Sklaverei von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 3: Minas Vergangenheit ------------------------------ Kapitel 3 Es ist der erste Abend, an dem alle an einem Tisch sitzen. Ruffy hat sich neben Mina gesetzt. Er will sie erneut zum Reden bringen. Am besten vor den Anderen. Wenn er sagen würde, dass sie reden kann, würde ihm doch keiner glauben. Außerdem, so denkt er sich, ist es doch Schwachsinn, wenn sie reden kann, aber es nicht macht. Der Tisch steht voller Essen. Brot, Aufstriche, Beläge, selbst noch einige Reste des Mittagessens wie Kartoffelecken und Fleisch. Mina starrt auf den Tisch, zieht ihren Teller zu sich und noch ehe ein anderer Reagiert, noch eher als Ruffy, zieht sie sich das Fleisch auf den Teller, zusammen mit den Kartoffelecken und etwas Soße. Jetzt, wo sich Ruffy aber nach dem Essen streckt, und dabei an das Essen kommt, das am anderen Ende des Tisches steht, starrt Mina ihn fragend an. Er bemerkt ihren Blick nicht, stopft sich den Mund mit allem Voll, was er greifen kann. Es ist merkwürdig, dass noch etwas vom Mittagessen übrig geblieben ist, so wie er schlingt. „Boa, ist das lecker!“, schmatz Ruffy in den Raum, „Denkst du nicht auch, Mina? WOW! Was hast du da?! Willst du das noch essen? Kann ich nicht ein bisschen kosten?“ Ehe Mina reagieren kann, bekommt Ruffy den Fuß von Sanji zu spüren. „Lass sie in Ruhe essen, du Idiot! Du interessierst dich mal wieder nur für dich!“ „Aua, Sanji, das hat weh getan!“ „Iss ruhig weiter, meine Liebe. Kümmere dich gar nicht um diesen Schwachkopf hier.“, wendet sich Sanji nun an Mina, als er merkt, dass sie bei Ruffys frage aufgehört hat, zu essen. Ein Nicken bekommt er als Zustimmung, dazu ein leichtes Lächeln. Es dauert nicht lange und die gesamte Crew isst zu Abend. Lysop albert zusammen mit Chopper und Ruffy herum, bewerfen sich gegenseitig mit Brötchen und Wasser. Sanji geht immer wieder dazwischen, verteilt Kopfnüsse und versucht es zu unterbinden, doch gegen die gute Laune am Tisch hat er nichts entgegen zu setzen. Franky würde ja mitalbern, hat jedoch einige Papiere vor sich, die er sich durchliest. Nami und Robin unterhalten sich so gut es Mina möglich ist mit ihr. Auf Fragen, die sie nicht mit Nicken oder Kopfschütteln beantworten kann antwortet sie mit Handzeichen und Mimiken. Sie bekommt es auch ganz gut ohne Stimme hin. Kurz vor Ende des Essens lehnt sich Ruffy jedoch zu ihr rüber. „Wieso willst du nicht sprechen?“, flüstert er zu ihr und achtet darauf, dass es niemand sonst mitbekommt. Mina schaut ihn daraufhin nachdenklich an. Sie überlegt sich keine Antwort, sie weiß nicht, wie sie es ohne Sprechen erklären soll. Kurz bevor Ruffy erneut etwas sagen will, legt sie ihm den Finger auf die Lippen, schaut ihm einen Moment in die Augen und schüttelt sachte den Kopf. Danach wendet sie sich wieder dem gedeckten Tisch und somit der lachenden und lauten Crew zu. Ruffy folgt ihrem Blick und scheint die Situation plötzlich mit anderen Augen sehen zu können. Das Essen ist erfüllt von Lachen, Geplauder und Unterhaltungen, Witzen und Spaß. Lärm. Ruffy, der normalerweise der lauteste am Tisch ist, bleibt ruhig neben Mina sitzen, betrachtet wie ein außenstehender das Geschehen und erkannte, was sie meinte. Sie besitzt etwas, was der Rest der Crew nicht einmal ahnt. Sie weiß, wie laut es sein kann, wenn man flüstert. Auch, wenn Ruffy nur einen Moment im Stande ist, dies zu erkennen und dann wieder selbst auf eine Frage von Lysop antwortet, weiß er, dass Mina eine Ruhe in sich trägt, die niemand beschreiben kann. Das Abendessen endet, Sanji räumt die Teller ab. Nach und nach erheben sich einer nach dem anderen, unterhalten sich weiter, während sie das Zimmer verlassen und die letzten Sonnenstrahlen an Deck genießen. Mina geht hinter Ruffy her, als er unter Deck gehen will. Plötzlich und untermittelt zieht sie ihn an seinem Shirt in ein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. „Hey, was ist denn los?“, fragt er überrascht, doch er muss lange auf eine Antwort warten. „Ich kann nicht reden.“, haucht sie von der Seite zu ihm auf, „Sag es nicht weiter. Wenn sich jemand auf der nächsten Insel verplappert, dann bekommen die Sklavenhändler das mit und schneiden uns die Zunge raus. Und dann sind wir wirklich Stumm.“ Die Stille, mit der sie Spricht, legt sich über den gesamten Raum, so flüstert auch Ruffy als Antwort zurück, obwohl er lauter reden könnte. „Du bist aber keine Sklavin mehr, das hab ich dir doch gesagt.“, sofort schüttelt Mina den Kopf, schaut kurz zu ihm auf, wendet den Blick dann aber wieder aus Gewohnheit auf den Boden. „Du verstehst das nicht. Egal, was du sagst, egal ob ich jetzt frei bin oder nicht. Ich werde immer eine Sklavin sein. Ich werde immer als eine erkannt und ich werde mich auch immer als eine fühlen. Dass ich nicht rede hat aber nichts mit mir zu tun. Es gibt mehr Sklaven auf der Welt, als du weißt. So vielen wurden die Stimmbänder durchgeschnitten und so vielen werden, wenn bekannt wird, dass wir noch immer reden können, die Zunge rausgeschnitten. Uns wurde schon so viel genommen, das verstecken wir seit Jahrhunderten vor den Händlern.“ Ruffy hat sich ihre Worte schweigend an, hat sich in der Zeit an die Wand gelehnt, doch auch, wenn er ihr nicht zustimmt, da hat sie Recht. Es sollte niemand wissen, dass sie noch sprechen kann. „Woher willst du wissen, dass ich es nicht weitersage? Woher willst du wissen, dass ich dich nicht doch verkaufen will oder auch ein Händler bin?“ Die Antwort kommt schneller, als Ruffy erwartet hat. „Weil ich noch lebe.“, Mina trägt ein Lächeln auf den Lippen, als sie es sagt. „Du hättest mich am ersten Tag erschossen, oder ihr hättet gar nicht nach überlebenden gesucht, wenn ihr wirklich Händler währt. Ihr habt euch um uns gekümmert, und ihr habt gezeigt, dass ihr unser Leben retten wolltet, auch wenn es kein Gewinn gebracht hätte. Wenn es um Leben geht, ist euch das Geld egal.“ Ruffy antwortet nicht. Mina lehnt sich auf der anderen Seite der Tür gegen die Wand, schaut vor sich auf den Boden. Sie weiß, dass Ruffy sie mustert, doch den Blick kann sie nicht erwidern. Ganz plötzlich stößt sich Ruffy von der Wand ab und geht auf sie zu. Drei Schritte, und er steht direkt neben ihr. Mina versucht nicht zu reagieren, kann den Reflex des Ausweichens jedoch kaum ignorieren. „Du bist nur so lange eine Sklavin, wie du es willst. Ich habe dir gesagt, dass du jetzt frei bist, und trotzdem siehst du niemandem in die Augen. Du bleibst Stumm, auch wenn du es nicht musst und ich wette…“, Ruffy greift bei den Worten nach ihrem Arm, doch Mina weicht reflexartig zurück. „Siehst du? Du hast Recht. Du bist noch eine Sklavin und als die wird man dich erkennen, wenn wir anlegen.“ Mina schluckt schwer bei diesen Worten. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich so schnell alles vergessen? Soll ich so schnell ein anderer Mensch sein?“ „Was war denn mit dir, bevor du eine Sklavin wurdest? Das ist doch nicht so lange her.“ Auf diese Frage schweigt Mina erneut, wendet sich nun ganz von Ruffy ab und lässt ihn so hinter sich stehen. Einen Moment zögert sie, kämpft innerlich mit sich, atmet ein, um zu antworten, geht dann jedoch ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Ruffy sieht ihr nach, seufzt einmal laut und schüttelt den Kopf. Es ist ihm unbegreiflich wie schwer es sein kann sich frei zu fühlen. In der Nacht liegt Mina wach im Krankenbett. Sie kann nicht schlafen, die Erinnerungen an ihre Erlebnisse sind noch zu stark. Dazu bereut sie, dass sie mit Ruffy gesprochen hat. Es war leichtsinnig, nicht mutig oder ehrlich. Es war leichtsinnig und dumm. Es ist spät, doch obwohl sie sich noch von den letzten Wochen erholen muss, entschließt sie sich, aufzustehen. Mit leisen, weichen Schritten schleicht sie sich aus dem Arztzimmer und tritt so in die Kombüse ein. Natürlich fühlt sie sich noch unsicher, das ist ganz normal. Die Erinnerungen an die Einsamkeit, den Hunger und den Durst sind noch so präsent, dass sie trotz ihrer Schwäche in den letzten Tagen kaum schlafen kann. Vorsichtig geht Mina an den Kühlschrank, nimmt sich, was sie findet, in diesem Fall zwei Stück Kuchen und eine Flasche Cola, balanciert es in ihrem Arm und nimmt es mit zurück ins Arztzimmer. Den Kuchen schafft sie nicht ganz, lässt die Reste jedoch auf dem Teller in Griffweite des Bettes. Die Cola nimmt sie, trotz ihrer Kälte, mit unter die Decke. Jetzt, mit vollem Magen und etwas Übelkeit, kann sie endlich einschlafen. Es ist Sanji, der als erstes in den Raum tritt, die Kuchenreste vorfindet und die Flasche unter der Decke hervorschauen sieht. Leise seufzend nimmt er den Teller an sich, zögert einen Moment, möchte ihr dann aber auch die Flasche wegnehmen. Kaum bewegt sie die Flasche unter der Decke, starren ihn wieder diese Augen an. Mina bewegt sich nicht, doch sie ist aufgewacht. Schnell reißt sie die Augen auf, das Licht schmerzt, doch sie blinzelt nicht. Langsam und fühlbar ziehen sich ihre Pupillen zusammen, weiten sich danach vorsichtig. Sanji muss schlucken, als er sie so sieht, einen Arm über der Stirn, der andere unter der Decke auf ihrem Oberschenkel. Das kann er sehen. Ihre Beine sind angewinkelt, ihre Haare durcheinander, die Decke und ihr Nachthemd fallen locker auf ihre Haut. Dazu der Blick, das ist unvergleichlich. „Tschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“, sagt er dann mit etwas belegter Stimme, räuspert sich danach jedoch sofort, erhebt sich von ihr und nimmt die warme Cola an sich. Mina schaut ihm hinterher, bewegt sich noch nicht, doch blinzelt endlich ein wenig um besser sehen zu können. Sanji bleibt vor ihrem Bett stehen, als müsse er auf etwas warten, den Teller und die Flasche Cola in der Hand. Ein Moment vergeht, dann streckt sich Mina, streckt die Beine durch und zog so die Bettdecke etwas weiter nach unten. Jetzt kann Sanji nicht mehr anders als sie einen Moment zu Mustern. Sie kneift beim Strecken die Augen zusammen, so bekommt sie es nicht mit. Das Nachthemd wird von der Bettdecke gestrafft, so sieht er ihre Konturen durch den dünnen Stoff, als träge sie nichts. Den Ansatz ihrer Rippen und ihres Hüftknochens sind klar zu sehen, doch auch ihre Taille und ihr Busen. Die Strapazen der letzten Wochen zeichnen sich noch an ihrem Körper ab, doch auch die Besserung der letzten Tage ist klar zu sehen. Ihr Körper schreit vor Leben, ihre Haut ist Straff und Sanji kann nicht bei sich halten, den Blick über ihre Schultern hin zu ihrem Hals wandern zu lassen. Er spürt, dass ein tiefer Instinkt sich in ihm regt, doch er weiß, dass er sie noch nicht behandeln kann wie Nami oder Robin. Es wäre zu viel Aufregung für sie, da ist er sich sicher. Als er die Narbe in der Mitte ihres Halses sieht, muss er sich erneut räuspern und reißt den Blick von ihr zur Seite. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals und es ist schwer für ihn, nichts zu ihr sagen zu können. Die Worte liegen ihm auf der Zunge und er muss auf diese beißen, um still zu bleiben. Mit einem Ruck reißt Mina die Arme nach unten, nimmt so Schwung und setzt sich auf, reibt sich die Augen und gähnt leise. „Ich mach dir schnell Frühstück.“, flüstert Sanji, dreht sich schnell herum und eilt aus dem Raum. Die Tür hinter ihm knallt lauter, als er es wollte, doch er kann nicht allein mit ihr in einem Raum sein. In der Kombüse atmet er tief durch, stellt den Kuchen in den Kühlschrank, die Cola dazu und zündet sich sofort darauf mit zitternder Hand die bereits zweite Zigarette an diesem Tag an. Er muss sich zusammen reißen, das weiß er, doch für ihn, der Mann, der weiß, wie man Frauen um den Finger wickelt, der jede Frau wie eine Königin behandelt und nie nach Worten suchen muss, ist es schwerer als er je glaubte. Rasch bereitet er das Frühstück vor, versucht sich so abzulenken, doch das Bild von ihr, wie sie ganz unbefangen auf dem Bett liegt, stumm und schön, das kann er nicht ignorieren. Es dauert eine Zeit, ehe sie aus dem Arztzimmer in die Kombüse tritt. Sie ist leise, geht barfuß, trägt heute wieder das Kleid und ihre Leggins. Sanji dreht sich nicht zu ihr um. Wenn er nichts zu ihr sagt, wenn er sie jetzt sehen würde, bekäme er Kopfschmerzen. Er macht Pfannkuchen mit Kirschen, Erdbeeren, Schokolade und Äpfel. Für jeden ist etwas dabei. Er bleibt nicht lange mit Ihr alleine. Nami und Zorro treten gemeinsam in die Kombüse. Jetzt kann Sanji rauslassen, was sich in ihm angestaut hat. „Nami, mein Engel! Ich habe mich schon gefragt, wann du deine schönen Augen für mich öffnest. Setz dich einen Augenblick, deine Orangenpfannkuchen sind sofort bei dir, mein Liebling.“ „Danke Sanji. Guten Morgen Mina.“, erwidert Nami nur Knapp, setzt sich dann auf einen freien Stuhl und streckt sich noch einmal ergiebig. Zorro macht es ihr gleich. „Na, hat unser Koch sich heute schon an dich ran gemacht?“, grinst Nami rüber zu Mina, die daraufhin jedoch nur fragend zurücksieht. Nami flüstert, daher bekommt Sanji es nicht mit. „Das ist ganz normal. Sobald der ein weibliches Wesen sieht geht er total ab. Lass dich einfach verwöhnen, du kannst ihm aber auch auf die Finger hauen, wenn du was nicht willst. Das steckt er schnell weg.“ Verwirrt und nachdenklich entschließt sich Mina zu einem Nicken. Es wäre zu kompliziert ihr mit Handzeichen zu erklären, dass Sanji sie in Ruhe gelassen hat. Kurz nachdem Sanji den Tisch gedeckt hat, betreten Brook, Chopper und Franky den Raum. Diesmal setzt sich Brook neben Mina, auf der anderen Seite ist noch ein Platz frei. Franky sitzt ihr gegenüber, Chopper sitzt Nami gegenüber und Zorro sitzt Brook gegenüber. Noch ehe der erste Pfannkuchen angerührt wurde, platzt Ruffy mit Lysop ins Zimmer. „Lecker!“, schreien beide gleichzeitig, setzen sich wieder an den Tisch und beginnen zu essen, ehe Robin, die kurz darauf den Raum betritt, sich setzen kann. Ruffy sitzt nun neben Mina, wie auch am Abend zuvor, Lysop sitzt neben Sanji und Sanji ist froh neben Robin zu sitzen. Das Essen beginnt mit einem lauten „Guten Appetit!“, daraufhin kehrt geselliges Albern und Essen ein. Brook beobachtet aus dem Augenwinkelheraus Mina. Er wird das Gefühl nicht los, dass er sie schon einmal gesehen hat. Und wenn es nicht sie war, dann ihre Schwester oder Mutter. Irgendwas an Ihr kommt ihm bekannt vor, doch er kann es nicht sagen, ehe er sich sicher ist. Dann eine Bewegung, eine Mimik, ein Blick, der ihm sagt, dass es keine Einbildung ist. Mina scheint Brook nicht zu kennen, doch er ist sich sicher. Nur woher? Wo hat er sie schon einmal gesehen? Das Frühstück ist beendet, ehe er eine Antwort darauf findet. Diesmal ist es die Art, wie sie aufsteht, die ihm sagt, wo er nach einer Antwort suchen muss. Nach dem Frühstück, an dem Mina noch immer nicht geredet hat, begibt sich Ruffy trotz Sonnenschein unter Deck in die Bücherei. Er hat viel in letzter Zeit nachgedacht und braucht wohl zum ersten Mal einen Rat. Es ist selten, dass er nicht einfach auf seinen Instinkt hört, doch sein Instinkt sagt ihm, Mina zum Reden zu bewegen. Das ist es aber, was sie nicht möchte. Robin sitzt in der Bücherei, blättert in einem neuen Buch und würdigt Ruffy nur einen flüchtigen Blick, als er sich zu ihr setzt. Es vergeht einige Zeit, ehe er beginnt zu sprechen. „Robin, ich hab nachgedacht.“ „Ach?“, entgegnet Robin sofort und hört sich etwas sarkastischer an, als sie es beabsichtigt hat. „Mach dich nicht lustig über mich, ich denk auch mal nach!“, setzt sich Ruffy sofort zur Wehr, atmet jedoch einmal tief durch, um sich nicht vom Thema ablenken zu lassen. „Stell dir vor, jemand hat ein Geheimnis. Und er zeigt es jemand anderen, will aber nicht, dass der andere das Geheimnis eitersagt. Bis dahin ist das ja noch ganz einfach, aber was ist, wenn das Geheimnis, solange es ein Geheimnis ist, schlecht für denjenigen ist, der das Geheimnis hat. Verstehst du, was ich meine? Derjenige, der das Geheimnis hat, dem tut das Geheimnis nicht gut.“ „Woher weiß der andere denn, dass ihm das Geheimnis nicht gut tut?“ Darüber muss Ruffy nun doch einen Moment nachdenken. „Naja, es ist einfach nicht normal. Ich meine, das Geheimnis macht, dass derjenige mit dem Geheimnis etwas nicht machen kann, was eigentlich ganz normal ist.“ „Wieso hat der Geheimnisträger denn das Geheimnis?“ „Das weiß ich nicht. Ich meine, das weiß der andere nicht. Der, der das Geheimnis kennt, aber nicht hat.“ Robin schweigt einen Moment, ehe sie eine Antwort gefunden hat, die ihr gefällt. „Ich glaube, wenn jemand ein Geheimnis hat, was ihm nicht gut tut oder ihn irgendwie behindert, dann hat er dieses Geheimnis, weil ihm sonst etwas anderes leidtun würde. Das Geheimnis verdeckt irgendetwas, das noch schlimmer ist als das eigentliche Geheimnis. So muss der Geheimnisträger nicht an die schlimmere Sache denken und schließt so damit ab.“ Ruffy hört aufmerksam zu, nickt an den richtigen stellen, schweigt dann einen Moment. „Ich glaub, ich versteh, was du meinst. Also sollte derjenige, der das Geheimnis weiß, aber nicht hat, den Geheimnisträger in Ruhe lassen?“ „Das habe ich nicht gesagt.“ Ruffy legt den Kopf schief und schaut Robin fragend an. „Jetzt bin ich verwirrt.“ Robin schiebt das Buch etwas weiter von sich und sieht Ruffy jetzt richtig an. So kann sie ihm besser erklären, was sie meint. „Der Geheimnisträger hat zwei Geheimnisse. Eines, was ihn behindert und was er dem anderen Gesagt hat. Das andere ist viel größer und Schlimmer als das erste Geheimnis. Jedenfalls für denjenigen, der das Geheimnis trägt. Es ist nicht gut, etwas in sich hinein zu fressen oder es zu verdrängen. Derjenige, der das erste Geheimnis also erfahren hat, sollte versuchen das zweite Geheimnis heraus zu bekommen. Natürlich vorsichtig und langsam. Dann kann der Geheimnisträger das zweite Geheimnis verarbeiten und am Ende gibt es gar kein Geheimnis mehr. Natürlich gehören andererseits Geheimnisse zum Leben dazu. Man muss also jedes Mal anders entscheiden und nach seinem Gefühl handeln, ob es Nötig ist das Geheimnis aufzudecken oder nicht.“ Einen langen Moment schweigen beide. Irgendwann scheint bei Ruffy der Groschen gefallen zu sein und er nickt vorsichtig und langsam. Kurz darauf betritt Mina den Raum. Als hätte sie geahnt, dass Ruffy von ihr gesprochen hat, hat sie sich ausgerechnet diesen Raum ausgesucht. Ein Moment, in dem sie sich die Regale anschaut und in den Raum tritt, schiebt sich Ruffy vom Tisch weg, verabschiedet sich Knapp von Robin und verlässt die Bibliothek. Mina schaut Ruffy kurz hinterher, geht dann jedoch auf ein Regal zu, nimmt sich ein Buch heraus, einen kleinen Roman, geht zu Robin herüber und setzt sich neben ihr an den Tisch. Eine Zeitlang lesen beide schweigend nebeneinander, bis Robin sich streckt und aus dem Fenster sieht. „Wir könnten eigentlich auch draußen lesen. Was meinst du? Lust, die Sonne zu genießen?“ Ein lächelndes Nicken als Antwort. Ehe die beiden Frauen den Raum verlassen und sich an Deck in die Sonne legen, gibt Robin Mina ein magnetisches Lesezeichen, welches die gewünschte Seite festhält. Brook hat das Suchen nach einer Antwort nach einer Stunde aufgegeben, sich seine Musiksammlung geschnappt und trinkt an Deck eine Tasse Tee mit Kopfhörern auf den Ohren, beobachtet Mina jedoch ab und zu, weil er es einfach nicht aus dem Kopf bekommt. Lysop bastelt an einer neuen Bombe herum, Franky liest sich noch immer einige Unterlagen durch, macht sich dazu jetzt jedoch Notizen und Skizzen. Ruffy sitzt, anders als sonst, auf der Reling und Angelt zusammen mit Chopper. Sanji bietet den Frauen süße Getränke an, die sich alle in die Sonne gelegt haben. Zorro trainiert im Aussichtsturm, das hört man bis an Deck. Es dauert eine Zeit, ehe Mina das Buch weglegt, die Augen schließt, die Beine übereinanderschlägt und sich entspannt in die Sonne legen kann. Die Tousand Sunny treibt vor sich hin, die Crew ist entspannt und gesund. Nach einer Weile bewegt Mina stumm die Lippen. Es ist Zufall, dass gerade da Brook zu ihr sieht. Ebenfalls ist es Zufall, dass die Worte, die Mina mit den Lippen formt exakt die Worte sind, die Brook vor einigen Minuten über seine Kopfhörer gehört hat. „…Das ist das Land der begrenzten Unmöglichkeiten. Wir können Pferde ohne Beine rückwärts reiten…“ Brook starrt Mina mit offenem Mund an, schaltet das Lied erneut ein, wartet keinen Moment länger, erhebt sich, geht zu ihr herüber und hält ihr die Kopfhörer an die Ohren. Er sagt nichts, doch Minas Reaktion bestätigt ihn. Sofort als sie die Melodie hört reißt sie die Augen auf, starrt Brook ausdruckslos an und wartet einen Moment. Als sie sieht, dass Brook etwas sagen will, erhebt sie sich schnell, reißt Brook die Kopfhörer aus der Hand, geht mit schnellem, festen Schritt an die Reling neben Chopper und wirft so fest und weit sie kann die Kopfhörer aufs Meer hinaus. Jetzt hängen alle Blicke an ihr. Mina bewegt sich jedoch nicht aggressiv, nicht einmal sicher. Vorsichtig dreht sie sich zu Brook um, schaut ihn nur kurz an, blickt dann jedoch wieder sofort zu Boden, umfasst ihr Buch und schreitet kurz darauf unter Deck. Als Mina aus dem Blickfeld der Crew verschwunden ist starren alle fragend zu Brook. Er schaut Mina hinterher, hält den Kassettenrecorder jedoch noch in der Hand. Mina hat nur die Kopfhörer weggeworfen, zeigt damit jedoch, was Brook jetzt zu tun hat. „Ich hätte sie wohl nicht nach ihrem Höschen fragen sollen, oder?“, fragt er dann in die Stille hinein, kratzt sich unschuldig am Hinterkopf und fängt sich kurz darauf eine Kopfnuss von Sanji ein. „Wenn ich mich zurück halte, dann machst du das gefälligst auch!“, schreit er Brook an, der sich noch den Hinterkopf hält. „Ja, ja. Ich habs kapiert.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)