Suara - Christmas Special von Meeararn (Der Wunsch sei dir gewährt) ================================================================================ Kapitel 3: Stimmen aus dem Jenseits ----------------------------------- Takuma wunderte sich über seinen Freund. Das gesamte Mittagsmahl war Shikao vollkommen still gewesen und hatte immer wieder zum Garten hinaus geblickt. Takuma runzelte die Stirn. „Alles klar bei dir? Erwartest du noch jemanden?“ Shikao schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hab nur das Gefühl, dass ich beobachtet werde.“ „Beobachtet?“ Takuma blickte in den verschneiten Garten hinaus, konnte aber nichts erkennen, nur die Flocken die langsam zu Boden fielen. Der Schnee im Garten war ganz und gar perfekt. Kein einziger Fußabdruck war zu sehen. „Aber da ist doch niemand.“ Shikao richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder dem Essen. „Ich weiß. Deswegen finde ich es ja merkwürdig.“ Er aß weiter. „SUARA!“ Ikami war hochgeschreckt und starrte zum Garten. Dort stand in einem weißen Kleid, so wie die Gute Achilea es trug Suara im Schnee. Sie hatte keine Schuhe an. Ihre Ohren und Schwanz waren zu sehen und ihre Augen funkelten grün. Sie bewegte sich nicht. Nach Ikamis Ausruf hatten alle dorthin gesehen und schraken alle hoch, als sie Suara dort draußen im Schnee stehen sahen. Shingo grinste abfällig. „Sie lebt? Sie hat uns den ganzen Herbst verarscht mit ihrem Tod?“ Shikao stand auf und ging auf Suara zu. Er war blass vor Schock. Hatte Achilea nicht gesagt, dass sie tot war und im Jenseits? Hatte er das alles nur geträumt? Oder träumte er jetzt? Er stand direkt vor ihr, er wollte sie in den Arm nehmen doch Suara schüttelte den Kopf. Als sie ihre Stimme erhob, schauderten alle Anwesenden. Sie klang so fern und sanft, wie aus einer anderen Welt. „Ich bin gekommen um mich zu bedanken. Für alles. Ich hatte ja leider keine Möglichkeit es im Leben zu tun.“ Ihr Gesicht blieb ruhig und regungslos. Shikao wollte sie wieder fest in seine Arme schließen, um sich selbst zu versichern, dass Suara auch wirklich vor ihm stand. Doch wieder schüttelte Suara den Kopf. „Du darfst mich nicht berühren. Dann ziehe ich dich mit mir auf die andere Seite.“ „Warum bist du hier? Nur um dich zu bedanken?“ Ikami kam zu den beiden und trat neben Shikao auf die Veranda. Suara nickte und sah dann Shikao an. „Du hast mich zurückgewiesen um mir Leid zu ersparen. Ich danke dir.“ Ikami sah Shikao verwirrt an. Was meinte Suara damit? Shikao hatte sie doch niemals zurückgewiesen gehabt. Im Gegenteil. Shikao grinste. „Weißt du noch was du mir gesagt hattest? Du hast gesagt, dass du Angst hast, deinen Körper an die Katze zu verlieren, Angst davor im Körper der Katze zu sterben.“ Suara lächelte. Das erste Mal seit sie erschienen war. „Du hast Recht. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich daran noch erinnerst.“ Suara blickte in den Garten. „Vor einem halben Jahr hab ich davon geträumt gehabt, wie sie dich vor die Entscheidung gestellt hat, doch ich bin aufgewacht, bevor ich deine Antwort hören konnte. Achilea meinte, das wäre deine Zukunft gewesen. Und sie hatte Recht behalten.“ Sie blickte wieder zu Shikao und den Anderen. „Du hast von dieser Begegnung geträumt?“ Suara nickte. „Wieso hast du niemanden davon erzählt?“ Suara senkte den Blick. „Ich wollte es nicht wahrhaben, ich wollte nicht glauben, dass ich sterben würde und dass ich in einer Welt leben würde, ganz ohne euch. Ich hab es nicht geglaubt. Bis gerade eben.“ Sie hob ihren Kopf und in ihren Augen konnte Shikao Trauer lesen. Ihre Augen funkelten von den Tränen, die sich darin bildeten. Shikao spürte ein unglaublich großes Verlangen das Mädchen in das Arm zu nehmen doch Suara hatte ja gesagt, dass er sich nicht berühren sollte, sonst würde er auch sterben. Das Einzige, was ihn daran hinderte, Suara dennoch zu umarmen, war das Versprechen, dass er Chika ein Bruder sein würde. Er wollte das kleine Mädchen nicht allein zu lassen. Suara wand sich wieder an Shikao. „Ich möchte, dass ihr nicht mehr an mich denkt. Ihr sollt glücklich und ohne Trauer weiter leben und voran gehen. Vor allem du Shikao. Der Anblick, dich so leiden zu sehen, macht mich traurig. Ich will nicht, dass du dich so gehen lässt.“ Shikao schmunzelte. „Ich kann nicht weiter machen wie vorher. Nicht ohne dich Kitty. Das solltest du wissen. Du bist ein Teil von mir und ich brauche dich.“ Suara seufzte und drehte ihren Kopf um. Sie blickte in den Nebel der sich gerade bildete. „Ich muss zurück. Meine Zeit hier ist nur begrenzt.“ Shikao wollte gerade protestieren, da sah er wie aus dem Nebel zwei Schatten heraustraten. Ikami schrak zurück. Es war das erste Mal, dass sie die beiden Achileas sah. Sie wusste nicht wer das war. Shikao würde es ihr wohl anschließend erklären müssen. Zwei Herzen waren vereint Auseinandergerissen vom Schicksal Zwei Herzen so nah einander Und nun durch den Tod getrennt Wollt ihr vereint sein So zahlt den Preis Wollt ihr zusammen sein Muss etwas gegeben werden Eine Seele muss auf die andere Seite Eine Seele kann dann hier verweilen. Suara sah Achilea, die Gute an. Sie runzelte die Stirn. „Ein Opfer? Dann könnte ich weiter leben?“ Achilea nickte. Du kannst leben Doch ein Anderer muss gehen. Ihr habt 24 Stunden jemanden zu finden. Dann verschwanden sowohl die beiden Geister als auch Suara mit ihnen. Sie würde ihn 24 Stunden am Katzenschrein sein, meinten die Stimmen aus dem Jenseits noch bevor der Nebel sich wieder lichtete und die Jugendlichen fragenden Blickes zurücklies. „Wo sollen wir jemanden herbekommen, der sich freiwillig opfern will.“ Shingo schlang seine Weihnachtskekse runter und schien recht desinteressiert dem ganzen entgegen zu sehen. Er war sich durch aus bewusst, dass es hier spukte und dass ständig merkwürdige Dinge passiert waren, wenn es um Suara ging. Allein was alles passiert war während der Klassenfahrt passiert war. Alles war ihm makaber und er war froh, dass das letzte halbe Jahr nichts dergleichen vorgefallen war. Und er wollte nicht, dass das Ganze wieder von vorne losging. Es ging ihm nicht darum Suara nicht zurück zu bekommen, aber er weiß Gott andere Probleme als sich mit geistesgestörten Geistergeschichten rum zu schlagen. „Willst du nicht das Suara zurückkommt?!“ Ikami war sichtlich wütend Shingos Haltung gegenüber und hätte ihm am liebsten eine verpasst, wenn Takuma sie nicht zurück gehalten hätte. „Was bringt das denn? Du kannst nicht Gott spielen und jeden von den Toten zurückholen, nur weil es dir gerade so passt. Dass sie gestorben ist, ist der Krankheit zu verdanken gewesen und nicht von so einem bekloppten Geist. Es war ihr verdammtes Schicksal zu sterben. Kapier das endlich und misch dich nicht in den Kreislauf von Leben und Tod ein.“ Diesmal fing er sich wirklich eine. Und zwar einen kräftigen Faustschlag von Shikao. „Auch wenn es das Fest der Liebe ist. Der musste jetzt sein.“ Shingo saß am Boden und rieb sich die Wange, die rot wurde. Sein Zahn blutete auch von Shikaos heftigem Schlag. „Spinnst du?“ Shikao grinste. „Nicht im Geringsten. Mir geht es prächtig. Und dir? Hast du nen Gehirnschock erlitten? Wir werden irgendeinen Weg finden um diesen verdammten Kreislauf und das Schicksal zu umgehen. Wenn es Suaras Schicksal ist zu sterben, finden wir keinen der sich opfern will. Ist es aber ihr Schicksal zu leben… dann finden wir auch jemanden.“ Shingo schüttelte mit dem Kopf. „Ich hau ab. Ihr seid doch alle nicht mehr richtig in der Birne. Babe, komm mit …Oder willst du bei diesem Zirkus hier bleiben?“ Er richtete sich direkt an Gisang. Sie blickte zu Shikao, der wieder das Hochzeitsfoto mit Suara in der Hand hielt und lächelte während er es ansah. Sie seufzte. Innerlich wollte sie hier bleiben. Sie würde sich freuen wenn Shikao und Suara wieder vereint wären und sie ihre Laufkonkurrentin zurückbekommen könnte. Denn sie hatte begriffen, dass niemand an Suaras Stelle treten konnte, in Shikaos Herzen. Sie hatte versucht ihn zu trösten, über seinen Verlust hinweg. Doch wieder wurde sie nur zurückgewiesen. Sie hatte endlich begriffen, dass sie niemals eine Chance bei Shikao haben würde. Nur ein einziges Mädchen hatte es jemals geschafft, Shikaos Herz zu öffnen und das war Suara. Das wusste sie auch wenn sie es immer geleugnet hatte und sich gewünscht hatte, dass nach Suaras Tod, Shikaos Herz auch für andere Mädchen offen stand. Doch das tat es nicht. „Ich komme.“ Sie ging zu Ikami. „Sorg dafür dass sie zurückkommt. Ich beruhige Shingo.“ Sie lächelte und Ikami antwortete ihr ihrerseits mit einem Lächeln. Dann gingen Shingo und Gisang. „Tränen der Einsamkeit fließen den Fluss der Zeit hinab. Tränen der Einsamkeit bahnen sich ihren Weg ins Nirwana. Tränen der Einsamkeit haben den Schmerz und das Leid des Herzens gesehen und erkannt. Tränen der Einsamkeit liegen schwer und wiegen viel. Tränen der Einsamkeit sind immer ehrlich. Tränen der Einsamkeit weinen wir hier und warten auf Antwort derer, die unsere Einsamkeit verstehen. Tränen der Einsamkeit kann keiner verstehen. Tränen der Einsamkeit weinen wir einsam und allein. Tränen der Einsamkeit fließen der Fluss der Zeit hinab.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)