Endlose Nacht von She-Ra (Andrés erster Tag im Haus de Jarjayes) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autor: She-Ra Serie: Lady Oscar Disclaimer: Die Serie und der Chara des André Grandier sind Eigentum Riyoko Ikeda. Das Lied stammt von Walt Disney Music Company. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es waren noch keine 24 Stunden vergangen, seit André seinen Fuß auf das herrschaftliche Anwesen der Jarjayes gesetzt hatte. In der kurzen Zeit hatte er einiges erlebt. Mehr als er gedacht hatte, als der Junge erfuhr, dass er bei seiner Großmutter aufwachsen würde. Die Trauer um seine verstorbenen Eltern war noch lange nicht versiegt, genauso wenig wie das Gefühl der Einsamkeit. Gerade, wo er in seinem dunklen Zimmer saß und durch das Fenster den Mond betrachtete, empfand er sie umso intensiver. Er liebte seine Großmutter, zudem durfte er bei ihr leben und musste nicht in eines der Waisenhäuser. Doch er war einfach mit der Gesamtsituation vollkommen überfordert. André vermisste seine Eltern unsagbar und es trieb ihm noch jetzt stumme Tränen in die Augen. Zugleich war ihm alles neu und unbekannt. Sophie hatte ihm gesagt, dass er Spielgefährte für das jüngste Kind des Hauses sein sollte. André hatte dem neugierig gelauscht. Das erste Aufeinandertreffen vor einigen Stunden, hatte ihn mehr als erschrocken. Seine Großmutter hatte von ihr geschwärmt, als wäre sie ihr eigenes Kind. Davon hatte André sich kaum ein Bild machen können. Und erst recht bei der ersten Begegnung konnte er nichts von dem in der Person wiederfinden, was Sophie ihm zuvor immer wieder berichtet hatte. Das Gespräch halte ihm jetzt noch in den Ohren. „Wie heißt du?“, hatte sie ihn gefragt und André hatte in dem kurzhaarigen Kind einen Jungen gesehen. „André… André Grandier.“ „Ah, du bist es! Du bist das Kind, das mein Spielgefährte werden soll.“ Diese Worte trafen ihn und ein Stammeln konnte er nicht mehr unterdrücken. Seine Großmutter hatte ihm wieder und wieder eingebläut, dass es sich um ein Mädchen handelte und er sie dementsprechend anzusprechen hatte. „Ma… Ma… Made… Madem…“ Mehr brachte der Dunkelhaarige nicht zustande. Jedoch unterbrach das blonde Wesen ihn, als sie ihm eine Waffe zuwarf. „Eins noch…“, sprach sie dabei, „ich will keinen Spielgefährten sondern einen Übungspartner.“ Zugleich fasste sie ihn nicht gerade sanft, um ihn aus der Vorhalle zu ziehen. „So, schnell in den Garten.“ André war hoffnungslos überfordert. Das sollte ein Mädchen sein? Schlagartig brach Panik im ihm aus. „Nein! Das ist ein Albtraum! Lass mich los!“, rief er und riss sich von ihr los. Dabei entdeckte er Sophie, auf die er zustürmte. „André.“ „Waah! Du hast gelogen! Das ist gar keine Mademoiselle“, kam es von ihm, als er Schutz bei ihr suchte. Diese stemmte eine Hand in die Hüfte, holte mit der anderen aus und verpasste ihm eine saftige Kopfnuss, die ihn in die Knie zwang. So etwas kannte er nicht. Weder sein Vater noch seine Mutter hatten je die Hand ihm gegenüber erhoben. Aber im Augenblick war er viel zu durcheinander, als etwas dagegen zu sagen oder sich zu wehren. „Na, so was!“, äußerte Sophie. „Das ist Mademoiselle Oscar! Die jüngste Tochter des Generals! Achte darauf, nicht ihr hübsches Gesicht zu verletzten!“, gab seine Großmutter ihm noch mit auf den Weg. Sich ergebend, griff André nach dem Degen und betrachtete diesen. Für ihn war es ein Abschied. Wie sollte er kämpfen? Solche eine edle Waffe hatte er noch nie in den Händen gehalten. Zudem war sein Gegner eine Gegnerin, die scheinbar sehr viel Erfahrung in ihren jungen Jahren hatte, auch wenn sie ein Jahr jünger als er war. Am liebsten wäre er geflohen. Jedoch es gab nichts, wohin er konnte. Sophie hatte ihm deutlich gemacht, dass er dankbar sein musste, dass er hier sein durfte. Daher ergab sich André in sein Schicksal. Während der Übung, wie Oscar es nannte, hatte er immer nur ausweichen können. „Du siehst aus wie ein Hase, so wie du hin und herspringst“, hatte sie lachend geäußert und kein Erbarmen gekannt. „Greif mich an“, forderte der blonde Irrwisch ihn immer wieder auf. „Aber… aber wie?“, hatte er hervorgebracht. „Ich… ich… ich habe so etwas noch nie gemacht…“ Prüfend hatte die Tochter des Generals ihn angesehen und ihre Waffe kurz gesengt. Ein Seufzen glitt dabei über ihre Lippen. „Nun gut. Dann werde ich es dir zeigen. Schließlich will ich nicht auf der Stelle treten!“ André gab sein Bestes ihren Ausführungen zu folgen, jedoch alles an einem Tag war einfach zu viel für ihn. Nach scheinbar endlosen Stunden, vielen Erklärungen, Schnittwunden und Schwielen an den Fingern später, hatte Oscar ein Erbarmen mit ihm. Gleichzeitig war Essenszeit, sodass André sich zurückziehen konnte. Sein Bauch knurrte schon eine ganze Weile, zugleich war er müde, sodass ihm jeder Bissen, auch wenn er noch so lecker schmeckte, immer schwerer fiel. Sophie beobachtete ihren Enkel und schüttelte innerlich den Kopf. „Geh zu Bett, André. Nicht das du mir hier am Tisch noch einschläfst. Es war ein langer Tag für dich“, äußerte die ältere Dame und erhob sich. Der Jüngere nickte und stand ebenfalls auf, um ihr zu folgen. Seine Großmutter führte ihn durch einige Gänge in den Dienstbotentrakt, wo sie ihm sein Zimmer zeigte. „Danke, Großmutter“, sprach er, wünschte ihr eine gute Nacht und betrat den dunklen Raum. Normalerweise hätte er sich genau umgesehen, doch im Augenblick reichte ihm das Bett, welches er schemenhaft ausmachen konnte. So wie er war, fiel er auf dieses, ohne zu merken, wie weich seine Unterlage doch war. Sofort war André im Land der Träume verschwunden. Sein Zeitgefühl hatte ihn durch den aufregenden Tag vollkommen verlassen. Daher erwachte er mitten in der Nacht. Verschlafen rieb er seine Augen und sah sich um. Wo war er nun? „Mama?“, fragte er leise. „Papa?“ Langsam schob er die Füße vom Bett und tapste durch den Raum. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und er machte die großen Fenster aus, durch die langsam das Licht des Mondes fielen. Sein Blick fiel auf den Vorplatz, wo er einen Springbrunnen ausmachen konnte. Es erschien ihm alles fremd. Schlagartig war André hellwach. Er war nicht mehr zu Hause. Dies existierte nicht mehr. Nun würde er in diesem riesigen Haus leben, was ihm fremd war und jeden Tag mit einem Mädchen, die sich wie ein Junge verhielt, auskommen musste. Der Gedanke trieb Tränen in seine Augen. Sein verschwommener Blick führte zum Himmel. Jedoch konnte er dort nicht wirklich etwas ausmachen. Wo ist das Sternenlicht? Schwarz ist der Tag. Wie find ich wieder Heim? Ein Schniefen war in dem stummen Raum zu hören. Eine Träne nach der nächsten rollte über die blassen Wangen des Jungen. „Ich will Heim, zu euch. Ich bin hier so allein“, wisperte er an die Glasscheibe, die durch seinen Atem kurz etwas beschlug. Heim – diesen leeren Traum Nahm mir die Nacht. Vater, ich bin so allein. „Papa… Mama… warum musstet ihr gehen? Ich brauche euch doch…“, kam es traurig. Während des Begräbnisses hatten zwar Tränen in seinen Augen gestanden, aber er hatte sie nicht freilaufen lassen. Sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass ein Mann stark sein musste. Und aus einem inneren Zwang, wollte André, dass sein Vater stolz auf ihn sein konnte. Und nun vermisste er ihn umso mehr. Er hatte seine Mutter ohne Zweifel sehr geliebt. Aber die Bindung zu seinem Vater war noch umso intensiver gewesen. „Papa…“ André erinnerte sich an das Versprechen seines Vaters. Du wolltest immer bei mir sein, wann immer ich Hilfe brauch‘, wann immer ich ruf nach dir. Doch du bist nicht da. Seine Tränen stoppten nicht und unwirsch wischte André sich mit seinem Ärmel über das Gesicht. Er wusste, dass er dies eigentlich nicht sollte, aber im Augenblick war es ihm egal. Viel zu sehr war er in seiner Einsamkeit und der Trauer gefangen. Er suchte Trost, fand ihn aber in der Dunkelheit nicht. Ihm kam alles vor wie ein einziger böser Albtraum. Ich lausche ins Dunkel Ob ich deine Stimme hör‘. Ein Wort, nur ein Wort und schon vergeht der Albtraum. André wusste nicht wie spät es war. Er hoffte nur, dass bald der Morgen grauen und er somit eine Aufgabe erhalten würde, um nicht weiter nachdenken zu müssen. Wann bricht der Morgen an? Oh, endlose Nacht! Schlaflos ersehn ich den Tag. Langsam versiegte der Tränenfluss und André beruhigte sich ein wenig, auch wenn es in seinem Inneren noch vollkommen anders aussah. Er sehnte sich seine Eltern zurück. Mit ihnen war er glücklich gewesen, auch wenn dem Jungen bewusst war, dass dies ein unerfüllbarer Traum war. „Wo soll ich nur hin? Was passiert, wenn ich das alles hier nicht schaffe, Papa? Was muss ich tun? Wohin muss ich gehen?“, fragte er in die Stille. Als du noch bei mir warst, sah ich den Weg. Vater, ich hab mich verirrt. Unterbewusst war André klar, dass seine Worte in Richtung seiner Eltern ungerecht waren. Doch im Augenblick konnte der Junge nicht anders. „Ihr habt mir versprochen, mich niemals alleine zu lassen…“, wisperte er schniefend. Du wolltest bei mir sein, wann immer ich Hilfe brauch‘, wann immer ich ruf nach dir. Doch du bist nicht da. Noch immer war nur seine Stimme zu vernehmen, die scheinbar von der erdrückenden Stille und der Dunkelheit aufgesogen wurde. Ich lausche ins Dunkle, ob ich deine Stimme hör‘. Ein Wort, nur ein Wort, und schon vergeht der Alptraum. Dass sich seine Zimmertüre lautlos öffnete und jemand seinen Raum betrat, bemerkte André nicht. Sophie hatte sich Sorgen gemacht, als ihr Enkel nicht erschienen war. Die alte Dame ahnte, wie es ihm gehen musste. Auch sie vermisste ihre Tochter und ihren Schwiegersohn. Sie hatte seine noch so leisen Worte vernommen und eine stumme Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange. Die Amme machte sich Vorwürfe, wie sie sich ihm gegenüber verhalten hatte. Für ihn war es noch viel schwerer, als für sie mit der momentanen Situation fertig zu werden. Er war schließlich noch ein Kind. Ihr altes Herz zog sich bitter zusammen, als sie ihren Enkel mit den hängenden Schultern erblickte. Es fiel ihr selber schwer nicht laut aufzuschluchzen. Nur ihre Finger vergruben sich kurz und fest in ihrer Schürze, bevor sie langsam auf den Jüngeren zu ging. Kurz zögerte die Ältere, bevor sie ihre Hände auf seine Schultern legte und ihn sanft zu sich drehte. Deutlich fühlte sie, wie er erschrak. „Shht“, wisperte sie, während sie vor ihm in die Hocke ging, um ihm direkt in die Augen blicken zu können. „Du bist nicht allein, André. Vielleicht kann ich deine Eltern nicht ersetzen, aber uns verbinden sie. Ich vermisse sie genauso wie du. Gemeinsam können wir sie betrauern und auch wieder lachen. Sie würden es wollen, mein Kleiner.“ Ich weiß, dass die Nacht vergeht bald wird es morgen sein bald wird es morgen sein „Deine Einsamkeit kann ich sehr gut verstehen. Ich vermisse meinen Tochter und meinen Schwiegersohn ebenfalls. Und es tut mir leid, wie ich vorhin mit dir umgesprungen bin. Aber bitte verstehe mich, André.“ Leicht nickte ihr Enkel, während noch eine dicke Träne über seine Wange kullerte. Beinah zärtlich strich Sophie ihm diese fort und lächelte ihn dabei aufmunternd an. „Du musst heute Nacht nicht allein sein. Komm mit zu mir. Und denke, dort wo die Dunkelheit ist, kommt irgendwann auch Sonnenschein. Verstehst du, André?“ Ich weiß, dass die Wolken fliehen bald kommt der Sonnenschein bald kommt der Sonnenschein Mit einer fließenden Bewegung zog sie ihren Enkel in ihre Arme und drückte ihn an ihre Brust. Leicht lehnte sie ihre Wange gegen seinen dunklen Schopf und strich ihm über den schmalen Rücken. „Es ist nicht alles trüb und traurig“, wisperte sie. Ich weiß, dass die Nacht vergeht bald wird es morgen sein bald wird es morgen sein Ich weiß, dass die Wolken fliehen bald kommt der Sonnenschein bald kommt der Sonnenschein Langsam hob sie ihren Kopf an, um ihren Enkel besser betrachten zu können. Dieser folgte ihrer Bewegung, als er diese verspürte. Sofort hatte Sophie den Eindruck ihrer verstorbenen Tochter in die Augen zu sehen. Sie musste ein hartes Schlucken unterdrücken. Dafür strich sie dem Jüngeren sanft über die blasse Wange. Dass ihre Finger leicht zitterten, entging ihr nicht. Jedoch konnte sie es nicht ändern. André bemerkte es, doch es schürte nicht die Angst in ihm. Er begann zu verstehen. Daher schmiegte er sich an die kleine Hand seiner Großmutter. Bei der innigen Umarmung hatte er bereits die Wärme, die er solange vermisst hatte, deutlich gespürt und während dieser kleinen Geste fühlte er sie erneut, sodass sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen schlich. Auch wenn dies noch so einfach war, zeigte es deutlich die Ehrlichkeit die darin enthalten war. Gewiss war ihm dieser neue Ort noch vollkommen fremd, doch André spürte das es eine Heimat, ein zu Hause für ihn werden konnte. Ich weiß, ja, ich weiß, die Nacht vergeht. „Wenn du möchtest, kannst du heute Nacht bei mir schlafen“, bot Sophie ihm erneut an. Eigentlich war sie der Ansicht, dass er alt genug war, allein zu schlafen. Doch sie hatte ein weiches Herz, zudem musste sie es ihm einfach vorschlagen. Sofort sah sie ein aufkommendes Leuchten in seinen Augen. Ja, ich weiß, ich weiß, die Wolken fliehen. Doch zu ihrer Überraschung schüttelte er seinen Kopf und löste sich etwas von ihr. „Vielen Dank, Großmama. Aber ich bleibe hier.“ Langsam erhob sich die Angesprochene, ohne den Blick von ihm zu lösen. „Bist du dir wirklich sicher?“ „Ja, Großmama“, antwortete er mit einem Nicken. „Zudem habt Dank, dass Ihr mich hierher gebracht habt. Ich werde mein Bestes geben, damit Ihr Stolz auf mich sein könnt.“ Nun wischte Sophie sich mit der Spitze ihrer Schürze über den Augenwinkel. Eine Träne der Rührung hatte sich dort verfangen. „Wie du möchtest, mein Kleiner. Aber ich werde für dich da sein“, versprach sie ihm, bevor sie sich zu ihm beugte und einen Kuss auf die Stirn hauchte. Ich weiß, dass die Nacht vergeht. Bald wird der morgen sein und dann hör ich dich tief in mir. „Und kein Dank, André. Du gehörst zu mir, wie deine Eltern einst“, sprach sie sanft, bevor sich in Richtung Zimmertüre schritt. „Aber vergiss nicht, sie immer in dir, solang du sie nicht vergisst. Trage sie in deinem Herzen.“ „Das werde ich, Großmama“, äußerte André eifrig. Innerlich spürte er nun ebenfalls eine Wärme in sich aufsteigen. Während Sophie sich von ihm verabschiedete, ging er langsam auf sein Nachtlager zu. Dort wechselte er seine Kleidung und schlüpfte unter die Decke. Als er die Augen schloss, meinte er die Gesichter seiner Eltern sehen zu können. Vor allem seinen Vater konnte er deutlich erkennen, der ihm zu lächelte und dessen Lippen Worte formten. „Ich bin stolz auf dich, mein Sohn. Und wir sind immer bei dir.“ Während die Stimme noch in seinem Gehörgang nachhalte, schlief André mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)