Zwei Seiten von Anibunny ================================================================================ Kapitel 1: Papa wo bist du? --------------------------- Heute Nacht fand die Polizei zwei Leichen in der Bucht von Tokyo. Beide Körper weisen keine äußeren Verletzungen auf, daher kann die Polizei nicht genau sagen, wo ran diese Menschen starben. Eine genaue Obduktion soll diese aber klären. Allerdings geht die Polizei davon aus, dass die Beiden Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Damit wären das nun schon 27 Tote in den letzten sechs Monaten. Die Polizei geht von einem Serientäter oder gar einer Bande aus. Sie werden gebeten sich Nachts nicht unnötig auf der Straße aufzuhalten. Und nun zum Wetter. Arisu schaltete den den Fernseher aus und band sich ihre langen roten Haare zusammen. In letzter Zeit passierten wirklich sehr viele seltsame Dinge. Menschen starben an wirklich eigenartigen Dingen. Erst neulich war jemand Meilenweit weg von irgendwelchem Wasser ertrunken. Leicht schüttelte das Mädchen den Kopf und ging in die Küche, um fertig zu frühstücken und ihr Bento einzupacken. Wie immer war sie ganz alleine zu Hause. Eigentlich lebte sie hier mit ihrem Vater zusammen und die Betonung lag auf eigentlich, denn er war schon seit einer ganzen Weile nicht mehr nach Hause gekommen. Normalerweise ließ er sich hin und wieder mal bei ihr blicken, doch seit sechs Monaten hatte die Rothaarige ihn überhaupt nicht mehr gesehen. Anfangs hatte sie sich große Sorgen gemacht, als das mit den vielen Toten begann, aber nie wurde einer als ihr Vater identifiziert. Arisu hoffte einfach, dass er in seinem Labor war und einfach die Zeit vergessen hatte. Ihr Vater war ein Wissenschaftler und forschte sehr viel. Woran er genau forschte, dass wusste die Schülerin nicht, denn es hatte sie nie wirklich interessiert. Ihr Bento packte sie in eine kleine Tasche und seufzte leise. Auch wenn sie es nie zugeben würde, so fühlte sich die Rothaarige doch manchmal etwas einsam in dem Haus. Außer ihrem Vater hatte Arisu nämlich niemanden mehr. Ihre Mutter hatte sie nie kennen gelernt, da diese schon kurz nach ihrer Geburt gestorben war. Arisu wusste nicht einmal wie sie aus sah, denn im ganzem Haus gab es nicht ein einziges Foto von ihr. Die Schülerin glaubte, dass ihr Vater immer noch unter dem Verlust seiner Frau litt, deswegen hatte sie auch nie nach einem Bild gefragt. „Arisu kommst du?“, hörte sie jemanden an der Haustür rufen und ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. Eigentlich hatte sie keinen Grund einsam zu sein, denn es gab ja auch noch Kaito. Er war ihr bester Freund seid sie fünf Jahre alt war. Ihr Vater hatte in damals bei ihnen aufgenommen, da er gerade seine Eltern verloren hatte. Wie genau seine Eltern gestorben waren, wusste Arisu nicht, denn sie hatte ihn nie danach gefragt, weil ihr das auch unangenehm wäre. Inzwischen wohnte Kaito nicht mehr bei ihnen, sonder ganz alleine im Nachbarhaus, dass seine Eltern offenbar noch vor ihrem Tod gekauft hatten. Jeden Morgen holte er das Mädchen ab, damit sie zusammen zur Schule gehen konnten. Auch wenn der Andere auf sie wartete, ließ sich die Schülerin Zeit. Sie räumte in Ruhe das Geschirr weg, holte ihre Tasche, zog ihre Straßenschuhe an und ging schließlich nach draußen zu Kaito. „Warum hat das denn so lange gedauert?“, fragte er sie. „Was hast du denn? Ich bin doch jetzt hier oder? Warum muss du mich denn jeden Morgen so hetzen?“, entgegnete Arisu. „Vielleicht, weil wir wegen dir fast jeden Morgen zu spät zur Schule kommen?“ „Es zwingt dich doch keiner auf mich zu warten. Du kannst auch alleine gehen, dann kommst du nicht zu spät. Du bist schließlich schon ein großer Junge.“ Kaito seufzte, fuhr sich durch seine schwarzen Haare und ging mit Arisu los. „Aber wir gehen immer zusammen zur Schule“, murmelte er. „Was ist das denn für ein Argument?“, erwiderte die Schülerin. „Wenn ich mal krank bin, dann gehst du auch alleine zur Schule. Also wirklich.“ „Schon gut, schon gut, aber jetzt mal was anderes. Hast du endlich was von ihm gehört?“ Arisu richtete ihre bernsteinfabenen Augen Richtung Himmel und schüttelte sachte den Kopf. „Nein, immer noch nicht. Ich will heute in sein Labor gehen und nach ihm sehen“, sagte sie. „Vielleicht hat er einfach die Zeit vergessen und noch gar nicht gemerkt, dass er schon ewig nicht mehr zu Hause war.“ „Ich dachte immer, du weißt nicht, wo sein Labor liegt“, erwiderte der Schwarzhaarige. „Wusste ich ja auch nicht, aber ich hab die Adresse in seinem Arbeitszimmer gefunden.“ „Dann werde ich dich begleiten.“ „Ich brauche keine Begleitung und außerdem hast du doch heute nach der Schule Putzdienst und dann Training. Ich werde bestimmt nicht auf dich warten.“ „Den Putzdienst hatte ich ja ganz vergessen. Das Training hätte ich ausfallen lassen, aber wenn ich wieder den Putzdienst schwänze geht es mir an den Kragen.“ „Du bist selbst Schuld, wenn du dich jedes Mal davor drückst. Irgendwann haben die Anderen eben keine Lust mehr deine Arbeit mitzumachen.“ Inzwischen hatten die Beiden die Schule erreicht und als Kaito das Fach mit seinen Hausschuhen öffnete, fielen ihm einige gefaltete Zettelchen entgegen. Arisu nahm an, dass es Liebesbriefchen seien, denn der Andere war bei den Mädchen äußerst beliebt. Auch die 17-Jährige fand in ihrem Fach ein paar Briefchen vor, allerdings warf sie diese ohne sie zu lesen weg. „Das ist wirklich nicht sehr nett Arisu“, meinte Kaito während er seine Straßenschuhe auszog. „Auch Jungs geben sich bei ihren Liebesbriefen sehr viel Mühe und du liest sich nicht einmal.“ „Ich hab eben einfach kein Interesse an solchen Brief“, erwiderte das Mädchen. „Ich habe noch nie auf einen dieser Briefe geantwortet und ich bekomme trotzdem jeden Tag neue.“ Es klang hart, aber Arisu interessierte sich nur für einen einzigen Jungen, von dem sie Kaito nie etwas erzählt hatte. Sein Name war Takeshi und war eine Klasse über ihr. Seit sie in das erste Mal sah, war sie bis über beide Ohren in ihn verliebt. Arisu ging schon nach oben ins Klassenzimmer, während Kaito sich noch etwas seinen Briefen widmete. Kaum hatte das Mädchen den Klassenraum betreten, wurde sie auch schon fröhlich von jemanden begrüßt. „Guten Morgen Arisu“, begrüße sie Chloe. Chloe war eine noch relativ neue Mitschülerin, doch schon gleich an ihrem ersten Tag hatte sie sich an Arisu gehängt. Seit dem waren sie mehr oder weniger Freunde. Ihre Familie war von L.A. nach Tokyo gezogen, weswegen Chloe's Aussprache manchmal etwas seltsam war. Anfangs hatte sie Arisu immer Alice genannt, doch dass die Rothaarige ihr zum Glück abgewöhnt. „Freust du dich auch schon auf heute Nachmittag? Dann gehen wir endlich shoppen“, sagte Chloe, strich sich ihre kurzen braunen Haare zurück und strahlte das andere Mädchen förmlich an. Mist, dass hatte ich ganz vergessen, ging es Arisu durch den Kopf und seufzte. Seit Tagen lang die Braunhaarige ihr damit in den Ohren, dass sie nach Shibuya shoppen wollte, und irgendwann hatte die Ältere schließlich nachgegeben. „Also weißt du Chloe, ich kann heute nicht. Mir ist da was ganz wichtiges dazwischen gekommen“, sagte das Mädchen und setzte sich an ihren Platz am Fenster. „Was? Aber du hattest es mir doch ganz fest versprochen. Du wolltest mir alle coolen Läden zeigen und ganz lange mit mir shoppen gehen“, erwiderte Chloe und blähte beleidigt die Backen auf. „Ich fahre am Wochenende mit dir nach Shibuya. Ganz sicher.“ „Was ist denn so wichtig, dass du mich deswegen versetzt?“ „Darüber will ich nicht reden.“ „Ja, aber...“ „Vergiss es Chloe, wenn unser Katana Girl darüber nicht reden will, dann wirst du nichts aus ihr raus kriegen“, wurde das braunhaarige Mädchen unterbrochen und jemand stützte sich frech auf ihrem Kopf ab. „Halt dich da raus Mamoru und hatte ich dir nicht gesagt, dass ich es nicht leiden kann, wenn du mich so nennst?“, sagte Arisu und funkelte ihn an. Mamoru grinste sie einfach nur an und löste sich von Chloe. „Aber du bist doch ein Katana Girl. Wir haben es alle damals gesehen“, meinte er. „Sei gefälligst still“, fauchte sie ihn an. Bis heute bereute sie sehr, was damals passiert war. Sie war zu der Zeit im ersten Jahr auf der Mittelschule und dort gab es einen Raudi, der sie ziemlich nervte. Eines Tages hatte sie genug von ihm und forderte ihn heraus. Sie wollten sich nach der Schule auf den Hof treffen und irgendjemand hatte ihr damals ein Katana aus Holz in die Hand gedrückt, damit sie sich verteidigen konnte, denn niemand glaubte, dass ein Mädchen was gehen so einen Kerl ausrichten konnte. Das Resultat war, dass Arisu dem Kerl ordentlich eine verpasst hatte, ziemlichen Ärger mit dem Rektor bekam und diesen Spitznamen verpasst kriegte. Die Rothaarige seufzte schwer. Ihr war immer noch nicht ganz klar, wie sie sich mit Mamoru anfreunden konnte. Sicher war dass alles Kaitos Schuld gewesen, aber so genau konnte sie sich nicht mehr daran erinnern. Sie hatte ihn in der Grundschule kennen gelernt und seitdem hingen sie eben zusammen rum. Kurz vor dem Lehrer traf dann auch endlich Kaito ein, der ein bisschen dämlich vor sich hin grinste. Im Unterricht passte Arisu so gut wie gar nicht auf, denn ihre Gedanken waren bei ihrem Vater. Obwohl sie sich einredete, dass es ihm gut ging, machte sie sich Sorgen und kaum hatte die Glocke zum Unterrichtsende geläutet, war das Mädchen auch schon weg. „Na die hat es heute aber eilig“, meinte Mamoru und sah ihr kurz noch nach. „Sie hat eben etwas sehr wichtiges vor“, erwiderte Kaito und begann damit die Stühle hoch zu stellen, damit er fegen konnte. „Ja, aber du bist hier. Ich dachte, sie hätte ein Date mit dir.“ „Warum um alles in der Welt sollte sie ein Date mit mir haben?“ Der Schwarzhaarige wandte sich etwas von seinem Freund ab, damit er nicht seine roten Wangen sehen konnte. „Vielleicht, weil du schon ewig auf sie stehst?“, entgegnete Mamoru. „Das ist doch Unsinn. Sie ist meine beste Freundin und mehr nicht. Hör jetzt lieber auf zu quatschen und hilf mir gefälligst“, sagte Kaito und damit war die Sache für ihn erledigt. Arisu saß inzwischen in der Bahn, die sie etwas außerhalb der Stadt brachte, denn dort befand sich das Labor ihres Vaters. Sie fuhr eine ganze Weile und es dauerte auch noch etwas bis sie das Gebäude fand, aber endlich war sie da. Es war alles dunkel, als sie das Labor betrat. Offensichtlich war niemand hier. Sie versuchte den Lichtschalter zu finden und als das Licht endlich anflackerte, stockte ihr der Atem. Überall waren Zettel verstreut, Reagenzgläser waren zerbrochen und Schubladen aus ihren Fächern gerissen. So wie es aussah, hatte jemand das Labor durchsucht. Aber nach was und wo war ihr Vater? „Papa! Papa bist du hier?“, rief die Schülerin und lief durch das Labor, doch sie bekam keine Antwort. Außer ihr war anscheindet wirklich niemand hier und das wohl schon etwas länger nicht mehr, denn jetzt erst bemerkte die Staubsicht, die auf allem lag. Irgendjemand hatte das Labor vor einer ganzen Weile durchsucht und hatte vielleicht sogar ihren Vater mitgenommen. Bei dem Gedanke, dass ihrem Vater etwas schlimmes passiert war, gaben Arisus Beine nach und sie sank auf die Knie. Dabei fiel Blick auf etwas, dass weit hinten unter dem Tisch lag. Vorsichtig zog sie es hervor und betrachtete es. Es war ein Paket, dass an ihren Vater adressiert war. Sie zögerte einen Moment, öffnete es aber dann. Zum Vorschein kam eine längliche Holzkiste, die mindestens einen Meter lang war, und auf der Sekiko stand. Roter Tiger? Was soll das sein? Eine Figur oder was?, fragte sich die Schülerin und öffnete die Kiste. Allerdings war der Inhalt ganz anders, als sie erwartet hatte. In der Kiste befand sich kein Tiger, sondern ein Katana. Vorsichtig nahm das Mädchen das Schwert aus der Kiste, so als habe sie Angst, es könnte bei der kleinsten Berührung zerbrechen. Seine Scheide schimmerte rot und als Arisu es ein Stück raus zog sah sie, dass auch die Klinge einen roten Schimmer hatte. Deswegen also Sekiko, dachte sie sich und betrachtete weiter das Katana. Sie wunderte sich, dass ihr Vater sich so etwas bestellt hatte. Er war immer gegen Waffen gewesen und selbst die Schwerter, die die Rothaarige zuhause hatte, versteckte sie gut vor ihrem Vater. Hatte er vielleicht geahnt, dass ihm was passieren würde und wollte er sich so schützen. Leicht schüttelte Arisu den Kopf, nahm das Katana an sich und stand auf. Sie durfte jetzt keine weitere Zeit verlieren. Sie musste ihren Vater finden. Sie würde zur Polizei gehen, ihnen alles sagen und hoffen, dass sie ihn wohlbehalten zurückbringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)