Feiertags-Zoff von Mimmy-chan (*+*+* Geminishipping *+*+*) ================================================================================ Prolog: Der stetige Kampf um Anerkennung ---------------------------------------- „Wenn vor dem Fenster das Wasser gefriert und unzählige Kristalle vom Himmel fallen, wenn der Kalender den letzten Monat des Jahres ankündigt und Kinder auf der ganzen Welt ungeduldig die Tage zählen, - dann steht Weihnachten vor der Tür. Eine Zeit voller Ruhe, Nächstenliebe und Geborgenheit beginnt. Alle sind glücklich und dann, am Heiligen Abend…“ „La~angweilig!“ Seufzend sieht der kleine Elf mit stachlig-bunter Frisur von seinem Buch auf. Die grüne Mütze, die von Anfang an mehr schlecht als recht gehalten hat, rutscht von seinem Kopf und landet auf dem Lesepult, genauer auf dem dicken roten Buch, aus dem eben noch vorgelesen wurde. „Santa…“ „Akefia reicht, Yugi“, winkt der gelangweilte Schüler ab und steht aus dem gemütlichen Ohrsessel auf. Ein paar schnelle Boxhiebe helfen ihm dabei, die vom langen sitzen eingeschlafenen Muskeln wieder aufzuwecken. „Akefia, … wenn Ihr Euch nicht ausreichend mit der Weihnachtsstimmung im Süden beschäftigt, werdet ihr nicht in der Lage sein Euren Vater bei den Vorbereitungen zu unterstützen“, mahnt der wesentlich Kleinere und klettert die Leiter vor seinem Pult herunter. Er hätte nie gedacht, dass aus dem süßen Sohn des Weihnachtsmannes innerhalb so kurzer Zeit ein zwar stattlicher, doch leider auch sehr ungeduldiger Mann werden würde. Zweifelnd sieht der Wichtel, den weißen Zotteln zu, wie sie leicht auf und ab hüpfen. „Ich weiß, was ich wissen muss“, versichert der junge Mann und widmet sich nebenbei ein paar Dehnübungen. Unter dem roten Pullover spannen sich die beachtlichen Muskeln an und entspannen sich nach kurzer Zeit wieder. Es ist nicht gerade unergründlich, wieso Akefia, trotz seiner für diese Breitengrade ungewöhnlich-dunklen Haut und der Narbe, die quer über sein rechtes Auge und die Wange verläuft, so begehrt bei dein weiblichen Wichteln ist. Manchmal ärgerte Yugi das, insbesondere wenn es um seine Verlobte geht, doch im Augenblick kann er über Akefias Drang ständig in Bewegung zu bleiben nur den Kopf schütteln. „Menschenkinder sind gierig und wollen so viele Geschenke wir möglich haben. Darum müssen wir die Produktion und Verpackung von Spielzeugen effizienter gestalten. Handarbeit war gestern. Nun leben wir im 21 Jahrhundert. Ich sollte mich also schnellstmöglich schnell wieder mit der Entwicklung meiner Maschine beschäftigen und mir nicht diesen Quatsch vom Friede-Freude-Lebkuchen anhören.“ „Nein! Nein, nein, nein, nein … so geht das nicht. Ihr dürft unsere Weihnachtsvorbereitungen nicht als Arbeit sehen, die schnellstmöglich erledigt werden soll. Vielmehr sollt ihr diese Zeit schätzen und euch ins Gedächtnis rufen WOFÜR wir so viele Anstrengungen in diesen einen Tag investieren. Es mag sein, dass die Menschen mehr und mehr vergessen, was der eigentliche Sinn von Weihnachten ist, aber wenn schon der zukünftige Weihnachtsmann daran zweifelt, wie soll dann die Nachricht…“ „Ist doch nicht mein Problem. Ich bin für die Geschenke zuständig, nicht für die Stimmung.“ Und mit diesen kühlen Worten und einem deutlichen Augenrollen verlässt Akefia die keine Bibliothek. Er weiß, dass Yugi, wenn man ihm die Chance dafür gibt, auch Stundenlang noch über die Bedeutung von Weihnachten philosophieren könnte, und dass will er sich nun wirklich nicht antun. Mit mäßiger Laune verlässt er das Haupthaus und tritt nach draußen. Trotz der eisigen Temperatur von minus zwanzig Grad Celsius, macht sich Akefia nicht die Mühe seinen Mantel, der um die Hüfte gebunden ist, anzuziehen. Der Weg bis zur Werkstatt ist schließlich nicht so weit, als dass es sich lohnen würde und er ist auch kein Mensch, dem die Gliedmaßen innerhalb weniger Minuten abfrieren würden. Vor den Toren der Werkstatt klopft er sich den Schnee von den schwarzen Stiefeln, ehe es endlich ins warme Innere geht. Hektik, doch auch eine gewisse Art von Zufriedenheit liegt in der Luft. Überall hämmern, schrauben und leimen Elfen Spielzeuge zusammen oder sind damit beschäftig Karren an fertigen Geschenken in das Spielzeuglager zu fahren. So gesehen ist die Fertigung der Spielzeuge wohl bald abgeschlossen und sie müssen nur noch verpackt werden. Allerdings ist es damit längst nicht so leicht getan, wie man annehmen sollte, da die Elfen dazu neigen die so hart erarbeiteten Geschenke auch entsprechend perfekt verpacken zu wollen. Das beinhaltet auch, dass Geschenke mitunter zwei bis drei Mal neu verpackt werden, nur, damit alles stimmig ist. An sich eine Zeitverschwendung – findet Akefia zumindest. Darum hat er sich daran gemacht eine Maschine zu erfinden, die die lästige Aufgabe der Verpackung übernimmt. „Heute, kann ich sie endlich testen“, murmelt der Weißschopf grinsend, ehe er in der hintersten Abteilung, nämlich dem Lager für Verpackungsmaterialien, verschwindet. Um nicht sonst wie weit laufen zu müssen um stetig neues Geschenkpapier heran zu schaffen, hat er seine Erfindung gleich hier aufgebaut. Da noch niemand hier arbeitet, bot sich das einfach an. Ein zufriedener Blick streift die imposante Apparatur, die getreu des Fließbanksystems und neusten Computer-/Lasertechnik jedes Geschenk analysieren und schließlich die geeignete Verpackung dafür findet und anlegt. Für den ersten, kompletten Durchlauf hat Akefia sich bereits fünf verschiedene Geschenke bereit gelegt, die bis jetzt noch nichtsahnend auf dem Fensterbrett lagen. Nun doch etwas aufgeregt, schaltet er seine Maschine an, die bereits am Vortag mit Verpackungsmaterialien aufgefüllt wurde, und schnappt sich anschließend ein Versuchsobjekt. Das kleine Spielzeugauto wird am Anfang des Fließbandes platziert, woraufhin das Band zu rollen beginnt. Ein Laser scannt das Objekt und auf einem Monitor erscheinen alle erdenklichen Daten, die für den Verpackungsprozess von Relevanz wären. Größe, Gewicht, Art des Geschenkes und Farbe wären als entscheidende Parameter zu deuten. Mit Genugtuung verfolgt Akefia das Geschenk im Schritttempo und protokoliert dabei jeden einzelnen Schritt des Vorgangs um Fehler aufzuspüren und später ausbesser zu können. Mechanische Arme heben das Auto in eine passende Geschenkkiste, die mit einem Deckel verschlossen wird. Als nächstes wird ein passendes Stück Geschenkpapier abgeschnitten und mit der bedruckten Seite nach unten auf einem kleinen Tisch gelegt. Dort wird nun auch das Geschenk drauf gehoben. Erneut kommen mechanische Hände zum Einsatz um das Papier um den Karton zu verpacken. Da das den schwierigsten Teil der Arbeit darstellt, passt Akefia ganz genau auf, wie akkurat die Maschine arbeitet. Zu seiner Freude klappt es auf Anhieb. Das nun verpackte Geschenk wird auf das nächste Fließband gelegt und bekommt dort noch hübsche Verzierungen aufgeklebt, ehe das Namensschild seinen Platz findet. Am Ende des Prozesses wandert das Geschenk auf ein Abstellband, wo es in Zukunft von Elfen heruntergenommen werden muss. Die weitere Verladung wird dann ganz traditionell per Hand oder Gabelstapler ablaufen. Zumindest die erste dieser beiden Aufgaben übernimmt nun Akefia. Kritisch begutachtet er die Arbeit und beginnt wenige Augenblicke später breit zu grinsen. „Na endlich! Es funktioniert!“ Jubelnd wirft er den Block weg und hält das verpackte Auto in die Luft. „Ich bin ein Genie!“ Vor Begeisterung darüber, dass sich Jahre des Tüftelns und Versagens endlich ausgezahlt habe, schmeißt der junge Mann seinen Erstversuch in die Ecke und legt gleich noch die nächsten Spielzeuge auf das Band. Nach einander werden sie langsam abgefertigt und da alles problemlos verläuft, kann es Akefia gar nicht erwarten seinem Vater davon zu erzählen. Ohne auf die Fertigstellung der Spielzeuge zu achten oder darauf, dass die Maschine immer noch läuft, rennt er aus dem Lager und eilt schnellstmöglich in Santer Claus‘s Büro, um diesem die freudige Nachricht zu überbringen. Während Akefia noch auf dem Weg ist, zieht die Maschine ein weiteres Stück Geschenkpapier von der Rolle. Dabei wird durch den Drehimpuls jedoch Hitze erzeugt, die binnen eines Moments einen Funken auslöst. Der Funken entflammt noch auf der Kante des Geschenkpapieres und breitet sich wie ein Lauffeuer auf. Die züngelnden Flammen erreichen auch bald die Rolle und kriechen von da an in die Maschine. Das Erdgas, mit dem diese angetrieben wird, erhitzt sich und bereitet sich deshalb weiter aus. In den Rohren wird der Druck größer. Gefährliche Zischlaute sind zu hören. „Komm schon Alter, ich habe nun 5 Jahre daran gearbeitet, da wirst du dir doch die Zeit dafür nehmen können, um es dir wenigstens anzusehen“, fordert Akefia mit grantiger Stimme und verschränkt übellaunig die Arme vor der Brust. Sein Vater, Santa Claus, hingegen lässt gemächlich die Lesebrille ein wenig seine knubblige Nase herunter rutschen und betrachtet seinen Sohn mit Sorge erfülltem Gesicht. „Akefia, ich muss die Liste der Kinder noch einmal durchgehen. Da es um die 2.183.143.000 Namen sind, wirst du dich noch einen Moment gedulden müssen.“ „Ach für diese knapp 2,2 Milliarden Kinder hast du Zeit und für mich nicht?“, zischt Akefia aufgebracht und haut lautstark mit der Faust auf den Tisch. Vor Schreck rutscht die Brille des Weihnachtsmannes von seinem rechten Ohr. „Junge, du weißt, dass es nicht so ist“, murmelt der Ältere seufzend, steht aber tatsächlich auf. „Erst, wenn du dir meine Erfindung angeschaut hast“, knurrt der jüngere herausfordernd und lehnt sich dabei etwas über den imposanten Schreibtisch. „Ist ja gut. Ist ja gut, mein Kleiner“, murmelt der Weihnachtsmann schmunzelnd und legt eine Hand auf den Schopf seines Sprösslings um die weiße Mähne durcheinander zu bringen. Murrend schiebt Akefia sie von sich. „Ich bin 24 also, lass das bitte“, murmelt er und hält dem Vater die Tür auf. Tief ist das Lachen, dass er dafür erntet. Gemeinsam schlendern sich langsam – viel zu langsam für den Geschmack des Erfinders – in Richtung Lagerhalle. „Für mich wirst du immer der ‚Kleine‘ sein, Akefia. Das ist bei Eltern nun einmal so.“ „Hm.“ Wenig begeistert seufzt der junge Mann auf und schiebt die Hände in die Taschen seines Pullovers. Dort verborgen, ballt er sie zu Fäusten. Akefia hat schon so manchen psychologischen Ratgeber in der Hand gehabt, um herauszufinden wie er seinen Vater so beeinflussen kann, dass dieser aufhört auf ihn ‚herab‘ zu sehen, doch keiner der Tipps hat Früchte getragen. Nach wie vor behandelt Santa Claus ihn wie einen kleinen Jungen. Zuhause, vor den Augen der Wichtel, - ja selbst wenn Amour oder das Geschwisterpaar Fasching und Halloween sie besuchen… . Doch während alle anderen darüber schmunzeln oder es süß finden, - ist es für Akefia eine furchtbare Demütigung. Seiner Meinung nach sollte man dem Anwärter auf das Amt, des wichtigsten Feiertages im Jahr, den gebührenden Respekt entgegenbringen. Doch Respekt kann man nicht fordern, - man muss ihn sich verdienen. Und genau aus diesem Grund arbeitet Akefia so unermüdlich und in jeder freien Minute seines Tages an dem Projekt ‚Geschenke verpacken, Ehre entpacken‘, dass sein Vater jetzt endlich zu Gesicht bekommen soll. Doch kaum, dass die beiden ins Freie treten, ertönt die Alarmsirene. Panische Elfen schaufeln Schnee vom Boden und flitzen mit den Eimern davon. In der zerstreuten Menge, eilt Yami, der leitende Elf für papierbasierende Spiele, auf das Duo zu. „Weihnachtsmann!“ „Hol erst einmal Luft und dann sag mir was los ist“, meint Santa ruhig. Doch Yami schafft es einfach nicht sich zu beruhigen und wedelt völlig aufgelöst mit seinem Kotrollblock herum, den er wohl in der Hektik vergessen hat irgendwo anzulegen. „Es gab eine Explosion! Nun ist ein Feuer im Lager ausgebrochen!“ „In welchen Lager?“, harkt Akefia sofort nach. In seinem Magen macht sich ein flaues Gefühl breit und er hofft inständig, dass das alles nur ein Zufall ist. Keuchend sieht Yami ihn an. „Im Verpackungslager.“ Augenblicklich weiten Akefias Augen sich um ein Vielfaches, während die Pupillen auf Steckkopfnagelgröße zu schrumpfen scheinen. „Nein…“, flüstert er fast tonlos und schüttelt dann den Kopf. „Das kann nicht sein!“ Ohne erkennbaren Grund schnappt sich der Dunkelhäutige Yamis Cape und zieht ihn daran, vor sein Gesicht. „SAG, DASS DAS EINE LÜGE IST!“, fordert er aufgelöst und schüttelt Yami so heftig hin und her, dass man sich darum sorgen muss, ob er dem Elfen dabei nicht aus Versehen das Genick bricht. „Akefia, beruhig dich“, murmelt Santa mit ruhiger, jedoch mahnender Stimme. Doch damit erreicht er den jungen Mann nicht mehr. Wie vom Teufel gejagt, lässt der junge Mann den Elf fallen und rennt zum Verpackungslager. Angekommen bietet sich ihm ein Realität gewordener Albtraum. Bei dem Anblick des brennenden Gebäudeflügels, bleibt er wie angewurzelt stehen und sieht hilflos zu wie seine Arbeit buchstäblich in Rauch aufgeht. Kapitel 1: Du bist nicht der Weihnachtsmann ------------------------------------------- Gedrückte, geradezu düstere Stimmung herrscht im Büro des Weihnachtsmanns. Das zusammengekommene Kollektiv, - bestehend aus der Santa-Familie und den sieben leitenden Elfen -, ist gerade dabei den Schaden des Brandes auszuwerten und über das nun nötige Vorgehen zu entscheiden. „Zusammenfassend kann man also sagen, dass siebzehn Elfen sich im Krankenzimmer befinden und dort versorgt werden. Fünf davon haben eine leichte bis schwere Rauchvergiftung, der Rest klagt über Brandwunden, verursacht durch herabfallende Papierrollen und brennende Dachstücke. Aus dem Verpackungslager konnte nichts mehr geborgen werden. Als Ursache für den Brand wird angenommen, dass eine nicht lizensierte Maschine, während unbeaufsichtigter Zeit, Feuer gefangen hat“, wiederholt Yami noch einmal die wichtigsten Punkte, woraufhin ein kurzes Schweigen eintritt. Ratlos werfen sich die anwesenden Elfen Blicke zu, doch keiner wagt es die Stimme zu erheben. Im Gegenteil. Um einen Vorwand zu haben, nicht sagen zu können, schnappt sich der einer nach dem anderen ein Plätzchen aus dem Kekskörbchen von Santas Gattin, das auf ihrem Schoß liegt. Trotz ihres hohen Alters, hat Akefias Mutter leuchtend blondes Haar, das lockig über die zierlichen Schultern gleitet. Der gutmütige Blick wandert im Raum, bis sie sich schließlich von ihrem Stuhl erhebt und den Korb, auf den weihnachtlich geschmückten Schreibtisch stellt: „Nun schaut doch alle nicht so finster drein. Es ist doch schön, dass zumindest niemand lebensgefährlich verunglückt ist.“ „Das ist dann aber auch schon alles, was an der Sache positiv ist“, erwidert Seto, - ein meist schlecht gelaunter Elf, der für den finanziellen Aspekt verantwortlich ist, - mit schneidender Stimme. Um die Wichtigkeit seiner Aussagen zu unterstreichen, tippt er mit seinem Kuli auf die Kostenrechnung für den entstandenen Schaden. „Nein, die Geschenke sind auch nicht zerstört worden“, meldet sich Yugi zu Wort. An sich passt diese Aussage gut zu dem großherzigen Kerlchen, - dass er sich dabei jedoch fast komplett hinter dem Ohrensessel von Santas Gattin versteckt, minimiert aber die Überzeugungskraft seiner Worte. „Schön und gut, aber ohne Verpackungsmaterial können wir sie nicht verteilen“, erwidert Yami und erntet dafür Zustimmung von seinem aufgedrehten Kollegen Joey, dessen blonde Haare immer noch leicht an gekokelt aussehen: „Ja, Alter! Das Zeug geht kaputt, wenn es auf diese Weise transportiert wird.“ „Außerdem minimiert sich die Freude der Kinder um 40%“, merkt Mai, die Kinderpsychologin, an und tippt dabei wie wild auf ihren Tablet herum. „Nicht nur das! Die eindeutige Zuordnung der Geschenke wird ebenso eingeschränkt, weil die Namensschilder nicht an einem einheitlichen Platz vermerkt werden können.“ „Ja, aber heißt das, dass es dieses Jahr keine Geschenke gibt?“ „Das würde ja bedeuten, dass Weihnachten ausfallen würde!“ „Stellt euch die vielen enttäuschen Kinder vor. Sie werden den Glauben an den Weihnachtsmann verlieren und dann…“ Immer schneller und immer verzweifelter stellen die Elfen ihre Hypothesen auf, fangen an sich gegenseitig ins Wort zu reden und werden handgreiflich. Das Ganze endet in einer wilden Diskussion, die erst ein Ende findet, als Santa sich von seinem Sessel erhebt. „Ruhe!“ Augenblicklich verhallen die Gespräche. Alle Augen ruhen auf der Symbolfigur des gefährdeten Feiertages, die nachdenklich ihren Schnurrbart zwirbelt. „Wie May und Yugi bereits angemerkt haben, sind die zwei wichtigsten Sachverhalte noch einmal gut ausgegangen…“ Missmutig werfen die Elfen sich Blicke zu, bevor die Aufmerksamkeit wieder dem Weihnachtsmann gewidmet wird. „Das einzige Problem bleibt die Verpackung der Geschenke.“ Stumm wird dieser Feststellung zugenickt. „Wir brauchen also nichts weiter als genügend Geschenkpapier und ähnliches aufzutreiben, damit das Fest wie geplant stattfinden kann.“ „Aber woher sollen wir das denn nehmen, Santa? Eine so große Menge können wir nicht unbemerkt aus der Menschenwelt schmuggeln. Man müsste den gesamten Bedarf von einem Ort abholen können, um den magischen Schlitten zu verwenden, ansonsten…“ „Genauso werden wir es machen“, unterbricht Santa Duke - den leitenden Elfen für die Verteilung der Geschenke. Erneut ziehen die Anwesenden die Augenbrauen zusammen. „Und wer soll uns so viel liefern können?“ Seufzend schließt der Weihnachtsmann die Augen. „Der Osterhase“, murmelt er ernst und doch so laut, dass alle es hören können. „…Der Osterhase? Ihr scherzt wohl!“ „Nie im Leben macht er das!“ „Der wird uns eine lange Nase drehen und auslachen!“ „Da ist es ja wahrscheinlicher, dass in der Antarktis ein Sandsturm aufkommt!“ „Völlig unmöglich!“ „Der doch nicht!“ Die Einsprüche der entsetzten Elfen verstummen, als Santa Claus die Hand hebt. „Es ist unsere einzige Möglichkeit. Andere Festtage werden nicht mit Geschenken gefeiert und Amor können wir nicht bitte, weil er bereits selber im Stress ist, um den 14. Februar einhalten zu können.“ „Ja, aber ausgerechnet einen Weihnachtshasser wie den Osterhasen zu fragen, hat doch wenig Sinn, Santa. Er wird ablehnen.“ „Darum müssen wir ihn überzeugen.“ „Das hat in den letzten 200 Jahren niemand geschafft, wie also…?“ „Wir bieten ihm an, ihm als Gegenleistung im nächsten Frühling zu helfen. Außerdem ist der Osterhase auch kein Monster, also hört auf so schwarz zu sehen.“ „Da sind Sie aber der einzige, der so denkt“, murmelt Joey und kassiert dafür einen Tritt von Seto. Grimmig liefern sich die beiden ein stummes Blickduell. „Und wer soll hinfahren, um ihn zu überzeugen?“, wendet Frau Santa ein. „Eine berechtigte Frage“, stimmt ihr Ehemann zu und lässt den Blick durch den Rum schweifen.“ „Da ich in 200 Jahren leider auf keinen grünen Zweig mit ihm kommen konnte, wäre es das Beste jemand frisches hinzuschicken. Jemanden, den er nicht kennt und der die Überzeugungskraft mitbringt den störrischen Hasen von der Wichtigkeit unserer Bitte zu überzeugen. Ich denke da an – Akefia.“ Ein entsetztes „Was?“ raunt durch den Raum, als sich jeder einzelne zur Tür umdreht. Der Auserwählte lehnt an besagter Tür, und sieht seinen Vater vom anderen Ende des Raumes düster an. Die Arme sind abwehrend vor der Brust verschränkt und man kann sehen, dass er sich beherrschen muss, um nicht ausfallend zu werden. „Wieso willst du unseren Jungen losschicken, Claus? Ich glaube nicht, dass es die beste Idee ist, ihn in seinem Zustand…“, wendet die Mutter ein, wird jedoch von den Elfen unterbrochen. „Bei aller Liebe, Weihnachtsmann! Akefia hat doch selbst noch nicht einmal das Gefühl für Weihnachten entwickeln, wie soll dann gerade er…“ „Genau! Außerdem hat er bis jetzt noch nie etwas Brauchbares hinbekommen!“, meckert Joey und wirft dem dunkelhäutigen dabei einen abschätzenden Blick zu. „Jawohl! Er ist immerhin Schuld an unserem Kummer. Er wird es nur noch schlimmer machen!“ „Wer sagt uns, dass er den Osterhasen nicht dazu aufhetzt einen Krieg anzufangen? Mir wird allein schon bei dem Gedanken daran flau im Magen.“ „Nun werdet mal nicht lächerlich, meine Lieben.“ „Santa, der Junge ist nutzlos!“ „Ein Taugenichts!“ „Ein Tunichtgut!“ „Schickt bitte jemand anderen!“ Von allen Seiten versucht man auf den Alten im roten Mantel einzureden, doch der Weihnachtsmann lässt sich davon nicht irritieren und erwidert einfach nur den Blick seines Sohnes, der erneut die Hände zu Fäusten ballt. Der ganze Körper beginnt vor Wut zu zittern, und jedes Wort, das aus den Mündern der Elfen kommt, gießt Öl in das Feuer, das unter den durchtrainierten Muskeln zu lodern beginnt. „Ich mache es!“, schreit Akefia plötzlich laut und stößt sich von der Tür hinter ihm ab. Der Weg durch das Büro ist gefühlte 100 Meter lang. Skeptische, zweifelnde und verärgerte Augenpaare bohren sich dabei in den starken Rücken, doch all das wird gekonnt von Akefia ignoriert. Am Tisch seines Vaters angekommen streckt er wortlos die Hand nach einer Karte aus, die er ebenso schweigsam erhält. Auf dem Weg zurück, meldet sich Santa Claus dann doch noch einmal zu Wort. „Weihnachten liegt in deinen Händen, Junge. Vergiss das nicht.“ „…Verstanden“, erwidert Akefia und verfestigt dabei den Griff um die Landkarte, ehe er das Zimmer verlässt. … Eine halbe Stunden später führt Akefia ein Rentier aus dem Stahl - oder versucht es zumindest. Das etwas sture Tier bewegt sich nämlich keinen Millimeter von der Stelle und kaut weiterhin auf einem Bündel Heu herum. Mit schläfriger Miene beobachtet es, wie der angehende Santa versucht es ins Freie zu schieben. ‚Du spinnst doch. Meine Schicht beginnt erst am 24sten‘, teilt es ihm per Gedankenübertragung mit. Daraufhin stampft Akefia mit langen Schritten um das große Geschöpf herum. „Weißt du eigentlich wie egal mir das ist?“ ‚Man könnte es ahnen, wenn man unbedingt wollen würde. Du hast ein schlichtes Gemüt.‘ „Sagst DU?!“, knurrt Akefia und packt das Rentier am Geweih. „Wir fliegen jetzt zum Osterhasen. Ob es dir nun passt oder nicht, Diabound!“ ‚Ne.‘ Widerspenstig zieht das Albino-Rentier in die entgegengesetzte Richtung. Vor Akefias Stiefelspitzen schabt Schnee vom Boden und sammelt sich wie die Endmoräne vor einem Gletscher. Fluchend, kneift der junge Mann die Augenlider zusammen und verlagert sein Gewicht mit einem Ruck nach hinten. Nun ist es Diabound, der nachgeben muss. Minutenlang zerren sich die beiden aus dem Stall und wieder hinein, bis das Tier letztendlich nachgibt, und seinem jungen Meister unter einem Schnauben folgt. Keuchend, aber dennoch siegreich grinsend, lässt Akefia langsam von den imposanten Hörner ab, - jeden Moment wieder bereit zuzugreifen. „Damit wäre die Rangordnung wohl geklärt“, meint der junge Mann selbstsicher und steigt auf den Sattel. Gerade als er meint zu sitzen, geht Diabound auf die Vorderhufe und zieht das Becken so hoch wie möglich. Der Winkel ist zu spitz, als dass der Erfinder sich noch halten könnte. „Du blödes…HMPF!!!“ Mit dem Gesicht voran fällt Akefia in den frischen Schnee. ‚So viel zur Rangfolge‘, stichelt das weiße Rentier und stupst den im Schnee halb eingesunkenen Haarschopf mit der Schnauze an. Plötzlich greift der Erfinder nach den Zügeln und das so schnell, dass der Hirsch den Kopf nicht mehr wegziehen kann. Kaum, dass er das Zaumzeug mit den schwarzen Handschuhen umfasst hat, zieht Akefia den Gefangen zu sich runter – oder eher dessen Schnauze. Erst dann, dreht er selbst den Kopf zur Seite, damit sie sich in die Augen sehen können. „Wir können das hier auf die sanfte oder die harte Tour machen“, murmelt der angehende Santa und verengt dabei die Augen. „Entweder du spurst, - oder ich verarbeite dich gleich hier zur Tiefkühlkost!“ … Der kalte Höhenwind kurz unter den Wolken bläst Akefia die Kapuze vom Haupt, doch daran stört er sich nicht. Unbeirrt vergleicht er die auf der Karte vermerkten Anhaltspunkte mit der Landschaft unter sich und dem Kompass, der in Form eines Armbandes an sein linkes Handgelenk befestigt wurde. Während ihres mittlerweile dreistündigen Fluges haben die beiden Streithähne nicht mehr miteinander gesprochen. Dazu waren sie einfach zu stolz und da Diabound sich obendrein gedemütigt fühlt, denkt er gar nicht daran dem zukünftigen Santa auf aufkommende Windstöße, Vögel oder die Landschaft unter ihnen hinzuweisen. „Nun müssten wir bald da sein, aber…“, murmelt Akefia skeptisch und wirft dann einen erneuten Blick auf die ‚Erde‘. „…das kann unmöglich sein. Dort unten ist alles Schneebedeckt! Ich glaube nicht, dass der Osterhase sich an einem Ort aufhält, wo Schnee liegt.“ Weil er nach zehn weiteren Minuten immer noch keine Ahnung hat, ob sie sich vielleicht verflogen haben, klopft der junge Mann dem Rentier auf den Hals. „Ey. Sind wir richtig?“ Eisiges Schweigen ist die Antwort. „…“ Grimmig haut der Reiter seinem Tier mit der Faust zwischen die Hörner. „Nun rede gefälligst mit mir! Meine Nerven liegen jetzt schon blank!“ Und das tun sie wirklich. Genau betrachtet ist Akefia nur noch ein Nervenbündel. Es ist schließlich eine schwierige und vorher noch nie gelöste Aufgabe, die seine Eltern ihm abverlangen. Erst recht weil er es noch nie nötig hatte jemand Fremdes um etwas wirklich Wichtiges zu bitten. ‚Entschuldige dich‘, fordert Diabound mit arroganter Stimme. Tonlos verdreht Akefia die Augen. „Tut mir Leid…“ ‚Das war gelogen und lügen ist unartig. Hat dein Vater dir das nicht beigebracht?‘ Vor Fassungslosigkeit beginnt die rechte Augenbraue des jungen Mannes unkontrolliert zu zucken. „Du – wie kannst du es wage…“ Er wünschte, er könnte es unterdrücken, doch die unübersehbare Röte, die sich auf Akefias Wangen schleicht, zeigt nur zu gut wie peinlich ihm das gerade ist. „Fresse…“, murmelt er verschämt und faltet die Karte so auf, dass er fast dahinter zu verschwinden scheint. ,Um auf deiner Frage zurück zu kommen: Den Osterhasen hat es nicht so gut getroffen wie euch, denn ihm wurde kein eigener Kontinent zu eigen. Sein Bau ist mitten in der Menschenwelt.‘ Hinter der Karte stutzt Akefia die Lippen. „Wie soll er denn all seine Helfer, Ausrüstung und Geschenke tarnen? Das ist doch gar nicht möglich!“ ‚Lass dich überraschen‘, meint Diabound noch, bevor es im Sturzflug nach unten geht. Nur mit Mühe, kann Akefia sich an dem prächtigen Geweih festhalten. Sein Mantel wird streng nach hinten geweht und auch der Schal, flattert fast weg. Kalte Luft streift den weinroten Pullover und die dunkle Haut, die immer mal wieder kurz hervorblitzt. „Dia~abo~ound!“ Als sie nur noch knappe zehn Meter vom Boden trennen, schluckt der vorlaute Fast-Santa hart. „Wir schlagen auf!“ Diabound grinst und geht noch ein paar Meter tiefer. Er kann spüren wie der Griff um sein Geweih stärker wird, und der junge Mann sich instinktiv näher an den Rentierhals drückt. Fünf Schritte vom Boden entfernt begibt sich das stolze Geschöpf wieder in eine waagerechte Lage und setzt, - als wöge es gar nichts, - wie eine Feder auf dem gefrorenen Boden auf. Akefia braucht noch einen Moment, ehe er erleichtert feststellen kann, dass sie gelandet sind. Kaum, dass er das realisiert hat, springt er auch schon von dem Rücken seiner Mitfahrgelegenheit. „Bei dir sitzt doch das Geweih locker!“ ‚Nachdem du so sehr daran gezogen hast, könnte das sein.‘ „Das hast du dir eingebildet“, knurrt Akefia zurück. ‚Sicher nicht.‘ „Sicher doch!‘ ‚Wie my Lord möchten.‘ „Tss.“ Mit der Einsicht, dass es wohl nichts bringt sich über den Flugstil des Tieres zu beschweren, lässt Akefia die Diskussion auf sich ruhen. Stattdessen schaut er sich den Platz an, auf dem sie gelandet sind. Im Grunde ist es ein gewöhnlicher Aker, der auf zwei Seite von Wald, auf der dritten von einer Landstraße und der letzten von einer Farm begrenzt wird. Der Boden ist hart, doch die dicke Schneeschicht lässt das öde Agrarland wie eine einzige, weiße Decke aussehen. Aus einem Bauchgefühl heraus visiert der angehende Santa das einzelne Farmhäuschen an, dessen Fenster und Türen mit selbstgebasteltem Weihnachtsschmuck dekoriert sind. Im Garten stehen zwei dicke Schneemänner, die je mit einer Mütze, einem Schal und einem Besen ausgestattet sind. „..Wir sind doch falsch. Dort vorne scheinen Kinder zu wohnen, die sich schon ganz wahnsinnig auf den 24igsten freuen“, stellt Akefia verärgert fest. „Es ist undenkbar, dass sich der Osterhase hier versteckt hält. Die Karte meines Vaters hat uns in die Irre geführt! – Arg!“ Frustriert kickt Akefia Schnee vom Boden, doch dieser fliegt nur weich und fluffig in die Luft und landet ebenso geräuschlos wieder. Das beinahe besinnliche Schauspiel hilft dem jungen Mann jedoch nicht sich abzuregen. Im Gegenteil. Wutentbrannt stampft er auf dem Feld herum und zieht Bahnen von Fußspuren in die weiße Pracht. Diabound beobachtet das Treiben mit gedämpftem Grinsen, jedoch nicht lang. Nachdenklich senkt das Rentier den Kopf und besieht sich die weiße Schneedecke genauer. „Das hat er doch mit Absicht gemacht, um mich aus dem Weg zu räumen. Uh, dieser Alte…!!!“, schimpft der Meister einige Meter entfernt. Doch das lenkt Diabound nicht ab. Ebenso wenig wie die Rehspuren, auch wenn es ihm ein wenig Konzentration abverlangt sich nicht nach der ein oder anderen Geiß umzuschauen. Nach nur wenigen Schritten findet er die Abdrücke, die er gesucht hat. ‚Akefia…‘ „Er hätte es mir ins Gesicht sagen sollen! So hinterm Rücken ist doch mehr als feige! Was verspricht er sich davon, mich derart zum Narren zu halten? Na warte Dickwandst, das büßt du mir!“ Genervt verdreht der Hirsch die Augen. Dieser Junge glaubte aber auch wirklich immer, dass sich alles nur darum drehen würde ihn zu benachteiligen. Ginge es nach Diabound, hätte man den kleinen Santa schon längst zum Psychologen geschickt um seinen Verfolgungswahn prüfen zu lassen. Aber wie auch immer. ‚AKEFIA!‘ Ruckartig dreht der Gerufene sich zu Diabound um und faucht ein gereiztes: „WAS?“ Doch auf die plumpe Anmache reagiert das Rentier nicht. Stattdessen deutet es dezent mit dem Huf auf eine Reihe von Fußspuren. Da er aus der Entfernung nichts erkennen kann, schließt Akefia zu dem weißen Tier auf und sieht auf die Abdrücke im frisch gefallenen Schnee. „…Hasenspuren.“ Akefia wirft Diabound einen grimmigen Blick zu. „Findest du das komisch?“ Anscheinend glaubt er, dass der Hirsch ihn bloß aufziehen will. Allerdings schaut dieser ihn nur weiterhin ernst an. ‚Ich finde, das könnte ein Hinweis sein.‘ „Ein Hinweis worauf? Dass es hier Feldhasen gibt wie auf jedem anderen Drecksfeld auch?“ ‚Genau. Vielleicht können die dir ja weiterhelfen.‘ „Wie sollten sie….. ah. Ja, das könnte sein.“ Da sie auch keinen anderen Anhaltspunkt haben, folgen die beiden also der Spur die zu einem winzigen Loch am Rande des Feldes führt. Prüfend hockt Akefia sich davor und schaut in die dunkle Höhle hinein. „Jemand da?“ Natürlich kommt keine Antwort. Aber so leicht lässt sich der junge Santa nicht abschütteln. Es dauert keine zwei Sekunden, da ist aus einer Handvoll umliegenden Schnee ein Schneeball geformt, der ins Kaninchenloch geschossen wird. „Hey! Hier ist Santa. Ich muss zum Osterhasen!“ ‚Du bist nicht Santa.‘ „Noch nicht, also Klappe“, zischt der Dunkelhäutige, lässt den Kaninchenbau aber für keine Sekunde aus den Augen. Und dann tatsächlich, gucken zwei schwarze Schlappohren aus dem Loch, gefolgt von einer vorsichtig umher schnuppernden Nase. Kleine Knopfaugen sehen zu Akefia und dann dem Rentier, das den Hasen mit einem Nicken grüßt. ‚Du siehst nicht wie Santa Claus aus‘, stellt das Fellknäul fest und hoppelt deshalb auch nicht ganz aus der Hölle heraus. „Ich bin sein Sohn. Aber wie auch immer. Kannst du mir verraten wie man zum Osterhasen kommt.“ ‚Wie heißt du?‘, fragt der Hase daraufhin und scheint die Frage gänzlich zu ignorieren. Mit einem unterdrückten Knurren, pustet sich Akefia eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Akefia. Also kannst du mir…?“ ‚Ich bin Mokuba.‘ „Toll. Verrätst du mir…?“ ‚Was willst du vom Osterhasen?‘ Ein Ruck durchzuckt Akefia und er kann gerade so widerstehen dem kleinen Tier den Hals umzudrehen. „Eine Bitte vom Weihnachtsmann überbringen, Mann! Nun bring mich schon zu ihm!“ ‚Du bist unhöflich‘, mümmelt das Schlappohr. „Und du ‘ne Nervensäge!“ ‚Lass mich das machen, Akefia‘, mischt sich Diabound schließlich ein, da sein junger Meister drauf und dran ist den Informanten zu vergraulen. ‚Entschuldige die Störung, aber es ist wirklich dringend. Wenn du die Güte hätten uns zum Osterhasen zu bringen, würdest du dem Weihnachtsmann einen großen Dienst erweisen, für den er sich mit Sicherheit erkenntlich zeigen wird.‘ Kurz überlegt das Kaninchen. Dann hoppelt es aus der Höhle heraus. ‚Folgt mir‘, weist es an und hüpft vor ihnen weg. Mit schwerfälligen Schritten folgen ihm die beiden Nordpolbewohner. ‚Und das erreicht man mit ein wenig Höflichkeit, Santa Junior.‘ „Ich zeig dir gleich was man mit ein wenig Ironie bei mir erreichen kann“, brummt der Wuschelkopf und zeigt dem Rentier die geballte Faust. ‚Du bist ein schlechter Verlierer.‘ Wenige Minuten später stehen Akefia und Diabound immer noch am Rand des Feldes und nur knapp 300 m von dem Kaninchenbau entfernt. Verwirrt sehen sie sich um, da auch hier nichts ist, was eine verborgene Tür vermuten lässt. Doch bevor überhaupt eine Frage gestellt werden kann, beginnt der Hase mit seinen Hinterläufen auf dem Boden zu klopfen. Es scheint als ob es das in einem bestimmtem Rhythmus machen würde, darum versucht Akefia sich die Abfolge zu merken: Lang, kurz, lang, kurz, kurz. Daraufhin folgt eine kurze Stille – der sich ein Knarren anschließt. Eine geradezu winzige Flügeltür öffnet sich nach innen und gibt ein weiteres Kaninchenloch frei, das bis auf die Tür, genau wie das andere aussieht. ‚Da wären wir‘, verkündet das Fellknäul und sieht zu den beiden Riesen hoch. Skeptisch zieht Akefia eine seiner Brauen in die Höhe. „Er wohnt in dem Loch?“, fragt er, nur um sicher zu gehen. Da Akefia noch nie in der Welt der Menschen war, kennt er auch die Behausungen der anderen Feiertage nicht. Zwar hat ihm das Geschwisterpaar Halloween und Fasching erzählt, dass sie in einem Kürbis leben, doch bis jetzt hat er das stets als Unfug abgestempelt. Wie soll ein Feiertag – von der Größe eines Menschen – denn auch bitte in einen Kürbis passen? Nun beim Anblick des Kaninchenbaus scheint es ihm gar nicht mehr so unplausibel, dass die Zwillinge ihm die Wahrheit gesagt haben. Bleibt trotzdem noch eine Frage… „Und wie soll ich da bitte durchpassen?“ Schulterzuckend sieht das Kaninchen zum Eingang. ‚Ich weiß nicht. Der Osterhase hat dieses Problem nicht.‘ „Ach ja? Wie passt der Osterhase denn da durch?“ ‚Er hoppelt.‘ Mit den Nerven am Ende, fährt sich der Junior Weihnachtsmann übers Gesicht. „Gott steh mir bei..“ ‚Hast du etwas von dem magischen Pulver mit, dass dein Vater nutzt um durch Schornsteine zu kommen?‘, wirft Diabound ein. „Ja“, erwidert Akefia. Er greift in seine Jackentasche und zieht einen kleinen Beutel heraus. „Ich weiß allerdings nicht wofür das gut sein soll. Mein Vater hat stets ein Geheimnis drum gemacht.“ ‚Schütte mir etwas von aufs Haupt.‘ „?“ ‚Nun mach schon.‘ Gesagt – getan. Kaum, dass das Rentier von dem Pulver berührt wird, beginnt es z schrumpfen, bis es nur noch fünf Zentimeter groß ist. Staunend sieht Akefia und führt die Prozedur dann auch bei sich durch. „Kein Wunder, dass Vater nie auf sein Gewicht achtet.“ Mit etwas Mühe kämpft sich Akefia aus der eigenen Fußspur und bis zum Kaninchenbau. Diabound erledigt das mit ein paar Sprüngen. Nun können sie endlich das Reich des Osterhasen betreten. „Ich komme mir vor wie Alice im Wunderland“, meint Akefia als sie nach 10 Minuten immer noch durch einen dunklen Tunnel gehen, der keinen Unterschied zu einem normalen Kaninchenbau macht. ‚Das Kleid fehlt‘, merkt Diabound an und kassiert dafür einen Boxhieb in die Seite. ‚Oh bitte sprecht diesen Namen nie wieder aus‘, warnt Mokuba derweil und schmiegt die Schlappohren dabei eng an den Körper. ‚Wir hatten ernsthafte Probleme mit diesem Mädchen. Sie hätte beinahe alles aufgedeckt. Gut nur, dass Bakura sie mit einem Zauber belegt hat, der sie glauben lassen lies, sie hätte nur geträumt. Ganz zu schweigen von den Tieren und Dingen, die er dazu gedichtet hat. Katzen die verschwinden und solche Späße.‘ „Bakura?“, harkt Akefia nach und zieht sich dabei die Handschuhe aus. ‚Der Osterhase‘, berichtigt sich Mokuba. „Der Osterhase kann zaubern?“ ‚Nicht direkt. Nur die Dinge, die alle anderen Feiertage auch können, um ihre Identität geheim zu halten und das Fest feiern zu können. Offiziell zumindest. Gerüchten zufolge befasst er sich jedoch mit schwarzer Magie.‘ „Schwarze Magie – klingt irgendwie cool“, meint Akefia grinsend und stopft seine Hände in die Jackentaschen. „Und wie ist er sonst so drauf? Liebt er es auch den Menschen eine Freude zu machen und legt sich deshalb wie wahnsinnig ins Zeug?“ ‚Bakura? Nein‘, erwidert Mokuba dann beinahe schon belustigt. „Hm?“ ‚Du wirst es sehen.‘ Und dann, drei Meter unter der Erde, mündet die Höhle in einen Lagerraum. Ähnlichen denen am Nordpol erstrecken sich die Reihen an über mehrere hundert Meter. Jedoch ist keines gefüllt, da Ostern noch eine ganze Weile hin ist und sowohl Eier als auch Schokolade nicht ewig haltbar sind. Schweigend gehen die drei durch die Lagerräume und Produktionsanlagen und wie von selbst nehmen Akefia und Diabound ihre ursprüngliche Größe wieder an. Als sie vor einer Tür mit der Aufschrift ‚Chef‘ ankommen, fordert Mokuba die beiden auf, zu warten. Selbst hüpft er durch eine Hasenklappe in das Innere des Zimmers um die beiden anzukündigen. Das schwarze Kaninchen muss eine Weile suchen und sogar bis in die privaten Räume des Osterhasen vordringen, bevor es den schlafenden Feiertag findet. Zusammengerollt schlummert Bakura in seinem Bett und macht nicht den Anschein vor dem Einbruch des Frühlings wieder aufwachen zu wollen. Selbst dann nicht, als Mokuba auf sein Bett hüpft und ihn mit der Schnauze anstuppst. ‚Osterhase.‘ „Gn.“ Missbilligend schiebt Bakura das Fellknäul von sich und dreht sich in die andere Richtung. ‚Osterhase!‘, bleibt Mokuba hartnäckig und stuppst den weißen Schopf nun von hinten an. ‚Es ist wichtiger Besuch gekommen.‘ „Ich bin nicht da“, nuschelt der noch halb Schlafende und vertieft das Gesicht tief in eines der weichen Kissen. ‚Aber es ist Santas…‘, setzt Mokuba an, wird jedoch vom hochschreckenden Bakura unterbrochen. Verängstigt hüpft das Fellknäul vom Bett und versteckt sich hinter dem Nachschrank. „Santa Claus ist da?“ Völlig entgeistert springt Bakura aus dem Bett. „Das es dieser widerliche alte Sack noch einmal wagt hier aufzukreuzen. Ich fasse es nicht!“ Um einen Moment lang darüber nachzudenken, wie er am besten auf den unangemeldeten und zutiefst verhassten Gast reagieren soll, bleibt der Osterhase vor dem aufgewühlten Bett stehen. Die langen Haare stehen durchs Schlafen wirr vom Kopf und das T-Shirt mit der Aufschrift: ‚Macht sieht nur von unten wie Arroganz aus‘ hält sich gerade mal an einer Schulter. Alles in allem ist ihm anzusehen, dass er während der nächsten Tage wohl nicht damit gerechnet hat, auch nur irgendwem gegenüber treten zu wollen. Um zumindest eine halbwegs vernünftige Erscheinung vor dem vermeintlichen Weihnachtsmann zu machen, flitzt der Osterhase durchs Zimmer und sucht sich ein paar würdevoll wirkende Kleidungsstücke zusammen. ‚Also um ehrlich zu sein ist es nicht…‘ „Ruhe,…“, verbietet Bakura Mokuba das Wort, während er ein blau-weiß gestreiftes Oberteil über das wüste Haar zieht. „Ich muss mir ein paar geeignete Willkommenswörter zurechtlegen, wie: Weihnachtsmann, … was erlaubst du dir meinen Schlaf zu stören? … Nein, das trifft es nicht. Besser: Weihnachtsmann, - du weißt, dass du in meinem Reich nicht willkommen bist! Hm…Auch nicht ideal. Urg, was muss er auch so unvorhersehbar hier auftauchen?“ ‚Osterhase…‘ „Jetzt hab ich’s: Hab ich mit meiner Vermutung also richtig gelegen, dass ein Trottel sich Zugang zu meinen Gemächern geschafft hat, als der Pfefferkuchen-Gestank mich weckte. Ja, das klingt gut.“ Zufrieden mit seiner Wahl, grinst Bakura sich im Spiegel. Es bleibt eigentlich nicht genug Zeit, um auch nur ans Haare Kämmen zu denken. Dennoch greift er nach der Bürste, - gefriert jedoch in der Bewegung, als seine Konzentration erneut von einem Einspruch gestört wird. „Der einzige Trottel, der sich in deinem Reich befindet, bist du selbst, eingebildetes Karnickel.“ „Was sagst du da, Moku…“, erwidert der Osterhase gereizt und dreht sich zu dem schwarzen Kaninchen um. Doch das ist gar nicht zu sehen, weil es immer noch hinter dem Nachschränkchen kauert. Stattdessen steht ein junger Mann in der Tür. Der weinrote Mantel mit den weißen Fell-Enden verrät die Herkunft ebenso eindeutig wie die allseits bekannten, schwarzen Stiefel, die im abgedunkelten Licht der Wandlampen ein wenig schimmern. Und doch mögen der dunkle Teint und die abfälligen Worte einfach nicht zu den Vorurteilen über Nordpolbewohner dazu passen. Immer wieder sieht Bakura an seinem Gegenüber hoch und runter, doch das einzige was er mit hundertprozentiger Sicherheit sagen kann bleibt: „…Du bist nicht der Weihnachtsmann…“ „Hervorragend erkannt “, brummt Akefia ironisch zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. ‚War die ganze Aufregung etwa umsonst gewesen? Wahrscheinlich. Aber wieso hat Mokuba dann so einen Aufriss gemacht? Es kann sich schließlich jeder Trottel als Weihnachtsmann verkleiden. Was, wenn das wieder einer dieser Freaks ist, der ausversehen im Kaninchenbau gelandet war, so wie damals diese Alice? Nicht auszudenken. – Doch für einen ahnungslosen Besucher, macht der Fake-Santa einen viel zu sicheren Eindruck‘, überlegt der Osterhase angespannt. Kaum, dass Bakura mit Starren fertig ist, wird der Ausdruck in seinen dunklen Augen feinselig. Er ist wütend, - teils weil man ihn umsonst geweckt hat und teils weil der Fremde einfach so seine Gemächer betreten hat. „Wer bist du dann, dass du es wagst einfach so mein Reich zu betreten?“ „Ein Einbrecher, genau wie du.“ Verständnislos zieht der Osterhase eine Braue in die Höhe. „Du schleichst dich im Frühling in fremde Gärten und Häuser. Ich im Winter.“ Nun doch ein wenig amüsiert, zuckt der rechte Mundwinkel des Kleineren leicht in die Höhe. „Und was willst du von mir, Einbrecher?“ Da es nicht mehr nötig ist, extra in sein Arbeitszimmer vorzugehen, setzt Bakura sich auf die Kante seines ungemachten Bettes. Lässig schlägt er die Beine übereinander. Trotz dessen, dass er zu Akefia hochsehen muss, geht nichts von der Arroganz in seinen Augen verloren. Dem Sohn Santas kommt es spanisch vor, wie der Osterhase sich nicht einmal ansatzweise für seinen Aufzug schämt. Mit der Figur eines heranwachsenden Teenagers von höchstens 17 Jahren und Haaren, die aussahen, als ob er gerade ge** wurde, macht der er nämlich keinen würdevollen Eindruck. Akefias Meinung nach ist das einem Feiertag mehr als unangemessen. Doch diese Gedanken lässt sich der Erfinder nicht anmerken. Selbst von nicht weniger Selbstbewusstsein erfüllt, legt er ein siegessicheres Grinsen auf und den Kopf ein wenig schief. „Einen Deal.“ „Mit dir?“ Das klingt doch vielversprechend. Bakura hätte nichts gegen einen kräftigen Sekretär einzuwenden. Erstrecht nicht, wenn er dem Weihnachtsmann damit eine Arbeitskraft abwerben könnte. Der Fremde könnte die Akten herumschleppen, um die sich der Osterhase bis jetzt immer selbst kümmern musste. – Mit einer Dienerschaft, die nur aus zierlichen Hasen besteht, hat er schließlich nicht gerade ein ‚tragkräftiges‘ Herr an Nutztieren. „Mit meinem Vater, Santa Claus.“ „…“ Augenblicklich verpufft das neugierige Grinsen des Osterhasen und weicht einem hasserfüllten Blick. Einen von der Sorte, die man nicht einmal seinem Erzfeind an den Hals wünschen würde. „Keine Chance.“ Kapitel 2: Starre Fronten -------------------------   Es ist, als ob sich ein eisiger Luftzug von draußen durch ein Mauseloch in den Kaninchenbau geschlichen hätte. Unheilvoll zieht er seine unberechenbaren Bahnen zwischen den beiden Feiertagen. Ihre Blicke hängen unmittelbar aneinander und doch kann Mokuba die imaginäre Wand aus Hass und Unverständnis, die sich seit Akefias ‚Outing‘ zwischen die beiden Männern geschoben hat, beinahe sehen. Aus Angst in irgendeiner Weise in den Konflikt zu geraten, drückt sich das schwarze Fellknäul noch weiter hinter das Nachtschränkchen seines Chefs, hinter dem es sich bis jetzt versteckte. Der Gegenstand verrückt daraufhin um ein paar Zentimeter und gibt dabei ein leises Knarren von sich. Zwar bemerkt das weder der in Rot gekleidete Fremde noch der Osterhase, doch für den plüschigen Assistenten ist es zu viel der Aufregung. So schnell ihn seine Hinterläufe tragen können, hüpft er aus dem Schlafzimmer. „Hör dir doch erst einmal an, was für einen Deal ich dir vorschl…“ „Nein.“ Energisch steht Bakura von seinem Bett auf und geht mit langen Schritten zur Tür, die immer noch offen steht, nachdem Akefia reingeplatzt ist. „Deinem Vater sollte bekannt sein, wie wir zueinander stehen. Ich denke nicht einmal in meinen Albträumen daran ihm zu helfen sein scheinheiliges Fest zu retten!“ Mit einer bedeutungsvollen Geste verweist Bakura nach draußen. „Also, wenn das alles war, mit dem du dich blamieren wolltest, dann gehst du jetzt und hörst auf meine Zeit zu verschwenden.“ „Ich werde nirgends hingehen“, erwidert Akefia gleichgültig und setzt sich dabei demonstrativ auf das Bett. „Und wie du das wirst. Das hier ist mein Reich und ICH bestimme wer hier bleibt und wer nicht! Nun hau ab, du Santasbraten, bevor ich richtig wütend werde!“ Mit aggressiver Tonlage deutet Bakura erneut hinaus. Akefia lässt das jedoch kalt. Wie zum Beweis lässt er sich auf den Rücken fallen und betrachtet die kunstvolle Verarbeitung des Himmelbetts.   Das gesamte Gestell scheint aus massivem Eichenholz zu sein. Viele Gravuren sind darin verewigt. Am häufigsten tritt jedoch das Hasen-symbol auf, das in mehreren Variationen in das Material geritzt wurde. ‚Also entweder ist der Osterhase schrecklich selbst verliebt, oder diese Bilder stellen für ihn Pornos da…‘, überlegt Akefia und versucht aus diesem Gedanken heraus Anhaltspunkte für den richtigen Umgang mit dem störrischen Karnickel zu finden. Nur nebenbei geht er auf die, - in seinen Augen mehr als lächerliche Drohung, - ein. „Zwing mich doch“, kann er sich eine Provokation nicht mehr verkneifen. Wie bitte sollte dieses dürre Männchen jemanden wie ihn zu irgendwas zwingen sollen? Die einzige Option, die Bakura hätte, wäre, sich an den Weihnachtsmann zu richten und da dieser nachweislich auf Akefias Seite ist, dürften dem Frühlingsboten die Hände gebunden sein. Bakura sieht das hingegen gänzlich anders. Es ist doch nicht das erste Mal, dass er einen physisch überlegenen Gegner zu irgendwas zwingen will. „Wie du willst.“ Mühevoll kratzt er seine Geduld zusammen und geht langsam zu dem von Mokuba verschobenen Nachtschränkchen. Die oberste Schublade klappert, als er sie aufzieht. Die darin befindlichen Flaschen und Döschen rollen gemütlich entgegen der Zugrichtung und geraten klirrend aneinander. Dennoch geht nichts kaputt. Mit mäßigem Interesse beobachtet Akefia das Tun des Kleineren. Wenn auch nur aus einem Augenwinkel.   Kurz darauf gib das Bett unter einem weiteren Gewicht nach. „Wenn du mich ernsthaft hier raus zehren willst, nimmt lediglich dein Ego Schaden“, warnt Santas Sohn und erntet dafür ein ironisches Lachen. „Auf den Gedanke wäre ich nicht einmal gekommen.“ „Uff.“ Mehr aus Entsetzen als durch die tatsächliche Last, verlässt jeglicher Sauerstoff Akefias Lunge, als sich der Osterhase auf seinen Bauch setzt. Mit zuerst aufgerissen, und ein wenig später grimmig verengten Augen betrachtet er den ‚Teenager‘ von unten. „Was wird das?“ „Ich lehre die Respekt vor dem Alter, Hosenscheißer.“ „Respekt? Das sieht eher danach aus, als ob du deine Triebe an mir ausleben willst. Stimmt es also wirklich, das Karnickel so notgeil sind?“ Mit einem falschen Grinse beugt sich Bakura zu dem in Rot gekleideten, jungen Mann herunter und schnippt ihm gegen die Nase. „Weiß dein Papi eigentlich schon, dass du dich mit Dingen beschäftigst, die nicht für kleine Jungs gedacht sind?“ „Du wagst es!“, knurrt der Nordpoolbewohner aufgebracht und setzt sich hin. Noch während er das macht, öffnet Bakura die eben noch hinter dem Rücken gehaltene Hand, in der sich ein schwarz-glänzendes Pulver befindet, - und bläst es Akefia mitten ins Gesicht. „Byebye, Möchte-gern-Santa“, sind die letzten Worte, die Akefia noch vernimmt, ehe es um ihn herum schwarz wird. Als säße er in einem Tornado, beginnen die schwarzen Kristalle sich rauschend um ihn zu drehen. Immer schneller und immer näher drängen sie sich an ihn und verschlucken ihn bis nichts mehr von dem jungen Mann übrig bleibt. Schmunzelnd streicht Bakura sein Lacken glatt, das nun wieder gänzlich ihm gehört und lässt sich schallend lachend, in die Kissen fallen. „Hahahahaha, - so ein Spinner. Glaubt er doch ernsthaft sich mit mir anlegen zu können.“   Während der Osterhase es sich wieder in seinem Bett bequem macht, trägt die schwarze Wolke Akefia auf das Feld zurück, von dem er gekommen ist. Mitten im Schnee setzen sich die vielen, kleinen Kristalle wieder  zusammen. Der Erfinder fällt zwei Meter tief in den Schnee. Gesicht voraus.   Diabound, der von Mokuba bereits zur Tür gebracht wurde, besieht sich seinen Meister mit unbeeindruckter Miene. Er weicht lediglich einen Schritt zurück, als Akefia wie vom Teufel besessen aufspringt und wieder zum Kaninchenbau-Eingang stürmt. Die kleine Pforte ist nunmehr verschlossen. Energisch rüttelt der zukünftige Weihnachtsmann daran. „Du verfluchtes Vieh! Na warte! Dich mache ich fertig!“ In seiner Wut reißt Akefia den Türklopfer ab und purzelt damit rückwärts.   Trotz des beinahe zynisch fröhlichem Vogelgezwitschers der vorbei fliegenden Spatzen und dem klaren, blauen Himmel über ihm, lässt die unbändige Wut in der durchtrainierten Brust nicht zu, dass Akefia sich beruhigt. Sein Atem geht heftig. Die zur Faust geballte Hand schlägt entrüstet auf den gefrorenen Acker. „Ich bring dieses Karnickel um!“ ‚Dann hast du zwar deine Rache, aber immer noch kein Verpackungsmaterial und vereitelst dir außerdem die Chance jemals ein vollwertiger Feiertag zu werden. – Ja. Das ist ein wirklich durchdachter Plan.‘ Unter einem Knurren dreht der junge Mann den Kopf in die Richtung des Rentieres. „Dann schlage ich es eben nur halbtot.“ ‚Das führt zum selben Ergebnis. Abgesehen davon dürfte es recht schwierig werden, jetzt, da wir wissen, dass er tatsächlich mit schwarzer Magie umzugehen weiß. – Legal war dieser Kristallzauber immerhin nicht.‘ „Yugi hat erwähnt, dass Magie erlaubt ist.“ ‚Dann hat er sicherlich auch erwähnt, dass sie nur zur Geheimhaltung der Identität des Feiertages und zur Durchführung des Feiertages genutzt werden darf, oder?‘ „Ja.“ ‚Na dann. – Und was willst du jetzt machen? Gibst du auf?‘ Ein entschlossenes Kopfschütteln ist die Antwort. „Für mich gibt es das Wort ‚aufgeben‘ nicht.“ ‚Wie würdest du dann deinen Versuch mit der Maschine bezeichnen?‘ Prompt hat Diabound einen Schneeball an der Schnauze kleben. „Sie war eben noch nicht ausgereift. Das ist alles. Sobald diese Sache hier geklärt ist, werde ich mich daran setzten die Fehler auszumerzen“, knurrt Akefia und setzt sich wieder auf.   Der Schnee, der in seinen Haaren klebt, beginnt durch die abgestrahlte Körperwärme zu schmelzen. Als feine Wassertropfen gleiten die ehemaligen Flocken das ernste Gesicht herunter. „Anstatt ihm einen Deal vorzuschlagen, brauche ich etwas effektiveres, um ihn zu überzeugen. …Eine Erpressung vielleicht“, überlegt der zukünftige Weihnachtsmann laut und fährt sich dabei durch das feuchte Haar. ‚Da wirst du schlecht etwas finden. Immerhin kennst du ihn dafür nicht gut genug.‘ „Das ist wahr. – Also wäre es besser an etwas zu appellieren.“ ‚An sein Herz für Kinder?‘, schlägt Diabound ironisch grinsend vor und wackelt dabei mit den Geweih. „Quatsch. Mokuba meinte doch, dass es dem Osterhasen nicht darum geht den Menschen eine Freude zu machen, wenn er sie besucht.“ ‚Und an was dann? So selbstverliebt wie er ist, wirst du nichts Nützliches wie ein Gewissen, Nächstenliebe oder Hilfsbereitschaft finden. Ehrlich gesagt zweifle ich daran, ob es überhaupt etwas gibt, dass ihm wichtig ist.‘ „Er selbst.“ ‚Wie bitte?‘ Als hätte ihn die Erleuchtung getroffen, beginnt Akefia zu grinsen. Vor Freude über seine Idee springt er auf und geht auf Diabound vor. Jegliche Selbstbeherrschung missend, greift er dem Hirsch ans Geweih und rüttelt daran, während er seine Erkenntnis erläutert: „Das, was ihm wichtig ist, ist er selbst! Ist dir klar, was das bedeutet?“ ‚Das du mir das Geweih abreißen musst?‘, knurrt das Rentier und wirft den Kopf beiseite, damit sein Meister loslassen muss, um nicht von den Hörnern verletzt zu werden. „Das bedeutet, dass ich an seinen Stolz – an seine Ehre appellieren kann!“ ‚Und wie genau willst du das machen?‘ Es ist dem Schlittentier anzusehen, dass es nicht versteht, wieso Akefia so begeistert von der Idee ist. Immerhin wird sich Bakura nicht wegen ein paar kindischen Drohungen wie: Du bist ja so ein Schlappschwanz, wenn du nicht einmal über deinen eigenen Schatten springen kannst oder Du hast ja bloß Angst dir am Nordpol das Puschelschwänzchen abzufrieren dazu überreden lassen ihnen zu helfen. „Ich fordere ihn zu einem Spiel heraus.“ ‚Nun hast du gänzlich den Verstand verloren.‘ Nichts Gutes ahnend, legt Diabound den Kopf schief, doch Akefias Entschluss scheint bereits gefallen zu sein. „Meine Gedanken gehen lediglich über deinen Horizont hinaus.“ ‚… Und wie willst du ihn dazu bringen mitzumachen, Sprücheklopfer?‘ „Das wirst du schon sehen“, grinst Akefia geheimnisvoll, macht auf der Ferse kehrt und läuft am Feldrand entlang in die Ferne.   …   Eine Stunde später liegt Bakura immer noch wach im Bett. Der träge Blick ist an die Decke seines Himmelbettes gerichtet. Lediglich ein stummes Gähnen bringt der Osterhase zu Stande, jedoch ohne auch nur im Entferntesten noch wirklich müde zu sein. Nachdem er bereits zwei Monate lang Winterschlaf gehalten hat, ist sein Körper fest davon überzeugt, dass mehr ‚Schlaf‘ im Augenblick nicht das ist, was er braucht. Unausgelastet beginnt sein rechter Arm zu krabbeln. Träge kratzt sich Bakura an der Stelle. „Das hat Junior ja ganz klasse hinbekommen“, murrt er und dreht sich auf die Seite. Eine der langen weißen Strähnen fällt ihm dabei ins Gesicht. – Endlich eine Beschäftigung gefunden, bläst er sie von sich, nur damit sie gleich darauf wieder zurückfällt. „… Ob noch etwas von den Schlaftabletten da ist?“ Gerade als er dabei ist aufzustehen, klopft es erneut an der Tür. „Wer da?“, ruft der Osterhase. Der bewusst verwendete, gereizte Tonfall verrät dabei nicht, dass er eigentlich ganz froh darüber ist, seiner Langeweile kurz entkommen zu können. ‚Mo-Mokuba‘, nuschelt es unsicher von der anderen Seite. Verdutzt zieht Bakura eine Braue hoch und geht zur Tür, um sie zu öffnen. „Was gibt es denn nun schon wieder?“ Die Angst vor seinem Chef herunter würgend, sieht das kleine, schwarze Fellknäul hoch. ‚Meister, es ist etwas passiert.‘ „Und was?“ ‚Etwas ….‘ „Nun spuck’s schon aus.“ ‚Ihr Korb wurde gestohlen.‘ Sofort verengen sich Bakuras Augen. „Wie?“ ‚Das …das weiß ich nicht. Ich habe nur die Aufgabe bekommen euch etwas zu sagen. Zitat: „Wenn du deinen Korb wieder haben willst, kommst du raus, verschlafenes Karnickel. Ansonsten nehme ich ihn als Souvenir mit.“ ‘ Langsam wendet Bakura den Blick von seinem Assistenten und sieht zur Zimmerdecke. Die bleichen Lippen öffnen sich ein Stück, doch anstatt etwas zu sagen, fährt sich der Osterhase nur über die Lippen. Einen Moment verweilt er so. Dann sucht er seinen Kleiderschrank auf und zieht sich diesmal wirklich an. Nach einem kurzen Besuch im Bad lässt er stumm seine Räumlichkeiten und macht sich auf in Richtung Oberfläche.   …   Neugierig betrachtet Diabound den geflochtenen Korb, den sein Meister neben sich gestellt hat, als er vor ein paar Minuten auf einem kleinen Felsen Platz nahm. Der Versuch des Rentieres von dem Holz zu kosten, wird vereitelt, als Akefia das Transportmittel von ihm wegzieht. „Na. Fress besser die Rinde von den Bäumen.“ ‚Die ist aber nicht magisch.‘ „Streu was von dem Verkleinerungszauber drauf, dann ist sie es.“ ‚Sehr witzig.‘ Allerdings sieht Diabound trotz seiner Widerworte ein, dass es nicht förderlich wäre den Korb des Osterhasen anzuknabbern, egal wie schmackhaft dieser aussieht. Apropos… Mit gespitzten Ohren hebt das Rentier den Kopf, sieht den Hügel hinunter, auf den sie gestiegen sind, und hält nach besagtem Feiertag Ausschau. Allzu weit haben sie sich nicht vom Hasenbau entfernt. Bakura wird sie anhand ihrer Fußspuren finden können. Wenige Augenblicke später bewegt sich tatsächlich etwas im weißen Schnee. Jedoch kann Diabound es nicht wirklich erkennen. Angestrengt verengt er die Augen. Auch Akefia wird aufmerksam und schaut zu der winzigen Gestalt, die sich ihren Weg durch den Schnee bahnt. „…Hat er ernsthaft einen seiner Handlanger geschickt?“, knurrt der zukünftige Weihnachtsmann verstimmt und verschränkt missbilligend die Arme vor der Brust. ‚Ich weiß nicht‘, erwidert Diabound und mustert das Kaninchen genau. Wie er selbst ist es vollkommen Weiß. Nur die braunen Knopfaugen heben sich vom Schnee ab. Die weichen Ohren sind aufgestellt und wippen bei jedem Sprung ein wenig.   Nach einem letzten Sprung, bleibt das weiße Fellknäul vor den beiden sitzen. Wenig begeistert stützt Akefia seine Unterarme auf seinen Knien ab und beugt sich ansatzweise zu dem knuffigen Tier runter. „Dein Chef ist ein Hasenfuß.“ Von dieser Ansage wenig begeistert verengt das Kaninchen die Augen und senkt die Ohren, sodass sie fast in einem 90° Winkel vom Kopf abstehen. „Ich will, dass er persönlich hier antanzt, sonst zünde ich seinen Korb an.“ „Das wagst du nicht!“, zischt das plüschige Tier und lässt Akefia zurück schrecken. Entsetzt starrt er sein Gegenüber an, das urplötzlich größer wird. Die Hinterläufe zehren sich in die Länge, der Brustkorb schwillt an, dass weiße Fell verfärbt sich blau. ‚Das gibt’s doch nicht‘, murmelt Diabound und verfolgt atemlos die Verwandlung. Binnen von Sekunden ist aus dem Hasen ein Mensch geworden. Um dem Ganzen noch den Letzten Schliff zu geben, fährt Bakura sich schließlich noch einmal selbst durch die Haare. Während die beiden anderen immer noch starren, als ob sie das achte Weltwunder gefunden hätte, stemmt Bakura die Hände in die Hüften. „Was daran überrascht euch jetzt? Ich bin der OsterHASE!“ Etwas peinlich berührt, räuspert sich die gegnerische Partei. „Nichts.“ „Na dann.“ Fordernd hält Bakura die Hand auf. „Gib mir mein Eigentum zurück, du elender Dieb.“ „Von ‚elend‘ kann hier wohl nicht die Rede sein. Immerhin habe ich erreicht, was ich erreichen wollte.“ Grinsend erhebt sich Akefia von dem Felsen und schultert dabei den Korb. Grimmig beobachtet Bakura ihn dabei. „Ich sehe lieber zu wie der Korb verbrennt, als dass ich dir helfe“, macht der Osterhase deutlich, dass er sich nicht erpressen lassen wird. Beinahe automatisch verschränkt er dabei die Arme. „Das habe ich mir bereits gedacht“, winkt der Jüngere ab und erntet dafür einen fragenden Blick. „Wieso dann…?“, setzt der Feiertag an, wird jedoch unterbrochen. „Ich will dich zu einer Wette herausfordern.“ In seinem Alter sollte Bakura eigentlich über solchen Verlockungen stehen und es mit einem erwachsenen: ‚Mach dich nicht lächerlich‘ antun, doch so viel reifer als Akefia ist er dann trotz 300 Jahren an Altersunterschied dennoch nicht. Der tief in ihm verwurzelten Neugierde folgend, hakt er genauer nach: „Sprich weiter.“ Es kostet Akefia jede Menge Selbstbeherrschung um sich das ‚Yes!‘ zu verkneifen, doch er schafft es die Frage mit einem gleichgültigen Schulterzucken zu beantworten. „Nichts Weltbewegendes. Ich wette nur, dass ich schneller den Berg runter komme als du.“ Bakura wirft einen kurzen Blick auf die Strecke, die er eben noch hochgehüpft ist. „Das ist ja wohl ein Witz. Selbstverständlich bin ich schneller als du.“ „Na, das glaube ich nicht. Schau dir deinen dürren Körperbau doch einmal an.“ Diabound meint zu beobachten wie Bakura sich aufplustert. Der Brustkorb füllt sich mit Luft und die seltsam geformten Haare zucken aufgebracht. ‚Fehlt nur noch, dass der Osterhase die Backen aufbläst, dann sieht er wie ein Hamster aus,‘ - doch das bleibt, zum Bedauern des Rentiers, aus. „Auf die Muskelmasse kommt es doch gar nicht an! Ich bin in Hasengestalt drei Mal so schnell unten wie du, Bastard!“ „Dann beweis es mir!“ „Sofort!“, knurrt der Feiertag aufgebracht und ist damit genau da, wo Akefia ihn haben will. „Gut. Abgemacht. Und wenn du es schaffst, gebe ich dir deinen Korb wieder. …“ „Und du wirst um Vergebung winseln, wenn du vor mir im Schnee kriechst!“ Murrend verdreht Akefia die Augen. „Tss. Das wird nicht passieren. Aber gut. – Und wenn ich gewinne, wirst du meinem Vater helfen sein Fest zu retten.“ Bakuras zwei Haarsträhnen, die beinahe wie seine Hasenohren aussehen, begeben sich daraufhin in Angriffsstellung. Als er nach zehn Sekunden immer noch nichts auf den Wetteinsatz erwidert hat, wirft der Größere schnell noch etwas ein: „Wenn du dir wirklich so sicher bist, wie du gerade noch behauptet hast, dürfte es doch egal sein, was der Wetteinsatz für meinen Sieg ist, oder? Es sei denn du zweifelst an deiner Leistung. Dann wäre es in der Tat dumm, auf diese Wett einzugehen und...“ „Abgemacht. Ich will dich im Schnee kriechen sehen“, stimmt Bakura zu und hält seinem Widersacher die Hand hin. „Dann gilt es. Bei unserer Ehre“, nimmt Akefia die Hand und erwidert den festen Händegriff. ‚Dann begebt euch auf Position‘, meldet sich Diabound in der Rolle des Schiedsrichters. Bakura verwandelt sich daraufhin wieder in ein Kaninchen. Beide treten an einer imaginären Startlinie an. ‚Auf die Plätze – fertig – los!‘ Und schon stürmen sie davon. Sofort legt Bakura einen Vorsprung hin und führt 5 Meter vor Akefia. Doch davon lässt dieser sich nicht beirren. Grinsend sieht er nach hinten zu Diabound, der nach vorne aufbockt. Ein Snowboard fliegt durch die Luft und landet knapp vor dem Nordpolbewohner auf dem Schnee. Mit einem geschickten Satz springt er darauf und surft den Rest der Strecke den Hang hinunter. Dabei geht er immer weiter in die Knie und nimmt dabei an Geschwindigkeit zu. So dauert es gar nicht lange, bis er Bakura eingeholt hat. Keuchend sieht dieser zur Seite: „Du betrügst!“, faucht er, woraufhin der zukünftige Weihnachtsmann ihn verschmitzt angrinst. „Nein. Ich hab nie gesagt ‚wie‘ wir den Berg runter kommen“, ruft er noch lachend und geht dann weiter in die Knie. Auch Bakura gibt noch mal alles, …   …aber gegen das Board kann er nicht bestehen. Jubelnd kommt Akefia am Fuße des Hügels an und wirft die Arme in die Luft. „SI~I~IEG!“ Der weinrote Mantel flattert hörbar im Wind, als sich der junge Mann zu dem Häschen umdreht, dass für seine Tierart einen ungewohnt feindseligen Blick aufzeigt. Die braunen Knopfaugen sind zu schmalen Schlitzen verengt und durchlöchern ihr Gegenüber beinahe. Zu gerne wüsste Akefia was in Bakuras Kopf nun vorgeht, doch der Feiertag denkt nicht einmal daran, den unverschämten Junior an seinen zahlreichen Gedanken teilhaben zu lassen. Nein. Er hält es noch nicht einmal für nötig sich wieder in einen Menschen zu verwandeln. Beinahe teilnahmslos bleibt das weiße Fellknäul mitten im Schnee sitzen und fällt durch seine Fellfarbe noch nicht einmal groß auf. – Allein die Augen, die braunroten, winzigen Augen geben einen Anhaltspunkt, dass Bakura immer noch da ist. Doch selbst von der Schweigsamkeit des Verlierers lässt Akefia sich nicht beirren. Höchst zufrieden und mit dem Gefühl am Ziel zu sein, steigt er von dem Snowboard und kickt es nach oben. „Hätten wir Sommer gehabt, hätte ich das Ganze mit Doppelgängern gespielt und dich so lange von A nach B hetzen lassen, bis du vor Erschöpfung zusammen brichst. Aber im Schnee hätte man die nicht vorhandenen Fußspuren gesehen, also blieb mir nichts anders übrig, als das Märchen vom Hasen und Igel aufzumotzen. – Ist doch ‘ne geile Idee, das musst du zugeben, stimmt’s?“ Keine Antwort. „Naja, egal. – Jedenfalls: Wenn dir deine Ehre als solche etwas wert ist, wäre die Wette hiermit wohl entschieden. Nimm die Hinterläufe in die Pfoten und rück dein Verpackungsmaterial raus. Ich habe einen straffen Zeitplan.“ Erneut kommt keine Antwort. ‚Der Junge sollte Acht geben, mit wem er sich anlegt‘, murmelt Diabound warnend und senkt seufzend den Kopf.   Stunden später taucht die untergehende Sonne den Himmel in ein leuchtendes Farbenspiel. Der noch immer fast wolkenlose Himmel gibt seinen Betrachtern die Illusion eines warmen Frühlingsmorgen. Lediglich das Thermometer, das eisige Temperaturen von minus zehn Grad Celsius anzeigt, kneift Mokuba in die Pauspacken, sodass er immer wieder mit den schwarzen Pfötchen über die kalte Schnauze reibt. ‚Uh, es ist so kalt‘, fröstelt das Fellknäul und sieht zu seinem Meister hoch. Mit verschränkten Armen und grimmiger Miene verfolgt dieser genau, wie zahlreiche Hasen wertvolles Verpackungsmaterial aus dem Bau und in den Schlitten des Weihnachtsmannes schleppen. Zwei mit dem Schlitten angekommene Wichtel schlichten die Kartons und Papprollen in einen großen, braunen Sack, der auf der hinteren Tragefläche des Schlittens liegt. „Ist das, das erste Mal, dass du den magischen Schlitten zu Gesicht bekommst?“, fragt Akefia, der immer noch versucht Bakuras festgefrorene Blicke zu deuten. Für seine Frage erhält er jedoch lediglich ein wütendes Schnauben zur Antwort. Hochnäsig dreht Bakura das Gesicht zur Seite und stiert in den malerischen Himmel. Der dicke Wintermantel hält seinen Körper zwar warm, doch selbst unter dem Stoff spürt der bleiche Feiertag noch wie die Kälte an ihm nagt. Das Gefühl von Müdigkeit und dem Bedürfnis sich im Bett zu verkriechen weicht jedoch der unbändigen Wut, die in seiner Brust tobt. Er bereut seine Naivität auf eine derart durchschaubare Falle eingegangen zu sein, aber nun lässt sich nichts mehr an dem Fehler ändern, … oder? Tief in ihm keimt die Hoffnung. Es muss doch irgendeinen Weg geben, dem Möchte-gern-Weihnachtsmann noch ins Handwerk zu fuschen, damit das Weihnachtsfest trotz des Verpackungsmaterials doch noch in die Brüche geht. …   Unter einem Augendrehen stützt der zukünftige Weihnachtsmann, der weiterhin hartnäckig darauf wartet Bakura wieder zum Reden zu bringen, die Hände in die Hüften. Das Schweigen seines vor Stunden noch so redseligen ‚Gegners‘ irritiert ihn zusehend. Er hätte darauf schwören können, dass der Osterhase wie ein Irrer herumschreit oder eine Revanche fordert oder Akefia gar an die Kehle geht – doch nichts davon ist passiert. Gleich nach der Wette hat der Erfinder ungehindert seinen Vater anrufen können, der am anderen Ende der Leitung wortwörtlich aus dem Sessel geflogen ist. Und ebenso unspektakulär verlief dann auch die Ankunft des Schlittens mit den Elfen an Board. … Was ist da nur los? Hat er den amtierenden Feiertag wirklich so arg im Stolz gekränkt, dass dieser ihn nun auf Lebenszeit mit einem Schweigen begegnen will oder hat Bakura einfach keine Kontras mehr, die er aufbringen könnte? Was es auch ist, irgendwas stimmt nicht, dass spürt der junge Mann einfach. Nun gilt es zu erkunden, was genau es ist. „Du bist so eine Zicke“, versucht es Akefia mit einer Provokation. Irgendwie muss das störrische Karnickel doch zum Reden zu bringen sein. Und tatsächlich. Kaum, dass die Beleidigung fällt, ist wieder ein Blickkontakt hergestellt. Doch ehe Bakura überhaupt den Mundaufmacht, piepst plötzlich eine andere Stimme dazwischen: ‚Aber Bakura ist doch ein Hase und keine Zicke‘, wirft Mokuba verständnislos ein und kassiert dabei von beiden Seiten einen irritierten Blick. Mit dem Gefühl etwas Falsches gesagt zu haben, zieht das Kaninchen den Kopf ein und legt Schutzsuchend die Ohren an. Genervt atmet Bakura aus. Sein heißer Atem steigt als unförmiger Nebel nach oben um kaum einem Meter über ihm komplett mit der Luft zu verschmelzen. In dem Moment klettert Joey aus dem Schlitten und stolpert durch den Schnee auf den Sohn seines Chefs zu. Das Glöckchen an seiner Elfenmütze klingelt dabei und garantiert ihm damit die Aufmerksamkeit aller. „Alles eingepackt?“ „Jepp. Alles startklar, Akefia“, bestätigt der Blondschopf und verkneift es sich dabei nicht mit unverhohlener Neugierde den Fremden mit dem schwarzen Kaninchen am Bein zu mustern. Grinsend hält er eine Hand vor dem Mund. „Ist er das? Das Feiertags-Biest?“ „Kann dir doch egal sein. Mach deine Arbeit“, knurrt der in rot Gekleidete und weist den Elfen dabei mit einer Handbewegung an sich zu entfernen. Augenblicklich verschwindet das fröhliche Lächeln und weicht einer abfälligen Mimik. „Na wem habe ich die extra-Arbeit denn zu verdanken, Alter, hä?“, brummt Joey kaum hörbar und stapft dann wütend zurück zu Tristan. Dieser legt verständnislos den Kopf schief, als sein Freund sich neben ihn setzt und mit verschränkten Armen an den Sack anlehnt. Vom Ungehorsam des Elfen an den Missmut zuhause erinnert, ballt Akefia unbewusst die Hände zu Fäusten. Ein dunkler Schatten legt sich zwischen die violetten Augen und verleihen dem ohnehin nicht unschuldig wirkendem Gesicht einen angsteinflößenden Eindruck. Aus Erfahrung weiß Akefia, dass das sowieso niemanden auffällt, darum gibt er nicht extra darauf acht seinen Frust zu verbergen. Wenn er mal beachtet wird, dann nur, wenn mal etwas schief gegangen ist. Nur dann… Während Akefia sich in seine Probleme hineinsteigert, bemerkt er den prüfenden Blick rotbrauner Augen nicht, der ihm zugeworfen wird. Ebenso wenig erahnt er, dass hinter langen, weißen Haaren die bleichen Ohren zucken und ein hinterlistiges Lächeln auf den blassen Lippen Platz nimmt.   Nach ein paar Minuten des Schweigens, schüttelt Akefia plötzlich den Kopf und strafft dann die Schultern. Kann ihm doch egal sein, was die unbegabten und herdengesteuerten Untergebenen seines Vaters über ihn denken. Sobald er seine Maschine fertig gestellt hat, wird er weitere erfinden, so lange, bis auch der letzte Elf unnötig wird und die Geschenkeproduktion für die Kinder vollends automatisch ablaufen kann. Bis dahin gilt es durchhalten und auf das Sprichwort  ‚Wer zuletzt lacht, lacht am besten‘, zu vertrauen. „Also dann, Karnickel. Ich hab, was ich wollte, darum hält mich nichts mehr länger hier. Santa Claus wird sich erkenntlich zeigen und den ‚Gefallen‘, dem du ihm hier tust im Frühling erwidern. Bis dahin – schlaf gut“, kündigt Akefia an und dreht sich dabei in Bakuras Richtung. – Doch dieser steht nicht mehr da. Verdutzt blickt der zukünftige Weihnachtsmann sich um, - von Bakura fehlt jedoch jede Spur. „Osterhase?“ Der Acker ist wie leergefegt. Sogar die vielen Fußspuren, der eben noch arbeitenden Kaninchen, sind verschwunden, fast so, als wären Akefia und seine Crew von Anfang an allein gewesen. „Tss. So ein schlechter Verlierer“, brummt der Weißhaarige und steigt dann auf den magischen Schlitten auf. „Aber von mir aus, kann er schmollen bis zum Frühling, dieser… ah!“ Ganz unvorhergesehen trifft Akefia ein Schneeball. Wutentbrannt wirbelt er herum, fest im Glauben einer der Elfen hätte ihn beworfen. Doch das Erste, was er in die Finger bekommt ist kein Elfenkostüm, sondern eine Sporttasche. Unschlüssig starrt er das Transportmittel an, als neben ihm jemand Platz nimmt. „Ja, ich bin ein schlechter Verlierer. Ein verdammt schlechter sogar, aber das liegt lediglich daran, dass ich mit dem Verlieren so gar keine Erfahrung habe.“ Völlig irritiert sieht Akefia von der Tasche zu Bakura, der ohne jede Vorwarnung neben ihm sitzt. Die durch einen Handschuh verhüllte rechte Hand, greift dann auch gleich wieder nach dem eigenen Besitz und wirft ihn hinter zu den beiden Elfen. Diese empören sich lautstark, verstauen jedoch auch diese Tasche routinemäßig. „Was zum…?“, setzt Akefia an und kommt aus dem Starren gar nicht mehr raus. „Ich komme mit.“ „…Wohin?“ Ohne darüber nachzudenken holt Bakura aus und stößt Akefia seinen Ellbogen in die Rippen, der durch den plötzlichen Schmerz wieder ganz zu Sinnen kommt. Grimmig reibt er sich die pochende Seite und lässt den Osterhasen dabei nicht aus den Augen. „Zum Nordpol du Christbaumleuchte. Wenn du schon mein Verpackungsmaterial mitnimmst, dann will ich das wenigstens überwachen. Und wenn du nun endlich mit Starren fertig bist, würde ich dir raten loszufliegen, sonst schafft ihr es niemals bis zum 24igsten alle Vorbereitungen abzuschließen.“ „Tzäh. Und das von einem verpennten Karnickel.“ Trotz der barschen Widerworte nimmt Akefia die Zügel in die Hand. Wie von selbst beginnen die Rentiere plötzlich durchzuzählen, was Bakura ein ironischen Grinsen entlockt. „Euch am Nordpol sind doch echt ein paar Gehirnwindungen weggefroren….“ „Als ob Eier anmalen keine alberne Tradition wäre.“ Und kaum, dass das letzte Rentier seinen Namen verkündet hat, beginnt die Herde auch schon zu laufen. Immer und immer schneller gleitet der Schlitten über den leuchtenden Schnee. Die Geschwindigkeit drückt Bakura in den gepolsterten Sitz. Plötzlich hebt Rudolf vom Boden ab. Das Hufgetrampel weicht einem leisen Glöckchenläuten, das vom Geschirr der Hirsche ausgeht. Doch anders, als man es aus Kindermärchen kennt gleitet der Schlitten nicht sacht vom Boden in den Himmel über, sondern holpert und poltert beim Start. Entsetzt klammert sich Bakura an der Lehne an, was Akefia zum Grinsen bringt. „Hätte ich erwähnen sollen, dass du dich anschnallen solltest, Angsthase?“, neckt er den ohnehin perplexen Feiertag, dessen leicht panischer Blick gen Erde gerichtet ist. Der kalte Nachtwind peitscht ihnen um die Ohren und zerrt an den Kapuzen, doch noch ist er nicht stark genug. Obwohl es irgendwie paradox ist, ist die Anspannung, die gerade eben noch durch Akefias Kopf tobte wie weggeblasen. Eigentlich gibt es dafür keinen wirklichen Grund. Immerhin muss er noch immer zum Nordpol, an dem er wie ein Aussätziger behandelt wird und auch die Zeitnot bis zum nächsten Weihnachtsfest bleibt dieselbe. Dennoch .. irgendwie ist es plötzlich leichter zurück zu kehren. Liegt es vielleicht daran, dass er sich nicht alleine dem Hass der Nordpolbewohner stellen muss? Nachdenklich sieht der junge Mann zu seinem Copiloten herüber. „Wie oft bist du schon mit dem Ding geflogen?“, hakt Bakura nach, anstatt zu antworten. Ihre Blicke treffen sich kurz. Die Panik in den vorhin noch so stolzen Augen entlockt dem zukünftigen Weihnachtsmann ein schadenfrohes Lachen. „Das ist mein erstes Mal. Fühl dich geehrt.“ Bakura schluckt: „Oh Scheiße.“ Kapitel 3: The white winter wonderland - hell ---------------------------------------------   Unruhig sieht Santa Claus aus dem Fenster seiner Nordpolresidenz. Es hat begonnen feine Flocken weißen Schnees vom Himmel zu rieseln. Der Kontrast zum nächtlichen, dunklen Himmel wirkt wie immer friedlich. Doch von Frieden sind die Bewohner des eisigen Kontinents weit entfernt. Weihnachten steht vor der Tür und das gesamte Verpackungsmateriallager ist abgefackelt. Schlimmer noch, es gibt keine Notfallreserve für diesen Fall, weil es in der Geschichte des Heiligen Abend noch nie vorgekommen ist und auch niemals jemand damit gerechnet hätte. Wobei auch niemand jemals damit gerechnet hat, dass der Anwärter auf den Thron des Weihnachtsmannes ein erfinderischer, besorgniserregend ehrgeiziger, junger Mann sein könnte, der in seinem Eifer die Geschäftsprozesse zu verbessern eine Katastrophe anrichtet. Nun gut. Eines muss der müde Vater anmerken: Sein Sohn Akefia hat es auf eine genauso erstaunliche Weise geschafft Hilfe von einem verfeindeten Feiertagskollegen heranzuschaffen. Oder besser gesagt: er ist dabei sie heranzuschaffen. Seit Stunden bangt der König des Winters bereits und wartet vergeblich auf die Ankunft der Fracht und ihres ungewollten Verwalters. Was zum Neujahrsstern hat Akefia sich auch dabei gedacht Bakura einzuladen? – Aber jeder Vorwurf ist nun sowieso bedeutungslos. Die beiden sind auf dem Weg hierher und dann wird man eben sehen, wie mit dem verfeindeten Feiertag umzugehen ist. „Bleibt zu hoffen, dass er gute Laune hat“, murmelt Santa und beißt in einen Keks hinein. Als es an der Tür klopft, ist ihm klar, dass es nun soweit ist. Seufzend erhebt er sich aus seinem Sitz und richtet den schwarzen Gürtel. Die letzte Begegnung mit dem Osterhasen liegt Jahrzehnte zurück. Seitdem ist der gute Weihnachtsmann etwas aus der Form geraten. Da hilft auch die zu straff zusammengequetschte Taille nichts mehr. Trotzdem sind seine Schritte flink und tragen ihn in kürzester Zeit zum Landeplatz.   Dort stehen schon zahlreiche Elfen, die neugierig zum Himmel hochsehen, an dem sich das rote Licht von Rudolfs Nase langsam nähert. Alsbald ist auch das allseits beliebte Glöckchenklingeln zu hören, als der Schlitten zur Landung ansetzt. Zunächst sieht das Ganze noch vielversprechend aus, doch als den ersten bewusst wird wie schnell das Gefährt sich nähert, springen sie in die von der Bahn rechts und links aufgetürmten Schneehaufen. Mit Poltern und Quietschen kommt der Schlitten zu Boden. Die Rentiere finden bei der Geschwindigkeit mit ihren Hufen keinen Halt auf der glatten Landefläche und rutschen panisch nach vorne. „Ich habe anhalten gesagt!“, hört man Akefia fluchen, als er nach den im Sturz verlorenen Zügeln greift. Das braune Seil segelt zu seinem Beifahrer. Doch dessen Hände sind beide fest auf seinen Mund gepresst, sodass er es nicht auffangen kann. Mit einem Ruck lehnt sich Akefia zu Bakura. Gleichzeitig kippt der von Joey und Tristan so sorgsam festgehaltene Geschenksack ebenfalls nach links. Mit dem Schwerpunkt auf Links, dreht sich das ganze Gespann zur Seite und ratscht ohrenbetäubend über die Eisfläche. Seitlich rauschen der Schlitten und die Rentiere in einen am Ende der Landebahn sorgsam aufgeschichteten Schneehaufen. Ganz unvorhergesehen kommt die Bruchlandung also nicht. Dann wird es still. Erst nach und nach sind die Glöckchen des Rentiergespanns zu hören, als sich die Schlittentiere aus der Lawine zu befreien versuchen. Während die meisten Elfen erst vorsichtig aus ihren Verstecken hervorlugen, nähert sich der Weihnachtsmann dem angehaltenen Gefährt bereits. „Hohoho, guten Abend meine Herren“, grüßt er so freundlich wie nur möglich. Doch mehr als ein Stöhnen erntet er nicht. Mit grünem Gesicht und zitternden Knie quält sich der Osterhase durch den Schneehaufen aus dem vorderen Sitz. Er fällt schon fast. Nur durch einen letzten, haltsuchenden Griff kann er sich gerade so vor der Blamage retten. „Selber schuld. Hättest du die Zügel gefangen, hätte ich anhalten können“, brummt Akefia, der sich erfolgreich aus der Lawine gebuddelt hat und scheinbar leichtfüßig aus dem Schlitten springt. „Wärst du nicht so furchtbar geflogen, hättest du sie nicht verloren.“ „So schlimm war die Fahrt nun wirklich nicht.“ „Ja, … schlimm ist nämlich kein passender Begriff. Es war die reinste Folter“, stimmt Bakura zu und schließt angestrengt die Augen. „Ach du bist nur überempfindlich.“ „Osterhase!“, unterbricht der Weihnachtsmann den kurzen Streit der beiden Männer mit einem fröhlichen Lächeln und kommt mit ausgestreckten Armen auf Bakura zu. Dieser nimmt schwerfällig eine gerade Haltung an. „Satan!“, grüß er zurück und bekommt es von den Elfen mit Buhrufen heimgezahlt. „Ich sehe du hast dich nicht verändert“, murmelt der Weihnachtsmann unbeirrt und schnappt sich einfach die in einen blauen Handschuh gepackte Hand um sie einmal zu schütteln. „Ja. Du hingegen…“, setzt der Frühlingsbote an, wird aber erneut unterbrochen. „Bitte entschuldige den etwas holprigen Flug. Mein Sohn lernt das Fliegen erst.“ „Ich wüsste nicht, dass du mir Stunden gegeben hättest“, wirft Akefia ein, wird aber großzügig überhört. „Lass uns reingehen. Drinnen warten warme Milch und Plätzchen.“ Bestimmt legt der Weihnachtsmann einen Arm um Bakuras Schultern und führt ihn zu seinem Haus, wo Frau Santa schon mit zwei dampfenden Tassen wartet. Im Gehen dreht der Winterkönig den Kopf nochmal zu Akefia um. „Kümmere du dich bitte derweil um die Ausladung der Fracht, Akefia. Danach kannst du gern nachkommen.“ „Was?“, entfleucht es Akefia entgeistert, als er mit den Helferlein zurückgelassen wird, während der Gast, vom Vater geradezu umschmeichelt, ins Warme geschoben wird. Mit einem Krachen fliegt die Tür zu. Es ist, als ob der Wind in diesem Moment auffrischt. Er zerrt an Akefia langen, roten Mantel und weht ihm die Haare aus dem Gesicht. Einzelne Schneeflocken setzen sich wie zum Trost auf die trotz der Kälte heißen Wangen ab. Doch sie schmelzen binnen von Sekunden und laufen schlussendlich nur den angespannten Unterkiefer herunter. „Woah, das war ja noch härter, als ein einfaches: ‚Bleib bloß draußen!‘ “, kichert Joey und baut sich hinter dem Schlitten auf. Die beiden Arme hält er weit ausgestreckt. „Bin soweit, Tristan!“ Unter Ächzen und Stöhnen schiebt der Freund das schwere Gepäckstück über die Kante. „Hier hast du!“ Joey begibt sich in Angriffsstellung – und wird von dem Sack wie ein Nagel in den weißen Schnee gehämmert. Der Umstand fällt Tristan erst auf, als er ein seltsames Rauschen unter dem riesigen Beutel hört. „Oi, Joey! Wir haben keine Zeit zum Spielen!“ Seufzend springt der Brünette aus dem Gefährt. Mit Mühe und Not hievt er den schweren Sack zur Seite. „Akefia nun pack doch mal mit an!“, jammert er und dreht sich nach dem Junior Weihnachtsmann um. Aber der ist verschwunden. Lediglich seine Fußspuren verraten, dass er überhaupt da gewesen sein muss. „Gibt’s doch nicht! Drückt der sich einfach.“ „Ach komm, - ist doch besser“, wirft Joey nach der geglückten Rettungsaktion ein und spuckt geschmolzenen Schnee auf den Boden. Den nassen Mund wischt er sich mit dem tannengrünen Gewand ab. „Hö?“ „So kann er wenigstens nichts falsch machen!“, klopft sich Joey heißer lachend auf den Oberschenkel. Tristan schnaubt ärgerlich. „Was kann er denn jetzt noch groß anstellen?“ „Er könnte den Osterhasen so verärgern, dass der seinen Kram wieder mitnimmt.“ „… Das ist ein Argument. Übrigens, hast du dir den angeguckt? Der sieht ja aus…“   Bakura sieht momentan vor allem nach einem aus: Langeweile. Ein tiefes Seufzen verlässt seine Kehle, während er sein Spiegelbild in der eklig süßen, braunen Brühe betrachtet. Der Löffel in seiner Tasse dreht inzwischen schon die hundertste Runde in der Schokolade. Bei jeder davon kratzt er an den Wänden des Porzellanbechers. „Ja, ähm“, räuspert sich der Weihnachtsmann und versucht den mittlerweile siebenten Anfang für ein Gespräch. „Ich hoffe dich stört die Dunkelheit nicht all zu sehr. Bei uns herrscht gerade Polarnacht und die dauert das halbe Jahr an.“ „Ich lebe in einer Höhle.“ „Ja, da kommst du sicherlich gut mit der Dunkelheit zurecht.“ Das verzweifelte Lächeln unter dem weißen Bart machte die Situation nur noch peinlicher. Mit Blicken versucht Frau Santa ihren Mann zu ermutigen und deutet immer wieder auf den Plätzchenteller, der neben seinem Ohrensessel auf dem Tisch steht. „Womit verdienen wir denn die Ehre deines Besuchs?“ Bakura verdreht ziemlich offensichtlich die Augen und setzt sich gerade hin. „Dein Sohn erschien mir ziemlich unbeholfen. Ich dachte, es sei das Beste die Fahrt zu überwachen. Was wohl auch besser war, weil wir drei Mal fast einen Berg gerammt hätten.“ Santa Claus setzt eine entschuldigende Mine auf. „Nett von dir. Es mangelt ihm wirklich noch etwas an …“ Händeringend sucht der Ältere einen passenden Begriff. „Höflichkeit? Respekt? Ehre?“, schlägt Bakura vor und nippt an seiner Tasse. Nur um sie dann mit einem angewiderten Blick wieder auf den Tisch zu stellen und weit weg zu schieben. „...Geduld“, beendet Santa seinen Satz. „Unserem Akefia geht hier alles ein wenig zu langsam. Er muss noch lernen, dass alles im Leben seine Zeit braucht“, schmückt Mrs. Santa den Einwurf aus. „Aber er wird es verstehen. Und in einem Jahrhundert…“ Bakura weitet entsetzt die Augen. „Ihr wollt ihn ein Jahrhundert auf die Wartebank setzen?“ Die beiden Eltern sehen sich verdutzt an. „Nein. Er darf ja helfen. Nur soll er es sich erst einmal beibringen lassen wie man die Dinge richtig angeht.“ „Mit ‚richtig‘ meint ihr eure Weise, nicht?“ „Ja. Denn die hat sich bewährt.“ „Im Klartext: er soll 100 Jahre lang die Fresse halten und machen, was man ihm sagt, um in seiner Amtszeit haargenau denselben Scheiß zu machen.“ „Das ist nun etwas hart ausgedrückt.“ „Wir würden eher sagen, er soll eine angemessene Zeit lang vorbereitet werden.“ „Indem er den Schlitten auslädt.“ „Das ist doch nur eine Aufgabe. Er …kümmert sich manchmal auch um eines der Rentiere.“ „Ui. Beeindruckend.“ „Kekse?“, lenkt der Weihnachtsmann mit Nachdruck ein. In seinem Blick liegt die Strenge, die eigentlich nur für böse Kinder gedacht ist. Bakura erwidert den Blick und steht auf. Beide Männer dunkeln sich vielsagen an. Jedoch nur solang bis sich Mrs. Santa dazwischen schiebt. „Darf ich dir dein Zimmer zeigen, Osterhase?“ Ohne den Blick von dem Vater abzuwenden, bejaht Bakura die Frage und wendet sich erst dann der Gastgeberin zu.   Sie führt ihn in die dritte Etage des festlich geschmückten Hauses. Während sie die schmalen Treppen empor steigen, flitzen immer wieder kleine Elfen an ihnen vorbei, die lange Listen und dicke Akten herumschleppen. Zwei davon rempelt Bakura wie ausversehen an. Beide fallen, trauen sich aber nicht Einspruch zu erheben und sammeln akribisch sorgsam ihre Unterlagen wieder auf.   Das vorbereitete Zimmer für den ‚Ehrengast‘ ist liebevoll mit Weihnachtsartikeln eingerichtet. Allein schon der Anblick des ganzen Glitzerkrams, lässt Bakura vor der Schwelle stehen bleiben. Mit einem widerwilligen Ausdruck im Gesicht sieht er sich nach anderen Optionen um. ‚Ein so gastgeiler Feiertag wie der Weihnachtsmann muss doch mehr als ein Gästezimmer haben! Vielleicht gibt es eines, das nicht so hell leuchtet, dass man nicht pennen kann‘, denkt Bakura grimmig bis sein Blick an der Tür gegenüber von dem für ihn vorgesehenen Zimmer hängen bleibt. Bereits das darauf geschraubte Schild mit der Aufschrift: ‚Piss off!‘ deutet eindeutig darauf hin, dass irgendetwas anders sein muss an dem Raum dahinter. Oder anders gesagt: der Besitzer des Zimmers muss anders sein als der Rest hier. Für diesen Posten fällt Bakura nur einer ein.  „Ist das Akefias Zimmer?“ Die noch immer in einen Handschuh gepackte, rechte Hand deutet auf den albernen, weißen Aufdruck mit schwarzem Hintergrund. Im hellen Licht der Weihnachtsbeleuchtung fällt auf, dass der wind- und wasserabweisende Stoff noch feucht ist vom Schnee draußen. Frau Santa, die bereits dabei ist das Bett mit Rudolfbettwäsche aufzuschütteln, dreht sich fragend um und folgt den Fingerzeig mit den Augen. „Ja, ist es. Doch keine Sorge, Akefia schläft so gut wie nie dort. Er wird dich also nicht stören.“ Bei der Erinnerung daran wie der selbstgefällige Santa Junior ihn das letzte Mal aus dem Bett geholt hat, fangen Bakuras Mundwinkel an zu zucken. So im Nachhinein ist es selbst für ihn amüsant, so nach 100 Jahren Alltagstrott, - auch wenn Bakura das nicht zugeben würde. Doch wenn der Santasbraten nicht mal in der Nähe ist, wird es wohl wirklich nicht nochmal passieren. „Und wo schläft er dann?“ „In seiner ‚Werkstatt‘“, seufzt die Frau und schüttelt dabei in mütterlicher Sorge den Kopf. „Manchmal fürchte ich, dass er mir dort noch erfrieren wird.“   „Erfrieren lassen könnte ich ihn“, murmelt Akefia düster und starrt in die dunkle, schier ewig währende Nacht hinaus. Er sitzt zusammengerollt am Fenster seiner Werkstatt und lehnt die Füße gegen den wärmenden Ofen. Nun, da seine Verpackungsmaschine hier nicht mehr aufgebaut ist, ist wieder jede Menge Platz für andere Dinge. Dinge wie das Stroh, auf den Diabound sich niedergelassen hat und recht lustlos auf einem Halm kaut, während er den Sohn seines Meisters beobachtet. Normalerweise ist er nicht besonders kontaktfreudig und umgeht selbst den unnötigen Kontakt mit Rudolf und Co, aber als der Junge vorhin so traumatisiert abgezogen ist, hat es das weiße Rentier nicht übers Herz gebracht ihn alleine zu lassen und ist dem Sturkopf bis in sein Reich gefolgt. Nach einem kurzen Wortgefecht darüber, ob Diabound Akefias Ersatzbett anfressen darf oder nicht, hat der junge Mann die Lust am Streiten verloren und so liegt das Albinotier nun hier und kaut. ‚Wen?‘ „Das Karnickel.“ ‚Ha? Du bist aber nachtragend wegen so einem unbedeutenden Kommentar gleich an Mord zu denken‘ „Geht nicht um meinen Fahrstil“, murmelt Akefia abgehakt und wirft dem Rentier einen kurzen, bösen Blick zu. Seine Augenbrauen zucken bedrohlich, doch das sieht man unter dem langen, noch feuchten Pony nicht. Nachdem er vorhin die Werkstatt betreten hat, empfand er es nicht für nötig sich abzutrocknen. Lediglich der Mantel wurde abgestreift und lieblos auf dem Boden vergessen. Nun bildet sich unter diesem eine Pfütze aus geschmolzenem Schnee, für die sich niemand verantwortlich fühlt. „Der übriges alles andere als grauenhaft ist! Es lag lediglich daran, dass es so viele Rentiere waren… und keiner hat auf mich gehört“, ergänzt der Feiertagssprössling und nickt dabei vorwurfsvoll mit dem Kinn auf Diabound. Schließlich war auch dieser auf der Rückfahrt vor den Schlitten gespannt und handelte genauso wie die anderen Tiere. ‚Wundert dich das? Sie – und dabei schließe ich mich ein – nehmen dich alle nicht ernst genug dafür. Du bist doch noch ein halbes Kind.‘ „Quatsch. Unter den Menschen wäre ich bereits ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.“ ‚Hier sind aber nirgends Menschen, mein Freund.‘ „Hm. Nur popelnde Elfen und zickige Rentiere.“ ‚Hey!‘ „Ist doch so.“ ‚Okay, lass uns das Thema wechseln. Wieso soll der Osterhase erfrieren?‘ „…“ Akefias Blick wandert wieder zum Schneegestöber hinter der dicken Fensterscheibe. Sein Kopf kippt gegen das Glas und er schließt die Augen. Das Knistern des Kaminfeuers verschluckt seine leise Antwort fast, sodass Diabound aufmerksam die Ohren spitzen muss. „Hast du gesehen, wie er ihn angesehen hat?“ ‚Wer wen?‘ „Wie er ihn ins Haus geschoben hat. Wie er seinen Arm um ihn legte und ein Kompliment nach dem nächsten angebracht hat? Die Übereifer ihn bloß schnell ins Trockene zu bringen… Ich…ich dachte die hassen ihn. Wieso also…?“ Noch immer ziemlich verwirrt legt das Rentier den Kopf aufs Stroh, das leise raschelt. Irgendwo in der hinteren Ecke der Werkstatt hört er eine Maus verängstigt das Weite suchen, als der junge Mann am Fenster tief Luft holt. Dann brüllt er, dass die Wände wackeln: „WIESO KRIEGT DIESES SCHEISS VIEH MEHR RESPEKT ALS ICH IN DEN LETZTEN 20 JAHREN?!“ Mit viel Kraft schmettert Akefia seine Faust gegen das Panzerglas, das unter der Wucht des Schlags zu summen beginnt. Die noch bis zum Zerreißen angespannte Hand öffnet sich langsam, bis sie flach auf der kühlen Oberfläche liegt. Seine Finger zittern, doch Diabound könnte nicht sagen, ob sie es aus Wut oder Verzweiflung tun. Seufzend steht er auf und geht zu Akefia rüber, um seinen Kopf gegen den des anderen zu stupsen. Drei Mal schiebt der junge Mann ihn weg. Beim vierten Mal, lässt er ihn machen und starrt weiterhin düster vor sich hin. Sie verweilen eine ganze Weile so, bis dem zukünftigen Santa die Lider schwer werden und er sich doch bis zu dem Bett aus Stroh rüber hievt. Notdürftig zieht er das von Diabound vorhin weggeschobene Bettlacken wieder über das gelbe Gestrüpp und vergräbt das Gesicht im Kissen. Der Schlaf holt ihn ein, ehe er die Decke ganz über sich ziehen kann. Genau das holt das Rentier noch nach und legt sich schließlich neben Akefia auf den Boden. ‚Hoffnungsloser Fall, der Junge‘, murmelt das Schlittentier und schließt ebenfalls die Augen.   Als Bakura am nächsten Tag in dem viel zu kaltem Bett aufwacht, ist es – immer noch düster im Zimmer. Es war letzte Nacht eine Menge Arbeit jeglicher Beleuchtung in seinem Zimmer den Stecker zu ziehen, doch es hat sich gelohnt. Zumindest hier bleibt er von dem Glitzern und Funkeln verschont, das bereits hinter der Tür lauert. Müde wirft Bakura einen Blick zum Funkwecker und setzt sich gähnend auf. Laut diesem ist es drei Uhr am Nachmittag. Anscheinend ist die Nordpol-Mannschaft froh, wenn der Osterhase so viel Zeit wie möglich verschläft. Immerhin muss er so weder beschäftigt noch beaufsichtig werden. Der Frühlingsbote nimmt es jedoch gelassen hin. Es ist ihm sogar äußerst entgegenkommend, wenn die Dummköpfe ihm auf diese Weise Achtsamkeitslücken bieten, - denn er weiß diese auszunutzen. „Wenn nur diese scheiß Kälte nicht wäre“, nuschelt er verschlafen und torkelt, am ganzen Leib schlotternd, bis zu seiner vor der Kommode liegenden Reisetasche. Der Reisverschluss öffnet sich unter einem leisen Surren und gewährt einen Blick ins Innere des Gepäckstückes. Dort, eingemummelt zwischen Socken und Pullovern, liegt Mokuba friedlich schlafend, das Näschen in ein Hemd gedrückt. „Aufstehen“, brummt der Osterhase und tippst das kleine Fellknäul mit den Zehen an. Das räkelte sich genüsslich und sieht dann zu seinem Boss hoch. „Guten Morgen Meister.“ „Hm.“ Der Dielenboden knarrte unser Bakuras Füßen, als er sich hinhockt und etwas Frisches zum Anziehen aus dem Sammelsurium an Kleidungsstücken zieht. Derweil hüpft Moki aus der Tasche und bleibt anschließend daneben sitzen. Kaum, dass er drei Sekunden dort hockt, nimmt ihn die eisige Kälte des Zimmers in einen Würgegriff. Doch noch bevor er sich darüber beschweren kann, wirft ihm sein Chef fremdartige Anziehsachen hin. „Da. Misch dich unter die Elfen und sammle mir bis heute Abend so viele Informationen wie möglich.“ „Aber Meister, ich bin doch kein…“, stammelt das Kaninchen und beschnuppert die gefälschte Elfenkleidung skeptisch. Probehalber knappert es daran, bis der Osterhase es mit dem Fuß vorsichtig wegschiebt. Derweil entnimmt Bakura aus seiner Tasche ein kleines Kästchen. Das darin schimmernde, grüne Pulver schüttet er großzügig über das schwarze Fellknäul rechts neben sich. Der kleine Körper leuchtet auf und verschwindet in einer undurchsichtigen Wolke. Darin wird Mokuba binnen von Sekunden zu einem kleinen, schwarzhaarigen Jungen im Alter von etwa 10 Jahren. Verdutzt sieht dieser auf seine Finger, als sich der Rauch um ihn herum langsam lichtet. „So dürftest du nicht auffallen. Nun zieh dich an und mach, dass du fort kommst“, murmelt Bakura und stülpt sich das dritte Paar Socken über. Nichts Gutes ahnend, hebt der kleine Wuschelkopf den Blick: „Was habt Ihr denn vor?“ „Na was wohl, …“, meint Bakura und wirft Mokuba ein unheilvolles Grinsen zu. „…ich zerstöre Weihnachten.“   In zwei dicke Pullover gepackt, sitzt der Osterhase eine Viertelstunde später in der von Plätzchenduft und Räucherkerzenrauch erfüllten Küche. Der Geruch ist so stark, dass er ihm in die empfindliche Nase beißt. Zum Schutz dagegen zieht er den blauen Schal noch weiter übers Gesicht. Vor ihm stehen eine Tasse Kaffee und ein großzügig geschmiertes Schokoladenbrötchen.  Als Frau Santa das nächste Blech Süßigkeiten in den Ofen schiebt und dabei über die Schulter zu Bakura sieht, muss sie seufzend feststellen, dass er nichts angerührt hat. „Du solltest essen, Osterhase. Dein Körper verbraucht hier draußen täglich tausende von Kalorien, allein schon um dich warm zu halten.“ „Ich habe nicht das Gefühl, dass er sich damit Mühe gibt“, fröstelt Bakura, der sich an der heißen Tasse zumindest die zitternden Finger wärmt. Besorgt zieht die in rot und weiß gekleidete Frau mit dunklem Teint die Brauen zusammen. Zum einen ist der Osterhase selbst schuld an seiner Situation, zum anderen hat auch Akefia einen Anteil daran, sodass sie sich etwas einfallen lassen muss. „Bin gleich wieder da.“ Mit tippelnden Schritten verschwindet das gut genährte Mütterchen aus der Küche und kommt wenig später mit zwei Taschenheitzkissen wieder. Eines sieht wie ein Rentier, dass andere wie der Weihnachtsmann aus. „Wenn du den silbernen Chip in der Mitte knickst, wird es warm.“ Skeptisch betrachtet Bakura die angebotene Hilfe… „Geht schon.“ … und nimmt sie nicht an. Sein Stolz lässt es nicht zu, dass er sich an einem Weihnachtsmann oder dessen Helferlein wärmt. Da friert er lieber – wie dumm das auch sein mag. Selbst die gutmütige Frau Weihnachtsmann verdreht daraufhin die Augen und widmet sich wieder ihren Backwaren. So bemerkt sie gar nicht, wie Akefia am Fenster vorbei geht und noch in der Bewegung noch innehält. Durchs Fensterglas hindurch starrt er finster den Osterhasen an. Dieser wiederum hat ihn entdeckt und zieht fragend die Brauen hoch, als das Glas vor ihm plötzlich durch den Atem des Juniors beschlägt. Mit bloßen Fingern zeichnet Akefia eine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger. Doch statt auf das Muster zu achten, verfolgt Bakura aufmerksam dem Finger. Akefia knirscht mit den Zähnen und will gerade den Finger wegziehen, da fällt ihm auf, wo Bakuras Blick hinführt. Er hält inne und lässt den Finger langsam nach rechts ziehen, - wie erwartet wird er von den braunen Augen verfolgt. Es beschleicht Akefia die Ahnung, dass Bakura als Mensch immer noch einiges von einem Kaninchen hat und anscheinend ist die Aufmerksamkeit für sich bewegende Dinge eine davon. Es zuckt um die Mundwinkel des Größeren und er lässt den Finger wild übers Glas kreisen, bis Bakura schwindlig wird. Der Osterhase kneift fest die Lider zusammen und schüttelt den Kopf um wieder zu Sinne zu kommen. Akefia nutzt seinerseits die Lücke und öffnet mit dem Schraubenzieher, den er gerade aus seinem Zimmer geholt hat, das Fenster. Mit einem kräftigen Ruck, reist er es auf und die kalte Polarluft zieht mit einer Wucht ins Zimmer, dass es Bakura die Nasenhaare gefriert. „KAAAALT!“, schreit er auf und verschwindet instinktiv unter den Tisch. Böse lachend stützt Akefia die Ellbogen auf dem Fensterbrett ab und sieht in die Küche hinein. Unter dem Tisch kann er geradeso Bakuras Schal hervor lugen sehen. Dieser zittert wie Espenlaub, darum schließt der Beobachter darauf, dass es dem Besitzer nicht anders geht. „Akefia!“, beschwert sich Mrs. Santa und kommt, den Teiglöffel schwingend, zum Fenster herüber. Die Bommel ihrer roten Mütze schlägt wie das Pendel einer Standuhr bei jedem Schritt hin und her. Normalerweise würde Bakura das mit neugierigen Blicken verfolgen, jedoch ist er momentan mit erfrieren beschäftigt. „Du sollst dich doch vor unserem Gast benehmen!“ Tief seufzend verdreht der Sohn die Augen. „Es bringt ihn schon nicht um, Mum.“ „Dennoch ist es unhöflich“, mosert die Mutter weiter, „Aber wie dem auch sei. Was möchtest du denn mein Schatz? Hast du Hunger?“ Mit den Zähnen klappernd, reibt sich Bakura die Arme und kommt wider seiner Natur als Hase unter dem Tisch hervor. „Er will mich umbringen.“ Und schon ist wieder ein Grinsen auf Akefias Gesicht gezeichnet. „Das auch“, bestätigt er genugtuend. „Akefia!!“ Der Angesprochene geht gar nicht weiter darauf ein und mustert stattdessen die Schürzentaschen seiner Mutter. „Hast du mal wieder mein Feuerzeug entführt?“ Ertappt zuckt die Verdächtige zusammen und wendet sich ab. Plötzlich unsagbar beschäftigt prüft sie die Verfassung der Plätzchen und sticht eiligst neue aus. „Also hast du. Gib es also wieder he…“ Gerade als der junge Feiertag sich etwas weiter in die Küche hinein beugen will, steht der Osterhase wieder vor ihm. Noch bevor der Größere den Mund aufmachen kann, knallt man ihm das Fenster vor dessen Nase zu. „ES IST KALT, DU ARSCH!!!“ Verdattert blinzelt Akefia dem Glas entgegen, das nun wieder eine Barriere zur Küche darstellt. Hinter diesem steht das wütende Karnickel, eifrig alle möglichen Hebel umlegt, damit das Fenster kein zweites Mal so überraschend aufgerissen werden kann. Bereits von den paar Minuten kalte Luft, hat der Feiertag ganz blaue Lippen bekommen. Verständnislos nimmt Akefia daraufhin seinen Schraubenzieher und schiebt ihn in eine Tasche des nicht geschlossenen Mantels. Dem Nordpolbewohner macht es nichts aus, dass der Wind an der Kleidung zerrt und gegen seine nackte Haut schlägt. Allerdings liegt dies vor allem an seiner Abstammung. Weihnachtsmänner haben eine hohe Toleranzgrenze was Kälte angeht. Und bei Akefia scheint diese Eigenschaft besonders stark ausgeprägt zu sein. Statt sich nochmal mit dem Fenster herumzuärgern, geht er nun außen rum und ins Haus. Ungeachtet dessen, das die dicken Stiefel geradezu vor Schnee triefen und auch sein Mantel bereits einen weißen Überzug hat, stapft Akefia in die Küche. Dort braucht es nur einen Handgriff um seiner Mutter das Feuerzeug abzunehmen. Vorsorglich hält er es in die Höhe, damit sie nicht mehr heran kommt, als ihre kleinen Finger danach fischen. „Aber du wirst es noch zum Rauchen missbrauchen!“, jammert die Mutter besorgt, lässt den sinnlosen Versuch der Rückeroberung jedoch bis auf weiteres sein. „Für wie alt hältst du mich?“, brummt der Sohn als Antwort und stiehlt sich auf seinem Marsch nach draußen Bakuras Nutellabrötchen. „Ey!“ Empört steht der Osterhase auf und folgt dem verwöhnten Rotzbengel, der gemütlich zum Ausgang des Hauses schlendert und dort die Tür weit aufreißt. Weiße, eisige Luft weht in das warme Zimmer hinein. Der Nebel sieht geradezu gespenstig aus und lässt den nur drei Schritte entfernten Osterhasen an Ort und Stelle fast zu Eis gefrieren. Höhnisch langsam dreht sich der angehende Feiertag zu dem Kaninchen um: „Ist was?“ „Da-da-das ist mei-ei-eins!“ „Warste eben nicht schnell genug.“ Um seine Überlegenheit bestmöglich zur Schau zu stellen, beißt Akefia demonstrativ von dem Brötchen ab. Langsam schmatzend wiegt er den Kopf nach rechts und links. Das ist selbst der Frostbeule zu viel. Allein vom Stolz getragen, überwindet Bakura die fehlenden Meter. Er merkt nicht wie der Sohn des Weihnachtsmannes dabei immer wieder einen Schritt zurück macht und die gelaufene Strecke so viel größer wird. „Was glaubst du ei-ei-eigentlich, wer du bi-i-ist?“, faucht das Karnickel und schlägt Akefia mit der geballten Faust auf die Brust. Beide bleiben abrupt stehen. Akefia belächelt den kläglichen Versuch seines Gegenübers gefährlich rüber zu kommen. Mit einer geschmeidigen Bewegung hebt er den freien Daumen an seine Brust: „Ein intelligenter, gutaussehender, sportlicher und kälteresistenter…“ „…Trottel!“, ruft Joey hinein und lässt sich von Tristan High Five geben. Dann ziehen die beiden mit ihren Lieferschlitten weiter in Richtung Lagerhalle drei. Hinter ihnen läuft ein schwer bepackter, schwarzhaariger Junge her. Doch auf die Elfen achtet keiner der beiden Kontrahenten. Stattdessen ruht Bakuras Blick schadenfroh auf die Mimik seines Gegenübers, die sich kaum, dass das Wort fiel, deutlich verdüstert hat. „Du bist nicht gerade sehr beliebt, was Kleiner?“ Amüsiert wackelt der Osterhase mit den seltsamen Haaren, die aussehen wie Ohren, und springt wie ein Basketballspieler an Akefia hoch. Doch noch bevor er das Brötchen, welches er vorhin eigentlich gar nicht essen wollte, fassen kann, drückt Akefia es ihm bereits ins Gesicht. Die Nutella ist kurzzeitig gerade noch weich genug, damit sie dort kleben bleibt. „Ha ha, sehr witzig“, knurrt der Kleinere. Mit einer ruppigen Geste greift Bakura danach und zieht kräftigt, - doch das Frühstück ist durch die eisigen Temperaturen bereits festgefroren und haftet entsprechend gut. Entgeistert lehnt der Osterhase den Kopf nach hinten und zieht an der anderen Seite weiter. Als sich die störrische Schokolade endlich löst, ist der Kraftaufwand so groß, dass der Schwung reicht, um Bakura rückwärts in den Schnee purzeln zu lassen. Akefia verfolgt lediglich mit den Augen wie der Frühlingsbote Sekunden später geschätzte drei Meter hoch springt und unter lautem Fluchen zurück ins Haus stürmt. Die Tür fliegt scheppernd zu und sorgt dafür, dass vom Fenster darüber ein wenig Schnee auf das Eisengitter zum Schuheabklopfen fällt. Das Geräusch ist ziemlich unauffällig, wenn man es mit dem Gebrüll im Haus vergleicht, doch für den jungen Mann im Freien ist es der Klang des Sieges. Als stünde er vor einem unsichtbaren Publikum hebt der zukünftige Santa eine Faust auf Schulterhöhe und lauscht dem imaginären Applaus.   Bereits seine Rache planend, wetzt Bakura ins Bad und zerrt sich die eisig kalten, nassen Klamotten vom Leib. Kaum, dass die Tür verriegelt ist und die gesamte Kleidung auf den Boden fällt, stopft der Osterhase den Stöpsel ins Waschbecken und dreht warmes Wasser auf. Während sich das Keramikbecken füllt, schrumpft Bakura auf seine Hasenerscheinung zurück und hüpft eilig in die warme Flüssigkeit. Lediglich der kleine Kopf guckt noch raus, als das Brausen des Wassers verklingt. Die kleinen, braunen Knopfaugen starren finster zum Fenster, hinter dem weiterhin winzig kleine Schneeflocken zu Boden segeln. „Den mach ich so was von fertig!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)