Ryou tickt aus von jyorie (Tendershipping & Changeshipping) ================================================================================ Kapitel 6: durch die Hölle gehen für Bakura -------------------------------------------     Seufzend ging Ishizu ein letztes Mal ihre Schriften durch, damit sie heute Abend keinen Fehler machte, wenn sie das Ritual vollständig zu Ende bringen würde. Gewissenhaft mixte sie die letzten Tränke und bereitete erneut das Messer vor, welches sie diesmal mit einem anderen Gift tränken musste.   Während des ganzen Tages begleiteten sie die Gedanken an Ryou und ob er vorher wirklich alles richtig verstanden hatte, was durch die Trennung alles zwischen ihm und seinem Yami passieren würde. Selbst, wenn beide ihre eigenen Körper hätten, wären sie nicht frei. Durch ihre größeren Gegensätze waren sie hinterher noch enger aneinander gebunden. Die beiden würden sich anziehen und gleichzeitig abstoßen. Sie wusste noch nicht einmal ob Ryou der Männerwelt zugetan war, denn die Anziehung der beiden beinhaltete sowohl eine körperliche Anziehung, als auch ein gewisser Austausch ihrer Charakterzüge. Wobei sie darauf tippte, das Bakura die Teile, die er von Ryou bekam gut zu unterdrücken wusste. Nur ob Ryou damit klar kommen würde? Endlose Streitereien waren da zwischen den beiden schon vorprogrammiert.   Sie parkte ihren Wagen vor Ryous Haus und holte aus dem Kofferraum ihren Korb in den sie alles gelegt hatte, was sie während des Tages vorbereitet hatte. Inzwischen war es schon Abend geworden und sie warf einen Blick zum Himmel. Obwohl heute Neumond war, konnte sie den Kreis des Erdtrabanten in unnatürlich fahlem Licht erkennen. Ob es ein schlechtes Omen darstellte, dass ausgerechnet heute die Konstellation der Gestirne so war, dass das Erdlicht den Mond erhellte? Hätte es in einer Neumondnacht nicht stockfinster sein müssen? Hoffentlich hatte das keinen Einfluss auf die Zeremonie.   Ishizu hatte keine Ahnung, welches Bild sie jetzt erwarten würde, wenn sie das Haus betrat. Sie hatte einen Schlüssel von Ryou erhalten und atmete tief durch, als sie ihn im Schloss herumdrehte. Ein Zurück hatte es schon vor drei Tagen nicht mehr gegeben, sie musste sich jetzt einfach konzentrieren, damit ihr keine Fehler unterliefen.   „Augen zu und durch“, sprach sie sich selbst ein letztes Mal Mut zu, während sie die Tür zu dem Zeremonienzimmer öffnete. Ihr erster Blick viel auf Ryou. Er hatte immer noch geisterhaft schimmernde Stellen an seinem Körper, die noch nicht materiell wiederhergestellt waren. Ebenso wie Bakura auch noch einige flimmernde Flecken an sich hatte, jedoch waren es weit weniger als die, welche sein Wirt noch aufwies. Ryous Haut wirkte noch blasser als sonst. Seine Wangen waren eingefallen, er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Hatte der Junge nicht geschlafen? Sein Körper wirkte noch zerbrechlicher als ohnehin schon. Hatte er noch abgenommen?   Die Ägypterin hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und gedrückt, ihn vor allem beschützten wollen, was jetzt noch kommen würde und ihm gesagt, das alles gut werden würde. Aber sie tat nichts dergleichen, sie wusste, dass das was jetzt noch kommen würde alles in den Schatten stellen würde, was er bisher durchgestanden hatte. Sie nickte dem Grabräuber zu, der sich sofort erhoben hatte, als sie den Raum betrat. Der Mann wirkte bedrohlich auf die Priesterin. Er hatte vieles von Ryous Aussehen, jedoch wirkte er um einiges erwachsener. Seine Augen und die Gesichtszüge waren markanter und er sah sogar etwas größer aus als sein Wirt. Sie hatte sich bei Yami und Mariku auch immer gewundert, wie es sein konnte, das die Dunkelheiten mit dem Körper ihres Lichts größer sein konnten als ihre Wirte.   Ishizu trat vor den Lichtkreis, der bläulich aufflackerte, als ihr langes weißes Gewand ihn berührte. Ryou zuckte dabei zusammen und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen. Die Ägypterin schloss für einen Augenblick ihre Augen. Sie wollte das alles nicht, aber Gefühle konnte sie jetzt nicht zeigen, da waren Fehler vorprogrammiert. „Ryou, erheb dich“, wies sie den Jungen empfindungslos an. Langsam, mühselig und leicht schwankend kam der Junge auf seine Beine. Die Schwarzhaarige schaute ihm in die Augen, er wirkte müde und ausgezerrt. Wie gern hätte sie ihm die Haare, die wirr vor sein schönes Gesicht fielen, aus der Stirn gestrichen und ihm gesagt, dass er keine Angst haben brauchte. Ryou wirkte als wenn er in einer körperlich schwachen Verfassung war. Ob Bakura und er sich oft gestritten hatten in den drei Tagen? Ob der Ringgeist gut für ihn gesorgt hatte? Wenigstens hatte er ihm nichts tun können, so lang er in dem Bannkreis saß. Bakura war hinter die Priesterin getreten und schaute ihr kritisch über die Schulter, um zu sehen, was sie mit seinem Hikari tat.   „Bist du bereit?“, erkundigte sich Ishizu. Ryou nickte. Die Ägypterin holte tief Luft und senkte kurz ihren Blick, weil sie es dem Jungen nicht antun wollte, was er als nächstes durchstehen musste. Ryou hatte es schon bemerkt, wie schwer es der Schwarzhaarigen fiel, was sie nun tun sollte, so lächelte er sie aufmunternd an und schaute ihr entschlossen in die Augen. Ishizu schluckte. „Gut Ryou.“ Sie gab ihm eine der kleinen irdenen Amphoren in die sie das Gebräu abgefüllt hatte, welches sie heute früh zubereitet hatte, ein zweites erhielt Bakura, der das kleine Gefäß kritisch ansah. „Trink das.“ Ryou zog den Verschlussstopfen ab, hielt den schmalen Tonhals an seine Lippen und leerte das Gefäß in einem Zug. Nachdem er es runtergeschluckt hatte, verzog er sein Gesicht und kniff die Augen zusammen, das Zeug war bitterer als Wehrmut und lag ihm schwer im Magen. Bakura hatte erst beobachtet wie sein Hikari reagierte und roch misstrauisch an der Öffnung. Die Ägypterin konnte ihn bestimmt nicht leiden und man wusste ja nie, ob sie ihn vielleicht doch nur vergiften wollte. Ishizu schaute streng zur Seite und der Dieb fixierte die Schwarzhaarige mit zu Schlitzen verengten Augen und musterte die Frau. Dann trank auch er es in einem Zug, jedoch unterdrückte er den Reflex nach außen hin kund zu tun, wie widerlich es geschmeckt hatte.   Im Bereich des Rumpfes bildete sich bei Yami und Hikari eine rot leuchtende Kugel, die langsam begann, ihre in Spiralen aufgerollten Energiefäden auszusenden. Wie nebelartige Tentakel waberten die rötlich glänzenden Lichtfäden durch den Raum und auf die jeweilig andere Person zu. Ryou der überrascht nach unten schaute und dem Lichtspektakel mit den Augen fasziniert und ängstlich zugleich folgte, wurde nun von Ishizu an den Schultern gepackt, so dass er sich ihr zuwandte. „Ry-chan, bitte bemühe dich und denk daran, du darfst immer noch keinen einzigen Laut von dir geben. Bitte! Egal was passiert. Dies ist die letzte Prüfung, dann hast du es geschafft“, ermahnte sie ihn eindringlich und mit einem Blick als wenn gleich das Ende der Welt kommen würde. Der Junge nickte und begann wieder zur Seite zu schielen, wo sich gerade die Sinnbilder ihrer vorigen Beziehung ein letztes Mal zu vereinigen suchten, damit sie nun für alle Zeiten gesprengt werden konnten und Platz machten für das Neue.   Als sich die rot glimmenden Fäden berührten, wurde der Raum von einem grellen Lichtblitz erhellt. Ryou keuchte tonlos und sank zitternd auf seine Knie. Bakura hatte die Hände zu Fäusten geballt und stützte sich schwer atmend auf seinen Oberschenkeln ab. Ishizu sah zwischen den beiden Männern abwechselnd hin und her. Sie konnte die Qualen, die sie gerade erlitten, nur erahnen. Bakuras Beine begannen nun zu wanken und er knickte mit einem um. Mit den Händen am Boden abstützend, weigerte er sich den brennenden Schmerzen nachzugeben, die ihn in die Knie zwingen wollten. Am ganzen Körper zitternd und verkrampft saß Ryou in der Mitte des Kreises und versuchte nach Luft zu schnappen. Etwas drückte seine Brust zusammen, seine Lungen brannten wie Feuer er glaubte, fast zu ersticken.   Ishizu stand machtlos über der Linie des leuchtenden Kreises, ihr linker Fuß war im Kreisinneren und ihr rechter außerhalb. Dicht an ihrer Kleidung floss der rote Lichtstrom vorbei, der die beiden verband. Langsam verschwanden auch die letzten Stellen an den beiden Körpern die sich noch nicht materialisiert hatten. Bei Bakura war der Prozess schon beendet und Ishizu sah, wie sich seine Krämpfe zu lösen begannen und er sich wieder nach oben kämpfte. Als er aufstand, sah es so aus, als ob die Lichtfasern auf seiner Seite an Leuchtkraft verloren und wie Wasser rannen sie zu Ryou hinüber. Dieser war kurz vor dem Zusammenbrechen und jetzt verschlimmerte sich seine Situation erheblich, je mehr der Lichter auf ihn hinzu flossen. Sein Magen zog sich kolikartig zusammen, der Jungenkörper wurde von einem Würgreiz erschüttert. Immer mehr begannen ihn die Kräfte zu verlassen.   Bakura schaute wie gebannt auf den Jungen, der mit Todesqualen am Boden kauerte und an dessen Leib noch immer nicht materialisierte Flecken vorhanden waren. Er begriff zwar, dass er das Leid seines Wirts mindern konnte, wenn er sich mit ihm wieder auf einer Ebene befinden würde, aber er würde vor niemandem auf die Knie sinken, sollte er doch vor Schmerzen abnippeln. Er war ein Mensch, ein dummer kleiner Mensch, den niemand benötige und er jetzt auch nicht mehr. Als er den Blick der Ägypterin auf sich spürte, rümpfte er die Nase und schaute in eine andere Richtung, was ging ihn dies Bündel an? Als sich der Körper des Wirts endlich komplett normalisiert hatte, ging Ishizu eilig vor ihm auf die Knie und als Bakura nicht mehr beobachtet wurde, schaute er sofort wieder nach seinem Wirt, was mit ihm war, wie es Ryou ging, ob wohl in das ja nicht interessierte. Ishizu hob den vor Krämpfen steifen Arm vom Boden ab und setzte das Messer diesmal auf dem rechten Handballen an. Nachdem sie mit einem Schnitt tief in die Haut eingedrungen war, zog sie Ryou an der Hand zu den drei Statuen und berührte sie jeweils damit. Sobald die Oberseiten mit frischem Lebenssaft getränkt wurden, entstand eine grün lodernde Flamme um die Kultgegenstände. Ishizu spürte das Feuer nicht, aber Ryou zuckte gequält zurück, da seine Haut von der Hitze angesengt wurde, jedoch hielt die Ägypterin das Handgelenk eisern fest. Sie schaute nicht zu Ryou, sie konnte ihn nicht ansehen dabei, sie achtete darauf, dass jeder Gegenstand mit ausreichend vielen Tropfen als Opfergabe gesättigt wurde. Bei jedem der drei Skulpturen wiederholte sie die Prozedur. Als die drei Artefakte vollends in Flammen standen, erlosch der glühende Kreis. Die roten Fäden verglimmten wie Wolle und man sah sie ihn kleinen Funken wie Asche gen Boden sinken.   Ryou hielt seine Hand an die Brust und japste hilflos nach Luft. Erst jetzt konnte er seine Lungen wieder mit Sauerstoff füllen, die Prozedur hatte ihn so überanstrengt und sein Magen zog sich immer noch schmerzhaft zusammen, so dass er sich erbrechen musste. Keuchend stützte er sich mit den Händen auf dem Boden ab und schaute dann mit Speichel und von Erbrochenem verschmiertem Gesicht fragend nach oben. Die Ägypterin legte ihren Finger an die Lippen und Ryou nickte schwach, ja er würde auch weiter den Mund halten. Kraftlos ließ er seinen Kopf wieder fallen. Es war also noch nicht vorbei und er litt immer noch unter starken Schmerzen, die den schmächtigen und vom Hunger geschwächten Körper durchschüttelten und seine Muskeln zittern ließen.       oOo       Am nächsten Morgen stand der Ägypter vor der gemeinsamen Wohnung von Bakura und Ryou. Malik klingelte, aber es geschah nichts, ob der Ringgeist nicht da war? Er klingelte noch zwei Mal, bevor er leicht gegen die Tür drückte und überrascht bemerkte, dass diese lediglich angelehnt war. Langsam schob er sie auf und ihm schlug ein Geruch entgegen, bei dem er sich die Hand vor Nase und Mund schlug. „Wäääh, was ist den hier passiert?“, er überlegte ob er eintreten sollte, oder ob ihm gleich eine Horde Ratten entgegen kommen würde, die endlich eine Fluchtmöglichkeit aus diesem Chaos hier sahen. Ein Herz gefasst, ging er dann doch in die Wohnung – für Ryou, es musste sein. Mit einer Fingerspitze schob er die Tür zur Küche auf und spähte hinein. Es sah aus wie nach einem Bürgerkrieg, alles stand voll, Essensreste, Müll der nicht weg gekommen war, benutztes Geschirr, Schnellimbiss-Packungen. „Bakura du bist ein altes Ferkel“, beschwerte er sich angewidert und stakste förmlich auf Zehenspitzen weiter durch die Wohnung, bemüht, nichts unnötig zu berühren. Wer konnte schon mit Sicherheit sagen, dass man sich hier nicht die Pest und Cholera einfing. Im Wohnzimmer bot sich ihm ein ähnlich grausames Bild einer verkommenen Messie-Bleibe. Da war es unter einer kalten, zugigen Brücke bestimmt wohliger als hier. Zumindest konnte er den Yami auch im düsteren, stickigen Wohnzimmer nicht ausmachen. „BAKURA?“ Malik stieg die Treppe hinauf: „KURA, bist du zu hause?“ Im Schlafzimmer konnte man ebenfalls die Luft schneiden, hatte der Kerl hier eine Party gefeiert? Wie konnte man in so kurzer Zeit alleine nur eine solch vollkommene Verwüstung herbeiführen? Malik schüttelte fassungslos seinen Kopf, als er sich jedoch umdrehte zuckte er heftig zusammen und fasste sich an sein Herz.   Böse grinsend stieß sich der Ringgeist von der Wand ab, an die er bis eben gelehnt war und trat einen Schritt auf den Blonden zu. „Na, Malik-chan hast du ein schlechtes Gewissen?“ Er schlich um den Ägypter herum und begutachtete ihn, Malik schluckte, in diesem düsteren Umfeld konnte der Weißhaarige einem wirklich Angst einjagen. „Nur Leute mit Gewissensbissen sind so schreckhaft wie du.“ Bakura bleckte seine spitzen Eckzähne, kam Malik verdächtig nah und hauchte ihm zu: „Oder hast du mir etwas zu beichten?“               Vielen Dank für die Beta an Aya_Yuina Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)