Love me,… Lord? von Satnel ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Titel: Love me,… Lord? Teil: 6 Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. Jinan war auf dem Weg zu seinem eigenen Zimmer. Eigentlich war die Unterhaltung ja sehr gut gelaufen und er hatte bekommen, was er wollte. Oder besser, die Zustimmung, dass es ihm einmal gehören würde. Aber bestimmt würde er damit nicht hausieren gehen, dass könnte gefährlich werden. Vor allem für ihn, wenn die falschen Leute davon erfuhren. Dann könnte es sein, dass er die Auszahlung seines Erbes gar nicht erlebte. Obwohl es schon eine Genugtuung wäre, es ihnen zu erzählen. Nun, er würde das noch entscheiden. Jetzt freute er sich eigentlich nur mehr auf einen Becher Wein und etwas Entspannung. Etwas, das er hoffentlich in seinen Räumen finden würde. Gleich nachdem er sich von Anas Fortschritten überzeugt hatte, von denen es hoffentlich welche gab. Er öffnete die Tür zu seinen Räumen und sofort kam der von Raoul bereitgestellte Diener auf ihn zu. „Ihr habt Besuch.“ Ja, das sah er. Aber er konnte nicht sagen, dass er sich darüber freute. Da saß sie. An seinem Tisch und trank seinen Tee, den der Diener hoffentlich vergiftet hatte. Jinan wandte sich an diesen. „Danke. Du kannst vorerst gehen.“ Anas war noch immer im Raum, ganz bestimmt würde er nicht alleine mit ihr bleiben. Ein Skandal, den sie angezettelt hatte, reichte ihm. Inzwischen war er bereits alt genug, dass man ihm sogar eine Affäre mit ihr zutrauen würde. „Silvia, was willst du hier?“ Die Atmosphäre im Raum war in den letzten Sekunden so sehr abgekühlt, das sie leicht mit dem Klang seiner Stimme mithalten konnte. Wie konnte sie nur die Frechheit besitzen einfach bei ihm aufzutauchen? Zwar hatte es diesen Frauen nie an eben dieser gefehlt, doch das war nun wirklich die Krönung. „Jinan.“ Auch ihre Stimme war nicht wärmer, als sie die Teetasse übertrieben geziert auf die Untertasse zurückstellte. Sie musterten sich durch den Raum wie zwei zornige Raubtiere, die nur überlegten, wo sie ihre Krallen und Zähne gewinnbringend hineinschlagen konnten. So, dass es den Gegner besonders schmerzte. Allerdings war es Silvia, die als erstes wieder ihr falsches Lächeln aufsetzte und die Stille brach. „Aber, aber, ist das eine Art seine Stiefmutter zu begrüßen?“ Jinan ging zu einem Tablett, das auf einer der Kommoden stand und füllte sich ein Glas mit Wein. „Du bist nicht meine Stiefmutter, du bist ein Parasit, der in meine Familie eingeheiratet hat.“ Sie lachte gekünstelt amüsiert auf. „Wie ich sehe, hast du deinen Sinn für Humor nicht verloren.“ Ihr Blick legte sich kurz auf Anas. „Und auch deine Vorliebe für ungewöhnliche Menschen. Denkst du nicht, dass dieser Diener etwas zu auffällig ist?“ „Bist du hier, um mit mir über meinen Geschmack zu sprechen? Immerhin gebe ich dir auch keine Ratschläge diesbezüglich, obwohl du diese sicherlich gebrauchen könntest.“ Jinan setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber. „Und im Gegensatz zu anderen Leuten ist er mir gegenüber loyal.“ Silvias Mine wandelte sich innerhalb eines Augenblicks. Nichts blieb mehr von ihrer bis eben gezeigten Freundlichkeit, die sowieso nur gespielt war. Nun sah sie ihn zornig an und machte gar keine Anstalten mehr, ihren Hass zu verbergen. „Gut, dann spielen wir doch mit offenen Karten. Ich will, das du von hier verschwindest.“ Nun war es an Jinan laut aufzulachen. „Du willst? Liebste Silvia, wann habe ich mich schon einmal darum gekümmert, was du willst? Niemals und das werde ich mich auch nie. Du hast nichts um mich zu zwingen wieder zu gehen.“ Es war eine Genugtuung, das so offen aussprechen zu können. Und es entsprach der Wahrheit. Er war rehabilitiert, niemand würde ihnen glauben, wenn sie wieder die gleichen falschen Vorwürfe gegen ihn vorbringen würden. Allenfalls würde es wieder Gerede geben, aber kein Urteil, denn das fällte allein der König. „Wie steht es mit dem Leben deines Vaters?“ Das zuckersüße Lächeln mit dem sie diese Drohung vorbrachte, würde jeden Dämon vor Neid erblassen lassen. „Das kannst du nicht.“ Jinans Stimme klang sachlich bei diesem Einwurf. Er war selbst erstaunt, wie emotionslos er diese Drohung hinnehmen konnte. Natürlich wünschte er seinem Vater nicht den Tod, doch hatte dieser auch nicht viel getan, um seine Liebe zu erringen. Trotzdem war dieser alte Mann noch immer sein Vater, den er respektierte und Zuneigung entgegenbrachte. Doch Jinan wusste, dass das, was er eben gesagt hatte, eine Tatsache war. Silvia konnte ihn gar nicht umbringen. „Was macht dich so sicher?“ Sie beobachtete ihn über den Rand ihrer Tasse hinweg, die sie gerade zum Mund führte. „Oh, ich zweifle sicher nicht an deinen Künsten und deiner Kaltblütigkeit in dieser Hinsicht, Silvia. Zweifellos bist du dazu in der Lage, aber du kannst es nicht. Gerne erläutere ich dir auch die Gründe, ich will deinen Kopf ja nicht überanstrengen.“ „Oh ja, bitte erhelle mich.“ Ihre Worte waren ebenso spöttisch wie seine eben. Jinan seufzte nur leise und nahm einen Schluck von seinem Wein. Erst dann begann er mit seiner Aufzählung, dabei aber wieder ernst und jedes Wort auskostend. „Da wäre einmal die Tatsache, dass ich wieder da bin. Soweit ich weiß, bin ich noch nicht enterbt, deswegen würde mir alles zufallen und es ist klar, wen ich als erstes verjagen würde. Der Einzige, der dich davor bewahrt, ist mein Vater. Doch selbst wenn es nicht so wäre, kannst du es nicht. Wie alt ist Juan? Sieben, maximal acht Jahre? Er ist noch nicht in dem Alter, um meinen Vater zu beerben. Sonst hättest du das schon längst getan und mich als verschollen angegeben. Jedoch wenn er nun erbt, dann wird man einen Verwalter einsetzen, den du nicht manipulieren kannst und der bis zu Juans Volljährigkeit das alles verwaltet. Du brauchst meinen Vater, denn alleine bist du nur eine schwache, dumme Frau.“ Silvias Finger hatten sich bei diesen Worten fester um den Griff der Tasse verkrampft. Sonst ließ sie sich jedoch nichts anmerken. „Du fantasierst und nimmst meine Worte durchaus zu ernst. Immerhin liebe ich deinen Vater.“ „Nicht meinen Vater, sondern sein Geld.“ Lächelnd holte Jinan zum entscheidenden Schlag aus. „Aber es gibt noch einen, einen sehr gewichtigen Grund, warum du meinen Vater lebend brauchst. Ohne ihn bist du deinen Reichtum mit nur einem Schlag los.“ Nun schien sie hellhörig zu werden und sah ihn misstrauisch an. „Wie meinst du das?“ „Du magst es vielleicht nicht wissen, aber mein Vater verdankt seinen Reichtum der Mitgift meiner Mutter. Bevor er sie heiratete, war er nur ein Adeliger, der einen guten Namen vorweisen konnte. Er war nicht besonders reich, aber auch nicht arm. Meine Mutter brachte einige sehr lukrative Unternehmen mit in die Ehe. Unternehmen, die meinem Vater so viel einbrachten, dass er seine eigenen Unternehmen aufgeben konnte. Ihr alle lebt von der Mitgift meiner Mutter. Ich war gerade beim Prinzen und habe mit ihm ausgehandelt, dass diese Mitgift im Falle von Vaters Tod in jedem Fall mir zufällt. Oh, ihr könnt den Titel haben und das Schloss, aber die Salzmiene, die Eisenmiene, sowie das Kohlevorkommen auf dem sich ihre Dörfer befinden, fallen mir zu. Vaters Tod würde euch mit einem Schlag verarmen lassen.“ Dabei schnipste er mit seinen Fingern vor Silvias Gesicht um seine Worte zu verdeutlichen. Gut, er hatte es nicht sagen wollen und es war sicher nicht das klügste, es gerade ihr zu erzählen. Aber alleine ihr Gesichtsausdruck, als ihr langsam klar wurde was das bedeutete, war Gold wert. „Du lügst. Das kann er dir gar nicht versprochen haben.“ Jinan sah mit Genugtuung, wie Silvias einstudierte Fassade langsam Sprünge bekam. Sogar ihre Stimme zitterte mühsam beherrscht. „Warum? Weil du ihn so gut kennst? Der Kronprinz meinte für das, was mir angetan wurde, wäre das nur angemessen. Und ich stimme in dieser Hinsicht mit ihm überein. Aber mach dir keine Sorgen, Silvia, als verarmter Adelige stehst du nicht alleine da in diesem Land.“ Erbost sprang sie auf, die Tasse noch immer in ihrer Hand, doch den Inhalt hatte sie Jinan ins Gesicht geschüttet hatte. „Nichts wirst du bekommen, nichts!“ Gelangweilt gähnte Jinan und hielt sich dann das durchnässte Hemd etwas vom Körper. Bekümmert seufzte er tief. „Sieh nur was du getan hast, jetzt muss ich mich umziehen. Allerdings ist das nichts, das ich deinen Augen zumuten will. Anas, die Dame will gehen und nie wieder kommen.“ Bei den letzten Worten war sein Blick wieder so hart geworden wie am Anfang ihres Gesprächs. Anas trat zu der sowieso schon stehenden Dame und ergriff sie am Arm. Etwas das kein Diener jemals wagen würde. Glücklicherweise war Anas kein gewöhnlicher Diener. Silvia jedoch riss ihren Arm los. „Fass mich nicht an, du unzivilisierter Wilder.“ Mit hocherhobenem Kopf ging sie zur Tür. Bevor sie das Zimmer aber verließ, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Verlass diesen Ort, oder es wird dir Leid tun.“ Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss. Anas sah ihr nach. „Das ist eine böse Frau.“ „Böse ist da deutlich untertrieben und viel zu vereinfacht.“ Wenn man sich jedoch Anas Wortschatz ansah, war böse wohl das schlimmste, das er kannte. Jinan stand auf und zog sich das Hemd aus. „Ich brauche ein Handtuch. Diese Frau neigt wirklich zu übertriebenen Gesten.“ Anas brachte ihm ein Handtuch und sah dann noch einmal zur Tür. „Sie ist deine Mutter?“ „Was?“ Der Blonde hielt in seinem Tun inne und folgte Anas Blick. „Sie? Nein, Gott behüte. Sie ist nur meine Stiefmutter.“ Anas Blick machte klar, dass er mit diesem Wort nichts anfangen konnte. Natürlich, er hatte es ihm nie beigebracht. „Sie hat meinen Vater geheiratet, nachdem meine Mutter verstorben ist.“ Was ein Fehler gewesen war, das hatte Jinan schon damals gesagt. Und da war er kaum mehr als ein Junge gewesen. Auch wenn es damals eher aus Loyalität zu seiner Mutter geschah, doch wie sich inzwischen gezeigt hatte, hatte er sich nicht geirrt, was diese Frau anging. Sie war, wie Anas so schön vereinfacht sagte, böse. „Sie teilt nicht dein Blut?“ Jinan schüttelte den Kopf. „Nicht einen Tropfen.“ Und darüber war er mehr als froh. Zwar kannte er seine Halbbrüder nicht, doch er wusste, was ihre Erziehung aus Alexa gemacht hatte. Aber vielleicht trugen das alle Frauen schon von Geburt an in sich? Die Priester verdammten sie doch und auch wenn er mit der Kirche nicht in vielen Punkten übereinstimmte, dafür hatte er zuviel gesehen und gehört, so könnte er ihnen in diesem Punkt zustimmen. Bis jetzt hatte keine Frau, die er kennengelernt hatte, ihn von ihren Vorzügen überzeugen können. „Was wird sie jetzt machen?“ Anas besorgter Blick lag noch immer auf der geschlossenen Tür, so als übe sie eine gewisse Faszination auf ihn aus. Jinan legte das Handtuch zu Seite und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich wird sie versuchen mich zu töten.“ Diesmal konnte Anas seinen Blick von der Tür lösen und sah Jinan erschrocken an. „Wahrscheinlich?“ „Ich würde es.“ Es war erstaunlich, wie leicht ihm das über die Lippen kam. Er war kein grausamer Mensch und für ihn zählte ein Menschenleben eine Menge. Aber natürlich hatte auch er schon getötet, wenn auch nur in Notwehr. Obwohl wenn man es recht bedachte, war es hier auch Notwehr. Fressen oder gefressen werden und Jinan war lange genug Opfer gewesen, jetzt musste er Jäger werden. Oder untergehen und das stand für ihn nicht einmal zur Debatte. „Würdest du nicht.“ „Unterschätze mich nicht, Anas. Und unterschätze nicht meinen Hass auf diese Frau.“ Seine Stimme klang bei diesen Worten gefährlich ruhig. Innerlich schüttelte er jedoch den Kopf. Wem wollte er eigentlich etwas vormachen? Er würde es nicht, egal wie sehr er sie hasste. Sie zu ruinieren, indem er ihr die Grundlage ihres Reichtums entzog, war eine Sache, eine andere war sie zu ermorden. Außerdem würde ein schneller Tod ihn nicht befriedigen. Zehn Jahre hatte sie ihm gestohlen und nun bedrohte sie ihn auch noch. Nein, er wollte nicht ihren Tod, im Gegenteil er wünschte ihr ein langes Leben, damit sie auch begreifen konnte, was er ihr antun würde. Noch hatte sie alles, aber das würde sich ändern, irgendwann. Bis dahin musste er nur überleben und das würde er. „Trotzdem würdest du es nicht.“ Anas schüttelte entschlossen den Kopf, so als gäbe es darüber nichts zu diskutieren. Jinan seufzte besiegt und ließ die Schultern hängen. Soviel zu seiner Entschlossenheit und seinem gefährlichen Auftritt. Anas schaffte es jede Atmosphäre zu zerstören. „Nein, würde ich nicht.“ Bei dieser Antwort wirkte der Afrikaner zufrieden und nickte. „Der andere Mann… Piere.“ Als er diesen Namen aussprach, hatte seine Stimme einen fragenden Ton angenommen, so als sei er sich nicht sicher. „Hat einen Schneider bestellt?“ Auch hier wirkte er wieder unsicher. Jinan hörte ihm zu und versuchte sich daraus einen Reim zu machen. Piere war wohl der andere Diener und dieser hatte einen Schneider bestellt, wohl weil er seine unzureichende Garderobe bemerkt hatte. Vielleicht auch, weil Anas so nicht wirklich repräsentabel wirkte. „Das ist gut. Ich denke, wir brauchen beide etwas Neues anzuziehen.“ „Mehr Kleider?“ Noch immer wirkte Anas unsicher und diese Aussicht schien ihn auch nicht wirklich zu erfreuen. Wenn eine Frau das gehört hätte, würde sie vor Freude im Raum herumspringen. So gesehen waren Männer wirklich die besser Wahl, was die Gesellschaft anging. Jinan war das schon immer klar gewesen. Er klopfte seinem Freund und neuem Diener auf die Schulter. „Ja, Anas. Mehr Kleider und vor allem mehr Hemden.“ Das leise Stöhnen, das daraufhin von dem Dunkelhäutigen zu hören war, ließ ihn lächeln. Anas und ein Schneider, nun vielleicht nahm der Tag doch noch einen amüsanten Ausgang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)