Der Stalker meines Herzens von XdramaX (Sesshoumaru xx ??) ================================================================================ Kapitel 8: Gangs Annäherung und ihre Folgen ------------------------------------------- Als er den gigantischen Vorlesungssaal betrat richteten sich alle Augenpaare auf ihn. Es gab Studenten, die andächtig ihre Gespräche unterbrachen, um ihren obersten Fürsten genauer zu betrachten, andere dämpften ihre Stimmen lediglich. Ich kam mir verloren vor, als ich hinter ihm her zum Pult dackelt. Meine Paranoia schlug mal wieder durch, ich dachte alle würden mich beobachten und vermutlich war das in diesem Moment sogar die Wahrheit. War ich auch vorher kaum jemanden an dieser Universität aufgefallen, so war ich es jetzt. Verlegen drehte ich, am Pult angekommen, meinen Rücken zu ihnen und sah Sesshoumaru dabei zu, wie er in aller Seelenruhe seinen Order auf dem Tisch ablegte. Er schlug ihn gerade auf, als sich drei Studentinnen näherten. Er nahm sie gar nicht war – wobei wahrscheinlicher war, dass er sie einfach ignorierte – und kramte weiter. Ich sah ihnen eine Weile entgegen, wie sie sich vorsichtig immer näher tasteten, aber sich auch nicht wirklich zu trauen schienen, ihn anzusprechen. Zu Beginn noch als geschlossene Gruppe, gingen sie nun in einen Gänsemarsch über, wobei sich zwei hinter einer versteckten, die offensichtlich eigentlich nach ganz hinten wollte. Ich starrte sie an. Es war mir nicht mal aufgefallen, doch als sie es bemerkten stockten sie. Warum wurden sie kalkweiß? Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Mein Herr?“, flüsterte ich. Wir hatten ausgemacht, dass ich ihn in Gegenwart anderer nicht mehr zu duzen hatte und seinen Namen nennen war schon gar nicht drin. Er hatte inzwischen offensichtlich gefunden, was er gesucht hatte, richtete die Blätter in seiner Hand und sah mich ausdruckslos, nahezu kalt an. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich das sah, doch nickte schließlich in die Richtung der Mädchen. Mehr oder weniger desinteressiert wandte er den Kopf halb zur Seite und blickte sie aus dem Augenwinkel heraus an. Vor Angst erstarrt und mit mehr Respekt, als für ihre klopfenden Herzen gesund war, sahen sie zu ihm auf. Wenn sich die Erde auftun sollte um sie zu verschlingen, dann bitte jetzt! … Genau das war es, was man in ihrem Blick ablesen konnte. Während die Szenerie vor der gigantischen Tafel scheinbar zu Eis gefror wurde es immer ruhiger im Raum. Jeder beobachtete gebannt das Geschehen. Und vermutlich schrieb bereits die Hälfte der Zuschauer die Rede, die sie bei der Beerdigung der Mädchen vortragen wollten. Ich war die erste, die sich bewegte. So vollkommen aus der Rolle aller Anwesenden fallend war ich es, die nun die Aufmerksamkeit der Studenten bekam. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Synchron die vordersten Reihen ihre Köpfe in meine Richtung drehte. „Ich glaube…“, sprach ich leise, doch viel zu laut in diesem Moment. „… dass ihr sprechen sollt.“ Sesshoumarus Kopf bewegte sich und ich spürte, wie der Raum den Atem anhielt. Vorsichtig schielte ich hinauf. Lediglich seine Augen waren auf mich gerichtet. Schon wieder diese Gänsehaut. Gott, wie konnte er sich von jetzt auf gleich so sehr verändern? Wenn wir alleine waren, dann war er warm wie ein Freund, ich dachte ich könnte ihm alles sagen und hier… hier wirkte er wie… eine Bestie, wie ein Dämon allzeit dazu bereit zu töten – wahllos, wann auch immer es ihm beliebte. Doch nichts geschah. Er atmete ein und reckte den Hals noch erhabener, als er die Augen wieder auf sie legte. Das Kinn der vordersten der Studentinnen zitterte leicht. Angst und Macht, das war es, worauf seine Herrschaft ausgelegt war. Und machtvoll war er, vermutlich der mächtigste Dämon, der je gelebt hatte. Eine kleine Flamme von Stolz glomm in mir auf. Ich war die Einzige, die er mit etwas behandelte, dass man vielleicht als ebenbürtig bezeichnenkonnte. Warum? Das konnte ich mir nicht erklären. Doch vielleicht hatte ich ihn ja mit meinem Verhalten damals einfach nur beeindruckt. Keiner wagte es in seiner Gegenwart den Mund zu öffnen, Beziehungsweise das Wort an ihn zu richten – und schon gar nicht gegen ihn! Nur ich. Ich hatte es getan. Ich hatte mich getraut. War das der Grund, warum er mich behandelte, wie er es eben tat? War er so etwas wie… beeindruckt? Ich hing noch einige Sekunden diesem Gedanken nach, da fand das Mädchen endlich ihre Stimme. Vermutlich – da ich für ihn geredet hatte – dachte sie nun einfach an mich als Gesprächspartner. „Mein Herr, wir… Also wir sind Geschichtsstudenten. Wir schreiben eine Semesterarbeit über die Geschichte des Aufstiegs Eurer Familie, mit speziellem Augenmerk auf Euren Vater. Es ist schwer an geeignetes und vor allem glaubwürdiges Material zu kommen, darum dachten wir, vielleicht könntet ihr uns ja etwas erzählen über ihn… und über Euren Sieg, wie Ihr den Thron zurück erlangt habt.“ Erneut kehrte Stille ein. Ich sah hinauf zu Sesshoumaru, er sah zu mir hinab. Wartete er darauf, dass ich etwas sagte? War es das? Wollte er, dass ich für ihn sprach? Ich fühlte mich vollkommen überfordert. Wie sollte ich in seinen Kopf gucken? Ich war doch kein Hellseher! Woher sollte ich wissen, wie sein Leben verlaufen war? Er hatte mir nie davon erzählt… War das die Antwort? Er wendete den Blick von mir ab und trat an das Pult vor sich heran. Er begann nicht zu reden, kritzelte nur irgendwas auf einen Zettel. Vorsichtig ging ich um ihn herum und damit auf die Mädchen zu. „Der Meister redet nicht über sich selbst.“, was eine Aussage! Als ob das nicht offensichtlich gewesen war. „Mit Niemandem. Ihr werdet mit dem zurechtkommen müssen, was in der Bibliothek zu finden ist.“ Erschrocken zog ich den Kopf zurück. Ein kleiner weißer Zettel schob sich in mein Blickfeld. ‚Bibliothek – Geschichte 27S; Biographien 74I; Kultur 31F‘. Ich nahm ihn an. „Ich schätze…“, murmelte ich – er hätte mich schon unterbrochen, wenn ich falsch lag. „… hier findet ihr alles was nötig ist um den Kurs zu bestehen.“ Plötzlich hellten sich die Gesichter der Mädchen auf. Vermutlich waren sie erleichtert darüber, dass ihre Tortur nun zu Ende war. „Vielen Dank!“, bedankte sich die Hinterste artig und alle drei verneigten sich. Ob vor mir oder unserem Fürsten kann ich bis heute nicht sagen, doch vermutlich eher vor mir, da Sesshoumaru sich schon wieder abgewandt hatte und etwas auf den Blättern verewigte, die er zuvor aus seinen Unterlagen gezogen hatte. Ich sah ihnen nach, wie sie förmlich davon flogen… und in die Gesichter meiner Kommilitonen. Augenblicklich wurde mir schlecht. Dort, am Rand, da saßen Gang, Len und Alexia, genau in dieser Reihenfolge. Himmel hatte ich mich blamiert! Ich wollte gerade reumütig die Stufen zu ihnen hinauf erklimmen und mich in dem harten Stuhl neben Alexia vergraben, als ein herrischer Ton, tief und angsteinflößend, voller unbändiger Macht, durch den Raum brach. Ich erkannte meinen Namen. Erschrocken wirbelte ich wieder herum. Da stand er, mir zugewandt, anders als bei den anderen Studentinnen. Als er meine Aufmerksamkeit hatte reichte er mir die Blätter, die er zu Beginn gesucht hatte. Mir fiel wieder ein, warum ich eigentlich hinter ihm an das Pult getreten war. Er wollte mir meinen Stundenplan und die Liste meiner Pflichtkurse geben. Doch mit fiel etwas anderes auf. Etwas kleines, in der oberen Ecke des Stundenplans. Dort stand ‚bestanden‘, scheinbar war er zufrieden mit mir. Ich lächelte kurz. „Danke“, nickte ich ihm zu, doch er wandte sich ab. „Such dir einen Platz.“ Mit diesem letzten Befehl machte ich mich auf, die Stufen hinauf, und ließ mich neben Alexia nieder, die mich in einer Mischung von Unglauben und Überraschung ansah. Vorn begann Sesshoumaru zu sprechen. Seine Begrüßung fiel anders aus als die der restlichen Dozenten, um nicht zu sagen: Nach fünf Minuten Erläuterung über die Vorgehensweise bei der Klausurenqualifikation, begann er bereits mit seinem Unterrichtsstoff. Nähere Fragen wagte sich allerdings niemand zu stellen… „Das war gespenstisch…“, murmelte Alexia. Erst als Sesshoumaru den Saal verlassen hatte wagte man es sich wieder, sich zu bewegen und die Sachen zu packen. „Du scheinst einen positiven Eindruck auf unseren Fürsten gemacht zu haben.“, bemerkte auch Gang. Ich lachte kurz. „Um ehrlich zu sein bin ich mehr froh darüber aus dieser Situation mit meinem Kopf heraus gekommen zu sein. Diese aggressive Ignoranz gerade… Es ist vielleicht dumm von mir das zu sagen, aber beim Arbeiten ist er nicht so.“ „Wie ist er dann so?“, fragte Alexia. „Anders eben. Heute Morgen hat er sich sogar darüber amüsiert, dass ich mir den Kopf am Tisch gehauen habe, als ich aufstehen wollte.“, ich trat aus der Bankreihe heraus, um nun auch Len mit einer kurzen Umarmung zu begrüßen. Gang kam ebenfalls mit ausgestreckten Armen auf mich zu, doch Lens Begrüßung brachte mich voll aus der Fassung – und vermutlich ihn auch: „Wer weiß, was du unter dem Tisch getan hast.“, gab sie zu bedenken und drückte mich einmal kurz. Sie marschierte voran, Alexia sah erst mich an, dann hopste sie schon hinter ihr her in die davon strömende Menge hinein. „Len?“, fragte ich irritiert und versuchte ihnen durch das Gewirr hinterher zu kommen. Der Mops folgte mir einfach. Ich holte sie schließlich vor dem Saal ein, wo sie sich gerade zur Mensa umwandten. „Hey, Len!“, ich schloss auf. „Hast du was?“ „Nein, wieso?“ „Weiß nicht, das klang gerade so gereizt!“ „Nein, da hast du dich verhört.“, sie nahm sich ein Tablett – die Schlange vor der Essensausgabe war noch nicht so lang. Sie schwieg, ich schwieg, wir alle schwiegen. „Du scheinst den Fürsten ja schon richtig zu kennen, was?“, fragte sie, doch erwartete keine Antwort. Ich seufzte. „Was soll das denn jetzt?“, warf ich stattdessen zurück. Ruckartig fuhr sie herum. „Ach, du schnallst aber auch gar nichts! Halt einfach die Klappe!“, ihre Augen glühten förmlich voller Wut. Irritiert sah ich ihr dabei zu, wie sie – nicht ohne zu knurren und ohne den Blick von mir zu nehmen – sich wieder herum drehte und im rüden Ton der Frau hinter dem Tresen entgegen bellte, was sie haben wollte. Mir blieb nur ihren Hinterkopf anzustarren… und zu folgen, als auch ich endlich mein Mittag hatte. Missbilligend sah sie auf, als sie merkte, dass ich mich zu ihnen an den Tisch setzte, sagte jedoch – vorerst – nichts. „Wie hast du dich inzwischen eingelebt? Abgesehen davon, dass du den begehrtesten Job des Campus bekommen hast?“, das war Gang, bemüht die Stimmung wieder aufleben zu lassen. „Und ich will nicht wissen wie!“, murmelte Len von der Seite. „Sag mal was ist dein Problem?“, schrie ich sie mit einem Mal an und ließ meinen Löffel in meine Suppe klatschen, dass es nur so spritzte. „Das frag ich dich!“, brüllte sie zurück. Unter den Augen aller Anwesenden sprangen wir beide auf und funkelten uns angriffslustig an. „Hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als mir hinterher zu rennen?“ „Was?“, irritiert zog ich den Kopf ein. „Was hab ich dir denn bitte getan?“ „Was du getan hast?“, sie schnaubte. „Du bist eine verdammt beschissene Freundin! Verschwinde endlich!“ Ich sagte nichts mehr, zog nur die Augenbrauen zusammen. Was zum Geier war eigentlich in sie gefahren? In mir brodelte alles und obwohl ich am liebsten mein heißes Essen über sie gegossen hätte, ballte ich nur ein paar Mal die Hand zur Faust und griff dann nach meinem Tablett. Ohne noch etwas zu sagen verschwand ich. Gott war ich schwach. Nicht einmal an solch einer Stelle konnte ich mich behaupten. Ich schluckte einfach nur das was sie sagte ohne ein Kommentar dazu abzugeben. Wie stand ich denn jetzt da? Was würden die anderen Denken? Mir wurde schlecht. Mein Gesicht lief mal wieder rot an und ich senkte den Kopf soweit es ging. Warum starrten mich nur auf einmal alle an? Ich brachte mein nicht mal richtig angerührtes Essen zu einem Rollband, dass das leere Geschirr entgegen nehmen sollte, und hechtete aus dem Gebäude. Ich achtete nicht auf den Weg und stieß mit einem zierlichen Rücken zusammen. Das Mädchen, das ich anrempelte schrie erschrocken auf, konnte sich aber gerade noch so an einer ihrer Begleiterinnen festhalten. „Oh, bitte entschuldige, ich habe dich nicht gesehen!“, erklärte ich ihr mit zittriger Stimme, gluckste aber leise in der Hoffnung, so die Situation überspielen zu können. Sie wollte irgendwas sagen, doch es blieb ihr im Hals stecken bei dem Anblick meiner mit Suppe versauten Bluse. Ich wollte gerade wieder gehen, da hielt sie mich schnell am Ärmel fest. „Warte mal!“, ich sah zurück. Ich wusste ich würde keine weitere Schimpftirade ertragen, nicht heute. Mir war so schon schlecht genug. „Du bist doch Myleen, oder nicht?“ Überrascht sah ich auf und erkannte die drei Studentinnen vor mir. Ich hatte vor knapp zwei Stunden Sesshoumarus kaltes Verhalten für sie versucht zu übersetzen. „Ja?“, fragte ich vorsichtig. „Ist… ehm… alles in Ordnung?“, fragte sie weiter und sah mich eindringlich an, die anderen beiden betrachteten eher geschockt mein vor wenigen Augenblicken ruiniertes Outfit. „Ja, es geht schon, danke.“ Sie presste die Lippen zu einem schmalen Schlitz zusammen. „Bist du sicher?“ Ich nickte. „Ja, wirklich.“ „Dann… möchte ich dir gerne von uns dreien noch mal danken.“, sie zeigte auf sich und ihre Freundinnen. „Also dafür, dass du uns da vorhin den Kopf gerettet hast. Ich bin übrigens Chiyo und das sind Bara und Yuzuki. Die drei Geschichtsstudentinnen, weißt du noch?“ „Natürlich, die Situation war zu bizarr, um sich nicht zu erinnern.“ „Warum kommst du nicht mit? Bara hat hier ein Zimmer im Wohnheim, da kannst du dir schnell was von ihr anziehen und dann kommst du einfach mit uns mit und versuchst es mit dem Essen noch einmal, der erste Versuch scheint ja danebengegangen zu sein.“ Ich lächelte. Irgendwie bauten mich die drei wieder auf, ich weiß nicht wie, aber sie taten es. „Danke, aber das muss nicht sein. Ich wohne selbst hier. Ich ziehe mich um und dann gehe ich wieder an die Arbeit. Ich habe noch viel zu tun heute.“ Chiyo nickte verstehend. „Gut dann… sieht man sich vielleicht auf dem Hof? Oder in der Bibliothek, da kannst du uns immer finden, wenn du uns suchst.“ Ja, jetzt ging es mir definitiv wieder besser. „Danke“, sagte ich noch einmal, mehr wusste ich nicht zu antworten, drehte mich einfach mit einem letzten Gruß wieder um und lief davon in mein Apartment. Spät abends, die Sonne war bereits untergegangen, saß ich bereits seit Stunden an meinem Schreibtisch vor meinem Computer, tippte lustlos in die Tasten und surfte durch das Internet. Mein Tag war mit dem Mittag hinüber gewesen. Mein Glück war, dass Sesshoumaru nicht mehr auf mich wartete. Ich war nur noch einmal kurz dagewesen um meinen PC fertig zu machen, doch er war nicht dort, also hat Jaken mich danach wieder gehen lassen. Nun saß ich in meinem Zimmer. Hatte nichts zu tun und war irgendwie müde, aber die Gedanken des Tages ließen mir einfach keine Ruhe… Ich starrte den Strauß Blumen an und die Schachtel der Uhr, in die ich selbige zurückgetan hatte. War ich doch zu übereilt dabei gewesen zu sagen, dass es mir hier besser ging? Ich hatte mich mit Len überworfen, hatte niemanden zum Reden, war vollkommen allein und wusste nicht wohin mit mir… und wenn das alles nicht genug war, dann war da ja immer noch dieser Typ, der mich verfolgte. Zugegebener Maßen hatte ich, während ich außerhalb meiner Wohnung war, nicht mehr viel an ihn gedacht, um nicht zu sagen gar nicht, doch nun, da der Tag auf mich nieder stürzte war er wieder da. Was sollte ich nur tun? Normal sagte ich mir immer: Nicht reagieren, die hören von allein wieder auf! Aber traf das hier auch zu? Sollte ich vielleicht jemandem davon erzählen? Und wenn es sich nun wirklich um einen Stalker handelte, konnte er mir dann nicht gefährlich werden? Immerhin schien er ohne Probleme in meine Wohnung zu kommen. Während ich so meinen Gedanken hinterher hing klopfte es an der Tür. Ich fuhr zusammen vor Schreck und wirbelte herum, doch es blieb bei dem einen Mal. Schließlich erhob ich mich und ging hinüber. Unachtsam öffnete ich die Tür und blickte augenblicklich in einen großen Strauß voller Rosen. Irritiert blinzelte ich, dann noch mal und noch mal, und dann nahm mein Besucher das riesen Bündel endlich herunter und ich konnte ihn sehen… Gang. Innerlich seufzte ich nicht nur, sondern schrie frustriert auf. Der hatte mir zu meinem Übel noch gefehlt! „Hallo Prinzessin, mit Euch hätte ich ja nun gar nicht gerechnet!“, erklärte er. Vermutlich sollte es charmat witzig sein, doch ich fand es peinlich. So peinlich, dass ich wieder grinsen musste. Vielleicht ein Fehler, er konnte es falsch interpretieren. „Hi Gang, was gibt’s?“ „Nicht viel“, flötete er, dann lächelte er mich eine Weile liebevoll an. „Hier“, er reichte mir den Strauß. „Die sind für dich.“ Ich nahm sie an, höflich wie ich war, doch ich wusste nicht recht was ich damit anstellen sollte. „Dank dir!“, sagte ich also einfach. „Die sind wunderschön…“ Waren sie tatsächlich. Für denjenigen, der sie mir schenkte, konnten sie ja nichts. „Aber eigentlich habe ich gar keine Vase mehr, nur eine und die ist schon voll…“ „Ha, das dacht ich mir! Darum…“, er zauberte hinter dem Rücken eine großbauchige Glasvase hervor. „Tada!“ Ich gluckste kurz. „Wow, das ist wirklich…“, ich nickte und nahm sie an. „Danke schön!“ Ich stellte den Strauß in sie hinein und hob sie dann ratlos mit beiden Händen verlegen hoch, als wäre sie eine Trophäe. Es war einige Sekunden still. In der Zeit verschränkte er die Finger hinter seinem Rücken – falls er das hinbekam – und schwang auf Hacken und Zehen vor und zurück. „Ja, ich dachte mir ich muss schon mit so was Großem hier ankommen, wenn ich dich frage, ob du mit mir was trinken gehen willst.“, erklärte er schließlich den Grund für sein Erscheinen. Mein Dämon jaulte auf und verzog sich mit eingekniffenem Schwanz in die hinterste Ecke seiner imaginären Hundehütte. Ich seufzte und lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, Gang, aber ich habe wirklich so gar keine Laune für so etwas heute. Mein Tag war die reinste Hölle…“ „Ja, ich weiß, ich war dabei…“ „Ach, du meinst du weißt wie mein ganzer Tag war?“, fragte ich belustigt. Er lachte abwehrend. „Nein, das nun nicht, ich bin ja kein Stalker oder so!“, er lachte – und schon musste ich wieder an meinen denken. „Aber wenn du willst, dann hör ich dir gerne zu! Bei einem eiskalten Getränk vielleicht?“ Ich atmete noch einmal durch. „Ich weiß nicht“, maulte ich. „Komm schon, ich beiße nicht, versprochen!“, er zwinkerte mir zu, sodass ich wieder lachen musste. „Na komm, lass dich überreden, ich weiß da eine richtig gute Bar in der Stadt und danach bringe ich dich wieder her, versprochen.“ Ich blickte ihn an. Ich wollte nicht, aber irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken jetzt "nein" zu sagen. Warum war ich nur so leicht zu überreden? War meine Persönlichkeit wirklich so schwach? „Na gut“, gab ich also nach. „Einen Moment nur, ja? Ich muss den hier Wasser geben!“, damit machte ich einen Schritt beiseite um die Vase zu füllen und stellte das Gefäß dann zu dem anderen Strauß auf den Schreibtisch, ehe ich mit ihm mit ging. Was danach alles geschah weiß ich nicht mehr. Ich muss gestehen, dass meine Zeit mit ihm an diesem Abend einfach weder aufregend, noch wirklich interessant war. Ich nahm es einfach als willkommene Abwechslung an, aber im Endeffekt hätte ich vermutlich selbst mit dem Umschubsen von Reissäcken meine Zeit sinnvoller verschwendet. Wir fuhren mit seinem Auto in die Stadt, besuchten dort eine kleine, doch stark besuchte Bar in der wir zu dieser späten Stunde gar nicht mehr auffielen – Gelobet sei die japanische Vorliebe für Verkleidungen! – und am Ende winkte er eine Kellnerin heran um zu bezahlen. Ich lachte über irgendetwas, das er sagte, als sie kam und eine Rechnung hinlegte. „Getrennt oder zusammen?“, fragte sie fachmännisch und lächelte mich an. „Getrennt“, verkündete ich und zückte bereits mein Portmonee um meine zwei Cocktails zu bezahlen, als Gang mir dazwischen fuhr. „Ach was, ich hab dich doch eingeladen!“, meinte er nur und langte über den Tisch, um meinen Arm am Handgelenk zurück zu schieben. „Nein, wirklich, ich zahle meins selbst.“, versicherte ich. „Was wäre ich für ein Gentleman, wenn ich das zuließe?“ Er sah mich mit einem Blick an, der mir gar nicht gefiel. Ich war mir sicher, dass es nicht umsonst sein würde. Er wollte etwas haben, etwas von mir. Doch ich konnte nicht widersprechen, er würde solange nerven, bis ich nachgab. Nachdenklich sah ich ihn an. „Na gut…“, meinte ich nur. „Ja?“, fragte die Kellnerin, die mein Missfallen definitiv eher mitbekommen hatte als er. Ich nickte nur, also zahlte er großzügig und wir verließen die Bar. Schweigend lief ich neben ihm her zu seinem Auto. „So und was machen wir jetzt?“, fragte er, doch seine Stimme klang zu sicher, als das die Frage wirklich hätte ernst gemeint sein können. „Du wolltest mich nach Hause fahren, weißt du noch?“, fragte ich grinsend. „Meinst du wirklich? Jetzt noch? Meine Wohnung ist hier die Straße runter. Du kannst mit zu mir kommen und morgen nehme ich dich dann mit zur Uni.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, wirklich, ich will lieber heim, ich bin wirklich müde.“ „In meinem Bett kann man auch gut schlafen.“, stellte er nur grinsend fest. In dem Moment verschwand mein Lächeln während er weiter lachte. „Hör mal, Gang. Ich hab schon gehört, dass Len versucht uns beide zu verkuppelt, aber das klappt nicht.“ Er hatte mir zugehört, als ich zu reden begann, doch nun gluckste er noch einmal auf. „Warum? Hattest du keinen Spaß heute? Ich dachte es hat dir gefallen und die Blumen auch.“ „Schon, aber – Entschuldige wenn ich das so direkt sage – du bist einfach nicht mein Typ! Du… passt nicht in mein Beuteschema.“ Er sah mich eine Weile an. „Entschuldige Gang, wenn ich dir Hoffnung gemacht hab, aber… Tut mir leid, ich kann es mir einfach nicht vorstellen.“ Er schwieg weiter. „Wenn du mich also nicht nach Hause bringst, dann werde ich mich jetzt allein auf den Weg machen.“ Nun nickte er endlich, so wie auch ich. „Alles gut?“, fragte ich ihn und er mimte weiter den Wackeldackel. „Dann sehen wir uns morgen?“ Er atmete einmal tief durch, führte seine Kopfbewegung weiter fort. Ich sah ihn noch kurz an, irgendwie tat er mir nun doch leid, doch dann wandte ich mich ab und war im nächsten Moment von seiner Seite verschwunden. So rannte ich durch die Stadt zurück zur Festung. Es war eine kleine Angst, die meinen Heimweg begleitete, doch selbst wenn Gang mich verfolgt hätte, dann wäre ich schneller gewesen. Denn wie auch bei Menschen hätte ihm sein Gewicht einen Nachteil mir gegenüber verschafft. Ich kam so also ohne Zwischenfall durch das Tor, wo die Security mich kontrollierte, und ging ohne Bedenken zu meinem Zimmer… Ich kramte nach dem Schlüssel, als ich den Flur erreichte, trat an die Tür heran und … Mein Herz setzte aus. Schock vernebelte meine Sinne. Meine Tür stand einen Spalt breit auf, obwohl ich mir sicher war, dass ich sie hinter mir nicht nur geschlossen, sondern auch verriegelt hatte. Ich sah mich um, niemand war zu sehen, also stupste ich sie mit einem Finger vorsichtig auf. Und erschrak noch einmal. Meine Küchenschränke waren aufgerissen, Geschirr war auf dem Boden zerschellt, Töpfe und meine eine Pfanne lagen in der Gegend herum. Erst dachte ich an ein Erdbeben, doch das war unmöglich. In der Stadt war nichts zu spüren gewesen… Ich ging tiefer hinein und schaltete das Licht ein. Alles war kaputt. Mein Bett zerschlagen, ebenso wie Schrank und Schreibtisch, mein Laptop lag in seinen Einzelteilen auf dem Boden… Besonders die neue Vase und die Rosen von Gang – Letztere waren zerfetzt worden – hatte es erwischt. Die Splitter und Blätter lagen überall im Zimmer, in jeder Ecke schienen sie zu sein. Lediglich die Geschenke meines Stalkers waren unversehrt geblieben. Fassungslos sah ich mich um. Doch nichts in dieser Wohnung konnte die Wand über meinem Bett toppen. Ich wusste nicht womit er - der Einbrecher - es getan hatte, doch in dem massiven Stein war eine klare Botschaft eingemeißelt: Trenne dich, oder ich töte ihn! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)