Endosymbiontentheorie von Katta (RuffyxNami) ================================================================================ Kapitel 17: *Bonus-Ace-Kapitel* ------------------------------- Kaum hatte ich mir den Krümel und ihre Sache geschnappt, verließ ich auch schon wieder die Wohnung. Ich hatte mich schwer zusammenreißen müssen, um nicht zu grinsen. Weswegen genau konnte ich nicht einmal sagen. Ruffys Gesicht, nachdem er aufgeflogen war, oder die Tatsache, dass Vivi die ganze Zeit mir ihrer Vermutung recht gehabt hatte und ich nun den Beweis dafür hatte. Tja, wenn Nami nie gelernt hatte, sich irgendwo rauszuschleichen, dann konnte ich schließlich am wenigsten dafür. „Papa? Mama suchen“, sagte Titi und wurde zunehmend ungeduldig. „Ja, wir gehen doch jetzt zu ihr.“ Ihr Gesicht hellte sich auf. „Mama suchen!“ Ich rang mir ein Lächeln ab, schob den Schultergurt der Tasche zurecht und stieg die Treppen des Hausflurs hinunter. Es beruhigte mich, dass Titi die Situation wohl nicht so sehr mitnahm, wie ich befürchtet hatte, dennoch nagte das schlechte Gewissen an mir. Offensichtlich hatte ich Vivi vor allem mit meinem Verhalten in den letzten Monaten überfordert. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Natürlich war es nie wirklich einfach gewesen, doch schien sie es bis zu einem gewissen Punkt gut zu verkraften. Wahrscheinlich war sie Stress und Sturheit von zwei Seiten gleichzeitig einfach nicht gewachsen. Ich seufzte und stieg in die gerade angekommene U-Bahn ein. Mir wäre es sicherlich nicht anders gegangen, aber sie ist nun einmal ganz anders als ich. Sicherlich wäre mir schon viel früher der Kragen geplatzt und ich hätte meinem Ärger Luft gemacht. Sie nicht. Ansonsten wäre es wohl nie soweit gekommen. Die meisten Vorwürfe aber machte ich mir, weil ich von alledem nichts gemerkt und angenommen hatte, sie regle das schon. Zwar hatte ich ihr oft genug gesagt, sie solle sagen, wenn sie etwas störte, doch inzwischen hätte ich es besser wissen müssen. Wissen müssen, dass sie eben [i"]nie etwas sagte oder sich beschwerte. Manchmal verfluchte ich meinen Dickschädel. Titi blubberte einige mir unverständliche Wörter vor sich hin und fummelte dabei am Reißverschluss ihrer Jacke. „Hey, pass auf, gleich klemmst du dich ein.“ War ja schließlich schon oft genug vorgekommen, dass sie das geschafft hatte. „Ga nich“, protestierte sie und streckte mir die Zunge entgegen. Das Spiel konnte sie haben, ich hab es schließlich erfunden! Die irritierten und teils skeptischen Blicke der anderen Leute im Abteil ignorierend lieferten wir uns eine ganze Weile ein Fratzenduell, bis Titi sagte: „Mir is langweilig!“ „Was meinst du, wie oft mir langweilig ist?“ Natürlich bekam ich keine andere Antwort auf diese Frage als: „Mama suchen!“ Ich gab auf, eine Diskussion wäre bloß Zeit- und Nervenverschwendung. Zum Glück hatten wir unser Ziel endlich erreicht. So früh am Morgen waren die Gänge des Krankenhauses noch leer. Kein Wunder, die offizielle Besuchszeit begann schließlich erst am späten Vormittag. „Mama, Mama, Mama, Mama, Mama“, kam es wie in einer Endlosschleife von Titi, seitdem wir das Krankenhaus betreten hatten, und stoppte auch nicht, als wir vor ihrem Zimmer angelangt waren. „Willst du anklopfen?“ „Jaaaa!“ Ich beobachtete eine Weile, wie Titi mit ihren Patschehändchen gegen die Tür haute und wollte ihr gerade sagen, dass Vivi das doch nicht hören konnte, als von der anderen Seite ein „Ja, bitte“ zu hören war. Kaum dass ich die Tür geöffnet hatte, stürmte sie geradewegs auf Vivi zu, die gar nicht so schnell gucken konnte, wie Titi zu ihr gekrabbelt kam. „Das ging aber schnell“, sagte sie, bevor ich sie zur Begrüßung küsste. „Ja, hab mich extra beeilt, nur für dich“, sagte ich grinsend und rückte den Stuhl näher ans Bett. „Obwohl zu Hause ja auch einiges los war.“ Vivi runzelte die Stirn. „Ist was mit Ruffy?“ „So kann man das jetzt nicht sagen“, deutete ich an und merkte, wie Titi an meinem Ärmel zupfte. „Papa, ich will auch!“ „Was willst du? Das erzählen oder einen Kuss?“ „Kuss.“ „Kriegst du, Prinzessin, aber einen richtig feuchten Dadan-Schmatzer!“ „Ihh“, kicherte sie, als ich sie im Klammergriff an mich presste und einen Kuss auf ihre Wange drückte. „Kein Dadan-Schmatzer.“ Sie wischte über ihre Wange. „Du hast es so gewollt.“ „Ace, musst du es immer so übertreiben?“, fragte Vivi gespielt belehrend. „Irgendwann traumatisierst du sie noch.“ „So ein Unsinn, ich musste das schließlich jahrelang über mich ergehen lassen…“ „Und wir sehen ja, was aus dir geworden ist.“ „Hahaha, Dr. Freud“, erwiderte ich und zwickte Vivi in die Seite, weil ich genau wusste, wie kitzelig sie dort ist. „Erzähl mir lieber, was mit Ruffy ist“, lenkte sie ab. Ich ließ den Blick aus dem Fenster wandern. „Ich weiß echt nicht, ob ich dir das jetzt noch erzählen soll…“ „Jetzt mach es doch nicht so spannend, Ace“, sagte Vivi, beugte kurz auf die andere Seite des Bettes und nahm etwas von dem nebenstehenden Tisch. „Guck mal, ich hab dir auch den Pudding vom Frühstück aufbewahrt.“ „Solltest du den nicht besser selber essen?“ „Den gibt es zu jedem Essen und ich kann ihn jetzt schon nicht mehr sehen. Außerdem wette ich, dass du heute noch nichts gegessen hast.“ „Als wäre ich so abhängig vom Essen“, sagte ich, doch mein Magen bewies mir mit einem lauten Grummeln das Gegenteil. Vivi lachte und hielt mir einen Löffel entgegen. Sie kannte mich einfach zu gut. „Sage ich dir eigentlich oft genug, dass ich dich liebe?“ „Nein, ich glaube nicht“, sie schielte provokant zu mir herüber, sodass ich den Löffel mitsamt Pudding erst mal zur Seite stellte. Hatte ich mich da etwa verhört? „Wie bitte, Fräulein?“ „Du hast mich schon verstanden.“ Da lag sie schon im Krankenhaus und provozierte noch weiter. Typisch Vivi, ihren Humor verlor sie immer zuletzt. „Pff, wenn das so ist“, ich verschränkte die Arme vor der Brust, „dann esse ich die Schoko-Hörnchen, die ich vorhin noch für dich gekauft habe, selber. Oder geb‘ sie Ruffy, der wäre wenigstens dankbar!“ „Schoko-Hörnchen!“, freute sich Titi und begann gleich damit jeden Winkel nach besagten Teilchen abzusuchen, selbst unter der Decke sah sie nach. Dementsprechend enttäuscht war ihr Gesicht, als sie nichts fand. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, ihrem Welpen-Blick nicht immer nachzugeben, aber als nebst großen Kulleraugen auch noch ihre Unterlippe zu zittern begann, konnte ich nicht mehr widerstehen. Ich zog die Tüte mit den Hörnchen aus der Tasche. Ihre Stimmung hellte sich auf. „Wie heißt das Zauberwort?“ „Bitte, Papa.“ Vivi nahm meine Hand und streichelte sie. Auf ihren Lippen lag ein schwaches Lächeln. „Danke, dass du noch vorbeigekommen bist. Es ist zwar nur noch heute und morgen, aber ich vermisse es so, zu Hause zu sein. Am schlimmsten ist, dass ihr nicht hier seid.“ „Vivi, ich…“, wollte ich einwenden, sie seufzte und drückte meine Hand etwas fester. Wieder fühlte ich dieses Schuldgefühl an mir nagen. „In gewisser Weise bin ich es ja auch selbst schuld“, murmelte sie, ich schluckte. Das war sie gewiss nicht. Jeder von uns trug eine gewisse Schuld an der jetzigen Situation. „Red‘ doch nicht so einen Stuss“, sie sah mich mit großen Augen an. „Natürlich hättest du den Mund aufmachen und was sagen können. Aber…“ Der Satz lag mir auf der Zunge, aber es viel mir unglaublich schwer, Vivi gegenüber einzugestehen, was ich mir selber längst bewusst war. „Aber wer sagt, dass es dann anders gelaufen wäre? Ich bin manchmal einfach zu dickköpfig.“ „Ace…“ Meine Mundwinkel zuckten, aber ich war außer Stande noch etwas zu sagen. Zumindest etwas, das ausgesprochen nicht total hirnrissig klang. Vivi richtete sich ein wenig auf, rückte näher zu mir heran und streichelte mit der anderen Hand über meine Wange. „Einigen wir uns darauf, dass wir es erst gar nicht mehr so weit kommen lassen, okay?“ „Einverstanden“, sagte ich, stand auf und beugte mich über sie, um sie zu umarmen. „Ich auch, ich auch“, quengelte Titi, bis wir sie in die Umarmung mit einschlossen. „Kommst du später noch mal vorbei?“ „Ja, auf jeden Fall. Soll ich dir noch was mitbringen?“ „Was zu lesen wäre nicht schlecht.“ „Dein Wunsch ist mir Befehl“, lachte ich und streichelte Titi über den Kopf. „Und du sei schön lieb, ja? Sonst gibt’s wieder Dadan-Schmatzer.“ „Nööö.“ Vivi schmunzelte. Ich küsste sie ein letztes Mal, bevor ich ging. „Ace, was ist mit dem Pudding?“ Ich hielt die Türklinke bereits in der Hand. „Iss du den mal lieber…Und Vivi?“ „Ja?“ „Ich liebe dich.“ Sie lächelte. „Ich liebe dich auch.“ Erst am Ausgang fiel mir wieder ein, dass ich Vivi ja eigentlich noch von meiner morgigen Entdeckung erzählen wollte. Aber das konnte ich auch später noch tun. Zumal sich gleich etwas anderes in mein Sichtfeld drängte, das mächtig nach Ärger aussah. „Was soll das heißen, ich kann sie noch nicht besuchen? Ich gehör schließlich zur Familie!“, donnerte Dadan der verzweifelten Frau am Empfangstresen entgegen, die bereits Schutz hinter ihrem PC-Monitor suchte. „Bitte, meine Dame, Besuchszeit ist erst in einer Stunde. Verstehen Sie doch…“ „Sieht diese Panzerfaust etwa wie eine Dame für Sie aus?!“, meldete sich nun auch Garp aus dem Hintergrund zu Wort. „Halt dich daraus, alter Mann!“ Na klasse, die doppelte Dröhnung schon am frühen Morgen. Doch noch hatten die beiden mich nicht entdeckt. Ich scannte die Umgebung nach möglichen Verstecken ab, fand außer einem Getränkeautomaten jedoch nichts Geeignetes. Kurz sah ich zu den beiden herüber, vergewisserte mich, dass sie noch damit beschäftigt waren, die arme Frau in Grund und Boden zu streiten, bevor ich einen Satz hinter den Automaten machte. Doch etwas irritierte mich. Es war ruhig, zu ruhig. Mein Herz pochte, wie damals als Dadan mich beinahe beim wieder ins Haus schleichen erwischt hatte. Zum Glück war sie damals in ihrer nächtlichen Trance direkt in die Küche gewatschelt, um sich die letzten Stücke von Ruffys Geburtstagskuchen reinzustopfen. Sollte ich es wagen, nachzusehen oder warten, bis die beiden lauthals streitend an mir vorbei stampften? Mein Blick wanderte zu der Uhr über dem Fahrstuhl. Wenn ich mich nicht beeilte, kam ich schon wieder zu spät. Anscheinend waren die beiden gegangen oder der Sicherheitsdienst hatte ihnen eine Ladung Pfefferspray für Bären in die Augen gesprüht. Ich wagte mich aus meinem Versteck heraus, niemand zu sehen, zum Glück. Doch kaum hatte ich das Krankenhaus verlassen… „Ace! Was machst du denn hier?“ Ich drehte mich um und sah Dadan neben dem Aschenbecher stehen und hektisch an ihrer Zigarette ziehen. „Ich hab keine Zeit, ich muss zur Arbeit!“ „Boah, Dadan, ich hab dir doch gesagt, dass man in der Seitenstraße nicht parken darf! Den Strafzettel kannst du mal schön bezahlen!“, polterte die kräftige Stimme meines Großvaters um die Ecke, als er neben Dadan stehen blieb und ihr ohne einen weiteren Kommentar den roten Wisch vor die Augen hielt. „Es ist dein Auto, Garp, also bezahlst du.“ „Spinnst du? Ich hab dir gleich gesagt, dass das Parken verboten ist, aber du wolltest ja nicht so weit laufen.“ Wo war ich da nur rein geraten? Am besten rannte ich, die würden mich eh nicht einholen können, vor allem nicht Dadan. Doch zu spät. „Ach, sieh mal an, musst du nicht arbeiten? Was lungerst du so früh schon hier rum?“ „Das versuche ich doch, die ganze Zeit zu sagen! Ich bin eh schon spät dran.“ „Nicht so schnell, warum hast du mir denn nicht erzählt, was mit Vivi los ist?“ „Weil ich dafür einfach keinen Kopf hatte und den jetzt auch nicht habe. Tut mir leid, aber ich werde euch ab sofort einen Newsletter schicken.“ „Was ist denn das schon wieder?“, fragte Dadan verwirrt und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, nur um aus ihrem Hemd eine neue zu fischen. „Alte, wie oft muss ich dir das noch erklären? Das ist eine E-Mail und die empfängt man auf einem Computer. Und ja, du hast so ein Ding zu Hause, siehst es aber nie, weil deine Katzen immer drauf rumhängen", presste Garp sichtlich genervt heraus. „Jetzt lass mal meine Katzen aus dem Spiel! Die Tierchen haben dir doch gar nichts getan!“ „Nichts getan?!“, Gramps Gesicht schwoll rot an. „Die Viecher haben mir auf die Autositze gepisst!“ „Da musst du dich nicht wundern. Die merken es halt, ob sie jemand mag oder nicht.“ „Das bezahlst du mir auch noch, dass wir uns da verstehen!“ „Du kriegst keinen Cent von mir!“, schrie Dadan und bohrte ihren Finger beinahe mitsamt der dazwischen eingeklemmten Zigarette in Garps Hemd. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Typ vom Sicherheitsdienst aus dem Gebäude kommen, der zielgerichtet auf die beiden zuging. Meine Chance abzuhauen. „Ich ruf euch heute Abend mal an, aber jetzt muss ich echt los!“ Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte ich die Straße. Das wütende Hupen störte mich herzlich wenig. Gegen die beiden war das gar nichts. Ich hatte Glück und erwischte die Bahn noch. Aus dem Fenster konnte ich noch beobachten, wie Dadan und Garp auf den armen Mann losgingen und sich ausnahmsweise mal einig waren. Ich seufzte und fuhr mir durchs Haar. Jetzt fühlte ich mich genau wie Ruffy heute Morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)