Ekora von Raaki ================================================================================ Kapitel 1: EINS --------------- Als ich sie sah, verliebte ich mich sofort in ihre Schönheit. Der Mond schien in mein Zimmer und brach ihre Blasse, aber dennoch warm wirkende Haut zum leuchten. Ich starrte wie benommen in ihre tiefen, meeresfarbenen, türkiesen Augen, als sich ihr zuvor besorgtes Gesicht in ein lächelndes wandelte. Durch das Fenster wehte eine kühle Nachtbrise hinein, die nach sommerlicher Tanne roch. Ihre kupfernen Haare wirkten wie Flammen im Wind – Stark aber dennoch verletzlich. Im selben Moment erklang ein beruhigendes Flüstern in meinem Kopf, was mir eine Gänsehaut verpasste. „Hilf mir ...“ Als ich meine Augen nach einem Blinzeln wieder öffnete, war sie verschwunden. Das Fehlen ihrer wunderschönen, leuchtenen Haut hinterlies das Zimmer dunkel und gleichzeitig kühl. War das alles nur ein Traum? Seit dieser Nacht vor 3 Monaten konnte ich nicht mehr richtig schlafen. Ich zweifelte an meiner Wahrnehmung und meinem Verstand. „Kei? Hörst du?“, erdröhnte eine Stimme. Tief in Gedanken versunken erwachte ich aus meinem Tagtraum. Tristan blickte mir genervt entgegen. „Hast du was gesagt?“, erwiederte ich mit einem schmalen Lächeln. Er winkte ab. „Schon gut, war ja eh nicht wichtig.“, der Sarkasmus war deutlich zu hören. „Du bist in letzter Zeit immer so komisch, das nervt ganz schön“, fuhr er fort. Aber was sollte ich machen? Ihm erzählen, dass eines Nachts ein wunderschönes Mädchen, wie aus dem Nichts heraus, in meinem Zimmer stand, um dann ganz plötzlich wieder zu verschwinden? Neee, ganz sicher nicht. Er würde mich lediglich für verrückt halten. Ich selbst konnte kaum noch unterscheiden ob es passierte oder doch ein seltsamer und doch so real wirkender Traum war. „Das bildest du dir sicher nur ein“. Ich versuchte mich aus der Situation irgendwie zu retten, aber nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, gelang es mir wohl nicht wirklich. Er drückte mir einen Basketball in die Arme. „Wir sollten uns beeilen, sonst wird der Coach sauer!“, Tristan warf seine Sporttasche über die Schulter „Und du weißt was das bedeutet – Eine große Extrarunde über's Gelände!“ Mir schauderte es bei der Vorstellung zu spät zu kommen, aber nicht wegen Gil, unseres Coaches, sondern wegen seiner Tochter – Elin Carter. Sie ist das Grauen unseres Teams. Die Extrarunden machten mir keine Angst, ihre Bestrafung ist das, was ich fürchtete. Sie ist ein richtiger Drachen, wenn es um Basketball geht. Fehler duldete die Gute keines Weges. Eigentlich ist Elin ganz süß. Zudem gehörte sie schon immer zu den beliebten. An der High School ist sie der Star schlecht hin. Sie ist hübsch, intelligent, sportlich – Alles, was man sich von einem Mädchen erträumte. Wäre da nur nicht dieser fiese Ergeiz, unser Team unter die Besten im Land zu bringen, der sie wie eine wilde, kratzbürstige Furie aussehen lies. Wir kamen noch gerade rechtzeitig vor Trainingsbeginn an, damit hatten wir uns wirklich eine menge Ärger erspart. Ich liebte Basketball schon seitdem ich laufen konnte. Nichts hat mir so viel Freude bereitet, als das bebende Gefühl des Dribbelns und dem Nervenkitzel, ob der Ball sein Ziel – den Korb – trifft oder nicht. Durch Basketball habe ich auch Tristan kennengelernt. Er war der Topspieler der Liontooth' und ich habe ihn immer bewundert. Seine Dunks waren einfach genial und ich musste einfach in dieses Team. Ich musste ihn unbedingt kennenlernen. Jetzt spielen wir schon seit drei Jahren zusammen und unser Team gehört zu einen der Besten in unserer Umgebung. „Na Jungs, habt ihr euch schon aufgewärmt?“ Ich zuckte bei dem ertönen von Elins Stimme zusammen. „Wir sind gerade dabei!“, konterte Tristan mit einem grinsen. Er klopfte auf meine Schulter und schob mich voran. Wir liefen an Elin vorbei und ich nickte ihr kurz zu, dabei bemerkte ich, dass sie uns hinterher sah. „Puh, ist die gruselig..“, erwähnte Tristan und sein freudiges Grinsen lag noch immer auf seinen Lippen. „Tu nicht so, du magst sie doch!“, grinste ich schelmisch zurück. Tristan fing an zu lachen und rannte los. Nach gut einer Stunde war das Training vorbei. Verschwitzt ließen wir uns auf der Umkleidebank nieder. Mein Kopf dröhnte, als würde in meinem Inneren eine Baustelle herrschen, und ich nahm einen großen Schluck Wasser zu mir. Kurz nach beginn des Trainings bekam ich tierische Kopfschmerzen und diese vernichteten meine Konzentration beim Spielen sichtbar. „Alles klar, Kei? Du siehst gar nicht gut aus“ Ich nickte leicht und fing an mich zügig umzuziehen. Es waren immerhin nur Kopfschmerzen, die würden mich schon nicht umbringen. Ich wollte einfach nur noch nach Hause und mich hinlegen. Ich stopfte meine Sportklamotten in meine Tasche und machte mich bereit zu gehen. „Ich geh schonmal vor, wir sehen uns Tristan!“ Er blickte etwas verdutzt zu mir und schloss seinen Spinnt, der ein metallisches Hallen im Raum hinterlies. „Wir sehen uns.“, brummte er, als ich den Raum verlies. Das schrille Geräusch wurde immer lauter, bis es sich letztendlich in meinen Kopf bohrte. Das Zeichen was mir verriet, dass ein neuer Tag begonnen hatte. Ich öffnete meine Augen und bemerkte, dass mein Shirt durch kalten Schweiß getränkt war. „Schon wieder..?“ Ich schob die Bettdecke beiseite und richtete mich auf. Mein Blick wanderte zu jener Stelle, an dem Sie zuvor stand. Ich hatte das Gefühl, mein ganzer Körper würde mit mir seufzten. Ich rieb mein Gesicht mit beiden Händen, dabei fühlten sich diese ein wenig wie Schmirgelpapier auf der Haut an. Nachdem ich es aus dem warmen und kuscheligen Bett geschafft hatte, versuchte ich dieses ekelige Gefühl von altem und vorallem kalten Schweiß mit lauwarmen Wasser wegzuspülen. Ich ließ das angenehme Wasser auf mein Gesicht fließen und schloss die Augen. Dieses entspannte Gefühl brauchte ich gerade, es fühlte sich wie eine unsichtbare Umarmung für die Seele an. Einfach nur herrlich, dachte ich. Tristan wartete schon vor dem Schultor auf mich, so wie jeden Tag. „Yo! Dachte schon du kommst gar nicht mehr“, neckisch betrachtete er mich mit einem breiten Grinsen. Ich entgegnete ihm ebenfalls mit einem Grinsen und nickte in Richtung Schule. „So schnell wirst du mich nicht los, Tris. Lass uns rein gehen.“ Wir stolzierten richtung Eingang, um zu unseren Spinnts zu gelangen, währenddessen tauschten wir hastig wichtige Informationen über die neusten Spiele der NBA aus. Basketball war unser Leben. Wir waren im Hauptflur angekommen, ein wahnsinnig langer Gang, mit vielen silber-metallischen Spinnts. Geordnet nach Nummern. Meine war die 108. Der Flur wirkte durch die vielen kleinen Fenster an der Außenwand und durch das riesige Fenster am Ende des Ganges hell und überraschenderweise auch durchaus einladend. Beim Bau des Gebäudes hat man sehr auf die spätere Atmosphäre geachtet, man wollte einen Ort schaffen, an dem man gerne lernt. Das meiste Kunstlicht wirkt oft zu steril und kalt, weshalb man auch hier nicht am Leuchtmittel gespart hat. Im Flur herrschte ein wirres Treiben und auch die Geräuschkulisse war enorm hoch. Jeder hatte sich etwas zu erzählen. Mit einem Blick konnte man auch sofort die Gruppierungen erkennen. Die Cheerleader tummelten sich um die Footballspieler herum und quatschten wahrscheinlich über Klamotten, Styling und anderen Mädchenkram, währenddessen die Jungs den Plan für ihr nächstes Spiel durchgingen. Die Streber verglichen schon vor der Stunde ihre Hausaufgaben hinten am Fenster, auf dem Boden sitzend, wo sie sich bei manchen Aufgaben nie richtig einig sind und man ihre Diskussionen durch den ganzen Flur lautstark hören kann. Dann gibt es da noch die Beliebten, die Gruppenlosen und letztendlich wir, die Normallos. Jedenfalls finde ich unsere Gruppe einigermaßen normal. „Hey Kei! Hey Tris!“, quitschte uns eine süße, freudig wirkende Stimme lauthals endgegen. Ich blickte auf ein Mädchen mit langen, gewellten blonden Haaren runter. Ihre braunen Augen strahlten uns förmlich an. Ihr Name ist Lily Wood, sie ist Elins beste Freundin. „Morgen Lily“, entkam uns fast gleichzeitig. „Wo hast du deine Böse Hälfte gelassen, Lil?“, fragte Tristan, während seine Augen nach Elin suchten. „Sie meinte, sie müsse noch etwas erledigen.“, sprach sie in einer Art Singsang. Lily hat eigentlich immer übertrieben gute Laune, außerdem ist sie das genaue Gegenteil von Elin, deswegen sie alle nur Gute und Böse Hälfte nannten. Tristan seufte erleichtert. „Dann ist ja gut, dachte schon sie ist krank oder so.“, stammelte er vor sich her und versuchte dabei gleichgültig zu wirken. „Wer ist krank?“ Tristan schrack auf, als er ihre Stimme wahrnahm. Er drehte sich um und winkte ab. „Niemand, Carter.“ „Eliiii!“, Lily schoss an Tristan vorbei und umarmte Elin mit einem strahlendem Lächeln. „Ich hab dich schon vermisst, Beste!“ „Ich hab doch gesagt ich komme etwas später, Lil“, Elin streichelte Lily über den Kopf und wandte sich dann zu mir. „Ich hoffe du bist beim nächsten Training wieder bei der Sache, Kei.“, Elins Stimme wurde ernster. Ich musste schlucken und nickte ihr dann zuversichtig zu. „Klaro, Carter.“ Hexe, dachte ich mir. Unsere Unterhaltung wurde plötzlich von einem Gong unterbrochen, der es tatsächlich schaffte, alle von der Lautstärke zu übertrumpfen. Die Menge setzte sich in Bewegung und alle Schüler liefen in die Räume, in denen sie in kürze Unterricht haben würden. Ich spielte ungeduldig mit dem Füller herum, den ich vor Jahren von meiner Mutter zum Geburtstag bekam. Er ist in einem schönen dunklen Blauton, mit silbernem Geschnörkel an den Rändern. Vielleicht ein wenig zu kitschig für einen fast achtzehnjährigen, aber mir war das egal. Das Schreiben mit ihm war sehr sanft und brachte jede noch so grausame Handschrift dazu, besser auszusehen. Zudem war er ein wichtiges Andenken an meine verstorbene Mom. Im Klassenzimmer wurde es immer unruhiger, der Blick auf die Uhr war unausweichlich. Miss Swan, unsere Englischlehrerin, lies das Schulbuch nieder und seufte sichtbar. „Na los, verschwindet schon.“, ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln und ehe der Satz ganz ausgesprochen war, rasten die Ersten schon aus dem Klassenzimmer. Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg. Tris lief neben mir her und fluchte über den Stapel Hausaufgaben, den wir für heute aufgebrummt bekommen hatten. Als wir geradewegs um die Ecke biegen wollten, hätten wir beinahe ein Mädchen übersehen. „Oh, Sorry!“, entschuldigte sich Tristan sofort, bis er bemerkt hatte wer es war. „Ach du bist es nur, Eun-Mi.“ Nur? Herrje Tristan, du Idiot. Sie schüttelte heftig den Kopf und sah nicht zu uns auf. Ihre kurzen, schwarzen burschikosen Haare reichten nicht ganz, um ihr Gesicht zu verdecken und man merkte, dass Eun-Mi verlegen war. „Schon ok“, hörte man leise aus ihrer Richtung kommen. Sie drehte sich um und flüchtete so schnell es ging nach draußen. „Wieder so charmant, Coleman.“ Gegen die Wand gelehnt blickte John zu uns rüber, der gerade alls mitbekommen hatte. Er geht mit Eun-Mi in dieselbe Klasse und die beiden gehörten zu unserer kleinen Clique. Wir alle wussten, das Eun-Mi in Tris verknallt war, aber es interessierte ihn relativ wenig. Er hatte immer nur Elin im Kopf. Und natürlich den Basketball. „Ts, was willst du denn, Vierauge?“, neckte er John schelmisch, da dieser eine Brille trug. John lachte kurz auf. Dann stoß er sich von der Wand ab und kam zu uns rüber. „Mal was anderes, ich habe beim belauschen der Lehrkräfte mitbekommen, dass demnächst eine Gastschülerin aus Deutschland zu uns kommen soll.“, verkündete er leicht aufgeregt. „Deutschland? Sieht die scharf aus?“, fragte Tristan eilig mit großer Neugierde nach. „Seit wann belauscht der Schulbeste die Lehrer?“, war das einzige, was mich dabei am meisten interessierte. Wir lachten kurz und dann zuckte John mit seinen Schultern. „Keine Ahnung, Tris. Und es war eher ein Zufall, als ein Belauschen.“ Wir unterhielten uns angeregt weiter, fingen aber langsam an uns Richtung Ausgang und nach Hause zu bewegen. Immerhin hätten wir noch lange Zeit mit unseren tollen Aufgaben zu tun, die wir bis zum nächsten Tag erledigt haben müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)