Schwerttanz von migele ================================================================================ Kapitel 1: Vergleiche am Rande ------------------------------ Vergleiche am Rande Es war ein Tag wie jeder andere. Die Menschen strömten zur Arbeit, gingen einkaufen und auch sonst war alles wie immer. Das Ganze von oben betrachtend hatte man das Gefühl, eine Termitenkolonie zu sehen. Was störte, waren typisch menschlichen Eigenschaften. Da gab es einen Unfall. Natürlich gab es Stau, weil alle Leute unbedingt zuschauen mussten, wie die Rettungsmaßnahmen von statten gingen. Ein paar Blöcke weiter fand ein Banküberfall statt. Gleich neben der Bank lungerten einige Arbeitslose herum. Denen war der Überfall völlig egal, solange sie nichts dafür bekämen, würden sie keinen Finger rühren. An einer anderen Stelle rannte ein Manager im Anzug eine alte Frau mit Einkaufssäcken über den Haufen. Er sah sich nicht einmal um. Es half ihr zwar jemand aufzustehen, aber sie musste den Großteil ihres Einkaufs alleine aufsammeln, bis ihr dann doch einige Studenten halfen. In einem Termitenhügel wäre das Ganze anders abgelaufen. Es hätte keinen Überfall gegeben. Wenn man dort zusammenstoßt, hilft man beim Aufräumen. Falls jemand in Not ist und andere es merken, eilt Hilfe schnellstens herbei. Arbeitslose gibt dort es ohnehin nicht. Bei Katastrophen zusehen, das gibt es auch nicht. Entweder es gibt etwas Wichtigeres zu tun, oder es wird beim Aufräumen mitgeholfen. Einen Blick in eines der Einkaufzentren werfend sehen wir Unmengen von Menschen, die ineinander hinein rennen. Wieder machen es die Tiere besser. Früher zur Zeit der riesigen Büffelherden in den USA hatte man ein glänzendes Beispiel für Koordination. Hunderte Büffel rannten gleichzeitig und trotzdem gab es weniger Gedränge, als wenn man zehn Menschen durch eine enge Tür schicken würde. Ein Kritiker mag sagen, es seien alles nur Instinkte und weil wir als höhere Lebewesen Instinkte kaum noch benötigen und diese deswegen verloren haben. Aber ist es wirklich wahr, dass wir unsere Instinkte verloren haben? Man betrachte die ersten Lebensmonate des Menschen, man sieht überwiegend Instinkthandlungen. Dann blicke man weiter, Fortpflanzung basiert auf Instinkten. Selbsterhaltungstrieb, Geltungstrieb .... alle wurzeln in unseren tierischen Vorfahren. Brauchen wir diese Verhaltensweisen? Wieder könnte man sagen, dass wir sie erlernen können und das Potenzial haben, sie über das Maß der Instinkte hinaus zu steigern. Wenn man aber auf den Straßenverkehr schaut,, merkt man nichts von einer Verbesserung. Es herrscht ein komplexes Faustrecht. Freilich gibt es in unserem Innerem genug Instinkte und Verhaltensweisen, die schlummern, welche auch nur darauf warten geweckt zu werden. Wer weiß, was für Dämonen oder Engel in den Tiefen der Menschen noch warten. Auch an diesem Tag ging sie wie immer in die Schule. Sie liebte Mangas, Comic und Animes. Sie wurde deswegen immer wieder ausgelacht. Computerspiele interessierten sie nicht - im Gegensatz zu ihren Freunden. Noch nicht ganz 18 Jahre alt, Maturantin und trotzdem verspielt wie ein kleines Mädchen. Ein Trost für sie war es, dass es in ihrer Klasse wenigstens einen Jungen gab, der genauso dachte wie sie. Beide sorgten in der Schule für viele Gerüchte. Hinter ihren Rücken wurden sie als Pärchen gehandelt, aber in Wahrheit waren sie nur perfekte Freunde. Auch wenn ihr Umgang von einer beängstigend scheinenden Vertrautheit dominiert wurde. Viele scherzten darüber, dass die beiden untereinander Gedanken lesen konnten. Was die Mitschüler nicht wussten war, wie nahe sie sich an der Wahrheit befanden. Beide waren sensibel genug, um jeweils die Stimmungen des anderen zu spüren. Weil sie ähnlich dachten und sich sehr gut kannten, erlaubte es ihnen diese Fähigkeit, den anderen meist korrekt zu interpretieren. Es war trotzdem ein über die normalen Erfahrungen hinausgehendes Verhalten. Die wenigsten Menschen können ihrem Geist weit genug öffnen, um so eine Verbindung auch nur annähernd zu ermöglichen. Überhaupt waren diese zwei vielen verdächtig. Beide hatten ein fundiertes esoterisches Wissen und sie wurden in den Religionsstunden oft von den anderen gebeten, die Professorin zu beschäftigen, was häufig in Diskussionen endete, wo viele ohnehin nicht mehr mitwussten. Für die beiden war es auch ein Tag wie jeder andere, mit einigen kleinen Unterschieden. Es gab eine Exkursion in Geschichte. Diese führte sie in eine Sonderausstellung antiker Schwerter. Einige der Schwerter waren den beiden schon aus Sagen bekannt, beziehungsweise sie waren angeblich in Schlachten verwendet worden, worüber von ihnen gelesene Sagen berichteten. Er war von den Japanischen Schwertern fasziniert. Manche Samuraischwerter waren einige Jahrhunderte alt. Eines war sogar mehrfach versiegelt und in Ketten gelegt. Angeblich hatte sich jeder seiner Besitzer mindestens einmal an ihm geschnitten. Einige waren bei Unfällen mit dem Schwert ums Leben gekommen. Das war der einzige Grund dafür, dass es in dieser Ausstellung war. Sein praktischer Wert war, außer als Schaustück, gering, wegen der vielen Unfälle. Das zweite Schwert mit besonderer Vergangenheit war ein europäisches. Auf dieses hatte Marion, unsere Manga-Leserin, ein Auge geworfen. Kaum war es einmal in einer nicht öffentlichen Sammlung, so wurde es schon gestohlen oder es ging verloren. Aufgrund dieser Eigenschaften war dieses das zweite Schwert, das keinen Sammlerwert besaß. Zum japanischen Samuraischwert kam noch ein Kurzschwert von 36 cm Länge hinzu, zum europäischen Langschwert ein geflammter Langdolch. In der Ausstellung gab es noch eine besondere Halle. In ihr lagen Schwerter und deren Nachbauten direkt nebeneinander. Während der Führung hatten die Besucher die Möglichkeit herausfinden, welche der Schwerter die echten waren. Es war ein Versuch den Leuten zu zeigen, wie schwer es war antike Kunst von perfekten Fälschungen zu unterscheiden. Aus der gesamten Klasse hatten am Ende der Führung nur zwei alle echten Schwerter erkannt. Im Grunde wunderte das niemanden. Die beiden waren den übrigen auch sonst immer unheimlich genug. Marion und Kai staunten. Sie waren rein intuitiv vorgegangen. Dann kam die Schatzkammer. Hier waren mit Edelsteinen besetzte, goldene, silberne, versilberte, vergoldete Prunkschwerter ausgestellt. Als Waffen waren sie minderwertig, aber trotzdem wertvoller als die gesamten Ausstellungstücke der anderen Hallen zusammen. Weil nach dieser Exkursion der Schultag zu Ende war, beschlossen die Schüler, noch ein wenig in der Ausstellung zu bleiben. Es gab sogar einen Workshop, wo man mit Schwertern üben konnte, jedoch nicht mit den echten sondern mit den nachgemachten. Einige der Jungs blieben noch länger dort. Nachdem die beiden noch ihre -verfluchten- Lieblingsschwerter betrachtet hatten, gingen auch sie. Der Heimweg verlief wie gewöhnlich. In der Straßenbahn klebten die Menschen aneinander wie in einer Fledermauskolonie, bei den Ampeln standen sie in den Starlöchern wie Wölfe, die auf den richtigen Augenblick warteten um den Angriff zu beginnen. Den wenigsten fiel auf, wie tierisch doch die menschliche Welt war. Der Polizist auf der Mitte der Kreuzung wachte über die Schulkinder wie Murmeltiere, welche auch Wache schieben, auf ihre spielenden und jagenden Gefährten achteten. In der Nacht geschah wieder etwas, was es auch im Tierreich gibt, ein Diebstahl. Dort ging es meist um Nahrung, diesmal jedoch um Gegenstände mit einem ungeheurem Sammlerwert. Die Ausstellung der Schwerter wurde geplündert. Die Einbrecher kamen über das Dach. Sie ließen sich dann an Seilen herab, wie Spinnen an ihren Fäden. Schleichend und sich immer wieder hinter Säulen versteckend, bewegten sie sich weiter, in der Hoffnung, dass die Kameras sie nicht aufzeichneten. Jede Katze hätte es besser gemacht. Vor allem hatten Katzen den Vorteil weicher Fußballen, während die Einbrecher Schuhsohlen hatten, was das Schleichen nicht gerade vereinfachte. Dann deaktivierten sie die Alarmanlage zur Halle der Prunkschwerter und öffneten die Türe. Drinnen wurde die Alarmanlage der Tür wieder eingeschaltet und die Türe vorher verschlossen. Dieser Ablauf war wenigstens noch perfekt gelaufen. Sie hatten es sogar geschafft, alle leise zu sein. Nun folgte aber der schwierigere Teil. Jeder einzelne der Kästen war getrennt gesichert worden. Mit einer Geduld, die man öfter im Tierreich vorfindet als in unserer -zivilisierten- Welt, machten sich die Profis an die Arbeit. Stück für Stück wurden Kabel zerschnitten, neu verbunden und dann wurden die Glaskästen geöffnet. Nach dem Prinzip der Blattschneideameisen schnitten sie Löcher ins Glas, um dann, anders als die Ameisen, den Inhalt zu holen, ein Vorgang, der in der Natur auch sehr häufig stattfindet, jedes Mal, wenn eine Schale oder ein Panzer geknackt wird. Genau 30 Minuten und 26 Sekunden später waren sie in diesem Raum fertig. Durch eine Seitentür ging es in den nächsten Raum. Es war der mit den Attrappen. Hier zogen sie nur wie eine Herde Antilopen durch, immer auf Deckung achtend und ständig wachsam. Nun kam der Raum mit den besten der Waffen, der gemischte Raum. Das war auch der mit den beiden verfluchten Schwertern. Hier wollten die Diebe zuletzt plündern. Ihre Ziele für später markierend, wie es Gorillas mit ihrem Territorium machten, gingen sie weiter zu den mittelalterlichen Schwertern. Da wurden nur zwei mitgenommen. Alarmanlagen wieder desaktivierend spaltete sich ein Teil der Truppe ab und holte noch einige der Asiatischen Schwerter und drei bestimmte Säbel. Seit dem Einbruch waren bereits 1 Stunde 20 Minuten vergangen. Sie standen nun alle wieder in der gemischten Halle. Außer den beiden verfluchten Schwertern, den einzigen ohne Alarmanlage, aber dafür hinter Panzerglas, sollten sie noch zwei andere mit dazugehörigen Dolchen, Kurzschwertern, Schwertscheiden und sonstigem Zubehör mitnehmen. Es verlief alles ganz einfach. Die -normalen- Schwerter und das Zubehör wurden problemlos verstaut. Dann blieben nur noch die zwei Sonderfälle. Die Diebe standen eine Weile um die letzten beiden Auftragsstücke herum, bevor sie zum Angriff übergingen. Die Schwerter wurden schnell aus ihren Kästen geholt und verpackt. Aber das lief nicht ohne einen Unfall. Das große japanische Schwert war in der Scheide. Das Kurze musste zuerst gesichert werden, dabei schnitt sich einer der Diebe über die Handfläche, als das Schwert an der Schwertscheide abglitt. Die Menschen bewiesen damit wieder einmal ihre Überlegenheit. Einige Eidechsenarten und Vogelgattungen können auf Kakteen herumspazieren, ohne sich auch nur ansatzweise so oft zu verletzen. Das andere Schwert machte den Dieben keine derartigen Probleme. 2 Stunden und 4 Minuten waren vergangen, seit die Einbrecher auf jenem Weg hereingekommen waren, den sie gerade wieder einschlugen, um das Museum zu verlassen. Sie nahmen wieder Seile, um durch eines der Fenster nach oben zu entkommen. Menschen sind zwar bessere Kletterer als viele Tiere, aber in diesem Fall sah man bei ihnen nicht wirklich die Abstammung von Affen. Es kam, wie es kommen musste. Der Knoten, mit dem das europäische Schwert am Rucksack befestigt war, löste sich und es fiel aus einer Höhe von fünf Metern hinab. Unten zertrümmerte der Aufprall zwei Marmorplatten. Der dabei entstandene Krach war im gesamten Museum hörbar. Der letzte der Einbrecher ließ sich noch einmal hinab, um das Schwert aufzuheben und dann sich hastig von den anderen am Dach hochziehen zu lassen. Als er hochgezogen wurde, ging der Alarm los. Die Flucht verlief fast perfekt. Sie warfen die Schwerter in ihre drei Autos und sahen, dass ein Schwert sofort wieder herausfiel. Irgendwie wunderte es die Diebe nicht, dass es das selbe war, welches ihren Einbruch verraten hatte. Ansonsten verlief die Flucht wie geplant. In ihrer Zentrale angekommen, staunten die Profis nicht wenig als die Katze, die immer in der Basis herumgelungert war, sie anfauchte und dann das weite suchte. Katzen sind dafür bekannt, dass sie schlechte Schwingungen spüren. Es ist ein tief entwickelter Instinkt. Diese Eigenheit der Spezies Felidae konnte nicht wirklich wissenschaftlich erklärt werden, aber Forschungen laufen in diese Richtung und es gibt ausreichend Sagen und Mythen zu diesem Thema, in denen Katzen vorkommen. Als die Beute ausgepackt wurde, schnitt sich einer fast zwei Finger mit dem Kurzschwert ab, während ein anderer stolperte, dabei das europäische Schwert, welches er getragen hatte, fallen lies. Dieses Schwert schlitterte zum altertümlichen Liftschacht und fiel hinab. Unterwegs war derjenige der Diebe daraufgetreten und gestolpert, der das Japanische Schwert getragen hatte. Prompt stolperte auch dieser und es rutschte aus seiner Schwertscheide. In einem hohem Boden flog es dem Chef der Bande entgegen und dieser sprang gerade noch rechtzeitig aus seinem Sessel. Mit einem schlitzendem Geräusch blieb es zitternd im Sessel stecken. Das ließ alle schlucken. Keine Angriffe und trotzdem drei Verletzte. Einer hatte sich im Museum am Kurzschwert geschnitten, hier in der Zentrale noch einer. Derjenige der auf das Schwert getreten und hingefallen war, hatte eine Platzwunde am Hinterkopf. In der Natur sind bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, Stürze keine Seltenheit. Jedoch ist der Körper besser dafür ausgestattet und diese Tiere verfügen über schnellere Reflexe um darauf zu reagieren. Am folgenden Tag wurde die Ware übergeben. Die Bande war heilfroh darüber vor allem die Verfluchten loszuwerden. Die anderen Schwerter waren ihnen egal, aber sie empfanden diese beiden als besonders gefährlich. Das eine hatten sie ohne Probleme aus dem Liftschacht geborgen, nur damit der Langdolch dann zufällig aus dem Fenster geflogen war. Das andere hätte um ein Haar einem Bandenmitglied den Kopf abgetrennt. Der Sammler, der die beiden "speziellen Schwerter", wie er sie nannte, haben wollte, kam mit einem Mercedes und zwei Stahlkoffern, welche von seinen Gorillas getragen wurden. Diese erweckten den, für die Spezies Bodyguards, typischen Eindruck, viele Muskeln und wenig Hirn. Die beiden Schwerter wurden in die Koffer gepackt. Die Diebe waren heilfroh, als sie diese verschwinden sahen, trotzdem konnten sie sich ein Lachen nicht verkneifen, als sie sahen, wie einer der Gorillas sich das Schwert übers Bein zog. Wobei er noch Glück gehabt hatte, weil er nur mit der Spitze gestreift hatte. Als der Käufer den anderen Koffer noch zusätzlich mit einer Kette umwickelte, musste die Bande laut lachen. Sie waren alle felsenfest davon überzeugt, dass es nichts nützen würde. Sie fühlten sich erst sicher, als der Käufer mit beiden Schwertern die Gegend verlassen hatte. Sie hatten jeden Schritt, den der Sammler gemacht hatte, genauestens beobachtet. Die Augen des Adlers haben eine Vergrößerung, die der eines Fernglases entspricht, denselben Effekt haben auch die Augen von Falken und Geiern. Vor allem Raubvögel greifen zu dieser Technik. Sie können aus großen Höhen ihre Beute sehen, ohne gesehen zu werden. Die Diebe hatten stattdessen Ferngläser verwenden müssen. Es gab Stau auf der Autobahn, ein sehr menschliches Ereignis. In der Natur können wir jedoch auch ein Gegenstück dazu sehen. Bei Flussüberquerungen, wo es an den Ufern steil bergauf oder bergab geht, prallen auch die Tiere aufeinander. Dieses Mal jedoch hat der Mensch mehr Charakter. Die Tiere schieben aus ganzer Kraft vorwärts. Die Elefanten, die sich manchmal gegenseitig helfen, bilden eine Ausnahme im Tierreich. Der menschliche Stau ist anders, es gibt Stress, Fahrer fluchen und es kommt zu Auffahrunfällen mit wenig Schaden dafür umso mehr Ärger. Der tierische Stau bedeutet häufig Schwerverletzte und auch immer wieder Tote. Letzteres ist in Afrika bei einigen Flüssen mit Krokodilpopulation ein äußerst gängiges Ereignis beim Wildwechsel. Der Sammler war inzwischen mit seinen neuen Schätzen aus dem Stau heraus und vor dem Hotel, in dem er derzeit residierte. Er stieg mit seinen beiden Bodygards aus und marschierte zum Portal, als auf einmal zwei Glieder in der Kette des einen Koffers zerbrachen und das Schloss sich öffnete. Der Sammler wusste bereits ohne hinzusehen, welches der Schwerter da gerade wieder an der frischen Luft lag. Schnell wurde alles wieder in den Koffer gestopft und mitgenommen. In der Nacht stellte der Sammler in seinem Apartment seine neuesten Errungenschaften aus. Er wagte sich zwar nicht in ihre Nähe, aber er genoss ihren Anblick aus einer relativ sicheren Entfernung, zwei Meter um genau zu sein. Verhalten dieser Art finden in der Natur bei Rangkämpfen sowie als persönlicher Freiraum Anwendung. Auch unter den Menschen gibt es viele, die gerne noch einen Sicherheitsabstand hätten, der in unserer Kultur kaum noch vorhanden ist. Nachdem der Sammler seine beiden Schätze noch betrachtet hatte, ging er schlafen. Dass ein reicher Sammler antiker Gegenstände in der Stadt war, wussten weltweit viele Interessierte. Einige davon hatten beschlossen, ihn um seine neuesten Einkäufe und seine Mitbringsel zu erleichtern. So wurde eine Gruppe Profis auf ihn angesetzt. Diese brachen in sein Apartment ein und plünderten es, während er ganz gemütlich im Schlafzimmer lag und schnarchte. Schnarchen ist auch im Tierreich weit verbreitet, nur wer dort in der Nacht schnarcht, lebt normalerweise nicht lange. Er lebte noch länger und schnarchte sogar dann einfach weiter, als alles Wertvolle aus dem Schlafzimmer gestohlen wurde. Die Diebe stahlen auch diesmal wieder die beiden Schwerter. Freilich fiel dem einem der Langdolch hinab, während einem anderem das Samuraischwert auskam und den Rucksack fein säuberlich zerschnitt. Ansonsten schafften sie es, ohne weitere Zwischenfälle zu entkommen und ihr Hotel zu erreichen. In Wien machte der Raub der vielen Ausstellungsstücke Schlagzeilen. Sogar die Spatzen pfiffen es von den Dächern. Klatsch und Tratsch ist eine eher menschliche Eigenheit. Zumindest fehlen uns aus dem Tierreich eindeutige Beweise. Viele Tiere treffen sich und tauschen Informationen aus, aber wieviel Unwichtiges dabei ist, das entzieht sich unserem Wissen. In den Ausstellungsräumen ging es zu wie in einem Bienenstock, Polizisten, Reporter, Versicherungsangestellte und das Museumsmanagement rannten wie verrückt in der Gegend herum. Der Informationsaustausch war wesentlich ineffizienter als die Kommunikation der Bienen. Die Bienentänze sind eine erstklassige Sprache, der Forscher, der dieser Sprache entdeckt hatte, war Karl von Frisch. Er hatte mit seiner Tochter ein Spiel veranstaltet. Es war darum gegangen, eine künstliche Nahrungquelle zu finden. Es hatte auch wirklich funktioniert. Marion und Kai hatten vor allem den Verlust 'ihrer' Schwerter bedauert, es dann einfach abgeschüttelt. Sie gaben sich ganz der Schule hin. Nicht, dass sie eine andere Wahl gehabt hätten, aber sie gehörten zu den Glücklichen, die es mit einem Lächeln machen konnten. Sie verbrachten Stunden damit, im Stadtpark zu liegen und nebenbei zu lernen. Das machten sie Tag für Tag. In der allgemeinen Rechnung konnte man sagen, dass damit in der Zeit von Ostern bis zur Matura, Anfang Juni, mehr Lernstunden beisammen haben würden als die meisten anderen Schüler. Vor allem, weil sie es jeden Tag machten und Stunden in der Sonne lagen. So waren sie am bestem Wege, erstklassig vorbereitet zu sein. Spielerisches lernen kennt man bei den höheren Tierarten. Wölfe spielen, Raubkatzen zum Beispiel fangen immer wieder diesselbe Maus oder ärgern andere kleinere Beutetiere um sie dann doch zu verschonen. In einfacherer Form kann man das mit Hauskatzen mit dem berühmten Wollknäuel nachspielen. Während Marion und Kai sich auf die Matura vorbereiteten, legten die Schwerter eine weitere Etappe zurück. Am einem verletzten sich zwei Mitglieder der letzten Diebesbande sehr schwer, während das andere Schwert samt Dolch unterwegs verloren wurde. Fest entschlossen entledigten sich die verzweifelten Profis auch noch des zweiten Schwertes, zusammen mit dem Kurzschwert. So begann nun die getrennte Reise der beiden Schwerter. In der Natur trennen sich feste Paare, zum Beispiel Störche, nur sehr selten. Symbionten noch viel seltener. Aber die Verfluchten hatten sehr verschiedene -Arbeitsweisen-, in diesem Fall war es vermutlich vorteilhaft, wenn sie getrennt die Stadt verwüsteten. Aber beide wurden bis zum darauf folgenden Morgen nicht gefunden. Um sechs in der Früh stand Kai auf. Er ging wie jeden Morgen joggen. Der naheliegende Park eignete sich herrlich dafür. Seine Familie war an seine ungewöhnlichen, zeitaufwendigen und mystischen Hobbys mittlerweile gewöhnt. Aber trotzdem konnte sich zumindest der Vater, von Zeit zu Zeit, einen Kommentar nicht verkneifen. So kam es, dass Kai beim Frühstück begrüßt wurde. Diesmal war es wieder der Witz mit dem Nachbarshund gewesen. Dieser hatte schon mehrmals versucht Kai zu beißen, vor allem beim Joggen. Dem schwerfälligem Boxer war dieser jedoch noch immer entkommen. Marion kämpfte derweil zwei Blöcke weiter mit ihren Haaren. Die langen Locken kosteten sie immer den letzten Nerv, aber sie passten ihr hervoragend. Die Kopfbehaarung des Menschen ist ein Überbleibsel des Fells unserer tierischen Vorfahren. Die Fellpflege ist im Tierreich eine wichtige Sache. Das Fell ersetzt die Kleidung. Diese Art der Bekleidung muss genau gepflegt werden. Jedoch haben viele Arten sehr verschiedene Methoden entwickelt, wie Fellpflege gemacht wird. Vögel haben ein Gefieder. Dieses muss noch besser gepflegt werden als das Fell. Die Federn haben noch die Aufgabe den Vogel in der Luft zu halten. Dazu müssen sie jedoch in einem gutem Zustand sein. Gute Ausrichtung ist nur ein Faktor. Bei Vögeln, wie Enten, haben die Federn noch die Aufgabe, für den Auftrieb im Wasser zu sorgen. Sie sind Wasser abstoßend und verhindern dabei, dass die Haut der Ente nass wird. Die Ente gleitet auf dem Wasser dahin. Derweil wurde eines der Schwerter in einer Seitengasse an eine Hauswand angelehnt gefunden. Eine Verkäuferin am Weg zum Arbeitsplatz sah das Japanische Schwert, mit Kurzschwert gegen ein Schuhgeschäft gelehnt. Nach dem Motto: Einen geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul! wollte sie die beiden Schwerter mitnehmen. Aber die Länge des größeren der beiden brachte sie davon ab. So griff sie zum Kurzschwert. Natürlich stieß sie daran und es prallte gegen das größere der beiden, welches prompt umfiel. Als sie es aufheben wollte, streifte sie die Klinge des Schwertes. Einen kleinen Schmerzensschrei später war sie wieder auf den Beinen, hatte aber einen tiefen Schnitt am Finger mehr. Wieder blieb kein tropfen Blut auf dem Schwert zurück. Die Frau rief, durch diesen Zwischenfall verunsichert, die Polizei an. Diese kam auch mehrere Minuten später an und wollte genau wissen, was geschehen war. Aber das, was sie erwartete, empfand sie einfach als lächerlich. Die Polizisten änderten ihre Meinung erst, als sie es trotz mehrfacher Schnittverletzungen nicht geschafft hatten, beide Schwerter ins Auto zu bringen. Die beiden Polizisten riefen einen Krankenwagen und die Feuerwehr. Die Angelegenheit war einfach peinlich. Der acht Insassen im Feuerwehrwagen betrachteten das ganze als einen schlechten Scherz, zumindest bis die ersten beiden der Feuerwehrleute sich geschnitten hatten. Der Krankenwagen transportierte nur die Verkäuferin ins Krankenhaus, weil sie eine Zeitbestätigung benötigte. Die Feuerwehr schaffte es, das Gefahrengut mit Hilfe schwerer Schutzkleidung, zu bergen. Nur die Schutzkleidung, die eigentlich äußerst widerstandfähig war, musste entsorgt werden, weil sie wie ein zerschnittener Fetzen aussah. Nun folgte die Eskorte zur Polizei. Am Tage zuvor war das andere Schwert von einigen Kindern gefunden worden. Sie hatten ein wenig mit ihm und dem Langdolch Ritter gespielt. Was allerdings beim Langschwert äußerst gefährlich und einfach lächerlich war. Es war viel zu schwer für die Kleinen gewesen. Außerdem verloren sie die beides im Gebüsch. Trotz längerer Suche gelang es ihnen nicht einmal, eines der beiden wieder zu finden. Kai, der jeden Morgen am Weg zur Schule an einer Polizeiwache vorbei musste, staunte nicht schlecht, als ein Feuerwehrwagen davor stand und ein Feuerwehrmann in schwerer Schutzkleidung mit einem Schnitt durch die ganze Jacke versuchte, ein ihm nur zu gut bekanntes Schwert wieder in die dazugehörige Scheide zu stecken. Er zog es sich dabei aber über den Handschuh. Als er es fallen ließ, rollte es Kai direkt vor die Füße. Dieser bückte sich ohne nachzudenken und nahm es in die Hand. Es fühlte sich einfach großartig an. Es erinnerte ihn an eine Sommernacht. Mit einer schnellen Bewegung, die man einem Anfänger nicht zugetraut hätte, war es wieder in seiner Schwertscheide und er hielt es einem Polizisten hin. Dieser erschrak und sprang zurück. Einer der Feuerwehrleute fragte spaßhalber, ob es sein Schwert sei. Kai erklärte, dass es gestohlen worden war und dass es angeblich 'verflucht' sei. Einige der Anwesenden zuckten zusammen und zeigten dem Jungen dann ihre Kampfverletzungen. Der Chef der Polizeiwache bat den Jungen noch, das Kurzschwert in die Polizeiwache zu tragen und auch das andere mitzubringen. Ein Drogenhund, der gerade anwesend war, drehte durch, als er die Schwerter sah und verbiss sich in der Schutzkleidung des Feuerwehrmannes. Dieser Biss fügte aber weit weniger Schaden zu, als ein einfacher Griff nach dem Schwert. Daraufhin entschieden der Einsatzleiter der Feuerwehr und der Chef der Polizeiwache eigenmächtig, dass sie das Schwert Kai überlassen würden und er es selber ins Museum bringen sollte. Von dort aus würde dann die Polizei benachrichtigt werden. Kai wollte widersprechen, aber wurde dadurch zum Schweigen gebracht, dass er es schon seit fünf Minuten in der Hand hatte und sich immer noch nicht geschnitten hatte. Das andere Schwert war derweil von einem Hund gefunden worden. Dessen Herrchen nahm es zusammen mit dem Langdolch mit, der daneben lag. Er musste dann jedoch beide am Rande des Parks fallen lassen, als ihm der Hund entkam und mit voller Geschwindigkeit davonlief. Da dieser ein Windhund war, konnte er sich nicht mit seinen Fundstücken belasten. In der Folge konnte er sie jedoch nicht mehr finden. Kai holte Marion bei ihrer Haustür ab, wie jeden Morgen und merkte sofort ihren skeptischen Blick, als sie das Schwert in seiner Hand erkannte. Er zeigte ihr sogar den Zettel, den ihm die Polizei mitgegeben hatte. Das Zitat, , brachte sie zum Lachen. Die beiden gingen ihre normale Route entlang eines anderen Parks, als Marion etwas am Boden liegen sah, das europäische Schwert und den dazugehörigen Langdolch samt Scheiden. Die beiden entschieden sich, auch dieses mitzunehmen und es auch im Museum abzugeben. Marion die dieses Schwert trug hatte das Gefühl einer klaren kalten Winternacht. Bei Tieren ist Vertrauen eine wichtige Angelegenheit, sei es nur im Rudel oder zu anderen Tierrassen. Für Forscher ist es oft eine sehr komplexe und zeitaufreibende Aufgabe, das Vertrauen von Tieren zu gewinnen. Häufig sind sie dann trotzdem die einzigen Menschen, die akzeptiert werden. Sie sind dann in das Rudel aufgenommen. Die Menschen erhalten im Rudel normalerweise einen mittleren Status. Sie kümmern sich zwar nicht so sehr um die Jagd, aber um die Erziehung der Kinder. Sie werden ins Familienleben aufgenommen, etwas, was ruhig gesagt, als eine Ehre angesehen werden kann. Denn in der Natur, in den Rudeln, sind die Kinder die wahren Schätze. Es würde etwa dem entsprechen, wie wenn ein Sammler seinem Freund einen van Gogh anvertrauten würde, und das ist bei den Menschen eigentlich nie ohne eine entsprechende Gegenleistung der Fall. Als sie vor dem Museum ankamen, wollte man sie zuerst nicht hereinlassen. Als sie dem Wächter die Waffen zeigten, wollte dieser prompt die beiden Jugendlichen verhaften lassen. Nicht, dass es dazu kam. Der Direktor, der, wer weiß, zum wie vielten Mal zum Tor kam, verhinderte es mit einem scharfem Komando zum Wächter. Marion und Kai folgten dem Direktor zum Büro, wo dieser die Polizei und den Besitzer dieser beiden besonderen Schwerter anrief. Der Besitzer erkundigte sich nur danach, wie die Schwerter gefunden worden waren und wer sie derzeit aufbewahrte. Als er hörte, dass zwei Personen beide Schwerter schon seit einiger Zeit bei sich hatten und unverletzt waren, entschied er sich, dem Direktor jenes Fax zukommen zu lassen, das seit einigen Jahren in seinem Schreibtisch wartete. Der Direktor staunte nicht wenig, als es zwei Schenkungsurkunden waren. Nach einem weiterem Anruf klärte ihn der Besitzer darüber auf, dass er diese Schwerter samt Zubehör diesen beiden Jugendlichen schenken wollte. Beide Schwerter waren auch als bekannt. In den Legenden, die sie umgaben, hieß es, dass sie nach ihren 'wahren' Besitzern suchten. In der Meinung des Sammlers hatten sie diese gefunden. Zusätzlich war er froh, jene losgeworden zu sein. Der Kommissar der mit der Bearbeitung des Falles beauftragt war, wollte die Schwerter sofort konfiszieren und nahm sie an sich. Das Europäische fiel ihm aus der Hand und landete auf seinem Fuß. Das Japanische glitt aus seiner Schwertscheide heraus und sorgte für einen Schnitt bis zum Knochen an vier Fingern der rechten Hand. Der Polizeichef des Kommissariats, das Kai die Aufsicht über das Schwert gegeben hatte, war vom Kommissar wegen seiner Eigenmächtigkeit vorgeladen worden. Er gab bekannt, dass Unfälle dieser Art der Grund gewesen seien, wieso der Junge der einzige gewesen war, dem er das Schwert hatte sicher anvertrauen können. Der Kommissar hielt aber alles nur für einen dummen Zufall. Auch die Ausführungen des Museumsdirektors über die Legende, die der ehemalige Besitzer der Schwerter erzählt hatte, überzeugten ihn nicht. Er ließ jedoch die beiden Jugendlichen die Schwerter zu deren Aufbewahrungslager bringen. Da sie Beweisstücke in einem Kriminalfall waren, wollte er sie nicht den, seiner Ansicht nach unverantwortlichen, Kindern überlassen. Nachdem die Schwerter gelagert waren und die Schenkungsurkunden für Marion und Kai von einem Notar bestätigt worden waren, gingen die beiden noch für drei Stunden zur Schule. Sie hatten jedoch beschlossen, nichts von ihrem äußerst ungewöhnlichem Tag zu erzählen, es würde ohnehin niemand glauben. In der Früh des nächsten Tages wurden beide vom Kommissar angerufen. Die Schwerter waren in der Nacht verschwunden. Marion als Besitzerin des europäischen Schwertes lachte nur und scherzte, wie lange es diesmal dauern würde, bis sie ihre Schwerter wiederhatten. Kai indessen hoffte, dass es diesmal weniger Verletzte geben würde. Schließlich gehörte ihm das Samuraischwert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)