Schokoladendiebe von FreeWolf (Ein Adventskalender (2012)) ================================================================================ Kapitel 14: Rondevouz --------------------- Rondevouz Oliver schloss die Augen, und lehnte sich m Geländer nach vorne. Er atmete die frostige Luft tief ein, fühlte die Kälte der metallenen Stäbe durch die dicken, blauen Fäustlinge hindurch dringen und lächelte stumm vor sich hin. Es gab eindeutig Gründe dafür, weshalb dies hier einer seiner Lieblingsplätze hier in der Stadt an der Seine war. Der Hügel, auf welchem die Kirche Sacre Coeur ihre Kuppel gen Himmel reckte, mochte nicht hoch sein, doch er liebte die Aussicht auf Paris. Auch wenn er bloß einen kleinen Abschnitt seiner Heimatstadt zu sehen bekam. Oliver erfreute sich dennoch der vielen hellen, teils bunten Lichter, die mal gedämpft, mal strahlend zu ihm herübedrangen. Mal stammten sie von der Weihnachtsbeleuchtung, welche allgegenwärtig über den Straßen und Gassen schimmerte, manchmal kam es auch bloß von nur von Fernsehern erleuchteten Kammern unter den Dächern der Altbauhäuser Paris', in denen vor einhundert Jahren die Bohéme ihren Anfang gefunden hatte. Über ihnen glänzte der schwarze Nachthimmel, blank von Sternen, weil die Stadt selbst zu viele Lichter aussandte. Seine Begleitung, welche bislang stumm einige Schritte weiter hinten verharrt hatte, trat nun zu ihm. „Ich weiß, dass du wohl schon wegen deiner Herkunft dazu prädestiniert bist, romantische Fleckchen zu finden“, ließ Robert Jürgens verlauten, während er warmen Atem in seine Hände blies, „Aber sollte das nicht wenigstens im Rahmen eines Rondevouz' geschehen?“ Oliver kicherte leise in sich hinein. „Ich habe dich doch zum Essen eingeladen“, erwiderte er spaßhaft-ernst, „Macht dich das nicht automatisch zu meinem Rondevouz?“ Er lachte klar auf, als Roberts Gesichtszüge ihm kurz entgleisten, ehe er kurz den Kopf schüttelte und murmelte: „Der verrückte Italiener hat eindeutig auf dich abgefärbt. Wie hat das nur geschehen können?“ - „Genauso wie Johnnys permanente schlechte Laune auf dich übergegangen ist, mein Freund“,erwiderte Oliver und lächelte schief, zuckte mit den Schultern, „Warum ziehst du dich auch nicht wärmer an? Ich dachte, in Österreich ist es mindestens ebenso kalt wie hier?“ Der Habsburger fröstelte und vergrub seine Hände tiefer in den Tiefen seiner Manteltaschen, zog die Schultern hoch, um sein Gesicht etwas mehr in seinem dicken Schal zu vergraben. Der Franzose schmunzelte. „Warum ziehst du auch keine Mütze über? Hattest du Angst, sie könnte dir die Frisur zerstören?“, er kicherte in seinen blauen Fäustling. Robert verdrehte wohlgesinnt die Augen und stieß Oliver freundschaftlich mit der Schulter an. „Warum nimmst du deine Mütze nie ab?“, gab er zurück, „Du trägst die doch bestimmt sogar zum Schlafen.“ - „Nein, für die habe ich eine andere“, der junge Franzose feixte, und Robert grinste. „Ich glaube, ich besitze nicht einmal eine Mütze“, sinnierte er, während er die vielen Lichter Paris' bewunderte, welche sich vor ihnen erstreckten, auch wenn er dies schon häufiger gesehen hatte. Es berührte ihn nicht mehr auf dieselbe Weise wie an den ersten Male – er war kein kleines Kind mehr – doch die Lichter hatten einen ihnen eigenen Zauber inne. Oder es mochte daran liegen, dass sie beide gerade an einer der dunkleren Ecken des Hügels ihren Platz gefunden hatten. Ein Windstoß ließ ihre Augen tränen und Robert murrte leise vor sich hin. „In Österreich muss ich meist nicht mehr als zehn Minuten außerhalb von warmen Räumen zubringen“, erklärte er, auf das nun etwas zurückliegende Thema zurückgreifend, grummelig, und setzte hinzu: „Ich glaube, ich besitze nicht einmal eine Mütze.“ Als sie wenig später den Abstieg begannen, hatte Oliver schon eine SMS an Enrico getippt und abgeschickt, unter dem Vorwand, dem Chauffeur bescheid zu geben, sie in Pigalle zu erwarten. >Geschenk gefunden! Willst du es Johnny verraten?< Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. >Niemals!< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)