風の記憶 (Kaze no kioku) von tarantye-no (Die Erinnerung des Windes) ================================================================================ Kapitel 3: Pläne ---------------- Kaoru stand an diesem Morgen auf und wusste, es würde kein guter Tag werden… Sein Lieblingsgewand war schmutzig, das Wasser, in dem er badete, war nicht heiß genug und allgemein hatte er heute keine Lust, seine Gemächer auch nur ansatzweise zu verlassen, doch er musste seinem Bruder die Aufwartung machen. Allein dieser Gedanke machte ihn schon wütend. Schon von klein auf haben Seiimei und er sich nicht verstanden. Während Seiimei trotz seiner kühlen Ausstrahlung und seinem ernsten Wesen ein gerechter Mensch war, den alle mochten, liebte Kaoru es, zu flunkern, Leute zu ärgern und er hatte ein unberechenbares Wesen. In der einen Minute stand er Menschen bei, in der nächsten hinterging er sie und genau das war es, was die beiden Brüder spaltete. Kaoru mochte es, Menschen für seine Zwecke zu benutzen und sie dann fallen zu lassen, wenn sie ihm nicht mehr nützten oder ihm zu lästig wurden. Vom Geburtsrecht her war Seiimei der Erbe seines Vaters Atsushi gewesen und nur wegen Seiimeis Abneigung gegenüber Frauen war Kaoru Erbe des Thrones. Denn wie sollte ein Nachkomme von Seiimei existieren, wenn der es lieber mochte, Jungen und Männer in seinem Bett zu haben? Doch selbst das befriedigte ihn nicht. Er wollte auf den Thron, er wollte Macht haben. Nichts liebte er mehr als Macht und Gewalt über Menschen. Und um das zu erreichen, tat er alles, selbst, sich mit dem Kaiser zusammen tun, was bei einem Shogun und seine Anhänger und Untergebenen verpönt war. * Doch was kümmerte ihn schon die Meinung seines Bruders? Dieser war so beschäftigt mit dem Regieren und mit sich selbst, dass er den geplanten Verrat nicht einmal roch. Das gleiche galt für seinen idiotischen, aber leider klugen Kommandanten und besten Freund Akira. Bei dem Gedanken an ihm rümpfte er sich die Nase und ließ sich von einer Dienerin einen Zopf flechten. Akira war von niedrigerer Geburt als der jetzige Shogun, trotzdem hatte er es irgendwie geschafft sich von klein auf in dessen Leben zu schleichen und sich daran fest zu haken. Es hatte Kaoru schon immer gestört, dass so eine Kreatur die Erlaubnis von Seiimei bekam, überall mit ihm zu sein und diese Freundschaft auch noch von ihrem Vater Atsushi positiv gefördert wurde. Unwirsch befahl er, die Tür seiner Gemächer zu öffnen und er machte sich auf den Weg zum Audienzsaal, kam sogar als erstes hinein, weil die Würdenträger ihm als Bruder des Shoguns Platz machen mussten. Er kniete sich auf den Boden und legte die Stirn auf die Fingerspitzen. „Du kommst spät.“, sagte Seiimei nur und Kaoru presste die Lippen aufeinander. Er hasste es, vor allen von ihm gemaßregelt zu werden. Diese Erniedrigung… „Verzeiht mir, Seiimei-onii-sama.“, sagte er nur leise als Antwort und erhob sich, glitt hinter den Bambusvorhang und ließ sich hinter ihn sinken. Diese Audienzen nervten ihn und er war nicht gerne hier, aber so konnte er erfahren, was in dem Reich alles passierte und er brachte es für sein eigenes Nutzen. Schon seit er klein war, wollte er diesen Thron haben und er war jemand, der alles dafür tun würde, um an sein Ziel zu gelangen. Und das tat er nun auch. Seiimei wusste nichts davon, doch Kaoru hielt schon seit einiger Zeit regen Briefkontakt mit dem Kaiser in Kyoto, um alles zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Ihm war klar, dass ihm als Hochverräter die Höchststrafe drohte, sollte es ans Licht kommen, allerdings bemühte er sich darum, alles zu verschleiern. Dazu gehörte auch, einige Wachen und Dienstboten mit Gold auf seine Seite zu ziehen und dafür zu sorgen, dass die Briefe an und vom Kaiser ohne Hindernisse und verletzendes Postgeheimnis hinein und wieder hinaus gelangen konnte. Gelangweilt blickte er sich um, während seine Ohren wachsam blieben und sein Blick fiel schließlich auf einen Jungen, der an der Seite des Raumes neben einer Palastwache kniete. Er trug die Kleidung eines Palastdieners, doch um seine Hüfte trug er ein Kurzschwert und allgemein war seine Haltung zu angespannt. Nebenbei bemerkt kannte er den Jungen auch nicht… Er musste herausfinden, wer das war und was für eine Aufgabe er hatte und vor allem, wo er herkam. Es passte ihm nicht, jemanden zu sehen, den er nicht kannte… Die Audienz verging und endlich verkündete Seiimei, dass alle entlassen wären. Erleichtert erhob sich Kaoru und verließ hinter seinem Bruder, den Saal, sah dabei auf den Rücken von Hiko und weitete überrascht die Augen. So war das also! Dieser Kleine war nicht nur ein normaler Palastdiener, er war speziell für Seiimei und seine Wünsche da. Was sonst sollte das große Tokugawa-Wappen auf seiner Hakama bedeuten? Und nun erklärte sich auch das Kurzschwert an seiner Hüfte. Leicht verengte er die Augen. So war das also… Sein geliebter Bruder sorgte für sein Leben, indem er sich einen kleinen Leibwächter nahm. Wusste er von seinem Plan? Oder ahnte er etwas davon? Nun, aber eigentlich war das einerlei, denn so oder so würde er sein Ziel erreichen, denn alles war zu genau durchdacht, als dass Seiimei dahinter kommen konnte. Mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedete er sich von seinem Bruder und begab sich in seinen eigenen Trakt des Palastes, öffnete die Tür, die zu seinem kleinen Garten hinausführte und genoss die süßen Gerüche des Frühlings. Entspannt ließ er sich auf den kleinen Außengang sinken und lehnte sich gegen einen Pfeiler, sah auf das kleine Bambusrohr, das sich langsam mit Wasser füllte und dann mit einem „Klack“ auf einen Stein aufschlug und das Wasser in den kleinen Teich fließen ließ, ehe es sich wieder aufrichtete, um erneut mit Wasser gefüllt zu werden. Es war alles so ruhig und entspannend… Ein Seufzen entglitt ihm und er spielte mit einigen Haarsträhnen. Bald würde es soweit sein. Bald würde er die Macht über den Palast und dieses Land in Händen halten und niemand konnte ihn aufhalten, nicht einmal sein Bruder. Seiimei würde verschwinden… Das hatte er in seinem Plan als erstes bedacht. Seiimei würde nie mehr einen Fuß in diesen Palast setzen, wenn Kaoru erst einmal Shogun war. Leicht ballte er die Faust und lächelte triumphierend. Nicht mehr lange… ______________________________________________________________________________________________ Es ist ein kurzes Kapitel und das tut mir auch sehr Leid, nur kann ich zu dem Charakter „Kaoru“ noch nicht wirklich viel schreiben… Ich hoffe aber, das bessert sich in den nächsten Kapiteln! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)