Heim und bleibe bei euch, bis euer Kind das Licht der Welt erblickt hat. Geht zu der Hütte dort vorne und ruht euch aus, esst etwas. Morgen früh brechen wir auf. Ihr werdet reiten, damit der Weg nicht ganz so beschwerlich wird.“ Die Frau verbeugte sich tief und bedankte sich vielmals. Kagome verabschiedete sich und machte sich auf den Weg zur Apotheke, um dort ihre Tasche zu packen. Sie wollte auf alles gefasst sein. Sie packte allerlei Kräuter ein: Himbeerblätter, um den Körper der Frau auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Beifuss, um die Wehen zu beschleunigen. Arnika und Alaunkristall, um Blutungen zu behandeln. Es war nicht der erste kleine Halbdämon, dem sie auf die Welt half, und sie wusste, dass solche Geburten selten ohne Komplikationen verliefen. Nachdem sie alle nötigen Utensilien gepackt hatte, fühlte sie sich aber gut gewappnet und beschloss Sesshoumaru von dem Dämon zu berichten, der den Gefährten der Schwangeren ermordet hatte. Der Daiyoukai saß wie immer auf dem höchsten Baum und schaute in die heraufziehende Nacht. Er witterte einen lieblichen Duft, der sich ihm näherte und sah Kagome, wie sie sich zügig ihm näherte. Sie verbrachten oft den Abend miteinander, denn tagsüber hatte Kagome in der Regel viel zu tun und er wollte nichts mit den Kreaturen, die sie beherbergte, zu tun haben. Also saßen sie oft abends beieinander. Vorfreude breitete sich in seinem Herzen aus, aber seine Miene war wie immer versteinert. Als sie näher kam, sah er einen besorgten Ausdruck auf ihrem Antlitz. „Du siehst besorgt aus heute“, stellte er fest, während er lautlos auf dem Boden neben ihr landete. Sie setzte sich neben ihn auf den Boden. „Ja, eine Schwangere, die heute den Tempel erreicht hat, berichtet von einem bösartigen Youkai nicht weit von hier. Er hat ihren Gefährten getötet.“ „Gefährte. Das Kind wird ein weiterer Hanyou“, antwortete er verächtlich. Kagome zog es vor, keine Diskussion über Halbblüter zu beginnen, da sie die Hilfe des Dämonenlords benötigte. „Ja. Ich werde sie in ihre Hütte begleiten und ihr helfen das Kind zur Welt zu bringen.“ Sie schwiegen eine Weile. Dann war es Sesshoumaru, der die Stille brach. „Ich werde dich begleiten. Ich möchte wissen, welcher Dämon in meinen Ländereien wütet. Außerdem“, lächelte er süffisant, „wolltest du mich doch sowieso um meinen Schutz bitten.“ Kagome fühlte sich ertappt und wurde rot. Er war einfach zu scharfsinnig. „Ich kann schlecht gegen einen Dämon kämpfen während ich einem Kind zur Welt helfe.“ „Ich tue dies für dich, nicht weil mir etwas an der Frau liegt“, stellte er emotionslos fest. Am nächsten Morgen brachen die drei ungleichen Reisenden zeitig auf. Die schwangere Frau ritt ein kleines, aber robustes Pferd, das Kagome am Zügel führte. Sesshoumaru führte die Gruppe und ließ seine wachen Sinne durch die Gegend schweifen. Als die Sonne im Zenit stand, machten sie an einem kleinen Bach eine Rast. „Wir haben ein gutes Stück geschafft“, seufzte die Frau erleichtert, „von hier aus ist es nicht weit. In ein paar Stunde haben wir unser Ziel erreicht.“ Kagome warf Sesshoumaru einen fragenden Blick zu. „Nein, ich wittere nichts“, antwortete der auf die Stumme Frage. Schweigend setzten sie kurze Zeit später ihren Weg fort. Die Reise verlief ereignislos und nach einer Weile tauchte am Waldrand eine kleine, schäbige Hütte auf. Sesshoumaru blieb davor stehen, während die beiden Frauen in das Innere der Behausung traten. Die Hütte war schlicht eingerichtet, eine kleine Feuerstelle und ein fleckiger Futon bildeten die einzige Einrichtung. Kagome entzündete ein Feuer und bereitete ein schlichtes Abendessen zu. Dann gingen die beiden zu Bett, die werdende Mutter in ihren Futon, Kagome in ihren Schlafsack etwas daneben. Sesshoumaru suchte sich einen Baum in der Nähe und setzte sich auf einen Ast; von dort hatte er einen guten Blick um Wache zu halten. In der Nacht wurde Kagome von einem lauten Schrei geweckt. Die Frau lag in einer Lache und fing an hektisch zu atmen. Es war also so weit. Kagome legte die Frau bequem auf ihr Lager und gab ihr Anweisungen, wie sie zu atmen hatte. Es war nur der Beginn der Geburt, es würde sich wahrscheinlich den Rest der Nacht ziehen. An der Kochstelle füllte sie Wasser in einen Kessel und bereitet den Sud aus dem mit mitgebrachten Himbeerblättern und Beifuss. Sie hoffte, dass dies die Geburt beschleunigen würde. Nach wenigen Minuten war das Heilmittel fertig und sie flößte es der angestrengt Atmenden vorsichtig ein. Nun hieß es warten bis die tatsächlichen Wehen einsetzten. In der Zeit überprüfte Kagome die Lage und den Herzschlag des Kindes, in dem sie den Bauch der Schwangeren abtastete und ihr Ohr darauf legte. Alles war in Ordnung, wenn der kleine Hanyou nichts Unvorhergesehenes tat – womit man immer rechnen musste – würde es keine schlimmeren Komplikationen geben. Sie wollte die Frau ablenken und fing ein Gespräch an. „Erzählt mir, wer war dein Gefährte? Was war er für ein Youkai?“ Ächzend antwortete die Frau: „Er war ein Fuchsyoukai und lebte hier in diesem Wald. Wir lebten schon Jahre zusammen hier in dieser Hütte, bis ich endlich schwanger wurde.“ Kagomes Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ein Fuchs, genau wie der kleine Shippo. Sie hatte ihre Freunde so lange nicht gesehen, seit Inuyashas Tod nicht mehr. Sie merkte, wie sehr sie den kleinen Kizune vermisste und schwor sich, bald in das alte Dorf der Dämonenjäger zu reisen, um Sango, Miroku und Shippo zu besuchen. Nach einer Weile des Plauschens schrie die Frau auf. Nun war es soweit, das Kind machte sich auf seinen Weg in die Welt. Kagome kniete vor dem Schoß der Frau und gab immer wieder Anweisungen, was zu tun sei. Nach über einer Stunde hallte Kindergeschrei durch die Nacht. „Meinen Glückwunsch, es ist ein Mädchen.“ Sie wickelte das Neugeborene in einige saubere Laken und legte es seiner Mutter in die Arme. Erschöpft, aber glücklich strahlte die junge Frau auf ihr erstes Kind. „Hallo Kibo (*), willkommen!“ (* = Hoffnung) Kagome verließ die beiden und trat in die Kühle der Nacht. Die Geburt war auch für die Miko anstrengend gewesen und sie wischte sich erschöpft den Schweiß von der Stirn. Sie entdeckte Sesshoumaru auf einem Baum in der Nähe und trat auf ihn zu. „Es ist ein gesundes Mädchen!“, rief sie ihm zu. Doch er hüllte sich in Schweigen. Noch ein Halbdämon mehr auf der Welt, dachte er verdrießlich. Am nächsten Morgen verließen die beiden die kleine Hütte am Waldrand und begaben sich auf den Nachhauseweg. Sesshoumaru hielt immer noch Ausschau nach dem Dämon und auch Kagome hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Alle ihre Alarmglocken bimmelten, doch sie konnte keine Aura wahrnehmen. Sie würde weiter aufmerksam bleiben. Plötzlich riss Sesshoumaru den Kopf nach links und schaute ungläubig und überrascht ins Dickicht des Waldes. „Naraku. Ich wittere etwas, das fast wie er riecht.“ „Was?“, antwortete Kagome erstaunt, „Naraku ist seit Jahren tot. Wie kann das sein?“ „Ich weiß es nicht, aber sei auf der Hut.“ Kagome nahm einen Bannzettel in die Hand und stellte sich dicht hinter Sesshoumaru. Sie konnte spüren, dass sich etwas den beiden näherte, aber nichts erkennen. Sie standen auf einer kleinen Lichtung mitten im tiefen Wald, doch sie konnte nichts erkennen, obwohl die Aura ihnen bereits so nahe war. Einen Moment später begann die Präsenz sie zu umkreisen, doch noch immer konnten beide nichts erkennen. Auf einmal schoss unter ihren Füßen ein Tentakel aus dem Boden und traf die Miko am Bein. Eine große blutende Wunde lief über ihren rechten Unterschenkel. Sesshoumaru schlug geistesgegenwärtig danach, doch er erwischte mit seiner Giftklaue nur noch die Spitze. Aus dem Boden hörte man eine Stimme lachen: „Ich werde euch leiden lassen, wie ihr meinen Vater habt leiden lassen!“ „Wer bist du?“, schrie Kagome. „Warum riechst du wie Naraku?“ „Wer ich bin wirst du früh genug herausfinden, Weib. Ich werde Rache an euch nehmen!“ Mit diesen Worten verschwand die Aura wieder ins Nichts zurück. „Was war das?“, fragte Kagome schockiert. „Ich denke, dies wird nicht die letzte Begegnung mit diesem Kerl gewesen sein“, knurrte Sesshoumaru. „Ist er ein übrig gebliebener Ableger von Naraku?“ „Nein… er riecht anders. Nicht so intensiv nach ihm. Aber er hat definitiv etwas mit ihm zu tun.“ Nachdem die Anspannung von Kagome gewichen war, spürte sie nun den Schmerz in ihrem rechten Bein und sackte auf den Boden. „Verdammt, er hat mein Bein mit seinem Stachel oder was das war, durchbohrt. Und wir sind noch einige Stunden vom Tempel entfernt.“ „Kannst du laufen?“ „Weiß ich noch nicht. Gib mir bitte meine Medizintasche, Sesshoumaru.“ Der Youkai reichte ihr die heruntergefallene Tasche und sah interessiert dabei zu, wie Kagome aus einigen Heilkräutern und Leinenbinden einen ansehnlichen Verband herstellte. Zaghaft versuchte sie aufzustehen, aber sie konnte das Bein überhaupt nicht mehr belasten. „Ach verdammt, ich kann nicht mehr laufen. Und zu allem Übel“, sprach sie während sie in den Himmel blickte, „zieht auch noch ein Sturm auf. Heute ist echt mein Glückstag.“ Sesshoumaru witterte bereits ebenfalls das herannahende Unwetter. „Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen, deine Wunde wird durch Regen und Matsch sicher nicht schneller heilen.“ Kagome sah ihn belustigt an. „Du bist gut, wie komme ich zu unserem Unterschlupf?“ Kaum hatten die Worte ihre Mund verlassen, legte Sesshoumaru sie sich sanft mit seinem Arm auf die Schulter. „Ich denke, dass löst das Problem.“ Er ging in Richtung eines kleinen Berges. Er kannte dort eine kleine Höhle, dort hatte er bereits mit Rin und Jaken ein Nachtlager aufgeschlagen. Kurze Zeit später erreichten die beiden ihre notdürftige Unterkunft. Behutsam setze er Kagome auf dem Boden ab und befahl ihr auf ihn zu warten. Das Unwetter hatte mittlerweile begonnen, aber Sesshoumaru war noch immer nicht zurück. Sie begann sich bereits Sorgen zu machen, als er mit einem Bündel Holz und einigen kleineren Fischen zu ihr zurückkehrte. Schnell war ein Feuer entfacht, dass etwas Wärme in der nasskalten Höhle verbreitete und tapfer gegen die kalte Luft von draußen ankämpfte. Sesshoumaru aß wie immer nichts, Kagome dagegen schlang gierig ihre Mahlzeit hinunter. „Ich befürchte wir werden die Nacht hier verbringen müssen. Leg dich hin und ruh dich aus“, sagte Sesshoumaru. „Ich setzte mich neben dich an die Wand, da zieht es nicht so und ich kann auch im Sitzen schlafen.“ Sie zog die Beine so gut es mit der Verletzung ging an und kuschelte sich in ihren Kimono. Dann schloss sie die Augen. Sesshoumaru saß wach einen Meter neben ihr und beobachtete den Regen, wie er übers Land peitschte. Er schlief selten und diese Nacht sicher nicht, denn er würde Wache halten, Wache über seinen größten Schatz. Niemand würde Kagome je wieder zu nahe kommen. Er ärgerte sich maßlos über sich selbst, dass er es nicht verhindern konnte, dass sie verletzt wurde. Er würde sie von nun an hüten wie seinen Augapfel. Eine Weile später bemerkte er wie sie begann zu zittern. Das Feuer reichte bei weitem nicht aus, um ihr die nötige Wärme zu spenden. „Kagome? Ist dir kalt?“, fragte er mit gewohnt kalter Stimme. „Neinnein, geht schon“, brummelte sie in ihrem Oberteil. Er seufzte. Sie war zu stolz um es zuzugeben. Er mochte diesen Stolz an ihr, aber manchmal war er einfach fehl am Platz. „Sturkopf“, sagte er sanft, „Komm her und lass dich wärmen.“ Er setzte sich dicht neben Kagome und legte ihr sein Fell über den Oberkörper. Dann nahm er sie in seinen Arm und zog sie dicht zu sich heran. Kagome wusste nicht wie ihr geschah, plötzlich war sie ihm so nahe. Es fühlte sich so schön an, seit sehr langer Zeit fühlte sie sich wieder einmal geborgen und beschützt. Dies war der Moment, dachte sie, der Moment für ihr Gefühlexperiment! Sie kuschelte sich noch etwas an den Daiyoukai und fragte: „Sesshoumaru, darf ich etwas ausprobieren?“ Er brummte nur zustimmend. „Du musst aber die Augen zumachen.“ „Na schön.“ Sie kniete sich vor ihn und näherte sich ihm zaghaft. Als nur noch eine Handbreit ihre Gesichter von einander trennten, schloss sie ebenfalls die Augen. Zentimeter für Zentimeter kamen ihre Lippen denen Sesshoumarus näher, doch sie konnte nichts Falsches fühlen, es fühlte sich so richtig und gewollt an. Alles in ihr schrie nach diesem Kuss. So nahm sie sich ein Herz und küsste den Herrn des Westens mit aller Liebe, die sie für ihn fühlte. Zuerst nur schüchtern, doch nachdem sie ihre Scheu überwunden hatte, immer leidenschaftlicher. Sesshoumaru wusste nicht wie ihm geschah. Sein Denken setzte für einen Moment komplett aus, das Fühlen übernahm nun die Kontrolle über ihn. Und es fühlte sich so wunderbar an. Er zog sie sanft näher an seinen Körper und bat mit seiner Zunge vorsichtig um Einlass. Sie nahm ihn gierig in sich auf und so verschmolzen sie zu einem Ganzen, verloren sich in dem anderen. Kagome lag nun wieder in seinem Arm, es tat so unendlich gut ihm so nahe zu sein. Während in der Welt ein Sturm tobte, versanken die beiden in einigen innigen Kuss, der nicht enden wollte und immer wieder aufs Neue fortgesetzt wurde. Kagome schlief schließlich erschöpft in den Armen Sesshoumarus ein, während er ihr in Gedanken versunken den Kopf kraulte. Kapitel 15: 15 – Nichts anderes zählt ------------------------------------- Am nächsten Morgen erwachte Kagome noch immer an Sesshoumaru angekuschelt. Sie hatte die Augen noch geschlossen und genoss einfach nur das warme Gefühl, dass sie durchfloss. Gierig sog sie seinen herben, männlichen Duft in sich auf, um ihn sich für immer einzuprägen. Es war einfach alles so unfassbar gut. Wieso sollte so etwas Schönes verboten sein? Langsam schlug sie die Augen auf und blinzelte noch einige Male verschlafen. „Guten Morgen“, murmelte sie. Wie würde es nun weitergehen? War der Kuss für ihn genauso bedeutsam oder nur ein einmaliges Versehen? Erwartungsvoll sah sie ihn an und wartete auf eine Reaktion. Doch sie sah seine wie immer emotionslose Miene. Er sah sie ebenso erwartungsvoll an, unfähig etwas zu sagen. Er konnte sein Empfinden einfach nicht in Worte kleiden, es war alles so neu für ihn. Das Gefühl, Kagome nie wieder loslassen zu wollen, ihr nah zu sein, sie zu spüren. Wie sollte er ihr das alles erklären? Und wollte sie das überhaupt? Sie verharrten so eine ganze Weile, unfähig auf einander zuzugehen. Irgendwann aber löste sie die innige Umarmung und stand auf. Er würde es wohl bei diesem einen Kuss belassen wollen, dachte sie betrübt. Dann sollte es eben so sein. Sie schaute sich ihr verletztes Bein an und war sehr zufrieden mit sich; die Entzündung war bereits etwas am abklingen und sie würde vorsichtig und langsam gehen können. Sesshoumaru sah es sich ebenfalls an, kam aber zu dem Schluss, dass er es ihr unmöglich zumuten konnte einen stundenlagen Marsch durch den Wald zu absolvieren. „Warte hier. Ich gehe und hole Ah-Un, damit er dich trägt.“ Damit verließ er sie und rannte in übermenschlicher Geschwindigkeit in den Wald hinein. Kagome seufzte und setzte sich wieder an den Eingang der Höhle. Wie sollte es nun weitergehen? Wie sollte sie sich nun ihm gegenüber verhalten? Ihre Gefühle waren doch da, sie ließen sich nicht ignorieren. Dafür hatte der Kuss zu viel in ihr ausgelöst. Sie musste feststellen, dass sie ihr Herz an den Daiyoukai verloren hatte, unwiederbringlich. Dabei waren ihre Gefühle einfach lächerlich! Sie war Priesterin, sie hatte sich nicht zu verlieben! Aber leider waren ihre Gefühle auch lächerlich einfach, sie liebte Sesshoumaru. Sie raufte sich die Haare. Es war eine verfahrene Situation. Sie würde versuchen ihn einfach zu behandeln wie vor jener Nacht, das würde sicher das Beste sein. Sesshoumaru rannte durch den Wald und dachte nach. Wieso hatte sich der Kuss dieser Sterblichen so anders angefühlt, so warm? Was war nur mit ihm los, dass er nicht mehr klar denken konnte, wenn sie in seiner Nähe war? War das jenes Gefühl, das die Menschen Liebe nannten? Er kannte sich nicht aus mit so etwas. Zerknirscht gestand er sich ein, dass er wohl oder übel Rat brauchte. Und es gab nur eine einzige Person, die er fragen konnte, was zu tun war. Kagome dachte in der Zwischenzeit weiter nach. Wie sollte es nur weitergehen? Wenn das herauskäme, dass sie sich in einen Dämon verliebt hatte, was würde man von ihr denken? Bestimmt wären alle enttäuscht, schließlich sahen einige Bewohner des Tempels in ihr eine Art Heilige, deren einzige Bestimmung es war sich für die Kranken und Schwachen aufzuopfern. Nie sahen sie in ihr eine ganz normale Frau mit normalen Bedürfnissen. Sie brauchte dringend Rat. Und wen sollte sie anderes fragen als ihre beste Freundin Rin? Außerdem kannte sie Sesshoumaru am besten und wusste sicher weiter. Kaum war Sesshoumaru im Tempel angekommen, folgte er schnurstracks Rins Geruch. Sie ist wieder bei diesem Hanyou, dachte er ärgerlich. Doch das war jetzt egal, er hatte im Moment größere Probleme, die nicht warten konnten. Er trat ohne zu Klopfen in die Apotheke ein und herrschte in sofort an: „Wir müssen reden. Allein.“ Rin sah ihn verschreckt an. Sie hatte es befürchtet, er verurteilte ihre Liebe zu Jinenji und würde es ihr nun offiziell verbieten. Sie hatte Angst vor dem, was nun kommen mochte. Zögerlich folgte sie ihrem Vater, bis sie bei den Feldern ankamen. Dort setzten sie sich auf einen umgestürzten Baum. Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus. Rin wurde immer nervöser, fing schließlich sogar an zu Zittern. Sie hielt die Spannung einfach nicht mehr aus. „Bitte, sei nicht böse auf mich und tu ihm nichts! Ich flehe dich an, Chichi-ue!“ Erstaunt sah Sesshoumaru sie an. Sie dachte, es ging um sie? „Darum geht es nicht. Ich brauche deine Hilfe.“ Erleichtert atmete Rin aus. Sie hatte bereits das Schlimmste befürchtet. Sie lächelte ihn augenblicklich an. „Was kann ich für dich tun?“ „Rin, was ist Liebe?“ Überrascht sah sie ihn an. Sie verstand nicht, worauf er hinaus wollte. „Wie meinst du das?“ „So wie ich es gesagt habe. Erkläre mir, was ihr Menschen Liebe nennt.“ Rin legte einen Finger an ihr Kinn und begann nachzudenken. Wie sollte sie etwas so Kompliziertes am besten beschreiben? Und warum wollte er das wissen? „Liebe ist, wenn du die ganze Zeit an jemanden denken musst. Er geht dir nicht mehr aus dem Kopf. Du willst immer bei ihm sein. Du willst ihn beschützen, notfalls dein Leben für ihn geben. Du fühlst dich nicht komplett, wenn der andere weg ist. Tausend Schmetterlinge flattern in deinem Bauch, wenn die Person dich anlächelt. Du magst alles an ihm, jede Kleinigkeit. Der andere ist das perfekte Gegenstück für dich, du vertraust ihm bedingungslos.“ „Und was tue ich, wenn ich so jemanden gefunden habe?“ Rin fing schallend an zu lachen. „Na es ihr sagen natürlich!“ „Und wie macht man das?“ Unmerklich schüttelte Rin den Kopf. Sie konnte es nichzt fassen. Der kaltherzige Herrscher des Westens fragte sie, wie man einer Frau eine Liebeserklärung machte. Unglaublich. „du sagst einfach was du fühlst, wenn du mit der Person zusammen bist, was du an ihr magst. Da gibt es keine Anleitung, das ergibt sich einfach. Wichtig ist nur, dass man es macht!“ „Und was ist, wenn sie meine Gefühle nicht erwidert?“ „Das ist dann einfach so. Das ist sehr traurig und bricht einem das Herz, aber daran kann man nichts ändern.“ Ermutigend sah sie ihn an. „Deswegen braucht es auch den Mut eines Helden, so etwas zu tun.“ Das saß, sie hatte ihn bei der Ehre gepackt. Er stand wortlos auf und ließ eine verdutzte Rin einfach sitzen. Er wusste nun, was er zu tun hatte. „Gern geschehen!“, rief Rin ihm fröhlich hinterher. Sie hatte da schon eine Vermutung, um wen es sich bei der Person handelte. Und es machte sie glücklich. Zufrieden pfiff sie vor sich hin und spazierte hin zu einem kleinen Beet voller Blumen. Auf dem Rückflug mit Ah-Un dachte Sesshoumaru nach. Traf das alles auf ihn zu? Liebte er Kagome? Ja, musste er sich eingestehen. Jetzt musste er nur noch die richtigen Worte finden es ihr zu erklären. Am Nachmittag erreichte er zusammen mit dem Drachen die Höhle, an deren Eingang Kagome immer noch auf ihn wartete. Sie hatte sich in der Zwischenzeit einige Beeren gepflückt und er traf sie schmausend auf der Wiese vor der Höhle liegen. Ein wunderschöner Anblick, dachte er. Er atmete tief ein. Er war Sesshoumaru, der mächtigste Youkai Japans, er würde nicht davon laufen vor solch einer Herausforderung. Er schickte Ah-Un auf die Wiese zum Grasen und setzte sich neben Kagome. „Kagome, ich muss dir etwas erklären. Hör mir bitte zu. Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden. Ich glaube, ich liebe Dich. Ich weiß nicht, wie und wann es geschehen ist, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es so ist. Ich fühle mich dir so nah, wie niemandem bevor, nicht einmal Rin. Ich will nicht mehr allein sein, ich will dich bei mir haben. Du bist die Erste, der ich wirklich vertrauen kann, deswegen kann ich dir das auch sagen. Nie habe ich mich jemandem so geöffnet, wie dir nun. Ich will mein Leben mit dir verbringen, es dir schenken. Es ist mir egal, dass du ein Mensch bist, es ist mir egal, was andere darüber denken mögen, das Einzige, das zählt ist, dass ich dich liebe. Das ist mir letzte Nacht klar geworden als du mich geküsst hast.“ Aufgeregt sah er ihr in die Augen und wartete eine Reaktion ab. Doch nichts geschah, Kagome saß wie versteinert ihm gegenüber. Geschah das gerade wirklich? Sesshoumaru erklärte ihr seine Liebe? Tränen schossen ihr in die Augen, doch es waren Freudentränen. Sie lächelte glücklich über das ganze Gesicht. Sie flüsterte atemlos: „Ich weiß nicht was ich dir antworten soll, reicht dir das?“ Daraufhin küsste sie ihn stürmisch und leidenschaftlich. „Ich fühle dasselbe. Oh Sesshoumaru, ich kann nicht glauben, dass das wahr ist!“ Er setzte ein diabolisches Grinsen auf und sagte schelmisch: „Wenn du irgendjemandem erzählst, was ich gerade gesagt habe, töte ich dich nochmal. Ich habe einen Ruf zu verlieren.“ Kagome lachte glücklich, strich ihm sanft über die Wange und gab ich einen Kuss auf die Stirn. „Ist klar.“ Kapitel 16: 16- Bitterkeit und Liebe ------------------------------------ 16- Bitterkeit und Liebe Als Rin beobachtete, wie Sesshoumaru Kagome auf Ah-Un nach Hause brachte, lächelte sie wissend. Sie hatte sich also nicht geirrt. Der Herr des Westens hatte sein Herz an die Miko des Himmels verloren. Sie sah, wie sich die beiden immer wieder verstohlen liebevolle Blicke zuwarfen, doch schienen sie ihr Geheimnis für sich behalten zu wollen. Als der Drache vor der gemeinsamen Hütte von Rin und Kagome zum stehen kam, hob Sesshoumaru Kagome vorsichtig von dessen Sattel und trug sie in das Innere der Hütte. Sie hatte es zwar schon geahnt, da die beiden wirklich viel Zeit miteinander verbrachten, was vor allem für ihren Vater sehr ungewöhnlich war, aber dass die beiden zu ihren Gefühlen standen, grenzte beinahe an ein Wunder. Eigentlich hatte sie befürchtet, dass Sesshoumarus Stolz und Kagomes Selbstdisziplin dieser Beziehung auf ewig im Wege stehen würden. Rin beschloss so zu tun als wüsste sie von nichts, um die beiden nicht in Verlegenheit zu bringen und das zarte Pflänzchen der Liebe am Ende noch zu zertreten. Aber es gab eine Person, der sie diese Neuigkeit erzählen musste. Sesshoumaru legte Kagome behutsam auf ihren Futon. „Ich werde nach Rin schicken, damit sie sich um dein verletztes Bein kümmert. Du solltest dich etwas ausruhen.“ Mit diesen Worten entschwand er zur Tür hinaus. Kagome lächelte glücklich; seine Fürsorge war einfach wundervoll. Sie hatte zwar schon lange die Vermutung, dass unter seinem kalten Äußeren ein warmer Kern sich versteckte, aber es war etwas anderes, diesen auch nun tatsächlich zu sehen. Er würde nie ein Romantiker werden oder ihr stundenlang erzählen, wie sehr er sie liebte, das wusste sie. Er zeigte seine Empfindungen schon immer durch Taten und kleine Gesten. Aber das genügte ihr. Außerdem war sie von seinem Gefühlsausbruch immer noch überwältigt. Kurze Zeit später kehrte er mit einer auffällig gutgelaunten Rin und einer Schüssel Essen zurück. Kagome hatte völlig vergessen, dass sie den Tag über nichts als eine Hand voll Waldbeeren gegessen hatte. Rin kniete sich neben sie und öffnete den Verband. Dann grinste sie Kagome verschwörerisch an. „Dich hat es aber ganz schon erwischt!“ Die Angesprochene wusste sofort, worauf Rin hinauswollte, dafür kannte sie die Jüngere zu gut. Daher wurde sie augenblicklich puterrot um die Nase und murmelte: „Es war ja auch ein sehr mächtiger Youkai.“ „Ich weiß. Dein Bein wird übrigens eine ganze Weile brauchen, bis es verheilt ist.“ Kagome zog peinlich berührt die Decke über den Kopf. Musste das Weib auch alles wissen und einem sofort auf die Nase binden? Sie wollte gar nicht wissen, was sie alles fragen würde, wenn sie heute Abend im Bett liegen würden. Sesshoumaru dagegen nahm das zweideutige Gespräch der Frauen gelassen auf. Er schnaubte einmal verärgert, um zu unterbinden, dass die beiden genauer über ihn sprachen, aber innerlich war er stolz auf seine scharfsinnige Tochter, die sofort wusste, wie es zwischen den beiden stand. Als Rin das rechte Bein Kagomes frisch verbunden hatte, fing sie einen ungeduldigen Blick ihres Vaters auf, der ihr sehr klar sagte, dass die beiden allein sein wollten. Sie nickte ihm zu, verabschiedete sich und ging nun zu ihrem Liebsten, der die Neuigkeiten erfahren musste. „Woher wusste Rin sofort, dass wir uns so nahe stehen?“, fragte Kagome sofort als Rin verschwunden war. „Ich habe ihr doch nie etwas von dir erzählt.“ Sesshoumaru atmete einmal tief ein, der folgende Satz war ein Frontalangriff auf seinen Stolz. Aber bei seiner Liebsten konnte er Ausnahmen machen. Manchmal. „Ich habe mit ihr gesprochen, weil ich nicht wusste, was ich für dich empfinde. Sie hat mir den Rat gegeben, dir zu sagen wie sehr ich dich liebe.“ Mit großen ungläubigen Augen starrte Kagome den Daiyoukai vor sich an. „Das hätte ich dir niemals zugetraut“, sagte sie lachend, „du überraschst mich immer wieder von neuem.“ „Schön, dass ich zu deiner Erheiterung beitrage“, grummelte er gespielt beleidigt. Das Leben nahm weiter seinen Lauf im Tempel. Kagome schonte sich eine Weile, bis ihr Bein genesen war, Rin und Jinenji kümmerten sich um die Gäste des Tempels und verbrachten auch sonst sehr viel Zeit zusammen. Sesshoumaru saß oft auf seinem Bau und beobachtete das Treiben oder hielt sich in Kagomes Nähe auf. Wenn die beiden sich unbeobachtet fühlten, flackerte die Leidenschaft der beiden für einen kurzen Moment auf. Kagome dachte oft, dass es eine etwas komplizierte Beziehung war, aber sie war nun mal sterblich und er der Herr des Westens. Es war gut wie es war. Eines Abends saßen Jinenji und Rin zusammen am Rande der Felder. Es war ein lauer Sommerabend, die Sonne verschwand langsam am Horizont und die Grillen begannen ihr Konzert. Doch der Halbdämon wirkte seltsam unruhig. Die beiden schwiegen und genossen die Stille, doch er nestelte immer wieder an seinem Oberteil herum. „Ich… Ich wollte dich etwas fragen, Rin.“ Sie blickte ihn aufmerksam an. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll… Ich habe in letzter Zeit oft darüber nachgedacht, was wäre, wenn du keine Priesterin wärst. Naja, wie das mit uns wäre.“ Rin musste kurz lächeln. „Nun ja, dann wäre alles wahrscheinlich einfacher. Wenn es das ist, worauf du hinaus willst. Ich müsste mir keine Gedanken mehr machen, wir könnten einfach unser Leben zu zweit leben.“ Doch dann sah sie ihn ernst an. „Aber du musst verstehen, dass ich einfach nicht der Typ brave Hausfrau und Mutter bin. Mir würde eine Aufgabe fehlen. Ich will doch die Welt sehen, noch so viele Abenteuer erleben, ich möchte die Welt zu einem besseren Ort machen.“ „Nein nein, du verstehst das falsch, Liebste. Ich möchte weiter zusammen mit dir hier arbeiten und die Welt verbessern. Ich kann das doch ohne dich gar nicht. Ich will nicht unsere gemeinsame kleine Welt verändern, bis auf eine einzige Sache….“ Er kniete sich vor Rin, nahm ihre Hände und sah ihr tief in ihre fast schwarzen Augen. „Rin, ich will nur, dass du meine Frau wirst. Dass ich dich für immer an meiner Seite weiß. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt, ich könnte dir niemals deine Freiheit nehmen dein Leben zu leben. Meine einziger Wunsch ist, lass mich daran teilhaben.“ Rin konnte nicht sofort antworten, sie war einfach überwältigt. Lächeln, einfach nur glücklich sein und lächeln, das konnte sie noch. Freudentränen sammelten sich in ihren vor Freude strahlenden Augen und glitzerten in der Abendsonne. „Rin, sag doch etwas, bitte! Oder willst du mich nicht…?“ „Natürlich will ich dich, du Dummkopf. Ja, ich will, tausendmal ja!“ Damit fiel sie ihm um den Hals. Ein Stein fiel ihr vom Herzen. Sie durfte ihr Leben weiterführen und lieben! Sie hatte es nicht für möglich gehalten. Es war absolut unüblich, dass eine Frau in dieser Zeit nach ihrer Hochzeit etwas anderes tat als sich um Haus und Kinder zu kümmern und ihrem Mann etwas anderes war als eine gehorsame und treusorgende Ehefrau. Sie konnte nicht fassen, dass Jinenji sich über alle Regeln und Sitten hinweg setzte und weiter mit ihr im Tempel arbeiten würde. Das einzige, das sich wohl ändern würde, wäre ihre Kleidung, dachte sie schelmisch. Denn eine Miko musste jungfräulich sein. So sagten es jedenfalls die Regeln der Tradition. Die aufregende Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Bewohnern des Tempels. Kagome hatte beinahe mütterliche Gefühle ihren Zögling ziehen zu lassen und fing hemmungslos an zu weinen. Natürlich als die beiden unter sich waren. Sie freute sich so sehr, dass Rin glücklich werden durfte. Sie war selbstverständlich sofort einverstanden, dass sie als verbliebene Miko des Schreins die Hochzeitszeremonie leiten würde. Pläne wurden geschmiedet, wie alles ablaufen sollte. Und wie man alles Sesshoumaru schonend beibringen konnte. Denn seine Tochter würde ihm nun nicht in sein Reich folgen, sondern einen Halbdämon ehelichen und als einfache Heilkundige an einem heiligen Ort leben. Das war starker Tobak für den Stolz des Fürstens. Selbst Kagome war sich nicht sicher, ob er es nur bei einem Verbot belassen würde oder seine Wut am Bräutigam abreagieren würde. Was immer noch vergleichsweise harmlos wäre für seine Verhältnisse. „Es ist mir egal, was er mir droht“, beendete Rin schließlich die Diskussion, „ich heirate Jinenji und damit ist gut. Je früher er sich damit abfindet, desto einfacher wird es für ihn.“ Und um ihre Worte zu unterstreichen, zog sie mit den Armen einen großen Schlussstrich in die Luft. „Aber wo wir gerade bei ihm sind“, sagte Rin mit einem süffisanten Lächeln, „wie willst du dein Leben weiterführen? Miko bleiben? Und was ist dann mit Sesshoumaru?“ Kagome rollte mit dem Augen und seufzte verzweifelt. „Da sind wir schon Zwei, die keine Ahnung haben.“ „Du kannst doch auch weiter hier arbeiten und mit ihm…“ Energisch schnitt Kagome ihr das Wort ab. „Nein, kann ich nicht. Es ist zwar für dich gerade alles rosarot, aber für mich ist es nicht so einfach. Was bin ich ohne meine Mikokräfte? Eine mäßig talentierte Heilerin mit komischen Ideen aus der Zukunft und eine passable Bogenschützin. Und dann? Soll ich Sesshoumarus Püppchen werden? Niemals!“ Betroffen sah Rin zu Boden. Kagome hatte Recht; sie hatte so viel mehr zu verlieren. Jetzt war sie die wahrscheinlich stärkste Geistliche ganz Japans, hatte unglaubliche magische Fähigkeiten und konnte es selbst mit einem Daiyoukai wie Sesshoumaru aufnehmen. Doch nach einer Vereinigung mit einem Mann würde davon nichts mehr bleiben. Es war einfach ungerecht. „Es muss doch irgendetwas geben, was man tun kann“, murmelte Rin, „Das Schicksal kann doch nicht wirklich so grausam sein…“ Verbittert sah Kagome sie an. „Doch. Das ist der Preis, den ich für meine Macht zahlen muss. Eine starke Miko kann nicht glücklich sein, dass solltest du spätestens wissen seit Kikyo und Inuyasha.“ Damit wandte sie sich ab und verschwand. Sesshoumaru wollte seinen Ohren nicht trauen, als Rin ihm berichtete, dass sie den Hanyou in einigen Tagen heiraten würde. Seine Rin in den Händen dieses dreckigen Halbbluts? Und er hatte nicht mal den Mut gehabt ihn, Sesshoumaru, um sein Einverständnis zu fragen. Er war wütend, wütend und enttäuscht von Rin, dass sie ihm den Rücken kehrte. Aber das zeigte er nicht, er versteckte all das hinter seiner kalten Maske, nicht einmal Kagome würde davon erfahren. Nach außen hin nahm er Rins freudigen Redeschwall einfach nur zur Kenntnis. „Sag, freust du dich? Du kannst mich zum Altar führen!“, strahlte Rin ihn an. „Nein.“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust. „Tu was du willst, es ist dein Leben. Aber ich werde niemals einen Hanyou an deiner Seite akzeptieren.“ Sie war geschockt. Sie hatte mit allem gerechnet, mit Wut, aber nicht, dass seine Kälte wieder zum Vorschein kam. „Aber… ist es dir egal, dass ich heirate?“ „Sozusagen. Es scheint sich ja ohnehin nicht viel zu ändern.“ Damit ließ er eine weinende Rin zurück und zog sich auf seinen Baum zurück. Nach all den Zugeständnissen, die er seiner Tochter zuliebe gemacht hatte, forderte sie immer noch mehr, dachte er verbittert. Typisch menschlich. Er würde sie nicht verstoßen, so etwas hatte er nicht nötig, aber Jinenji würde er weiter ignorieren. So wie er es mit seinem Halbbruder getan hatte, bevor dieser Tessaiga erlangt hatte und damit interessant wurde. So wie er es mit allen Halbbluten tat. Der große Tag war schnell da. Da es eine kleine Zeremonie sein sollte, war kaum Vorbereitung nötig. Rin hatte sich auf dem nächstgelegenen Markt einen neuen Kimono gekauft, den sie ab ihrer Hochzeit statt ihrer Tracht tragen würde und auch gleichzeitig ihr Hochzeitsgewand war. Nach der Zeremonie sollte es ein Festessen geben, dass die Bewohner des Tempels als Geschenk an das Paar ausrichteten. Das Allerheiligste des Tempels war von Kagome mit vielen bunten Blumen geschmückt worden, ebenso der Altar. Dies war eine der wenigen Anlässe, an denen die Türen des Altarraums offen waren. Sitzkissen waren auf dem Boden verteilt für die übrigen Anwesenden, die sich nun nach und nach darauf nieder ließen und aufgeregt flüsterten. Keiner konnte den Moment erwarten an dem das Paar erscheinen würde. Wenige Augenblicke später tauchten die beiden in der schweren Tür des Schreins auf. Jinenji trug einen neuen Kimono, der grün wie seine Kräuterfelder war mit einem braunen eingewebten Muster im Stoff. Schlicht und praktisch, aber dem Anlass durchaus angemessen. Rin war in eine dunkelgrüne Yukata gehüllt, einen leichten Sommerkimono aus Baumwolle, der von einem ebenso einfachen orangenen Obi gehalten wurde. Sie war froh, endlich wieder ihre liebste Farbe tragen zu können, wollte es aber dezent halten. Es war ihre Idee gewesen eine gemeinsame Farbe zu tragen, um so ihre Verbundenheit zeigen zu können und was bot sich bei den beiden eher an als das Grün der Natur? Sie schritten zusammen auf Kagome zu, die in ihrer üblichen Tracht vor dem Schrein wartete. Das Paar vollzog einige rituelle Handlunge, bis endlich der entscheidende Satz fiel: „Ihr seid nun Mann und Frau.“ Doch noch bevor Jinenji seine Rin nun küssen konnte, explodierte die schwere Eichentür des Schreins in einem Feuerball und ein widerlicher Gestank breitete sich aus. Ein Schatten lachte irre aus der Feuerwand. Kagome erkannte die Stimme sofort. Das war dieselbe düstere Aura wie am Tag ihrer Verletzung. Dies musste Narakus Sohn sein! Und ausgerechnet jetzt griff er an, jetzt als Sesshoumaru abwesend war. Er schien genauso berechnend zu sein wie sein Vater. „Zeig dich, Feigling!“, schrie ihn Kagome an. „Nanana, warum so wütend. Ich wollte doch nur die Hochzeit besuchen. Und die Miko töten, die meinen Vater vernichtet hat.“ Ängstlich blickte Rin zu Kagome. Diese sprach merklich angespannt: „Narakus Sohn.“ Dann richtete sie ihre Konzentration wieder auf das Feuer vor sich. „Ja in der Tat bin ich das, Narakus Sohn Hakai *), es freut mich euch endlich kennenzulernen.“ Der Schatten trat nun endlich aus dem Feuer. *) Hakai = Zerstörung Kapitel 17: 17 – Feuer und Flamme --------------------------------- Hakai sah seinem Vater sehr ähnlich, er hatte ebenfalls langes schwarzes Haar, das ihm wie ein Schleier über die Schultern fiel. Das bleiche Gesicht zierte ein maliziöses Lächeln, seine giftgrünen Augen funkelten hinterhältig. Er war in einen violetten Haori gekleidet, der aber zum Großteil von einem Brustpanzer bedeckt wurde. Auf seiner Brust prangte sein Wappen, die flammende Spinne, wie sie Naraku als Narbe auf dem Rücken trug. Eine schmale schwarze Hose komplettierte sein düsteres Auftreten. „Du hast also mein kleines Scharmützel vor einigen Tagen überlebt“, stellte er amüsiert fest. „Aber ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, Kagome.“ „Woher kennst du meinen Namen, Abschaum?“, schrie ihn Kagome an. Sie wusste nicht ob sie wütend oder ängstlich seien sollte, hatte sich aber für die Wut entschieden, wie sie es so oft tat, wenn man sie in die Ecke drängte. „Mein Vater hat mir viel von dir erzählt, wie du ihn bekämpft hast und schließlich ihn zusammen mit dem Juwel der vier Seelen vernichtet hast. Du bist also so etwas wie eine gute Bekannte für mich“, kicherte er in sich hinein. „Wie kann ein Toter dir von seiner Vernichtung erzählen?“, fragte Kagome gereizt. Dieser Hakai war ihr sehr suspekt. Er war definitiv verrückt, aber leider auch mindestens genauso gefährlich. „Naraku ist eben sehr mächtig und hinterließ mir viel von seinem Wissen. Der Tod ist keine Hürde für ihn. Außerdem hast du ebenfalls einen Pakt mit einem Toten geschlossen.“ Die Barriere, dachte Kagome entsetzt. Warum konnte er sie überwinden. Auch Rin war schockiert. Sie hatten beide vollkommen vergessen, dass er eigentlich nicht hier sein dürfte. Denn wer Mensch oder Youkai feindlich gesinnt war, der wurde vom Bannkreis abgewiesen. Wie konnte er also trotzdem den Schrein in Schutt und Asche legen? Wieder lachte Hakai laut auf. „Na, meine Liebe, denkst du gerade darüber nach, wie ich eure lächerliche Barriere überwunden habe? Nur zu, des Rätsels Lösung ist ganz einfach.“ Er sah Kagome einen Moment erwartungsvoll an, machte aber rasch eine abwertende Handbewegung. „Ach, du kommst ja doch nicht darauf. Pass auf, ich erklär es dir. Jeder Youkai, der Menschen oder Hanyou hasst, kann nicht passieren, jeder Mensch, der Youkai oder Hanyou hasst, muss draußen bleiben. Was ist aber, wenn mir es egal ist, was ihr alle seid und ich euch trotzdem hasse?“ Wieder lachte er auf, hielt sich den Bauch vor lauter Vergnügen und klatschte sich begeistert auf die Schenkel. „Dann kann ich passieren, da ich keinen Unterschied mache zwischen euch Würmern und euch auch nicht hasse! So einfach ist das!“ „Warum willst du mich dann töten, wenn nicht aus Hass?“, fragte Kagome gefasst. „Mir ist so langweilig, keiner will oder kann es mit mir aufnehmen. Mein Vater hat mir versprochen, dass es Spaß machen würde, ihn zu rächen! Ein Kampf auf Leben und Tod gegen die mächtigste Miko Japans, das wird ein königliches Vergnügen!“, krisch der Finsterling laut. „Und da ich ja kein Spielverderber bin, habe ich meine Freunde mitgebracht. Kommt heraus, Feuerdämonen!“ Aus den Flammen des brennenden Tempeltors bildeten sich Figuren und liefen sich wiegend durch die Gäste. Sie waren nicht von fester Gestalt, sondern züngelten wie ein echtes Feuer und tanzten im Wind. Es wäre ein schöner Anblick gewesen, würde nicht jeder ihrer Schritte den Boden zu ihren Füßen versengen. „Und nun seid doch wenigstens dankbar, dass ich gewartet habe, bis ihr verheiratet seid. Bin ich nicht nett?“, fragte Hakai gespielt unschuldig. „Auf sie!“ Geistesgegenwärtig errichtete Kagome einen schützenden Bannkreis um die Hochzeitsgäste, um sie vor den Flammengestalten zu schützen. „Das ist eine Sache zwischen uns beiden, Hakai, lass die anderen da raus!“ „Och, das macht aber keinen Spaß!“, kicherte er und erhob sich in die Luft. Er schwebte einige Meter über ihren Köpfen, schnippte zweimal mit den Fingern und der Bannkreis löste sich im Nichts auf. „So ist es viel lustiger. Los, seid Feuer und Flamme, meine Freunde!“ Jinenji stellte sich schützend vor die vor Entsetzten paralysierte Rin. Kagome sah ihn ernst an. „Verschwinde mit Rin und den anderen, die wollen mich. Los, schnell, bevor noch etwas passiert!“ Doch es war zu spät, sie waren bereits alle eingekesselt von den Feuerwesen. „Wir müssen Sesshoumaru rufen“, sagte Rin aufgeregt, „er kann uns helfen!“ „Ja, aber ich weiß nicht wo er ist. Er wollte eurer Hochzeit nicht beiwohnen und ist heute Morgen im Wald verschwunden. Er kann wer weiß wo sein“, antwortete Kagome enttäuscht. „Du hast doch deine Shikigami, schick sie ihm, sag ihm, dass wir angegriffen werden!“ „Gute Idee!“ Sofort machte Kagome sich ans Werk. Wenige Augenblicke später stand ein astrales Abbild von ihr vor ihr. „Geh, geh und such Sesshoumaru!“ Mit diesen Worten erhob sich Kagomes Papiergeist in die Lüfte und verschwand recht schnell am Horizont. Nun hieß es die Stellung zu halten, bis Hilfe kam. Die Flammenyoukai wurden von Hakai kommandiert, also beschloss Kagome ihn direkt anzugreifen. „Jinenji, beschütz Rin und die anderen!“ Der Halbdämon nickte und baute sich mit seiner massigen Statur vor der verschüchterten Menge auf. An ihm würde keiner vorbeikommen, niemand würde seiner Rin ein Leid zufügen! Kagome beschwor einige Kugeln reinsten heiligen Lichts herbei, die sie umkreisten. Sie waren sowohl offensiv als auch defensiv einzusetzen und somit ideal, da sie nicht wusste, was nun auf sie zukommen würde. „Hakai, ich habe es schon einmal gesagt, wenn du kämpfen willst, dann kämpfe mit mir!“ Der Angesprochene drehte sich langsam herum. „Du hast wohl eine ausgeprägte Todessehnsucht, du scheinst es gar nicht erwarten zu können.“ Seine Hände wurden zu langen Ranken, die sich sofort tief in den Boden bohrten. Das kenn ich doch, dachte Kagome, das hatte er gemacht als er mich am Bein verletzt hat! Keinen Moment zu spät kam ihr die Erkenntnis, sie sprang sofort auf und schickte eine ihrer Kugeln zu der Stelle, an der Hakais Ranken in den Boden reichten. Das Licht verbrannte sie sofort und er hatte keine Kontrolle mehr über sie. Kagome nahm sofort wieder eine Abwehrstellung ein. „Nicht schlecht, Priesterin. Du lernst schnell. Dann lerne damit umzugehen!“ Eine riesige dornenbesetzte Ranke kam direkt auf sie zu, nur mit Mühe konnte sie ausweichen. Aber nicht weit genug, die Dornen streiften ihre Seite und fügten ihr eine hässliche Fleischwunde zu. Ihr Lichtkugeln zerstörten zwar Hakais Waffe, aber da war sie schon getroffen. Nun musste sie sich etwas ausdenken, und zwar schnell. Sie würde nicht mehr lange durchhalten und Sesshoumaru war noch immer nicht bei ihr. Es lag an ihr den Tempel zu schützen. Ihr Bogen lag in ihrer Hütte, dachte sie wehmütig. Kein heiliger Pfeil würde ihr helfen. Um eine Wand reiner Energie auf ihn loszulassen, fehlte ihr nun die Kraft. Damit waren ihre beiden mächtigsten Zauber ausgeschaltet. Nun musste sie kreativ werden. Und sie musste Zeit gewinnen. Sie wühlte im Ärmel und fand, was sie suchte. Drei weitere Papiermännchen, denen die nun eine Seele geben würde. Er war hinter ihr her, also sollte er sie bekommen. Und das gleich vierfach. Sie beschwor wieder die Shikigami, die sich in ein Abbild von ihr verwandelten. Jede ihrer Kopien stattete sie ebenfalls mit den umkreisenden heiligen Lichtsphären aus. Damit hatte sie zwar ihre ganze Magie verbraucht, aber so konnte sie sich im Hintergrund halten, während die Papiergeister Hakai beschäftigten. Nun musste ihr ausgesandter Shikigami nur noch Sesshoumaru finden und ihm zum Tempel bringen. Die vier Kagomes verteilten sich auf dem Tempelgelände und nahmen alle eine defensive Kampfstellung ein. Sie sahen aus wie vier Zwillinge und waren nicht von einander zu unterscheiden. „Nette Idee, Miko, dich zu verdreifachen. Aber das wird dir auch nicht helfen!“ Hakai beschwor einen gewaltigen Feuerball und ließ ihn auf die Kagome nahe dem zerstörten Tor hinab sausen. Vor Schreck geweitete Augen sahen wie die Feuerkugel auf sie zuraste und in einer großen Explosion sie zerfetzte. Kagome saß immer noch bei ihren Freunden und erschauerte; das würde ebenso ihr Schicksal sein, wenn Sesshoumaru sie nicht rechtzeitig sie erreichte. Sesshoumaru war am frühen Morgen bereits aufgebrochen. Er hatte kein festes Ziel, aber er konnte und wollte nicht bei der Heirat seiner Tochter mit einem Hanyou dabei sein. Deshalb beschloss er etwas durch die Berge unweit des Dorfes zu ziehen, dort würde er nachdenken können. Es war viel passiert in den letzten Tagen und er hatte bisher noch keine Gelegenheit seine Gedanken zu ordnen. Was war bloß mit ihm los, dass er sogar dieses Halbblut am Leben ließ? Tat er das für Rin oder doch Kagome zuliebe? Und wie würde sich die zarte Bande zwischen ihm und Kagome weiterentwickeln? Immerhin war er ein gefürchteter Daiyoukai und sie eine verehrte Priesterin. Und er war sich mehr als sicher, dass Kagome ihre Priesterwürde nicht wie Rin ablegen und ihm fortan folgen würde, dafür war sie zu stolz. Er mochte diesen Stolz so sehr, er wollte ihn ihr nicht nehmen. Er beschloss in einigen Tagen Bokuseno, den alten Baumgeist, aufzusuchen und ihn um Rat zu fragen. Er wusste viel über die Welt und seine Geschöpfe, sicher wusste er auch eine Lösung für dieses Problem. Er war ihm immer ein treuer Berater gewesen. Plötzlich rümpfte er seine Nase; er roch eine Mischung aus Rauch und dem lieblichen Duft Kagomes. Er drehte sich um und sah wie eine angesengte und leuchtende Kagome auf ihn zuflog. Wohl eine ihrer Beschwörungen, dachte er. Als die Figur vor ihm stoppte, sah er nun ganz deutlich die Brandspuren an den Beinen des Shikigami. Es musste etwas passiert sein und dies war ein Notruf! Ohne ein Wort erhob er sich in die Lüfte und steuerte direkt auf den Tempel zu. Als er kurze Zeit später am Schrein der Himmel ankam, sah er sofort das Ausmaß der Zerstörung; das prächtige Tor zum Altarbereich stand lichterloh in Flammen, Rin und die anderen Bewohner des Tempels hatten sich hinter Jinenji gekauert und Kagome stand alleine gegen einen wild lachenden Gegner. Er konnte ihr Blut bis zu ihm hinauf in die Luft riechen und sah wie sie sich ihre Seite hielt. Doch er wartete einen Augenblick, bevor er eingriff, denn er wollte sich zunächst einen Überblick verschaffen. „So, kleine Kagome, all deine Trugbilder sind vernichtet, was willst du nun tun?“ Hakai glitt elegant zu Boden und schritt langsam auf sie zu. „Du stehst allein, bist verletzt. Es ist niemand da, der dich beschützen kann. Nun ist der Moment meiner Rache gekommen!“ Wieder lachte er schrill auf. „Und passender Weise kniest du schon vor mir.“ Er sah nach blutgierend auf seine rechte Hand, die sich langsam wieder in eine scharfe Ranke verwandelte. Genüsslich betrachtete er die vielen Dornen. Kagome war geschlagen. Sie hatte keine Kraft mehr, konnte nichts mehr tun. Sie schloss die Augen und wartete auf das Ende. Sie konnte den Luftzug der auf sie zu schnellenden Ranke spüren. Doch der Schmerz blieb aus. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Sesshoumaru, der die Ranke mit Tokijin zerstört hatte und nun Hakai entschlossen anblicke. Wut spiegelte sich in seinen Augen. „Dein Schoßhündchen ist ja auch gekommen, wie goldig“, höhnte Hakai. Innerlich war er aber nicht über diese Wendung der Dinge erfreut. Er hatte schließlich den Tag der Hochzeit mit Absicht gewählt, da er ahnte, dass der starke Daiyoukai dann nicht in der Nähe war. Er würde seinen Plan ändern müssen, er musste den Herrn des Westens irgendwie erpressen ihn nicht anzugreifen. Denn einem direkten Schlagabtausch war er nicht gewachsen. Er ließ seinen Blick über den zerstörten Schrein schweifen und sofort hatte er eine Idee. Da sein Gegner keine Anstalten machte anzugreifen, beschloss Sesshoumaru zunächst nach Kagome zu sehen. Er schien es geschafft zu haben den Angreifer mit seinem Eingreifen überrascht und verwirrt zu haben. Kagome kniete mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden, er konnte sehen wie ihr weißes Oberteil von ihrem Blut durchtränkt war. Doch noch bevor er sich um sie kümmern konnte, brach eine der Ranken Hakais aus dem Boden, wickelte sich um Rins Taille und zog sie in den Boden. „Sesshoumaru, wenn du es wagst anzugreifen, wird die Kleine einen unschönen Tod sterben!“, schrie Hakai über den Platz. Alle waren wie gelähmt. Dass der Sohn Narakus Rin als Geisel nahm, versetzte sie alle in eine Schockstarre, er hatte es sogar geschafft Sesshoumaru zu überrumpeln. Jinenji schaute ungläubig in das Loch hinter sich, dort, wo bis eben seine Rin stand. Er würde sie retten, schwor er sich, und wenn es sein Leben kosten würde. Wütend ballte er seine Faust. „Jinenji, tu nichts unüberlegtes, sonst wird sie sterben!“, versuchte Kagome ihn zu beruhigen. Die Augen des Halbdämons glühten rot auf. „Er wird sie nicht töten, ich töte ihn vorher!“ Sein innerer Dämon scheint die Kontrolle übernommen zu haben, dachte Kagome, es ist wie bei Inuyasha. Hoffentlich tut er jetzt wirklich nichts Dummes… Plötzlich kam ihr eine Idee! Warum nicht die unbändige Kraft des entfesselten Hanyou nutzen, um Hakai abzulenken? „Sesshoumaru, kannst du Rin wittern?“, fragte Kagome mit neuem Mut. „Sie ist etwa 10 Meter unter uns in der Erde. Und ich denke, er hat sie immer noch mit seinen Armen umwickelt und zögert nicht sie zu zerquetschen.“ „Gut. Wenn Jinenji sich auf Hakai stürzt, ist er abgelenkt. Versuch du so schnell wie möglich dann Rin zu befreien, wenn wir Glück haben, bemerkt er zu spät was wir vorhaben.“ „Dein Plan ist viel zu riskant.“ Wütend funkelte Kagome ihn an. „Hast du eine bessere Idee?“ Sie verstand sofort sein Schweigen. Es gab keine Alternative. „Los Jinenji, auf ihn!“ flüsterte Kagome, während sich Sesshoumaru unauffällig neben das klaffende Loch im Boden stellte. Jinenji stürzte sofort voran und verpasste dem verdutzten Hakai einen gewaltigen Faustschlag. Benommen taumelte der einige Meter zurück. Kaum hatte Jinenji getroffen, sprang Sesshoumaru in das Loch vor seinen Füßen auf der Suche nach Rin. Seine Augen konnten noch etwas sehen in der Dunkelheit, aber er ließ sich von seinem Instinkt leiten. Einen Augenblick später spürte er die Aura Hakais konzentriert an einem Ort. Rins dagegen war nur noch schwach zu fühlen, sie musste wohl ohnmächtig sein. Er ließ seine Giftkralle aufleuchten und sah ein dichtes Knäul aus holzigen Ranken direkt vor sich. Rin musste sich in seinem Inneren befinden. Er schlug auf das Knäul ein, das sofort unter dem Einfluss seines Giftes zerfiel. Sesshoumaru nahm die bewusstlose Rin und sprang aus dem Loch hinaus. Jinenji hatte sich derweil Hakai geschnappt und hielt ihn fest in einer Art Schwitzkasten gefangen. Immer wieder versuchte Hakai ihn zu treffen, doch Jinenji wich aus. Plötzlich sah er die Schwertspitze Tokijins vor seiner Nase und erstarrte. Vor ihm stand Sesshoumaru. Als er nach seiner Geisel suchte, stellte er erschrocken fest, dass sie verschwunden war. Diese Tölpel hatten doch tatsächlich ihn aufs Kreuz gelegt! Nun wurde ihm die Situation zu brenzlig. Er löste sich mit einem Male in Miasma auf und flog als Wolke gen Himmel und verschwand sofort am Horizont. „Ich komme wieder, wartet’s nur ab!“ war das letzte, dass man von ihm hörte. Kapitel 18: 18 – Aufbruch im Kampf gegen das Schicksal ------------------------------------------------------ Kagome erwachte Tage später in ihrem Bett. Ihre linke Seite war fest verbunden und schmerzte höllisch und ihr fehlte jede Erinnerung an die Ereignisse nach Hakais Verschwinden. Sie erinnerte sich nur an eine samtige Schwärze, die sie danach umfangen hatte. Sie blinzelte einige Male und versuchte sich zu orientieren; sie lag in ihrer Hütte in ihrem Bett, die helle Mittagssonne schien zum Fenster hinein und ließ tausende kleine Staubkörnchen wie Sterne in der Luft tanzen. Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Und wo waren die anderen, schoss es ihr durch den Kopf. Ging es ihnen gut? Sie musste sofort nach ihnen sehen! Langsam versuchte sie sich aufzurichten und spürte das Ziehen und Brennen ihrer tiefen Wunden. Aber das war für diesen Moment egal. Sie biss die Zähne zusammen, es war nun nicht die Zeit zum Jammern. Minuten später hatte sie es geschafft und saß auf ihrer Matratze. Sie schnaufte heftig, das Aufsetzten hatte sie sehr angestrengt. Kagome versuchte sich nur auf ihren Atem zu konzentrieren und gegen den Schmerz zu atmen, das hatte ihr schon oft geholfen. Gerade als sie versuchte aufzustehen, sah sie, wie jemand die Bambusmatte, die ihr als Tür diente, bei Seite schob. „Du bist wach“, stellte Sesshoumaru nüchtern fest. „Leg dich wieder hin, du bist noch nicht so weit das Bett zu verlassen.“ Er trat zu ihr an das Bett und kniete sich zu ihr. Vorsichtig drückte er sie wieder in ihr Kissen. „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte Kagome. „Drei Tage und Nächte. Wir waren alle in Sorge, du hattest sehr viel Blut verloren. Aber“, fing er an zu knurren, „ das Halbblut hat gute Arbeit geleistet.“ Kagome musste leise kichern. Es war einfach zu köstlich, wie es Sesshoumaru wurmte, dass ein in seinen Augen wertloser Hanyou das vollbrachte, wozu er nicht in der Lage war. Aber er musste sehr in Sorge gewesen sein, dass er Jinenji nun sogar ein – für seine Verhältnisse – überschwängliches Lob aussprach. Vielleich würde es doch noch etwas mit den beiden und er würde ihn irgendwann als seinen Schwiegersohn akzeptieren. Aber bis dahin war noch ein weiter Weg. Er schien ihre Gedanken zu erraten, denn er warf ihr einen missmutigen Blick zu. „Ich weiß, was du denkst. Niemals!“, sagte er stolz. Doch Kagome konnte nicht aufhören zu lächeln. Innerlich seufzte Sesshoumaru auf. Wann würde sie es endlich aufgeben ihn dazu zu bringen den Halbdämon zu akzeptieren und einsehen, dass es zwecklos war? „Ich habe Hakai versucht zu verfolgen“, wechselte er nun das Thema, „doch der Bastard ist wie sein Vater, er versteckt sich und ist nicht zu finden.“ „Er wird wiederkommen und das nächste Mal wird er noch stärker sein. Bis dahin können wir nur abwarten.“ „Du hast recht“, stellte Sesshoumaru fest, „doch es behagt mir nicht auf ihn zu warten.“ Ein Lächeln breitete sich über Kagomes Gesicht aus. „Dafür haben wir Zeit uns auf sein Kommen vorzubereiten. Und wir haben Zeit für uns.“ Er erwiderte das Lächeln und beugte sich vorsichtig hinab. Seine Lippen streiften ihre Stirn und verharrten einen Augenblick später dort in einem Kuss. „Trotzdem gefällt es mir nicht zu warten. Ich will denjenigen zur Strecke bringen, der dir das angetan hat. Ich will ihn jagen!“ Kagome legte ihm sanft eine Hand auf die Wange und zog ihn zu sich herab. Sie verschloss ihre Lippen mit den seinen und versank in einem langen, innigen Kuss. Doch Sesshoumaru entzog sich ihr nach einer Weile und begann an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. „Weißt du eigentlich, wie verführerisch du gerade bist, kleine Kagome?“, raunte er ihr heiser ins Ohr. Seine Hand glitt an ihrer unverletzten Seite hinab und umschloss besitzergreifend ihre Taille. Kagome wurde sofort rot. „Ich bin verletzt, ich liege seit Tagen im Bett…“, murmelte sie schüchtern. „Na und?“ Die Worte streiften ihr Ohr und hinterließen eine Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper. Sesshoumaru führte sein Werk fort, arbeitete sich mit seiner Zunge ihren Hals hinab. Immer wieder hielt er einen Moment inne, er konnte einfach nicht widerstehen sie wieder zu kosten und biss ihr zärtlich in den Hals. Kagome wusste nicht wie ihr geschah. Eine nie gekannte Hitze breitete sich in ihr aus, nahm ihr die Sinne. Doch rasch schaltete sich ihr Kopf wieder ein. „Nicht… bitte. Ich kann das nicht.“ Enttäuscht ließ Sesshoumaru von ihr ab und seufzte. Er sagte nichts, er wusste, welchen Kampf sie in ihren Inneren focht. Die Miko in ihr kämpfte weiter gegen jede Leidenschaft an, es zerriss Kagome innerlich fast. Ihre widersprüchlichen Empfindungen ließen Tränen ihr in die Augen steigen. „Warum darf ich nicht einfach glücklich sein? Warum nur, Sesshoumaru?“, flüsterte sie. Wortlos nahm er sie in den Arm und versuchte ihr den Halt zu geben, den sie in diesem Moment brauchte. Sie hatten zwar schon oft über das Thema gesprochen, aber er konnte nur ahnen welche Qualen Kagomes reine Seele litt. Er hasste es untätig sein zu müssen, den Status Quo akzeptieren zu müssen. Er wollte sie mit seiner Liebe glücklich machen, doch nun schien es als wäre sie der Ursprung allen Kummers von Kagome. Es war ihm unerträglich sie länger leiden zu sehen. „Es muss einen Weg geben, wie du deine Fähigkeiten bewahren kannst. Und ich werde ihn finden.“ Ernst sah er sie an. „Ich will nicht mehr untätig sein, ich werde auf die Suche gehen bis ich einen Weg gefunden habe, dass du Miko bleiben kannst.“ Kagome sah ihn traurig an. „Du kannst das Schicksal nicht besiegen, niemand kann das. Es ist nun mal wie es ist.“ „Was Schicksal ist bestimme ich“, antwortete Sesshoumaru selbstbewusst. „Ich werde morgen früh aufbrechen. Bokuseno, der Baumgeist, wird mir einen Rat geben können.“ Sein Blick wurde nun wieder weich, liebevoll strich er Kagome eine Strähne ihres seidigen Haares aus dem Gesicht. „Außerdem kannst du dich während meiner Abwesenheit ganz auf deine Genesung konzentrieren.“ Am nächsten Morgen verabschiedete er sich von Kagome und Rin und zog westwärts. Der alte Magnolienbaum lebte schon viele Jahrtausende und hatte ein umfangreiches Wissen gesammelt über die Zeit. Auch wusste er viel über die Geschöpfe des Himmels und der Unterwelt und war somit in der Lage Sesshoumaru einen Rat zu geben, wer ihm helfen könnte. Bokuseno war seit Generationen ein treuer Berater der Fürstenfamilie, daher erschien es Sesshoumaru nur logisch ihn zuerst aufzusuchen. Er wanderte zügig durch die Wälder, immer auf der Hut vor Youkai oder Menschen, die die Dummheit besaßen ihn angreifen zu wollen. Doch niemand traute sich seinen Weg zu kreuzen, jeder, der ihn sah nahm geschwind Reißaus vor dem mächtigen Daiyoukai. Nach Zwei Tagen des ununterbrochenen Laufens erreichte Sesshoumaru endlich den Hain, den der Baumgeist sein Zuhause nannte. Es war ein kleiner Wald aus hunderten alter, knorriger Magnolienbäume, die zu dieser Jahreszeit in voller Blüte standen. Doch er hatte kein Auge für die Schönheit des Ortes, denn nun musste er Bokuseno finden. Der Geist wechselte oft zwischen den Bäumen, die er bewohnte, hin und her, denn er wollte immer mitbekommen, was in seinem Wald geschah. Auch zeigte er sich nur, wenn er wollte und manchmal konnte der Alte verdammt launisch sein, dachte Sesshoumaru. Er trat auf eine kleine Lichtung zwischen den blühenden Bäumen und rief laut: „Bokuseno, komm heraus! Ich will einen Rat von dir!“ Nichts tat sich. Der Baumgeist war wohl wieder einmal auf Schabernack aus und versteckte sich. „Zeig dich, habe ich gesagt!“, rief Sesshoumaru nun noch lauter und schlug mit voller Kraft in einen nahestehenden Baum. Der Baum zersprang unter der Gewalt des Schlages wie als wäre er aus Porzellan und viele kleine Holzteile regneten zu Boden. „Immer noch so ungeduldig, junger Herr?“, hallte plötzlich eine tief grummelnde Stimme durch den Wald. „Doch mir scheint es ist nicht nur das Warten, das euch so aufbringt.“ In der Rinde des Baums gegenüber dem Herrn des Westens tauchte nun ein altes, faltiges Gesicht auf. Alte, müde Augen blinzelten einige Male verschlafen. „Was kann ich für euch tun, Sesshoumaru-sama?“, fragte Bokuseno. „Kann eine Miko ihre Kräfte behalten, obwohl sie einen Gefährten hat?“ Eine hölzerne Augenbraue bewegte sich langsam nach oben. „Ich dachte ihr wisst, dass eine Priesterin in dem Moment, in dem sie sich einem Mann hingibt all ihre göttliche Macht verliert. Eine Miko muss rein und unschuldig sein, um ihre Kräfte nutzen zu können.“ „Das weiß ich doch, alter Mann!“, fuhr Sesshoumaru ihn an, „aber es muss eine Möglichkeit geben, wie sie trotzdem weiter kämpfen kann!“ Ein Lächeln bildete sich nun in der Rinde des alten Baumes. „Dann stimmt es also, dass ihr euer Herz an die Miko des Himmels verloren habt.“ Sesshoumaru zog es vor darauf nicht zu antworten. Der Alte hatte eine Schwäche für jede Form des Klatschs, daher war es nicht verwunderlich, dass er davon wusste. „Kagome ist vom Schicksal auserwählt worden, dass zu sein, was sie ist. Wenn du daran etwas ändern willst, musst du die Götter selbst bitten. Nur sie können das Schicksal eines Menschen beeinflussen.“ „Und wie finde ich die Götter?“ Bokuseno fing laut an zu lachen. „Die Götter finden dich, wenn sie es möchten! Am besten versuche es in der Nähe eines heiligen Baumes. Du musst darum bitten, dass die Götter dir ihre Aufmerksamkeit schenken.“ Das fehlte ihm gerade noch, dass er bei den Schutzgeistern der Menschen betteln durfte. Aber nun gut, er schien keine Wahl zu haben. Die Frage war nun wie er einen solchen Baum finden sollte, denn als Dämon scherte er sich nicht um die Heiligtümer der Menschen und wenn machte er einen großen Bogen darum. Der einzige Weg würde sein nach einer großen Menge heiliger Energie zu suchen, während er über das Land flog. Was nahm er nicht alles für Kagome in Kauf! Sie hatte sein Herz fest in Besitz genommen und beherrschte seine Gedanken. Kein Moment verging ohne einen Gedanken an sie. Es schien ihm als würde der Wind ihm ihre Sehnsucht zutragen, ihm zu flüstern „Beeil dich, komm zu mir zurück!“ Er begann zu überlegen, welche Bitte er den Göttern vortragen sollte, um ihn und Kagome zusammenzuführen. Er wusste, er musste sie mit Bedacht vortragen, denn den himmlischen Wesen saß oft der Schalk im Nacken – besonders wenn es ein Dämon wagte das Wort an sie zu richten. Was sollte er nur fragen? Befreit sie aus ihrem Schicksal? Dann würde sie sicher sofort wieder in ihre Zeit gesandt werden, denn ihr Schicksal war es nun einmal hier in dieser Zeit zu wirken. Lasst sie ihre Kräfte behalten? Dann müsste er zunächst erklären, warum sie sie verlieren sollte und diese peinliche Befragung wollte er sich gerne ersparen. Die Götter waren neugierig und machten sich einen Spaß aus dem Schicksal der Welt, dass hatte ihm sein Vater gelehrt als er noch ein Welpe war. Er hatte ihn gewarnt, sollte er je mit diesen Wesen in Kontakt treten, dass er auf der Hut zu sein hatte. Er versuchte sich zu erinnern, was ihm noch beigebracht wurde; Sie lebten in einer eigenen Sphäre und kamen nur in die Welt hinab, wenn sie Lust dazu hatten. Das Schicksal, dessen Wendung ihr Werk war, sahen sie als eine große Komödie, die Welt war eine Bühne zu ihrer Unterhaltung. Er verstand nicht, wie Menschen solch verschlagenen Wesen anbeten konnten, auch nur den winzigsten Respekt empfinden konnten. Sie würden sich genauso einen Ulk aus seinem und Kagomes Leben machen… aber er würde es erdulden müssen. Kagome war wichtiger als sein Stolz. Wenn es nur dieses kleine Opfer war, um sie wieder glücklich zu sehen, würde er es mit Freude bringen. Das hatte er von ihr gelernt: Liebe war wertvoller als jeder Stolz. Plötzlich wurden seine Gedanken aus ihren Kreisen gerissen, als er vor sich eine immense Ansammlung heiliger Kraft spürte. Gleich sah er auch deren Quelle unter sich in einem Tal. Ein uralter, knorriger Baum, der hoch in den Himmel wuchs. Seine Aura brachte die Luft zum flimmern und tauchte den Ort in ein mystisches Licht. Elegant landete Sesshoumaru etwas abseits des Ortes und machte sich zu Fuß auf den Weg um Kagome – seine Kagome, korrigierte er sich innerlich – endlich glücklich zu sehen. Kapitel 19: 19 – Was liebe ich mehr? ------------------------------------ Sesshoumaru wanderte durch die karge, zerklüftete Felslandschaft immer den Baum im Blick, der in den Himmel hinein wuchs. Nichts und niemand lebte hier an diesem Ort, keine Pflanzen, keine Tiere, geschweige denn Menschen oder Youkai. Einsamkeit beherrschte die Felswüste und verlieh ihr eine ganz besondere Aura. Sesshoumaru genoss die Stille und das Alleinsein, es hatte ihm die letzte Zeit sehr daran gefehlt. Wenn die starke heilige Kraft nicht den Ort fluten würde, hätte er sich sogar wohl gefühlt. Aber die Gegenwart eines Heiligtums ließ ihn körperlich Schmerzen leiden, wie damals am Berg Hakusei. Er musste aufpassen, dass der Ort oder dessen Bewohner ihn nicht läuterten. Die Sonne senkte sich bereits über den Horizont und tauchte die Felsen in goldenes Licht, der Boden schien aus flüssigem Gold zu sein. Doch Sesshoumaru ging weiter, immer weiter zum Mittelpunkt der Wüste. Ein Mensch würde an diesem Ort unmöglich länger als einen Tag überleben können, dachte er. Scheinbar wollten die Götter der Menschen keinen allzu häufigen Kontakt mit ihren Schützlingen; er konnte das sehr gut verstehen. Als Daiyoukai hatte er nicht solch niedere Bedürfnisse wie Wasser oder Schlaf, auch die Hitze des Tages war ihm nicht unangenehm gewesen. Stetig lief er geradeaus und ignorierte seine alarmierten Instinkte, die ihn von diesem Ort fortschicken wollten. Als der volle Mond bereits am Himmel stand, erreichte er eine tiefe Schlucht, die er durchwanderte. Die Felsen warfen unheimliche Schatten im Mondlicht. Doch das war es nicht, was Sesshoumaru beunruhigte, irgendetwas war hier an diesem Ort und folgte ihm. Seine scharfen Sinne konnten keine Präsenz aufspüren, doch sein Instinkt sagte ihm deutlich, dass er nicht allein war. Er ging weiter, doch er sah sich immer wieder unauffällig um und war wachsam. Da, ein Luftzug! „Zeig dich, Feigling!“, knurrte er und hielt seine Hand bereit Tokijin zu ziehen. Nichts geschah, die Nacht war ruhig, niemand war da. Und doch war es ihm, als würde er ein leises Kichern hören, das vom Wind fortgetragen wurde. War das bereits eins jener höheren Wesen, das seinen Ulk mit ihm trieb? Sein Vater tat recht daran ihn zu warnen, dachte er. Er spürte wie die Wut in ihm aufkochte, der Wunsch denjenigen blutig bezahlen zu lassen, dass er sich einen Scherz auf seine Kosten machen wollte, doch dieser Wunsch musste unerfüllt bleiben, wenn er Kagome helfen wollte. Er hatte so oder so bereits einen Groll auf die Götter, weil sie Kagome ein so undankbares Schicksal aufzwangen, doch langsam wurde er ernsthaft wütend. Nur leider würde er mit Wut nichts erreichen können an diesem Ort. Je weiter er durch die Schlucht lief, desto deutlicher vernahm er das Kichern. Der Baum ragte inzwischen deutlich vor ihm in den Himmel, er würde ihn gleich erreicht haben. Dem Kichern gesellte sich nun ein stetiges Flüstern. „Das ist der Youkai, der eine Miko liebt. Er wirft alles weg, nur wegen der Liebe einer Sterblichen. Eine Schande für einen Daiyoukai!“ Die Worte ließen ihn zusammen zucken, er hatte sie schon einmal gehört. Es waren die letzten Worte die er mit seinem Vater sprach, bevor sie sich im Streit trennten. Unversöhnliche Worte. Sein Stolz rebellierte, schrie auf, rief immer wieder nein. „Er ist wie sein Vater!“, hallte die Stimme von den Felswänden. Nein, das war er nicht! Er warf sein Leben nicht weg für eine menschliche Frau. „Doch das tust du! Sieh nur was aus dir geworden ist!“ „Woher weißt du was ich denke?“, schrie Sesshoumaru wütend. Als Antwort flog eine weitere Welle des Kicherns durch die Schlucht. „Verschwinde aus meinem Kopf!“ „Aber aber, Sesshoumaru, warum so wütend? Haben wir etwa einen wunden Punkt getroffen?“ Er zog es vor nicht zu antworten und knurrte stattdessen. „Vergiss es, du kannst uns nicht töten, niemand kann das.“ „Was wollt ihr von mir? Was soll das alles?“, schrie Sesshoumaru außer sich vor Wut. Er hatte in der Zwischenzeit all seine guten Vorsätze vergessen und sein Stolz hatte wieder die Oberhand gewonnen. „Die Frage lautet doch wohl eher, was willst du, dass du solch einen Ort aufsuchst, Dämon.“ Um die Worte zu untermalen flammte plötzlich die heilige Magie des Ortes auf. Sesshoumarus Körper brannte in unsichtbaren Flammen, der Schmerz der Läuterung drohte ihn fast zu zerreißen. Erschöpft fiel er auf die Knie, versuchte mit seinem letzten Rest dämonischer Macht das Reiki von sich zu halten. Doch so plötzlich er niedergeworfen wurde, so schnell verschwand die heilige Aura auch wieder. „So gefallt ihr uns schon besser, Sesshoumaru, Herrscher des Westens und nun auch Bittsteller auf Knien.“ Wieder hörte man Lachen. Wie viele waren das? Wer was das? „Wer seid ihr?“, fragte Sesshoumaru erschöpft. Mit seinem Youki war auch seine Wut verraucht. „Wir sind viele und doch keiner. Wir sind die, die du suchst. Und du willst, dass wir das Schicksal ändern.“ „Woher…“ „Wir blicken in die Herzen der Wesen und sehen die Welt, welche wir erschaffen haben. Und nebenbei bist du auch sehr durchschaubar.“ Schon wieder wollte sein Stolz rebellieren, doch er erinnerte sich noch gut an die letzte Machtdemonstration, also beruhigte er sich wieder. „Der Hund ist leicht zu dressieren“, lachte es nun wieder durch die Nacht. „Wir können dir helfen, doch es erfordert ein Opfer an uns. Etwas, das dir lieb und teuer ist. Was du mehr liebst als die Miko Kagome. Wenn du es weißt, kommen wir wieder.“ Ratlos verließen sie ihn. Tage später zog Sesshoumaru immer noch grübelnd durch die Gegend. Er verstand das Rätsel der Götter noch immer nicht. Und er kochte vor Wut so vorgeführt worden zu sein. Jaken fehlte ihm nun eindeutig, er musste dringend sich an jemandem abreagieren und der devote Zwerg war dafür stets bestens geeignet. Was liebte er mehr als Kagome? Der erste Gedanke war nichts, doch schienen die Götter in sein Inneres geblickt zu haben und erwarteten nun eine bestimmte Antwort. Er ging wie so oft im Kopf eine Liste der Dinge durch, die ihm wichtig waren. Macht. Aber es war ihm nicht wichtiger als Kagome, er schwächte seine Position unter den Youkai wissentlich, indem er sie zu seiner Gefährtin machen wollte. Kraft. Die stand wohl nicht in Verbindung mit Kagome. Er sinnierte noch eine Weile, doch er kam nicht weiter in seinen Überlegungen. Dafür kam er nun in die Nähe eines kleinen Dorfes, das am Fuße eines kleinen Schlosses stand. Er war so in Gedanken, dass er nicht bemerkt hatte, dass er den Wald verlassen hatte und menschliches Gebiet betrat. Aber es konnte ihm egal sein, kein Mensch war in der Lage sich ihm in den Weg zu stellen. Außer Kagome, schoss es ihm sofort in den Kopf. Die Bauern sahen sofort, dass er ein Dämon war und rannten in Panik davon, einige flüchteten in den Wald, andere in Richtung der Burg. Stoisch ging er weiter den Weg durch die Ansammlung einfacher Hütten. Doch ein kleines Mädchen war nicht geflüchtet und kauerte weinend auf dem Weg vor ihm. Es war ungefähr in dem Alter, in den Rin war, als sie Sesshoumaru traf. Sie trug einen zerschlissenen braunen Kimono und ihr Gesicht war tränenüberströmt. Sie sah den Dämon auf sich zukommen und sah ihm fest in die Augen. „Helft mir bitte, Youkai-sama! Bitte, ihr seid meine einzige Hoffnung!“ Rin hat mich weich gemacht, stöhnte Sesshoumaru innerlich, da er nicht einfach an dem Mädchen vorbeigehen konnte. Kalt und abschätzig besah er das kniende Mädchen von oben herab. „Sprich.“ „Der Herr des Schlosses hat meine Mutter mit sich genommen und lässt sie nicht gehen. Sie wollte ihn nicht heiraten, da hat er sie einfach entführt. Ich b in ganz allein, ich will meine Mutter wieder haben! Bitte, helft mir sie zu befreien! Ich gebe euch was ihr wünscht, und wenn es mein Leben ist!“ „Du wirfst dich vor einem Fremden in den Dreck, bettelst und verpfändest dein Leben? Menschen…“ Menschen hatten einfach keinen Stolz. Aber er würde der Kleinen helfen. Sie erinnerte ihn einfach zu sehr an Rin und außerdem war es eine gute Gelegenheit seine Wut an jemandem auszulassen, selbst wenn es nur eine Horde Menschen war. „Komm mit.“ Zusammen mit dem Mädchen machte er sich auf den Weg zum Schloss. Die Befreiung der Bäuerin war reine Formsache. Mit seiner Energiepeitschte zerfetzte er Tor und Wächter, diejenigen, die nicht flohen, fielen seiner Giftklaue zum Opfer und bedeckten nun den Boden auf dem Innenhof. Der Schlossherr erfuhr die Ehre durch seine Hand zu sterben, indem er ihm den Kopf von den Schultern riss. Die schreiende Frau im Hintergrund verschonte er, da er sah wie das Mädchen auf sie zu rannte. Doch eine Sache beschäftigte ihn noch. „Warum hattest du keine Angst vor mir?“ „Doch ich hatte Angst, Youkai-sama.“ „Warum hast du mir dein Leben versprochen? Ist es dir so egal? Ist es dir egal jemandem anzubetteln? Wo ist dein Stolz?“ „Aber Youkai-sama“, sagte das Mädchen erstaunt, „das ist doch egal. Ich habe meine Mama lieb, deswegen war alles egal. Hast du niemandem lieb?“ Doch, dachte Sesshoumaru. Und plötzlich war die Lösung des Rätsels der Götter nah. Er kehrte dem verdutzten Mädchen den Rücken und rannte ohne ein weiteres Wort zu sagen in dämonischer Geschwindigkeit wieder zurück in die Felsenwüste. Er stand wieder in der Schlucht und spürte, dass die Augen der Götter auf ihm ruhten. „Hört mich an, Götter!“, rief er laut und seine Stimme hallte in der Schlucht. „Das Opfer, das ihr verlangt…“ Er atmete tief durch. Dann ging er auf die Knie und sprach weiter. „Ich Sesshoumaru, bitte euch, lasst Kagome ihre Macht!“ Nun senkte er seine Stirn zu Boden. „Ich tue was ihr wollt.“ Das Opfer, dass sie verlangten,war erbracht, sein Stolz war gebrochen. Der mächtige Daiyoukai Sesshoumaru kniete zum ersten Mal in seinem langen Leben vor jemanden und bat um etwas. Er drohte nicht, er stellte keine Bedingungen, er gab sein Leben in die Hand eines anderen. Die Zeit verging, nichts passierte. Doch das war ihm egal. Er würde hier knien und warten, bis die Götter entschieden hätten, ob sie ihm und Kagome helfen. „Braver Hund, du hast es verstanden.“ Hämischer Applaus kam aus dem Nichts. „Wir verraten dir, wie Kagome weiter mit göttlicher Kraft kämpfen kann, obwohl sie deine Gefährtin sein wird. Geh durch die Schlucht zum Baum, dort wirst du ein Stück des heiligen Holzes finden. Nimm es, und fertige eine Waffe daraus!“ Er nickte ergeben. Er wusste es immer, es gab eine Lösung und er hatte sie gefunden! Kapitel 20: 20 – Liebe spannt einen Bogen ----------------------------------------- Sesshoumaru wusste danach nicht mehr wie lange er so demütigend vor den Göttern kniete. Es kam ihm wie Stunden vor. Die närrischen Götter gestatteten ihm schließlich gönnerhaft sich zu erheben und ihre Gabe zu empfangen; sie hatten merklich Spaß daran ihn so vorzuführen. Er fragte sich, was ihm die Kraft gab all dies zu ertragen und er kam nicht umhin festzustellen, dass es seine Liebe zu Kagome war. Liebe… vor einiger Zeit hatte er noch abgestritten, dass er im Stande war so etwas zu empfinden und nun trieb sie ihn dazu selbst dem Schicksal zu trotzen. Langsam begann er zu ahnen, was Kagome und Rin meinten, wenn sie ihm von dieser Macht erzählten, die alles in ihren Schatten stellen konnte. Und wenn dies die Macht war, die Kagome durchströmte, sinnierte er weiter, dann war sie in der Tat weitaus mächtiger als jeder Dämon. Wenn die Liebe selbst ihn auf die Knie bringen konnte. Er würde definitiv aber niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen von dieser Begegnung mit den Himmlischen berichten. Sein Stolz war zwar einmal geschlagen worden, aber er war nach wie vor da. Selbst Kagome würde niemals erfahren, was er den Göttern geopfert hatte. Mit diesen Erinnerungen und Gedanken lief er weiter durch die Schlucht, immer weiter auf den riesigen heiligen Baum. Je näher er kam, desto angestrengter war er; er schnaufte und war völlig außer Atem, jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. Er fühlte sich wie nach einem harten Kampf gegen einen übermächtigen Gegner, doch wusste er, dass dies die Auswirkungen der heiligen Aura des Ortes war. Als er schließlich das Ende der Schlucht erreicht hatte, brannte seine Haut fürchterlich. Er musste diesen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen, um nicht geläutert zu werden. Jeder andere Dämon hätte an diesem Ort sein gesamtes Youki verloren, doch selbst er hatte nur noch einen kleinen Rest dämonische Kraft, die ihn aufrecht hielt. Ein Wind zog durch die Krone des Baumes und brachte seine zahllosen Blättern aufgeregt zum Tuscheln. Einen solchen Besucher hatte die alte Weide noch nie in ihrem langen Leben. Ein Daiyoukai, der eine Miko liebte und sein Leben riskierte, um ihre Kraft zu erhalten. Ein unerhörtes Vorkommen. Doch die Weide tat wie ihr von den Göttern aufgetragen wurde und ein langer, gebogener Ast fiel Sesshoumaru vor die Füße. Das kleine Stück Holz hatte dieselbe Ausstrahlung wie der gesamte Ort, daher war es Sesshoumaru unmöglich es zu berühren. Aber irgendwie musste er das heilige Holz transportieren! Er wusste genau, was er daraus machen wollte. Er würde Kagome einen Bogen fertigen lassen aus dem heiligen Holz, so dass sie weiterhin mit göttlicher Kraft kämpfen konnte. Er würde den Bogen vom besten Waffenschmied Japans anfertigen lassen. Nur musste er ihn irgendwie dorthin bekommen. Er überlegte fieberhaft, was er tun konnte. Berühren konnte er ihn nicht ohne das er schwerste Verletzungen. Entschlossen nahm er Tenseiga und rammte es in das Stück Holz. Die dämonische Aura flammte auf und schrie, focht einen Kampf Youki gegen Reiki aus. Plötzlich war wieder alles still. Scheinbar hatten die beiden mächtigen Gegenstände sich auf einen Waffenstillstand geeinigt, da Tenseiga nicht geläutert wurde. Er schulterte sein Schwert mit dem Holz und machte sich auf den Weg. Nach langem Marsch erreichte er schließlich eine ihm nur zu gut bekannte Gegend. Die grüne Berglandschaft war wie zerteilt von einem großen Vulkan, dessen felsige Ausläufer die Landschaft wie Adern durchzogen. Sesshoumaru steuerte zielstrebig auf den Vulkan zu und erklomm dessen Spitze. Direkt an dem glutheißen Krater lag eine kleine Hütte, die im Wesentlichen aus dem Schädel eines riesigen Youkaiskeletts bestand. Lauts Klirren von Eisen war aus der Hütte zu hören. Vor dem Schein eines Schmiedefeuers sah man eine hagere Gestalt auf dem Boden sitzen. „Totosai“, sprach Sesshoumaru den Schmied monoton an. Kaum angesprochen, zuckte der Alte erschreckt zusammen. „Sess…Sesshoumaru, welch Freude euch zu sehen. Unglücklicherweise muss ich gerade weg, Kundschaft besuchen und so…“ Hektisch kramte der Schmied nach verschiedenen Werkzeugen und stopfte alles in einen großen Rucksack. „Tja, so ein Pech aber auch, Sesshoumaru, aber…“ „Ich habe einen Auftrag für dich.“ „Oh, das ehrt mich, aber wie gesagt, das Geschäft…“ „…kann warten“, beendete Sesshoumaru den Satz. Er sah Totosai einmal fest in die Augen und gab ihm damit zu verstehen, dass es keinen wichtigeren Auftrag gab als seinen gab. Der Schmied erstarrte vor Angst vor dem mächtigen – und für seine Ungeduld bekannten – Daiyoukai und gab seinen Widerstand auf „Was kann ich für euch tun, Meister Sesshoumaru?“ „Du wirst mir einen Bogen fertigen“, sagte er und warf Totosai Tenseiga zusammen mit dem Holz des heiligen Baumes vor die Füße. „Aus diesem Holz.“ „Das ist wahrlich ein sehr mächtiges Material, aber wie wollt ihr den Bogen führen, wenn ihr das Holz schon jetzt nicht berühren könnt?“, lachte der Alte. Er bemerkte sofort den fatalen Fehler, den er begangen hatte und verkroch sich hinter seinem Amboss, um Sesshoumarus strafendem Blick auszuweichen. „Er ist nicht für mich“, antwortete Sesshoumaru barsch. Er hätte Totosai schon vor Jahren für seine Frechheiten den Kopf von den Schultern geholt, wenn dieser nicht so ein begnadeter Waffenschmied wäre. So überging er auch diesmal die frevelhafte Bemerkung. „Ah, also für die kleine Miko, die ihr nun bei euch habt“, grinste der Alte schelmisch. „Treib es nicht zu weit…“, knurrte Sesshoumaru bedrohlich. Nach dem üblichen Spiel wurde Totosai wieder ernsthaft. „Ich nehme an, der Bogen soll eine Art Hochzeitsgeschenk werden, richtig?“ Stummes Nicken folgte. „Ich sehe dabei nur ein Problem; sie wird einen Teil eures Youkis in sich tragen in Form eures Mals. Die Frage ist, ob sie dann noch in der Lage sein wird einen derart reinen Gegenstand zu berühren.“ Dies war in der Tat ein Aspekt, den Sesshoumaru nicht bedacht hatte. Selbstverständlich würde er Kagome als die seine markieren, darauf würde er unter keinen Umständen verzichten. „Was schlägst du vor?“ „Eure Miko wird beide Kräfte in sich vereinen, Youki und Reiki, das Mensch gewordene Gleichgewicht Ying und Yang. Die Waffe muss also sich ihr anpassen und die gleiche Balance besitzen, sonst wird eine der beiden Mächte Besitz von ihr ergreifen. Neben dem reinen Holz brauchen wir auch dämonisches Material.“ Sesshoumaru verstand das Problem. Ihm wurde nun klar, was eine Miko, die die Gefährtin eines Dämons war, bedeutete in der Welt. Aber war Kagome nicht wie dafür geschaffen? Sie lebte dieses Gleichgewicht jeden Tag, also wäre der Bogen ideal für sie. „An was für dämonisches Material hast du gedacht Totosai?“ „Naja, da es ja ein Hochzeitsgeschenk werden soll, dachte ich an was Persönliches. Ich könnte eine Strähne eures Haares als Bogensehne verarbeiten. Euer Youki sollte mächtig genug sein um mit ein bisschen Geschick meinerseits dem heiligen Holz zu widerstehen.“ Wortlos zog Sesshoumaru Tokijin und ließ eine Strähne seines silbernen, endlos langen Haares darüber gleiten. Das Haar bot der scharfen Klinge keinerlei Widerstand und fiel langsam zu Boden. „In drei Tagen werde ich wieder hier sein.“ Damit kehrte er dem alten Waffenschmied den Rücken und verließ die kleine Hütte wieder. Während all dieser Ereignisse um Sesshoumaru lag Kagome noch immer in ihrem Krankenbett im Tempel und sehnte sich nach der Rückkehrt ihres Daiyoukais. Dank der liebevollen Pflege Rins und Jinenjis machte sie schon bald gute Fortschritte und konnte nach einigen Tagen wieder die ersten Schritte gehen. Sie hasste es anderen zur Last zu fallen und setzte daher alles daran mit zusammengebissenen Zähnen ihren Alltag wieder aufzunehmen. Rin versuchte sie zwar immer davon zu überzeugen, dass sie keine Last war, aber Kagomes Sturkopf war nicht zu überwinden. Abends saß Kagome immer unter dem Baum, den Sesshoumaru bewohnt hatte und blickte traurig in die Sterne. Wo er jetzt wohl sein mag, dachte sie, ob es ihm gut ging? Und über allem schwebte stets die Frage, wann er wieder zu ihr kommen würde. Sie ahnte, dass er solange Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, bis er eine Lösung für ihr Problem gefunden haben würde; vorher würde er ihr nicht wieder unter die Augen treten, das gebot sein Stolz. Aber sie würde warten, hier im Tempel auf ihn warten egal wie lange es dauern sollte. In der kurzen Zeit, die sich nun näher gekommen waren, hatte sie erkannt, dass der kalte Herr des Westens ihr Gegenstück war, dass sie füreinander geschaffen worden waren. Zum ersten Mal in ihrem Leben war das Glück für sie in greifbare Nähe gerückt. Solange musste sie darauf warten, war schon in tiefer Hoffnungslosigkeit versunken. Dann kam Sesshoumaru und gab ihr neue Hoffnung und machte sich auf eine einsame Schlacht gegen das Schicksal auf, um ihr endlich das Glück zu beschaffen nach dem sie sich immer gesehnt hatte. Die Gedanken an ihren Dämon vertrieben die Gedanken an ihre momentane Einsamkeit und gaben ihr jeden Tag aufs Neue die Hoffnung, dass er schon bald wieder im Tempel auftauchen würde. Der Glaube an ihn und ihre Liebe war wie ein Regenbogen in der Dunkelheit, er verbreitete Lebensfreude wo sonst graue Depression herrschte, vertrieb die dunklen Wolken des Zweifels und füllten ihr Herz mit Hoffnung. Und wenn sie eines Tages das Ende ihres Regenbogens erreicht haben würde, würde sie ihren persönlichen Topf voller Gold finden; Sesshoumaru, Daiyoukai des Westens und ihr Gefährte. Wie Totosai versprochen oder angedroht – je nach Perspektive –kam Sesshoumaru pünktlich am dritten Tag nach seiner Bestellung wieder zu der sonderbaren Behausung des Schmiedes, um den Bogen abzuholen. Die Sonne versank bereits hinter den Bergen und das Licht der Dämmerung schickte ihm einen langen Schatten über das Vulkanfeld voraus. Aus der Schmiede war der Lärm harter Arbeit zu hören, das Klirren von Metall und das Zischen des Schmiedefeuers. Sesshoumaru trat wortlos ein und sah den alten Schmied erwartungsvoll, aber dennoch gefährlich lauernd an. „Ah, Sesshoumaru, ihr kommt wegen des Bogens, sehr schön.“ Der Alte verschwand in einer Ecke seiner Werkstatt und holte einen mit einem Lumpen umwickelten Gegenstand. „Das ist er, der Weltenbogen, wie ich ihn nenne. Er verbindet Reiki und Youki in sich, wie du es gewünscht hast.“ Während er diese Worte sprach, holte er den Bogen aus seiner schäbigen Ummantelung. Das Holz war so bearbeitet, dass die Maserung gut sichtbar geworden war und der Waffe ein natürlich gewachsenes Ornament bot. Durch sorgfältiges Ölen des Holzes erhielt es einen zarten und seidigen Schimmer, der von dem mit naturfarbener Seide umwickelten Griff weitergetragen wurde. Der Bogen sah zart und filigran geschwungen aus, zu schön als das man glauben konnte eine tödliche Waffe in den Händen zu halten. Doch das Schönste an dem Bogen war seine Sehne, die silbern funkelte wie gewobenes Sternlicht. Der Bogen sah rein und zerbrechlich aus, doch Sesshoumaru spürte seine verborgene dämonische Seite. Nur wer genau hinsah, erkannte, dass die so mystisch strahlende Sehne das Haar eines Youkai war. Die Aura des Gegenstandes war bemerkenswert, die perfekte Balance von Ying und Yang. Er wagte es nicht den Bogen zu berühren, denn er besaß noch immer die läuternden Kräfte des heiligen Holzes, auch wenn ein Teil von ihm darin verarbeitet war. „Eins müsst ihr aber noch wissen, Sesshoumaru. Der Bogen ist aus eurem Haar gefertigt und dank mir mit dem reinen Holz verbunden. Ein Pfeil von einer Person mit reiner Kraft abgeschossen, wird euch sofort läutern, eure dämonische Kraft hat diesem speziellen Reiki nichts mehr entgegenzusetzen. Bedenkt das gut! Eure Miko wird euch mit einem Pfeil töten können.“ Schweigend nahm Sesshoumaru die Warnung zur Kenntnis, während er zufrieden den Weltenbogen betrachtete. Vorsichtig hüllte er ihn wieder ein, um ihn nicht zu berühren und verließ den Schmied ohne ein weiteres Wort. „Naja, wie sagt man so schön, nicht gemeckert ist schon genug des Lobes“, murmelte der Alte in seinen grauen Bart. Kapitel 21: 21 – Ein nächtlicher Besucher ----------------------------------------- Einige Tage später spazierten Rin und Kagome über die weitläufigen Kräuterplantagen des Tempels. Schwatzend genossen sie den angenehm warmen Wind und Kagome war froh, endlich wieder ihr muffiges Krankenlager verlassen zu können, um den beginnenden Sommer zu genießen. Langsam wandelten sie über einen kleinen verschlungenen Pfad zwischen den wild wuchernden Pflanzen und Sträuchern, bis Kagome schließlich die Kräfte verließen und die beiden jungen Frauen sich ins Gras setzten. Kagome seufzte gedankenverloren und ließ ihren Blick in den Himmel schweifen. „Was glaubst du Rin, wie lange werde ich noch auf ihn warten müssen?“ Rin spielte mit einigen Gänseblümchen, die wild auf der Wiese verteilt wuchsen. Als Kagomes Frage durch die Luft hallte, blickte sie langsam auf. Was sollte sie bloß antworten, wie Kagome aufmuntern? Sie hatte schon längst bemerkt, dass sie sich nach Sesshoumaru sehnte, sich alleine fühlte und dabei jeden Tag ein Stückchen trauriger wurde. Stundenlang saß sie unter dem großen Baum auf dem Hof des Tempels und schien auf seine Rückkehr zu warten. „Er wird wieder kommen, mach dir keine Sorgen. Er hat noch nie ein Versprechen gebrochen.“ „Hmmm… und wenn es Jahre oder Jahrzehnte dauert? Dann bin ich alt und er hat mich doch bestimmt vergessen.“ Rin ließ die Schultern hängen; was tun bei solch einem Pessimismus? „Er wird bald wiederkommen, da bin ich mir ganz sicher. Und jetzt hör endlich auf Trübsal zu blasen. Überleg dir lieber, wie du deine Hochzeit feiern willst, wenn er wieder da ist.“ Kagome schaute verträumt in die Wolken. Doch wie konnte sie fröhlich ihre Zukunft planen wo sie sich innerlich doch so düster fühlte? Niemand, auch Rin nicht, konnte ihre wachsende Hoffnungslosigkeit eindämmen, jeden Tag war sie sich etwas mehr sicher, dass Sesshoumaru sie vergessen hatte. Sie fühlte sich so alleine, seit er unterwegs war. Ihr Seelengefährte war weg und es war, als hätte er einen Teil von ihr mit sich genommen. Rin war es nun endgültig leid zu beobachten, wie ihre beste Freundin immer weiter sich der Verzweiflung hingab. Entschlossen packte sie sie an beiden Schultern und sah ihr tief in die Augen. „So, nun hör mir mal zu. Er wird dich nicht allein lassen, er liebt dich, egal was du versuchst dir einzureden. Versteh das doch endlich!“ Beschämt senkte Kagome ihren Blick. Sie wollte ja verstehen was Rin ihr sagte, aber sie konnte es nun einmal nicht glauben. Rin hatte es aufgegeben auf Kagome einzuwirken und so liefen sie eine Weile später wieder den Weg zum Tempel zurück – schweigend. Im Schrein setzte sich Kagome wieder einmal unter den großen Baum und wartete, wie so oft. Wie schön wäre es, wenn Sesshoumaru nun bei ihr wäre. Er ihr sagen könnte, dass nun alles gut sei, sie einfach in den Arm nähme und sie küsste. Sie einfach die Geborgenheit seiner Umarmung genießen könnte, bei ihm sein, ihm nahe sein könnte. Doch sie saß einsam und allein unter einer großen Buche und fröstelte, da die Sonne langsam am Horizont versank. Langsam stand sie auf und sah noch einmal in den Himmel. Dann ging sie zu ihrer kleinen Behausung, legte sich in ihr Bett. Wie jeden Abend galt ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen ihrem Liebsten. Unweit des Tempels auf einer Anhöhe stand ein nächtlicher Wanderer und sah hinab auf das Tal mit dem Hügel, auf dem der Tempel lag. Seine Silhouette ragte hoch in die Nacht hinauf und brach sich am fahlen Licht des Mondes. Er schien nachdenklich, seine bernsteinfarbenen Augen waren ohne Ziel. Er strahlte eine solch übermenschliche Anmut und Stärke aus, dass jedem Beobachter sofort klar sein musste, dass er es mit keinem Sterblichen zu tun hatte. In seiner Hand hielt er einen langen, mit Lumpen umwickelten Gegenstand. Nach einer Weile des Starrens in die Nacht machte er sich wortlos auf den Hang hinab, auf direktem Weg zum Schrein der Himmel. Sesshoumarus Geist war in Aufruhr. Wie sollte er Kagome begegnen? Was ihr sagen? Er war schließlich einige Wochen weg gewesen. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er war tatsächlich nervös. Lautlos lief er zwischen den Hütten der schlafenden Tempelbewohner hindurch, bis er zu Kagomes Zuhause gelangte, das etwas abseits lag. Früher lebte sie zusammen mit Rin, doch seit deren Hochzeit bewohnte Rin eine Hütte zusammen mit Jinenji. Vorsichtig schob Sesshoumaru die Bambusmatte beiseite, die als Tür diente. Doch kaum trat er ein, spürte er kalten Stahl an seinem Hals. Im Halbschlaf hatte Kagome gespürt, dass sich jemand ihrem Zuhause näherte, konnte aber nicht differenzieren, wer oder was es war. Also schnappte sie sich kurzentschlossen einen Dolch, den sie für Notfälle in ihrer Hütte aufbewahrte und presste sich platt an die Wand neben der Tür. Kaum sah sie, dass sich die Matte bewegte, schnellte sie hervor, packte den Eindringling und hielt ihm die Klinge an den Hals. Doch sofort packte eine klauenbesetzte Hand die ihre und drückte sie so fest zusammen, dass Kagome vor Schmerz aufschrie und die Klinge fallen ließ. Erst nun erkannte sie, wer ihr nächtlicher Besucher war, nun da er vor ihr im Licht der Sterne stand. „Du bist es?“, flüsterte sie ungläubig, noch immer vor ihm stehend. Mit versteinerter Miene sah Sesshoumaru ihr in ihre Augen, die sich mit Tränen füllten. Ohne ein Wort nahm er sie in den Arm und ging mit ihr ins Innere der Hütte. Nun standen sie sich Gegenüber, beide unfähig etwas zu sagen, jeder mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt. Dröhnende Stille legte sich über die beiden. Kagome fand als erste ihre Sprache wieder. „Du bist wieder da… heißt das, dass du einen Weg gefunden hast?“ Sesshoumaru nickte ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Nun zeigte er ihr, was er schon die ganze Zeit in seinen Händen hielt. Er überreichte ihr das schlichte Bündel. Doch Kagome legte es beiseite und fiel dem Daiyoukai um den Hals. Sie weinte hemmungslos in seinen Kimono und klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“ Er war völlig überfordert mit der Situation. Warum weinte sie und warum warf sie sein Geschenk so achtlos beiseite? Mit verweinten Augen sah sie ihn wieder an. „Ich habe fast nicht mehr daran geglaubt dich wieder zu sehen.“ „Ich habe dir doch mein Wort gegeben, warum zweifelst du daran?“ „Es erschien mir alles so ausweglos… Bitte verzeih mir.“, flüsterte sie und nahm sein Gesicht beherzt in beide Hände. Noch bevor Sesshoumaru wusste wie ihm geschah, spürte er ihre Lippen auf seinen, einen hungrigen Kuss. Er schloss sie in seine Arme, küsste sie wieder. Er konnte nicht genug davon bekommen sie zu küssen, zu lange musste er darauf verzichten. So standen sie noch eine Weile in der Stille der Nacht in mitten von Kagomes kleiner Hütte, eng umschlungen und in einem endlosen Kuss gefangen. Es dauerte, ehe sie voneinander lassen konnten. Wieder und wieder spürte Kagome den Daiyoukai wie er ihren Mund eroberte, gierig an ihren Lippen saugte und seine Hände über ihren Körper wandern ließ. Schließlich sahen sie sich lange in die Augen, Sesshoumaru lächelte sie scheu an. „Willst du nicht wissen, was ich dir mitgebracht habe?“ „Später“, hauchte Kagome und schickte ihre schlanken Hände ebenfalls auf Wanderschaft über seinen Körper. Endlich fand sie, was sie suchte und machte sich an den Knoten seines Obis zu schaffen. „Wenn du das tust, kleine Kagome, dann gibt es kein Zurück mehr“, wisperte Sesshoumaru angestrengt. Oh ja, er wollte sie, und wie, aber er wollte sie zu nichts drängen. Er kannte ihre Zerrissenheit und wollte sie nicht mit seiner Gier unglücklich machen. „Warum sollte es noch ein Zurück geben?“, raunte Kagome in sein Ohr. „Solange habe ich darauf gewartet, warum noch länger warten?“ Ungeschickt nestelte sie an dem Knoten an Sesshoumarus Gürtel. Doch er war schneller und packte sie und trug sie zu ihrem Nachtlager. Behutsam legte er sie auf den weichen Futon und begann ihren Hals mit dutzenden von Küssen zu verwöhnen. Gierig nahm er ihren zarten Duft auf und ließ sich davon berauschen. Seine Klauen fuhren immer und immer wieder an ihrer Seite entlang, hielten sie an ihrer schlanken Taille und zogen sie dicht an ihn heran. „Lass dich fallen“, flüsterte er, bevor er wieder stürmisch ihren Mund eroberte. Er machte sich sofort an ihrer Schlafyukata zu schaffen und ließ den weichen Stoff über ihre Schultern gleiten. Ihre weiche Haut schimmerte im fahlen Licht der Sterne und übte eine nie dagewesene Anziehung auf ihn aus. Seine Hände glitten sanft über ihre Schultern und Oberarme und hinterließen eine Spur des Verlangens auf Kagomes Haut. Jede einzelne Berührung fühlte sich so intensiv an und verlangte nach mehr. Sesshoumarus Hände eroberten nach und nach ihren gesamten Körper, drängten den störenden Stoff unbarmherzig zu Boden. Seine Hände wanderten langsam zu ihren Brüsten und begannen sie vorsichtig zu massieren. Kurz zuckte Kagome zusammen ob der ungewohnten Berührung, aber kaum begann er sie zu streicheln und langsam ihre Knospen zu verwöhnen, verwandelte sich das Unbehagen in pure Lust. Und als ob seine Hände ihr nicht schon genug Wonne bereiteten, berührten seine Lippen plötzlich ihre linke Brust und machten weiter, was seine Finger begannen. Eine ungeahnte Hitze breitete sich Kagome aus, ein Beben begann in ihrem Körper, was von Minute zu Minute stärker wurde. Sie hielt das Stillsein nicht weiter aus, sie musste sich bewegen und ihren Empfindungen Luft verschaffen! Ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen. Doch das drang kaum in ihr lustumnebeltes Bewusstsein, ihr sonst so heller Geist hatte schon lange kapituliert und ihrer Gier die Führung überlassen. Sesshoumaru verlor sich immer weiter im Strudel der Leidenschaft. Er spürte, wie die Erregung Wellen in seinem Körper schlug, ihm fast die Luft zum Atmen nahmen. Doch er konzentrierte sich weiter nur auf Kagome, auch wenn er definitiv zu kurz kam. Aber das war ihm egal. Alles was für ihn zählte war, dass Kagome es genoss. Während seine Lippen weiter auf ihren Brüsten verweilten, machten sich seine Hände daran, ihre Hüften zu erkunden. Immer wieder strich er über die wohlgeformte Rundung und ließ sich vom Gefühl der weichen Haut benebeln. Kagomes Scheu wurde immer geringer, je länger ihr Spiel dauerte. Ihre anfängliche Angst war gewichen und mit wachsendem Verlangen wurde sie zunehmend selbstsicherer. Und so machte sie dort weiter, wo er sie zuvor unterbrochen hatte und löste endgültig seinen Obi. Neugierig zog sie seinen Kimono über seine Schultern und machte sich daran mit ihren Händen seine muskulöse Brust zu erkunden. Doch lange ließ Sesshoumaru sie nicht gewähren, zu groß war seine Lust als das er von ihr lassen konnte. Er packte ihre Hände mit seiner Hand und zog sie behutsam über ihren Kopf, um sie dort festzuhalten. Kagome keuchte erstaunt auf. Sesshoumaru kniete über ihr, hielt weiter ihre Hände gefangen und ließ seinen Blick über ihren nackten Körper schweifen. „Du bist wunderschön“, raunte er. Sie errötete augenblicklich und nahm den Blick von seinen Augen, als ihr bewusst wurde, dass sie nackt unter ihm lag. Er sah die Scham in ihren Augen und lächelte sie liebevoll an. Doch länger konnte er sich nicht zurückhalten, bevor ihn die Lust wieder fesselte. Seine Hand entließ ihre schlanken Handgelenke wieder in die Freiheit und widmete sich nun der Erforschung ihrer Schenkel. Langsam strich er über das weiche Fleisch, packte fordernd ihren Po und verweilte dort. Mit jeder Berührung nahm die Spannung in Kagomes Körper zu, als ob sie sie jeden Moment zu zerreißen drohte. Ein lautes Keuchen entfloh ihrem Mund, als Sesshoumaru fordernd ihren Hintern knetete. Doch als er seine Lippen über die empfindsame Innenseite ihrer Beine streichen ließ und mit jedem Kuss ein Stückchen höher wanderte, konnte sie nicht mehr an sich halten. Bei jeder Berührung entwich ihr ein leises Stöhnen und sie warf ihren Kopf von einer Seite auf die andere. Langsam wanderte Sesshoumarus Hand immer weiter hinzu ihrem Zentrum. Kagomes Scheu war nun vollkommen gewichen, sie sehnte sich so sehr, dass er sie endlich dort berührte, denn sollte er es nicht tun, wurde sie verglühen. Er strich behutsam über ihre feuchte Perle, wurde aber, als er Kagomes Ekstase gewahr wurde, fordernder. Er begann mit ihr zu spielen, ließ sie immer wieder kurz vor der Erlösung verhungern und zog so ihre süße Qual ins Unendliche. Auch ihn ließ die vor ihm liegende, vor Lust vergehende Miko nicht kalt. Seine Hosen waren schon eine ganze Weile viel zu eng und er spürte seine pochende Erregung sich fordernd gegen den Stoff drücken. Doch er konnte warten; er wollte seine Kagome nicht wie ein ausgehungertes Raubtier überfallen, sondern sie nach Strich und Faden verwöhnen. Doch nun war es auch für ihn zu viel, schnell zog er sich aus und beugte sich über sie. Er fragte sie mit rauer Stimme: „Bist du bereit?“ Sie konnte nur noch nicken. Natürlich wollte sie ihn endlich spüren, sie verzehrte sich schon eine ganze Weile nach ihm! Sie spürte ihn an ihrem Eingang, wie er zunächst vorsichtig ein Stück in sie eindrang. Es fühlte sich seltsam und ungewohnt an, doch in diesem Moment fühlte sie sich ihm so nahe wie nie zuvor. Fordernd schob sie ihr Becken ihm entgegen, sie wollte ihn ganz in sich spüren. Mit dieser Bewegung brachen bei Sesshoumaru alle Dämme, nun gab es keine Zurückhaltung mehr für ihn. Er versenkte sich komplett in der jungen Priesterin und fing an sich zu bewegen; erst langsam, dann immer schneller und wilder. Kagome war überrascht und zuckte einen Moment erstaunt zusammen, als sie so plötzlich von ihm ausgefüllt war. Es tat nicht weh, aber es war ungewohnt. Doch als er begann zu zustoßen, verflüchtigte sich ihr Unbehagen sofort und wich wieder ihrem überbordenden Verlangen. Kagome konnte nicht länger still sein, ein heiseres Stöhnen entglitt ihr bei jedem seiner Stöße. Es fühlte sich so verdammt gut an, sie wollte mehr, sie wollte ihn. Mit jedem Mal hatte sie immer mehr das Gefühl, gleich explodieren zu müssen, der Druck ihn ihr nahm stetig zu. Sesshoumaru war berauscht von ihrer Enge, ihrem Duft, wie sie unter ihm lag. Er trieb sich weiter gnadenlos in sie hinein, immer weiter, immer schneller. Auch er war nicht mehr weit davon entfernt Erlösung zu finden. Er schnappte sich eins ihrer schlanken Beine und legte es sich auf die Schulter, um sie noch tiefer, noch intensiver zu spüren. Das war zu viel für sie. Das Ziehen und der Druck in ihr wurden unerträglich und beide fanden sie Erlösung ihres Verlangens und gaben sich vollständig ihrer Lust hin. Kagome bestand nur noch aus Empfindungen, sie hatte das Gefühl zu fliegen, sie war nicht mehr im Hier und Jetzt. Jede Berührung war nun tausend Mal so berauschend wie zuvor und sofort war dieser Druck in ihr wieder da. Doch es dauerte nur einen kurzen Moment und schon ritt sie wieder auf der Welle der Lust davon. Am Rande ihrer Wahrnehmung nahm sie einen kleinen Schmerz wahr, der sie noch einmal befeuerte. Überrascht stöhnte sie auf. Und dann spürte sie es. Ihn. Sein Youki war nun in ihr, pulsierte durch ihre Adern, ließ sie tausend kleine Lichter sehen und schwindlig werden, während sie noch immer in ihrer Ekstase gefangen war. Als sie wieder in der Wirklichkeit angekommen war, lag ihr Dämon schwer atmend auf ihr. Er sah sie mit lustvernebelten Augen an, lächelte und strich ihr eine ihrer zerzausten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Vorsichtig strich er über ihre Halsbeuge. Dort war er, der blaue Halbmond. „Jetzt bist du mein“, hauchte er ihr ins Ohr. Kapitel 22: 22 – Der Bogen der Himmel ------------------------------------- Am nächsten Morgen erwachte Kagome in Sesshoumarus Armen. Sie hatten sich die ganze Nacht geliebt und Kagome war kurz vor der Morgendämmerung eingeschlafen. Es fühlte sich so unendlich gut an in seiner Nähe zu sein, seine Nähe zu spüren. „Guten Morgen, kleine Kagome“, raunte er ihr zärtlich ins Ohr. „Hmmm…. Noch fünf Minuten…“, murmelte die Geweckte verschlafen. Aber der Herr des Westens kannte keine Gnade und schlug unbarmherzig die warme Decke zurück. Kagome fröstelte als die frische Morgenluft über ihren Körper zog und eine feine Gänsehaut bildete sich auf ihrer nackten Haut. Instinktiv rollte sie sich wie ein Igel ein und tastete empört nach der Decke. „Du bist gemein“, grummelte sie gespielt beleidigt, „nur weil du als Daiyoukai keinen Schlaf brauchst, gönnst du ihn mir nicht.“ Es war nun definitiv zu kalt zum schlafen, daher schlug sie nun ihre Augen auf und setzte sich aufrecht. Herzhaft gähnte sie und sah dann Sesshoumaru erwartungsvoll an. „Warum weckst du mich so früh, es schläft draußen noch alles.“ „Weil wir unbedingt noch etwas nachholen müssen, zu dem wir gestern im Eifer des Gefechts nicht gekommen sind, bevor du in den Tempel entschwindest. Willst du denn gar nicht wissen, was ich dir gebracht habe?“ Augenblicklich wurde Kagome rosa um ihre Nase herum. Wie konnte sie das nur vergessen? Sie war in der Nacht so besessen davon gewesen, dass ihr Liebster wieder bei ihr war, dass sie das Bündel, welches er mit sich führte, achtlos in die Ecke geworfen hatte. Er beobachtete grinsend wie sie errötete und nahm dies als Aufforderung, ihr sein Geschenk nun zu überreichen. Immer noch nackt erhob sich der Dämon und holte das unscheinbare Bündel, um es Kagome in die Hand zu geben. Kagome wandte ihren Blick schüchtern von ihrem Gefährten ab. Es war ihr immer noch peinlich ihn so barfuß bis zum Hals zu sehen. Noch peinlicher war ihr nur, dass er sie nun auch nackt im Licht des Morgens sah. Sie senkte sofort beschämt ihren Blick. Vorsichtig öffnete sie den zerschlissenen Stoff und betrachtete den darin verborgenen Bogen mit großen Augen. Sie strich mit ihrer Hand zärtlich über das glänzend geölte Holz und die silbrig schimmernde Sehne. Sie spürte sofort die Mächte, die diese Waffe durchflossen und auf sie übergingen, als sie den Bogen berührte. Nach dem ersten schüchternen Betrachten fasste Kagome den Bogen beherzt, stand auf und nahm die Waffe in Anschlag. Ihre Aura flammte sofort spürbar auf, ihr Reiki und Sesshoumarus Youki in ihr verbanden sich sekundenschnell mit den Kräften des Weltenbogens. Eine neue Kraft formte sich in Kagomes Inneren, pulsierend, wartend endlich zuschlagen zu dürfen. Sie schloss die Augen und lenkte ihre Sinne in sich hinein, um die neue Magie in ihr weiter zu erforschen. Sie spürte die wilde Wut und Zerstörungskraft der Dämonenkraft, wie sie in ihr tobte wie ein eingesperrtes Raubtier, aber auch die – nun viel mächtigere – heilige Kraft, die einem Fluss gleich durch sie floss, aber jederzeit zu einem reißenden Strom werden konnte. Doch die beiden bekämpften sich nicht in ihr, es schien als hätte jede sich den Teil Kagomes Seele zu eigen gemacht, der dem eigenen Naturell entsprach. Gleichberechtigt lebten nun die Seelen des Bogens in Kagome und verströmten eine Macht, die der des Daiyoukai nahe kam. Nach dem sie den Bogen nun eingehend studiert hatte, legte sie ihn vorsichtig auf den Boden. Und in dem Moment, in dem ihre Finger nicht mehr das Holz des Bogens berührten, versiegte auch die unglaubliche Kraft in ihr und zurück blieben nur ein Hauch ihrer alten Mikokräfte und das Glimmen des Youkis, das die Verbindung zu Sesshoumaru bildete. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet, wie sie neugierig den Bogen untersuchte. Doch als sie einer Amazone gleich nackt im Raum stand, den Bogen schussbereit in den zierlichen Händen, setzte sein Herz für einen kleinen Moment aus zu schlagen. Sie war schön. Sie war mächtig. Und sie war sein; der blaue Halbmond an ihrer Halsbeuge bewies es. Seine Sinne waren geblendet von ihrer Aura, die sie stark umgab. Er bemerkte nicht, dass er sie anstarrte, bis ihre Stimme ihn wieder aus seiner Trance befreite. Er blinzelte einige Male, dann war er wieder im Hier und Jetzt. Nachdem sie den Bogen vorsichtig auf den Boden gelegt hatte, kniete sie sich vor ihren Dämon. Sie sah, dass sein Geist abwesend war und sprach ihn einige Male an. Als er wieder bei ihr war, fiel sie ihm mit Freudentränen in den Augen um den Hals. „Er ist wunderschön. Danke, vielen vielen Dank!“ Ein breites Lächeln schlich sich auf sonst so stoische Antlitz des Herrn des Westens und er hielt sie in seinem Arm. „Womit habe ich etwas so wundervolles verdient?“, flüsterte Kagome. „Ich habe dir doch versprochen, dass du weiterhin eine mächtige Miko bist.“ Er schob sie behutsam ein Stück von sich, um ihr in die feucht glänzenden Augen zu sehen. „Ihr Menschen würdet es Hochzeitsgeschenk nennen, Kagome. Du bist nun mein, meine Gefährtin“, sagte er bestimmt und strich ihr mit seiner klauenbesetzten Hand über sein Mal an ihrem Hals Später am Morgen ging Kagome vergnügt ihren Aufgaben nach. Ein breites Lächeln umspielte ihre Lippen und das Glück strahlte nur so aus ihr heraus. Schnurstracks ging sie in den Altarraum, um dort ihren Aufgaben als Priesterin nachzugehen. Sie entzündete zwei Räucherstäbchen, je eins vor Tessaiga und eins vor dem Bildnis des Gottes und bat wie jeden Morgen die beiden Patrone um ihren Schutz. Doch diesen Morgen verlief die Zeremonie anders. Die schwere Flügeltür zum Allerheiligsten des Tempels schlug mit einem Male zu und die Kerzen gingen aus. Sie stand in vollkommener Dunkelheit. Doch sie war nicht allein. Die Statue und das Schwert begannen zu leuchten und aus dem Licht ihrer Artefakte traten Inu no Taisho und der Heilige Chiryosha auf sie zu. Der Alte schaute sie schmollend an mit verschränkten Armen vor der Brust. „Eine schöne Priesterin bist du, gibt ihre Reinheit für den ersten besten Youkai auf. Und dann willst du weiter hier als Miko wirken, als wäre nichts gewesen…“, grummelte der Geist des alten Mannes in seinen langen Bart. Kagome musste schlucken. Das hatte sie nicht bedacht, dass der Heilige sie nicht mehr als seine Priesterin akzeptieren würde. „Was ist nur aus den jungen Dingern von heute geworden? Kaum sehen sie einen Dämon, verlieben sie sich und dann war es das mit der Tempelarbeit. Und wer denkt an mich armen, alten Mann?“ Geschockt sank sie zu Boden. Ihr Traum vom Schrein der Himmel löste sich soeben im Nichts auf. „Chiryosha-sama, ich glaube nicht, dass Kagome eine gewöhnliche Priesterin ist. Ihr solltet sie auch nicht mit gewöhnlichen Maßstäben bemessen“, unterbrach der große Hundedämon die Schimpftiraden, „Ich bezweifle, dass sie euch vernachlässigen wird, nun da sie einen Gefährten hat.“ „Pah. Ich bin doch nicht irgend so ein daher gelaufener Geist, ich bin ein Gott und ich will eine einem Gott würdige Miko! Und keine von Youki Befleckte!“ Nach ihrer anfänglichen Schockstarre, brodelte es nun in Kagome. Was erlaubte sich der Alte eigentlich? Er stellte sie hier als billiges Flittchen da! „Gut, Chiryosha-sama, dann kann ich es auch lassen, wenn euch meine Gegenwart so zu wider ist! Dann habt ihr keinen Tempel mehr, dann könnt ihr ja sehen wo ihr bleibt“, keifte sie ihn sehr unpriesterlich an. „Und verteidigen dürft ihr euch nun auch selbst, euch anbeten könnt ihr ebenfalls selbst.“ „Was nimmst du dir heraus, Weib! Es gibt genug andere Mikos, die sich freuen würden mir zu dienen!“ Inu no Taisho sah sich den Streit interessiert an. Er musste unweigerlich anfangen zu grinsen, als ihm klar wurde, worauf seine nun Schwiegertochter hinaus wollte. „Mein Bester, ihr vergesst aber eine Kleinigkeit“, belehrte er den empörten Geist, „Eine Miko müsste uns beiden dienen und ich glaube kaum, dass es eine andere außer Kagome gibt, die mich akzeptiert, die Barriere aufrecht hält und stark genug ist den Tempel gegen Hakai und andere mächtige Youkai zu verteidigen. Und ich habe bei der ganzen Sache auch ein Wort mitzureden.“ Die Augen des Alten wurden mit einem Male tellergroß. Nun hatte er etwas nicht bedacht. Der tote Daiyoukai fuhr fort: „Es ist mir egal, wessen Gefährtin sie ist, solange sie sich selbst nicht verrät und weiter ihren Aufgaben nachgeht und den Schrein beschützt. Und ohne Kagome und Sesshoumaru gäbe es diesen Tempel nicht mehr.“ Etwas kleinlaut wandte sich Chiryosha um zu seinem Schutzgeist-Kollegen. „Du meinst wir werden wieder von diesem Scheusal angegriffen?“ Inu no Taisho nickte ernst. „Ja, er wird den Tempel zerstören und unser Heiligtum entweihen.“ „Und ohne Heiligtum braucht ihr auch keine Miko mehr“, erklärte Kagome weiter. Ängstlich sah der Alte Kagome an. Panik war in seinem Blick zu lesen. „Und ihr beschützt uns auch ganz sicher weiter? Ihr habt doch eure Kraft verloren?“ „Sie ist nun mächtiger als zuvor, mein Bester“, hakte sich nun der Dämon ein, „Sie hat nun sowohl dämonische als auch reinigende Kräfte. Und denkt daran, verzeihen ist wahrlich göttlich.“ Chiryosha musste einsehen, dass er geschlagen war. Ein gemurmeltes „na dann will ich nicht so sein“ später verschwand er wieder in seiner Sphäre. Glücklich sah Kagome den Geist des Daiyoukai an. „Vielen Dank“, war das einzige was sie noch sagen konnte. Inu no Taisho zwinkerte ihr zu, bevor auch er verschwand: „Willkommen in der Familie!“ Rin war entzückt, als sich die beiden später am Vormittag in der Apotheke trafen. Natürlich fiel ihr sofort der blaue Mond an Kagome Halsbeuge auf. Freudestrahlend fiel sie ihrer Freundin um den Hals. „Ich freu mich ja so für dich!“, quietschte sie grinsend. Aber von einem Moment auf den anderen wurde sie sehr ernst. „Ich hoffe, du hast deine Fähigkeiten noch. Uns stehen Probleme ins Haus.“ „Was ist passiert?“, fragte Kagome erstaunt. Rin bat sie ihr zu folgen und gemeinsam gingen sie zu einem der Krankenlager. Dort lag ein junger Krieger, der eine hässliche Wunde quer über seinen Rumpf hatte. Und Kagome sah sofort was Rin meinte mit Problemen. Das war keine normale Wunde. Es war eine Verätzung durch Miasma. Hakai hatte wieder zugeschlagen. „Er ist nicht der einzige mit einer Miasmavergiftung. Jeden Tag kommen neue Verwundete“, erklärte Rin. „Dann ist der Bastard ganz in der Nähe“, knurrte Kagome wütend. „Komm mit, wir müssen überlegen was zu tun ist.“ Auf dem Weg ins Kagomes Hütte erzählte sie Rin kurz von ihrem neuen Bogen und dessen Kräften. Dort angekommen schaute sich Rin ehrfurchtsvoll die mächtige Waffe an. „Wie nennst du ihn?“, fragte sie. „Sesshoumaru sagte mir, dass Totosai ihn den Weltenbogen getauft hat, aber ich habe beschlossen ihn den Bogen der Himmel zu nennen. Er ist schließlich genau wie unser Schrein, also soll er auch so heißen.“ Noch bevor die beiden ein Wort über die Angriffe Hakais verloren hatten, kam Sesshoumaru in den kleinen Raum getreten. „Hakai. Er kommt mit einem Heer niederer Dämonen auf den Tempel zu.“ Entschlossen wog Kagome ihre neue Waffe in der Hand. „Dann zeig mal, was du kannst, mein Lieber.“ Rin und Jinenji kümmerten sich vom die Verteidigung. Seit den letzten Angriffen hatten sie immer einige Sprengfallen auf Lager und nun verteilten sie diese am Fuße des Tempels. Eine Handvoll Youkai und Hanyou lebten zu diesem Zeitpunkt im Tempel und waren unverletzt und damit kampffähig. Sie freuten sich auf den Kampf, sie freuten sich etwas zurückgeben zu können. Doch das Herzstück ihrer Verteidigung bildeten Sesshoumaru und Kagome. Die beiden standen am Eingang zum Tempel und spähten in den umliegenden Wald. Kurze Zeit später spürten beide eine riesige Wolke Youkis auf sie zukommen. Tausende niedere Dämonen schlängelten sich durch die Luft, sie bildeten eine dunkle Wolke, die die Sonne am Horizont verdunkelte. „Er ist auch da“, sagte Sesshoumaru, „ich rieche ihn. Er versteckt sich hinter seiner Armee.“ Kagome nickte entschlossen. „Wir müssen uns aber zuerst auf diese vielen Mickerlinge konzentrieren. Sie sind zwar einzeln schwach, aber es sind viele.“ Sie atmete noch einmal tief durch, dann nahm sie einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Sie spürte wie das Youki in ihr anschwoll gleich mit ihrem Wunsch die Dämonen zu vernichten. Ein pulsierender roter Schimmer legte sich um ihren Pfeil als sie ihn in die Masse der Heranstürmenden schoss. Als er sein Ziel erreichte, entlud sich das Youki in einer großen Druckwelle und zerfetzte diverse Leiber. Sie hatte mindestens zwei Dutzend ihrer Feinde mit nur einem Schuss zur Strecke gebracht. Sesshoumaru zog anerkennend die Augenbrauen hoch, dann stürzte er sich mit Tokijin in die Masse der Gegner und schlug wieder und wieder auf sie ein. Kagome wollte nun versuchen einen heiligen Pfeil abzuschießen. Sie schloss die Augen und versuchte ihren grimmigen Kampfhunger zu bändigen. Sie suchte einen Moment in sich und fand ihre reine Energie. Als sie ihn abfeuerte, bildete sich ein kometenhafter Schweif um den Pfeil. Jeder Youkai, der mit ihm in Berührung kam, verging sofort im Licht dieses Reikikometen. Wieder fielen viele Feinde einem einzigen Schuss zum Opfer. Der Bogen war wahrlich eine mächtige Waffe. Der Kampf dauerte nicht lange. Sesshoumarus Souryuha pflügte erbarmungslos durch die Reihen ihrer Gegner, Kagomes Pfeile mähten Reihe um Reihe nieder und die wenigen ihrer Angreifer, die es tatsächlich bis an den Rand des Tempels schafften, wurden von Jinenjis Bomben zerfetzt oder von den Verteidigern des Schreins gestellt. Hakai beobachte die Schlacht aus sicherer Entfernung. Es gefiel ihm gar nicht, was er sah. Seine Späher hatten ihm erzählt, dass die Miko nun das Mal des Daiyoukai trug. Warum konnte sie also noch kämpfen? Warum konnte sie plötzlich Youki benutzen? Es musste etwas mit diesem prächtigem Bogen zu tun haben, den sie führte. Er hatte wohl zu voreilig den Schrein der Himmel angegriffen, er würde sie und diesen Bogen zunächst beobachten und dann seinen Plan spinnen. Er würde seine Rache haben. Ohne sich einmal nach seinem Heer umzudrehen, flog er davon und trat für heute den Rückzug an. Kapitel 23: 23 – Finstere Pläne ------------------------------- 23 – Finstere Pläne Hakai lief unruhig durch sein Versteck. Sein letzter Versuch sich an Kagome zu rächen war sensationell nach hinten losgegangen. Seine Gefolgschaft an niederen Dämonen wurde von der Miko und dem Daiyoukai aufgerieben. Aber wie konnte das sein? Seine Späher, die er in und um den Schrein positioniert hatte, hatten ihm doch alles haarklein berichtet. Die Miko hatte seit kurzer Zeit ein Verhältnis mit dem Herrn des Westens, was über platonische Liebe weit hinaus ging. Warum hatte sie weiterhin ihre magischen Kräfte? Und warum hatte sie plötzlich neben ihren spirituellen Kräften auch dämonische? Das schloss sich doch aus! Und überhaupt, allein die Tatsache, dass der menschenverachtende Sesshoumaru eine Beziehung zu einer Sterblichen führte… es war kaum zu fassen für den Ränkeschmied. Fast alle Teile seines Plans fielen in sich zusammen, alle Umstände gerieten in Bewegung. Und das nicht zu seinem Vorteil! Er hätte niemals erwartet, dass Sesshoumaru am Schrein auftaucht und diesen auch noch verteidigt. Sein Eingreifen machte einen direkten, offenen Kampf unmöglich. Er musste verschwinden, sonst waren all seine Pläne müßig. Doch wie sollte er den wohl mächtigsten Dämon Japans vernichten? Er hatte leider die unangenehme Eigenschaft nicht nur unglaublich stark, sondern auch intelligent zu sein, das hatte bereits Hakais Vater Naraku zu spüren bekommen. Und nach dem verpatzten Angriff schien Sesshoumaru noch mehr auf der Hut zu sein. Es musste alles, aber auch wirklich alles bedacht sein bei seinem nächsten Schlag. Die Miko Kagome musste er auch weiterhin in seine Überlegungen mit einziehen, auch wenn dies nach ihrer Entweihung eigentlich unmöglich sein sollte. Verdammt, er hatte so darauf gebaut, dass sie sich dem Daiyoukai hingeben würde und all ihre Fähigkeiten verlieren würde. Und nun war sie mächtiger als zuvor. Seine Späher waren schon ausgesandt worden, um diesen Umstand zu beleuchten. Irgendetwas musste sich verändert haben, etwas Fundamentales und er hatte es nicht mitbekommen! Immerhin kannte er ihren Schwachpunkt; die Liebe zu dem Anführer der Inuyoukai machte sie erpressbar. Sollte er fallen, wäre die Miko gebrochen. Rin und Jinenji waren in seinen Augen vernachlässigbare Größen. Es würde nur einer großen Übermacht bedürfen, um sie zu vernichten. Aber egal wie oft er es drehte und wendete, er kam immer wieder zu demselben Ergebnis: Der Herr des Westens war die Schlüsselfigur in diesem Spiel. Er brachte dem Schrein einen unerreichbaren Vorteil, doch sollte er es schaffen ihn auszuschalten –und zwar nachhaltig! – wäre der Rest ein Kinderspiel. Wieder und wieder fuhr er sich durch die schwarzen Haare. Fieberhaft überlegte er. Sesshoumaru musste sterben! Einzig das Wie stand noch nicht fest… Er legte den Kopf auf seine Hände und begann nachzudenken. Was hätte sein Vater getan, wie wäre er vorgegangen? Hakai bewunderte seinen Vater und seine Pläne. Er war fasziniert, wie Naraku es immer wieder schaffte seine Ziele durch andere zu erreichen. Er blieb immer im Hintergrund und hielt dabei alle Fäden in der Hand. Er hatte es sogar geschafft den großen Sesshoumaru zu manipulieren! Doch nun hatte dieser sich gewaltig verändert; sein Hass auf Menschen war scheinbar verraucht und sein schlecht gelittener Halbbruder war tot. Naraku hatte es immer geschafft, dass sein Ziel mit den Zielen seiner oft unfreiwilligen Helfer übereinstimmte… oder er zeigte ihnen dieses Ziel, manipulierte ihre Motive bis sie willig waren für seine Sache zu streiten. Doch wen sollte Hakai in dieser ausweglosen Situation überreden den großen Hundedämon anzugreifen? Die einzig starken Gegner waren seine Gefährtin und seine Tochter. Freiwillig würden sie nie… Freiwillig. Freiwillig war das Stichwort. Warum war er darauf nicht gleich gekommen? Wer sagte, dass sie es aus freien Stücken tun müssten, wenn er sie auch zwingen konnte? In dem er ihnen beispielsweise einen Bann auferlegte. Kagome fiel dabei wieder aus seinen Überlegungen; sie war einfach zu mächtig, um magisch beeinflusst werden zu können. Aber Rin war ein interessantes Ziel. Sie war jung, als Miko und im Kampf wenig erfahren und durch ihre Hochzeit mit dem Riesen waren ihre spirituellen Kräfte versiegelt. Wenn es einen Weg gab Sesshoumaru zu schaden, dann würde sie es sein. Zufrieden mit sich und seinen Überlegungen zog sich ein finsteres Lächeln über sein Gesicht. Das Schlüsselloch war gefunden, jetzt musste er nur noch den Schlüssel finden. Er war sich sicher, dass seine getreuen Diener herausfinden würden, woher die neue Kraft der Miko kam und wie er dies für sich nutzen konnte. Einige Tage später kehrte einer seiner Späher in das finstere Versteck zurück um Hakai Bericht zu erstatten. „Der Bogen, Meister, der neue Bogen der Miko ist die Ursache ihrer neuen Kraft. Ein Bewohner dieses Tempels verriet mir, dass sie ihn von Sesshoumaru in der Nacht seiner Rückkehr erhalten habe und sie deshalb weiter kämpfen kann.“ Die Augenbrauen des Halbdämons zuckten interessiert nach oben. „Interessant… Ihre Macht ist also jetzt von dieser Waffe abhängig. Was weißt du noch darüber? Sprich!“, fuhr Hakai seinen Sklaven an. „Die Waffe ist sowohl dämonischen als auch heiligen Ursprungs. Man munkelt die Sehne des Bogens sei aus dem Haar des Herrn der westlichen Ländern, da sie ebenso silbern strahlt.“ „Mhmmm… das würde erklären, warum die Aura der Miko sich der des Hunds so angeglichen hatte im Kampf. Du kannst gehen.“ Wieder begann er wie ein eingesperrtes, wildes Tier die Ecken seines Hauptquartieres abzulaufen. Die Kraft des Bogens war also ein Teil der Sesshoumarus. Dann musste die reine Kraft des Bogens derart manipuliert worden sein, dass sich die beiden Kräfte nicht neutralisieren. Es hörte sich zwar unglaublich an, aber er wusste, dass es fähige Youkai gab, die so etwas vollbringen konnten. Sein Vater hatte sich bei seiner Erforschung des Shikon no Tama eingehend mit den beiden Kräften Youki und Reiki beschäftigt und ihm viel darüber beigebracht. In diesem Bogen musste wohl Sesshoumarus Dämonenkraft so beeinflusst worden sein, dass sie ihren Gegenpart ignorierte. Die reine Kraft des Bogens wurde also nicht als Bedrohung gesehen. Damit das ganze aber funktionierte, schlussfolgerte Hakai, musste dieser Bogen im absolutes Gleichgewicht der Kräfte liegen, da sonst der stärkere Part den Schwächeren übernehmen würde. Er fasste sich an die Nasenwurzel. Die entscheidende Frage war: Was passierte wenn Sesshoumaru mit einem Volltreffer der heiligen Seite des Bogens in Berührung kam? Als sein Geist die Antwort fasste, entwich ihm ein finsteres Lachen. Er hatte den Schlüssel gefunden. Und wer konnte ein besserer Attentäter sein als derjenige, der nicht wusste, dass er es war? Nach dem verheerenden Angriff auf den Tempel kehrte dort langsam wieder so etwas wie Normalität ein. Viele der Gebäude waren stark beschädigt und befanden sich jetzt in Reparatur. Für Kagome und Rin hatte sich aber trotz allem der Alltag wenig geändert; beide waren die meiste Zeit damit beschäftigt Verwundete zu versorgen, von denen es nach den Überfällen der Youkai in und um den Tempel herum reichlich gab. Jinenji kam kaum hinterher mit der Zubereitung von Arzneien. Einzig Sesshoumaru beteiligte sich nicht an all diesen Arbeiten, er saß nach wie vor auf dem höchsten Baum des Schreins und ließ seine Sinne wachsam durch die Gegend schweifen. Kagome hatte ihm vor einigen Tagen überschwänglich dafür gedankt, dass er sie alle beschütze, aber das hatte er entschieden von sich gewiesen; er wolle lediglich seine Gefährtin und Tochter beschützen, entgegnete er. Eines Abends saßen Kagome und Rin allein beisammen und tranken Tee. Rin musste dringend mit ihrer Mentorin sprechen. „Du erinnerst dich doch sicher noch an die Vision, die ich hatte, bevor du hierhergekommen bist? Die von der Zerstörung des Tempels?“ „Wie könnte ich das vergessen“, antwortete die Ältere, „war dies etwa der Angriff, den du vorhergesehen hast?“ Rin senkte traurig den Kopf. „Nein, leider nicht. Ich habe nur in den letzten Tagen so ein ungutes Gefühl, deshalb wollte ich mit dir sprechen. Die Gabe der Voraussicht ist mir seit meiner Heirat nicht mehr gegeben, das weiß ich, aber trotzdem habe ich immer stärker das Empfinden, dass uns der eigentliche Angriff bevorsteht.“ „Wie meinst du das?“ „Naja, es kommt mir alles so vertraut vor, wie in meiner Vision. Und die Unruhe will mein Herz nicht verlassen, es scheint mir, als würde Hakai jeden Moment den Tempel angreifen!“ Kagome lehnte sich zurück und starrte eine Weile die Decke an. Sie war tief in Gedanken versunken. Nach einer Weile sprach sie in den Raum hinein: „Es könnte sein, dass dieses Gefühl ein Rest deiner versiegelten Magie ist, das, was von deiner Gabe übrig ist. Wir sollten auf jeden Fall wachsam bleiben.“ Später in dieser Nacht saß Kagome wie so oft zusammen mit Sesshoumaru auf seinem Baum. Sie hatte sich in seine Arme gekuschelt und zusammen genossen sie die wenigen Augenblicke, die sie nur für sich allein hatten. Er hielt ihren Kopf seiner Schulter und strich ihr immer wieder gedankenverloren durch das lange Haar. So saßen sie dort schon eine ganze Weile und lauschten der Stille, die sich über den Ort gelegt hatte. Doch Kagome ging nicht aus dem Kopf, was sie mit Rin besprochen hatte. Sie war sich sehr sicher, dass die junge Frau immer noch ein Gespür für das hatte, was geschehen würde. Die Angst und Verwirrung machten sich in ihrer Brust breit und schrien danach sich Luft machen zu können. So durchbrach sie die Stille: „Rin ist sich sicher, dass ihre Vision sehr bald wahr wird.“ Sesshoumaru schwieg. „Sie hat immer noch einen kleinen Rest ihrer spirituellen Fähigkeiten, weißt du. Sie sieht zwar nun nicht mehr die Zukunft, hat aber ein starkes Empfinden, bevor etwas Großes passiert. Wir haben vorhin darüber gesprochen.“ Sesshoumaru nickte zustimmend. Er war sich auch ohne seherische Kräfte sicher, dass Hakai bald wieder einen Angriff starten wird. Wenn Narakus Bastard auch nur ein wenig von der Kunst des Krieges verstand, dann würde er sich neu formieren und den geschwächten Tempel angreifen. Deshalb war er auch so wachsam und spähte die ganze Zeit über. „Hast du Angst?“, fragte er seine Gefährtin ruhig. „Nein. Ich wüsste nur gerne, was kommt, damit ich mich darauf vorbereiten kann.“ „Er wird wieder angreifen, nur dieses Mal nicht direkt. Er weiß nun, wie stark seine Gegner sind, daher wird der Feigling es wie sein unsäglicher Vater tun. Er wird uns einen Hinterhalt legen.“ Kagome sah ihn erstaunt an. „Wie kannst du dabei so ruhig bleiben? Ein Hinterhalt, ich möchte mir nicht ausmalen, was er plant…“ Zärtlich umfasste er ihr Kinn und sah ihr in die Augen. „Wir wissen davon, also ist es kein Hinterhalt mehr, meine Liebste. Außerdem werde ich dich beschützen, komme was wolle.“ Und mit diesen Worten beugte er sich zu ihr herab und legte seine Lippen auf die Ihrigen. Am nächsten Morgen machte sich Rin wie jeden Morgen früh auf den Weg zu den Kräuterfeldern. Unbeschwert hatte sie ihre Hacke geschultert und lief gut gelaunt durch den Wald. Es war ein schöner Morgen, die Sonne schien und die einzelnen Lichtstrahlen brachen sich im Dunst des Waldes, der an ihren Feldern angrenzte. Das Licht am frühen Morgen verlieh dem Ort jeden Tag aufs Neue etwas Magisches. Leise hörte sie das Murmeln eines Baches, der an der Grenze zum Wald hin floss und die Heilpflanzen so mit genügend Feuchtigkeit versorgte. Sie nahm ihre Hacke und begann, das Unkraut, was wieder und wieder zwischen den kostbaren Pflanzen hervor blitzte, sorgfältig zu jäten. Sie war hochkonzentriert in ihrer Arbeit, um ja keine der Pflänzchen zu treffen. Deshalb bemerkte sie leider auch nicht den Schwarm von großen schwarz-gelben Insekten, der direkt auf ihren Rücken zusteuerte. Hätte sie sich umgedreht, hätte sie gesehen, dass es genau die Art Insekten war, die auch Naraku immer begleitet hatten. Rin hatte nicht einmal die Chance zu schreien, als sich ein langer Stachel in ihren Nacken bohrte und sein Gift in sie pumpte. Hakai sah zufrieden zu durch die Augen des Anführers der Insekten. Nun hatte er die junge Frau unter seiner Kontrolle, sie war nun seine Marionette. Der Bann würde einige Tage halten, doch er wusste, dass er schnell handelt musste, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Am späten Mittag versammelten sich wie fast jeden Tag alle in Rins und Jinenjis Hütte, um dort zusammen zu essen. Alle waren bereits da, nur Rin fehlte immer noch. Doch weder Kagome noch Sesshoumaru wurden stutzig, vielleicht hatte sie einfach nur noch zu tun. Daher warteten sie nicht und begannen gleich ihren Eintopf zu essen. Doch plötzlich trat Rin mit gespanntem Himmelsbogen in den Raum und zielte mit glasigen Augen direkt auf Sesshoumarus Herz. Mit einer fremden Stimme rief sie verächtlich: „Rache für meinen Vater!“ Dann ließ sie die silberne Sehne los. Der Pfeil glühte in reinstem Licht und bohrte sich tief in die Brust des Daiyoukai. Kapitel 24: 24 – Gift für die Seele ----------------------------------- Entsetzt sah Sesshoumaru zu dem pulsierenden Pfeil in seiner Brust hinab. Er spürte wie Welle um Welle der reinigenden Energie in ihn hineinfloss und seine Lebenskraft gnadenlos verdrängte. Kagome schrie entsetzt auf und sprang ihrem Gefährten sofort zu Seite. Beherzt packte sie den magischen Pfeil und zog ihn aus dem Fleisch des Daiyoukai. Eine Blutfontäne schoss sofort aus der Wunde und Sesshoumaru keuchte vom Schmerz gezeichnet auf. Hektisch warf sie den blutverschmierten Pfeil bei Seite und besah sich geschockt die Wunde. Der Ursprung der läuternden Kraft war zwar entfernt, doch weiter pulsierte das Reiki in seiner Brust und ließ ihn von Sekunde zu Sekunde schwächer werden. Sein Youki verschwand mit jedem Atemzug und verrauchte langsam. Der mächtige Dämon fiel geschwächt auf die Knie und musste sich am Boden abstützen. Eine Lache Blut bildete sich um ihn. „Kagome, verschwinde, sofort! Hakai…!“, keuchte Sesshoumaru mit letzter Kraft. Tränen liefen über ihr Gesicht. Das durfte nicht wahr sein, was war nur passiert? „Nein, ich bleibe bei dir, ich lass dich nicht allein!“ Sie kniete sich neben ihn und hielt ihn behutsam an seinen zitternden Schultern fest. „Ich werde dir helfen, du wirst wieder gesund werden, alles wird gut!“, flüsterte sie unter einem gequälten Lächeln mehr zu sich selbst. Sesshoumaru nahm seine letzte Kraft zusammen und blickte Kagome in die Augen. „Ich bin nicht mehr zu retten… bitte, geh und rette dein Leben, Liebste.“ Ein Schwall helles Blut erstickte seine letzten Worte, als der Herr des Westens nach vorne über kippte und regungslos in seinem Blut liegen blieb. „Nein… das darf nicht sein…Sesshoumaru!“, schrie Kagome, während Jinenji sie geistesgegenwärtig packte und aus der Hütte zog. Er hatte gesehen wie sich das regungslose Antlitz Rins sich wieder in eine wutverzerrte Fratze verwandelte und Kagome ins Visier nehmen wollte. Kurz entschlossen legte sich der Hanyou die versteinerte Miko über die Schulter und rannte in den Wald hinein, auf der Suche nach einem Versteck. In seinem finsteren Versteck blickte Hakai entrückt in die Ferne. Ein diabolisches Lachen hallte durch den Raum, als er durch die Augen seiner Marionette Rin beobachten konnte, wie sein Feind zu Boden ging und regungslos in seinem Blut lag. Er hatte es geschafft, er hatte tatsächlich den so mächtigen Sesshoumaru getötet! Er blickte auf in den Himmel und flüsterte: „Vater, du kannst stolz auf mich sein!“. Doch sein Rachefeldzug war noch nicht zu Ende, seine Gedanken flossen wieder zurück in den Körper von Rin. Er konnte seine Miene nicht mehr kontrollieren, so sehr verzückte ihn der Anblick der verzweifelten Kagome, die weinend neben ihrem toten Gefährten kniete. Er ließ Rin erneut einen Pfeil aus dem Köcher auf ihrem Rücken nehmen und legte ihn auf den Bogen. Doch der Riese, der sich bisher die Szene konsterniert aus dem Hintergrund angesehen hatte, machte Hakai einen Strich durch die Rechnung. Egal, dachte sich Hakai, ohne den Dämon war die Miko gebrochen und kein Gegner mehr. Er hatte sein Ziel erreicht und Kagomes Tod war in seinen Augen nur noch eine Frage der Zeit. Jetzt hieß es einen kühlen Kopf bewahren und den finalen Angriff auf den Tempel planen. Sein Geist verließ wieder den Körper von Rin, die sofort ohnmächtig zusammenbrach. Er rannte weiter durch den Wald, immer geradeaus, immer weiter Weg vom Ort des Grauens, so schnell ihn seine stämmigen Beine trugen. Die Frau auf seiner Schulter hatte ihre Gegenwehr schon lange eingestellt. Mit leeren Augen sah Kagome zu Boden; sie stand noch immer vollkommen unter Schock. Ab und an wandte sich ihr seltsam kalter Blick zu ihren Händen, an denen immer noch das Blut ihres Gefährten klebte, den sie versucht hatte zu retten. Kaum sah sie das Blut, schossen ihr wieder die Tränen in die Augen. Es durfte nicht wahr sein! Nach einer ganzen Weile stoppte Jinenji seinen Lauf, sie hatten eine Höhle erreicht. Dort setzte er Kagome ab. Ihr Gesicht war von der Flucht ganz staubig geworden, doch ihre Tränen hatten zwei feuchte Spuren durch den Dreck gezogen. Kagome setzte sich an die Wand und sah weiterhin wie eine wandelnde Tote aus. Ihr leerer Blick verharrte im Nirgendwo, ihr Geist schien weit fort zu sein. Jinenji sprach sie wiederholt an, doch seine Stimme drang nicht bis zu Kagomes Bewusstsein durch. Wieder und wieder sah sie in Gedanken wie sich der Pfeil aus ihrem Bogen, aus seinem Geschenk, löste und sich gnadenlos in seine Brust bohrte. Wieder und wieder spürte sie wie sein Leben wie Sand durch ihre Finger floss und eine blutige Spur hinterließ. Der Halbdämon sah ein, dass er nun auf sich gestellt war, es lag nun alles auf seinen starken Schultern. Kagomes Überleben, die Rettung Rins aus dem Bann, der sie beherrschte und die Vorbereitung der letzten Schlacht um den Schrein der Himmel. Er seufzte. Jinenji wusste nicht wie er das alles alleine schaffen sollte. Doch Kagome war immer für ihn da gewesen, es war nun an ihm ihr in ihrer schwersten Stunde beizustehen. Er wollte Kagome mitteilen, dass er kurz gehen musste, um ein provisorisches Lager einzurichten, doch sie hörte ihn nicht. Zu tief war sie in ihren düsteren Gedanken versunken. Jinenji machte sich auf und wanderte durch den Wald auf der Suche nach Wasser, etwas Essbarem und Feuerholz. Dabei gingen auch seine Gedanken auf Wanderschaft. Was war nur passiert? Warum hatte Rin auf ihren Ziehvater geschossen und warum wurde der mächtige Daiyoukai von dem Pfeil so brutal niedergestreckt? Er fand keine Antwort. Er wusste nur, dass auch mit Rin etwas nicht stimmte und sie in Gefahr war, sie hätte so etwas niemals freiwillig getan. Er seufzte tief. Hakai hatte etwas mit ihr angestellt, das war das einzige, was er wusste. Und er musste seine Frau retten. Er musste zum Tempel zurückkehren, nur dort würde er Antworten finden. Jetzt kam es auf ihn an. Nachdem er Kagome gut versorgt in der sicheren Höhle zurück gelassen hatte, machte er sich auf den Weg durch den Wald. Seine Beine waren wie gelähmt, er hatte furchtbare Angst. Was würde ihn nur dort erwarten? Lebte Rin noch oder hatte Hakai auch sie getötet? Je länger er darüber nachdachte, desto schneller lief er. Er durfte keine Zeit verlieren, vielleicht konnte er sie noch retten! Stunden später tauchte die Spitze des Daches des Tempels am Horizont auf. Nun hieß es wachsam sein. Er schlich durchs Unterholz und versuchte ohne Aufhebens sich dem Tempel auf Sichtweite zu nähern, was bei seiner Gestalt mehr als schwierig war. Stille lag über dem Gelände, niemand war zu sehen, keine Aura zu spüren. War er etwa zu spät gekommen? Panik nahm von seinem Verstand Besitz, er ließ alle Vorsicht fahren und stürzte in Richtung seiner Hütte, da wo er Rin zuletzt gesehen hatte. Er schlug die Bambusmatte beiseite, die die Tür bedeckte und fiel kraftlos auf die Knie. Rin lag dort regungslos am Boden, neben ihrem toten Vater. „Nein“, flüsterte er, „das darf nicht sein…. Rin!“ Auf allen Vieren krabbelte er in ihre Richtung und besah sie sich genau. Den Göttern sei Dank, sie atmet noch, dachte er erleichtert. Behutsam nahm er sie in seine starken Arme und begann sie zärtlich zu wecken, doch sie reagierte nicht. Was war nur mit ihr los? Er strich ihr vorsichtig durch das zerzauste Haar, um es ihr aus dem Gesicht zu halten. Ihr langes Haar fiel zur Seite und gab ihm den Blick auf ihren Nacken frei. Dort entdeckte er eine hässliche Wunde, in der der Stachel eines riesigen Insekts steckte. Er besah sich die Verletzung genauer und stellte einen süßlichen Geruch fest. Gift, schoss es ihm in den Sinn. Jemand musste sie mit irgendeiner Droge ihres Willens beraubt haben und sie so gezwungen haben diese fürchterliche Tat zu begehen. Höchstwahrscheinlich Hakai. Doch wenn er eines wusste, dann dass es für jedes Gift ein Gegengift gab! Und egal ob Magie im Spiel war, wenn er es schaffen würde dieses Gift zu neutralisieren, dann wäre der Bann gebrochen und seine Rin wieder bei ihm. Vorsichtig zog er den Stachel aus der Haut seiner Ehefrau und hielt ihn ins Licht. Es musste ein sehr großes Insekt sein. Ihm kam sofort der Gedanke, dass es sich wohl um dieselben Insekten handeln musste, die vor vielen Jahren auch Naraku verwendet hatte. Und dieses Gift hatte er schon damals bekämpft, als er den Mönch gerettet hatte! Jinenji war vielleicht kein kluger Stratege, aber wenn er einmal ein Rezept gemischt hatte, vergaß er niemals die Zutaten. Vorsichtig nahm er Rins Gesicht in seine großen Hände und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Halte durch!“. Dann legte er sie vorsichtig wieder auf den Boden und hetzte in seine Apotheke. Noch nie in seinem Leben hatte er unter so großem Druck gearbeitet. Alles hing nun davon ab, dass er das Gegengift richtig mischte. Zitternd füllte er die letzte Zutat in die Phiole mit den Ingredienzien. Er verkorkte das Glasgefäß sorgfältig und schüttelte er beherzt. Das Gegengift hatte nun eine bläuliche Färbung angenommen und er war sich sicher alles richtig gemacht zu haben. Er kehrte wieder in seine Hütte zurück, wo sich nach wie vor nichts verändert hatte. Rin lag noch immer bewusstlos am Boden und Sesshoumaru… Er machte sich große Sorgen, wie seine Liebste wohl reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie es war, die ihn getötet hatte. Aber daran führte nun kein Weg vorbei. Vorsichtig flößte er das Gegengift Rin ein und massierte ihren Hals solange, bis er sicher war, dass sie die gesamte Dosis geschluckt hatte. Jetzt hieß es warten bis das Gegenmittel seine Wirkung entfaltet hatte. Hakai spürte wie plötzlich sich etwas in der hinteren Sphäre seines Bewusstseins tat. Der Bann, den er über die junge Heilerin gelegt hatte, löste sich auf. Wie konnte das nur sein? Er schickte sofort eines seiner Insekten los, die er in der Nähe des Schreins patrouillieren ließ, um zu erkunden was sich da tat. Er war fast erleichtert, als er sah, dass es nur der unförmige Hanyou war, der sich um Rin kümmerte. Sollte er doch, dachte er sich, dieses Ding konnte seine Pläne nicht gefährden. Er und Rin waren zu schwach, um ihm gefährlich zu werden, sollte er sie doch wieder haben. Außerdem hatte er wichtigeres zu tun als sich um diesen Dreck zu kümmern. Kurz hatte er Angst, dass Kagome wieder in den Tempel zurückgekehrt wäre, aber er war erleichtert, dass sie sich weiterhin verkroch. Sein Plan war aufgegangen, der Daiyoukai tot, die Miko eine gebrochene Frau. Morgen schon würde er ihren Schrein der Himmel dem Erdboden gleichmachen. Kapitel 25: 25 – Kämpfe, Kagome! -------------------------------- 25 – Kämpfe, Kagome! Schwärze umfing sie, nichts als Schwärze. Ihre Sinne waren wie gelähmt, sie spürte nichts. Nicht die Kälte die sie umgab, nicht ihren Körper. Und doch war sie nicht tot, nein, denn sie atmete noch. Doch wo war sie? Sie fühlte sich gefangen. Sehen konnte sie auch nichts, doch es war nicht dunkel, es gab einfach nichts. Sie war gefangen im Nichts. Sie begann zu überlegen wie lange schon, doch es kam ihr keine Idee in den Sinn. Tage, Wochen? Sie hatte jedes Gespür verloren. Wie war sie hierher geraten? Das letzte an das sie sich erinnern konnte, war ein warmer sonniger Morgen. Doch was war das? Wärme breitete sich mit einem Mal in ihrem tauben Körper aus, sie spürte sich wieder selbst. Sie lebte also wirklich noch! Eine bekannte Stimme breitete sich in ihrem Bewusstsein aus, rief sie. Doch sie konnte weder bestimmen wer diese Stimme war noch woher sie kam. Aber sie fühlte sich geborgen, die Stimme, die wieder und wieder ihren Namen rief hatte etwas Tröstliches. Das Nichts schwand in jedem Moment mehr, sie spürte wie sie wieder im Hier und Jetzt ankam. Ihr Körper gehorchte ihr wieder, der Bann gebrochen und ihre Gefangenschaft beendet. Nur noch einen Moment verharren, nur noch einen Moment die angenehme Wärme genießen… „Rin, wach auf! Bitte, ich brauch dich doch so sehr!“, rief die Stimme nun eindringlich, fast flehend. Da schlug die Erkenntnis in ihrem Bewusstsein ein wie eine Bombe; es war Jinenji! Vorsichtig schlug sie die Augen auf und bemerkte, dass sie am Boden lag. Ihr Gefährte war über sie gebeugt und sah sie mit Freudentränen in den Augen an. „Was…Was ist passiert? Wo bin ich?“, flüsterte Rin kraftlos. „Was ist passiert?“ „Den Göttern sei Dank, du bist wieder wach! Ich hatte solche Angst um dich!“ Jinenji nahm sie stürmisch in seine Arme und drückte sie an sich. Mit belegter Stimme sagte er: „Glaub mir, sei froh, dass du nicht weißt was geschehen ist…“ Rin versuchte sich nun weiter aufzurichten, sie wollte wissen wo sie war und sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Plötzlich drang ein stechend metallischer Geruch in ihre Nase. Blut, schoss es in ihren Kopf. Aber sie fühlte sich unverletzt, wie konnte das sein? Behutsam drückte sie Jinenji von sich, der mit seinem massigen Körper ihren Blick auf das Schlachtfeld verdeckt hatte. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, da lag ihr Meister, nein ihr Vater Sesshoumaru in seinem Blut regungslos am Boden! Was in aller Welt war geschehen? Sie war noch immer vom Gift geschwächt und kroch auf allen Vieren hin zu dem toten Daiyoukai. Sie sah die fürchterliche Wunde in seiner Brust, sein schmerzverzogenes Gesicht, das über und über von seinem Blut benetzt war. „Chichi-ue…“, sprach sie tonlos. Tränen brachen sich ihren Weg über ihr Gesicht, das konnte nicht wahr sein! Ihr geliebter Sesshoumaru war tot, gefallen im Kampf! Sie brach weinend über seinem Leichnam zusammen. Jinenji legte der Untröstlichen eine Hand tröstend auf den Rücken. Zusammen saßen sie eine lange Zeit dort und schwiegen vereint in der Trauer um den Herrn des Westens. Wer auch immer fertig gebracht hatte ihn zu besiegen, dem schwor Rin innerlich Rache, unversöhnliche Rache. Wut verdrängte das Gefühl der Ohnmacht, sie würde denjenigen zur Strecke bringen, der ihm das angetan hatte! Jinenji bemerkte die Änderung in ihrem Wesen, sah die Wut, die von ihr Besitz ergriff. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so unwohl gefühlt in seiner Haut wie in diesem Moment. „Jinenji, wer hat das getan?“, stellte sie rasend die unvermeidliche Frage. Er musste schlucken. Wie sollte er ihr denn am besten erklären, dass eigentlich sie selbst die Mörderin ihres Vaters war? Sie würde daran zerbrechen… Er nahm ihre Hände schützend in seine und blickte lange und nachdenklich darauf. Rin war völlig irritiert. „Was soll das? Sag es mir endlich, wer ist das Schwein?“, schrie sie ihn an. „Rin, ich weiß nicht wie ich es sagen soll, ich...“, begann er zaghaft, bis er von Rin wie eine Furie unterbrochen wurde. „Sag es! Jetzt!“ Er holte nochmals tief Luft und sah seiner geliebten Frau fest in die Augen. „Du warst es Rin. Du hast ihn mit Kagomes Bogen erschossen, einen heiligen Pfeil direkt in sein Herz gebohrt.“ Stumm saß Kagome in einer nassen Höhle in der Wildnis. Jinenji hatte sie dort zurückgelassen, damit Hakai sie nicht finden würde. Aber was machte das schon für einen Unterschied? Sollte er sie doch finden, sollte er mit ihr doch machen was er wollte, es war ihr egal. Alles war egal, ihr Gefährte war ihr entrissen worden. Sie konnte nicht mehr weinen, auch wenn sie es wollte. Sie hatte an diesem Tag all ihre Tränen geweint. Sie konnte nicht mehr trauern, ihre Gefühle waren verschwunden, es herrschte nur noch Leere in ihr. Ihr Seelengefährte war tot und so starb auch ein Teil von ihr. Unbestimmte Zeit später kehrte Jinenji zurück zu dem Unterschlupf. Er hatte Rin bei sich, die völlig abwesend neben ihm herlief. Auch hatte er einige Dinge aus dem Tempel mitgebracht, darunter Lebensmittel und Kagomes Bogen. Er wollte nicht, dass sie das letzte Andenken an Sesshoumaru verlor, deshalb entschied er den tragischen Gegenstand mitzubringen unter der Gefahr Kagome erneut das Herz zu brechen. Vorsichtig legte er Kagome die Waffe in die Hand. „Ich dachte, du würdest ihn bei dir haben wollen…“, sagte er unsicher. Ein kraftloses Lächeln umspielte Kagomes Lippen. „Danke. Es ist alles, was mir von ihm bleibt“, hauchte sie. Fest kuschelte sie sich an den Bogen und schloss verträumt die Augen. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie immer noch das Youki spüren, das der Bogen für die Ewigkeit bewahrte. Rin musste all das mit ansehen. Sie stand noch völlig unter Schock. Jinenji hatte ihr zwar erklärt, dass es eigentlich Hakai war, der für Sesshoumarus Tod verantwortlich war, aber es hatte sich in ihre Gedanken unwiderruflich eingebrannt: Sie hatte ihn getötet. Wie konnte sie nun Kagome je wieder unter die Augen treten? Schüchtern trat sie vor Kagome und sank vor ihr auf die Knie. „Kagome, ich wollte nicht…“, fing sie an, doch sofort wurde sie energisch von der Älteren unterbrochen. „Pst, sei ruhig! Du warst es nicht, es war Hakai, der dich zu einer seiner Sklaven gemacht hatte.“ „Trotzdem, ich hätte es verhindern müssen! Wie soll ich mit dieser Schuld weiterleben?!“ Zum ersten Mal an diesem Tag gewann Kagomes Blick wieder an Feuer und hob sich. Sie sah Rin freundlich an und versuchte sich an einem Lächeln. „Du trägst keine Schuld, ich bin dir nicht böse. Was geschehen ist, ist geschehen, da helfen auch Schuldgefühle nichts.“ Jinenji schaltete sich nun in das Gespräch ein: „Was willst du nun tun, Kagome?“ Die Angesprochene schnaufte einmal tief und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Hakai nicht einfach so davon kommen darf. Er wird dafür bezahlen was er uns angetan hat.“ Grimmig sah sie auf den Bogen in ihren Händen. „Ich bin es Sesshoumaru einfach schuldig nicht in Trauer zu versinken und den Kopf hängen zu lassen, sondern aufzustehen und diesem Fiesling gehörig die Leviten zu lesen!“ Resignation mischte sich wieder in ihren Blick. „Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich werde seinen Tod rächen, auch wenn der Kampf aussichtslos ist.“ Rin legte nun ebenfalls ihre Hände auf den Bogen der Himmel und sah Kagome auch mit wilder Entschlossenheit in die Augen. „Du bist nicht allein in deinem Kampf gegen Hakai, ich werde bei dir bleiben, bis zum bitteren Ende. Wenn mir mein Vater etwas beigebracht hat, dann niemals aufzugeben!“ „Dann ist es beschlossen“, sagte Jinenji, „wir kehren zum Tempel zurück und stellen uns Hakai und seiner Brut.“ Die Nacht war bereits heraufgezogen, als sich eine kleine Gruppe dem Schrein der Himmel näherte. Kaum hatten sie das Heiligtum erreicht, trennten sich ihre Wege. Jinenji lief schnurstracks zum Ort des Unglücks und barg den Leichnam des Herrn des Westens, um ihn in den Altarraum zu bringen. Dort, im Allerheiligsten, würde sein Körper vor Schändungen durch Hakai und seine Armee am besten geschützt sein. Rin dagegen brachte nun alle übrigen Bewohner in das nächstgelegene Dorf, dort sollten sie vor der Schlacht sicher sein. Kagome wollte es sich nicht nehmen lassen, diesen Kampf alleine zu führen, obwohl sich viele ihrer Gäste schon fast aufdrängten. Niemand sollte mehr zu Schaden kommen. Ihr eigenes Leben war ihr egal, aber sie versuchte auch so gut es ging Rin und Jinenji aus der Schusslinie zu bringen. Daher hatte sie auch Jinenji aufgetragen Rin zu begleiten. Zwar unter dem Vorwand für Rins Sicherheit zu sorgen, aber in dieser Situation waren auch einer Miko Notlügen gestattet. Das war eine Sache zwischen ihr und dem Bastard Narakus, sie würde kämpfen bis zum bitteren Ende, denn Kagome hatte nichts mehr zu verlieren. Als der Tempel verlassen in der Nacht lag, kehrte eine seltsame Ruhe in Kagome ein. Vergessen war die Trauer und Wut, nun zog eine tödliche Ruhe und Konzentration in ihren Geist ein. Hakai hatte angedroht den Schrein einen Tag später überrennen zu wollen und sie ging davon aus, dass er dies im Morgengrauen tun würde, also hatte sie jetzt noch ein paar wenige Stunden sich einen Schlachtplan zurechtzulegen. Der Feigling würde wieder mit einer Armee niederer Dämonen erscheinen, hinter denen er sich verstecken konnte. Sie musste einen Weg finden in kurzer Zeit dieses Heer zu beseitigen. Nur mit ihren Mitteln war es ihr einfach nicht möglich hunderte Dämonen mit einem Streich nieder zu strecken. Verbissen grübelte sie. Hundert Dämonen mit einem Schlag… Die plötzliche Eingebung beflügelte Kagomes Schritte, als sie in den Altarraum rannte. Es war zwar völlig irrsinnig, dass die Idee klappen konnte, aber sie musste es versuchen. Sie schlug die Türen mit Gewalt auf, rannte an ihrem aufgebahrtem Liebsten vorbei ohne zu verharren und blieb völlig außer Atem vor dem Schrein des Inu no Taisho stehen. Dort lag des Rätsels Lösung, friedlich in seiner Haltering ruhend. Tessaiga! Das Schwert, das hundert Dämonen mit einem Streich zur Strecke bringen konnte. Kagome musste auf der Stelle ihre Idee testen. Sie trug als Sesshoumarus Gefährtin immer noch einen kleinen Teil seines Youkis in sich, auch der Bogen verlieh ihr eine begrenzte dämonische Kraft. Wenn das Schicksal es gut mit ihr meinte, sollte dieses Youki ausreichen, um Tessaiga aus seinem Schlaf zu holen. Den Bogen fest in ihrer Linken und mit klopfendem Herzen entfernte sie zunächst die Dekoration, die um das mächtige Schwert herum angebracht worden war. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf das glimmende Youki in sich und griff beherzt zu. Kaum berührten ihre Finger den Knauf, durchfuhr ein Prickeln ihre Hand und eine wilde Wut loderte in ihrem Herzen auf. Sie trat einen Schritt zurück und öffnete langsam die Augen. Tatsächlich, es hatte geklappt! Sie hielt das verwandelte Tessaiga in ihrem Händen, das sofort von ihrem Kampfeswillen angesteckt anfing zu pulsieren. Die Götter meinen es gut mit mir, dachte sie. Ein siegessicheres Lächeln umspielte nun ihre Züge. Sie schulterte das große Schwert und trat wieder hinaus ins Freie. Mittlerweile dämmerte der erste Morgen am Horizont, es konnte nun nicht mehr lange dauern. Den Bogen der Himmel in der Linken und Tessaiga in der Rechten stand Kagome am obersten der drei Tore des Schreins und wartete auf Hakai uns seine Armee. Der Morgen breitete sein rotes Licht am Himmel aus. Es würde Blut fließen an diesem Tag. Kapitel 26: 26 – Schlachtenlärm ------------------------------- Siegessicher zog Hakai mit seinem Heer durch die Nacht, immer weiter auf den Schrein der Himmel zu. Er hatte tausende von Dämonen um sich gesammelt, er wollte auf Nummer sicher gehen, dass der Tempel auch wirklich dem Erdboden gleichgemacht werden würde. Seine Gefolgschaft bestand zum großen Teil aus niederen Dämonen, die teils aus Angst teils aus Dummheit ihm folgten. Er hatte es sogar geschafft einige Oni zu beschwatzen für ihn zu kämpfen und hatte ihnen das Fleisch der Miko in Aussicht gestellt. Diese ungleiche Armee war ihm zwar nicht treu ergeben, aber als Kanonenfutter würden sie allemal genügen, dachte sich Hakai. Er selbst hielt sich wie immer im Hintergrund und ließ sich von zwei gewaltigen Erdgeistern flankieren. Kurz vor der Dämmerung sahen sie den Giebel des Haupthauses des Heiligtums hintern den Wipfeln des düsteren Waldes auftauchen. Der Morgen tauchte alles in ein blutrotes Licht, seine Kämpfer zogen lange Schatten auf den Tempel. Am Ende der Treppe, die zu dem Schrein hinaufführte funkelte etwas im Licht der aufgehenden Sonne. Hakai traute seinen Augen kaum, dort stand die Miko, die er so sehr hasste, kampfeslustig mit gezogenem Schwert! Er war erstaunt sie so zu sehen, ging er doch davon aus, dass er sie mit dem Mord an ihrem Gefährten gebrochen hatte. Und nun stand sie stolz wie eh und je an der Spitze ihres Tempels und schien auf ihn zu warten! Aber schnell gewann Hakai seine Fassung zurück. Sollte sie doch, dachte er abfällig, sie war allein und er führte eine Armee von hunderten Youkai an. Da würde ihr auch dieses grotesk große Schwert nichts helfen. Und für ihren merkwürdigen Bogen hatte er ja seine Armee… Kagome wusste nicht mehr wie lange sie schon an der Spitze ihres Tempels wartete. Die Kampfeslust loderte in ihr ungeduldig und ihre dämonischen Kräfte schrien nach Blut und Verderben. Die Sonne eroberte immer mehr des Platzes mit ihren Strahlen und der große Feuerball zeigte sich nun in seiner vollen Pracht am Himmel. Kagome zuckte aufgeregt zusammen. Sie spürte endlich etwas! Eine gigantische Wolke Youki bewegte sich auf ihre Position zu. Grimmig lächelnd wog sie das schwere Schwert in ihren zierlichen Händen. Ihre Vorfreude schien auf das Metall überzuspringen, Tessaiga schien zu vibrieren. Sie hatte keine Angst, egal was nun aus dem Wald treten würde, ob Mensch, ob Dämon oder Bestie, sie würde sich dem stellen und bis zum letzten Atemzug kämpfen. Langsam drang der Lärm des marschierenden Heers an ihr Ohr. Kagome legte sich den Bogen nun um die Schultern, um besser Tessaiga führen zu können. Wichtig war aber weiterhin, dass sie Kontakt zu dem Bogen hielt, damit das Youki frei fließen konnte. Mit wilden Kampfschreien auf den Lippen brachen die ersten Youkai durch das Unterholz und stürmten auf die Treppe hinauf zum Schrein zu. Kagome rief sich alles ins Gedächtnis was Inuyasha über die Handhabung Tessaigas erzählt hatte. Sie konzentrierte sich voll auf die Aura, die die Angreifer verströmten. Ihr früherer Kampfgefährte hatte ihr oft von der Windnarbe erzählt, daher wusste sie nun wonach sie zu suchen hatte. Der heranstürmende Mob hatte in der Zwischenzeit die beiden ersten Shintotore passiert. Hektisch flog ihr Blick durch die Luft, immer auf der Suche nach dem Schnittpunkt der beiden Auren. Ein flackerndes Leuchten fiel in ihr Auge und blendete sie einen Moment. Da war sie, die Reibungsfläche der beiden Auren. Ungezügelte Energie entlud sich blitzartig an ihr, das war der Punkt, den sie zu treffen hatte. Sie hob das Schwert keinen Moment zu spät. Die Angreifer waren nur noch wenige Schritte von ihr entfernt, als gleißende Lichtblitze sie plötzlich in Stücke rissen. Die Kraft der Windnarbe jagte den Aufgang des Tempels hinab und hinterließ eine breite Schneise der Verwüstung im Wald und in den Reihen von Hakais Getreuen. Keuchend hielt Kagome das mächtige Schwert in der Hand und sah zufrieden auf die Klinge. Ihre Muskeln brannten, es hatte sie unglaublich viel Kraft gekostet der wilden Kraft der Windnarbe eine Richtung zu geben. Sie war völlig außer Atem. Oft würde sie die Windnarbe nicht nutzen können, sie musste sie klug einsetzen. Sie steckte das Schwert vorerst in seine Scheide an ihrem Gürtel und nahm den Bogen von ihrer Schulter. Keine Sekunde später lag ein Pfeil auf der Sehne und flog in einem hellen Lichtschweif in die vielen Angreifer hinein. Was war das bitte für eine Kraft, die sein Heer soeben dezimiert hatte? Welche Überraschungen hatte diese verfluchte Miko noch zu bieten? Hakai stand verwirrt in mitten der Zerstörung und sah fassungslos den Hügel hinauf. Er selbst hatte es knapp geschafft sich mit einem Sprung zu retten, die beiden Oni zu seiner Seite vergingen in dem zerstörerischen Licht, dass seinen Ursprung in dem seltsamen Schwert der Miko hatte. Er würde weiter vorsichtig sein müssen, wer konnte schon ahnen was die Trickkiste der Priesterin noch zu bieten hatte. Aber es schien seine Gegnerin viel Kraft gekostet zu haben. Sie stand schnaufend vor dem Tempel und steckte das Schwert in den Gürtel. Oft würde sie das nicht machen. Seine Karten waren wohl doch nicht so schlecht wie eben gedacht. Sie war eben doch nur ein Mensch und als Mensch verfügte sie nicht annähernd über die Kraft dämonische Waffen zu führen. Es war ohnehin seltsam, dass dieses Schwert ihr gehorchte. Aber selbst wenn sie darauf verzichtete, irgendwann würde sie sich der Übermacht beugen müssen. Sie war ein Mensch, ihre Kraft begrenzt. Er musste nur warten, bis sie erschöpft war… Verdammt, dachte Kagome, es werden einfach nicht weniger und mir gehen die Pfeile aus! Auch ihre Kraft versiegte mit jedem Schuss den sie abgab mehr und mehr. Sie würde das nicht mehr lange durchhalten und das ohne auch nur zu Hakai durchgedrungen zu sein. Es waren einfach zu viele Dämonen, die er zu ihr den Hügel hinauf schickte. Sie konnten ihr zwar nicht wirklich gefährlich werden, aber ihre schiere Masse machte ihr zu schaffen. Reiß dich zusammen, ohrfeigte sie sich in Gedanken. Wenn sie Sesshoumaru rächen wollte, musste sie sich etwas einfallen lassen. Aber das einzige was ihr in den Sinn kam, war eine weitere Windnarbe heraufziehen zu lassen. Und ihre Kraft reichte auch nur noch für eine einzige. Aber was war die Alternative? Wenn das ihr Schicksal sein sollte von einer Übermacht Dämonen überrannt zu werden, dann würde sie wenigstens so viele wie möglich mit in den Tod nehmen. Außerdem hatte sie gerade mit ihrem letzten Pfeil einen hässlichen, großen Oni geläutert. Erschöpft hing sie sich wieder den Bogen um die Schultern und zog Tessaiga. Sie ließ ihre Sinne über das Schlachtfeld wandern; irgendwo musste sich Hakai verschanzt halten. Ihre letzte Chance auf Genugtuung war ihn zu finden und der Windnarbe die passende Richtung zu geben. Ganz am Ende des Heeres konnte sie schwach seine Präsenz fühlen. Der Feigling schien wirklich Angst vor ihr zu haben. Ihre Muskeln protestierten heftig, als sie das schwere Schwert zu führen hatten. Kagomes Blick verschleierte sich immer mehr durch die immer größer werdende Erschöpfung. Ein letztes Mal konzentrieren. Dort war der Punkt. Auf einer Linie mit Hakai. Sie sammelte ihre Wut in ihrem Herzen, den Hass, den sie diesem Ränkeschmied gegenüber empfand. Nur noch ihr Wunsch nach Vergeltung hielt sie auf den Beinen. Sie würde all ihre Kraft in diesen Schlag legen. Tessaiga schien verstanden zu haben. Es pulsierte wild in ihrer Hand, wollte nun ebenfalls die Entscheidung. Mit dem Mut der Verzweiflung zerschnitt Kagome die Luft und ließ eine Welle der Zerstörung los. Hakai hatte es auch diesmal geschafft den Tod zu entgehen. Im Gegensatz zu seiner Armee, deren Reste gerade desertierten. Die Attacke der Miko war stärker als zuvor, sie hatte wohl ihre letzten Kräfte mobilisiert. Seine Anhängerschaft war aufgerieben, die letzten Reste liefen nun um ihr Leben. Aber das war Hakai egal. Kagome war am Ende. Sie stütze sich auf ihr Schwert, konnte kaum noch stehen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt für ihn gekommen in das Kampfgeschehen einzugreifen. Er würde ihr den Rest geben. Langsam schritt er auf dem Tempel zu, nahm ruhig Stufe für Stufe. Kagome konnte ihren Kopf nicht mehr heben, sie hatte keine Ahnung, welche Zerstörung Tessaiga angerichtet hatte. Sie wunderte sich nur noch am Leben zu sein. Scheinbar hatte sie das niedere Dämonengewürm in die Flucht geschlagen. „Na wie fühlt man sich so kurz vor seinem Tod“, drang plötzlich eine süffisante Stimme an ihr Ohr. Mit letzter Kraft hob Kagome ihrem Blick und sah, dass Hakai ihr lässig entgegen schlenderte. „Ich muss sagen, Miko, du hast gut gekämpft, bravo! Aber das hat nun ein Ende.“ Das darf nicht wahr sein, dachte Kagome, endlich stand sie dem Drecksack gegenüber und nun hatte sie keine Kraft mehr für einen Kampf. Denk nach Kagome, irgendwas muss dir einfallen, schalt sie sich innerlich. Hakai schien ihre Gedanken lesen zu können. „Ja das ist in der Tat bedauerlich, so völlig am Ende und ganz allein zu sein. Aber keine Angst, gleich wirst du wieder mit deinem Gefährten vereint sein.“ Der Gedanke an Sesshoumaru brachte Kagome nochmals dazu die letzten verbliebenen Kräfte zu bündeln. Sie durfte jetzt einfach nicht aufgeben. Verschwommen sah sie, wie Hakai seine Energie in einem kleinen Ball bündelte. Kagome war wehrlos, sie hatte bis auf ein paar Sutras nichts mehr, was sich im Entferntesten als Waffe nutzen lassen konnte. Mit einem verklärten Blick nahm sie die geweihten Papierstreifen in die Hand. Was hatte sie noch zu verlieren? Rin hatte zusammen mit Jinenji die übrig gebliebenen Bewohner des Tempels in das nächste Dort gebracht. Selbst dort, ein ganzes Stück vom Schrein entfernt, konnte sie das Beben der Windnarbe wahrnehmen. „Es hat angefangen“, sagte Jinenji. „Und Kagome ist alleine!“, rief Rin, „wir müssen sofort zu ihr!“ Jinenji nickte eifrig. „Sie muss das so geplant haben. Auf, vielleicht ist ihr noch zu helfen!“ Die beiden legten die kurze Entfernung im Laufschritt zurück, getrieben von der Angst um ihre Freundin. Ein zweites Beben erschütterte plötzlich den Wald und eine gewaltige Druckwelle holte sie von den Beinen. Irgendetwas musste passiert sein. Sie mussten in unmittelbarer Umgebung des Kampfes sein, also rannten sie so schnell sie konnten immer weiter. Völlig außer Atem traten sie aus dem plötzlich endenden Wald, der den Blick auf das Schlachtfeld freigab. Überall lagen zerfetze Leiber auf dem Boden, die Luft stank nach Blut. Dutzende Pfeile steckten im Boden zwischen den Gefallenen. Überall lagen die Reste zersplitterter Bäume. Was war nur passiert? „Wo ist Kagome?“, stellte Rin die entscheidende Frage. Zusammen überquerten die beiden den Platz bis sie vor den Stufen hinauf zum Tempel zum Stehen kamen. Sie sahen gerade noch, wie jemand die obersten Stufen erklomm und dann ihren Blicken entschwand. Entsetzt sah Rin Jinenji an. „Hakai! Das war er! Und dort oben scheint Kagome zu sein. Los, wir müssen ihr helfen!“ So schnell die Beine trugen, rannten sie die vielen Stufen zum Tempel hinauf. Kaum kamen sie oben an, sahen sie wie Kagome in jeder Hand ein Sutra hielt. „Wie niedlich, willst du mich wie einen kleinen Poltergeist nun hier austreiben?“ Belustigt sah Hakai auf den beschriebenen Papierstreifen, den ihm die Miko genau vor die Brust hielt. „Nein, ich werde dich bezahlen lassen für das, was du getan hast!“, zischte Kagome. Sie schloss die Augen und legte das Sutra in ihrer Linken sich selbst auf die Brust. Gleich bin ich bei dir, Liebster, dachte sie. Dann drückte sie den Bannzettel in ihrer rechten Hand Hakai auf die Brust. Rin und Jinenji wurden geblendet von einem gleißenden hellen Licht, dass die beiden Todfeinde umfing. Hakais Schreie wurden immer leiser, bis sie völlig verstummten. Nach einigen Minuten verblasste das Licht und gab den Blick auf das Geschehen wieder frei. Von Hakai war nichts übrig geblieben, er musste wohl in dem Leuchten vergangen sein und Kagome lag regungslos am Boden. Rin war die erste, die sich aus ihrer Starre löste. „Oh bei den Göttern, das hat sie nicht wirklich getan!“ Sie lief sofort zu Kagome und kniete sich neben sie. Tränen schossen ihr sofort in die Augen. „Doch, das hat sie…“, flüsterte sie betreten. Nun war auch Jinenji bei ihr und sah sie verwirrt an. „Was hat Kagome getan? Was ist hier eben passiert?“ Schluchzend fing Rin an zu erklären: „Du hast doch die beiden Sutras gesehen. Kagome hat eine Verbindung zwischen sich und Hakai aufgebaut und ihre gesamte heilige Energie in ihn hineinfließen lassen. Sie hat ihn so geläutert. Nur ohne ihr Reiki kann eine Miko nicht leben, es ist sozusagen ihre Lebenskraft, die Kagome genutzt hat um Hakai zu besiegen…“ Schweigen breitete sich aus. Unruhig ließ Jinenji seinen Blick über den Platz schweifen. Das durfte nicht sein, dass nach Sesshoumaru nun auch Kagome tot war. Plötzlich blieb sein Blick an dem Bogen der Himmel hängen, der einige Meter entfernt von Kagome auf der Erde lag. „Rin, könnte man Kagome vielleicht retten, wenn man ihr wieder heilige Kraft gibt? Ich verstehe nichts davon, aber das wäre doch ein Versuch wert.“ Mit verweintem Gesicht sah ihn Rin ungläubig an. „Wie willst du das machen? Wo willst du sie hernehmen?“ „So!“, sprach Jinenji und legte Kagome den Bogen auf den Körper. „Sie hat doch erzählt, dass er aus heiligem Holz ist…“ Beide knieten nun neben Kagome und warteten gespannt was passieren würde. Als Kagome nach einiger Zeit wieder zu sich kam, war das erste was sie tat Jinenji und Rin jeweils eine schallende Ohrfeige zu verpassen. „Ihr Idioten! Warum habt ihr das gemacht? Warum habt ihr mich nicht sterben lassen können?“, schrie Kagome die beiden unter Tränen an. „Aber du…“, fing Rin an zu sprechen. „Nein! Was will ich in einem leeren Leben? Im Tod wäre ich mit meinem Gefährten vereint gewesen, jetzt bin ich hier wieder in einem wertlosen Leben gefangen.“ Mit leerem Blick sah Kagome in den freundlichen Morgen. Vögel flogen über ihre Köpfe und begannen ihr Lied zu singen. Doch in Kagome sang nichts mehr. Kapitel 27: 27 – Handel mit dem Schicksal ----------------------------------------- Kagome fühlte nichts mehr. Taubheit lähmte ihren Geist, sie fühlte sich wie eine wandelnde Tote. Sie wurde in ein leeres Leben zurückgerissen, ein Leben, das sie vor einem Moment noch hinter sich gelassen zu haben glaubte. Den Tod hatte sie mit offenen Armen empfangen, hatte ohne Bitterkeit in ihrem Herzen mit allem abgeschlossen. Sie hatte sich so gefreut Sesshoumaru im Jenseits wieder in ihre Arme schließen zu können. Und nun war sie alleine, kniete mit Tränen der Verzweiflung inmitten der Zerstörung. Es war so ungerecht. Sie schien wirklich verflucht zu sein, dass ihr das Glück nicht auf Dauer vergönnt war. Rin und Jinenji saßen neben ihr auf der Erde und sahen sie entsetzt an. Was war passiert, warum war ihre Freundin so böse auf sie? Die Schlacht war gewonnen, Hakai besiegt und doch war Kagome am Boden zerstört. Kagome nahm nichts mehr um sich herum wahr, sie fühlte nichts anderes mehr als Schmerz und Verzweiflung. Selbst der sonnige Sommermorgen verblasste in ihrem Herzen zu einer grauen Tristesse und versank langsam in der Schwärze ihres Geistes. Mechanisch erhob sich die vom Kampf erschöpfte Miko. „Lasst uns nach Hause gehen“, sagte sie kühl. Kagome fiel in ihrer Hütte in einen tiefen traumlosen Schlaf. Ihr Körper musste der Erschöpfung Tribut zollen, sie war weit über ihre Grenzen hinaus gegangen. Tief in ihrem Herzen wünschte sie sich niemals wieder aufzuwachen, sich nicht dem grausamen Schicksal stellen zu müssen, das ihr auferlegt worden war. Oder vielleicht war alles nur ein böser Traum gewesen? Würde alles gut sein, wenn sie wieder aufwachte? Kagome schlief zwei Tage und erwachte schließlich abends. Sie schlug die Auge auf und da war sie wieder, diese ohnmächtige Wut noch am Leben zu sein und die bittere Einsamkeit in ihrem Herzen. Es war kein Traum, es war alles wirklich geschehen. Ihr Gefährte war tot und sie am Leben. Stumm weinend saß sie auf ihrem Lager. Was sollte sie nun tun? Weitermachen wie bisher? Nein, das konnte sie nicht. Die letzten Wochen hatten alles verändert, hatten sie verändert. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich wirklich glücklich gefühlt, ohne Wehmut, es gab kein aber. Sie ging in ihrer Arbeit auf, hatte endlich die Liebe gefunden, die sie so lange vermisst hatte und genoss jeden Moment des Lebens. Jetzt lag auf allem der grauer Schleier der Trauer. Sie wusste nicht mehr wie lange sie dort in ihre trüben Gedanken versunken saß, jede Stunde fühlte sich an wie ein Jahr. Als die Sonne am Untergehen war, beschloss sie in das Innerste des Tempels zu gehen, dort wo Sesshoumaru aufgebahrt lag. Wenigstens konnte sie ihm so etwas nahe sein. Sie setzte sich dort auf den Boden und starrte weiter in die Leere. Rin stand wie jeden Morgen zeitig auf und machte sich auf die Suche nach Kagome. Sie hatte zunächst in deren Hütte nachgesehen und war besorgt als sie sie dort nicht vorfand. Sie hatte Angst um ihre Freundin, deren Todessehnsucht man in jedem Moment spüren konnte, Angst, dass sie den finalen Schritt getan haben könnte. Panisch rannte sie über das ganze Areal des Schreins, bis ihr schließlich die geöffnete Tür des Altarraums ins Auge fiel. Vorsichtig öffnete sie den Spalt weiter und entdeckte Kagome am Fuße der Bahre sitzen und weinen. Langsam ging sie auf sie zu und setzte sich neben sie auf den Boden. „Wie lange willst du noch nicht wahrhaben, dass du loslassen musst?“, begann Rin neben ihr in das Dunkel des Raums zu sprechen, „Wie lange willst du ihn hier noch so würdelos hier liegen lassen?“ Kagome schwieg. Rin erwartete auch keine Antwort. Sie sprach einfach weiter, wissend das Kagome ihr zuhörte. „Glaub ja nicht, dass das für mich alles so einfach ist. Ich vermisse ihn genauso schrecklich wie du. Nur wenn er mir eines beigebracht hat, dann das ich nie aufgeben darf, egal was passiert. Überleg doch mal, was er dazu sagen würde, wenn er dich jetzt so sehen würde.“ „Ich kann mich noch nicht von ihm verabschieden, ihn gehen lassen. Das schaffe ich nicht“, wisperte Kagome. „Und du wirst es morgen nicht können und auch übermorgen nicht. Du musst jetzt stark sein für ihn, Kagome.“ Mit diesen Worten ließ Rin sie wieder allein. Der Nebel in Kagomes Geist lichtete sich ein wenig und ihr Verstand verschaffte sich etwas Gehör. Rin hatte recht; sie musste stark sein, dass war sie Sesshoumaru schuldig. Zaghaft stand sie vom Boden auf und kam auf zitternden Beinen am Kopfende von Sesshoumarus Totenbett zum Stehen. Weinend sah sie auf das Gesicht ihres Gefährten hinab. Er lag ruhig vor ihr, wenn sein Haori nicht von Blut durchtränkt wäre, könnte man meinen er schliefe. „Ich muss dir nun Lebewohl sagen, Liebster.“ Wieder lief ein neuer Fluss Tränen ihre Wangen hinab. Behutsam strich sie eine Strähne seines feinen, silbernen Haares aus seinem Gesicht. „Ich bleibe hier und kann dir nicht folgen. Ich kann dich nur bitten zu warten, dort wo du nun bist. Mein Herz wird immer dir gehören, du bist mein Gefährte.“ Mit diesen Worten hauchte sie einen Kuss auf die Stirn des Daiyoukai. Dunkelheit hüllte den Raum wieder ein, als Kagome die Tür hinter sich schloss. Später am Tag hatte sich auch Rin von ihrem Vater verabschiedet und brachte das Schwert Tenseiga mit in ihre Hütte, wo Kagome wartete. Ein bitteres Lächeln umspielte Rins Lippen. „Er hat mir mit Tenseiga das Leben wieder gegeben und nun sitzen wir hier mit diesem Schwert und können nichts tun.“ Bedrückt sah Kagome das heilende Schwert an. „Was weißt du über Tenseiga?“ „Es ist das Erbe seines Vaters und es kann Tote wieder ins Leben zurückholen. Es ist ein stumpfes Schwert, nur Geister und Wesen der Unterwelt können damit verletzt werden.“ Gedankenverloren nahm Kagome es an sich und besah es sich genauer. Es war nicht so alt und verwittert wie Tessaiga und steckte in einer schlicht gearbeiteten Scheide aus dunklem Holz. Doch gerade, als Kagome das Schwert ziehen wollte, entlud sich ein Blitz Youkis an ihrer Hand. „Ich hatte auch schon daran gedacht“, seufzte Rin, „aber das Schwert lässt sich wohl von keinem Sterblichen führen. Auch Jinenji als Hanyou wird von ihm abgelehnt.“ Resigniert legte Kagome die Klinge wieder bei Seite. Der letzte Funken Hoffnung war soeben erloschen. Trotzdem wollte sie Tenseiga behalten als Andenken. Als der Abend dämmerte, machte Kagome sich auf den Weg zu ihrer Hütte. Doch sie war nicht allein, eine astrale Gestalt saß vor ihrer Feuerstelle und sah bedrückt in die Flammen. „Es ist furchtbar, dass es so enden musste“, begann Inu no Taisho an zu sprechen. „Jetzt sind meine beiden Söhne tot. Und beide werden von derselben Person betrauert. Welch Ironie des Schicksals.“ Kagome sah den Geist des Hundedämons verwundert an. Was tat er in ihrer Hütte? „Deinem Gesicht nach wunderst du dich sicher, wie ich hier her komme. Ich sah dich heute Morgen weinend im Schrein und dachte mir, es wäre besser dich nicht allein zu lassen.“ Kagome wunderte sich immer wieder über die Fürsorge, die der Geist des Daiyoukai ihr entgegenbrachte. Sie ließ sich ihm gegenüber am Feuer nieder, dabei legte sie das Schwert, das sie mit sich geführt hatte, neben sich. „Ah, ich sehe du trägst nun auch mein anderes Schwert“, stellte Inu no Taisho interessiert fest. „Ja, aber es gehorcht mir nicht im Gegensatz zu Tessaiga. Könnt ihr mir sagen warum?“ „Tenseiga ist das erste der beiden Schwerter gewesen, es ist dämonischen Ursprungs und ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass es jemand anderes als mein Nachkomme führen würde. Zu dieser Zeit kannte ich Izayoi nicht, ich wusste nicht, dass in Zukunft auch ein Halbblut zu meinen Erben zählen würde. Es war immer klar, dass Sesshoumaru es führen würde.“ „Verstehe, dann lässt es sich nur von einem Youkai ziehen.“ „Daiyoukai. Es ist nicht vielen Youkai die Macht beider Welten gegeben. Auch wenn der gute Jinenji ein vollwertiger Dämon wäre, so könnte er es zwar ziehen, aber niemals einsetzten.“ „Und warum konnte dann Inuyasha Tessaiga führen? Myoga hatte oft davon erzählt, dass ihr damit auch in den Kampf gezogen seid.“ „Tessaiga ließ ich verändern, als ich erfuhr noch einen Sohn zu bekommen. Ich ahnte, dass es für Inuyasha schwierig werden würde sein mächtiges Dämonenblut unter Kontrolle zu halten, daher schmiedete Totousai das Schwert in seine heutige Form um.“ Resigniert ließ Kagome den Kopf hängen. „Das heißt es gibt niemanden mehr, der Tenseiga noch führen kann.“ Betretenes Schweigen breitete sich aus. „Mir fehlt der Körper und dir die Kraft“, beendete der Dämon das Gespräch. Kagome verabschiedet sich und verließ ihre Hütte nochmals. Sie wollte hinaus in die Nacht spazieren, um ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Weg endete schließlich an dem heiligen Baum, an den Inuyasha fünfzig Jahre gebannt war. Es war ihr immer ein tröstlicher Ort gewesen und ihre Füße trugen sie von ganz allein dorthin. Doch diesmal fand sie keine Ruhe an dem alten heiligen Baum, nein, sie wurde wütend. Wütend auf die Götter, die ihr ihr schweres Schicksal auferlegt hatten. All ihre Trauer wandelte sich in Wut. Und diese Wut suchte sich nun ein Ventil. Mit einem lauten Schrei schlug sie mit aller Kraft in das Holz hinein, immer wieder mit beiden Fäusten ihre Knöchel blutig waren. Warum? Warum ließen die Götter sie nicht glücklich werden? Immer wieder schrie sie in die Nacht hinein und ließ ihrer Wut an dem Baum freie Bahn. Heiße Tränen der Wut sammelten sich in ihren Augen. Irgendwann verließen sie Kraft und Stimme und sie sank erschöpft am Fuße des Stammes zusammen. Kagome lief durch einen Wald, der in ein seltsames Licht getaucht war. Ein magisches Leuchten ging von den Blumen aus, die überall zwischen den Bäumen wuchsen. Die Luft roch noch nach Regen und doch war der Boden trocken. Ein Traum, dachte Kagome. Neugierig lief sie weiter den kleinen Pfad tiefer in den Traumwald hinein, gespannt wohin er sie führen würde. Es war ihr als ob etwas tief in ihr sie weiter in den Wald hinein führen würde. Schließlich gelangte sie an einen reißenden Fluss auf dessen anderer Seite im Schatten der Bäume eine Gruppe stand. Ob Mensch, ob Dämon konnte sie nicht erkennen. „Kagome“, sprach eine weibliche Stimme an der Spitze der Gruppe sie an, „hadere nicht mit deinem Schicksal. Es ist dir Großes vorherbestimmt.“ Eine seltsame Aura drang in Kagomes Bewusstsein, eine Aura, die sie noch nie zuvor gespürt hatte. „Wer seid ihr, was wollt ihr von mir?“ „Wir sind die Namenlosen, die das Schicksal der Menschen leiten. Götter werden wir von euch genannt und du bist eines unserer Kinder. Eins der mächtigsten unserer Kinder.“ „Ihr seid also diejenigen, die sich einen Spaß aus meinem Leben machen“, antwortete Kagome abfällig. Sie verhielt sich gerade sehr unpassend für eine Priesterin, wenn man bedachte, dass sie gerade den Göttern gegenüber stand, denen sie sonst diente. Aber da war er wieder, der Zorn und der übernahm nun ihr handeln. Und was sollte ihr schon passieren, dachte sie zynisch; schlimmer konnte es eigentlich nicht werden. Und wenigstens bekamen nun die Richtigen ihre Wut zu spüren. „Dein Leben hat einen tiefen Sinn, es ist zu ernst um Späße zu treiben. Warum bist du so wütend auf uns?“ Kagome stand kurz davor die Fassung zu verlieren. „Das fragt ihr noch? Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, dass es mein Schicksal leichter macht, wenn mir alles genommen wird, was ich liebe, ist ein ausgemachter Idiot! Ihr findet es sicher total lustig einer Miko dabei zuzusehen um ihren Gefährten zu trauern. Genau wie all mein Leben davor sicher schon großes Kino für euch war. Aber damit ist nun Schluss, ich habe keine Lust mehr bei eurem Spiel mitzumachen, ihr könnt mich mal!“ „Zügle deine Worte, Mensch!“, grollte eine Stimme aus dem Hintergrund. Ein lautes Lachen war Kagomes Antwort. „Womit wollt ihr mir drohen? Der Tod? Nichts ist mir lieber als das!“ Die grollende Stimme zog es darauf hin vor zu schweigen. Nun schaltete sich wieder die weibliche Stimme ein. „Nein, wir lassen dich nicht sterben, du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen.“ „Das könnt ihr euch abschminken, ich habe eben schon gesagt, ich mache da nicht mehr mit! Ihr stellt euch das sicher schön vor, dass ihr mit dem Leben der Menschen machen könnt, was euch gefällt. Ist euch irgendwann eigentlich in den Sinn gekommen, dass auch der Stärkste nicht alles ertragen kann?“ Ein Flüstern zog wie ein Sturm auf, die Wesen im Schatten schienen eifrig miteinander zu tuscheln und sich zu beraten. Das war unerhört, was das Menschenkind sagte! Aber ihre Existenz war zu wertvoll, sie waren angewiesen auf die Miko mit den Dämonenkräften…. Schließlich hatten sie der Liaison mit dem Daiyoukai auch nur zugestimmt, da sie begriffen, dass sie die Verbindung und das Youki stärker machen würde. Wer war dieser Mensch die Götter erpressen zu wollen? Kagome spürte, dass sie einen heiklen Punkt getroffen hatte. Die Götter planten mit ihr, sie hatte irgendeine Aufgabe für sie zu erfüllen. Wohl auch nur deshalb wurde ihr gerade diese Aufmerksamkeit zuteil. Jetzt hieß es einen kühlen Kopf bewahren; sie würde nun mit dem Schicksal persönlich handeln. „Wenn ich doch eine Aufgabe für euch zu erfüllen habe, wäre es da nicht klug, wenn ich glücklich bin?“, tastete sie sich langsam vor. „Worauf willst du hinaus, Mensch?“, blaffte die grollende Stimme sie wieder an. „Jeder Mensch braucht doch etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Ich habe nichts mehr, wofür soll ich noch kämpfen?“ „Der Daiyoukai!“, entfuhr es der Frauenstimme. „Du meinst, dein Leben sei leer und wertlos, nur weil dieser kaltherzige Dämon tot ist?“ Endlich hatten die Unsterblichen begriffen worauf Kagome hinauswollte. Ein schelmisches Lächeln umspielte Kagomes Züge. „Ich liebe ihn so wie er ist. Er hat mir die Kraft gegeben gegen Hakai zu kämpfen, niemals aufzugeben. Ich biete euch mein Leben für seins. Gebt ihn mir wieder und ich werde mein Schicksal erfüllen.“ Ein Seufzen entglitt der Göttin, die bisher das Wort führte. Eine Miko, die Bedingungen für ihren Dienst an den Göttern stellte, das machte alles komplizierter. Eine dritte Stimme richtete sich nun an die Göttin. „Wir haben keine Wahl, dunkle Wolken ziehen am Horizont auf. Und der Preis erscheint doch gering im Vergleich zu dem Übel, was uns andernfalls bevorsteht.“ „Meinetwegen. Soll der Dämon leben, damit du dein Schicksal erfüllen wirst.“ Damit verschwanden die Gestalten in den Schatten, aus denen sie gekommen waren. Als Kagome wieder am Fuße des alten Baumes erwachte, fühlte sie, dass sie etwas in den Händen hielt. Tenseiga war ihr in den Schoß gelegt worden und es war von einem blauen Leuchten umgeben. Die Götter hatten ihre Vereinbarung tatsächlich gehalten! Schnell rappelte sie sich auf und rannte die kurze Strecke so schnell sie konnte. Krachend schlug sie die Tür zum Allerheiligsten des Tempels auf. Wie sie ihn verlassen hatte, lag Sesshoumaru noch immer dort auf der Bahre. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust. Würde es klappen? Tenseiga begann zu pulsieren, als es spürte, dass es in der Nähe seines ehemaligen Meisters war. Kagome atmete tief durch und nahm beherzt den Griff des Schwertes in die Hand. Nichts passierte, das Schwert schien sie nun endlich zu akzeptieren! Sie zog es mit einem Schwung aus der Scheide, die sie sofort achtlos zu Boden warf. Und dann sah sie sie: Die Schergen der Unterwelt, die über Sesshoumaru krabbelten und ihn mit ihren Speeren bearbeiteten. Ihre Hände zitterten als sie mit einem Streich die Schar zerteilte, die sich auch gleich in Luft auflöste. Aufgeregt trat sie neben ihren Gefährten und hielt seine Hand. Sie spürte wie die Kälte langsam zurückwich und sein Puls wieder einsetzte. „Sesshoumaru?“, flüsterte sie aufgeregt, „hörst du mich?“ Langsam hob sich der Brustkorb des Youkais. Einen Moment später schlug er die Augen auf und sah das von Freudentränen nasse Gesicht Kagomes. Sie konnte nichts mehr sagen, sie war einfach überwältigt von ihren Gefühlen und fiel ihm um den Hals. Sanft legte er seine Arme um sie und zog sie an sich heran. Es tat so gut in seinen Armen zu liegen und seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Auch Sesshoumaru genoss die Wärme, die er endlich wieder spürte. Zusammen verharrten sie einfach in dem Moment. Kapitel 28: 28- Alles ist gut, ich bin bei dir ---------------------------------------------- Frieden war eingekehrt im Schrein der Himmel. Die schrecklichen Ereignisse lagen nun einige Wochen zurück und die Bewohner versuchte wieder zu einer Art Normalität zurückzukehren. Der Tempel war immer noch schwer gezeichnet von der Schlacht. Viele der Gebäude lagen noch immer in Trümmern und das gesamte Areal glich einer Ruine. Aber diese Wunden konnten noch nicht versorgt werden, da Kagome, Rin und Jinenji von der Versorgung der vielen Verletzten nach wie vor beschäftigt wurden. Hakais Armee hatte nicht nur am Schrein gewütet, sie hatte auch die umliegenden Siedlungen verwüstet. Viele Menschen wurden von den Youkai getötet, noch mehr schwer verletzt und die meisten hatten ihr Heim verloren. Sie suchten daraufhin Obdach und Hilfe im Heiligtum. Jinenji arbeitete fast ununterbrochen in seiner Apotheke, um die gewaltigen Mengen an Arznei herzustellen, die zur Versorgung der Verwundeten benötigt wurden. Besonders die Mittel zur Behandlung von Miasmaverätzungen nahmen viel Zeit in Anspruch und ohne sein Serum war eine erfolgreiche Behandlung nicht möglich. Der Schrein glich nun einem großen Lazarett und die beiden Mikos versorgten die Patienten im Akkord. Das ging nun schon einige Wochen so und es zehrte an der Physis der beiden jungen Frauen. Kagome hatte im Besonderen mit der fortschreitenden Erschöpfung zu kämpfen, da der Kampf mit Hakai ihr viel abverlangt hatte. Ihr Tag bestand nur noch aus einem Wechsel aus Arbeit und Schlaf, sie hatte kaum noch Gelegenheit Zeit mit ihrem Gefährten zu verbringen. Sesshoumaru hatte sich sehr schnell wieder erholt, nachdem Kagome ihn wieder zu sich ins Diesseits geholt hatte. Er verbrachte seine Zeit in den Wäldern in der Umgebung des Tempels und säuberte sie von den vielen Dämonen, die dort trotz Hakais Tod sich immer noch aufhielten. Er sah ein, dass Kagome im Tempel vollkommen in Anspruch genommen wurde und so war die Dämonenjagd sein stiller Weg seine Gefährtin zu unterstützen. Außerdem war ihm die Menge der Menschen auf engstem Raum zu wider. Auch ihn hatten die Ereignisse nicht unberührt gelassen. In der Abgeschiedenheit der dichten Wälder erlaubte er seinen Gedanken immer wieder zu diesem besonderen Moment zu schweifen, als er seine Augen nach all der Finsternis wieder aufschlug. Nach seinem Erwachen hielt er Kagome zunächst eine kleine Ewigkeit fest in seinem Arm. Sie hatte sich fest an ihn gepresst und krallte sich fest in den Stoff seines Kimonos. Tränen liefen ihr unaufhörlich über die Wangen, ihr Schluchzen wurde vom weichen Stoff gedämpft. Er strich ihr beruhigend über den Rücken und küsste sie immer und immer wieder auf ihren Kopf. „Ich bin bei dir, Liebste“, flüsterte er zärtlich in die Stille. „Alles ist gut, ich bin bei dir.“ So vereint lagen sie in der Dunkelheit des Schreins, losgelöst von jeder Zeit. Als Kagome langsam ruhiger wurde, legte er ihr sanft die Hand unter das Kinn und zog ihren Blick hinauf zu seinen Augen. Die Wärme, die das leuchtende Braun ihrer Augen ausstrahlte, erfüllte sein Herz und der letzte Hauch des Todes wurde somit endgültig aus seinem Herzen vertrieben. „Ich bin stolz auf dich, Liebste. Du hast mutig gekämpft.“ Er zog ihr Gesicht noch ein Stück näher zu sich und endlich konnte er ihre Lippen mit einem Kuss versiegeln. Ein Lächeln umspielte Kagomes Lippen. „Ich habe für dich gekämpft, Liebster.“ Nach einiger Zeit erhob sich Sesshoumaru vorsichtig und nahm Kagome bei der Hand. Wortlos lief er voran aus dem Altarraum hinaus und führte seine Gefährtin in den nahegelegenen Wald. Er wollte mit ihr allein sein und der bedrückenden Stille und dem allgegenwärtigen Tod in dem zerstörten Tempels entfliehen. Sie erreichten eine kleine versteckte Lichtung an deren Ende eine hohe Felswand aufragte. Er überquerte mit ihr die in Nacht getauchte Lichtung und lief weiter zu einem von Büschen verdeckten Vorsprung des Felsens. Er zwang einige der Zweige beiseite und eröffnete Kagome den Blick auf die verborgene heiße Quelle. Überwältigt von der Schönheit des Ortes ging Kagome langsam zu dem warmen Becken im Stein. Sie kniete sich an den Rand und ließ ihre Hand durchs Wasser gleiten. „Es ist wunderschön hier“, durchbrach sie schließlich die Stille, die sie auf ihrem Weg hierher begleitet hatte. „Das Schlachtfeld schien mir nicht ein angemessener Platz für unser Wiedersehen zu sein.“ Er trat hinter sie und setzte sich hinter sie an den Rand des Steinbades. Sie zuckte erschrocken zusammen als sie seine Lippen in ihrem Nacken spürte. „Nach solch einer Schlacht muss ich mich doch außerdem um deinen geschundenen Körper kümmern“, murmelte er, während er begann sanft an ihrem Hals zu knabbern. Kagome seufzte einmal genießerisch auf. „Ich war verzweifelt bei dem Gedanken ohne dich zu sein“, sagte sie plötzlich mit brüchiger Stimme. Sie drehte sich zu ihm herum und hielt sein Gesicht in ihren Händen, als könnte sie nicht fassen, dass er wirklich vor ihr saß. „Ich dachte, ich wäre für immer ohne dich, für immer allein.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen als die Erinnerung an den Schrecken wieder in ihr Bewusstsein drang. Sesshoumaru nahm vorsichtig eine ihrer Hände von seinem Gesicht und hielt diese fest in seiner. „Du warst nie alleine. Ich war bei dir, die ganze Zeit. Ich habe gesehen wie verzweifelt du warst, es hat mir so wehgetan, dass ich dich nicht trösten konnte. Als ich sah wie du Hakai besiegt hattest, hatte ich das erste Mal in meinem Leben richtig Angst.“ „Aber wie konntest du…?“ „Der Bogen“, unterbrach er sie, „ein Teil von mir ist in deinem Bogen. Ich weiß nicht wie, aber ich konnte alles sehen.“ Endlich lächelte Kagome wieder. Ein schelmisches Grinsen umspielte plötzlich ihre Mundwinkel. „Soso, der Herr des Westens hatte also das erste Mal in seinem Leben Angst verspürt?“ Sesshoumaru erwiderte das Grinsen: „Du warst ja auch sehr furchteinflößend.“ Kagome errötete daraufhin ertappt und wusste nicht mehr, was sie darauf entgegnen sollte. Peinlich berührt senkte sie ihren Blick. Sesshoumaru verhinderte das unbehagliche Schweigen, das sich einstellen wollte, indem er sich erhob und Kagome mit sich hinaufzog. Sanft strich er ihr die verschlissenen Reste ihres Gewands von den Schultern und zog mit seinen Lippen eine brennend heiße Spur über ihr Schlüsselbein. Er wollte sich jetzt nicht mit ihr unterhalten, er hatte anderes im Sinn. Kagome seufzte ergeben und lehnte sich an seine starke Brust, um seine Zärtlichkeit zu genießen. Sesshoumarus Hand wanderte hinab zu ihrem Obi und löste ihn vorsichtig. Mit einem Rascheln glitt der Stoff zu Boden und gab endlich seinen Blick frei auf ihre Statur. Ein Funken Wut glomm in seinem Herzen auf, als er all die Schrammen, Blutergüsse und andere Verletzungen auf der sonst so makellosen Haut seiner Gefährtin entdeckte. Kagome spürte die Wellen seines aufflammenden Zorns. „Es ist vorbei. Er hat für seine Taten bezahlt.“ Sie wand sich etwas in seiner Umarmung und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Die Berührung brachte ihn wieder ins Jetzt zurück, seine Gesichtszüge entspannten sich wieder. Nun machte sich Kagome an seiner Kleidung zu schaffen. Als erstes zog sie ihm bestimmt den blutbefleckten Haori von den Schultern und schmiss ihn zu Boden. Tränen drängten wieder in ihre Augen. Das rot durchtränkte Kleidungsstück führte ihr wieder vor Augen, dass sie ihn fast für immer verloren hätte. Vorsichtig fuhr sie mit ihrer Hand über seine Brust, aber es war nichts mehr zu sehen von der furchtbaren Verletzung. Nicht einmal eine Narbe blieb zurück, es war als wäre er niemals verletzt worden. Verloren stand sie vor ihm und starrte weiter verwirrt auf seine Brust. Sesshoumaru nutzte diesen Moment um wieder Herr der Situation zu werden. Er entkleidete sich vollständig und ließ sich dann elegant in das heiße Wasser gleiten. Wieder griff er nach Kagomes Hand und lud sie ein ihm zu folgen. Das warme Wasser umfing sie und entspannte ihren Körper. Die Wärme verströmte Behaglichkeit. Sesshoumaru trat von hinten an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sanft begann er ihre verspannten Muskeln zu massieren. Wohlig seufzend lehnte sich Kagome in seine Umarmung. Eine Weile verharrten Sie in dieser Position; Kagome lehnte mit genießerisch geschlossenen Augen gegen Sesshoumarus Oberkörper, während er seine Hand immer verlangender über ihren Körper gleiten ließ. Kaum verhohlenes Verlangen glomm in der Tiefe seiner Augen. Seine vom Kampf gezeichnete, siegreiche Gefährtin nach einer Schlacht nackt mit ihm in einer Quelle, es entfachte seine Begierde. Innerlich stand er schon längst in Flammen, seine Selbstbeherrschung, die ihn davon abhielt über sie herzufallen und ihr zu zeigen, wie froh er war, dass sie wieder bei ihm war, hing an einem seidenen Faden. Langsam fiel die Anspannung von Kagomes Körper ab. Sesshoumarus Bemühungen waren erfolgreich, sie entspannte sich immer weiter. Der Schrecken, die Angst und die Wut wurden langsam aus ihrem Körper heraus geknetet und vom warmen Wasser hinweg gespült. Sesshoumaru begann nun sein Tun auf ihren Nacken auszuweiten. Mit kleinen kreisenden Bewegungen arbeitete er sich bis zu ihrem Haaransatz hinauf. Unwissend strich er dabei immer wieder über einen besonders empfindlichen Punkt, der Kagome Schauer um Schauer durch den Körper schickte. Ein lustvolles Stöhnen entwich ihren Lippen. Das brachte jenen seidenen Faden in Sesshoumaru zum reißen. Lust vernebelte seinen Verstand und alle Zurückhaltung fiel von ihm ab. Ungestüm drehte er Kagome zu sich herum und küsste sie leidenschaftlich. Oh, wie sehr hatte er den süßen Geschmack ihrer Lippen vermisst! Wild und fordern drang seine Zunge in Ihren Mund ein und er intensivierte den Kuss noch weiter. Kagome entriss sich einen Moment seiner Leidenschaft, um zu Atem zu kommen. Sie sah ihm keuchend in die Augen und bemerkte das rote Glühen, das von Sekunde zu Sekunde zunahm. In der Tat sah er aus wie ausgehungertes Raubtier, das bereit zum Sprung war. Sein eindringlicher Blick musterte ihren nackten Körper und nahm jedes Detail in sich auf. Die züngelnde Lust in seinen Augen schickte heiße Schauer durch ihren Körper, ihr Brustkorb bebte. Auch eine kleine Spur Unsicherheit machte sich in ihr breit ob der so offen gezeigten Lüsternheit Sesshoumarus. Wieder zog er sie fest an sich heran und presste sie gegen seinen Körper. Kagome spürte sehr deutlich, wie sich seine Erregung hart gegen ihren Bauch presste. Er begann ihren Hals mit Bissen zu necken und verharrte sichtlich zufrieden einen Moment mit seinen Lippen auf dem blauen Halbmond an ihrem Schlüsselbein. Kagomes Knie wurden von Biss zu Biss weicher und sie quittierte jeden mit einem entzückten Seufzen. Sesshoumaru hielt sich aber nicht weiter mit ihrem Hals auf, sondern begann übergangslos seine Aufmerksamkeit auf ihre Brüste zu lenken. Seine Zunge umspielte gierig ihre Knospen, die sofort die gewünschte Reaktion zeigten und sich aufrichteten. Plötzlich drehte er sie wieder herum, so dass Kagome wieder mit dem Rücken zu ihm stand. Er presste sich an sie und sie spürte ihn sich fordernd gegen ihren Po drücken. Sein heißer Atem kitzelte an ihrem Ohr, als er ihr heiser „Sei mein!“ zuraunte. Kagomes Verstand hatte sich schon sehr früh von dannen gemacht, einzig ihre Gefühle und ihr Verlangen steuerten sie nun. Sie war wie Wachs in seinen Händen, zu keiner Handlung mehr fähig. Sie nickte ungeduldig und wurde sofort belohnt für ihren letzten klaren Gedanken, als sie Sesshoumarus Hand an ihrer Mitte spürte, der sich davon überzeugen wollte, dass sie bereit war. Und wie bereit sie war! Die Berührung brachte alle Dämme der Zurückhaltung in ihr brechen, sie drängte sich mit ihrem Becken ungeduldig gegen seine Hand. Sie wollte mehr, sofort! Sie hielt diese in ihr pulsierende Hitze nicht mehr aus, sie wollte nicht weiter diese süße Qual durchleiden. Er war derselben Ansicht. Kaum spürte er die Erregung an seiner Hand, brachte er sich hinter ihr in Position und drang mit einem kraftvollen Stoß in sie ein. Er drückte ihren Oberkörper nach vorne, so dass sie sich auf einem der Felsen am Rande der Quelle festhalten und abstützen konnte. Feste packte er die Rundung ihrer Hüften und fuhr damit fort sich weiter erbarmungslos in sie hinein zu drängen. Kagome genoss es, jedes Mal das er in sie hineinstieß, machte er unmissverständlich klar, dass sie die seine war. Und sie empfing ihn, drängte ihm weiter ihr Becken entgegen, um ihn noch tiefer in sich zu spüren. Mit jedem Stoß traf er einen Punkt in ihrem Inneren, der sie in den Wahnsinn trieb. Und jedes Mal das er sich ein Stück zurück zog, bedauerte sie sein Fehlen und wartete voller Sehnsucht, dass er endlich wieder diesen Punkt in ihr berühren sollte. Der Klang ihres Liebesspiels hallte von den Felsen. Ein animalisches, wildes Knurren und das erschöpfte Stöhnen und Keuchen erfüllten das sonst so stille Wäldchen. Plötzlich durchschnitt ein lauter Schrei der Erlösung die Nacht, gefolgt von einem langen, tiefen Grollen. Atemlos sank Sesshoumaru über Kagomes Rücken zusammen. Auch sie war erschöpft von dem Rausch des wilden Höhepunkts. Für den Moment verharrten beide, um Gelegenheit zu haben wieder auf der Erde anzukommen. Schließlich erhob sich der Dämon, setzte sich wieder auf einen Stein in dem heißen Quell und zog die benommene Miko auf seinen Schoß. Sie schmiegte sich an seine Brust und lauschte dem lauten Klopfen seines Herzens in seiner Brust. Das Herz, das nur für sie schlug. Er musste ihr nicht jeden Tag mit vielen umständlichen Worten zeigen, wie sehr er sie liebte. Seine Taten und Gesten sprachen eine eigene Sprache, in der er ihr zeigte, dass ihr Platz im Leben an seine Seite war. „Es war damals doch eine gute Idee mich nach unserem kleinen Duell wieder ins Leben zurück zu holen“, stellte Kagome mit einem spitzbübischen Lächeln fest. Das Durcheinander im Tempel wurde mit den Wochen immer weniger, da immer mehr der genesenen Gäste aufbrachen ihr eigenes Zuhause wieder herzurichten. Rin, Jinenji und Kagome hatten endlich Gelegenheit sich etwas zu erholen und zu überlegen, wie sie den Schrein wieder aufbauen konnten. Die Schäden waren immens, selbst der Altarraum war nicht davon verschont geblieben. Entmutigt stellte Kagome bei einem Gespräch während des Essens fest, dass der ehemalige Musashi-Schrein eigentlich nicht mehr zu retten war und komplett neu aufgebaut werden musste. Selbst in ihrer Zeit wäre das eine Herkulesaufgabe gewesen für nur drei Personen. Betreten ließen alle die Köpfe hängen. Die Wunden des Krieges würden sie wohl noch sehr lange begleiten und das idyllische Leben in weite Ferne rücken. „An der Grenze des Westens gibt es ein verlassenes Heiligtum. Es ist seit ein paar Jahren unbewohnt, seit der hitzköpfige Mönch sich weigerte meine Herrschaft anzuerkennen.“ Mit diesen Worten beendete Sesshoumaru die sich ausbreitende Resignation als er die Hütte betrat. Alle Augen waren sofort auf ihn gerichtet. Rin war die Erste, die ihre Sprache wiederfand: „Und du hättest nichts dagegen, wenn wir uns dort niederlassen, Vater?“ Kurz verharrte sein kalter Blick auf Jinenji, doch dann umspielte ein spöttisches Grinsen sein Antlitz. „Solange ihr den Fehler des Mönches nicht wiederholt. Da der Schrein auf meinen Ländereien steht, ist er auch vor Dämonen geschützt. Der Familiensitz ist außerdem nicht weit entfernt.“ Kagome war noch immer überwältigt und eine kleine Träne der Freude blitzte in ihren Augen auf. „Dann ist ja auch das Problem gelöst, ob Rin im Tempel oder bei dir leben wird“, sagte sie erleichtert. „Richtig.“ Sesshoumaru konnte die plötzliche Gefühlsduselei nicht nachvollziehen. Es war eine optimale Lösung unter Berücksichtigung aller Interessen und nach den Gesetzen der Logik am naheliegend. Auch wenn seine Gefährtin und Tochter Menschen waren, er würde einige Aspekte ihrer Gefühlswelt nie verstehen. Innerlich schüttelte er den Kopf. Sofort erfüllte ein aufgeregtes Stimmengewirr den Raum, die drei begannen aufgeregt sich ihr neues Zuhause auszumalen. Kurz sah er seiner Gefährtin in die braunen Augen, deren Freude und Dankbarkeit ihm entgegen strahlten. Dann verließ er die Hütte wieder. Der Umzug in das neue Heim ging geräuschlos von statten. Die Nachricht, dass der Schrein der Himmel mit seinen Bewohnern eine neue Heimat im Westen gefunden hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Auch dass die Gefährtin und die Tochter des Westens dort lebten, machte ebenso schnell die Runde; weder dämonische noch religiöse Eiferer trauten sich das Heiligtum in Frage zu stellen. Sesshoumarus Schutz machte den Bannkreis fast überflüssig. Das Leben hatte sich wieder in ruhige Bahnen begeben. Die Erinnerung an die Schrecken, die Hakai über sie brachte, verblasste langsam. Die Ruhe wurde nur selten von den kleinen Unwägbarkeiten des Lebens unterbrochen. Rin suchte eines Morgens Kagome auf, noch bevor die Sonne aufgegangen war. Geheimnistuerisch war sie in die Hütte der Miko geschlichen und war froh, dass an diesem Tag ihr Vater auf eine seiner vielen Reisen war. Ein gebrülltes Flüstern weckte Kagome. „Wach auf, Kagome, wach auf! Ich brauche deine Hilfe!“ Völlig verschlafen öffnete Kagome die Augen. „Rin… es ist dunkel draußen. Was um Himmels Willen willst du um diese Zeit von mir?“ „Ich hätte dich nicht geweckt, wenn es nicht wichtig ist“, verteidigte Rin sich. „Ich brauche deine Hilfe, ich glaube, ich habe mir eine Rippe gebrochen…“ Nun war Kagome wach. Verwirrt sah sie ihre Freundin an. „Wie hast du das fertig gebracht und vor allem um diese Zeit?“ Rin errötete nun heftigst. Sie begann schüchtern zu stottern: „Naja, wie soll ich sagen, es war ein kleiner Unfall… also…äh… Jinenji war heute Nacht etwas ungestüm und –“ „Ich will es nicht hören“, unterbrach Kagome sie bestimmt. Nein, das wollte sie ganz sicher nicht wissen! Peinliches Schweigen breitete sich aus. Kagome nahm schließlich einen festen Verband und eine schmerzstillende Salbe aus ihrer Notfalltasche und legte Rin einen festen Verband um die Brust. „Und macht es nicht noch schlimmer, du sollst dich schonen!“ Mit diesen mahnenden Worten entließ sie ihre nächtliche Patientin wieder. Sesshoumaru kehrte von seinen Reisen meist nach wenigen Tagen wieder zurück. Er hatte nicht mehr den Drang rastlos durch die Welt zu ziehen. Er hatte nun einen Platz, an den er gehörte und zu dem es ihn immer schnell wieder zog. Da er es ohnehin hasste irgendwelchen offiziellen Pflichten nachzukommen, verdonnerte er Jaken dazu als Statthalter in seinem Anwesen sich um den alltäglichen Wahnsinn zu kümmern. Es war allgemein bekannt wo er sich aufhielt, sollte sein Eingreifen nötig sein. Auch an diesem lauen Herbstabend kehrte er von einer kurzen Unternehmung wieder zum Schrein der Himmel zurück. Die Sonne war gerade im Begriff ihren Dienst für diesen Tag zu beenden und tauchte das Land in ein goldenes Licht. Er lief über den großen Platz des Schreins und entdeckte Kagome, die mit einer Schar Kinder einen Papierdrachen im Herbstwind steigen ließ. Lautes Kinderlachen lag in der Luft und Kagome war mittendrin. Sie strahlte ebenfalls und half dem kleinen Wolfhanyou den Drachen in der Luft zu halten. Vor einem Jahr noch hätte er den Jungen verächtlich angesehen und ihn wahrscheinlich getötet, wenn er ihm im Weg gewesen wäre. Nun lagen die Dinge etwas anders. Selbst mit seinem Vater hatte er nach all der Zeit eine Art Waffenstillstand geschlossen. Er verstand nun dessen Beweggründe und konnte sie durchaus nachfühlen. Auch sein Vater verstand nach der langen Zeit endlich den Schmerz des verlassenen Kindes, das sein Herz begrub, um stark zu sein. Sie waren weit davon entfernt zu etwas zu kommen, das man als Vater-Sohn Beziehung hätte bezeichnen können. Aber der gegenseitigen Verachtung war nun Respekt gewichen. Er war wirklich weich geworden, stellte der alte Sesshoumaru in Gedanken fest. „Du hast ein Menschenmädchen aufgezogen und kämpfst, um deine menschliche Gefährtin zu beschützen. Deine Freiheit hat sie dir auch genommen, wie ein angeketteter Hund kehrst du immer wieder zu diesem Ort zurück, dein ganzes Leben kreist nur noch um sie.“ Ein mildes Lächeln zierte seine Lippen. Ja, das war sein altes Ich. Doch nun hatte er etwas für das er kämpfen konnte. Und das machte ihn stärker als je zuvor. Das war die Lektion, die er seit dem Gespräch mit seinem Vater am Abend dessen Todes zu lernen hatte. Und er war froh, dass er sie gelernt hatte. „Sesshoumaru, du bist wieder da!“ Freudig rufend lief Kagome auf ihn zu, als sie ihn entdeckt hatte. Sie blieb kurz vor ihm stehen und musste an sich halten ihm nicht sofort um den Hals zu fallen. Aber den Herrn des Westens durfte nicht mal seine Gefährtin in aller Öffentlichkeit so behandeln, das waren nun mal die Regeln. Sie beschränkte sich darauf ihn liebevoll anzublicken, Worte waren zwischen den beiden meist sowieso unnötig. Im Hinterhof im Schatten einer alten Buche konnten sich die beiden schließlich angemessen begrüßen und waren in einen innigen Kuss versunken. Schnell hatte Sesshoumaru Kagome von seiner Reise berichtet und fragte, was sie in seiner Abwesenheit getan hatte. „Ich habe heute daran denken müssen, dass ich nun seit einem Jahr wieder hier in dieser Zeit bin. Und das ich trotz allem, was geschehen ist, endlich glücklich bin und meinen Platz in der Welt gefunden habe.“ „Du hast mir nie erzählt, was dich wieder zurückkehren ließ.“ „Ich habe während meiner Lehre als Miko einen alten Tempel besucht und bin dort auf eine Legende gestoßen, die sich um einen antiken Bogen rank. Sie handelte von einer mächtigen Miko und einem Daiyou –“ Plötzlich wurde sie sich des Bogens auf ihren Rücken bewusst. Sie hatte ihn immer dabei seit dem Kampf gegen Hakai. „Verdammt, wie konnte ich denn so lange so blind sein, ich dumme Nuss?!?“, schimpfte sie sich selbst. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)