Flavour memories von Rix (Fushimi x Yata) ================================================================================ Kapitel 1: Reminiscing ---------------------- Ich weiß noch, dass an jenem Tag Schnee fiel. Denn jede Schneeflocke färbte sich durch dich, blutrot, blutrot, so blutrot. Leise spielte Jazzmusik im Radio und erfüllte die Bar mit einer Ruhe, die ihr angemessen war. Der benebelnde Duft von Alkohol und der Tinktur mit der Izumo immer das empfindliche Holz polierte, sog Yata noch mehr hinein in seine ungewöhnliche Lethargie. Seine rehbraunen Augen waren nach draußen gerichtet und folgten verträumt dem sanften Schneetreiben außerhalb der sicheren vier Wänden von Homra. Die Welt war seit einigen Tagen vom weißen Pulver bedeckt und versank allmählich in ihrem Glanz. Yata hasste den Winter. Hasste alles, was Väterchen Frost mit sich brachte und alles, was er auslöste. Die Kälte, den Schnee, die Glätte, die Befangenheit,...die Erinnerungen, einfach alles. Mit einem leisen Knurren wandte er sich von dem Fenster ab. Schwungvoll stand er von dem Barhocker auf, getrieben von einer Unruhe, die nie zu enden schien in den kalten Monaten. „Wo geht es hin, Yata?“, fragte Izumo, der von seiner Tätigkeit aufschaute, als der junge Mann sich so abrupt bewegt hatte. „Weg“, gab der Jüngere nur als Antwort. Ohne ein weiteres Wort vom Blonden abzuwarten, durchschritt er die Tür der Bar. Sofort schlug ihm eisige Luft entgegen, spürte die sachten Schneeflocken auf seine Haut fallen und kaum Millisekunden später schmelzen, unwiderruflich verloren im ewigen Kreis des Lebens. Seine Beine trieben ihn ziellos in eine Richtung, wanderte durch die geschmückten und beleuchteten Gassen Shizumis, vorbei an Menschen, die Einkäufe erledigten, sich trafen, lachten und einfach lebten, wobei sie dem Winter ignorierten und seine alles umschließende Verblendung. Nach einer Weile spürte Yata, wie ihm die Glieder taub wurden, wie seine Ohren schmerzten, wie alles an ihm einem grausamen, langsamen Tod starb, während er unter bunten Lichter sein Dasein fristete. Er hasste diese Täuschung. Diese Vorgaukelei an etwas Herrlichem, was in Wahrheit ein Parasit war, der einem leise nach und nach auffraß, bis man an seinem eigenen Erbrochenem verstarb. Er hasste dieses Gefühl des langsamen Todes, diese unglaubliche Unfähigkeit zu handeln im Moment der größten Gefahr, da man zu sehr ummantelt von Weihrauch, dem Duft frischen Gebäcks und leeren Versprechungen von Glück und Zufriedenheit war. Er hasste es, hasste es so sehr, so sehr, dass er manchmal fürchtete zu ertrinken in seinem unermesslichen Hass – und es war kein Ausweg in Sicht. Kein Notausgang. Eine Narbe, die von Jahr zu Jahr durch die Kälte fürchterlich pochte. Unbewusst blieb Yata stehen, fasste sich an die linke Brust, da wo die Narbe so sehr pochte. Pochte, brannte, zwickte, beißte, juckte und Schneeflocken sein Gesicht hinab liefen ließ. Er hasst den Winter...er hasste ihn dafür, dass er ihm diese unheilbare Narbe im Schein seiner ganzen Prachtentfaltung tückisch zugefügt hatte. Das Aroma von.... - Das Rascheln von Blättern, untermalt vom lauten Tippen der Tastaturen durchflutete das Büro als eine selbsterkorene Symphonie. Der Duft von frisch gebackene Keksen ließ Fushimi aufschauen, verfolgte dem Gang des Tellers, worauf sich das Gebäck befand, argwöhnisch, da es von Leutnant Awashima stammte, nur um dann seinen Fokus nach außerhalb der vier Wände zu fixieren. Seine blauen Augen schaute dem sanften Schneetreiben zu, wie es die Stadt fleißig unter einer weißen Decke begrub. Gelegentlich mochte Fushimi den Winter. Mochte die Kälte, die er mit sich brachte. Die Kälte, die seine Glieder erstarren ließ, wo es nach einiger Zeit schmerzte sie zu bewegen, was ihn daran erinnerte lebendig zu sein. Ihn erinnerte, dass er noch irgendein Empfinden besaß und nicht alles in einem Vakuum eingesogen wurde, wo einst sein Herz gesessen hatte. Missbilligend schnalzte er mit der Zunge. Daran wollte er nun wirklich nicht denken. Gemächlich erhob er sich von seinem Stuhl und schlenderte zum Ausgang. „Wohin gedenkst du zu gehen, Fushimi?“, hörte er die scharfe Stimme von Awashima. Er hob nur seinen Armen und winkte ab. „Kurz raus“, und schloss, ohne eine weitere Silbe seiner Vorgesetzten abzuwarten, die Tür hinter sich. Frostige Wind begrüßte ihn, bließ ihm verlorenen Schneeflocken in Gesicht, die sich stets im Treiben der Natur verirrten. Mit festen Schritten in eine Richtung gehend, spazierte er durch das erhellte und ausgeschmückte Shizumi, durch die mit Menschen belebten Straßen, die ihren Pflichten nachgingen, sich eilig vor der harten Kälte des Winters in Sicherheit bringen wollten oder an den Ständen stehen blieben, um ihre erfrorenen Körperteile mit heißen Getränken aufzutauen. Langsam aber sicher spürte Fushimi, wie die eisige Brise seine Haut durchstach, tief in seine Knochen drang, ihn spüren ließ, das er am Leben war, während er unter bunten Lichter sein Dasein fristete. Er mochte diese Illusion. Dieses Schauspiel einer göttlichen Komödie, die in ihrem tiefsten Kern ein Drama in fünf Akten war, welches seinen Höhepunkt frönte und das Ende in den Kellern dieser Welt begrub. Er mochte dieses Gefühl des lebendig Seins, diese unglaubliche Fähigkeit im Moment des Handelns, die Wahrheit zu beschönigen, zu verschleiern und sich den Genüssen von fröhlichen Liedern, süßem Gebäck und leeren Versprechen hinzugeben. Er mochte es, mochte es so sehr, dass er manchmal fürchtete zu ertrinken in der lieblichen Umarmung – und kein Ausweg in Sicht. Kein Notausgang. Eine Narbe, die von Jahr zu Jahr durch die Kälte sanft pochte. Unbewusst blieb Fushimi stehen, fasste sich an die linke Brust, da wo die Narbe leicht pochte. Pochte, pulsierte, klopfte, schlug, wogte und Schneeflocken auf seinem gesenkten Haupt niederließ. Er mochte den Winter...mochte ihn dafür, dass er ihn an diese unheilbare Narbe erinnern ließ, die er ihm im Schein seiner ganzen Prachtentfaltung tückisch zugefügt hatte. Das Aroma von.... - Das Aroma von verbrannten Fleisch hing in der Luft. Winter. Von weitem Gehupe. Bunte Lichter, heller als die Sterne. Irgendwo im dunklem Himmel löst sich eine Schneeflocke, auf Bruchlandung zur Erde unterwegs. Feuer, was verbrennt. Feuer, was einbrennt. Feuer, was zerstört. Und der Duft. Der Duft der durch das Feuer für ewig eingebrannt wird und jeden anderen für immer überdeckt. Yata stirbt und hasst, Fushimi lebt und liebt. Für einen Moment ist alles still. Dann landet die erste Schneeflocke – und die Welt dreht sich weiter im Kreis. Alle Jahre wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)