Endosymbiontentheorie von Katta (RuffyxNami) ================================================================================ Kapitel 15: Titi, die Herzkönigin --------------------------------- Ohne Umschweife legte Ace sich mit Titi ins Bett, kaum dass wir Zuhause angekommen waren. Die Aufregung und Sorge um Vivi mussten ihm gehörig zugesetzt haben und Titis Heulerei beim Verlassen des Krankenhauses und die gesamte Fahrt über hatten es nicht besser gemacht, sondern seine letzten Reserven gekostet. Sie verstand ja noch nicht, warum Vivi nicht mitgekommen war. Wenigstens hatte sie sich beruhigen können, als er sich mit ihr hingelegt hatte. „Hey, was ist mit Vivis Klamotten?“, fragte ich, blieb im Türrahmen stehen und beobachtete, wie er sich und die Kleine zudeckte, sich auf die Seite rollte und den Arm um sie legte. „Ja, gleich, nur mal kurz die Augen ausruhen.“ „Das kenn' ich, von wegen kurz mal die Augen ausruhen. Ich weck dich dann in einer halben Stunde“, sagte ich, als eines der Kissen auf mich zugeflogen kam. „Daneben!“ Die Auszeit gönnte ich ihm, lehnte die Tür halb an und verschwand in die Küche, um mir eine Instantnudelsuppe zu kochen. Zusammen mit dem heißen Becher und Stäbchen machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich, schaltete den Fernseher ein und zappte ein wenig durch die Kanäle. Mal wieder blieb ich bei den Animes kleben, obwohl ich meistens weder Kontext noch Vorgeschichte kannte, aber ich schaute unheimlich gerne Kampfszenen und holte mir Inspiration für meine eigenen Zeichnungen. Die letzten Nudeln verschwanden in meinem Mund und ich wollte gerade die Brühe austrinken, als ich mein Handy vibrieren spürte. Ich erkannte Namis Nummer auf dem Display. „Ja?“ „Ruffy? Hast du was von Vivi gehört?“ „Wir haben sie vorhin besucht, beziehungsweise gewartet, bis die Ärzte uns zu ihr gelassen haben.“ „Und was hat sie? Wird sie wieder gesund oder wird sie was davon tragen?“ „Scheinbar hat sie das allgemeine Anpassungssyndrom, aber was das genau heißt, kann ich dir leider auch nicht sagen. Jedenfalls kommt das von zu viel Stress, daher auch der Schwächeanfall. Die Ärztin hat ihr geraten mehr zu essen und mehr auf sich zu achten, ansonsten gab es keine Warnung. Also denke ich mal, dass sich das wieder hinbiegt. Und“, fügte ich noch schnell hinzu, obwohl ich hörte wie, Nami bereits zur Antwort ansetzte, „ihr Vater war auch da. Er und Ace haben sich nicht mal gestritten.“ „Haben sie wohl doch noch kapiert, dass sie Vivi damit zugrunde richten werden. Wie lange hätte sie sich denn noch vierteilen sollen, um es auch bloß allen recht zu machen?“ „Ich glaube, in Zukunft wird ihr Vater nicht mehr abweisend und kalt auf Titi reagieren.“ „Hat er sie gesehen?“ „Ja, sie hat auf seinem Schoss gesessen und ihn „Opa“ genannt.“ „Uiui“, quietschte Nami in den Hörer. „Wie niedlich, da konnte Kobra sicher nicht widerstehen, was? Wer kann das bei ihr schon?“ „Niemand und genau deswegen habe ich manchmal de Befürchtung, sie wird später mal eine richtig verwöhnte Prinzessin werden.“ Nami lachte. „Keine Sorge, ich denke, Vivi wird das zu verhindern wissen. Weißt du schon, wann sie wieder entlassen wird?“ „Nein, ich hab sie nur kurz gesehen. Aber Ace fährt gleich wieder hin“, sagte ich, rieb meinen Nacken und stellte den Fernseher aus. „Das heißt, ich komme mal wieder in den Genuss, mit ihr alleine zu sein.“ Kichern drang durch die Leitung. „Jetzt tu doch nicht so, als wäre das so schrecklich. Wenn du willst, leiste ich dir dabei Gesellschaft und bring ein paar Filme mit.“ „Das wäre echt toll.“ „Gut, dann bis nachher“, verabschiedete sie sich und legte auf. Mit einem ziemlich debilen Grinsen schob ich das Handy zurück in meine Hosentasche. Es kam mir immer noch vor wie ein Traum, dass ich so viel Zeit mit Nami verbrachte. Allein der Gedanke jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken, der sich jedes Mal verstärkte, wenn mir bewusst wurde, dass niemand davon wusste. Es war meine Idee gewesen, es geheim zu halten. Ich wollte dem Ganzen seine Zeit lassen, sehen wie es sich entwickelt und alles auf mich zukommen lassen. Nami hatte dem gerne zugestimmt. Sie wollte Stress auf der Arbeit vermeiden und ich hatte (noch) keine Lust mich mit den nervigen Fragen meiner Umwelt auseinanderzusetzen. Verbotene Früchte schmeckten einfach viel süßer! Ich warf den leeren Nudelbecher in den Mülleimer und öffnete vorsichtig die Tür zum Schlafzimmer. „Oh, wie niedlich...“ Schnarchend lag Ace auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt und den Mund geöffnet. Haargenau wie Titi. Es tat mir beinahe ein wenig leid, dass ich dieses Bild zerstören musste, aber Vivi wartete auf ihre Klamotten und zu spät sollte er im Krankenhaus besser auch nicht auftauchen. Behutsam hob ich Titi hoch und legte sie in ihr eigenes Bett, ehe ich auf Zehenspitzen zurück zum Bett schlich, den Teil der Decke erfasste, auf dem Ace nicht lag, und sie mit aller Kraft unter ihm wegzog. Überrascht aufgrund der plötzlichen Bewegung, riss er die Augen auf, konnte jedoch nicht mehr schnell genug reagieren, um nicht mitsamt der Decke auf dem Boden zu landen. Mit zu Schlitzen verengten Augen richtete er sich auf und fasste sich die Decke. „Sag mal, geht's noch?“ „Anders hätte ich dich doch nicht wach bekommen“, sagte ich und amüsierte mich immer noch köstlich über das Geschehene. „Und ich konnte es nicht verantworten, dass Vivi die Nacht über ganz alleine sein würde.“ Meine Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, allein die Erwähnung von Vivi hatte ausgereicht, um den Ärger aus Aces Gesicht zu fegen. Mit einem Mal sprang er auf, riss eine Reisetasche von ihrem Schrank und warf sie aufs Bett. „Ich geh noch schnell unter die Dusche, dann bin ich weg. Pass bitte gut auf Titi auf“, leierte er fast wie eine Maschine herunter, bevor er sich noch einmal zu mir herumdrehte und ein paar Scheine aus seiner Hosentasche kramte. „Hier, bestell dir was.“ „Wow, danke, Mister Rockefeller!“ Skeptisch musterte er mich, dabei hatte ich das vollkommen ernst gemeint. Es war nicht selbstverständlich, dass er mir so viel Geld bloß zum Verfressen gab. „Ich kann es dir auch wieder wegnehmen.“ „Das würdest du nicht tun“, erwiderte ich, verstaute das Geld in meiner eigenen Tasche und machte es mir wieder auf dem Sofa bequem. „Außerdem wartet Vivi.“ Genervt winkte er ab und schloss die Tür hinter sich. Kurz konnte ich ihn fluchen hören. Wie sehr er sich ärgern musste, dass er keine Zeit hatte, sich an mir zu rächen. Ich lachte mir hämisch ins Fäustchen. Oh, ein Sieg über Ace schmeckte verflucht süß. „Papa! Papa, raus holen“, hörte ich Titi aus dem Schlafzimmer rufen, weshalb ich aufstand, um nach ihr zu sehen. Sie begann immer schnell zu quengeln, wenn man sie nicht sofort aus dem Bett hob. Okay, eigentlich quengelte sie immer, wenn sie nicht beachtete wurde. Weil sie keine Antwort bekommen hatte, hatte die kleine Prinzessin den Entschluss gefasst, selber aus dem Bettchen zu klettern. Ich bekam sie gerade noch zu fassen, bevor sie über das Gitter steigen konnte. „Luffi, alleine machen“, sagte sie und zeigte auf ihr Bett. „Dich kann man auch keine Sekunde aus den Augen lassen.“ Ich kniff sie zärtlich in die Wange, während sie mir die Hand ins Gesicht streckte und nach meiner Nase griff. Eine Verhaltensweise, die sie die letzte Zeit öfter an den Tag legte, aber mir deutlich am häufigsten machte. „Schuppi holen, Luffi.“ Sie lehnte sich weit aus meinem Arm heraus und versuchte sich zu strecken, um an das Plüschkrokodil in ihrem Bett zu kommen. Ich setzte sie ab, holte es heraus und drückte es ihr in die Hände. „Sonst noch einen Wunsch, Prinzessin?“ Sie sah mich mit großen Augen an, schüttelte den Kopf und hielt Schuppi fest an sich gepresst. Selbst wenn ich manchmal genervt davon war, auf sie aufzupassen, konnte ich irgendwie nicht genug von ihr kriegen. So niedlich, wie sie sich selbst für die alltäglichsten Dinge begeisterte, wie das bunte Plastikwindrad, das im Blumentopf steckte und sogleich von ihr in Augenschein genommen wurde. Die Pflanze sowie das Rad waren ein Geschenk von Nami zu Vivis Geburtstag gewesen und aus dem vormals zarten Sprössling war inzwischen eine nicht zu verachtende Minipalme geworden. Titi drehte mit der Hand die Flügel des Windrads. „Du musst pusten.“ „Pusten?“ Ich hockte mich neben sie, nahm das Windrad aus dem Topf und zeigte ihr, was ich gemeint hatte. „Schau, das funktioniert mit Luft“, erklärte ich ihr und puste erneut gegen die Flügel, sodass sich das Rad in Bewegung setzte. Fasziniert verfolgte sie das Schauspiel, nahm mir das Windrad aus der Hand und hielt es vor meinen Mund. „Pusten!“ „Du bist schon wieder wach, Krümel?“ Mit einem Schlag verlor das Windrad seine Spannung und Titis Aufmerksamkeit galt allein Ace, der soeben das Zimmer betreten hatte und zum Glück bereits eine Hose trug. „Papa, Mama suchen“, forderte sie, wollte auf den Arm genommen werden und wollte dabei Schuppi gar nicht aus der Hand geben. „Nein, du kannst die Mama heute nicht mehr besuchen“, flüsterte Ace ihr zu, während sie Schuppis Glubschaugen drückte und ihn plötzlich entsetzt ansah. „Tut mir leid, Prinzessin.“ „Mama suchen?“, fragte sie ein weiteres Mal und klang, als würde sie jeden Moment losflennen. „Nein, erst morgen wieder.“ Ace hatte das zweite „Nein“ kaum ausgesprochen, da hatten sich ihre Augen bereits zur Hälfte mit Tränen gefüllt, waren ihre Mundwinkel rapide abgefallen und leuchtete ihr Gesicht hochrot auf. Doch Ace konnte sie damit nicht weichklopfen, er hasste es, wenn sie die Diva heraushängen ließ, und ignorierte sie während dieser Phase konsequent. Weder das Trommeln ihrer kleinen Faust gegen seine Brust störte ihn, noch die Attacken mit Schuppi, noch das ständige Ziehen an seiner roten Perlenkette. Titi biss bei ihm eindeutig auf Granit, was sie nur noch bockiger werden ließ. Ohne ein Wort zu sagen, setzte Ace sie auf dem Boden ab und begann damit Vivis Sachen zusammenzusuchen und einzupacken. „Papa, hochnehmen“, plärrte Titi, zog an seinem Hosenbein und resignierte schließlich, als er noch immer nicht auf sie reagierte. Es tat mir jedes Mal unendlich leid, das mit anzusehen. Aber es war das einzig Vernünftige. Wie hieß das noch mal? Negative und positive Verstärkung? Je nachdem wie man auf das Verhalten eines Kindes reagierte. So was Ähnliches hatte mir Nami mal erzählt, als die den Pädagogikkurs in der Schule belegt hatte. Nur Ignoranz machte ihnen klar, dass ein entsprechendes Verhalten sie nicht weiter brachte – klingt zumindest logisch für mich. Ehrlicherweise konnte ich mir kaum vorstellen, dass Ace jemals auch nur eine Erziehungstheorie gelesen hatte, sondern schlichtweg keine Lust darauf hatte, sich mit einem zickenden Kleinkind auseinanderzusetzen. Titi ließ sich auf den Po fallen und presste das Stofftier fest an sich. „Titi, schau mal“, ich hielt ihr die Windmühle entgegen und pustete vorsichtig, sodass es sich leicht dreht. Augenblicklich hellte sich ihr Gesicht auf und sie griff danach. „Gib mir!“ „Hier, und jetzt schön pusten.“ Konzentriert probierte sie die Flügel auf dieselbe Weise zur Bewegung zu bringen wie ich, es haperte noch ein wenig, aber es sah nicht hoffnungslos aus. Auch wenn viel mehr Spucke als Luft zwischen den kleinen Lippen hervor gepresst wurde. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte ich, wie Ace einen Haufen bunter Dinge in die Tasche stopfte, die mich stutzig machten, sodass ich näher hinsah. Warum war ich bloß immer so neugierig? „Ace, du kannst Vivi doch nicht solche Höschen ins Krankenhaus bringen!“ „Warum nicht? Beim letzten Mal lief's genauso.“ Mir klappte die Kinnlade herunter und ich zweifelte gehörig an seiner Aussage. „Willst du mir damit sagen, dass du deiner gebärenden Frau diese Höschen mitgebracht hast? Diese?“ Er zog die Schultern hoch und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen äh ja und?, und stopfte die mehr als knappen Teile zu dem Rest. Ich winkte ab, auch wenn es eher aussah, als wollte er Brook-sensei, unserem alten Musiklehrer, die Freude seines Lebens bereiten. Unbeirrt schloss er die Tasche, nachdem er noch zwei Handtücher rein gequetscht hatte. „Bis morgen, Krümel“, nutzte Ace die Gunst der Stunde, streichelte Titis hellblaue Strubbelhaare und schnappte sich die Tasche, um auf der Stelle zu verschwinden. „Das machst du toll“, bestärkte ich Titi in ihrem Vorgehen, erhob mich aus der Hocke und wandte mich an Ace, bevor er mit entwischte. „Bleibst du jetzt die Nacht dort, oder wie hast du dir das gedacht? Kommst du dann morgen früh her? Ich muss nämlich morgen unbedingt zur Uni – hab da den Nachschreibetermin für Chemie.“ Ratlos blieb Ace stehen, fuhr sich durchs Haar und überlegte einen Moment. „Ja, Mist, dann hab ich ein Problem. Meinen Urlaub hab ich so gut wie aufgebraucht und ich glaube, noch mal so kurzfristig freinehmen, kann ich vergessen“, murmelte er, rieb sich das Kinn und blickte für einen Augenblick aus dem Fenster, bevor er mich besorgt ansah und sich die Hand vor die Stirn schlug. „Oh das hab ich ja total vergessen! Wir wollten doch zusammen dafür lernen...Das tut mir total leid, Ruffy.“ Er raufte sich das Haar und war sichtlich darum bemüht zu erfahren, wo ihm der Kopf stand. Ich winkte ab, obwohl ich seine Hilfe gewiss gut hätte gebrauchen können, immerhin hatte er fast vier Semester Lebensmittelchemie studiert, die Grundlagen hätte er mir sicher locker erklären können. „Kein Ding, es ist ja schließlich etwas sehr Dringendes dazwischengekommen...Soll ich Dadan gleich anrufen, dass sie morgen vorbei kommt?“, bot ich an, woraufhin Aces Augen sich weiteten und er die Hände in einer abwehrenden Geste vor sich hielt. „Bloß nicht! Das letzte Mal, als sie unbeaufsichtigt hier war, hat sie sämtliche Schubladen und Schränke durchstöbert und die komplette Küche umgeräumt. Vivi ist dermaßen ausgerastet.“ Ich grinste, obwohl ich nicht entscheiden konnte, was ich witziger fand, Dadan, die mal wieder ihrer Neugier Befriedigung verschafft, oder Vivi, die wie ein Vulkan in die Luft geht – wobei das fast als Weltwunder bezeichnet werden konnte. Vivi fraß Wut eher in sich hinein, als dass sie sie an anderen ausließ. „Hm, Titi bei ihr Vorbeibringen schaff ich aber auch nicht.“ Ace seufzte, kramte das Handy aus der Hosentasche und scrollte scheinbar die Kontaktliste durch. „Eine Möglichkeit wüsste ich noch. Daumen drücken“, sagte er, rief besagte Möglichkeit an und sah unglaublich nervös aus, während er darauf wartete, dass abgenommen wurde. „Luffi, schau mal!“ Titi präsentierte mir stolz, wie sie das Windrad anpustete. Wie konnte so etwas Simples, bloß so niedlich sein? Ich setzte mich wieder zu ihr, legte den Arm um sie und pustete selber noch einmal gegen die Flügel, was sie zum freudigen Quietschen brachte. „Ah“, sagte Ace, blickte kurz zu uns herüber und ging ohne die Tasche aus dem Raum. Das musste ja wirklich wichtig sein, wenn er unsere Hintergrundgeräusche währenddessen nicht haben wollte. Das Windrad hatte für Titi mittlerweile an Reiz verloren und sie widmete sich mit großer Hingabe dem imaginären Fressen meines Beines. Angestrengt schob sie Schuppi immer wieder gegen mein Bein und sagte: „Schuppi frisst Luffi. Yam, yam, yam- Schuppi großen Hunger!“ „Oh bitte nicht, hab Gnade“, winselte ich spaßeshalber, woraufhin Titi gluckste. Manchmal erschreckte es mich schon, wie sadistisch sie bisweilen sein konnte. Von Vivi hatte sie das sicher nicht, ansonsten würde Schuppi uns alle bemuttern und mir vor allen Dingen Kekse bringen. Andererseits war sie richtig verschmust und suchte von sich aus den Kontakt zu einem. „Luffi fressen“, lachte sie, fasste Schuppis Maul und hielt es an meinen Arm. Ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen, als sie plötzlich die kleine Stirn in Falten legte. „Hey, nicht lachen! Schuppi frisst dich!“ „Oh, tut mir leid“, ich nahm einen gequälten Gesichtsausdruck an. „Nein, friss nicht auch noch meinen Arm! Den brauche ich doch.“ Erneut ertönte dieses süße Glucksen und die zuvor an den Tag legte Ernsthaftigkeit war verschwunden. Kaum zu glauben, dass sie schon zwei Jahre alt war. Wie schnell die Zeit vergangen ist, das machte mich bei genauerer Betrachtung fast ein wenig ängstlich. Wie würde es in fünf Jahren sein? Wo würde ich leben? Wo arbeiten? Wer würde um mich herum sein? Würde ich immer noch so einen guten Draht zu Titi haben? Dann wäre sie schon längst in der Schule. Und von da würde es nicht mehr lange dauern, bis sie in die Pubertät käme und Ace das Leben zur Hölle machen würde. Am meisten fieberte ich dem Augenblick entgegen, wenn sie ihm ihren ersten Freund vorstellte. Gewiss würde Ace den Kerl packen, zunächst mit dem Kopf gegen den Türrahmen hauen, anschließend in der Tür einklemmen und ihm anschließend noch einen Freiflug spendieren. Titi stände nur daneben, jammernd und winselnd, wie ungerecht er doch sei und ihrer großen Liebe im Weg stände. Vielleicht würde er Kobra dann verstehen. Ob der Vorstellung konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, was die noch kleine Titi umgehend mit einem Schmollmund quittierte. „Nein, Luffi! Nicht so!“ Beleidigt ließ sie mich links liegen, rappelte sich auf und schob die Tür auf, als sie Ace geradewegs in die Arme lief. „Papa“, rief sie, woraufhin er sie hochnahm, und spielte an seiner Kette, während sie zu mir rüber schielte. „Luffi äget.“ Pff, nicht nur eine Sadistin, auch noch eine Lügnerin! „So?“, fragte er, beobachtete ihre Reaktionen. „Was hat er denn getan?“ „Nur gelacht“, murmelte sie und legte den Kopf an seine Halsbeuge. „Zu meiner Verteidigung, deine Tochter wollte mich an ihr Krokodil verfüttern“, rechtfertigte ich mich spaßeshalber, woraufhin Ace selbst schmunzeln musste und Titi in den Bauch pikte. „Wie oft hab ich dir gesagt, man verfüttert keine Menschen an Krokodile? Hm?“ Sie wandte den Kopf ab und spielte die Prinzessin auf der Erbse, während mich etwas anderes momentan mehr interessierte. „Was hat dein Telefonat jetzt eigentlich ergeben?“ Ace grinste triumphierend. „Ich hab jetzt jemanden gefunden, der morgen auf Titi aufpasst.“ „So? Wer? Doch hoffentlich nicht Marco, oder?“ Er lachte und nahm die bösen Blicke von Titi billigend in Kauf, sie hatte sich bereits ein paar Mal die Augen gerieben und gegähnt. „Nein, nicht Marco“, sagte er und machte eine kurze Pause, die mich vor Neugier fast in den Wahnsinn trieb. „Ich hab Kobra gefragt und er hat zugesagt.“ Zum zweiten Mal fiel mir die Kinnlade herunter und ich zweifelte ein wenig an meinen Ohren. Zwar hatte ich selbst miterlebt, wie die beiden sich im Krankenhaus leicht angenähert hatten, aber dass er jetzt sogar Titi für einen Tag übernahm - und dass Ace überhaupt an diese Möglichkeit gedacht hatte – das überraschte mich dennoch. „Ich will mich ja nicht selber loben, aber der Plan ist eigentlich perfekt. Kobra besucht Vivi morgen eh den gesamten Tag über und so kann Titi auch dabei sein. Vielleicht gewöhnt er sich so an sie.“ „Ja, aber nur, wenn sie ihn nicht den Krokodilen zum Fraß vorwirft.“ „Ach, Quatsch, sie will ja nur dich verfüttern“, widersprach Ace nicht ohne mir einen hämischen Blick zukommen zulassen und legte Titi, die mittlerweile eingeschlafen war, in ihr Bett und deckte sie zu. „Okay, Ruffy, wir sehen uns vielleicht noch morgen früh. Pass gut auf Titi auf, ich verlasse mich auf dich. Also mach mir keine Schande.“ Ich rollte die Augen, als wäre er so viel vernünftiger als ich. Vielleicht dachte er das, doch dem war definitiv nicht so. Vivis Meinung dazu interessierte mich. Sie wäre wohl eher auf meiner Seite. Nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte, schloss ich die Wohnungstür, schnappte mir eine Dose Saft aus dem Kühlschrank und verkrümelte mich in mein Zimmer. Mir stand am nächsten Morgen noch eine Klausur bevor, für die ich noch einiges zu tun und nachzulesen hatte. Zumal ich es die Woche über Dank Nami und Mikrobiologie gehörig hatte schleifen lassen. Ich schnappte mir Aces alte Bücher und begann dort weiterzumachen, wo ich das letzte Mal aufgehört hatte. Kohlenhydrate und Aminosäuren, auch wenn mich das Thema immer hungrig machte, blieb ich konzentriert bei der Sache. Das wollte ich auf jeden Fall erledigt haben, bevor Nami kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)