100% Liar von abgemeldet (One hundred percent LIAR) ================================================================================ Kapitel 2: Das Wiedersehen -------------------------- Hii :) Vielen, lieben Dank für den Kommentar und die Favs! Es spornt richtig an schnell weiterzuschreiben, wenn ich sehe, dass ihr Lust habt weiter zu lesen! ^o^ Also dann hier das 2. Kapi! Das Wiedersehen Es war dunkel vor meinen Augen. Alles war still und ein dumpfes Gefühl zog mich durch die Finsternis. Ich hatte vergessen, was bis gerade eben mit mir geschehen war – dass ich von 7 Männern missbraucht wurde..; dass ich Schmerzen hatte und mein innerer Stolz so mit Füßen getreten wurde, dass er daran zerbrach...; dass man mich damit gelockt hatte, mehr über das zu erfahren, wonach ich suchte..; dass man..., dass dieser Typ mich so hintergangen, ja fast schon belogen hatte.. ….. „Belogen“.... „...belogen...hatte..?“, hallte es in meinem Kopf wieder und es kam mir mit einem Mal so bekannt vor, belogen zu werden. Als hätte ich diese Erfahrung schon einmal gemacht. Belogen werden...bedeutet doch,...dass das Vertrauen, dass man einem Anderen geschenkt hat....von demjenigen ausgenutzt und missbraucht wird, eh man einsehen muss, dass man sein Vertrauen in die falsche Person gelegt hat, oder...? Wenn jemand nicht ehrlich ist, was ist er dann wert?... Es war fast so, als würde ich träumen. Und in diesem Traum kam mir all das in den Sinn. „Du bist für mich die wichtigste Person auf der gaaaanzen Welt! Niemals würde ich dich für irgendwen oder irgendwas eintauschen, hehe!“ Dies waren Worte, die von irgendwo her hallten. Es hörte sich wie die Worte eines glücklichen Kindes an.. Vielleicht die, eines guten Freundes? Jemand, der mich brauchte? Es fühlte sich an, als würde ich mich an etwas wichtiges Erinnern, aber es war zu weit weg, um es komplett und richtig verstehen zu können. Ich wusste nur, dass nach dem Gefühl, gebraucht zu werden, eine unendliche Tiefe und Einsamkeit über mich hereinbrachen... Als nächstes sah ich dann etwas vor meinem Inneren Auge. Ich sah es vom Boden aus. Ich lag und streckte meine Hand nach jemanden aus. Es war ein anderer Junge, der von mir weggezogen und dann -getragen wurde. Und egal, was ich tat, ich kam nicht mehr an ihn heran, ich konnte nicht mehr nach ihm greifen. Er schien etwas zu rufen, aber ich konnte es nicht verstehen. Und dann sank meine Hand zu Boden. Wieder war vor mir nur noch ein schwarzes Nichts. Mein Kopf fing fürchterlich zu schmerzen an und ich biss meine Zähne aufeinander, als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Noch wirkte alles so, als wäre es weit, weit von mir entfernt, aber ich merkte, wie sich jemand neben mir auf ein Bett legte, auf dem ich selbst auch lag. Die Decke über meinem nackten Körper wurde angehoben und ich spürte einen Blick auf mir haften. Ich wollte meine Augen öffnen, aber ich konnte nicht. Ich versuchte mich zu bewegen, aber auch das gelang mir nicht so, wie ich es wollte. Mein Körper fühlte sich taub an und ich konnte in diesem Moment nicht viel dagegen tun. „Die Drogen lassen allmählich nach. Du solltest dich bald wieder normal bewegen können.“, hörte ich eine vertrautere, ruhige und intensive Stimme zu mir sagen. Ich wusste zu wem sie gehörte. Es war dieser Typ, der mich in diese Situation gebracht hatte. Da ich mich nicht richtig bewegen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als ruhig liegen zu bleiben und ihm zuzuhören. Wäre es anders gewesen, hätte ich alles gegeben, um ihn so zu schlagen, dass es ihm ginge, wie mir jetzt. Die Realität sah aber anders aus. „Du bist einigermaßen gut ausgestattet“, hörte ich seine monotone und ruhige Stimme langsam sagen, eh die Decke wieder auf meinen nackten Körper glitt. Wieso war ich nicht mehr bekleidet..?.. „Du musst verstehen, dass ich den Kunden meines Club´s nicht verwehren kann mit jemandem zu schlafen, den sie hier für sich entdeckt haben. So kann ich ihnen auch nicht verbieten jemanden wie dich für ihre Liebesspielchen zu gebrauchen.“ Langsam öffnete ich die Augen ein wenig und das Bild vor mir schien immer noch verschwommen zu sein. Ich lag auf dem Rücken, mit dem Kopf zur Seite und sah einen Oberkörper neben mir, der in ein feines schwarzes Herrenhemd gekleidet war. Ich wanderte langsam mit dem Blick nach oben und hin und wieder wurde es kurz schwarz vor meinen Augen. Oben angekommen, sah ich eine Hand, die einen Kopf stützte. Es war dieser undurchschaubare Blick, dem ich begegnete, als ich in das Gesicht von dem Mann sah, wegen dem ich nun hier lag. Diese überlegenen, arroganten Augen, die mir alleine durch ihr Erscheinungsbild klar machten, dass sie auf mich herabschauten und ich trotzdem interessant genug war, um ihnen zu gefallen und mit mir reden zu können. Ich war so wütend über diese arrogante Person, dass ich die Finger in das Laken drückte, auf dem ich lag. „Wie ich bereits erwähnte, gehört mir der Club hier. Entschuldige meine Unhöflichkeit, ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Kurosaki, Kanai.“ sagte er gelassen zu mir und sah mich seitlich liegend an. Ich wollte ihm keinen Blickkontakt geben und schloss die Augen schnell wieder. Ich wollte diesen Typen nicht mehr sehen. Er drehte und wendete alles so, als wäre all das, was passiert ist nichts besonderes gewesen und als ob es einfach zum Geschäft gehörte. Und dann war das einzige was ihm einfiel, sich dafür zu entschuldigen, dass er vergessen hatte mir seinen wertlosen Namen zu nennen. Ich hatte zu meinem Bedauern noch immer keine Kraft im Körper, ansonsten hätte ich ihm am liebsten das Kissen auf dem ich lag auf seinen Mund gedrückt, bis er daran erstickt war – so ein Zorn wog in mir auf. Wieder verschwamm meine Sicht kurz und mein Kopf dröhnte noch immer. Plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Stirn, die meine Haare nach oben schob und sich auf ihr niederlegte. Und ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, machte sich in mir ein merkwürdig angenehmes Gefühl breit gegen das ich anzukommen versuchte. Seine Berührung fühlte sich so warm an,....so angenehm. Aber genau das ließ mich noch heftiger gegen das Gefühl ankämpfen, das ich aus mir verdrängen wollte. Wie konnte ich die Berührung von so einem Menschen als etwas so positives empfinden? Die Sache von zuvor schien mir noch mehr zugesetzt zu haben, als ich bis jetzt angenommen hatte. Seine Hand glitt von meiner Stirn in meine Haare und berührte mit leichtem Druck meinen Kopf. Und dann beugte er sich über mich und ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, als er seinen Kopf neben meinem hielt und mir etwas ins Ohr flüsterte: „Ich weiß so einiges über dich...Yukio!..“ Meine Augen weiteten sich und mein Atem stockte, als der Hauch meines Namens sich so eindringlich auf meinem Nacken nieder lies. Wieso sprach er ihn so vertraut aus? „Yukio..“, hörte ich seine Stimme wieder und wieder in meinem Kopf, eh ich schweißgebadet von dem Bett aufschreckte und niemand mehr in dem Raum war, in dem ich mich befand. Schwer atmend sah ich mich um, aber dort wo er eben noch gelegen hatte, war niemand mehr. Ich legte meine Hand an meine Stirn. Es hatte sich so echt angefühlt! Ob es die Drogen waren, die mich das haben glauben lassen? Das erste, was ich nun fühlte war das Gefühl von Verwirrung – nicht zu wissen, was man glaube sollte, wo man war, oder was wirklich geschehen war. Danach spürte ich meinen Hals, der vor lauter Würgen und Übergeben so angeschwollen war, dass er schmerzte. So glitt meine Hand von meiner Stirn an meinen Hals. Ich blickte an mir hinunter und war tatsächlich nackt. Ich hatte keine Ahnung, wieso und ob mehr geschehen war, als mir lieb war. Es fühlte sich, zu meiner Erleichterung, jedenfalls nicht so an. An meinen Armen waren blaue Flecke von den festen Griffen und als ich sie sah, wurde wieder alles was geschehen war so präsent, als wäre es gerade erst passiert. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit dem Vergangen war – Mein Gefühl dafür war verschwunden. Ich zog meine Beine , im sitzen, an mich heran und verkrampfte meine Hände in die Decke. „Diese....widerlichen Typen...!“ Ich senkte meinen Kopf und merkte, wie mir aus Wut, Ekel und Verzweiflung ein paar Tränen an der Wange entlang flossen. Noch nie wurde ich gegen meinen Willen zu so etwas gezwungen. Ich hatte das Gefühl nun genau zu verstehen, warum meine Eltern Schwule so sehr hassten. Und noch keine Andere Situation hatte mich je dazu gebracht auch nur eine Träne zu vergießen, so weit ich mich erinnern konnte. Normalerweise hätte ich mir gesagt, dass es erbärmlich und uncool wäre, wie ein Kleinkind zu „heulen“, jedoch war es dieses Mal nicht zu vermeiden. Ich wurde immer wütender, umso mehr ich über alles nachdachte. Ich schlug mit einer Faust auf das Bett, auf dem ich saß und biss meine Zähne fest aufeinander. „.!..“ Eine Weile saß ich so da, bis ich mir die dünne, weiße Bettdecke um die Hüfte band und mit tauben Beinen zu einem Raum schwankte, der wie ein Bad aussah. Ich hielt mich im Türrahmen fest, eh es mich überkam und die Übelkeit über mich siegte. Ich fiel über die Toilette in dem kleinen kahlen Bad und schaffte es im letzten Moment den Klodeckel zu öffnen. Ich übergab mich und mein Hals schmerzte noch mehr - ich fühlte mich elendig. Anschließend entschloss ich mich die kleine Dusche, die in dem Bad war zu benutzen und all den Dreck und die Erinnerungen von mir zu duschen, eh ich von diesem Ort so schnell wie möglich verschwinden würde. Auch beim Duschen kamen mir immer wieder die Bilder von diesen Bikern in den Kopf und ihren heruntergelassenen Hosen... Ich drückte meine Hände gegen meinen Kopf, doch was ich auch tat, diese Bilder verschwanden nicht mehr und es schien so, als würden sie es auch nie wieder tun. Nach dem ich fertig war fühlte ich mich etwas lebendiger. Also ging ich aus dem Bad hinaus und suchte nach meiner Kleidung. Tatsächlich fand ich sie auf einem Stuhl neben dem Bett ordentlich zusammengelegt. Ich griff sie und schlüpfte in die schmutzige Kleidung hinein, da mir nichts anderes übrig blieb. Ich wollte nur schnellst möglich von hier verschwinden. Ich sah aus dem Fenster , neben dem Bett, als ich meine Hose anzog und sah den Hof auf dem es passiert war. Von hier aus hatte dieser Typ mich beobachtet.. Wie gedacht, war ich also noch immer in dem Club. Als ich fertig war ging ich durch eine Tür, die mich innen, über den riesigen Raum des Clubs entlangzuführen schien. Ich beschleunigte meinen Gang, um noch schneller von hier weg zu kommen. Durch eine weitere Tür, die etwas vom Haupteingag entfernt lag, gelangte ich nach draußen. Es musste einige Zeit vergangen sein, seitdem ich hineingegangen war, da die Beleuchtungen der Stadt langsam ausgingen und auf die Dämmerung wartete. Ohne mich umzusehen, oder langsamer zu werden, ging ich weiter – auf den Ort zu, an dem ich meinen Pullover hinterlassen hatte. Der Weg dorthin war so kalt, dass ich meine Arme um keinen Körper schlingen musste, um nicht in eine Gefrierstarte zu verfallen. Die paar Meter kamen mir endlos lang vor und die Kälte und der rutschige Boden machten die Sache noch komplizierter. Als ich die Stelle endlich erreichte zog ein eisiger Wind durch mein Shirt und mein Körper wurde von einer Gänsehaut bedeckt. Für einen Moment lang war es einfach zu kalt, um sich zu bewegen. Doch dann griff ich schnell und entschlossen hinter die Kisten, um es endlich hinter mich zu bringen. Doch da, wo er hätte liegen müssen, war er nicht mehr. „Verdammt! Wo ist er?? Mir ist so kalt!“ Schnell kniete ich mich hin und angelte mit dem Arm alle Ecken und Löscher ab, in denen er vielleicht noch hätte liegen können, aber er war weg. Ich legte meinen Kopf kraftlos auf ein paar Kisten ab und seufze schwer in mich hinein. „Scheiße! Wieso muss das hier alles passieren?“ „Na sie mal einer an! Schaut mal, wen wir da haben, haha!“ Ich hob meinen Kopf, als ich hinter mir ein paar raue Stimmen hörte. „Na Süßer, wie geht es dir so nach deinem ersten „Mal“, wenn man das so nennen kann!? „Boss! Jetzt wo „er“ nicht da ist können wir doch richtig...ich meine du weißt schon!“ Ich wollte mich nicht umdrehen, ich wollte mich nicht vergewissern, ob die Stimme zu den Menschen gehörten, denen ich sie zuordnete, ich wollte es nicht. Ich wollte nur eins: weg von hier! „Ja, er hat recht! Außerdem bin ich überhaupt nicht zum Zug gekommen, weil der Pisser einfach umgekippt ist. Ich starrte schwer atmend die Wand vor mir an und wollte einfach nur aus diesem schrecklichen Traum aufwachen! Doch es war kein Traum – der kalte Winterwind erinnerte mich alle paar Sekunden daran. Eine Hand griff mich grob am Arm, wo die blauen Flecken waren und ich zögerte nicht aufzuschreien und meinen Arm an meinen Körper zu ziehen, um dem Griff zu entkommen. „Nein! Nicht noch einmal!!“ , schrie ich in mir. Doch dieses Mal schienen sie noch weniger Rücksicht zu nehmen – noch brutaler zu sein – jetzt wo sie von niemandem kontrolliert wurden. Ich bekam als erstes einen Schlag in die Magengrube und sackte zusammen, in die Kisten, die hinter mir waren. „Man, heute ist unser Glückstag, Jungs!!“ Jetzt konnten sie mit mir machen, was sie wollten – was sollte sie jetzt noch davon abhalten. Und als sie wieder auf mich zukamen und mich einer von ihnen hochzog um mir noch eine zu verpassen fuhr auf der Straße neben uns langsam ein Polizeiwagen vor. Mit halb zugekniffenen Augen sah ich es als Erster, da mein Kopf in diese Richtung gedreht war. In mir machte sich mit dem Anblick dieses Wagens ganz plötzlich eine angenehme Leichtigkeit breit und mein ganzer Körper entspannte sich mit einem Mal – Ich war ...gerettet...! Der Wagen hielt und die Tür öffnete sich. Der Griff an meinem Hemd löste sich, da auch die Biker die Lage erkannt hatten. Der Polizist stieg aus dem Auto und kam langsam auf uns zu, was die Gang zurückweichen lies. Ich selbst blieb an Ort und Stelle stehen und versuchte mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass es nun vorbei war. Der Polizist trat vor mich und stand so zwischen mir und den Typen. Er zeigte auf das Auto und deutete mir so an, dort ein zu steigen. Ich zögerte keinen Moment lang, ging zum Auto und stieg hinten ein. Schnell schloss ich die Tür und betrachtete das Innere des Polizeiautos kurz. Fahrer und Beifahrersitz waren von der Rückbank auf der ich saß voneinander getrennt, wie in den Filmen in denen ich solche Polizeiautos gesehen hatte. Hier drinnen fühlte ich mich sicher und blickte von hier aus nach draußen auf das Geschehen. „Jetzt geht’s euch an den Kragen, ihr Hunde! Der Knast lässt grüßen, wenn ich anfange über euch zu erzählen!“ Ich sah, wie sie miteinander zu reden schienen, verstand durch die Scheiben hindurch aber nichts. Zudem waren sie etwas zu weit entfernt. Ich blickte in die Gesichter meiner Peiniger und ich verspürte beinahe etwas Glück und Freunde, als ich ihre Angst in ihren Gesichtern sah. „Von wegen euer Glückstag!“, dachte ich mir. Vermutlich hatten sie nun wahnsinnige Angst in den Knast zu wandern, wenn ich erzählen würde, was sie mit mir getan hatten. Aber irgendetwas stimmte dort draußen nicht. Ihre Gesichter waren etwas zu beängstigt. Irgendwie hatte es etwas von...Todesangst? Ich wollte die Tür des Autos öffnen um etwas verstehen zu können, da die Hinterbank keine Fensterkurbel geschweige denn elektrische Öffner besaß. Doch als ich sie öffnen wollte, stellte ich fest, dass die Türen der Hinterbank etwas Ähnliches, wie eine automatische Verriegelungssicherung besaßen und sich von Innen nicht einfach so öffnen ließen. Vermutlich damit Kriminelle nicht die Möglichkeit besaßen wieder abzuhauen, wenn sie einmal drin waren. Und noch bevor ich den Türgriff wieder loslassen konnte, hörte ich von draußen einen dumpfen Schuss fallen und sah auf. Vor dem Polizisten, der seine Waffe gezogen hatte, lag der Biker mit der Augenklappe, tot, auf dem Boden und eine Blutlache machte sich aus seinem Kopf breit und bedeckte den eingefrorenen Boden mit einem dunklen Rot. Ich starrte erschrocken auf den Toten. Ich hatte noch nie einen Toten gesehen und ich fragte mich, ob es in Ordnung war, dass ein Polizist so einfach einen Kriminellen erschoss. Ich sah, wie die Anderen angsterfüllt von dem Polizist weg wichen. Und ich konnte meinen Blick zunächst nicht von dem Toten abwenden – es kam so plötzlich und unerwartet. Dann sah ich zu dem Polizisten. Der Polizist war recht groß, trug eine dunkelblaue Uniform, schwarze Handschuhe und eine schwarze Polizeimütze, die Gesicht und Haare etwas verbargen. Und dann fiel ein zweiter Schuss und der Boss der Biker, der bis gerade noch mit nach hinten gewichen war und die Arme kapitulierend in die Luft gehalten hatte fiel mit einem starren Blick und aufgerissenem Mund zu Boden. Ein dritter Schuss ging in seine Lendengegend. Ich zuckte zusammen und begann nervös an der Tür zu rütteln, aber sie ging nicht auf. Das Blut floss – was ging hier vor? Ich hatte zwar keinerlei Mitleid mit diesen Typen, allerdings war es nicht normal, dass der Polizist ohne weiteres zwei Menschen erschoss, ohne dass diese ihn angegriffen hatten und das auf so eine makabere Art und Weise. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er schoss einem Weiteren ins Bein, eh sie es schafften davon zu rennen. Ich rüttelte noch stärker an der Tür. Ich fühlte mich in dem Auto nicht mehr länger sicher. Und eh ich mich versah ging die Fahrertür auf und der Polizist setzte sich schweigend hinein. Langsam und möglichst unauffällig löste ich meinen Griff von der Tür und versuchte ruhig zu bleiben. Was sollte ich jetzt machen? Vielleicht einfach so tun, als hätte ich nichts gesehen? Ich sah vorsichtig nach vorne in den Innenspiegel, als der Polizist begann seine Pistole mit einem Tuch zu säubern und etwas zu sagen. „Ich hatte sie gewarnt. Anscheinend haben sie geglaubt in meiner Abwesenheit tun zu können, was ihnen gefällt.“ Diese Stimme! Der Polizist zog seine Mütze ab und ich erblickte im Innenspiegel das Gesicht von diesem Mann, der sich in meinem Traum Kanai Kurosaki genannt hatte. Ich schlug meine Hände gegen das Gitter, das zwischen mir und diesem Kerl stand. „Was??? Du bist das?! Was soll das?“ Dieser arrogante Kerl blickte mir mit seinem kühlen undurchschaubaren Blick in die Augen und schweig einfach nur. „Warum hast du die erschossen? Sowas ist doch nicht legal, scheiße!“ Ich rüttelte einmal wütend an dem Gitter, weil ich mir vorkam, als wäre ich eine Spielfigur, die er mal den Löwen zum Fraß vorwarf und wenn er Lust hatte mal vor ihnen rettete. Auf welcher Seite stand der?? Oder, was wollte er von mir? „Wie ich bereits sagte, haben sie eine meiner Anweisungen missachtet.“ Dann drehte er sich zu mir um und ich wich zurück und ließ vom Gitter ab. „Was meinst du, was sie mit dir gemacht hätten? Sicher nicht das alte Programm. Ich hatte ihnen deutlich untersagt dich von hinten zu nehmen. Aber sie haben förmlich herausgeschrieben, dass sie es vorhatten.“ Die ruhige, tiefe Stimme hat einen leichten Nachdruck in sich, als wäre er tatsächlich etwas aufgebracht. „Und sage mir nicht, du hättest es lieber gehabt, ich hätte die Beiden nicht erschossen und einfach laufen lassen“ Wieder lehnte sein Kopf auf seiner Handaußenfläche und stützte sich mit dem Ellenbogen, zu mir nach hinten gedreht, auf der Sitzlehne ab. Dieser Blick.. Diese überlegen Art. Ich schlug zornig gegen das Gitter. „Nein! Aber du hättest diese Typen auch verhaften können!“, schrie ich fast schon entsetzt. „Und mit welcher Begründung? Beim ersten Ereignis gab es keinerlei Zeugen und die Aussagen hätten zumindest 7 gegen 1 gestanden. Gerade haben sie noch nicht viel mehr gemacht, als dich zu verprügeln, was in eine einfache Straßenschlägerei eingeordnet worden wäre – keinen Grund also jemanden zu verhaften.“, erzählte er seelenruhig und lächelte ein wenig. „Vielleicht hätte ich noch etwas warten sollen?“, fügte er noch hinzu. „Wie kann jemand wie du ernsthaft Polizist sein?!“, entgegnete ich ihm nur erzürnt. Als ob er sich etwas daraus zu machen schien, was das Gesetz ihm erlaubte und was richtig und was falsch war. Mein Gesicht war nah am Gitter, aber weder von dem Schlag gegen es, noch meinem drohenden Gesicht zuckte er zusammen, oder wich weg. Er blieb seelenruhig und sah mich, immer aus einer erhobenen Blickwinkel, an. „Wo wohnst du? Ich werde dich nach Hause fahren.“ Ich sah ihn noch kurz an, in der Hoffnung ich könnte etwas in ihm lesen, aber er war wie ein versiegeltes Buch in das ich nicht hineinblicken konnte. Erst war er gegen mich, dann für mich...oder so ähnlich? Ich vertraute ihm kein Stück! Ich lies von dem Gitter ab und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Ich hasste es mir einzugestehen, dass es wahrscheinlich schlauer war mich von ihm fahren zu lassen, als wieder nach draußen zu gehen. Ich starrte nach draußen, als ich mir überlegte, wo ich eigentlich hinwollte. Immerhin hatte ich weder Unterkunft noch Geld noch warme Kleidung. Aber all das wollte ich einem Kerl wie dem nicht noch unter die Nase reiben. Also sagte ich schnell die einzige Adresse, die mir aus meiner Recherche über diesen Ort im Kopf hängen geblieben war. „Gut.“, antwortete er mir daraufhin nur und wendete sich von mir ab, um zu meinem Zielort zu fahren. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, wo mich die Adresse genau hinführte. Ich hatte bei meiner Suche nach dem „Blue-Lagoon“ ein paar Adressen für günstige Motels gelesen. Ich blickte vom warmen Auto nach draußen in die Kälte und sah noch ein paar bunte Lichter an mir vorbeiziehen, die noch nicht erloschen waren. Hier und da rauschten ein paar Läden vorbei. Keiner von uns unterbrach die Stille, die in dem Auto herrschte. Wer war dieser Typ nur... Erst war er in dieser Bar....und dann der Polizist. Es war merkwürdig, aber es schien fast so, als spielte er auf zwei verschiedenen Seiten. Zum Einen war er der Böse und zum Anderen der ...naja....“Gute“, wenn man einen kriminellen Polizisten als „gut“ bezeichnen konnte. Aber wieso? Und dann war da noch die Tatsache, dass er wusste, wo ich war... Es war fast so, als hätte er mich beobachtet und war genau im richtigen Moment am richtigen Ort. War es Zufall, oder Absicht? „Pfff“ Ich trat in Gedanken vor Wut gegen den Sitz vor mir und sah im Augenwinkel, wie er seine Augen kurz zu mir wendete und dann wieder von mir abließ. Dann hielt er an und ich konnte durch das Fenster sehen, dass wir in einer Menschenleeren, heruntergekommenen Gegend angekommen waren. Es machte „klick“ und die Sicherungen der Türen schienen sich gelöst zu haben. „Hier wohnst du also?“, fragte er mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, das leichte Skepsis zum Ausdruck brachte. „Ja!“, antwortete ich schnell aus Trotz.Was ging es ihn schon an, wo ich wirklich wohnte. „Soll ich dich noch vor die Tür bringen?“ „Nicht nötig!“, sagte ich mit strenger Stimme und stieg schnell aus dem Wagen aus. „Scheißkerl!“, nuschelte ich auf sein arrogantes, verzichtbares Angebot und schmiss die Tür hinter mir zu. Als ob ich mich von einem Kriminellen bis vor die Haustür bringen lassen würde, selbst, wenn ich hier eine Wohnung hätte. Wer weiß, ob er mich nicht hinter der nächsten Ecke wieder mit einer Gruppe von Perversen überraschen würde um anschließend ein, zwei zu erschießen. „Das ist doch gestört!“, hauchte ich und trat noch einmal viel zu selbstsicher gegen den Reifen und lief los, als hätte ich ein Ziel. Ich wollte ihm auf keinen Fall gönnen, dass er recht mit seiner Skepsis hatte und ich mich hier nicht einmal annähernd auskannte. Also lief ich die Straße entlang, als wüsste ich wo es lang ging. Wieder verfiel ich in eine leichte Kältestarre, als der eisige Wind ein paar Schneeflocken in die lockeren Ärmel meines Hemdes wehte. Als ich etwas vom Auto entfernt war, blickte ich zurück. Durch das Licht der Scheinwerfer konnte ich nicht viel sehen, aber er schien noch zu warten. Ich fragte mich worauf? Dachte er tatsächlich, dass ich es mir anders überlegen und zurück zum Auto kommen würde? Pf, niemals! Ich drehte mich wieder um und ging weiter. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich das Auto langsam in Bewegung setzte und davon fuhr. Als das Surren des Motors nicht mehr zu hören war, ließ ich mich frierend mit dem Rücken an einer Laterne nieder. Ich senkte den Kopf. Wo war ich hier nur? Weit und breit war keine Menschenseele. Alles, was es hier gab waren Geschäfte, die seit einiger Zeit geschlossen blieben, ein paar angesprayte Wände und ein nebliger Hafen, der ein paar hundert Meter von mir entfernt, begann. Das Motel, das ich damals rausgesucht hatte, war wohl auch eines der verriegelten Häuser, die sich an die geschlossenen Läden reihten. Ich drückte meine Handflächen auf mein Gesicht und schloss meine Augen. „...verdammt...“ Ende – Kapitel 2 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)