Der Geist der Weihnacht von Ran34 ================================================================================ Kapitel 6: Let it snow ---------------------- Am nächsten Morgen ging Tanja durch das Haus, um alle zu wecken, damit sie gemeinsam frühstücken konnten, wobei ihr Gast bereits wach war. Sie ging in Leons Zimmer, nur um festzustellen, dass dieser nicht in seinem Bett lag und schon machte sich ein Verdacht in ihr breit, wo er sein könnte. Sie ging in das gegenüberliegende Zimmer und schmunzelte, als sie ihre Kinder in einem Bett schlafend vorfand. Andere Eltern hätten sich bei dem Alter ihrer Kinder vielleicht Gedanken gemacht, dass da etwas nicht stimmte, aber nicht so Tanja, denn sie kannte ihre Kinder sehr gut und es gab viele Gründe, dass ein solcher Verdacht nicht einmal ansatzweise infrage kam: „Aufstehen, ihr Schlafmützen. Wir wollen frühstücken.“, ein Murmeln kam von beiden, doch sie ging erst, als Kevin sich verschlafen aufrichtete und sich die Augen rieb: „Guten Morgen.“, lächelte sie ihn an, ehe sie los ging, um ihren Mann zu wecken. Das heutige Frühstück verlief eindeutig wesentlich harmonischer, als das gestrige. Alle saßen am Tisch und jeder Unterhielt sich mit jedem. Als sie fertig waren, verkündete Kevin: „Weil es noch die ganze Nacht hindurch geschneit hat, gehe ich jetzt raus und baue einen Schneemann, kommt jemand mit?“, fragte er grinsend, bekam jedoch keine Zustimmung: „Dann gehe ich eben allein.“, schnaubte der Student, bevor er seinen Teller wegstellte und nach oben in sein Zimmer ging, um sich anzuziehen. Für manchen mochte es lächerlich klingen, aber er hatte noch eine richtige Schneehose und dazu eine Daunenjacke und dicke, wasserundurchlässige Handschuhe. Die Mütze noch auf den Kopf gesetzt, zog er an der Hintertür seine Stiefel an und stapfte hinaus in den Schnee, ehe er auch schon begann, die erste, große Kugel zu rollen. Als die Kugel bereits einen Radius von mehreren Dezimetern hatte, passierte das Unerwartete: Er geriet in einen Hinterhalt. Wie aus dem Nichts, traf ihn plötzlich von hinten ein Schneeball genau gegen den Rücken. Empört über diese feige Herausforderung, drehte er sich um, nur um überrascht den Werfer zu erkennen: „Na warte, dich krieg ich, Alessandro!“, schnell formte auch er einen Schneeball und warf ihn nach dem Größeren, verfehlte ihn jedoch. Damit begann ihre Schlacht. Als Alessandro näher kam, lief der Kleinere davon und formte unterwegs einen Schneeball, der den Dunkelhaarigen die Mütze vom Kopf riss. „Nicht auf den Kopf, das ist unfair!“, ermahnte er ihn. Mit der Zeit holte der Größere ihn ein und steckte ihm einen Schneeball in den Nacken: „Aber das ist fair?!“, fragte er, während er zischend versuchte sich, den Schnee aus dem Nacken zu holen. Als er endlich so weit war, funkelte Kevin sein Gegenüber an: „Jetzt bist du fällig.“, knurrte er leise, ehe Alessandro die Beine in die Hand nahm und vor Kevin davon lief. Der brünette Student wollte sich für den Schneeball im Nacken revanchieren und setzte grade dazu an, als er einen heruntergefallenen Ast übersah, der von Schnee bedeckt und damit kaum erkennbar gewesen war, sodass er stolperte und sich an dem Größeren festhielt, der versuchte, ihn aufzufangen, mit dem Ergebnis, dass er auch noch mitgerissen wurde und sie beide gemeinsam im Schnee landeten. Vorsichtig richtete Kevin sich auf und erkannte mit leicht geröteten Wangen, dass er ihren Gast unter sich begraben hatte: „Ist alles in…“, weiter kam er nicht, denn Alessandro zog ihn zu sich herunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Überrascht sah Kevin ihn an, seine Lippen kribbelten, als würden hunderte Schmetterlingsflügel im Vorbeifliegen über sie streichen. Seiner Meinung nach, war dieser Kuss viel zu schnell vorbei gewesen, auch wenn er das Ganze noch nicht recht glauben konnte: „Warum… ?“, lautete seine geistreiche Frage. „Warum nicht?“, begann Alessandro das Spiel, das sie in der Gondel im Riesenrad begonnen hatten, wiederaufzunehmen. „Nein, wirklich… warum?“, Alessandro wollte grade zu einer vernünftigen Antwort ansetzen, als überraschend ein Schatten über ihnen auftauchte und sie in Schnee getränkt wurden: „Weil er genau deshalb hier ist, also frag nicht so blöd.“, seine Schwester setzte sich neben sie in den Schnee und grinste ihren Bruder an. Kevin jedoch konnte nicht anders, als rot anzulaufen. Auch wenn seine Schwester wusste, dass er schwul war, so musste sie ihn doch nicht in einer solchen Situation erwischen. Vorsichtig sah der Heimkehrer den Mann unter sich an: „Was meint sie damit?“ „Wir haben uns vor ungefähr einem Jahr kennengelernt. Du weißt ja, dass deine Schwester ziemlich direkt ist. Wir haben uns in der Stadt getroffen und sie hat mich einfach angesprochen und gefragt, ob wir einen Kaffee trinken gehen. Als wir im Kaffee saßen und ich noch nicht einmal angefangen hatte, zu sprechen, da haut sie einfach raus: …“ „Du bist schwul, oder?“, sagte sie grinsend und der Latino nickte. „Das kannst du doch nicht machen, Angie! Das ist total unhöflich.“ „Manchmal bringt einen Höflichkeit im Leben nicht weiter. Alex und ich haben uns angefreundet.“ „Und sie hat ständig von dir gesprochen, wieder und wieder und wieder.“, Kevin stand auf und setzte sich neben seine Schwester, während Alex sich ebenfalls aufrichtete. „Und dann habe ich ihm vorgeschlagen, dass er doch dieses Jahr bei uns feiern könnte und dass er dich dann ja mal kennenlernen könnte.“ „Was nichts anderes heißt, als dass du geplant hast, uns zu verkuppeln… Angie! Ich hab dir doch gesagt, dass ich so etwas nicht mag.“, beschwerte der Reingelegte sich. „Na und? Alex ist doch schnuckelig. Ihr solltet euch mal zusammensetzen und euch ein wenig unterhalten… ich mein, wenn ihr euch lieber abknutschen wollt, dann könnt ihr das auch machen, aber sagt mir vorher Bescheid, damit ich zugucken kann.“ „Angie!“, er riss die Brünette um, sodass sie nun im Schnee lag und begann sie durch zu kitzeln. Grölend lag sie unter ihm und flehte um Erbarmen, das Kevin ihr erst gewährte, als er die Hand an seiner Schulter spürte. Mit geröteten Wangen sah er zu Alessandro auf. „Danke, Alex, du bist meine Rettung.“, sie rang um Atem, während sie sich aufsetzte und die beiden eingehen musterte. Ja, für sie stand fest: Die beiden mussten unbedingt zusammen kommen. „Sie hat Recht, Kevin. Wie wäre es, wenn wir reingehen und uns mal ein wenig unterhalten?“, schlug Alessandro vor, denn er glaubte, dass es da einiges gab, was zunächst einmal geklärt werden musste, denn er war in der Tat nicht hier, um sich verkuppeln zu lassen und wollte auch nicht, dass Kevin dies dachte. Gesagt, getan. Sie machten sich einen Kaffee und setzten sich in Kevins Zimmer, ehe das große Schweigen den Raum erfüllte. Irgendwann begann Alessandro jedoch zu sprechen: „Ich bin nicht extra hergekommen, damit deine Schwester mich mit dir verkuppelt, den Gedanken solltest du verwerfen, wenn du ihn gehabt haben solltest. Es war mehr so, dass ich eingeladen wurde, hier Weihnachten zu feiern und ich mir dachte, dass es ja eine gute Gelegenheit wäre, dich ein wenig näher kennenzulernen. Ich meine… es hätte ja auch sein können, dass ich dich gar nicht mag.“ „Aber das ist hoffentlich nicht der Fall.“, meinte Kevin schmunzelnd und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. „Nein! Nein… ich… ich würde nie jemanden… küssen, den ich nicht leiden kann.“, sagte er mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen. „Also kannst du mich schon mal leiden, aber… warum hast du mich geküsst, Alessandro?“ „Nenn mich Alex.“, nachdem er das gesagt hatte, seufzte er tief: „Ich weiß es selbst nicht genau. Du bringst mich ein wenig durcheinander, ständig habe ich das Gefühl, etwas falsch zu machen. Und dann im Riesenrad… da war dieser Moment und vorhin wieder… ich weiß auch nicht, vielleicht bin ich einfach dem Moment gefolgt.“ „Dem Moment…“, murmelte der Student und kam ins Grübeln, denn für ihn stand fest, dass er den Gast der Familie mehr als nur ein bisschen mochte, sonst würden diese Worte nicht so wehtun. „Schon okay… ich verstehe. Keine Angst, ich werde mir keine unrealistischen Hoffnungen machen.“ Als er das hörte, kam auch der Ältere ins Grübeln: „Was sind denn dann deine realistischen Hoffnungen?“ Mehr als nur verdutzt sah Kevin drein, als er das hörte und errötete leicht, bevor er sich wieder auf seinen Kaffee konzentrierte: „Dass… dass wir vielleicht Freunde werden könnten.“, er schluckte die Worte, die er viel lieber gesagt hätte herunter und sah vorsichtig zu Alessandro auf, jedoch zu spät, um dessen Reaktion auf die Aussage zu sehen. „Ja… ich glaube, das klingt realistisch.“, sagte er mit einem feinen Lächeln. ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Also eiiigentlich sollte die Story mit diesem Kapi enden, aber lest doch mal, was die beiden da schon wieder über meinen Kopf hinweg entscheiden! TT.TT Also, es wird auf jeden Fall noch ein Kapi geben, das können wir ja nicht so stehen lassen! Ich wünsche euch einen guten Rutsch! lg~ ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)