Der 51. Strich von actualwizard666 ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Essen. Das war das einzige was in seinem Kopf war, mehr nicht. Mit beinahe perfektionistischer Vorsicht Schritt der Junge Mann voran. Seine Haare, die sonst in einer äußerst ungewöhnlichen Farbe strahlen, hatten durch den Ruß und Staub ein matt schimmerndes grau angenommen. Seine roten Iriden sahen sich bedacht um. Sein Blick streifte die zerrütteten Häuser, die Bruchstücke die vor ihm lagen. Alles grau, alles dunkel, alles voller Staub. Er befand sich in einem der längst Menschenleeren teile Königsbergs. In denen die die Sowjetunion Tag und Nacht mit Bomben beschossen hatten. Okay, sie hatten ganz Königsberg so unter Beschuss gehalten, doch diesen Teil hatte es wohl sehr schlimm erwischt, doch es brachte auch einen großen Teil der Sicherheit mit sich. Zwar war es hier Menschenleer, aber genau das war es, was ihm Sicherheit brachte. Niemand würde ihn hier finden, nicht einmal die Russen würden in diesem Teil suchen. Zumindest ging er davon aus. Sie hatten die Stadt eingekesselt, kamen von allen Seiten und die Armeen beider Seiten kämpften um den Sieg, wobei die Deutschen das Kämpfen langsam Müde wurden. Es war doch klar wer diesen Krieg gewinnen und wer ihn verlieren würde. Das wussten alle, weshalb Gilbert nicht verstand das es hier immer noch wütete, überall noch immer Tote lagen und es immer neue gab. Sowohl Russische Gefallene als auch Preußische. Wobei letzteres die Mehrzahl bildete. Die meisten waren sowieso geflüchtet. Auch Gilberts Eltern waren geflüchtet. Sie nahmen eine der Kutschen, die sie über den schmalen Landstrich nach Polen, in Sicherheit bringen würde. Wo dabei er und Ludwig blieben? - na hier in Königsberg. Sie hatten sie einfach zurückgelassen. Und nun? Nun saß er hier. Inmitten eines zertrümmerten Hauses. Die Tische lagen umgeworfen und Gilbert machte nur eine kurze Pause, ehe er auch in diesem Haus die Schränke durchwühlen würde. In der Hoffnung etwas brauchbares, bestenfalls etwas Essbares zu finden. Doch wie sooft wurde auch in diesem Haus seine Hoffnung bitter enttäuscht. ✞ ✠ ✞ „Sieh dich doch mal um! Hier gibt es weit und breit nichts! Sergej hat uns völlig umsonst hierhin geschickt.“ missmutig trat der dunkelhaarige Mann, mit der schwarzen Chabka auf ein Stück am Boden liegender Hauswand, welche allerdings keine Reaktion von sich zeigen lies. Dabei hielt er sein Maschinengewehr ruhig in der Rechten Hand. „Abwarten.“ war nur das Kommentar des anderen Mannes, welcher mit seinen violetten Iriden die Gegend absuchte. Allerdings war er derselben Meinung wie sein Komplize. Hier gab es und hier würde es wohl auch nichts interessantes mehr geben. Nicht in diesem Teil der einst so lebendigen Stadt. Ein schmales lächeln bildete sich in den Zügen des Russen. Nach dem Krieg würde er nochmal herkommen. Nicht als Soldat, sondern als ein völlig freier und normaler Mann. „He! Ivan! Träumst du wieder?“ die Stimme Andrejs weckte ihn aus seinen Gedanken. „Hm?“ Daraufhin lachte der dunkelhaarige Mann auf und schoss Ivan gekonnt vor die Füße, dieser wich einen Schritt zurück und grinste ein wenig. „Du trödelst. Kein Wunder warum man dich nicht alleine losschicken will! Du würdest vermutlich mehr Zeit damit verbringen die unglaubliche Schönheit.“ Seine Stimme verfiel langsam dem Sarkasmus. „- dieser zertrümmerten Stadt zu bewundern, anstatt ein paar dieser deutschen Missgeburten umzubringen.“ „Njet. Ich würde warten bis einer von ihnen sich zeigt. Da ich 'diese zertrümmerte Stadt' bewundere wird er denken, ich sei abgelenkt, aber ich sehe ihn natürlich im Augenwinkel und im Richtigen Moment drück ich ab.“ Andrej lachte auf. „Schön. 1 zu 0 für dich, Braginski. Aber ich möchte an deinem unglaublich gutem Mordplan nun nicht teilhaben und diesen Teil der Stadt schnell abgesucht haben. Den Spaß auf der anderen Seite will ich mir nicht entgehen lassen, verstanden? Also trödle nicht herum, während ich mich um den westlichen Teil kümmere. Wenn ich wieder da bin, und du immer noch hier stehst, schieße ich dir in den Fuß!“ lachend machte sich schließlich Andrej in eine andere Richtung auf, hob dabei schwer die Füße um über einige Häuserbrocken zu steigen. ✞ ✠ ✞ „Natürlich nicht! Es wäre ein wunder gewesen, wenn Gilbert Beilschmidt in diesem Haus etwas zu essen finden würde!“ fauchte sich der junge Mann selbst zu und knallte einen der Schränke zu, welcher noch halbwegs unversehrt war. Er brauchte doch etwas essbares. Für sich und Ludwig. Der kleine Junge war gerade erst einmal 7 Jahre alt. Er würde alleine gar nichts zu essen finden. Deprimiert schlug der weißhaarige seinen Kopf an die Schranktür und murmelte etwas unverständliches. Würden doch nur seine Eltern noch hier sein. Oder hätten sie zumindest Ludwig mitgenommen. Er selbst war schon 19 Jahre alt. Alt genug um sich hier zurechtfinden zu müssen. Aber … er wollte nicht dran denken, doch der Gedanke war realistisch und er musste daran denken. Was wenn er selbst das hier nicht überlebte, dann hätte Ludwig niemanden mehr und er wäre auf sich gestellt. Der Junge würde nicht einmal 2 Tage überleben, die Russen würden ihn finden und als einen ihrer Bomben-Köder oder sonstiges gebrauchen. Allein der Gedanke daran, wie sie ihren kleinen Bruder in die Finger bekommen könnten, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken und er würde am liebsten in Tränen ausbrechen und sich bei dem Gedanken übergeben. Doch er schluckte den Kloß lieber erneut runter und schüttelte den Kopf. Er würde überleben, er musste überleben. Sie würden es beide Überleben und mit etwas Glück würden sie ja vielleicht doch noch fliehen können. Auch wenn die Chancen gering waren. Doch in diesem Teil der Stadt gab es kein Essen mehr … bald würde er woanders suchen müssen, wenn nicht sogar die sowjetischen Truppen bestehlen. Und das alles war ein Spiel mit dem Tod. Ja, er würde ein Spiel mit dem Tod spielen und er würde es hoffentlich gewinnen. Er sollte zurück zu ihm, zu seinem Bruder. Zwar ohne Essen, aber er wollte ihn nicht noch länger alleine lassen, nicht das der kleine vor Sorge nach ihm suchen gehen würde. Er nickte sich erneut selbst zu um sich noch einmal ganz sicher zu sein und verließ dann das Gebäude. Die Sonne blendete ihn einen Moment, sodass er kurz die Augen schließen musste und stehen blieb. Als er seine Roten Iriden dann langsam öffnete zog sich mit einem mal alles in ihm zusammen und er wich sofort einige Schritte zurück. Nicht weit von ihm, vielleicht allerhöchstens zehn Meter stand einer von ihnen. Er würde sie doch sofort überall erkennen. Das dämliche Russenvolk. Verraten hatten ihn der lange Mantel, der bald den Boden berühren drohte. Die ausreichende Munition und das Maschinengewehr, welches er sich über die Schulter gehangen hatte. Es fehlte nur noch der Wodka in der anderen Hand und das perfekte Abbild eines Russen würde vor ihm stehen. Die Haare des Mannes lagen ihm auf einer Seite leicht im Gesicht. Generell hatten sie eine ungewöhnliche Haarfarbe. Gilbert würde mal auf Beige mit Blond gemischt tippen. Allerdings war es ihm eine frage wie eine solche Haarfarbe zustande kam. Naja … er sollte lieber still sein mit seiner Haarfarbe. Regungslos stand er also da und beobachtete den Mann vor sich. Er wollte nur keine hektische Bewegung machen, jeder Schritt musste überlegt sein, denn es konnte der letzte sein. ✞ ✠ ✞ Verträumt beobachtete Ivan einige Vögel, die sich auf einem der Häuserdächer niedergelassen hatten. Dann umspielte ein sanftes lächeln seine Züge. Doch … dann erkannte er einen Umriss im Augenwinkel. „Andrej, schieß mir doch in den Fuß, dann schieße ich dir in die Brust.“ grinsend drehte sich der Russe um und fuhr selbst kaum merklich zusammen. Das dort einige Meter von ihm entfernt, war eindeutig nicht Andrej. Es war ein Deutscher, das erkannte Ivan sofort. Allein schon weil er alle Soldaten hier kannte. Aber die Deutschen waren zumal hier in Königsberg auch ein recht kleines Völkchen, und der vor ihm war mindestens bestimmt einen Kopf kleiner als er selbst. ✞ ✠ ✞ Gilbert rührte sich keinen Zentimeter. Hatte Angst auch nur eine falsche Bewegung zu machen, die ihm sein Leben kosten könnte. Er starrte einfach in die Augen seines Gegenübers, welcher ihn kalt musterte. Die Iriden des Mannes hatten eine ebenso ungewöhnliche Farbe wie seine Haare. Sie waren in einem dunklen Violett Ton, der einem das Herz und die Seele heraus riss, um sie einzufrieren und mit roher Gewalt wieder in den Körper zu hämmern. Und genauso fühlte es sich an. Die Angst die Gilbert innerlich zusammendrückte und die Kälte die von diesem Mann ausging, ließen ihn leise aufkeuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)