Hell called Home von Raschka ================================================================================ Prolog: Schwarz meine Seele, kalt mein Herz ------------------------------------------- Es wird wärmer. Je näher ich dem Haus meiner Eltern kam, desto wärmer wurde es. Im Bus herrschte fast schon eine erdrückende Schwüle, wie heiße Sommertage sie mit sich bringen. Die Hitze vor dem Gewitter. Diese Tage waren immer besonders schlimm. Heute wird es einen Sturm geben. Resignation. Zu mehr war ich nicht imstande. Mein Blick schweifte aus dem Fenster, hinaus zu dem Leben auf der Straße. Menschen mit verschwommenen Gesichtern, die wie Ameisen geschäftig umherhuschten, blinkende Reklameschilder, dreckige Straßen, harter Asphalt, auf dem die Autoreifen quietschten. Seltsam distanziert beobachtete ich das abendliche Geschehen, so als würde ich das Leben durch eine Fensterscheibe betrachten, ohne selbst daran teilzunehmen. Wie im Zeitraffer rasten diese Bilder an mir vorbei, flüchtig und unstet. Vergänglich. Die gedämpfte Stimme des Busfahrers ermahnte mich an meine Haltestelle, bevor ich sie verpassen konnte. Noch immer Musik hörend stand ich auf und stieg aus, leichter Nieselregen empfing mich. Ohne besondere Eile machte ich mich auf den restlichen Weg zu meinem Elternhaus, bei dem ich mich schlicht weigerte, es als "Zuhause" anzusehen. In meinen Augen war es ein Haus wie jedes andere - Steine, Dachziegel und weiteres Baumaterial. Die Schwüle ließ nach. Das Gewitter entlädt sich. Ich schloss die Tür auf. Und sah mich prompt meinen Eltern gegenüber. Willkommen in meiner ganz persönlichen Hölle. Höflich zog ich mir die Kopfhörer herunter, Marilyn Manson kam abrupt zum Schweigen. Nicht, dass mich interessiert hätte, was meine Eltern von mir dachten - das zeigten sie mir schon oft genug. Es war eher eine Illusion des Zuhörens als wirkliches Interesse. Während mein Vater schon zu der altbekannten Standpauke griff - wo ich mich wieder herumgetrieben hätte, die unendliche Sorge von ihnen, eine Enttäuschung für die Familie, Abschaum und wie sähe ich eigentlich wieder aus -, stand meine Mutter schweigend hinter ihm. Ob ich lebe oder tot bin....für euch macht es keinen Unterschied. Das verhärmte Gesicht meiner Mutter und die Zornesröte meines Vaters, sie erzählten mir von allem, doch von Sorge nicht. Ihre Augen sprachen jahrelang von Abneigung und Hass, niemals von Liebe. Weder für mich, noch für den jeweils anderen. Manchmal glaubte ich, die gemeinsame Ablehnung mir gegenüber war das einzige, das sie zusammenhielt. Wäre Liebe in diesem Haus ein Knochen, wir wären alle verhungert... Innerlich seufzte ich. Diese Reden langweilten mich. Ich umrundete meinen Vater und stieg die Treppe hinauf, ohne einen weiteren Blick für meine Eltern. Ich ignorierte den Schrei meines Vaters und das abfällige Gemurmel meiner Mutter, die einen Arm beruhigend um meinen Vater schlang. "Das hat Folgen!!!" "Lass sie, soll sie doch auf der Straße landen...dann sind wir sie los." Die Tür brach die hasserfüllte Unterhaltung ab, als ich sie zuschlug und meinen Rucksack in die Ecke meines Zimmers warf, in denen sich ungemachte Hausaufgaben und Mahnungen türmten. Ich war schon wochenlang nicht mehr zum Unterricht erschienen, meine Versetzung kümmerte mich herzlich wenig. Die Briefe der Schule und die Aufgaben, die mir meine beste Freundin geflissentlich brachte, übersah ich seit Tagen erfolgreich. Auch heute verschwendete ich keinerlei Gedanken daran, sondern ließ mich auf das Bett fallen, meine Anlage anschaltend. ...as day go by, my heart grows cold... Ich hielt bei diesen Versen von Jacoby Shaddix inne. Meine Seele ist schwarz und kalt ist mein Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)