風の記憶 (Kaze no kioku) von tarantye-no (Die Erinnerung des Windes) ================================================================================ Kapitel 12: Hochzeit -------------------- Kaya wurde am Tag der Hochzeit bereits im Morgengrauen von Haruko geweckt, um zurechtgemacht zu werden. Müde saß er nun im Bad und bemühte sich darum, in all der Hitze nicht wieder einzudösen. Er musste daran denken, dass nach der Hochzeit auch die dazugehörige Nacht anstand und mit einem Mal befiel ihn Panik. Was würde passieren, wenn Akira sehen würde, was er war? Wenn er ihn von sich stoßen würde und die Hochzeit annullieren würde? Sein Herz klopfte wie verrückt bei diesem Gedanken und abrupt stand er auf. Nun war es so oder so zu spät, er musste sich dieser Situation nun stellen, auch wenn ihm die Vorstellung, Akira könne ihn verstoßen, wahnsinnig wehtat. Er trocknete sich ab und schlüpfte in den Schlafkimono, ging zurück in sein Gemach, wo er sich Haruko, die mit einem Kamm bewaffnet war, bereits gegenüberstand. Schweigend fügte er sich seinem Schicksal und während er auf dem Boden saß, konnte er den Blick nicht von dem Hochzeitskimono nehmen, der bereits auf einem Ständer hing und nur darauf wartete, von ihm getragen zu werden. Er war so prächtig und so wertvoll… Er traute sich kaum, diese kostbare Seide zu tragen, geschweige denn anzufassen, allein schon die Stickereien waren so detailliert, dass diese Bekleidung nur von einem sehr begabten Kimonomacher stammen konnte. Es dauerte eine ganze Weile, bis Haruko fertig war und nahm den Spiegel zu sich, betrachtete sich darin und erschauderte leicht. Er erkannte sich gar nicht mehr, so sehr hatte er sich durch die Schminke und die Frisur verändert. Vorsichtig strich er sich über die Haare und drehte den Kopf von rechts nach links. „Ihr seht wundervoll aus, Kaya-sama. Die Frauen werden so neidisch sein, wenn sie Euch sehen!“, rief Haruko verzückt aus, während sie das Unterhemd und das Unterkleid sowie den Obi hervorholte. „Oh und was Akira-sama erst sagen wird! Er wird begeistert sein!“ Gegen seinen Willen wurde Kaya bei dieser Vorstellung rot. Trotz seiner Angst war er wahnsinnig gespannt auf die Reaktion Akiras, wenn er ihn dann später sehen würde. Bevor sie sich dann für die eigentliche Zeremonie endlich sehen würden, musste er sich noch einem Reinigungsritual im Schrein unterziehen, um von allen Sünden befreit zu werden, sonst würde die Heirat trotz des ausgewählten Tages unter einem schlechten Omen stehen. Diese Vorgehensweise erschien ihm absolut unnötig, denn egal wie oft er sich reinigen würde, er würde niemals sündenfrei sein. Er war die Sünde an sich. Nicht ganz Frau, nicht ganz Mann, eine Abart. Die Götter müssen seine Eltern gehasst haben, trotz ihres Fleißes und ihrer Frömmigkeit. Und trotz dieser Tatsache hatten sie ihn bedingungslos geliebt und sich kein einziges Mal beschwert. Mit einem Mal packte ihn die Sehnsucht nach dem kleinen Dorf in den Bergen, umgeben von Reisterrassen und Wäldern, nach dem Lärm der Händler auf dem Markt. Er sehnte sich nach seinem Zimmer, das ihm die Sicht auf das Tal freigab, danach, in die Wälder zu gehen und sie zu erkunden. Doch vor allem sehnte er sich nach den groben Händen seiner Mutter, die ihn sanft streichelten, ihm Wärme gaben und mit so viel Liebe das Essen zubereiteten. Die warme, tiefe Stimme seines Vaters, die ihm immer Mut zugesprochen hatte, die ihn als Kind in den Schlaf gewiegt hatte. Wie sehr wünschte er sich nun, sie wären hier und würden ihm beistehen… Leicht schloss er die Augen und unterdrückte ein Zittern, atmete tief durch. Nein, jetzt durfte er sich nicht so gehen lassen. Er wusste, ihnen ging es gut, sie lebten dank ihm nun wirklich sicher und ohne Sorgen wegen Geld oder Essen. Als er ihnen geschrieben hatte, dass er heiraten würde, hatten sie sich für ihn gefreut und ihm viel Glück gewünscht. Er war sich sicher, sie waren erleichtert, dass er jemanden gefunden hatte, der ihn so nahm, wie er war, dabei wusste Akira gar nichts von allem. Er spürte die Feuchtigkeit in seinen Augen und zählte innerlich bis drei, atmete dann tief durch und spürte, wie die Augen wieder trockneten. Er lächelte Haruko schüchtern an und stand auf, streifte sich den Schlafyukata ab und ließ sich das Unterhemd und das Unterkleid anziehen. Die Tür wurde aufgeschoben und Takiko trat ein, mit einem Bündel auf dem Arm. „Kaya-sama, erinnert Ihr Euch an den Uchikake*, den Eure Mutter Euch mitgegeben hat? Ich finde, es wäre die perfekte Ergänzung für den Hochzeitskimono.“, sagte sie leise und legte das Kleidungsstück vor ihnen aus. Mit großen Augen sah Kaya darauf und strich über den roten Seidenstoff, der eine Landschaft mit Wacholderbäumen, Seen und einem Schwarm Kranichen mit goldenen Flügelspitzen darstellte. „Es ist mit Sicherheit ein Erbstück von ihr. Ich werde gut darauf aufpassen.“, sagte er mit sanfter Stimme und lächelte. Wenn sie ihn darin nur sehen könnte… Der Uchikake wurde ebenfalls aufgehängt und Haruko zog ihm nun einen einfachen hellgrünen Kimono mit Blauregen-Muster und einem silbernen Obi mit Wassermuster darauf an, den er während des Reinigungsrituals tragen würde. „Ich denke, der Priester wird begeistert sein.“, meinte sie und kicherte, steckte ihm noch vorsichtig ein Kanzashi** ins Haar. „Ihr seht wunderschön aus, Kaya-sama.“ Verlegen sah der Junge sich im Spiegel an und schluckte. Nicht mehr lange… * * * Der Abend nahte und Kaya wurde nun zum zweiten Mal neu eingekleidet, dieses Mal allerdings in den weißen Hochzeitskimono und der Uchikake seiner Mutter. Er schmiegte sich schon fast hinein und roch an dem feinen Seidenstoff, atmete den Geruch von Tatami und lackierten Holz ein. Der Geruch von zuhause… Die Tür öffnete sich und zwei Diener verbeugten sich. „Es ist soweit, Kaya-sama.“, sagte Haruko sanft und lächelte, folgte ihm zusammen mit Takiko den Gang entlang. Kaya hatte ganz zitternde Beine vor Angst und Aufregung und war peinlichst darauf bedacht, nicht über die Stofflagen zu stolpern. Bald darauf waren sie im Teil des Palastes angekommen, in dem die Zeremonie stattfinden sollte und schüchtern betrat er den Saal. Die Priester, die dafür zuständig waren, dass alles richtig durchgeführt wurde, standen auf und verbeugten sich vor ihm, brachten ihn zu einem erhöhten Platz und Kaya ließ sich vorsichtig auf das seidene Kissen sinken. Das alles verunsicherte ihn so sehr… Doch als sich die Tür erneut öffnete und Akira eintrat, war dieses Gefühl mit einem Mal vollkommen verflogen und wich einer großen Vorfreude, gepaart mit ein bisschen Angst vor dem, was heute Nacht kommen würde. Akira ließ sich neben ihn sinken und lächelte ihn an. „Du siehst wunderschön aus.“, sagte er leise und Kaya spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Leicht senkte er den Blick und atmete tief durch. Als letztes kam der Shogun und zusammen mit Akira und den anderen Anwesenden verbeugte er sich tief, als Seiimei sich auf seinen erhöhten Platz gegenüber von ihnen in einiger Entfernung sinken ließ. Hinter ihm saß Hiko, die Hände im Schoß gefaltet und man konnte deutlich das Kurzschwert sehen, das er an seiner Hüfte trug. Dieser Anblick war überaus seltsam, denn Hiko war feminin gekleidet und benahm sich auch so und Schwerter an Frauen zu sehen, war falsch. Doch er war keine Frau und noch dazu der persönliche Leibwächter des Shoguns. Die Priester warteten, bis alle bereit waren und begannen dann mit der Zeremonie, von der Kaya aber eigentlich nichts mehr mitbekam, denn er fühlte sich wie entrückt, lediglich das gemeinsame Sake trinken*** blieb ihm in prägender Erinnerung. Schneller als er gedacht hatte, war alles zu Ende und die Hochzeitsspeisen wurden aufgetragen, die seiner Meinung nach ein Vermögen gekostet haben müssen, so aufwendig, wie sie gestaltet waren. Vor Aufregung bekam der Junge kaum etwas hinunter und sah immer wieder zu Akira, der sich mit einigen Männern neben sich unterhielt. Trotz der vielen Menschen fühlte er sich mit einem Mal allein, denn er kannte niemanden außer Hiko, der allerdings bei dem Shogun bleiben musste. Leicht senkte Kaya den Blick und trank gedankenverloren von seinem Tee, ehe er Akiras Stimme vernahm. „Ich denke, es ist Zeit, meine Braut in ihr neues Zuhause zu führen. Ich bitte Euch, uns zu entlassen, Eure Majestät.“, sagte er und verbeugte sich vor Seiimei und Kaya beeilte sich, das gleiche zu tun. Seimei schmunzelte nur und nickte. „Ihr seid entlassen, Hauptkommandeur.“ Langsam erhob Kaya sich und hob seinen Uchikake, folgte Akira und verbeugte sich noch einmal tief vor Seiimei, ehe er mit seinem neuen Ehemann die Gänge entlangging. „Du siehst wirklich wunderschön aus, Kaya-chan.“, sagte dieser leise und auf die Wangen des Angesprochenen legte sich eine gesunde Röte, während er weiter schwieg. Er wusste, was nun kommen wurde und sein Herz klopfte vor Angst und Aufregung, als zwei Diener aus dem Dunkel auftauchten und eine große Tür öffneten. „Das ist unser gemeinsames Heim. Es wird vielleicht eine große Umstellung für dich sein, von der Ooku nun hierher zu kommen, aber ich hoffe trotzdem, du wirst dich hier einleben. Deine zwei Kammerfrauen haben selbstverständlich auch einen Raum in der Nähe von uns und wenn du sie brauchst, kannst du jederzeit nach ihnen verlangen.“ Kaya nickte nur leicht und sah, wie Akira auf eine weitere Tür zuging und sie aufschob. „Und das hier ist unser Schlafraum.“ Er drehte sich zu ihm und grinste breit, zog ihn zu sich und begann, seinen Uchikake langsam auszuziehen und auf den Boden fallen zu lassen. Kaya stand regungslos vor ihm und sah ihn mit großen Augen an, konnte sich kaum bewegen vor Aufregung. Gleich würde es passieren… „Hast du Angst, Kaya-chan?“, fragte Akira leise und Kaya deutete zuerst ein Kopfschütteln an, nickte dann aber schüchtern und krallte die Finger in seinen weißen Kimono. „Sssht… Hab keine Angst…“ Er spürte die Hände des Älteren an seinen eigenen und ließ sie lösen, fühlte gleich darauf seinen warmen Körper an sich. „Ich bin vorsichtig und sanft… Entspann dich.“ Gleich darauf lagen sie auf dem Futon und Akira beugte sich über ihn, küsste ihn sanft. Kaya zuckte zurück und wusste gar nicht, wie er darauf reagieren sollte. Dieses ganze intime war so vollkommen neu für ihn und es überforderte ihn, doch Akira schien das zu merken, denn seine Hände streichelten ihn nun beruhigend, um ihm die Angst zu nehmen und langsam lockerten sich seine Muskeln. „Wenn es das erste Mal ist, hofft man immer, es mit jemandem zu erleben, den man liebt. Es tut mir Leid, das dies bei dir nicht der Fall ist.“, sagte der Ältere leise, doch Kaya schüttelte hastig den Kopf. „Nicht… Entschuldigt Euch nicht. So… empfinde ich gar nicht.“, wisperte er und errötete stark. Überrascht sah Akira ihn an und begann, seinen Obi zu lösen. Mit funkelnden Augen sah er zu, wie der weiße Kimono langsam lockerer wurde und anfing, von Kayas schmalen Schultern zu rutschen. Er mochte es, dabei zuzusehen, wie dieses Kleidungsstück immer mehr von diesem wunderschönen Körper, den es versteckt hatte, freigab. Vorsichtig zog er ihm den Obi aus und legte ihn neben sich auf den Tatami, ehe er sich ihm wieder zuwandte und ein wenig mit den Zipfeln des Kimonos spielte, sodass dieser immer weiter hinunterrutschte. Dabei ließ er Kaya aber keinen Moment aus den Augen, bereit, sofort aufzuhören, sollte es zu viel werden. Kaya jedoch war fasziniert von der Art und Weise, wie Akira vorging, auch wenn er ihn nicht als brutalen Ehemann eingestuft hatte, ging er doch irgendwie davon aus, das alles weitaus weniger zärtlich von statten gehen würde. Schließlich wurde sein Kimono ebenfalls beiseite gelegt und mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass er nun nur noch das Unterkleid und das Unterhemd trug und verkrampfte sich abrupt, drückte die Beine zusammen und zog den Stoff eng um sich. Verwirrt über diesen Wandel hob Akira die Brauen und betrachtete ihn, strich sanft seine glatten Beine entlang. ,,Kaya… Bitte. Ich will dir nicht mehr weh tun, als ich es muss, doch von uns… Es wird erwartet, dass wir den Beischlaf vollziehen.“, sagte er nun langsam, aber ernst und drückte ihn vorsichtig zurück in den Futon, strich seine Seiten entlang. Das alles gestaltete sich doch schwieriger, als er gedacht hatte und er hatte das Gefühl, es war nicht wirklich Angst vor dem Akt selbst, sondern eher etwas anderes, das Kaya zurückhielt. Dem wollte er auf den Grund gehen, denn er wollte nicht, dass diese Frau, die er so sehr begehrte, in Angst vor ihm lebte. Er würde ihr die Welt zu Füßen legen, wenn sie das von ihm verlangte und er wünschte sich nichts mehr, als sie zum Lächeln zu bringen. Doch der ganze zerbrechliche Körper zitterte nun deutlich vor Angst und das machte es ihm schwer, weiter zu gehen, aus Sorge, ihr ernstlich weh zu tun. Mit leichter Gewalt zog er ihr nun das Unterkleid aus der Hand und strich es beiseite, drückte mit einigem Zwang die Beine auseinander und erstarrte. Mit verwirrtem und ungläubigem Gesichtsausdruck saß er vor ihr und sah von ihrem Gesicht, in dem sich nun noch größere Angst widerspiegelte zu ihrem… oder eher seinem? Beckenbereich, ehe er erneut hin- und herschwang. Schließlich löste er langsam seine Finger und ließ sich zurück auf den Futon sinken, kniete nun nur so vor Kaya und schwieg. Kayas Herz klopfte vor Angst, als er diese Reaktion bei Akira sah und sofort wich er zurück, zog das Unterkleid wieder um sich und verbeugte sich tief vor ihm, traute sich nicht mehr, ihn anzuschauen. „Bitte… Verzeiht mir, Akira-sama. Ich… ich kann verstehen, dass es nicht das ist, was ihr erwartet und Euch auch gewünscht habt und wenn… Ich bin sicher, Ihr besteht darauf, sofort die Ehe zu annullieren und ich kann es verstehen. Ich werde… gehen. Ich werde Euch nie mehr belästigen.“, wisperte er und sein gesamter Körper verkrampfte sich. Was hatte er für Wunder erwartet? Dass Akira das alles so hinnahm wie es war und vielleicht sogar Begeisterung empfand? Er musste ihn für ein Monster halten… Gegen seinen Willen liefen nun Tränen über seine Wangen und er schluchzte unterdrückt auf. Der ganze Druck, der schon auf ihm lastete, seit ihm bekannt gemacht wurde, dass er den Kommandeur heiraten würde, fiel mit einem Mal von ihm ab und zurück blieb er als ein zitterndes Häufchen, das mit den Nerven vollkommen am Ende war. Der Ausgang von all dem war ihm schon von Anfang an durchaus bewusst gewesen, trotzdem schmerzte es ihm ungemein. Er hörte das Rascheln des Kimonos, sah aber nicht auf und fühlte mit einem Mal eine Hand an seiner Hand, die sanft darüberstrich und ihn hochzog. Mit tränenverschmiertem Gesicht sah er Akira an, der nachdenklich über seine feuchte Wange strich sein Kinn mit dem Finger nachfuhr. „Wie… Wie nennt man so etwas? Ich… Mir ist so etwas noch nie begegnet und dass du… so bist, das… ist doch ein wenig viel für mich.“, sagte er nun leise. „Man.. hat keinen Namen dafür. Abart vielleicht. Monster. Ich weiß es nicht, ich kenne niemanden, der so ist wie ich und… ich bin froh, wenn ich vielleicht der Einzige bin, der so ist. Ich möchte es niemals anderen zumuten.“, wisperte Kaya kaum hörbar und krallte die Finger in die Decke, auf die er saß. „Abart? Monster? So siehst du dich?“, fragte Akira überrascht und hob die Brauen, schüttelte den Kopf. „Ich würde es niemals so sehen. Das ist ein Geschenk, dass du so bist, Kaya. Du bist wunderschön. Du bist einzigartig. Mann und Frau in einem… Und du gehörst mir.“ Sanft zog er ihn erneut an sich und streichelte ihn, während der Jüngere verwirrt bei ihm saß und nicht verstand, warum er so reagierte. Er fand ihn nicht ekelerregend? Er wollte ihn nicht töten lassen? Warum nicht? „Warum…? Warum seid Ihr so? Warum… seid Ihr so nett zu mir?“, fragte er nur hilflos und schluckte leicht. „Weil das, was du bist, nichts an dem ändert, was ich für dich empfinde. Als ich dich zum ersten Mal in Begleitung von Sachi gesehen habe, war ich schon hingerissen von dir. Ich wollte nichts mehr auf der Welt als dich zu besitzen. Als Seiimei… der Shogun, mich dabei unterstützt hatte und ich schließlich die Chance hatte, dich zu meiner Frau zu nehmen, habe ich sie sofort ergriffen, denn ich wollte nicht, dass dich jemand anderes bekommt. Und das ist auch jetzt nicht anders. Denkst du, ich lasse zu, dass jemand anderes diesen einzigartigen Körper zu sehen bekommt?“ Er schnaubte und schüttelte den Kopf, was Kaya nur noch verwirrter werden ließ. „Nein, meine Schönheit. Du bist Mein und du wirst es auch weiterhin sein, mit diesem Körper.“ Seine Hände gingen erneut auf Wanderschaft und Kaya bekam eine wohlige Gänsehaut bei diesen Berührungen, schmiegte sich mehr an ihn. Es wirkte auf ihn noch immer unwirklich und nicht echt, doch als Akira ihn ein letztes Mal in die Laken drückte und sich über ihn beugte, realisierte er, dass all das gerade passierte und wahr war. Er hatte die Chance, Glück zu erfahren, mit dem Menschen, den er liebte. * * * Schweratmend lag Hiko in den Kissen und strich sich vorsichtig über die wundgeriebenen Handgelenke, an denen bis noch vor einigen Minuten Seile befestigt waren. Auch seine Knöchel waren gereizt, doch er war zu erschöpft, um sich diesen auch noch zu widmen. Nachdem die Hochzeitsfeier vorbei war, hatte er mit Seiimei den Raum verlassen und war mit ihm zurück zu den Gemächern des Shoguns gegangen, nur um von ihm niedergedrückt zu werden, mit den Worten, dass er ihm weiteres beibringen wollte. Gleich darauf hatte er die Seile gespürt und alles hatte sich in Hitze aufgelöst. Seiimei selbst lag nun ruhig neben ihm und strich seine nackten Seiten entlang, musterte ihn ausgiebig und lächelte leicht, einen Zustand, den er selten bei ihm sah, selbst wenn sie zwei allein waren. „Du hast wunderschön ausgesehen… So hilflos und verführerisch in den Seilen. Am liebsten hätte ich dich noch unzählige Male genommen, doch dein Körper kennt mehr Grenzen als meiner.“, meinte er leise und zog ihn zu sich, küsste seinen Haarschopf. Hiko wurde hochrot bei diesen Worten und vergrub sein Gesicht an seiner Brust, atmete den Geruch von ihm ein und beruhigte sich langsam. Träge griff Seiimei nach der Glocke und klingelte, trug den Dienern, die sofort kamen, auf, eine kleine Flasche Sake und zwei Sakeschüsseln zu bringen. „Habt… Ihr nicht genug getrunken, Goushujin-sama…?“, fragte Hiko leise und sah zu ihm auf, erntete nur ein leichtes Lachen. „Ich möchte es nicht, um mich zu betrinken, sondern zur Entspannung vor dem Schlafen. Nach dem Sex bin ich meistens aufgewühlt und es fällt mir schwer, mich wieder zu entspannen, besonders bei dir. Der Sake hilft mir dabei.“, meinte Seiimei nur und setzte sich auf, als die Tür erneut geöffnet wurde und ein Diener das Tablett brachte, vorsichtig die Sakeschälchen füllte und dann lautlos verschwand. Seiimei reichte Hiko eines und der Jüngere nahm es dankend an, trank es leer und stellte es zurück. Sofort machte sich der warme Alkohol in seinem Körper breit und er musste zugeben, dass der Shogun Recht hatte. Es half einem wirklich dabei, sich zu entspannen. Im Gegensatz zu ihm trank der Herrscher jedoch noch einige Schalen, ehe er sich erneut neben ihn sinken ließ und die Decke über sie beide zog, ihn an sich drückte. Sie tauschten keine Worte mehr aus, denn der Sake schien so schnell zu wirken, dass beide sofort eingeschlafen waren. Hiko wurde allerdings unsanft geweckt, als er mit einem Mal ein Tuch in seinem Mund spürte, das ziemlich gewalttätig um sein Gesicht gebunden wurde. Panisch griff er nach seinem Dolch, der unter seinem Kissen lag, doch egal wie sehr er tastete, er fand ihn nicht. Stattdessen packten ihn starke Hände und warfen ihm einen Sack über den Kopf. Verzweifelt brüllte er auf und wollte mit den Händen ausholen, die ihm aber schon auf den Rücken gebunden wurden, ehe er in der Lage war, richtig zu reagieren. Sein Herz hämmerte panisch und er versuchte, durch die Löcher des Sackes etwas zu erkennen. //Seiimei… Seiimei…..!// Der Shogun! Er musste etwas tun, er musste ihn beschützen, doch von ihm drang kein Laut zu ihm. War er bereits tot? Mit einem Gefühl der Ohnmacht wurde ihm klar, was gerade passierte… Die Verschwörung, die Seiimei als unwichtig abgetan hatte, passierte gerade jetzt, in diesem Moment. Er hätte auf die Minister hören sollen, die ihm geraten hatten, mehr Patrouillen aufzustellen, um ihn zu schützen, sofort befehlen sollen, dass der Übeltäter gefunden wurde. Er trat um sich und hörte ein Zischen und einen unterdrückten Fluch, höchstwahrscheinlich von einem, der sich in seiner Nähe befand. Grimmig lächelte er durch den Knebel und holte erneut aus, in der Hoffnung wieder jemanden zu treffen. Stattdessen spürte er einen dumpfen Schlag auf dem Kopf und verlor das Bewusstsein. Als er wieder erwachte, drang der Lärm der Straßen zu ihm hinauf. Musik wurde gespielt und man lachte. Vorsichtig hob er den Kopf und stöhnte leise, als ihn Schmerz durchzuckte. Er hatte das Gefühl, in seinem Kopf wurde Taiko gespielt… Dadurch, dass seine Hände und Füße gefesselt waren, konnte er sich nur so weit aufrichten, dass er leicht über den Fenstersims schauen konnte. So wie er es abschätzte, befand er sich im ersten Stockwerk eines Hauses, das direkt an einer Hauptstraße stand. Wo war er? Er war auf keinen Fall noch im Palast, denn dort draußen gingen Menschen aller möglichen Schichten die Straße entlang. Die Tür hinter ihm glitt auf und eine Gestalt trat ein, stellte ein Tablett mit Essen auf den Tatami. Sie verbeugte sich leicht und trat dann näher, sodass das Licht der Lampions von außen auf sie fiel. Ein junger Mann stand dort und ließ sich auf die Knie sinken, strich sich den Kimono etwas glatt und sah ihn an. „Wie geht es dir? Du warst den ganzen Tag über bewusstlos. Ein Diener hat sich um deine Kopfwunde gekümmert, die nicht besonders tragisch war. Aber ich glaube, du solltest nun etwas essen und trinken, dann wird es dir mit Sicherheit wieder besser gehen.“ Der Mann beugte sich vor und nahm vorsichtig den Knebel ab. Hiko bewegte vorsichtig seinen Kiefer und seufzte leise auf, als wieder Leben in die Muskeln trat. „Wer… wer bist du?“, fragte er kaum hörbar und schluckte, spürte, wie seine Kehle schmerzte. Er hatte schrecklichen Durst und sein Gegenüber schien das schon zu ahnen, denn sofort hielt er ihm eine Tasse mit Tee an die Lippen, den er begierig trank. „Mein Name ist Chiron. Und wie ist dein Name?“, fragte sein Gegenüber leise, während er ihm die Tasse wegnahm und erneut füllte, ihm hinhielt. „Hiko…“ „Hiko… Das ist ein hübscher Name.“ Chiron lächelte und nahm nun die Schüssel mit Reis zur Hand, tauchte die Stäbchen ein und hielt sie ihm beladen mit Reis hin. Vorsichtig aß Hiko davon und merkte erst jetzt mit dem Geschmack, wie hungrig er eigentlich war. „Es tut mir Leid, aber Okaa-san**** har mir verboten, dir die Fesseln abzunehmen. Du wirst… noch einige Zeit damit leben müssen, bevor sie erlaubt, dass sie dir abgenommen werden.“, entschuldigte er sich für die Komfortlosigkeit und Hiko runzelte leicht die Stirn. „Wo… bin ich?“ „Du befindest dich im Tamakiku-ya.“ „Tamakiku-ya…? Wo….?“ „Oh… Verzeih… Das Tamakiku-ya ist eines der Freudenhäuser hier. Du befindest dich nun in Yoshiwara*****, Hiko-san.“ __________________________________________________________________________________ Aaaah, es ist vollbracht! Das 12. Kapitel und somit auch mein bisheriger Höhepunkt, ich bin so glücklich darüber! Wie man sehen kann, teilen sich nun die Leben der bisherigen Personen auf… Ich hoffe, es gefällt euch. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)