Chronik I - Rache von Melonenhirn ================================================================================ Kapitel 2: Ereignis ------------------- Kapitel II - Ereignis “...Rache...wird sie büßen...sie es wagen...schon wieder...” Twilight riss die Augen auf. Wer veranstaltete hier so einen Lärm? Noch dazu so früh am Morgen? Sie gähnte einmal ausgiebig und erhob sich dann schwerfällig aus ihrem Bett, trottete auf die Treppe zu und versuchte die Quelle des Lärms auszumachen. Im Erdgeschoss lief Spike wild auf und ab, er schien offenbar über irgendetwas äußerst verärgert zu sein. Twilight hatte da schon so einen Verdacht. “Spike! Guten Morgen!” Und mit diesen Worten schlurfte sie die Treppe hinunter. “Und dann noch-Oh! Morgen, Twilight...” “Was ist denn los? Du machst ja einen Lärm wie zwölf Partykanonen!” “Ach, es geht um Rarity...offenbar hat sie sich schon wieder einige Stücke aus meiner Diamant-Sammlung für ihre Kleider gemopst...zum zichtausendsten Mal! Und dann auch noch den großen Opal, der sollte mein heutiges Frühstück sein!” Twilight musste grinsen. Sie kannte diese Angelegenheiten schon zu genüge. Denn wenn es nicht Rarity war, die sich Spikes Diamanten “borgte”, war es Spike, der im spontanen Appetit Diamanten von Raritys Kleidern “stahl”. Die Beiden stritten sich deswegen ständig fürchterlich, aber Twilight wusste, dass sie einander mochten. Sogar sehr. Spike hatte unmissverständliche Gefühle für Rarity, das konnte eigentlich jeder sagen, der die Beiden schonmal zusammen gesehen hatte. Und, so glaubte Twilight, auch Rarity war nicht abgeneigt. “Jetzt mal ehrlich, Spike...böse sein kannst du Rarity deswegen doch sowieso nicht, oder?” Ihr Ton war verständnisvoll, denn sie kannte die Antwort ja ohnehin schon. “A-also...ich...nun...” Spike stotterte nur noch ein wenig, bis seine Wut schließlich in sich zusammenfiel und er mit leicht roten Bäckchen ein “Hmh...kann schon sein.” murmelte. “Sieh es mal so: Wenn du das nächste mal eines ihrer Kleider massakrierst, seid ihr zwei wieder quit, hihi.” “Möglich...denke ich.” Spikes Aufregung legte sich und in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd begab er sich in die “Bombenecke” - Eine kleine, etwas separate Stelle in Twilights Haus, in der ein großer Fernseher und Spikes Marestation3 standen, an der er einen großen Teil seiner Freizeit verbrachte, wenn er nicht gerade etwas für Twilight zu erledigen hatte. Diese Konsole war ein Geschenk von allen zusammen zu Spikes letztem Geburtstag. Und es war das einzige Geschenk, damit sie nicht wieder seine Drachengene provozieren würden. Er hatte sich wie ein kleines Kind gefreut und jede seiner Freundinnen umarmt, sogar für Owliscious war ein freundliches Anstubsen drin. “Sag mal, Spike...steht heute garnichts an?” Es war ein regnerischer Samstag. Seit Wochen nichts als Wolken. Dicke, schwarze Wolken, welche tagtäglich ihren gesamten Inhalt über Ponyville entleerten. Das Wetter wollte sich einfach nicht bessern. Ungewöhnlich für den Sommer. “Nicht, dass ich wüsste...Ein Brief für Prinzessin Celestia ist erst wieder in zwei Tagen fällig, du hast kein Treffen mit jemandem vereinbart und wir haben nichts einzukaufen”, leierte Spike runter, während er mit seinem Joystick ausholte und sein Highscore durch die Decke ging. “Wenn das so ist...Ich werde mir die Zeitung nehmen und mich nochmal ins Bett legen. Sag Bescheid, wenn irgendwas ist, ja Spike?” “Jaja, mach ich...” Twilight sollte es recht sein. Sie hatte zur Abwechslung nichts gegen einen friedlichen Tag im Bett. Etwas Lesestoff, ein warmer Tee... Wobei ihr solche Tage in letzter Zeit etwas zu häufig vorkamen... Was dachten sich die Pegasi nur dabei? Twilight schnappte sich mit Magie die heutige Ausgabe des “Canterlot-Propheten” und trottete wieder in den ersten Stock, auf ihr kuscheliges Bett. Zunächst schien es nichts Interessantes zu geben. Die üblichen Nachrichten. Twilight überflog gelangweilt die Seiten. “...Wonderbolts erneut versagt...Regenbogen-Skandal in Cloudsdale aufgedeckt... Daring Doo besiegt Zerberus und findet Stein der Meisen... Regenwetter weiterhin anhaltend...” Doch dann stieß Twilight auf einen kleinen Artikel, an dem sie hängen blieb. “Betrügerin Trixie erneut aufgetaucht” Calmville. Die landesweit bekannte und geächtete Showbetrügerin Trixie, bis vor wenigen Wochen noch bekannt als “Die große und mächtige Trixie”, ist erneut mit dem offensichtlichen Ziel, die Leute hinters Licht zu führen und ihnen Lügen wie Unwahrheiten gleichermaßen aufzutischen, in einem Dorf aufgetaucht. Es ist nun seit dem “Ponyville-Skandal” schon der 13.Ort, den die reisende Trickbetrügerin aufsuchte, um weiterhin Jung und Alt reinzulegen, und wieder gab es ähnliche Reaktionen wie in den vorangegangenen Ortschaften: Das Pony wurde beleidigt, mit faulem Gemüse beworfen, öffentlich ausgebuht, ja man verwehrte ihr sogar den Einlass in das 300-Seelen-Dorf. Für aktive Leser des Propheten sind diese Ereignisse längst keine Neuheit mehr. Doch woher der einstimmige Hass, die Abneigung, die Wut auf die Betrügerin Trixie? Wir haben einmal in besagtem Dorf einige Ponies zu diesem Thema befragt. “Kann’s absolut nich’e ab, off ner’ riesen Bühne n’ dick’n Max zu machen und dann eichenlich nix druffe zu ham. Des gefällt wedor n’Erwachsenen noch n’Kindern. Grade de’ Hossenkacker finden’s wohl enttäuschend.” “Sie war seit Jahren das große Idol meiner beiden Töchter! Jedes mal, wenn wir die Große und Mächtige Trixie beochbachtet haben, haben sich meine Kleinen gewünscht, einmal so wie sie zu werden! Und dann das! Tiny und Miny haben stundenlang geweint, als sie erfahren haben, dass ihre große Heldin nichts weiter als ein Scharlatan ist! Unverzeihlich, sowas...” “Ich bin der Meinung, Trixie hat die Leute zu lange zu intensiv belogen. Es flossen ja über die Jahre ihrer Auftritte nicht nur Unmengen an Geld, sondern auch Begeisterung und Anbetung für ihre Shows. Trixie war so etwas wie eine Nationalheldin. Vorbild für viele Einhörner. Da wiegt es natürlich schwer, dass eben dieses Pony quasi nur gelogen hat... besonders nach dieser...Sache vor 9 Jahren...” Derzeit unbekannt ist, wovon besagte Trixie lebt. Wenn man Zeugenberichten glauben darf, hat sie nicht mehr als ihre wenigen Kleider bei sich und Verwandte oder Freunde waren nie bekannt. Fraglich, ob man ihr Hilfe zukommen lassen wird oder nicht. In diesem Fa-” Twilight warf die Zeitung an die Wand. Sie starrte aus dem Fenster, ihre Laune hatte sich stark verfinstert. Sie fand es schrecklich, was nach der Sache damals in Ponyville mit Trixie passierte. Sicher, sie hatte betrogen und konnte den Ursa Minor nicht aufhalten...aber die Ereignisse und Reaktionen der Ponies und Ortschaften im ganzen Land waren einfach nur grausam. Trixie wurde seit diesem Tag wie ein Monster, wie eine Verbrecherin behandelt und der Canterlot-Prophet berichtete darüber, als wäre es ein Freudenspektakel. Twilight mochte Trixie nicht. Aber eher wegen ihrer Persönlichkeit denn ihrer Taten. Doch das zählte nicht. Wenn sie sich nur vorstellte, dass Trixie seit Wochen in diesem Regen ziellos durch Equestria lief, in jedem neuen Ort verstoßen, verzweifelt, allein, hungrig...zog sich ihr die Brust zusammen und sie vermeinte, losheulen zu müssen wenn sie länger darüber nachgrübeln würde. Trixie tat ihr leid. “TOK TOK TOK” Huh? Es klopfte an der Haustür. Bei diesem Unwetter? “Wer geht denn bei diesem Sturm nach draußen?” “TOK TOK” “Spiiiiiiike?” “Kann nicht! Muss.....Siegfried.....vernichten.....HA, nimm das, du blondgelockte Träne!” Twilight seufzte. Auf und ab, auf und ab. Sie war ein wenig genervt von ihren karussellartigen Bewegungen im eigenen Haus. “KLONK KLONK KLONK” Es half ja nichts. Um den Weg ein wenig abzukürzen, teleportierte sie sich einfach zur Haustür und öffnete sie mit Magie. Ihr gegenüber standen zwei geradezu durchnässte Stuten mit hängenden Regenmänteln und schlammigen Stiefeln. “Applejack! Applebloom! Kommt doch rein!” “Howdy, Zuckerschnäutzchen!” “Hallo, Twilight!” Die Applesisters streiften ihr Schuhwerk vor der Tür ab und betraten lächelnd das Baumhaus. Twilight nahm ihnen mit Magie die Mäntel ab und begann ein Gespräch. “Was kann ich denn für euch tun? Warum der Besuch bei diesem Greifenwetter?” “Nun...es ist so, Twilight: Ich möcht dir nicht deinen freien Tag kaputt machen oder so, aber weißt du...also, es ist nicht so, als würde ich es nicht auch gut allein hinbekomm’...” Twilight stutzte. Applejack schien etwas angefressen, es musste sie einige Überwindung kosten, hier zu sein und was auch immer zu fragen. “Ohhh...” Applebloom verdrehte genervt die Augen und ergriff das Wort. “Applejack und ich brauchen deine Hilfe beim Einholen der Ernte, Twilight. Der Regen tobt immer stärker und wir müssen die Äpfel möglichst schnell von den Bäumen bekommen, der Regen tut ihnen in dieser Masse nicht gut...glaube ich. Deine Magie wäre da sehr hilfreich. Also los, gehen wi-” “APPLEBLOOM!” Applejacks Gesicht war knallrot, sie glich im Moment äußerlich stark ihrem Bruder Macintosh und verpasste ihrer kleinen Schwester einen sanften Schlag auf den Hinterkopf. “Eieiei...” Applebloom rieb sich schmerzend ihren kleinen Kopf, Twilight kam nicht umhin, sich das Lachen verkneifen zu müssen. “Was wir sagen wollten, also ich wollte fragen, ob du uns vielleicht etwas mit deiner Magie zum Huf gehen könntest? Das würde die Arbeit echt verkürzen, und ich weiß ja, dass du das kannst, also...es war Appleblooms Idee, nicht das du denkst-” “Hihihi, ist doch kein Problem, AJ. Da musst du dich wirklich nicht für schämen. Klar helfe ich euch, liebend gern!” Applejack schien sichtlich erleichtert und ein breites Lächeln zog sich über ihr Gesicht. “Das machst du? Jihah, großartig von dir!” “Dafür sind Freundinnen doch da, nicht? Sollen wir dann gleich los?” “Jau, gehen wirs an!” Und damit eilte AJ schon auf die Tür zu, offensichtlich wollte sie keine Zeit verlieren. “Warte!” rief Twilight und packte sich Stift und Papier ein, “Lass uns das Ganze erst durchplanen, bevor wir anfangen!” AJ sah etwas unschlüssig zu ihrer kleinen Schwester. “Twilight, wir haben keine Zeit für sowas Extravagantes. Die Äpfel müssen-” “Papalapap! Das dauert nicht lange und du wirst sehen, dass es so viel schneller geht!” Applejack sah erneut zu Applebloom, welche ihr lächelnd einen Blick zuwarf, der in etwa sagte: “Wir haben verloren. Machen wirs einfach.” Applejack seuftzte leicht geschlagen. “Also schön, Twilight...gehen wir dann in ein Cafe? Ich lade dich ein, als kleines Dankeschön!” “Hört sich gut an!” kam es von Twilight, während diese nach ihrer Regenkappe suchte. ”Dann lass uns gehen!” Und so war alles geklärt. Nachdem Twilight sich angezogen und Spike Bescheid gesagt hatte, was dieser nur mit “Na, wie schmeckt dir das Zhorodrar, fühlt sich das gut an?! Huahahaha!” kommentierte, machte sie sich mit den beiden Schwestern auf zu “Cuppies” - Einem kleinen Cafe im Zentrum von Ponyville. Der Regen donnerte unbarmherzig auf sie ein und trotz der Regenmäntel waren sie schon nach wenigen Metern völlig durchnässt. “Sag mal, AJ...warum lassen die Pegasi diesen Regen anhalten? Ich meine, das geht jetzt seit Wochen so, übertreiben sie es nicht?” AJ, die gerade Applebloom hochhalf, welche in eine Pfütze gestolpert war, kratzte sich den Kopf und setzte dann zu einer Antwort an. “Hum...also, ich hab Dashie gestern das Gleiche gefragt, da hat sie mir erklärt, dass die Pegasi nicht alles Wetter machen, sondern nur bei Bedarf nachhelfen. Dieser Regen kommt wohl nicht von ihnen und lässt sich nich so leicht stoppen...” “Oh, wirklich? Interessant, das wusste ich noch garnicht. Gleich mal notieren...” Das erklärte natürlich Einiges. Es hätte Twilight auch gewundert, wenn sämtliche Pegasi es für eine gute Idee hielten, es wochenlang strömen und gewittern zu lassen. Die Straßen von Ponyville waren, wie könnte es auch anders sein, ponyleer. Die Drei kamen nur schwerlich voran, es musste endlich etwas gegen dieses Unwetter getan werden. Nach einigen nassen, zähen Minuten waren sie dann aber endlich im “Cuppies” angekommen. Hier war es warm, gemütlich und zur Freude von Applejack auch noch relativ leer. Sie machten es sich sich am Fenster gemütlich und bestellten bei der Bedienung drei Appleteas. Twilight kramte aus ihrem nassen Mantel eine kleine Karte hervor, die nach diesem Trip kaum noch als solche zu erkennen war. Sie konnte dem jedoch abhelfen und die Karte mit Magie trocknen lassen. Und während Applebloom ein bisschen im Cafe herumstreunerte, erklärte AJ Twilight die ersten Positionen und das Vorgehen, diese hörte interessiert zu. So eine kleine Arbeit wäre eine gute Beschäftigung für den langen, trüben Tag und obendrein konnte sie einer Freundin helfen. Vielleicht wäre sogar ein Brief für Prinzessin Celestia drin. Was wollte sie mehr? Und während die Beiden dort saßen, ihren warmen Appleteas schlürfend und unbeschwert plaudernd, fiel Twilight plötzlich etwas Ungewöhnliches auf. “Applejack.” “Hm? Jau, Twilight? Was gibts? Hast du eine Frage?” Doch Twilight antwortete nicht. Sie starrte wie hynotisert aus dem Fenster und deutete mit ihrem Huf auf den Himmel, Applejacks Blick folgte diesem. “Was...ist das, Twilight?” “Ich weiß es nicht...” Gebannt sahen sie auf den Himmel in einiger Entfernung. Es regnete nach wie vor wie aus Eimern, doch an einer Stelle...passierte etwas äußerst Merkwürdiges. Grüngraue, blitzartige Gebilde tanzten dort wild im Kreis herum, sie umrankten sich gegenseitig, nur um sich schließlich immer wieder aufzulösen und zu erneuern. Twilight stand noch der Mund offen, als sie etwas bemerkte: Das ganze Cafe war totenstill. Die wenigen Gäste, die hier waren, starrten nicht weniger fassungslos aus dem Fenster, die Bedienung hatte vor Schreck eine Bestellung fallen lassen und sah mit offenem Mund hinaus. Applebloom stand hinter ihrer Schwester und wirkte...verängstigt. Das Blitzgebilde wurde größer...lauter. Man konnte es nun schon bis in das Café rein hören. Und was am beunruhigendsten war: Es tobte über einem einzigen Haus, wollte sich nicht ausbreiten. Twilight versuchte sich krampfhaft zu erinnern, ob sie schonmal etwas über solch ein Naturphänomen gelesen hatte, doch es wollte ihr nichts einfallen. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie beim Anblick dieses Spektakels ein unsagbar schlechtes Gefühl... “Ahaha, hey, ist’ bestimmt was ganz Harmloses, da erlaubt sich wohl ein Pegasi einen kleinen Scherz.” Applejack wollte die Leute offensichtlich ein wenig beruhigen, sie legte ihren Huf um ihre kleine Schwester. Wirkung zeigte das nicht. Im Gegenteil, denn das Gebilde wurde größer und größer. Twilights Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt, als sich plötzlich- die Blitze auflösten, das Spektakel in sich zusammen fiel und sich der Himmel wieder beruhigte. Ein erleichterter Ruck ging durch das Café, die Leute atmeten auf, die Bedienung sammelte die verlorene Bestellung wieder ein und Applebloom entspannte sich sichtlich. “Das war schon komisch, was?” Twilight grübelte noch über die Sache nach. “Ach was! Ihr habt das viel zu ernst genommen, was soll schon passieren? Immerhin beschützen uns die Pega-” AJ’s Satz ging in einer ohrenbetäubenden Explosion unter. Bevor irgendjemand reagieren konnte, krachte ein gigantisches Hausteil in die Wand des Cafes, zertrümmerte die gesamte Einrichtung und traff Applejack, Twilight und Applebloom frontal. Sie wurden durch die Luft geschleudert, Applejack verlor sofort das Bewusstsein, Applebloom wurde unter Trümmern begraben und es lärmte und schepperte überall. Twilight hatte es geschafft, sich im Flug eine kleine Barriere zu erschaffen und so mit einigen Schürfwunden und blauen Flecken davon zu kommen. Sie rappelte sich wieder auf, humpelte leicht aus einigen Trümmerteilen, Schmerz durchzog ihren ganzen Hinterkörper. Schnell versuchte sie die Situation zu begreifen. Da sah sie es: Ein gigantischer, grüngrauer Blitz war in das Haus unter dem Blitzgebilde eingeschlagen. Es stand lichterloh in Flammen und war schon halb zerfetzt. Die Druckwelle hatte alle Häuser in der Umgebung mehr oder weniger verwüstet. Das Cafe hatte es stark in Mitleidenschaft gezogen, es stand kaum noch ein Stein auf dem Anderen. Überall Trümmerteile und verletzte Ponies, es war das reinste Chaos. Doch zuerst musste Twilight nach Applejack und Applebloom sehen. “Applejack! APPLEJACK!” Sie hob mit ihrer Magie die Trümmer an, doch fand sie niemanden darunter. Ein anderer Gast, ebenfalls ein Einhorn, half Twilight dabei. Und das, obwohl dieser Herr selbst so einige böse Wunden hatte... “Hier, deine Freundin ist hier!” Die leicht verwundete Bedienung zog Applejacks schlaffen Körper aus einigen Trümmerteilen. Sie war zwar ohnmächtig, doch schien es sie ansonsten nicht allzu schlimm erwischt zu haben. “Und Applebloom...wo ist Applebloom?!” “Mädchen, du musst den Leuten in dem brennenden Haus helfen, vielleicht ist da noch jemand drinnen! Ich suche das kleine Fohlen. Sei versichert, ich werde es finden!” kam es von dem anderen Einhorn. “I-ich rufe sofort die Feuerwacht u-und einen Krankenwagen.” stotterte die verstörte Bedienung. Andere Gäste zogen Ponies mit weniger Glück aus dem Schutt, die sichtlich dringend einen Arzt benötigten. Doch der Herr hatte recht. In dem Haus konnte noch jemand sein. “In Ordnung! Ich verlasse mich auf sie!” entgegnete Twilight und stürmte Richtung Haus los. Bei diesem Regen musste das Feuer eigentlich bald Geschichte sein, doch- “Oh Celestia hilf...” Der Regen hatte aufgehört. Der Himmel war immer noch von Wolken übersät, aber der Regen hatte aufgehört. Das konnte doch nicht wahr sein. “Seit Wochen regnet es ununterbrochen und JETZT hört es auf?!” Es war egal, Twilight musste sich beeilen. Aus dem Rauch und den Flammen des Hauses schälte sich eine Gestalt: Bon-Bon! Sie hatte ordentlich was abbekommen, trug leichte Verbrennungen am Körper, ihre Haare waren verkohlt, Glassplitter steckten in ihrer Flanke. Sie hinkte wimmernd auf Twilight zu. “BON-BON! Du meine Güte, leg dich hin! Du darfst dich nicht bewegen, bis der Krankenwagen hier ist!” “....Nein...Twilight...Lyra...noch im Haus....BITTE!” Bon-Bon wirkte völlig verstört und hilflos. “Habe versucht...helfen......ich war....zu schwach...schrie mich an... solle verschwinden....BITTE!” Twilight verstand sofort. An Bon-Bon vorbei stürmte sie mitten ins brennende Haus. Es war zwei Stockwerke groß, das würde sie schaffen! Doch innen sah die Sache schon etwas anders aus. Überall war Feuer, man konnte vor Rauch kaum atmen geschweige denn etwas sehen. Twilight riss mit ihrem Horn alles, was sie blockierte aus dem Weg, verletzte und verbrannte sich dabei an diversen Stellen. Doch das merkte sie garnicht, sie wollte nur möglichst schnell Lyra finden! Mit ihrem Horn spürte sie sie auf, Lyra befand sich im ersten Stock. Twilight zögerte nicht lange. Rasch jagte sie die Treppe hinauf, welche kurz darauf unter ihr zusammenbrach. Nur ganz knapp schaffte Twilight es in den ersten Stock. Über ihr fielen Balken zusammen, der Rückweg war versperrt. Darüber konnte sie sich später Gedanken machen. Mit magischer Gewalt bahnte Twilight sich ihren Weg durch die dichten Flammen. Es war hier so heiß, so stickig, sie glaubte, gleich zusammenzubrechen. Doch da: Lyra lag unter einem großen Stück Holz. ”Mein Go-” Lyras ganzer Körper war von schweren Brandwunden übersät. Sie hatte kaum noch Fell, ihre Mähne war fast nicht mehr vorhanden und sie wirkte eher tot denn lebendig. Twilight versuchte, mit ihrer Magie das Stück Holz zu stemmen. Es klappte nicht, es war zu schwer. Sie warf sich dagegen und stemmte sich schließlich mit dem Rücken gegen das brennende Holz. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte schaffte sie es, das Stück zu bewegen. Sie warf sich nochmals mit ihrem ganzen Körpergewicht dagegen; Geschafft. Lyra war befreit. Doch ihre Gliedmaßen waren mitunder bis aufs Fleisch heruntergebrannt, Twilight musste sich beeilen. Sie hob Lyra vorsichtig auf ihren Rücken und suchte nach einem Ausweg. “Bitte stirb nicht...stirb nicht, Lyra...bitte halt durch!” Mit dem zusätzlichen Gewicht eines Ponies auf den Schultern wurde es noch schwerer, sich zu konzentrieren. Vor Twilights Augen verschwamm alles, sie würde jeden Moment ohnmächtig werden. Da kam ihr eine Idee! Sie musste sich nur heraus teleportieren. Mit Lyra auf dem Rücken würde es zwar nicht einfach werden, aber... “Was-” Twilights Zauber funktionierte nicht. Was war hier los?! Sie strengte sich mit all ihrer Willenskraft an, aber es passierte nichts, so als würde Irgendetwas ihre Magie blockieren. “Das darf doch nicht wahr sein...es darf nicht enden...nicht so.” Doch es half nichts. Ihr wurde schwarz vor Augen. “Es tut mir leid, Lyra...Bon-Bon...Spike...” Eine seltsame, andersartige Wärme überfiel sie und Twilight glaubte, zu fallen. In diesem Moment krachte die Hälfte der Hauswand weg, sieben Pegasi in Feuerwacht-Anzügen kamen hereingeflogen, ein muskelbepackter Hengst, der offensichtlich Hauptmann war, brüllte seinen Leuten Anweisungen zu. “Sofortiger Einsatz der Wassergeschosse! Na los, wirds bald?!” Wenige Sekunden später schossen die Pegasi die umliegenden Flammen mit gewaltigen Wasserbomben aus und trugen Twilight und Lyra sofort aus dem Haus zu einem bereitgestellten Krankenwagen. “Welche Erleichterung”, dachte sich Twilight. Draußen hatte sich mittlerweile einiges verändert: Ein halbes dutzend Krankenwagen und zwei Feuerwachtwagen standen verteilt in der Umgebung, überall wurden Ponies aus zerstörten oder beschädigten Häusern von Rettungskräften geborgen, halb Ponyville war auf den Beinen. “Kannst du stehen, Mädchen?” wurde Twilight von einem imposanten Feuerwacht-Pegasi gefragt, der sie vorsichtig auf dem Boden absetzte. “J-ja...vielen Dank, das war Rettung in letzter Sekunde!” Der Feuerwachtler nickte grimmig und flog wieder ins Haus, um den anderen mit dem Löschen zu helfen. Twilight hatte sich noch gar nicht richtig umgesehen, da kam Applejack angerannt. “Twilight! Hey Kleine, ist alles okay bei dir?” Sie sah einigermaßen fit aus, das beruhigte Twilight ungemein. “Ja, ich denke schon...m-mir...gehts gut.” “Das sehe ich aber anders! Sieh dich nur an, du hast überall Verbrennungen und-” Doch da legte Twilight Applejack einen Huf auf den Mund, schüttelte den Kopf und drehte sich zu einem der Krankenwagen um. Lyra lag auf einer Trage, um sie herum standen vier Einhorn-Sanitäter und versuchten verzweifelt, erste Hilfe zu leisten und sie zu stabilisieren. Lyra hatte am ganzen Körper starke Verbrennungen dritten Grades, es roch nach verbranntem Fleisch. Twilight wurde übel bei dem Gedanken. “Lyra! LYRA! Nein, nein, nein!! Lyra! LYRA!” Bon-Bon raste, völlig außer sich, auf den Krankenwagen zu. Ihr ganzes Gesicht war von Tränen und Asche verschmiert. Sie versuchte zu Lyra durchzukommen, doch zwei große Ponies von der Feuerwacht hielten sie entschlossen zurück. Sie hatten offenbar Routine mit so etwas. “Mädchen, bitte...tu dir das nicht an. Beruhige dich.” “Lyra! Verdammt, lasst mich durch! ICH WILL DURCH! Lyra, LYRAAA! Bon-Bon schrie wie am Spieß, schlug wie eine Wahnsinnige auf die beiden Pegasi ein, die sie trotz allem zurückzuhalten versuchten. Offensichtlich würde sie sich nicht beruhigen. Im Gegenteil: Bon-Bon schrie immer lauter, die Tränen flossen nur so aus ihr heraus. Sie wirkte wie im Wahn. Das genügte, Twilight musste dazwischengehen. Sie stellte sich vor Bon-Bon, warf den Pegasi einen aussagekräftigen Blick zu, und diese zogen sich zurück. Offenbar hatten sie verstanden, dass Twilight hier eventuell mehr ausrichten konnte. Diese hielt Bon-Bon fest und sah ihr tief in die Augen. “Bon-Bon...bitte. Du musst dich beruhigen. Ich weiß, dass du und Lyra euch sehr nahe steht...aber beruhige dich. Lyra...ist am Leben. Die Sanitäter versuchen alles, um sie durchzubringen, du musst sie ihre Arbeit machen lassen.” Und jetzt sprach auch Applejack, welche neben Bon-Bon stand. “Kleines, wenn Lyra dich jetzt sehen könnte, wäre sie zutiefst unglücklich, denkst du nicht auch? Ich bin sicher, die Einhörner können sie retten. Vertrau mir.” Beim letzten Satz legte AJ ihren Huf auf Bon-Bons Schulter und sah sie fest und unbeirrt an. Diese zitterte noch immer, ihre Augen waren nach wie vor weit aufgerissen und Tränen liefen ununterbrochen ihr geschundenes Gesicht hinunter. Doch langsam, unendlich langsam, schien sie sich etwas zu beruhigen. “Sie ist stabil! Wir müssen sie sofort ins Ponyklinikum bringen, dann hat sie eine Chance! Los, los, LOS!” Lyra wurde in den Krankenwagen gehieft und wie von der Hydra gestochen raste dieser los. Bon-Bon starrte ihm fassungslos schluchzend nach. “Warum...warum habe ich sie nicht befreit...warum bin ich geflohen... habe sie zurückgelassen...warum...ich...egositischer Abschaum...” Bon-Bon stotterte das wie in Trance hinunter. Ihre Augen waren, obgleich verquollen und mit nassen Kristallen gefüllt, leer und ausdruckslos. “Bon-Bon, das ist nicht-” setzte Twilight an, doch ein Sanitäter packte Bon-Bon mit sanfter Gewalt an den Schultern und schüttelte verneinend den Kopf. “Wir bringen sie nun ebenfalls ins Ponyklinikum...dort kann sie sich in aller Ruhe erholen.” “In Ordnung. Vielen Dank nochmals!” Twilight konnte nun erstmal nichts mehr für sie tun. Wimmernd ließ sich Bon-Bon in den Krankenwagen setzen und abtransportieren. Langsam legte sich der Aufruhr, die meisten Ponies waren geborgen und das Feuer gelöscht. Nun konnte Twilight sich endlich Applejack zuwenden. “Applebloom! Was ist mit ih-” “Ihr geht es gut!” erwiderte Applejack mit etwas, das wohl entfernt an ein Lächeln erinnerte. “Sie hat ein gebrochenes Bein, aber sonst ist sie wohlauf...” Applejack biss sich auf die Lippen und sah mit einem finsteren Blick zu Boden. “AJ...Du kannst nichts dafür. Nicht im Geringsten...niemand hätte ahnen können, dass so etwas passiert...niemand.” Doch Applejack schien das nicht zu überzeugen. Es war völlig offensichtlich, dass sie sich die Schuld für die Verletzungen ihrer kleinen Schwester und auch von Twilight gab. Da kam plötzlich Rainbow Dash angeflogen. “Applejack! Applejack!” Sie war sichtlich ebenfalls hochbesorgt. “Applejack, geht es dir gut?! Alles okay? Und was ist mit dir, Twilight?!” “...Dashie...ja...alles okay.” Applejack wirkte nur noch am Ende. “Mir geht es auch gut, Rainbow.” erwiederte Twilight mit traurigem Blick. “Applejack hat viel durchgemacht. Am besten, du bringst sie jetzt nach Hause...” “Ja klar, mache ich. Aber was ist mit dir?” “Mir...es geht. Ich habe es ja nicht weit. Ich muss nach Spike sehen und einen Brief an Prinzessin Celestia aufsetzen. Wir sehen uns Morgen.” “In Ordnung...aber pass auf dich auf, Twilight! Und komm gut nach Hause!” Rainbow Dash schmeckte es offenbar nicht, die verletzte Twilight alleine gehen zu lassen, doch im Moment war die Sorge um ihre geliebte Applejack wohl größer. Das passte Twilight gut, sie wollte jetzt nicht ins Ponyklinikum und sie musste nachdenken. Sie winkte den Beiden nocheinmal zu und machte sich dann ebenfalls auf den Heimweg. Der Regen hatte aufgehört...sie hatte sich so gewünscht, diese Flut solle endlich ein Ende haben. Und dann endet sie ausgerechnet in dem Augenblick, in dem ein riesiges Feuer wütet. Das konnte doch kein Zufall sein...was waren das nur für Blitze?! Und wo kamen sie her? Es war zwar erst Mittag, aber durch den nach wie vor dunklen Himmel schien es wie Nacht. Als sich Twilight auf einer Abkürzung durch den Park befand, hörte sie etwas. Erst ganz leise, undeutlich, doch dann lauschte sie genauer. “...hat es dir gefallen?” Wer war das?! Eine weibliche, offensichtlich hoch amüsierte Stimme sprach irgendwo in der Nähe. Nein, es klang so, als würde sie direkt neben ihr stehen. Doch weit und breit war Twilight das einzige Pony. “Wer-” “Glaube mir, das war erst der Anfang. Du wirst leiden, wie ich jede Sekunde gelitten habe. Du wirst dir in jedem einzelnen Moment wünschen, es nie getan zu haben. Du wirst um Vergebung betteln...doch du wirst sie nicht bekommen. Du...bist die Betrügerin.” “WER IST DA?!”, schrie Twilight nun aufgebrachter. Doch die Stimme war weg. “Anscheinend bin ich wirklich fertig...ich sollte mich hinlegen.” Nach einer guten Viertelstunde war Twilight endlich in ihrem Baumhaus angekommen. Sie spürte, wie eine Woge der Erleichterung sie überfuhr. Sie wollte nur noch ins Bett und schlafen. Dieser scheinbar friedliche Tag hatte sich zu einem Alptraum entwickelt. “Spike, ich...bin wieder da. Es ist etwas passiert, ich-” Doch da hielt Twilight inne und lauschte einen Moment. Erst jetzt bemerkte sie es: Die Lichter waren aus. Es war totenstill im Haus. “...Spike?” Twilight schaltete das Licht ein, sah sich um. Das ganze Haus war verwüstet, Blutflecken zierten die Wände. Twilight zögerte nicht lange. Sie sah zuerst in der “Bombenecke” nach. Die Konsole und der Fernseher waren zerstört und funkten vor sich hin. “Spike! SPIKE! WO BIST DU?! Bist du hier, Spike?!” Twilight rannte durchs ganze Haus, suchte jedes Zimmer, jeden Winkel ab, sah in Spikes Bett nach, sie durchkämmte alles und rief immer wieder nach ihm. Doch es war zwecklos. Spike war verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)