Blinded von BittersweetNightmare ================================================================================ Kapitel 3: Zuvor in Lorien -------------------------- Der Goldene Wald, bei den meisten Personen war dieser Ort wohl besser unter den Namen "Lothlorien" bekannt, lag ruhig vor den Augen des Elben mit dem langen, für sein Volk so typischen hellen Haar und mit wachsamen Auge suchte er die Umgebung nach möglichen Feinden ab, wobei nicht nur seine Augen denen von Raubvögeln glichen. Auch das Gesicht des Elben glich beinah dem eines solchen Vogels, zumindest hatte er schon oft diesen Vergleich zu hören bekommen, aber genau dieses Gesicht erzeugten zusammen mit der aufwendig gearbeiteten Uniform ein doch imposantes Gesamtbild, dass schon so Manchen beeindruckt hatte, ganz gleich ob Freund oder Feind. Nicht eine Sekunde lang liess sich der Elb ablenken, weder durch das kleinste Geräusch, noch durch die winzigste Bewegung. Seine Armmuskeln spannten sich unweigerlich an, während er seinen kunstvoll verzierten Langbogen umklammert hielt und seine Hand strich beinah liebevoll über den Pfeil auf der Sehne, welcher jederzeit bereit zu sein schien, abgefeuert zu werden, sobald sich ein ungeliebter Gast in das ruhig daliegende Gebiet verirren würde. Schließlich herrschten unruhige Zeiten und da war es nie verkehrt, besonders wachsam zu sein, doch war der selbstbewusst wirkende Elb so sehr damit beschäftigt, sich auf die gewissenhafte Bewachung des Grenzgebietes zu konzentrieren, dass ihm entging, wie sich hinter ihm leise Schritte näherten und eine Hand auf seiner Schulter ihn erschrocken herumwirbeln ließ. Doch als er sah, dass keine Gefahr drohte, sondern ein anderer Elb sich zu ihm gesellt hattem welcher dem Anderen ziemlich ähnelte, doch ein wenig kleiner und zierlicher war als er selbst. "Orophin! Mein Güte, erschreck mich doch nicht so!", fuhr er den Kleineren harsch an und die ohnehin schon recht kalt wirkenden Augen des Ranghöheren funkelten den anderen Mann zornig an, doch schien diesen dies nicht wirklich zu beeindrucken, im Gegenteil. "Ich freue mich ja wirklich mit dir, dass Celeborn dich zum Hauptmann ernannt hat, Bruderherz und mir ist klar, dass dies eine sehr große Ehre für dich ist, aber ich finde, du nimmst deine Berufung ein klein wenig zu ernst, mein lieber Haldir", erklärte der Jüngere gänzlich unbeeindruckt, wobei er sich weiterhin das doch recht amüsierte Grinsen verkneifen konnte. "Nun, etwas mehr Ernsthaftigkeit würde dir ab und an auch nicht schaden, aber das ist eine andere Geschichte... Was willst du hier? Du störst mich doch hoffentlich nicht bei der Arbeit nur, weil dir der Sinn nach einem kleinen Plausch steht, oder?", seufzte Haldir und schüttelte leicht schnaubend den Kopf. Er liebte Orophin und wollte ihn eigentlich nicht rügen, doch seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern durch einen Angriff der Orks hatte Haldir schnell erwachsen werden müssen, um für seine Brüder zu sorgen und da er auch für ihre Erziehung verantwortlich war, wies er auch den oft noch recht kindlich wirkenden Orophin zurecht. Ein letztes Mal bedachte Orophin seinen Bruder mit einem Lächeln, doch dann wurde er rasch wieder ernst. "Herr Celeborn und Frau Galadriel wollen uns augenblicklich sprechen, unser lieber Rúmil dürfte schon bei ihnen sein", setzte er den Hauptmann schließlich doch ins Bild, während er sich mit diesem auf den Weg zu den beiden Herrschern Loriens begab. Geduldig lauschte der stolze Hauptmann den Worten Ororphins, wobei er sich unwillkürlich fragte, welches Anliegen die beiden hohen Herrschaften wohl hatten, doch wenn sie schon alle drei Brüder zu sich zitierten und sie vom Dienst an den Grenzen abzogen, musste es sich um etwas wirklich Brisantes handeln. So dauerte es schließlich auch nicht lange und die beiden Brüder erreichten den prächtigen Thronsaal, wo Galadriel und ihr Gatte Celeborn bereits geduldig auf sie zu warten schienen, ebenso wie Rúmil, der Mittlere der drei Brüder. Rasch traten die beiden anderen Männer an dessen Seite, um anschließend ihre Häupter demütig senkten und geduldig abzuwarten, dass man das Wort an sie richten würde. Immerhin konnten sie sich nicht vorstellen, warum sie von den Beiden herzitiert worden waren, jedoch schaffte Galadriel da auch rasch Abhilfe, indem sie die Drei freunlich lächelnd dazu aufforderte, sie anzublicken. "Ihr fragt euch sicher, warum ihr hier seid und nicht eurem Tagewerk nachgeht... Nun, ich habe einen sehr gewichtigen Auftrag für euch Drei. Wie ihr wisst, pflegt Lothlorien recht enge Beziehungen zu Düsterwald und Thranduils Sohn ist wohl recht widerspensitger Natur, was sich für einen künftigen Thronfolger nicht geziemt, zumal er bald heiraten soll. Aus diesem Grund hat Thranduil gebeten, dass Haldir die weitere Erziehung und Ausbildung des Prinzen übernehmen soll bis zu dessen Hochzeit, was auch bedeutet, dass dieser auch bei dir wohnen wird", erläuterte die Herrin des Goldenen Waldes, wobei ihr sanfter, gütiger Blick auf dem Hauptmann ruhte, welcher ein ziemlich entnervtes Stöhnen verlauten liess, hatte er doch eigentlich mit Orophin noch genug zu tun und ein weiterer frecher Elb, der meinte, schon erwachsen zu sein, hatte ihm gerade noch gefehlt, zumal dieser auch noch zu allem Übel bei ihm wohnen sollte. Aber den Weisungen Galadriels wagte er nicht, sich entgegenzusetzen, weshalb er demütig nickte. "Und was ist mit uns? Was wird unsere Aufgabe sein?"; erkundigte sich Orophin ungeduldig, keuchte jedoch schmerzerfüllt auf, als Rúmils Ellbogen ihn unsanft in der Seite traf, begleitet von einem nicht minder bösen Blick, doch bevor es noch zu einem Streit hätte kommen können, hatte Galadriel auch schon wieder das Wort ergriffen. "Für euch Beide habe ich auch eine sehr wichtige Aufgabe, denn ihr sollt zusammen mit einer Auswahl eurer Männer nach Düsterwald reisen, um den Prinzen abuholen und hierher zu eskortieren. Traut ihr euch das zu?" Einen Moment lang herrschte Schweigen in der großen, prunkvollen Halle, wobei die Brüder aus verschiedenen Gründen verstummt waren: Haldir war fassungslos darüber, dass seine beiden grünschnäbeligen Brüder den Prinzen eskortieren sollten während er, der Hauptmann, zum Babysitter degradiert wurde. Das kratzte doch schon sehr an seinem Ego. Rúmil schwieg vor lauter Erstaunen, da er nie gedacht hätte, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe delegiert zu bekommen. Auch Orophin schwieg aus ähnlichen Gründen ,wobei man den Jüngsten sehr deutlich seinen inneren Kampf ansehen konnte, als bemühe er sich krampfhaft darum, Galadriel und Celeborn nicht vor lauter Dankbarkeit um den Hals zu fallen. Immerhin würde er so Haldir einmal beweisen können, dass auch er Verantwortung tragen konnte. Galadriel ließ ihren Blick noch kurz auf den drei Brüdern ruhen, ehe sie abermals lächelte. "Ich wünsche euch viel Glück und Kraft bei eurer Aufgabe. Mögen die Valar mit euch sein", erklärte sie, wobei sich die Drei nochmals kurz verbeugten, um sich anschließend ihren neuen Aufgaben zu stellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)