Magic Trouble von Undine (Wichtelgeschichte für JoeyB) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Liebes Wichtelkind, auch wenn die Geschichte, welche ich dir hier geschrieben habe etwas kürzer ausgefallen ist, hoffe ich dennoch das sie dir gefällt. Mit viel Liebe, Schweiß und Blut habe ich mich hingesetzt, um dich hoffentlich damit glücklich machen zu können. So wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Lesen und das vielleicht ein oder andere Schmunzeln im Gesicht. Liebe Grüße, deine Wichtelmama Magic Trouble Manchmal, in der Nacht, wenn es ganz still und dunkel ist, da kann man sie hören. Es schnurrt und maunzt, es quiekt und bellt und dann, wenn man in den Himmel blickt, da sieht man sie. Diejenigen unter uns, die in der Nacht davon schwinden, mit einem Grinsen auf den Lippen. Da fliegen sie dem Nachthimmel entgegen, in fliegenden Autos und auf Besen, dem Himmel entgegen. Der Erzähler räusperte sich. Die Lippen des jungen Mannes verzogen sich leicht, doch das Mädchen auf ihrem rosa Seidenkissen wollte das er weiter las. „Bitte, bitte, Onkel Peter. Ich wollt so gerne etwas erfahren über die Magier.“ Ihre Schokoladenaugen sahen ihm bittend entgegen, ein kleiner Schmollmund bildete sich, doch er wurde je gerettet, als seine Schwester das Zimmer betrat und fest legte dass die Zeit nun herum sei. Mit einem Grinsen auf dem Lippen gab er ihr einen schmatzenden Kuss auf die Wange und sputete sich das Zimmer zu verlassen. Draußen im Flur strafte er seine Schwester mit einem bösen Blick, während er lächelte. „Wie kannst du ihr nur solche Bücher kaufen? Der letzte Schmarn“, meckerte er und zog dann seine Schwester in die Arme, die ihn allerdings ignorierte. Zumindest sah sie gerade aus, denn an der Wand über dem Schuhregal prangte in bunten Farben, ein riesiges Gemälde ihrer Tochter. „Du kannst das ja gerne beseitigen. Du hast doch die Ahnung. Mach irgendwas. Hol dein Zauberstab und ab an die Arbeit.“ Peter kicherte und ließ seine Schwester los. Als würde er irgendeine Gottheit anrufen hob er seine Arme, die Finger zu Klauen geformt, murmelte er lateinische Wörter. „Oh du Arsch“, motzte seine Schwester und schubste ihn. „Ich war selbst aufm Gym, vergessen?“ Doch er gab keine Antwort, grinste sie lediglich an. „Das war für deinen Zauberstab. Ich bin doch kein Harry Potter.“ Die Arme verschränkt betrachtete sie ihren Bruder etwas argwöhnisch. „Jetzt sag mir nicht, du kannst diese Sauerei nicht beseitigen?“ Peter griff sich in seine schwarzen Haare, betrachtete das Bild wie ein Kunsthändler und hielt sich dann die Finger gespielt vor das Kinn. „Ich wüüüüüürde saaagen.“, erklang seine gespielt hohe Stimme,“etwa um die 2 Cent würde ich dir dafür bezahlen.“ Alexandra seufzte über das Gebaren ihres Bruders und lehnte sich an die minzgrün gestrichene Wand. „Ich hab keine Lust auf deine Albernheiten. Entweder du machst das jetzt weg und beweist mir das Du ein richtiger Magier bist, oder du kannst auch ins Bett hüpfen.“ Daraufhin neigte er seinen Kopf zur Seite und lächelte sie kühl an. „Meinst du, nur weil ich ein Magier bin, muss ich dir im Haushalt helfen?“ Alexandra zuckte mit den Schultern und tat gleichgültig. „Wofür könnt ihr denn dann sonst den Mist?“ Nun schien er etwas beleidigt. Dann betrachtete er erneut die Wand. „Ich kann dir den Schwamm verzaubern, sodass du alles beim ersten Mal runter bekommst.“ Doch sie schnaubte zu seiner Seite. „Nö. Mach du mal.“ Eigentlich war Magie auch ein wenig Trickserei. Er konnte, aber musste keine Sprüche aufsagen, um etwas Magie zu bewirken, doch das würde er seiner Schwester nicht verraten. „Schweinebacke“, rief er. Das Bild der kleinen Sophie verschwand. Selbstgefällig sah er seine Schwester an, bevor er unglaublich Lautes quieken vernahm. Hinter ihnen war die kleine Sophie, die mit großen Kulleraugen und erstauntem Blick ihren Onkel und immer wieder die Wand ansah. „Du kannst das. Jaaa, jaaa, jaaa. Ich wusste es. Ich habs schonma gesehn.“ Und der kleine Wirbelwind trampelte auf ihren Onkel zu und warf sich in seine Arme. Wie von Sinnen kicherte das Mädchen und zog ihren Onkel im Kreis. „Sophie“, schallt Alexandra sie. „Was hast du hier draußen zu suchen?“ „Oh je“, lachte Peter. Alexandra wirkte pikiert, aber sollte sie ihrem Kind mal erzählen, was diese gesehen haben soll. So wirbelte er die Kleine herum, mit einem schadenfrohen Grinsen. Etwa eine Stunde später, Sophie war so außer sich gewesen, saßen die Geschwister in der Küche und tranken Marias besonders ökologischen Tee. Peter schlürfte das heiße, nicht besonders geliebte Getränk und nahm die genervten Blicke seiner Schwester mit einem Grinsen entgegen. „Du passt dann auf Sophie auf. Es kann auch eventuell etwas später werden, ich hab Übergabe.“ Dann erhob sie sich, schnappte den Schlüssel und warf ihm noch einen mahnenden Blick zu. „Peter, ich meins wirklich Ernst. Du wirst das wieder geradebiegen, aber erst wenn sie wieder wach ist.“ Eben Erwähnter seufzte leicht und zog dann seine Schwester zu sich. „Du machst dir zu viele Gedanken. Keine Angst, ich werde das schon wieder machen.“ Er streichelte ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. Und dann war sie weg. Peter lümmelte sich auf dem weißen Ledersofa im Wohnzimmer, suchte zu dieser späten Stunde ein geeignetes Programm, welches sich in einer Art Actionfilm äußerte. Irgendwann, er war ganz vertieft, ein Auto flog soeben in die Luft, da öffnete sich im hinteren Bereich eine Tür. Ganz sachte, als würde jedes Geräusch das Letzte sein, schob die kleine Sophie die Tür auf. Ein Kopf lugte heraus, sah erst zur einen dann zur anderen Seite und schlich dann auf leisen Sohlen nach draußen. Ganz aufgeregt pochte ihr kleines Herz, als sie mit freudigem Gesicht den Flur entlang tappte und durch die Glastür ihren Onkel fernsehen sah. Ihre kleinen Hände ertasteten kurz das geriffelte, kühle Glas, während sie einige Minuten die bewegenden Bilder verfolgte, jedoch alles mehr verschwommen sah. Doch irgendwann wurde der Film zu langweilig und sie blickte sich um zur gegenüberliegenden Küche. Bevor sie sich jedoch einen Keks stibitzen konnte, fiel sie fast über eine Reisetasche. Mit einem leisen Schniefen und laufender Nase untersuchte sie die fremde Tasche. Ihr Grinsen wurde breiter als sie in einer der Seitentaschen Karamellbonbons fand. Eines der Bonbons entpackte sie leise und schob es sich dann in den Mund. Glücklich durchwühlte sie die Tasche weiter, bis sie etwas Glattes und sehr Kaltes zu fassen bekam. Neugierig fischte sie es aus den unzähligen Kleidungsstücken. Da aber nur mäßiges Licht durch die Glastür drang, nahm sie das kühle Etwas mit zur Tür und betrachtete es dann genauer. Als ihr klar wurde, dass es sich dabei um eine Kette handelte, jauchzte sie leise. Diese war silbern und mit drei Anhängern in Form von Augen versehen. Sie hob es sich näher an die Augen, das Licht war spärlich durch den Fernseher vorhanden, doch wirkliche Details konnte sie nicht erkennen. Als der kühle Anhänger schon ihre Haut berührte, da schreckte sie verdutzt zusammen. Mit großen Augen und anhaltendem Atem beobachtete sie, wie eines der Augen sich scheinbar öffnete. Es leuchtete unheimlich, ein Glimmen, welches sie das Auge beobachten ließ, ohne das der Flur zu hell strahlte. Ganz begierig vergaß sie ihre Umgebung und betrachtete das Auge, welches erst nach links, dann nach rechts sah, bevor es genau in ihre Richtung blickte. Mit einem grellen Schreien ließ sie die Kette fallen, als sich Tentakel aus der Kette befreiten und Sophies Arme ergriffen. Erschrocken und in Panik schrie sie den Flur, die Wohnung und wahrscheinlich das ganze Gebäude zusammen, während die grünen Fangarme sich um sie zogen. Peter grunzte eben, als er auch schon die Schreie vernahm. Noch halb im Schlaf brauchte er einige Sekunden, bevor er sich erhob, die Decke von sich warf in hinaus in den Flur trat. Seine Finger fanden den Lichtschalter, jedoch sein Gesicht ein geschocktes Gesicht. Aus seiner Hand schoss er einen kleinen hellen Ball, der die Fangarme zurückdrängte und das Schmuckstück zu Boden fallen ließ. Das grauer Nebel daraus hervor trat bemerkte er nicht, schon hatten sich seine Arme um das weinende Mädchen gelegt. Er zog sie an seinen Körper, bis ihr Schluchzen langsam verebbte. Sanfte Worte murmelte er an ihr Ohr, sodass diese sich bald beruhigte. Ihre Kulleraugen, welche von den Tränen noch ganz wässrig wirkten, sahen ihn ängstlich an. Ihr kleines Herz pochte unregelmäßig und schnell, ihr Atem stockte immer wieder, sodass er ihren kleinen Körper alsbald erhob und sie ins Wohnzimmer trug. Nach gefühlten Stunden beruhigte sie sich zunehmend. In der Küche kochte er süßen Kräutertee und sann nach. Vorsichtig stellte er die Tasse ab und überredete das Mädchen den Tee zu trinken. „Sophie, Schatz. Trink etwas“, flüsterte er dem Mädchen zu, während er ihr immer wieder über das Gesicht strich. So vergingen einige Minuten, in denen er mit dem Kind kuschelte und ihr die Angst nahm. Es war als würde es in seinem Kopf plötzlich klingeln, wie wenn einem am Schluss der Klausur noch einfiel, dass man etwas vergessen hatte. Vorsichtig erhob er sich und ging wieder in Richtung des minzgrünen Flurs. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, während seiner Nerven anfingen zu flattern. Als er die zerbrochene Kette am Boden liegen sah, wurde ihm übel. Zittrig erhob er diese. Seine himmelblauen Augen musterten das Schmuckstück genau. Erst war es die Angst, welche von ihm Besitz ergriff, dann unheimliche Wut und das Gefühl von Verrat, aber das durfte er der kleinen Sophie auf keinen Fall zeigen. Peter machte sich daran einen Disneyfilm für Sophie herauszusuchen und bemerkte währenddessen nicht das Sophie sich irgendwie merkwürdig gebar. Nachdem er die Schöne und das Biest in das DVD-Laufwerk gelegt hatte und die bunten Bilder über den Bildschirm flimmerten, begab er sich in die Küche und trank selbst den überzuckerten Tee. Innerlich vor Wut und mit zittrigen Nerven nahm er sich eine Banane. Er schnippte zweimal gegen diese, schüttelte diese mehrmals durch, bevor er sie von sich weg hielt, dem Boden entgegen. Erst passierte nichts, dann jedoch, als würde sich die Erde in der Küche auftun, erschien stückchenweise die Gestalt eines blonden Mannes. Jener musste gerade eben noch im Bad gestanden haben, denn als Peter ihn genau betrachten konnte, trug dieser nur einen lila Bademantel. Eben erwähnte Person summte mit geschlossenen Augen, doch als dieser nach vorne griff, da ging seine Hand leer aus. Fast wäre der blonde Mann gestürzt, doch Peter hielt ihn. Verdattert sah ihn der blonde Mann an, in seinen Augen spiegelte sich erkennen, doch bevor Peter etwas erwidern konnte bemerkte er wie seine rechte Wange anfing zu brennen. Das hatte er wahrscheinlich verdient. „Georg tut mir leid. Ich brauch dich hier, ist sozusagen ein Notfall hier.“ Der Mann namens Georg starrte ihn nur zusammengekniffenen Augen an. „Nur weil wir einen Bananenportalzauber haben, bedeutet das nicht das du mich jede Zeit rufen darfst.“ Georg verlieh seinen Worten Nachdruck, indem dieser Peter von sich schob, doch sobald er einen Schritt machen wollte, da spürte er auch schon die klebrige Masse unter seinen Füßen. „Für diesen Fauxpas sollte ich dich umbringen“, murmelte Georg, der die helfenden Arme Peters annahm und sich dann der Banane entledigte. „Du hättest mich wenigstens anrufen sollen und Bescheid sagen können.“ Peter seufzte und betrachtete seinen Freund. „Tut mir leid. Ich wollte nicht unbedingt von ihrem Festnetz nach London anrufen, sie hätte mich umgebracht.“ Georg schob sich Peter entgegen, mit seinen Blicken erdolchte er ihn. „Hast du wieder dein Handy vergessen?“ Peter bejahte und umarmte dann Georg. „Sei bitte später sauer auf mich. Ich hab ein riesiges Problem und brauch deine Hilfe.“ Georg seufzte und folgte ihm hinaus in den Flur. „Was is mit Sachen? Ich hab nix mit“, moserte er erneut. „Später“, antwortete Peter und konnte darauf folgend ein gemurmeltes Arschloch vernehmen. Peter blieb jedoch nach einigen Schritten stehen, bückte sich und packte nach der Kette, die er sich vorhin nicht getraut hatte anzufassen. Er zeigte die Kette mit den gesplitterten Glasaugenanhängern Georg, der diese Peter entgegen nahm. Einige Male drehte Georg die Kette, während er sich versuchte daran zu erinnern. „Hat dir nicht der Älteste die Kette gegeben?“ Peter nickte und sackte dann etwas zusammen. „Er hat sie mir anvertraut, ich sollte das Scheißteil morgen wieder geben und dann dass heute.“ Georg betrachtete Peter und lächelte milde. „Was ist denn passiert? Sie ist dir lediglich heruntergefallen und etwas beschädigt.“ Doch Peter seufzte schwer und wuschelte durch seine Haare. „So einfach ist das nicht. Sophie muss es in der Hand gehabt haben. Denn ich hab sie nur noch schreien gehört, irgend nen Tentackeldingens hatte sie gegriffen und ich bin froh das Sie sich jetzt beruhigt hat.“ Georg wirkte nun etwas geschockt. „Wo hattest du denn die Kette gehabt? Kannst du dir nicht denken das kleine Mädchen neugierig sind?“, meinte er. Peters dunkle Augen glühten, dann schob er die Tür zum Wohnzimmer auf. Gerade eben sangen alle im Film und Peter musste lächeln. Als er jedoch in Richtung des Sofas sah, wo eigentlich Sophie sein musste, da stutzte er, als er diese nicht vorfand. „Sophie? Kleines?“ Peter ging zum Sofa, hob die Decken und Kissen hoch, sah zum Sessel, doch da war sie nicht. Etwas in Panik rief er erneut ihren Namen und irgendwann tippte ihn Georg an. Er blickte sich um und in dessen Händen fand er einen blonden Hasen. Blonder Hase? Mit großen Augen nahm er den kleinen Hasen entgegen. Ihm stockte der Atem, als er das ängstliche Häschen in seine Arme nahm und das Fell leicht streichelte. Gebannt sah ihm Georg entgegen, der selbst nicht fassen konnte, was er eben gefunden hatte. Peter schien jedoch total neben der Spur zu sein, als er den Hasen ganz innig an sich presste und Tränen unterdrückte. „Scheiße Georg“, murmelte Peter. „Wenn das Alexandra erfährt, dann bringt sie mich nicht nur um, sondern ihre Welt wird auch untergehen. Wie lange lebt denn eigentlich so ein Hase?“ Mit Tränen in den Augen sah er Georg an, dessen Mitleid nur so aus jeder Pore zu triefen schien. „Ach Sophie“, murmelte er. „Ja?“ Peter schien sich verhört zu haben und als er sich umdrehte da konnte er es kaum fassen, als er das Mädchen sah. „Sophie? Was machst du hier? Oh verdammt.“ Peter gab den Hasen an Georg weiter und packte sich seine Nichte. „Herrje Mädchen, wo hast du gesteckt und vor allem wo ist der Hase her?“ Sophie wirkte bestürzt, als sich ihr Onkel so komisch benahm. Etwas verängstigt blickte sie zu Georg, den sie schon zuvor kennengelernt hatte, dem Hasen und Peter her. „Ich war hier“, sprach sie leise. „Draußen auf dem Balkon, da hoppeln ganz viele hübsche Hasen“, meinte sie kleinlaut. Peter fühlte sich wie im falschen Film. Mochte er meist ein angenehmer Zeitgenosse sein, war ihm das Ganze hier absolut nicht geheuer. So packte er Sophie erneut und verfrachtete sie aufs Sofa. „Du bleibst hier, Kleine“, instruierte er und ging dann Richtung Balkon. Von hier aus konnte er nichts sehen, und auch als er zurückblickte, da schien selbst Georg nichts zu bemerken, der sich gemeinsam mit dem Hasen zu Sophie gesetzt hatte. Peter hatte nun eine innere Mission. Herauszufinden, was auf dem Balkon vor sich ging und dem Alten der Ältesten irgendwann eine reinzuhauen. Hätte dieser bärtige Blödmann ihm nie die Kette anvertraut, müsste er sich jetzt nicht mit derlei Problemen herumschlagen. Doch Peter wäre nicht Peter, wenn er sich nicht den Gegebenheiten stellen würde. Mit einem Grinsen auf den Lippen und er Frage wie Sophie es auf den Balkon geschafft hatte, da öffnete er die Tür. Doch es war nur die sanfte Brise, welche die Blätter zum Singen brachte. Draußen war es vollkommen still und ziemlich kalt. Eine Laterne erhellte den Balkon spärlich und Peter hinterfragte langsam seinen Verstand. Hatte er sich das nicht vielleicht eingebildet? Doch bevor er weitere beruhigende Dinge denken konnte, da hatte er das Gefühl als würden seine Füße in etwas Weichem stecken. Seine Hand fand den Lichtschalter. Als Peter nach unten blickte, sah er lauter bunte Hasen. Grüne, gelbe, blaue, rote und sogar lila Häschen, die sich alle um seine Füße gescharrt hatten und ein wohliges Gefühl bescherten. Als würde er in den flauschigsten Schuhen stecken, die er je getragen hatte, oder auf Wolke sieben. Hatte die Kette das bewirkt? Wohl wahrscheinlich. Kein Wunder, das der bärtige Mann ihm die Kette zur Aufbewahrung gegeben hatte. Als Peter nach unten blickte, sahen ihn die Hasen an. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Er strich über das Fell der Hasen, die ihn jetzt neugierig anblickten. Waren das magische Hasen? Er hatte zwar davon noch nichts gehört, aber gab es die nicht auch bei Alice im Wunderland? Allerdings befand er sich hier und nicht in irgendeiner anderen Welt. Während er über mögliche Antworten sinnierte, bemerkte er den Tumult im Wohnzimmer nicht. Er griff nach einem der Ohren des gelben Hasen. Es war warm, was also hieß, dass die doch süßen Tiere lebendig sein mussten. Peter zuckte zusammen, als etwas gegen das Fenster von innen krachte. Mit klopfendem Herzen versuchte er sich umzublicken, doch seine Füße wollten nicht nachgeben. Als würden die Hasen seine Füße abhalten. Wenn er jetzt so nach unten sah, schien dies gar nicht so abwegig, denn während die Hasen eben noch wie Häschen gewirkt hatten, befand sich jetzt eine Art Glitzern in deren Augen. Innerlich fluchte Peter, dass er sich hatte einlullen lassen, denn als er gerade ausblickte, sah es aus wäre eine Art bunter Kreis, aus denen Massen von Hasen hoppelten. Peter keuchte, als die Hasen anfingen sich an seiner Jeans nach oben zu hangeln. Logik hin oder her, das war ganz und gar nicht mehr logisch. Mit einem wüsten Schrei kickte er einige Hasen weg. Das schien wohl der falsche Weg gewesen zu sein, denn als noch einmal einen Blick wagte, da starrten ihn die Hasen mit roten Augen an. Als schienen sie alle irgendwelche Zombiehäschen zu sein. Jetzt zweifelte Peter wirklich an sich, und während die Meute der Tiere sich auf ihn stürzte, zog er schnell an der Balkontür und rettete sich ins innere. Es waren nur noch die Geräusche der Tiere zu vernehmen, wie sie als eine Art lautstarker Regen gegen die Balkontür prasselten. Peter massierte sich kurz die Schläfen. Vielleicht wurde er ja langsam paranoid? Doch schon bald vernahm er die Schreie von Sophie. Der Fernseher lief noch, doch keiner befand sich mehr im Wohnzimmer. Seufzend begab er sich in den Flur, nur um zu erleben wie ein bestimmt mehr als zwei Meter großen, rosa Hase gerade an seinem Freund knabbern wollte. Sophie, seine kleine blonde Nichte schlug auf den Hasen mit ihren Schuhen ein. Das Ganze war so verrückt, das es wieder urkomisch wirkte. Doch er brachte sich zur Ruhe, hob seine Hand – und wurde augenblicklich durch gellendes Geschrei unterbrochen. Ein Regen aus rosa Federn ergoss sich auf die drei Personen, ausgelöst durch die Explosion des Hasen. Verdutzt nahm er eine der Federn in die Hand und strich darüber. „Ich glaube ich werde verrückt“, murmelte Peter. Georg, der Sophie an der Hand hatte und selbst mitgenommen wirkte, verneinte seine Aussage. Lediglich Sophie schien von dem Ganzen begeistert zu sein. Ihre Augen leuchteten förmlich und sie lächelte ununterbrochen. „Ich glaube wir können nicht auf den Balkon, da ist ne Meute Killerhasen“, teilte er den beiden mit. Georg sah ihn fragend an, doch Sophie kicherte. Peter ging das Ganze noch mal durch, während die Drei es sich in der Küche gemütlich machten. Er setzte eine Kanne Beruhigungstee auf, den Georg und er bestimmt gebrauchen konnten. Zuallererst war, da seine Kette die Sophie anscheinend beschädigt hatte, dann tauchten Killerhasen auf dem Balkon auf, als nächsten war ein riesiger pinker Hase im Flur gewesen, der Georg sogar eine Schramme zugefügt hatte. Peter begab sich zu Georg, lehnte sich an ihn und murmelte eine leise Entschuldigung, die Georg allerdings revidierte. „Heute ist Halloween. Vielleicht ist das ja eine Art Streich, und wenn wir morgen aufwachen ist, alles wieder gut.“ Peter lächelte ob der Worte und gab Georg einen sanften Kuss. „Ich suche dir ein paar Sachen raus.“ Nachdem alle den Tee getrunken hatten, begab sich Peter ins Badezimmer. Er wusch sich das Gesicht, kämmte seine Haare und hielt dann inne. Gänsehaut überzog seine Haut, arbeite sich von einem Gefühl aus dem Nacken weiter zu den Armen, bis sein ganzer Körper damit übersät war. Im Spiegel blickte er sich an, das kantige und von Lachfalten gezierte Gesicht, das eben wieder unsicher wirkte. Peter musterte das blaue Bad seiner Schwester, konnte allerdings nichts Unheimliches finden, weshalb er hätte, Angst haben müssen. Im Hintergrund hörte er das sanfte Plätschern des Regens, anscheinend hatte es einen Wetterumschwung gegeben. Irgendetwas roch komisch. Peter schnüffelte kurz, ging Richtung Toilette und hielt sich die Nase zu. Er betätigte mehrmals die Spülung. Als er jedoch die Klobrille hob, da sah er das sich eine lila Masse in der Toilette befand. Er betätigte die Spülung noch einmal, doch die Masse schien nur weiter zu wachsen. Unruhig verließ er das Zimmer, begab sich ins Wohnzimmer, wo Sophie gerade eben Barbie und der Nussknacker ansah. Er winkte Georg zu sich und gemeinsam gingen sie in Richtung Bad. „Alles in Ordnung, Peter?“, erkundigte sich Georg, doch der Angesprochene antwortete nicht. Im Bad ging er schnurstracks zur Toilette, öffnete den Deckel und stockte. „Was ist los?“, flüsterte Georg, doch Peter konnte nicht reagieren. „Da war eben noch etwas drin gewesen.“ Georg antwortete eine Weile nicht. „Hör auf mich zu verarschen. Das ist eklig.“ Doch Peter schüttelte nur den Kopf. „Hier war was drin, ich kanns nicht genau definieren, wie eine Masse.“ Georg schüttelte sich vor Lachen, während er gleichzeitig Würgegeräusche von sich gab. Peter allerdings knuffte ihn in die Seite, mit ernstem Blick betrachtete er seinen Freund. „Ich meins Ernst. Was denkst du denn, was ich dir zeige?“, ereiferte sich Peter. Doch dabei musste er selbst grinsen. Jetzt empfand er Georg echt für ein Schwein, vielleicht war es auch seine Schuld. Als beide das Bad verlassen wollten, da sahen sie, dass ihnen der Weg versperrt wurde. Nun schien Georg das Ganze nicht mehr so lustig zu finden und auch Peter gefiel das ganz und gar nicht. „Wie hast du vorhin den Hasen fertiggemacht?“, flüsterte Peter, während er das Glibbermonster betrachtete, das wie ein riesiger Wackelpudding aussah. Ein Wackelpudding mit Hakennase und zwei Glupschaugen. „Keine Ahnung. Ich hatte zu tun gehabt dass das Ding mich nicht frisst.“, erwiderte Georg. „Na super.“, murmelte Peter. „Klomonster“, flüsterte Georg. Dieser Aussage musste Peter beipflichten, irgendwie erinnerte ihn das genau an das Ding. Aber was sollten die beiden jetzt tun. Während die glibberige Masse den beiden Magiern näher kam, hoben beide unisono ihre Hand und feuerten ein weißes Kügelchen ab. Es rauchte zwar ordentlich, aber Peter hatte das Gefühl, dass das Ding sich mehr amüsierte, als zu ängstigen. Jetzt stank es bestialisch nach Kloake. Umso näher, wie das Ding kam, wünschte Peter sich eine Nasenklammer zu haben. Ein Lächeln zierte seine Lippen, als er einfach nach vorne stürmte und einen Schlag auf die wabbelige Masse gab. Aber das Monstrum lachte in seiner eigenen Art, sodass der Boden bebte. Er versuchte sich zurückzuziehen, doch die klebrige Masse wollte seinen Arme gar nicht mehr hergeben. Jetzt war der Gestank nahezu unerträglich. Peter zerrte und zog, doch immer mehr wurde er weiter hineingezogen. „Verdammt Georg mach was dagegen!“, keifte er. „Was denn verdammt was?“ Und dann schien Peter ein Licht aufzugehen. „Hol den Föhn aus dem Schrank“, schrie er ihm entgegen. Nach nur wenigen Sekunden konnte er die Wärme des Föhns spüren. Die Wabbelmasse schien auszutrocknen und auch Peter konnte sich freimachen. Er murmelte einen alten Spruch und schleuderte den Feuerball gegen das Monster. Mit einem lauten Platschen zersprang das Ding in tausend Teilchen von – lila Wattebällchen. Peter war am Ende, als er das Wohnzimmer betrat und Sophie beobachtete, wie sie mit Barbie sang. Er streichelte ihr über die Stirn, ihr zuckersüßes Lächeln erweichte wie immer sein Herz. „Kleine Maus, ich glaube wir müssen ins Bett.“ Sofort wandelte sich ihre gute Laune. Wieder sah sie ihn schmollend an. „Das geht aber nicht. Da ist noch der schwarze Mann unterm Bett.“ Peter runzelte die Stirn, während er die Antwort verarbeitete. Georg räusperte sich und ging in die Hocke vor Sophie. „Dann lass ihn uns gemeinsam besiegen, Prinzessin Sophie.“ Peter lächelte zwar, machte sich jedoch Sorgen, was als Nächstes käme. Gemeinsam betraten sie das Zimmer der Prinzessin, welche umgeben von ihren treuen Magiern war. Erst sahen die jungen Männer im Schrank nach, beim Fenster, auf dem Schrank und schlussendlich beim Bett. Doch nirgendwo versteckte sich etwas. Als Peter unters Bett sah, da sah er schlichtweg nichts. „Prinzessin, ihr seid hier vollkommen sicher“, schmunzelte Peter. Doch Sophie schüttelte den Kopf und zeigte auf die Wand nahe der Tür. Dort befand sich ein Schatten, der nicht von den Männern, noch dem Mädchen geworfen wurde. Drei Augen öffneten sich und das kleine Mädchen stolperte nach hinten, hinein in die Arme von Georg. Peter allerdings schien nun zu verstehen. Die Kette musste Sophies Ängste widergespiegelt haben und nun selbst aktiv werden. Innerlich verfluchte er das Oberhaupt der Magier, welcher ihm die Kette erst ausgehändigt hatte. Er sprach laut einen Zauber aus, um so diesem mehr Kraft zu verleihen, doch als er die Magie gegen den Schatten schleuderte, da schien das Ding seine Kraft nur aufzusaugen. Das Schluchzen hinter ihm kam von Sophie, welche sich sichtlich ängstigte. Etwas ratlos betrachtete er den Schatten, welcher sich langsam weiter ausbreitete. Dunkelheit hüllte das Zimmer weiter ein und auch Georg, der selbst etwas gegen den Schatten schleuderte, konnte nichts ausrichten. Panik fraß sich in ihn, als wäre es ein leichtes sein Selbst zu vereinnahmen, auch Georg fühlte sich zunehmend gelähmt. Was wenn das Ding den ganzen Raum verdunkeln würde? Wäre sie dann gefangen? Auf ewig gefallen? Nein, er musste etwas dagegen tun. Doch bevor Peter etwas unternehmen konnte, da war Sophie gegen den Player gefallen, als sie weiter ausweichen wollte. Georg half ihr gerade hoch, als der Schatten seine Arme ausbreitete und den ganzen Raum verdunkelte. Nur die drei Augen waren zu sehen. Plötzlich vernahm er undefinierbare Stimmen. Bibi und Tina? Sie sprachen gerade über die Reporterin, und während das Hörspiel weiter lief und Sophie diesem gebannt lauschte, da zog sich der Schatten zurück. Das Licht kehrte langsam zurück, ein Auge hatte sich geschlossen und da ergriff Peter die Initiative und schoss einen weiteren hellen Ball gegen das eine Auge. Georg tat es ihm gleich und gemeinsam zerstörten sie den Schatten, der sich in Rauch auflöste und in einen Regen aus Bonbons überging. Sophie war so fasziniert, dass sie einige Bonbons ganz sprachlos fing. Irgendwann, als er in der Nacht auf die Uhr sah, da war es schon drei Uhr. Da er keine Lust hatte ewig mit Sophie zu streiten, klappte er das Sofa aus und alle drei schliefen gemeinsam im Wohnzimmer. Der Duft von frischen Semmeln, Kaffee und Alexandras bitterböse Weckkünste weckten Peter. Sie begrüßte den verschlafenen Georg herzlich, küsste ihre Tochter und erdolchte Peter mit ihren Blicken. Auch ihr Großvater Alfred war zu Besuch, der Peter irgendwann zur Seite nahm. „Ich hab hinter dir her geräumt. Ich glaube deine Schwester wäre sonst außer sich gewesen.“ Peter seufzte und hielt eine Hand an seine Stirn. „Was hast du mir da für ne Kette gegeben Opa? Die hat uns die ganze Nacht wach gehalten.“ Wie um dies zu bestätigen, gähnte Peter, doch Alfred nahm seinen Enkel nur beherzt in die Arme. „Ist die nicht toll? Hab sie selbst mit einem Albtraumzauber versehen“, erwiderte sein Großvater überschwänglich. Peter fühlte sich jedoch ausgelaugt. „Georg hat aber eine Schramme und Sophie sehr viele Bonbons, also sag mir nicht das Es nur ein Traum war.“ Alfred fixierte Peter. „Nun, Enkelsohn. Heute ist der Tag nach dem Fall, du hast praktisch den Prototyp bekommen und die sind ja bekanntlich nicht immer so ausgereift, aber du hast mir unheimlich geholfen, ich wollte eigentlich nur das Positive mitnehmen lassen.“ Da Peter rein gar nichts verstand, ließ er seinen Großvater stehen. Zumindest war es eine Beruhigung zu Wissen dass Magier noch immer die Einzigen, neben der Menschen auf der Welt waren. Nicht auszudenken, wenn es wirklich Zombies oder riesige Klomonster gab. Albtraum hin oder her, er hatte Halloween ganz vergessen. Eigentlich wollte er einen tollen Film ansehen, doch nun war ihm an allem die Lust vergangen. „Peter?“, es war Alexandra, die nach ihm rief. Er folgte ihr in die Küche und betrachtet den Ofen mit genauso ernster Miene wie seine Schwester. „Denn kannst du selber sauber machen“, sprach er, doch Alexandra beschäftigte etwas anderes. „Ich wollte eben meinen Braten aufsetzen, aber schau doch bitte mal da unten hinein.“ Als Peter den Ofen öffnete, sahen ihm zwei Knopfaugen entgegen. Das pinkfarbene Häschen betrachtete erst ihn, dann seine Schwester, bevor es zum Sprung ansetzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)