Geheimnisse von DhalaElenaAngel (Was in der Vergangenheit wirklich geschah) ================================================================================ Kapitel 1: Veränderungen ------------------------ „Harry, bist du hier?“, fragte Ron leise in die Stille der verregneten Augustnacht. Es war nicht leicht gewesen, sich einfach so abzusetzen, weg von seiner Mutter, die eigentlich ihre Augen immer überall zu haben schien und von seinem Vater, der auch, seit den Vorfällen der letzten Jahre sehr aufmerksam geworden war. Und natürlich war er nicht einfach so entkommen. Nein, er war erwischt worden – wenn auch ‚nur‘ von Charlie, der zu Besuch war und beschlossen hatte, ihn zu begleiten, da Mom ihm sonst die Eier abreißen würde, weil er seinen kleinen Bruder allein rumstromern ließ. Allerdings hatte Ron den Anderen gebeten, weiter vorn am Muggelspielplatz zu warten, denn in der Regel hatte Harry seine Gründe, wenn er bat, dass Ron allein kommen sollte. Es war auch erst das zweite Mal überhaupt, dass Harry ihn um so was gebeten hatte, dazu noch in den Sommerferien, wo er eigentlich bei seinen Verwandten sein und sicher nicht weglaufen sollte. Was er aber eindeutig getan zu haben schien. Immerhin trafen sie sich hier in einem Muggelpark, auf einem Kinderspielplatz und Charlie und er waren an mehreren Pennern vorbei gekommen, sowie an einigen Leuten, die eindeutig Substanzen nahmen, deren Unbedenklichkeit Ron doch sehr in Frage stellte. Aber nicht zu kommen, war außer Frage gestanden, Harrys kurzer Brief hatte vor Verzweiflung nur so gestrotzt. Er hatte seinen besten Freund ein Mal im Stich gelassen, das würde ihm kein zweites Mal geschehen! „Hier“, kam schließlich eine seltsam klingende Stimme. Eine, die gar nicht nach seinem besten Freund klang und das machte Ron noch mehr Angst. Er sah in die Richtung, aus der der Klang gekommen war, erkannte schließlich eine Art Schatten, die unter einem Gestell vor kroch, in den vertrauten, viel zu weiten Klamotten und zweifellos aufgrund des Regens klatschnass. Harry wusste nicht, wie lang er da gesessen hatte, Stunden, aber wie viele? Es hatte den gesamten Tag geregnet, doch er hatte nicht bei seinen Verwandten bleiben können, unter keinen Umständen. Er konnte selbst nicht fassen, was ihm da geschehen war, in den letzten Tagen seit seinem Geburtstag. Ihm tat immer noch alles weh und es änderte nichts an den erschreckenden Tatsachen. Den Vormittag hatte er damit verbracht, verzweifelt unter Büschen zu sitzen, da viel zu viele Menschen hier gewesen waren, als es dann leerer geworden war, hatte er sich hierher geflüchtet, wo das Klettergerüst ihn zumindest ein wenig vor dem Regen geschützt hatte, wissend, dass es für seinen besten Freund unmöglich sein würde, eher zu kommen, als mitten in der Nacht. Immerhin war es im Fuchsbau immer voll, noch mehr jetzt, wo Charlie auf einem seiner seltenen Besuche hier war, zusammen mit seinem momentanen Lebensgefährten, wie Ron ihm vor den Ferien selbst aufgeregt berichtet hatte. Geschlafen oder gedöst hatte er nicht, in der Angst, dass er dann nicht schnell genug aufwachen oder von den Falschen gefunden werden könnte. Er fühlte sich furchtbar schwach auf den Beinen, denn natürlich hatte sein Onkel es sich nicht nehmen lassen, ihm am Morgen seines Geburtstags, zum Glück vor Einsetzen der Katastrophe, mit dem Gürtel eine Tracht zu versetzen. Nichts wirklich Ungewöhnliches eben und Harry hatte schon lange aufgehört, sich nach etwas Besserem zu sehnen. Er hatte sich sogar eigentlich gefühlt, als habe er das verdient, immerhin war Siri nur wegen ihm tot. Als er dann endlich Rons vertraute, schon ziemlich tiefe Stimme hörte, kroch er wieder aus seinem Versteck. Mit wenigen Schritten war Ron bei der schwankenden Gestalt, die auf ihn noch dürrer und kleiner wirkte, als Harry ohnehin schon war. Er überragte seinen besten Freund um gute zwei Köpfe, zog ihn an sich und drückte ihn, merkte natürlich, dass der Andere bis auf die Haut nass war – und wirklich geschrumpft zu sein schien. Doch hier war es einfach zu dunkel. Er packte den Jüngeren, zerrte ihn schnell hinter sich her. „Ich konnte nicht ganz allein kommen“, erklärt er hastig. „Aber ich hab auch nur Charlie dabei. Kein Grund, dass du Angst haben musst, komm, er wartet da vorn.“ Abrupt blieb Harry stehen. „Nein!“, zischte er aufgebracht. „Nein, ich… ich kann nicht…!“, seine Stimme war ihm so schrecklich fremd, es machte ihm Angst. Er wollte ganz sicher nicht so dem Drachenzähmer begegnen. Ron blieb stehen, sah zu Harry, der nun genau unter einem der wenigen Lichter im Park stand – und stockte. Gut, der Andere hatte nie, wie er selbst, groß mit Bartwuchs zu kämpfen gehabt, aber ein so feines Gesicht…. Und diese Stimme! „Was ist los? Warum glaubst du, dass Charlie nicht helfen kann?“, fragte er besorgt. „Und was ist mit dir passiert?! Ich mein, groß warst du nie, aber jetzt…!“ Das brachte Harry, nicht das erste Mal in den letzten Stunden, dazu, bitterlich aufzuschluchzen. Er merkte, wie der Boden unter ihm zu schwanken schien, sackte in sich zusammen, die Hände vors Gesicht geschlagen. Es war einfach alles zu viel!! „Harry?“, fragte Ron entsetzt, er sah, wie Charlie auf sie zulief, ging in die Knie, auch, wenn der Boden vollkommen vom Regen aufgeweicht war und er es eigentlich dank einiger Zauber geschafft hatte, bisher trocken zu bleiben. „Harry, bitte! Was ist denn los? Du machst mir Angst!“ Er hatte seinen Freund schon oft in seltsamen Situationen gesehen. Verletzt, erschöpft, erschreckend dünn, jedes Jahr zu Schulbeginn oder wenn er in den Ferien zu ihnen in den Fuchsbau durfte, ein Mal mit dem deutlichen Abdruck einer Hand im Gesicht. Aber so aufgelöst noch niemals, nicht mal als dessen Pate gefallen war. Da hatte Harry auch geweint, aber bei weitem nicht so! „Was ist los?“, fragte auch schon die nächste Stimme, noch etwas tiefer, als die von Ron. Etwas, das dazu führte, dass Harry sich noch weiter in den Armen seines besten Freundes verkroch, nur um nicht gesehen zu werden. „Ich hab keine Ahnung“, brachte Ron irgendwie raus. „Aber da stimmt was nicht! Ich… ich könnt schwören, Harry is geschrumpft! Man kann nicht schrumpfen, oder Charlie?“ „Nein, nicht wirklich“, stimmte der Langhaarige zu, ging vor seinem jüngeren Bruder in die Hocke, nun wirklich froh, seinem Gefühl folgend, mitgekommen zu sein. Nun, er konnte Ron schlecht, mitten in einem Krieg, in dem sie mal wieder ein Fadenkreuz auf ihren Rücken hatten, loszuziehen. Seine Mutter würde ihn dafür umbringen und er mochte sich ja nicht vor viel fürchten, sie aber machte ihm manchmal wirklich Angst. „Und wir können hier nicht bleiben, das ist absolut keine gute Gegend, schon gar nicht nachts.“ „Aber… Harry…!“ „Nimm ihn mit, egal, was es ist, das klären wir am besten in einem warmen, hellen Zimmer. Ich kann uns bis zum Fuchsbau apparieren, dann schleichen wir zu mir hoch. Vielleicht schläft Jacob noch nicht und sollte Harry verletzt sein, haben wir so auch noch einen Heiler an der Hand.“ „Nein“, flüsterte Harry schwach, doch er spürte, wie Ron ihn, ohne auch nur das geringste Problem, auf seine Arme hob, dann war da auch schon das vertraute Gefühl, durch ein Nadelöhr gequetscht zu werden, er japste, spürte, wie sein gesamter Körper brannte, vor Allem die Teile, die er wirklich, wirklich nicht haben sollte, dann wurde es in seinen Augen viel zu hell. Da waren Stimmen, die ihm vertraut waren. Molly und Arthur, die friedlich miteinander zu reden schienen. Er wurde weiter getragen, die vertraute Treppe nach oben, in Rons Schlafzimmer, das er nun, wo die Zwillinge weg waren, hatte vergrößern dürfen. Dann wurde er hingelegt, auf das Bett seines besten Freundes, der ihn aber vermutlich gleich nicht mehr ansehen würde. „Harry?“, fragte Ron besorgt, nachdem er seinen Freund abgelegt hatte und der sich sofort in sich selbst zusammenrollte. Nun, wo Charlie in dem Raum das Licht angemacht hatte, sah er auch, dass der Jüngere wirklich vollkommen durchnässt war und das schmutzig-weiße Shirt, das ihm viel zu groß war, an seinem dürren Körper klebte. Schon beim Hochheben und Tragen hatte Ron wieder gemerkt, dass der Jüngere einfach viel zu dürr war. Er kniete sich vor den Grünäugugen, strich das klatschnasse Haar zur Seite. „Warum bist du mitten in der Nacht an so einem Ort gewesen…?“ Harry zitterte, er wusste nicht, wie er anfangen sollte, vor Allem, da nicht nur Ron hier war und er noch unsicherer war, wie er die Situation händeln sollte. Schließlich setzte er sich auf, spürte, wie das klatschnasse Shirt ihm bis über die Schulter rutschte, hielt es hastig fest. „Äh… nicht, dass ich mich einmischen möchte“, unterbrach Charlie, der glaubte, falsch zu sehen, nun, wo Harry im Licht des Zimmers saß, erkannte er eindeutig etwas. „Aber… seit wann hast du Brüste?“ Sie mochten ja nur klein sein, aber er hatte eine jüngere Schwester und er sah, wo das Shirt hing und warum der Dunkelhaarige versucht hatte, das Rutschen zu vermeiden. „Was…?“, fragte Ron verdattert, blinzelte, blickte auf Harrys Brust – und erstarrte, als er die beiden, kleinen aber eindeutig nachweisbaren Rundungen erkannte. Es passte zusammen. Die seltsam hohe Stimme, die Brust. Hilflos zuckte Harry mit den Schultern. „Mein… Geburtstag, nachts… hat es angefangen… weh getan.. und… zwei Tage später… war ich so…“ Das war nicht alles gewesen und auch nicht der Grund, warum er weggelaufen war. Sicher, am Morgen, als er aufs Klo geschlichen war, in der Hoffnung, die Dursleys nicht zu wecken, hatte er dann doch fast gebrüllt, als er die Hose runter gelassen hatte und da was wirklich Wichtiges gefehlt hatte. Doch dann war auch noch Vernon rein gekommen und… nun, er hatte seinem Onkel das Knie in die Weichteile gerammt und war nur noch gerannt, hatte dann Ron mit Hedwig den Brief geschickt, auf einem Stück Einwickelpapier, das er zufällig im Park gefunden hatte. „Ein Fluch?“, fragte Charlie sofort. „War Jemand in der Nähe deiner Verwandten?“ Dumpf schüttelte der Jüngere seinen Kopf. Er hatte Niemanden gesehen, aber es war nicht so, als hätte er darauf geachtet. Er hatte genug Probleme damit gehabt, zu tun, was seine Tante und sein Onkel von ihm verlangt hatten. „Ich hole Jacob“, bestimmte Charlie ruhig. „Ich bin gleich wieder hier.“ Wobei er wusste, dass er auch Ma holen musste. Das hier war was Ernstes, da musste auch Dumbledore kommen, das ahnte Charlie. Aber aus irgendeinem Grund wollte Harry das ja offensichtlich nicht. Na ja, erst Jacob, dann seine Ma, dann weitersehen. Er trat in das Zimmer, das er sich mit seinem Geliebten teilte, sah den an. Der etwas ältere Mann saß auf dem Bett und las, musterte ihn beim Eintreten. „Ah, zurück von deinem mysteriösen Ausflug?“, fragte Jacob, als sein Drachenzähmer, den er durch einen Unfall im Reservat kennengelernt hatte, wieder ins Zimmer trat. „Es war nicht sehr nett, mich deinen Eltern derart auszuliefern“, meinte er milde. „Jake, kannst du bitte kommen?“, fragte Charlie leise. „Mein Bruder…“ „Ist was passiert?“, fragte der Andere, nun auch ernst, legte sein Buch beiseite und griff nach seiner Heilertasche. „Nicht ihm, aber… komm einfach kurz mit.“ Charlie packte seinen Lover, zog ihn über den Flur und in das andere Zimmer, wo Harry immer noch schlotternd auf dem Bett saß und sich an seinen Bruder krallte. „Harry Potter… er hat meinem Bruder eine Nachricht geschickt. Er ist ein Junge, glaub mir, aber… wir haben ihn so gefunden.“ Ron trat zur Seite, blickte auf den Lover seines Bruders, der verwirrt auf das Bett blickte. Kaum war Ron aufgestanden, schlang Harry seine Arme um sich selbst, schloss die Augen und versuchte, sich vor den Blicken des Fremden vor ihm zu schützen. „Das da ist ein Mädchen“, stellte Jacob das Offensichtliche fest, stellte seine Tasche ab und sprach den ersten Zauber. „Eindeutig ein genetisches Mädchen.“ Er runzelte die Stirn, musterte die Kleine, die sich sichtlich selbst vor Blicken zu schützen versuchte. Und die eindeutig stark untergewichtig war. Er konnte die einzelnen Knochen vortreten sehen und außerdem… er trat näher und noch bevor das Mädchen reagieren konnte, hatte er ihr das Shirt nach oben gerissen, blickte auf ihren Rücken. Male, Schwielen, zum Teil aufgeplatzt und wirkend, wie… von einem Gürtel. Die da war misshandelt worden! Eindeutig! Gut, das war nicht sein Fachgebiet, er war vor Allem Experte für gebrochene Knochen, aber in so einem Fall erkannte das selbst er. Sie war zusammengezuckt, als sie ihre Arme um sich selbst geschlungen hatte. Das Aufjapsen auf jeden Fall zeigte ihm, dass damit Niemand gerechnet zu haben schien. „Charlie, informier deine Mutter, sie…“ „Nein!“, wimmerte Harry auf, als er das hörte. „Nein! Bitte!“ Er wollte nicht, dass noch Jemand das hier sah, sein am besten gehütetes Geheimnis, von dem selbst Ron kaum die Hälfte wusste! Niemandem hatte er je wirklich erzählt, wie weit seine Verwandten gegangen waren. „Charlie, geh“, beorderte Jacob, nun voll im Heilermodus. „Sie soll weiche Handtücher und warmes Wasser mitbringen, Ron, du gehst zu deiner Schwester und beschaffst Unterwäsche und ein Nachthemd, bring die Sachen ins Bad, ich muss die Kleine untersuchen und anschließend muss sie sich duschen. Los!“ „Ich..:!“, Ron wollte protestieren, seinen besten Freund schützen, der offensichtlich nicht wollte, dass man was sagte und der Angst hatte, aber da wurde er schon von Charlie raus geworfen. „Charlie, bitte, er will das nicht und…!“ „Kleiner“, versuchte Charlie seinen Bruder zu beruhigen. „Egal, was da passiert ist, es ist zu gravierend, als dass ihr es geheim halten könntet.“ Er war allerdings mehr von den Verletzungen schockiert, die er gesehen hatte, als von der Tatsache, dass ein Junge zu einem Mädchen geworden zu sein schien. „Hast du nicht die Verletzungen gesehen?!“ Kurz schwieg Ron. Er hatte immer geahnt, dass da mehr war, doch Harry hatte darauf bestanden, dass dem nicht so sein würde. Nie hätte er gedacht, solche Beweise vorzufinden. „Das… ist aber schon immer so und Dumbledore schickt ihn doch jedes Mal wieder zu diesen Leuten!!“ „Ganz sicher nicht mehr, wenn Ma mit ihm durch ist, wenn er denn überhaupt auch nur eine Ahnung hatte, was da abgelaufen ist“, knurrte Charlie, schubste Ron. „Im Keller hängt Wäsche, Ma hat heut gewaschen, klau Unterwäsche, Socken und ein Nachthemd von Ginny, ich werde dann mal das Drachenweibchen holen.“ „Aber… Harry…!“ „Jacob wird ihn sicher nicht verletzen, ich nehme an, er wird Harry weiter untersuchen und ich bezweifle, dass das, was wir gesehen haben, all seine Wunden waren. Geh!“ Kaum waren die anderen beiden aus dem Raum, musterte Jacob das Mädchen, das da saß, mit nassem, freien Oberkörper, bewusst seinen Blick meidend, sich enger ineinander rollend, obwohl ihr das offensichtlich weh tat. Er selbst war gebürtiger Amerikaner, vom Krieg in England und Harry Potter wusste er nur durch Charlie und er fand es einfach nur lächerlich. Den Krieg auf den Schultern eines Kindes abzuladen! Das war nicht nur dumm, das war zerstörerisch! Und dazu noch, wo der Junge offensichtlich gar keiner war! Denn da vor ihm saß ein genetisches Mädchen! Und zwar ohne eine Spur irgendeiner Trankzutat im Blut! „Legst du dich bitte kurz hin?“, fragte er, seine Stimme sanft, ruhig aber auch bestimmt haltend. Es war lang her, dass er in seinem Training in einem renommierten Krankenhaus in Salem das letzte Mal mit Leuten unter achtzehn Jahren gearbeitet hatte. „Ich muss wissen, ob du noch mehr Verletzungen hast.“ Harry wollte nicht, er wusste nur zu gut, dass da mehr war und er ahnte, dass es Terror geben würde, wenn der Andere es rausfand. Er schüttelte vehement den Kopf, biss sich auf die Lippe, nicht bereit, auch noch vor einem Fremden zu heulen. Niemand musste von seinem gebrochenen Arm, der schmerzenden Rippe, den Quetschungen und dem Rest der Wundmale was erfahren! „Das war keine Bitte“, sprach Jacob ruhig, fasste das Mädchen an und trat dann doch lieber zurück, als die schlagartig begann, wie eine Wilde um sich zu schlagen. „Ich muss dich untersuchen, du…!“ „Was im Merlins Willen ist denn hier los?!“, verlangte Molly entsetzt zu wissen, warf die Handtücher unbeachtet auf das Bett und blickte auf das Mädchen, das sofort in sich zusammen schnappte und die Arme vor der nackten Brust kreuzte. Ein Mädchen, das, laut ihrer beiden Söhne, die sich heimlich raus geschlichen haben mussten, wofür sie später noch Rechenschaft ablegen würden, Harry Potter sein sollte! „Ich versuche, ein misshandeltes Kind zu untersuchen, Mam“, antwortete Jacob ruhig, sprach schließlich einen Zauber aus, der endlich für Ruhe sorgte. Das Mädchen auf dem Bett sackte haltlos zur Seite. Er hatte sie sediert. So würde das alles nichts bringen und sie musste untersucht werden, dringendst. Und zum Glück schien Molly Weasley das ganz ähnlich zu sehen, denn sie scheuchte ihre Söhne entschieden aus dem Raum und half ihm dann, die Kleine von der Kleidung zu befreien, die ohnehin viel zu groß für sie zu sein schien. Etwas, das leider schon allein an der Oberfläche viele weitere Wunden offenbarte. „Das…“, flüsterte Molly tonlos. Sie starrte auf die Wunden, einige davon eindeutig von einem Gürtel oder Stock stammend, dann kreisrunde Verbrennungen, dazu war die Kleine, die laut ihrem Sohn wirklich Harry sein sollte, so erschreckend dünn, dass die Rothaarige Angst hatte, das Mädchen könne ihr im Schlaf unter den Fingern weg hungern! Zwei Heilzauber später war Jacob wirklich ratlos. „Das hier kann ich unmöglich allein bewältigen“, erklärte er leise. „Die Kleine hat mehrere gebrochene Knochen, ihre Niere ist mindestens gequetscht, wenn nicht gerissen, da ist ein älterer Bruch an der Schädeldecke und irgendein Rückstand in der komischen Narbe“, erklärte er. „Können Sie nicht noch Jemanden hierher…?“ „Ich bin gleich wieder da“, knurrte Molly. Oh, sie würde ausrasten! Und mit Albus Dumbledore würde sie anfangen! Aber erst mal musste sie Poppy hierher holen! Konnte die vielleicht erklären, warum sie nie was gesehen haben wollte?! Aber dazu später! Erst musste sie die Hausheilerin ihrer Kinder informieren, damit die Jacob helfen konnte! Mit einem kurzen Stirnrunzeln rührte Severus den Trank auf dem Feuer vor sich noch zwei Mal im Uhrzeigersinn herum, fügte dann die zu feinem Staub zermahlenen Blüten in die schleimige, ein wenig klumpige Masse hinzu, die sich daraufhin sofort glättete, flüssiger wurde und einen goldenen Farbton annahm. Gut, geschafft. Der kritischste Moment war um. Zufrieden begann er nun, gegen den Uhrzeigersinn zu rühren. Zwanzig Mal, bevor die Masse zur Ruhe kam. Sie würde nun auf kleiner Flamme eine halbe Stunde köcheln und dadurch von Gold auf silbrig umschwingen, dann war es Zeit für den letzten Schritt. Vielleicht hatte er dann auch schon erreicht, was er wollte. Es wäre auf jeden Fall ein Durchbruch in der magischen Welt, das wusste er und es war etwas, an dem er nun seit Jahren arbeitete und er hatte ja auch schon Fortschritte gemacht, durch das Experimentieren neue Dinge entdeckt, nur das, was er eigentlich erreichen wollte, war ihm bisher nie geglückt. Nun, dieses Mal war er verdammt nah dran, er wusste es einfach! Trank und Uhr immer im Auge behaltend, begann Severus, die Blätter der Aloe zu schälen und dann mit einem Stößel den Saft heraus zu quetschen, die letzte Zutat, die er dieses Mal in großer Menge und möglichst frisch beimischen würde. Und dann… dann hieß es abwarten, es wäre auf jeden Fall ein Traum, würde es klappen. Ein Schritt in ein neues Leben. Ein Trank, der selbst stärkste Flüche brechen und beseitigen konnte. Dinge, wie das dunkle Mal, die sich eigentlich für immer in die Haut einbrannten, starke Flüche, die am Ende doch unweigerlich zum Tode führen würden. All diese Sachen konnten dann geheilt werden, so ein Tränkemeister die nötige Zeit haben würde, den aufwendigen Trank herzustellen. Ja, es war etwas, das er immer hatte tun wollen, um das Mal, das ihn brandmarkte, wie Vieh, endlich loszuwerden. Denn lang würde Severus leider auch nicht mehr spionieren können, er wusste der Lord misstraute ihm sehr, ein falsches Wort, eine Geste und er würde sterben. Informationen bekam er praktisch gar keine brauchbaren mehr. Und nicht nur er schwebte in dauernder Gefahr – Lucius dummerweise auch. Ja, es war ein wenig verbreitetes Wissen, dass er mit dem Blonden liiert und der Malfoypatriarch seit Jahren von seiner Frau geschieden war, da es nicht ins Bild der Öffentlichkeit und vor Allem nicht in das des Irren passte, dem sie beide zu dienen gezwungen worden waren. Sie waren immer gezwungen gewesen, sich heimlich zu treffen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Zeiten, die mit dem Verschwinden der Brandmarkung auf ihren Armen endlich der Vergangenheit angehören würden. Dann konnte er auch an experimentellen Tränken arbeiten, statt zu unterrichten, na ja, besonders begabte Schüler wie Draco würde er natürlich auch weiterhin führen, aber der Rest dieser rotznasigen Rotte konnte ihm dann gestohlen bleiben! Das hatte ihm auch Albus zugesichert. Der Mann hasste es, ihn gehen zu sehen, das wusste Sev, doch solang das Mal auf seiner Haut brannte, würde er es tun – und vermutlich darum sterben. Denn sollte er am Ende des Krieges noch dieses Zeichen tragen, würde er zu Freiwild werden, so wie Lucius und all die anderen Betroffenen, die oft von ihren Familien dazu gezwungen wurden und sicher die erste Chance ergreifen würden, um diesen Fluch aus ihrem Leben zu tilgen. Es war soweit. Severus zwang sich, tief durchzuatmen, dann nahm er die Aloe, trat zu dem Kessel und ließ diese letzte Zutat in die noch etwas zähflüssige Suppe hinein gleiten. Er wartete eine Minute, dann begann er, vorsichtig zu rühren, zwei Mal im Uhrzeigersinn, zwei Mal dagegen, immer wieder, bis die zähflüssige Masse schließlich ganz flüssig wurde und ihre Farbe ein weiteres Mal wechselte, von Silber nun zu einem zarten, hellen Blau, der Farbe von Lucius‘ Augen nicht unähnlich. Vorsichtig holte Severus den Kessel von der Flamme, stellte ihn auf einen Tisch, damit der Trank auskühlen konnte, während seine Hoffnung hochschlug. Sollte der Trank beim Abkühlen dieses Mal nicht die Farbe verändern oder klumpig werden, war er der Lösung vermutlich sehr nahe, sollte es noch nicht perfekt sein. Ja, sicher. Es war ein Risiko, wenn er seinen Platz als Spion aufgeben würde und wenn Luc das auch tat, doch auf der anderen Seite gab es Sicherheit, denn man konnte nicht wirklich etwas Interessantes vom Lord erfahren. Der Mann war schon immer paranoid gewesen, hatte Niemandem wirklich getraut und das war nach seiner Körperlosigkeit nur noch schlimmer geworden. Er hatte drei seiner wahrhaft treuen Anhänger umgebracht, ohne mit der Wimper zu zucken, nur weil er eben sauer gewesen war, dass ein dürrer, hässlicher Junge ihm erneut die Pläne durchkreuzt hatte. Und Albus unterstützte ihn, sagte ebenfalls, dass die Stellung als Spion einfach zu gefährlich geworden war. Die Minuten schlichen zermürbend langsam an Severus vorbei, doch er ließ sein Werk nicht eine Sekunde lang aus den Augen, beobachtete, wie der weiße Rauch immer dünner wurde, ohne, dass das Hellblau auch nur eine Nuance dunkler zu werden schien. Erst mehr als zwei Stunden später, als ein Zauber ihm bestätigte, dass der Trank dank der speziellen Kühlfläche auf etwa siebzehn Grad heruntergekühlt worden war, trat er erneut zu seinem Kessel, rührte die Flüssigkeit und konnte feststellen, dass nichts geklumpt war. Erleichtert aufatmend füllte er sein neuestes Produkt fein säuberlich in die kleinen, vorbereiteten Flakons, es waren zwölf Stück und es sollte nicht mehr als eine Dosis nötig sein. Fein säuberlich räumte er zehn Stück davon in ein verstecktes Regal, schloss dann sein Rezeptbuch, nachdem er die Worte, die ihn zur richtigen Mischung geleitet zu haben schienen, wasserfest zauberte. Er würde es, nachdem er den Trank zu sich genommen hatte, in das Buch übertragen, in dem all seine entwickelten Rezepte standen. Dann nahm er einen der verbliebenen Flacons, trat zu dem Sofa, das im hinteren Eck des Labors stand. Luc hatte es ihm rein gestellt, kurz nachdem sie, nach der Scheidung von Narcissa, offiziell zusammen gekommen waren, denn oft musste man in der Nähe der Tränke bleiben, wenn man komplizierte Dinge braute, da ging es nicht, mal eben für ein Nickerchen zu verschwinden. Er setzte sich, atmete tief durch – und kippte das Zeug seine Kehle runter, froh über den leicht minzigen Geschmack, der die meisten, weniger appetitlichen Zutaten fast vollständig zu überdecken vermochte. Natürlich hatte er Luc nicht gesagt, dass er hier an sich selbst experimentierte, das Letzte, was er brauchen konnte, war ein hysterischer Malfoy, der um ihn herumlief, wie ein aufgescheuchtes Huhn! Wenn was passieren würde, würde die Hauselfe, die sicher irgendwo rumstand, schon Alarm schlagen und mehr brauchte es wirklich nicht. Es dauerte nur Sekunden, bevor Severus die Wirkung spürte. Er musste sich heftig auf die Lippen beißen, um nicht aufzuschreien, als die Schmerzen seinen Körper durchzuckten, dem crucio, den er ja schon sehr oft zu spüren bekommen hatte, nicht unähnlich. Dann begann der Schmerz, sich auf die Stelle seines rechten Unterarms zu konzentrieren, wo das vermaledeite Mal nun mal saß. Er riss seinen Ärmel hoch, zwang sich, auf die Haut zu sehen, wo der Totenschädel nun unnatürlich rot aufstrahlte und der sich darum schlängelnde Basilisk sich wie unter Schmerzen zu winden schien. Eine Reaktion, die er vorher nicht mal annähernd erreicht hatte und er wusste, nun musste der Lord merken, dass er experimentierte. Er würde ab jetzt so oder so ein Verräter sein. Aber einer ohne das Mal, wie er glücklich feststellte, denn nach einigen Minuten dieser Schmerzen begann die Schlange, zu verschwinden, danach dauerte es nur noch Sekunden, bis auch der Totenschädel sich aufgelöst hatte. Zurück blieb nichts als makellose Haut und das Gefühl, als wären die Ketten gesprengt worden, die ihn gehalten hatten. Dieses ständige Jucken, die dauernde Erinnerung an das, was geschehen war, schien langsam zu verblassen. Er zwang sich, zwei Zauber zu sprechen, doch keiner der Beiden konnte auch nur Spuren von dunkler Magie finden. Er war frei. Das war sein letzter Gedanke, bevor er in eine wenn auch nur kurze Bewusstlosigkeit abdriftete. Luc war im Ministerium, der würde es hoffentlich erst später merken und dann war genug Zeit, Albus zu informieren… Stimmen. Leise, gedämpfte Stimmen. Das war das Erste, was Harry hörte, als er wieder zu sich kam. Das Nächste, was er spürte, war, dass er nicht im Schrank lag, in den sein Onkel ihn zu Beginn der Ferien wieder geworfen hatte, angepisst von der Drohung eines Ordensmitgliedes, dass es nur gut gemeint hatte. Er streckte sich vorsichtig aus. Nein, eindeutig ein Bett, in dem er lag. Dann allerdings kam auch der Rest seiner Erinnerungen, die Schmerzen, die Prügel, sein verzweifelter Brief zu Ron, das Treffen im Regen – und Charlie, der einfach so Erwachsene geholt hatte! Scheiße! Erwachsene! Ein ihm vollkommen fremder Mann, Molly! Und der Kerl, der… der ihm das Shirt weggenommen hatte! Er spürte, wie das Zittern einsetzte, versuchte, tiefer in die Decken zu kriechen. Noch so ein Heiler, der an ihm rumdoktorte, sicher auch nur, um ihm dann zu sagen, dass er nun mal ein Schwächling wäre. Oh, es gab einen Grund, warum er die Krankenstation so sehr hasste! Denn Poppy war gar nicht nett, sie tat immer nur so, wenn Zeugen da waren, aber wehe, wenn er dann wieder allein war. Sie hatte sich hervorragend mit Umbridge verstanden… Vorsichtig öffnete er schließlich die Augen, blinzelte etwas und stellte fest, dass sein kaputter Arm umwickelt und steif war. Nun, wo er so drüber nachdachte, es tat nicht so doll weh, wie sonst. Doch eine genauere Bestandsaufnahme zeigte leider auch, dass das ursprüngliche Problem immer noch da war. Was bedeutete, dass ein Anderes noch fehlte… Er zwang sich, seinen Blick zu heben und war erleichtert, dass er statt irgendwelcher Erwachsener am Schreibtisch im anderen Eck des Raumes nur seinen besten Freund sitzen sah. „Ron“, murmelte er leise, woraufhin der sofort herumfuhr. „Harry!“, rief Ron erleichtert, als er die gewöhnungsbedürftig süße und hohe Stimme hörte. Er hatte sich heimlich zurück zu dem Jüngeren geschlichen, gegen den eindeutigen Befehl seiner Mutter, dass er im Raum eines Mädchens nichts zu suchen hatte, was er vollkommen lächerlich fand, Harry war schließlich ein Junge und sein verdammter, bester Freund! „Merlin, ich hab mir solche Sorgen gemacht, du schläfst seit vier Tagen und hast dich in der ganzen Zeit kaum gerührt!“ Er war mit zwei Schritten durch das Zimmer, half dem Jüngeren auf, ohne auf dessen seltsamen Körper zu achten. Sicher würden die Erwachsenen einen Weg finden, Harry zu helfen, da der zitterte. Und er fühlte sich immer noch kalt an. Vier Tage? Nun, das war nichts weiter Ungewöhnliches, es lag im Durchschnitt stellte er nur fest. Allerdings war er froh um die Hilfe, denn nicht nur sein Arm, mindestens eines seiner Beine war steif. Er fühlte sich schrecklich. „Sie… bringen mich zurück, oder?“, fragte er leise. Nicht mal Ron, dem er viel erzählt hatte, konnte er sagen, was wirklich vorgefallen war, dass er so ausgerastet und weggerannt war. „Bestimmt nicht“, grinste Ron. „Nicht, solang Mom lebt, glaub’s mir! Charlie und Jacob hatten Angst, dass Mom Dumbledore mit seinem eigenen Bart erwürgt, als er dann hierher gekommen is! Du bist für sie auch ihr Kind!“ Harry schüttelte nur den Kopf. An gute Wendungen glaubte er nicht mehr. Ja, und dann meldete sich sein Magen. „Oh, klar. Sorry, Kumpel. Ich hol schnell Mom und sag ihr, dass du wach bist, sie brennt schon drauf, dich zu mästen!“ Noch bevor Harry den Anderen aufhalten konnte, war Ron aus dem Zimmer gestürzt und er saß hilflos in dem Bett mit den vielen Decken. Allerdings nicht für lang, nur kurze Zeit später kam Molly in den Raum, dicht gefolgt von dem fremden Heiler und… Dumbledore. Automatisch drückte er die Decke fester an sich, sah weg. „Harry, mein Kleines“, rief Molly, froh, den Jungen endlich mal wach zu sehen. Oder besser gesagt nun wohl das Mädchen. Sie drückte den zarten kleinen Körper an sich, achtete aber auf die vielen Verletzungen, die die gehabt hatte. Sie stellte erst mal keine Fragen, stand dann auf. „Harry, das ist Jacob, der Freund von Charlie. Du hast ihn gesehen, als du hergekommen bist. Er wird dich jetzt noch mal untersuchen. Das geht schneller, als die Heilerin aus St. Mungos zu holen.“ Harrys Blick glitt unruhig zu dem ihm fremden Mann, der ihn zu mustern schien. Natürlich erinnerte er sich. Und er wollte nur weg, doch dummerweise kam er ohne Hilfe nicht mal hoch! Dazu noch die komischen Blicke von Dumbledore! Das machte ihn wahnsinnig. „Wann… bin ich endlich wieder ein Junge?“, fragte er, es klang weinerlich aber das könnte auch einfach an der höheren Stimme liegen. Oder an seiner Verzweiflung. Jacob musterte das Mädchen auf dem Bett. Nun, wo die Haare trocken waren, erkannte man, dass sie einen sehr dunklen Rotton hatten und wohl auch Locken. Wobei das Chaos auch einfach vom Liegen kommen konnte. Von dem Harry Potter auf den Bildern war fast nichts mehr übrig, das schloss übrigens die Narbe auf der Stirn mit ein, in der er Reste eines Zaubers gefunden hatte, die ihn immer noch irritierten und die auch Dumbledore nicht zuordnen konnte. Der war ja auch noch so eine Nummer. Ein komischer Kauz, blind und dämlich in einiger Hinsicht. Der Mann hatte nicht glauben können, dass dieses Mädchen schwer misshandelt worden war, sich gefragt, warum er das nicht mitbekommen habe, sicher er hätte gewusst, die Unterbringung sei nicht ideal, doch Harry Potter habe nie wirklich etwas gesagt, nur gebeten, in den Ferien nicht dorthin zurück zu müssen. Doch dann schüttelte er den Kopf. Er würde nur eingreifen, wenn Irgendwer auf die Idee kommen würde, das Kind in diesen Haushalt zurückzuschicken, doch das hatte der Alte sich nicht zu erwähnen getraut, was aber auch am Molly-Drachen liegen könnte. Einige Zauber später konnte er feststellen, dass es dem Mädchen weit besser ging, Wunden hatten sich geschlossen, die komplizierten Brüche begannen, ohne Komplikationen zu heilen. „Es wird besser“, gab er dann bekannt. „Sie sollte was Leichtes essen und dann wieder schlafen, um…“ „Ich bin kein Mädchen!“ Mit einem gewissen Mitleid blickte er auf die Kleine. „Doch“, gab er dann zurück. „Genau das bist du. Ein Mädchen.“ „Nein! Nein, ich…!“ „Ruhig“, bat Molly leise, schloss die Kleine wieder in die Arme, die sie nun vollkommen gehetzt ansah. „Das…! Bis vor ein paar Tagen war ich…!“ „Auf dir liegt kein Fluch“, erklärte Albus leise, doch mit einer Stimme, die schon immer für Ruhe gesorgt hatte. Er musterte das Kind, dem er so großes Unrecht getan hatte, nur, weil er blind gewesen war. Dabei hätte er die Anzeichen erkennen müssen! Sein eigenes Ziehkind hatte sie gehabt! „Du hast keine Tränke im Blut und…“ „Aber was ist dann passiert?! Ich kann doch nicht erst ein Junge sein und dann… dann…!“, Gott, er konnte das nicht mal aussprechen! „Wir finden es raus“, versprach Molly. „Keiner von uns wird etwas Anderes tun, bis wir eine Lösung gefunden haben.“ Doch sie sagte nicht, dass Harry dann wieder ein Junge sein würde, denn nach dem, was sowohl die Heilerin als auch Jacob gesagt hatten, würde das mehr als unwahrscheinlich werden. „Und jetzt keine Tränen mehr, ja? Ich helfe dir erst mal ins Bad, danach zurück ins Bett und Ron bringt dir ein leichtes Frühstück hoch.“ Harry hatte keinen Hunger, auch wenn sein Magen etwas Anderes behauptete, doch er hatte gar keine Wahl. Er wurde hochgehoben und nun auch noch von Molly durch die Gegend geschleppt, im Bad musste er dann auch noch feststellen, dass er Mädchenunterwäsche trug, sah wieder, dass da ein Teil fehlte, das ihn doch ausgemacht hatte! Sein… sein… sein Penis! Er hatte da zwischen den Beinen… nichts! Doch dann riss Harry sich zusammen. Das war nur vorübergehend, er verrichtete sein Geschäft, hinkte dann zum Spülstein, wusch sich etwas und bewältigte den Weg bis nach draußen, wo er auch schon wieder hochgehoben wurde. Wieder im Bett sah er auf Dumbledore, der sich inzwischen auf einen Stuhl gesetzt hatte und nachdenklich über seinen Bart strich. „Was ist mit mir passiert?“, fragte er schließlich leise. Nicht, weil er mit dem Man sprechen wollte, sondern weil er endlich eine Erklärung brauchte! Wie konnte man über Nacht das Geschlecht wechseln, verdammt noch mal?! „Wie kann… man aus einem Jungen ein Mädchen machen?!“ Als Albus die Frage hörte, sah er auf, musterte das Mädchen, das nun der Mutter so ähnlich sah. Nun ja, die Haare waren etwas dunkler, die Wangenknochen waren höher, sie war insgesamt viel kleiner, laut der Heiler wegen chronischer Mangelernährung in der Kindheit, die er auch auf seine Kappe nehmen musste, aber sonst… Und dann fiel es Albus von den Augen, wie Schuppen. Harry sah aus, wie eine Mischung aus zwei Leuten, die er sehr gut kannte! Und einer davon hatte ihm erst gestern einen Trank gegeben, der viele dunkle Flüche brechen konnte, bis hin zur vollkommenen Löschung des dunklen Mals! Das hatte dazu geführt, dass die letzten Reste der Narbe auf Harrys Stirn verschwunden waren, zusammen mit einem schwarzen Nebel, den er kaum zuordnen und über den er forschen musste, doch Harry war ein Mädchen geblieben! Und es gab tatsächlich etwas, dass so was auslösen könnte! Etwas an das Niemand gedacht hatte, weil sie Harry alle nur als Jungen kannten. Aber was, wenn er das nie gewesen war? Wenn Harry genetisch immer ein Mädchen gewesen wäre? So etwas kam nur in extremen Fällen vor, würde aber erschreckend viel erklären! „Ich… muss etwas überprüfen“, erklärte er leise. „Kannst du mir bitte eine Strähne von deinem Haar geben?“ Toll! Schon wieder keine Antworten! „Soll… soll es weitergehen, wie es geendet hat?“, fragte Harry hart. „Wollen Sie mir wieder Sachen verschweigen, die am Ende dazu führen, dass Leute sterben? Wollen Sie….?!“ „Ruhig!“, befahl in dem Moment Jacob, der sah, wie das Mädchen sich in eine Hysterie zu steigern drohte. „Egal, was vorgefallen ist, du musst dich beruhigen!“ Doch die Kleine begann bereits, Dumbledore anzubrüllen, nicht zu Unrecht, wie er fand, doch das hier schadete nur der Kleinen, da eine Rippe sich in die Lunge gebohrt hatte und auch, wenn der Schaden behoben war, es musste doch weh tun!! Schließlich sah er keine Wahl, als das Mädchen erneut zu sedieren. Dann riss er selbst ihr ein Haar aus. „Wozu brauchen Sie das?“ „Ich…“, Albus fühlte sich wirklich getroffen, denn in seinen Augen hatte Harry Recht. Er hatte es immer für besser gehalten, Dinge für sich zu behalten und das hatte in die Katastrophe vom Ministerium geführt, die Severus fast seinen Geliebten gekostet hätte. Nun, aber immerhin hatte das ihm wohl auch die Eingebung gebracht, was er tun musste, um das Mal loszuwerden. Denn der Mann stand auf tönernen Füßen, was seine Position als Spion anging und es war Albus wirklich lieber zu wissen, dass er den Job nun nicht mehr machte. „Mir ist ein Gedanke gekommen, aber… bevor ich das genauer durchgehe, muss ich Beweise haben.“ Jacob sagte nichts, er trat zum Bett und tat, was er in den letzten Tagen regelmäßig hatte tun müssen – er flößte dem erneut nicht ansprechbaren Mädchen einen Nährtrank ein. Wenn das so weiterging, würde die Kleine sich lang nicht erholen. Albus seufzte etwas, nahm seine Beute und ging. Er musste Dinge nachprüfen und er hatte jetzt schon Kopfschmerzen, wenn er daran dachte, was sein würde, wenn er mit seiner Vermutung Recht hatte, was leider häufig der Fall war. Nicht zu vergessen, dass da noch das Poppy-Problem war. Jacob und die andere Heilerin hatten massive Schäden bei Harry festgestellt. Es war unmöglich, sich vorzustellen, dass die Schwester das nicht gesehen haben wollte, was nur einen Schluss zuließ: sie hatte es verschwiegen. So viele Dinge, die geklärt werden mussten und er hatte keine Ahnung, wo er beginnen sollte. Nun, erst mal beim größten Problem, denn Harry konnte nicht zu den Dursleys zurück, auf gar keinen Fall, die hatten schon mehr als genug Schaden angerichtet und er hatte nicht vor, sie einfach so davon kommen zu lassen, aber vorerst ging es um die Lösung dieses Rätsels. Was noch hässlich genug werden würde. Er verabschiedete sich von Molly, erklärte, dass er eine Idee hätte und dass sie sich sofort melden sollte, wenn irgendwas sich verändern würde. Die Frau nickte, während sie wieder manisch zu backen begann, ein Zeichen, dass sie sich aufregte. Nun, sie hatte ihn offen bedroht und was selten war – Albus hatte Angst gehabt, denn eine gereizte Mutter war bei jeder Art auf Erden so ziemlich das Gefährlichste, dass es geben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)