Chronik I - Rache von Melonenhirn ================================================================================ Kapitel 6: Jagd Teil 2 ---------------------- Kapitel V - Jagd Teil 2 Ein donnerndes Rauschen aus tausenden, verschiedenen Tierlauten weckten das Pony aus seiner kurzen Trance, ließ es aufschrecken, sich gehetzt umsehen. Fluttershy wusste nicht, wo sie war: Anscheinend in einer Art Urwald. War das der Everfree Forest? Nein, dort kannte sie sich recht gut aus. Dieser Wald hier war viel größer, und es war um einiges lauter als im Everfree. Die Vegetation war anders...wilder...ungezügelter... Und wo war Angel?! Eines wusste Fluttershy jedoch ganz genau: Sie war Trixies erstes Opfer, und das bedeutete, sie sollte sterben. Doch machte sie sich darüber im Moment keine Gedanken. Der Teleport hierher hatte sie unsanft auf den harten Waldboden geschleudert und ihre Flügel waren leicht verrenkt. Unter stechenden Schmerzen lehnte Fluttershy sich in einem schiefen Winkel an einen der Bäume, um den Flügel wieder einzurenken. Nach scheinbar endlosen, quälenden Sekunden knackte es hohl und der Schmerz raste wie ein kurzer Blitz durch Fluttershys Körper, als ihr Flügel wieder eingerenkt war. Sie wimmerte still in sich hinein und hielt die Tränen des Schmerzes zurück. Immerhin konnte sie sich jetzt in Ruhe mit ihrem Umfeld beschäftigen. Dachte sie. Aus dem Gebüsch hinter ihr drang ein lautes Geraschel und noch bevor Fluttershy reagieren konnte, sprang ein schwarzer Panter daraus auf sie zu. Sie schaffte es gerade noch, mit einem kurzen Einsatz ihrer Flügel auszuweichen. Hätte der Panter sie getroffen, wäre sie jetzt wohl Tierfutter. “Warte...! Ganz ruhig, mein Kleiner, ich will dir ja nichts tu-” Doch da holte der Panter erneut aus und schwang seine langen Krallen. Fluttershy gelang es wieder, auszuweichen. Sie stürzte nach hinten und fiel schmerzhaft auf den Hintern. Offensichtlich würde Reden hier nicht viel bringen. Der Panda wollte IHR durchaus etwas tun. Er kam jetzt wie ein lauernder Jäger langsam näher und leckte sich bedrohlich über die Lippen. Fluttershy lag am Boden und zitterte wie Espenlaub. Sie überlegte sich, welche Möglichkeiten sie hatte. Schließlich wurde ihr klar, dass ihre einzige Chance in einer Flucht durch das Gebüsch hinter ihr bestand. Doch wenn sie sich nur einen Millimeter bewegte, würde der Panter sie töten, das wusste sie. Die Beiden starrten sich in die Augen, Fluttershys Nerven waren bis zum zerreissen angespannt. Dann krächzte etwas hinter dem Panter und er wandte seinen Kopf- “JETZT!” Fluttershy sprang auf und drehte sich im selben Moment um, nur um einen Sekundenbruchteil später durch das Gebüsch vor ihr zu schlüpfen. Der Panter ließ sich nicht lange bitten und setzte mit großen Sprüngen nach. Fluttershy sprang über alles und jedes, dass ihr im Weg war und galoppierte, so schnell sie konnte, doch sie schaffte es einfach nicht, Abstand zwischen sich und ihren hungrigen Verfolger zu bringen. Als sie schließlich bemerkte, dass sie sich einer breiten Felswand näherte, hatte die Stute keine Wahl mehr: Sie musste fliegen! Kurz vor der Wand spannte sie ihre Flügel an und hob mit einem Rauschen vom Boden ab, schlüpfte zwischen die hohen Bäume, die die Felswand säumten. Der Panter war zu schnell gerannt, als das er hätte abbremsen können: Er knallte mit voller Wucht gegen den Fels und war damit außer Gefecht. Fluttershy wollte schon wieder auf dem Boden aufsetzen, doch da schälte sich eine weitere Gestalt aus den riesigen Baumkronen: Ein monströser, bunter Vogel, welcher einen skelettartigen Drachenkopf hatte, sah sie mit einem Blick an, der einem Jäger ähnelte, welcher seine Beute entdeckt hatte. Ohne zu zögern bog die Stute erneut ins dichte Geäst des Dschungels ein, um Schutz vor dem bedrohlichen Vogel zu finden. Dieser jedoch riss die Bäume einfach aus dem Weg und verfolgte sie, sein hoher Schrei hallte durch den ganzen Dschungel, und wenige Sekunden später flogen von allen Seiten weitere Vertreter seiner Rasse heran, Fluttershy zu erlegen. “Meine Güte...” Fluttershy hatte einen Vorteil: Sie war klein und agil, diese Skelettvögel dagegen waren groß und brachial. Wenn sie es geschickt anstellte, hatte sie vielleicht eine Chance. Der Vogel, der rechts von ihr immer näher kam, holte mit seinem langen Schnabel nach ihr aus, ebenso wie eine Vogel über ihr, der mit seinen Flügeln nach Fluttershy schlug. Sie schlüpfte durch eine Lücke ein Stück unter ihrer Flughöhe und ihr Plan ging auf: die Vögel trafen sich gegenseitig und gingen zugleich in einem wilden Gekrächze aufeinander los. Doch noch immer verfolgten sie drei Exemplare dieser schrecklichen Kreaturen. Fluttershy flog verängstigt ein Stück an dem Baum hoch, hinter dem sie sich kurz versteckt hatte und fand ein großes Baumloch, in dem sie sich verbarg. Die Vögel hatten ihre Fährte längst aufgenommen: Einer von ihnen pickte mit seinem Schnabel in dem Loch herum, jedoch bot der Innenraum genug Platz, dass Fluttershy dem tödlichen Stich ein ums andere mal entgehen konnte. Dann passierte das, worauf sie gewartet hatte: Die Bestie steckte ihr hässliches Auge in das Loch und Fluttershy verpasste ihr mit den Hinterhufen einen schmerzhaftten Tritt. “Es tut mir leid! B-bitte verzeih mir...! “ Das Monster brüllte heulend auf und ließ sogleich vom Baumloch ab. Fluttershy flog ebenfalls heraus, denn ewig würde sie sich hier nicht verkriechen können. Einer der verbliebenen Vögel war dicht hinter ihr, aber wo war der Andere? Noch bevor sie die Frage zu Ende gedacht hatte, kam ein riesiger Schädel von unten in ihr Sichtfeld und sie schaffte es nicht mehr, abzubremsen: Mit einem bedrohlichem Tempo knallte sie gegen die Fratze des zweiten Vogels. Es fühlte sich an, als wäre sie gegen eine Betonwand geflogen, ihr wurde schwindelig und der Dschungel drehte sich vor ihren Augen. Fluttershy sauste kreisend zu Boden, besinnte sich aber gerade noch rechtzeitig, um ihren Sturz zumindest etwas abzufedern. Einige Momente torkelte sie auf der weichen Wiese herum, doch lange Zeit sich auszuruhen hatte sie nicht: Zwar hatte sie den zweiten Jäger wohl an der richtigen Stelle getroffen, er war ebenfalls zu Boden gestürzt, aber der letzte Vogel, ihr erster Verfolger, war noch immer über ihr und kam ihr wieder bedrohlich nahe. Erneut versuchte Fluttershy, aufzusteigen - Doch es ging nicht. Ihr Flügel, welcher vor wenigen Minuten ausgerenkt war, hatte beim Aufprall etwas abbekommen und würde für einige Zeit nicht mehr funktionieren. Fluttershy drehte sich panisch um - Das garstige Monster war ebenfalls auf den Hinterbeinen gelandet und trat mit gierigem Blick näher. Sehr behutsam und leise schritt sie rückwärts - War es das gewesen? Nein. Noch nicht. “Ganz ruhig, mein Großer...alles ist gut...nicht b-böse werden, okay...?” Mit gefasster Stimme versuchte sie, den Vogel, der ohne Probleme dreimal so groß war wie sie, zu beruhigen. Er kam immer noch gemächlich näher, aber sein Ausdruck entspannte sich langsam etwas. Noch ein bisschen...noch ein bisschen...beruhige dich... “Ich bin deine Freundin...ich werde dir helfen...nicht aggressiv werden...” Nun begann der Vogel ganz langsam, zurück zu schreiten und Fluttershy war es, die sich auf ihn zubewegte. “Es ist okay...entspann dich...niemand wird dir etwas tun...” Noch ein kleinwenig. Dann konnte sie es versuchen. Nur noch ein winziges bisschen. Das farbenfrohe Monster schien nun mehr ängstlich denn bedrohlich, und Fluttershy nutzte ihre Chance - Sie schloss kurz die Augen, konzentrierte sich und öffnete sie wieder - Mit einem Blick, welcher schon Drachen zu zähmen vermochte, starrte sie dem Vogel mitten in die Augen. Es gelang. Die Bestie schrie angsterfüllt auf, wich taumelnd zurück und flog sogleich zurück in die Tiefen des Dschungels - Fluttershy hatte es geschafft, sie hatte ihn verjagt. Entkräftet atmete sie aus und ließ sich auf dem weichen Boden nieder - zu weich. Sie stand in einer Pfütze Treibschlamm. “Oh nein...was ist das nur für ein schlimmer Ort...” Das Pegasus versuchte verzweifelt, mit den Hufen die Pflanzen außerhalb der Pfütze zu erreichen, doch es war sinnlos - Der Schlamm zog sie kontinuierlich tiefer in sich hinein. “Ich muss fliegen....sei stark, Fluttershy...sei stark...” Fluttershy wedelte mit beiden Flügeln - Ein vulkanischer Schmerz durchzog ihren Problemflügel, doch sie biss die Zähne zusammen und flatterte weiter, um aus dem Loch zu entkommen. Ihre Kraft reichte nicht. Der Schmerz war unerträglich. “Erinnere dich, was Rainbow dir beigebracht hat... Erinnere dich an den Wasser-Hurricane... du kanst es schaffen...flieg...flieg...Flieg!...” Es genügte nicht. Ihr Flügel knackte einmal mehr schmerzhaft und Fluttershy schrie gequält auf, bevor sie schließlich in sich zusammen sackte und der Schlamm sie weiter nach unten zog. “Erbärmlich...” Eine Stimme! Aber Fluttershy erkannte sie nicht. Etwas anderes erkannte sie: Angel! Sie lag kurz vor den dunklen Tiefen des Morasts, unweit der Schlammpfütze, in der sie sich befand. Nach wie vor war das kleine Hässchen gefesselt und sah sie mit flehenden Augen an. “Nein...! Angel! Ich komme! Ich helfe dir! B-bitte...nur etwas mehr Kraft...!” Sie konnte nur noch einen Flügel bewegen, aber mit diesem wedelte Fluttershy so stark, so energisch, dass sie tatsächlich langsam wieder aus dem Schlammloch freikam. Mit Angel im Blick ließ die Pegasi-Stute nicht nach, wedelte und wedelte. Nach kraftzerrenden Sekunden war sie aus dem Schlammloch befreit und fiel völlig erschöpft auf den festen Untergrund vor der Pfütze. Als sie ihren Blick wieder auf die Stelle vor ihr richtete, war der Hase verschwunden. Dunkle Tränen rollten an ihren Wangen hinunter. Die entkräftete Stute vergrub ihr Gesicht in den Hufen und schluchzte einige Sekunden in sich hinein. “...nicht aufgeben...das will sie nur, Fluttershy...diese böse...gemeine Hexe...” Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, richtete sich wieder auf und sah sich kurz um: Fluttershy befand sich auf einer kleinen Lichtung, um sie herum war nur dichter Dschungel. Es war also prinzipiell vollkommen egal, in welche Richtung sie ging. Ihr rechter Flügel hing an ihrem Rücken hinunter und schmerzte aller paar Sekunden. Fluttershy kannte sich mit Medizin und Binden aus, sie hätte ihren Flügel mit Pflanzen behandeln können - Doch sie dachte mehr an Angel und daran, möglichst schnell aus diesem Alptraum zu entfliehen, also ließ sie es bleiben. Ein schwerer Fehler, wie sich noch zeigen sollte. Zögerlich bog sie erneut in die grünen Tiefen vor sich ein. --------------------------------------------------------- Celestia glitt so schnell sie nur konnte durch die Lüfte, für ein normales Auge längst nicht mehr zu erkennen. Eine Mischung aus Wut und Schuldgefühlen tobte wie ein Monster in ihrer Brust. “Das Erste, was ich hätte tun sollen, ihnen die Elemente anzulegen! Dann könnte ich die kleine Fluttershy nun problemlos aufspüren! Doch so ist es einmal mehr Trixies Zauber, der meinen magischen Spürsinn blockiert. Ich war zu sicher...doch wie hätte ich ahnen können, dass man mein Kind in meinen eigenen Hallen entführt...” Das Pony würde nicht sterben. Sie würde es verhindern, um jeden Preis. Doch Celestia tappte im Dunkeln. Ihre Hoffnung ruhte auf den Elementen, doch auch das war nur ein Strohhalm, an den sie sich klammerte. “Luna! Kannst du mich hören?” Celestia konzentrierte ihre Sinne auf die telepathische Kontaktaufnahme mit ihrer Schwester, das Fliegen übernahm ihr Körper selbst. Nach wenigen Sekunden antwortete Luna. “Schwester. Was kann ich für dich tun?” “Luna, wo bist du gerade?” “Ich befinde mich mit den Kybelissen auf dem Weg nach Canterlot. Die südwestlichen Grenzen Hymnions blieben erfolglos und so gedenke ich, sollten wir-” “Luna, bitte hör mir jetzt genau zu! Es fehlt die Zeit, es dir zu erklären, doch die Elemente der Harmonie waren vollzählig im Schloss und haben mich über unsere Feinde aufgeklärt. Das Element der Freundlichkeit wurde entführt und befindet sich nun an einem unbekannten Ort in größter Gefahr! Die Kybelissen kennen den Geruch der kleinen Fluttershy, bitte sende sie in alle Teile des Landes und begib dich selbst auf die Suche - Nutze das Imitat ihres Elements dafür!” Es dauerte anscheinend einige Sekunden, bis Luna die Informationen vollständig begriffen hatte. “Ich habe verstanden, Schwester. Ich werde deiner Anweisung sofort folge leisten! Wir werden Fluttershy finden, das versichere ich dir!” “Ich danke dir, Luna...” Damit war Lunas Stimme verschwunden und Celestia konzentrierte sich wieder auf einen möglichst schnellen Flug. Sie raste Richtung Osten, es war nur ein Verdacht... Aber es war ihr einziger Anhaltspunkt. Währenddessen... Twilight und die Anderen stürmten durch die längliche Halle der Erdengeschichte, vorbei an ungezählten, reich verzierten Mosaik-Fenstern zu den schweren Türen des Elementeraums. Twilight zögerte nicht lange und steckte ihr Horn in das runde Schloss - Es leuchtete strahlend auf und die Türen öffneten sich. “Twilight, du kannst-” “Keine Zeit für Erklärungen!” Twilight legte sich hektisch ihr Element um und warf den Anderen die ihrigen zu. Jedes leuchtete kurz auf, als es den Hals seiner Trägerin berührte und eine Woge der Kraft schoss durch ihre Körper. Dann konzentrierte Twilight sich erneut und nahm wieder Kontakt mit der Prinzessin auf. “Prinzesin Celestia, wir haben die Elemente! Was sollen wir nun tun?” Doch Celestia antwortete nicht, stattdessen verschwand als Reaktion Fluttershys Element aus Twilights Hufen. Eine Sekunde später erschien es genau dort wieder, mit ihm vier weitere Elemente der Freundlichkeit in den Hufen der Anderen. “Twilight, die Elemente, die die anderen halten, sind exakte Kopien von Fluttershys Element, welches du in den Hufen hältst! Diese Kopien haben wie das Original die Macht, ihre Trägerin auf einer weiten Zahl von Kilometern zu erspüren, außerdem beinhalten sie die Kraft der Teleportation für jene, die dieses Zaubers nicht mächtig sind!” Twilight verstand sofort, was nun zu tun war. “Wir sollen mit den Element in den Hufen nach Fluttershy suchen, richtig? Die Anderen können sich so teleportieren und ich beherrsche diese Fähigkeit ja ohnehin!” “Genau so ist es, meine kluge Schülerin - Teleportiert euch an jeden euch bekannten Ort, und erscheint er noch so unwichtig! Sollte Fluttershy auch nur entfernt in der Nähe sein, werden die Kopien aufleuchten und ihr könnt mich mit euren Elementen sofort benachrichtigen! Celestia hatte nicht durch Telepathie, sondern durch die Elemente mit den Stuten kommuniziert, sodass nun alle Bescheid wussten. Sie nickten einander entschlossen zu und reichten sich die Hufe. “In Ordnung, Prinzessin Celestia, wir werden Fluttershy finden!” “Viel Glück, meine kleinen Ponies...mögen die Elemente euch beschützen.” Und damit teleportierten sich die Fünf aus der Halle hinaus, alle an verschiedene Orte in Equestria. ------------------------------------------------------ Fluttershy kämpfte sich ermüdet durch die dichten Pflanzen, riss sich aller paar Meter das Fell an irgendetwas stacheligem oder spitzem auf und hoffte inständig, es möge nichts giftiges darunter gewesen sein. Sie wusste, sie würde wahrscheinlich nicht aus diesem Dschungel entkommen, doch war sie sicher, dass die Anderen bereits nach ihr suchten. Fluttershy musste ein Versteck finden - Ein Höhle, eine größere Lichtung, Irgendetwas - um dort auf ihre Freundinnen zu warten. Zusammen würden sie Angel befreien! Doch die Situation war nicht die Angenehmste: Es war schwülend heiß im Dickicht, ihr Flügel brannte höllisch, ihr Fell war übersät mit kleineren Wunden und Stichen, die Erschöpfung, an die ihr geschundener Körper sie mit jedem Schritt erinnerte, war da nicht sonderlich hilfreich. Aber die Gedanken an ihren geliebten Hasen und ihre Freundinnen ließ sie durchhalten. Dann sah sie Licht einige Meter weiter, zwischen dichten Bäumen und Ranken. Fluttershy galoppierte darauf zu und stolperte aus dem engen Gestrüpp heraus. Vor ihr bot sich ein faszinierendes Bild: Die Stute war auf einer weiten, von Wald umschlossenen Lichtung angekommen. Eine farbenfrohe, saftige Blumenwiese säumte den Boden und Felsvorsprünge, winzigen Klippen gleich, hoben sich vor ihr majestätisch in die Höhe. Die Sonnenstrahlen fielen im Vergleich zum restlichen Dschungel sehr großzügig durch die Baumkronen und man konnte sogar den Himmel erkennen. Fluttershy ließ sich erschöpft auf dem weichen Blumenfeld nieder und bettete den Kopf auf ihre Hufe. Für einen Moment schloss sie die Augen - Genoss den ruhigen Moment, gönnte ihrem Körper eine Pause, lauschte den jetzt sehr viel angenehmeren Geräuschen des Waldes. “Oh, hoffentlich geht es Angel gut...warum nur hat Trixie sie gefangen genommen? Das bringt ihr doch überhaupt nichts...aber ich muss Angel beschützen... Mädchen...bitte kommt schnell...” Ein hinterlistiges Kichern durchbrach die friedliche Stille und hallte auf der ganzen Lichtung wieder. Fluttershy öffnete die Augen und sah sich um - Niemand in Sichtweite. “Trixie ist hier oben, kleine Fluttershy!” Fluttershys Blick wanderte zu dem Höchsten der Felsvorsprünge - Dort stand Trixie und sah grinsend auf sie herab. Sofort sprang das Pegasus auf, wich einige Schritte zurück und musterte das blaue Einhorn mit einem zornigen Ausdruck in den Augen. “Ohh...so wütend? Das passt doch nicht zu dir, oder?” “W-wo...wo ist Angel? Sag es mir!” Erneut lachte Trixie bellend auf. Sie krümmte sich auf dem Vorsprung, so als hätte Fluttershy etwas besonders Lustiges gesagt. Doch diese hatte nicht das Gefühl, als hätte sie das. “Das ist nicht zum lachen! Wie kannst du nur solche...solche schrecklichen Dinge tun? Das macht dich zu nichts Besserem als die Ponies, die dich so schlimm verletzt haben!” Mit einem mal verstummte das Lachen und es war wieder still auf der Lichtung. Diesmal jedoch war es eine unangenehme Stille. Trixie stand auf und kam wieder in Fluttershys Blickfeld - Nun mit einer zornigen Kälte in den dunklen, grünen Augen. “DU wagst es, Trixies Motive zu beurteilen?! Weder bist du dazu in der Lage, noch steht dir dies zu, wertloses Pegasus!” Fluttershy antwortete nicht, sie dachte darüber nach, was nun geschehen würde. “Erinnere dich, Fluttershy...was stand in dem Brief...” Leise murmelte sie in sich hinein, versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was der Text besagt hatte. Vielleicht würde ihr das etwas nützen. “Du willst wissen, was nun geschieht,” Trixie konnte es sich nicht verkneifen, der gelben Stute wieder ein kaltes Lächeln zu schenken, “ich verrate es dir...” Auf einen Hufwink von Trixie betrat eine weitere Gestalt die “Klippe”... Und schlagartig wusste Fluttershy, wo sie sich befand. “Ein Zebra...” Angsterfüllt hauchte Fluttershy mehr, als dass sie sprach. Neben Trixie stand ein großgewachsenes Zebra mit leerem Blick. Offensichtlich war es ein Jäger oder etwas ähnliches - Waffen und kleinere Werkzeuge hingen an seinem ganzen Körper, ein Ledergürtel zog sich über seine Brust. Nach nur wenigen Sekunden traten aus dem Geäst unterhalb der Vorsprünge weitere Zebras auf Fluttershy zu - Ebenfalls Jäger. Fluttershy rann der Angstschweiß in Strömen die Stirn hinunter. Ihre Hufe zitterten und ihr Körper befahl ihr, wegzulaufen. Das war jenseits von Allem, was sie sich vorgestellt hatte - Sie war mitten im wilden Land der Zebras und als wären die unkontrollierbaren Kreaturen dieser Stätte nicht schlimm genug, hatte sie nun auch noch eine Handvoll Eingeborener gegen sich. Trixie grinste das wehrlose, verletzte Pony siegessicher an und wartete ihre Reaktion ab. “Warum...um...warum helfen diese Zebras dir?!” Trixie antwortete nicht. Stattdessen knallte es neben ihr rauchend und eine dritte Gestalt gab sich die Ehre - Discord erschien prustend neben ihr und schwebte vor sich her. “D-D-DISCORD!” “Halloho”, die Chimäre winkte Fluttershy lächelnd zu, ”ist eine Weile her, was, kleine Fluttershy? Ich kann dir versichern, diese Zebras waren... viel leichter zu hypnotisieren als du...hihihi.” Trixie rümpfte die Nase und schüttelte grinsend den Kopf. “Also TRIXIE hatte keine Probleme, ihren Verstand zu umnebeln...” Trixie und Discord arbeiteten also tatsächlich zusammen. Und Letzterer hatte einige Zebras unter seine Kontrolle gebracht, damit sie Jagd auf Fluttershy machen würden. Ganz schlecht. “Warum...warum tust du das, Trixie?! Indem du mich tötest, werden deine Schmerzen nicht weniger werden!” Fluttershy rang mit einer Mischung aus Angst und Verzweiflung, die Zebras standen wie Statuen vor ihr, nur auf den tödlichen Befehl wartend, sie zu erlegen. “Du fragst mich...warum ich dich töten will?” Trixie sprach sehr langsam und leise, doch mit einer Emotionslosigkeit in der Stimme, die Fluttershy eine Gänsehaut über den Rücken jagte. “...um...ich...ja.” “Weil es mir Spaß macht.” Für einen kurzen Moment herrschte vollkommene Stille über der Lichtung. Fluttershy sah fassungslos zu Trixie, und diese erwiderte ihren Blick unberührt. “Also dann, Discord...wollen wir?” Trixie wandte sich zum gehen, und Discord machte sich daran, ihr grinsend hinterher zu schweben. “Nimm es nicht persönlich, meine Kleine...ich mach die Regeln nicht, ich befolge sie nur, du verstehst?” Sein absurdes Kichern hallte ein letztes Mal durch Fluttershys Ohren, bevor Discord aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Trixie jedoch war noch zu sehen. Sie stand mit dem Rücken zu ihr und schien über etwas nachzudenken. Da passierte etwas Unerwartetes: Aus dem Gestrüpp hinter Fluttershy löste sich eine riesige Gestalt - Sie sah einem Ursa ähnlich, jedoch hatte dieser Bär vier muskulöse Arme und einen langen, haarigen Stachelschweif, sein dunkelgrünes Fell machte ihn zu einem perfekten Jäger in diesen Gefilden. Er schien nicht ungefährlich, stapfte jedoch eher beheblich aus dem Dickicht, in seinen Augen war keine Aggression zu erkennen und er sah sich die umstehenden Gestalten neugierig an. Fluttershy wusste nicht, was diese Kreatur genau suchte, oder ob sie überhaupt etwas suchte, aber eines war klar: Durch die Zebras und Trixie war sie in großer Gefahr. “Hm...eure Zeit ist vorüber. Trixie hat dem hiesigen Getier genügend Möglichkeiten geboten, ein wehrloses Pony in den Tod zu reissen...jetzt bin ich dessen überdrüßig und werde fähigeren Jägern die Arbeit überlassen. Hinfort mit Dir!” Trixies Horn leuchtete einen Augenblick lang auf und das Zebra, welches vor ihr auf der Klippe stand, schrie nun auf seiner Sprache etwas zu den Jägern, welche daraufhin gemeinsam mit ihm ihre Bögen spannten und eine Sekunde später-” “Nein!” Die Pfeile schossen wie Blitze in Richtung des Bären, Fluttershy versuchte im Affekt, sie abzuwehren, stechend holte ihr gebrochener Flügel sie jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und die Geschosse hatten ihr Ziel gefunden. Als der grüne Dschungelbewohner begriffen hatte, was gerade passiert war, brüllte er berstend auf und schwang seine mächtigen Pranken. Vier weitere Pfeile surrten auf ihn zu. Fluttershy trat dem Bären mit aller Kraft auf den Fuß, dass dieser unter schmerzerfülltem Geifern umfiel und die Pfeile ihr Ziel diesmal verfehlten. “Tz...niedere, dumme Stute! Warum verteidigst du eine x-beliebige Kreatur, wo du dir doch besser Gedanken um dein eigenes Wohl zu machen hättest?!” Fluttershy lag keuchend vor dem wimmernden Bären, welcher jetzt versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. “Hah...hah...Dieser arme...Bär hat weder mich...noch irgendjemanden sonst angegriffen... er hat niemandem etwas getan...w-wie kannst du dir da erlauben, ihm das Leben nehmen zu wollen?! D-das ist nicht dein Recht!” Trixie lachte auf. Ein freudloses, kurzes Lachen. Dann verließ sie die Klippe stillen Schrittes. “Trixie soll es recht sein. Tu, was immer du für richtig hältst. Lasst die Jagd...beginnen.” Das Einhorn war verschwunden, doch hatte Fluttershy keine Zeit für Beruhigung: Von allen Seiten traten nun Zebras auf die Lichtung. Wenige Sekunden später schossen dutzende Pfeile auf den Bären zu, der sich gerade erst wieder aufgerichtet hatte. Sie trafen ihr Ziel. Der grüne Riese brach unter blutigem Röcheln zusammen und Fluttershy stürzte sich auf diesen. Trännen rannen ihr Gesicht herunter und verzweifelt betrachtete sie die dicken Pfeile, die sich tief in sein Fleisch gebohrt hatten. Doch zuvorderst hatte sie auf die Ereignisse hinter sich zu achten: Das Zebra auf der Klippe nahm nun Seelenruhig ein Horn von seinem Gürtel und bließ mit vollem Atem hinein. Ein lautes Dröhnen donnerte über den Urwald, und Sekunden später hörte man, mal näher, mal entfernter weitere Hörner aufhallen. Mit ruhiger und doch zugleich gut hörbarer Stimme sprach der Jäger auf dem Felsvorsprung einige Worte in Zebrasprache zu den seinigen. “Vadaszec Gyoselem!” Fluttershy musste die Sprache der Zebras nicht verstehen, um zu wissen, was er gesagt hatte: Waidmanns heil. Von überall dröhnten Hörner auf. Dutzende Zebras schälten sich aus dem Dschungel, ergriffen ihre Waffen, machten sich bereit für die Jagd. Fluttershy hatte keine Zeit zu verlieren. Sie stürmte ins Dickicht, warf jedoch einen Blick zurück auf den Bären. “Es tut mir leid...bitte verzeih mir...” Sofort schossen unzählige Pfeile hinter ihr her, die so hart waren, dass sie alles aus dem Weg rissen. Fluttershy rannte so schnell, wie ihre Beine sie trugen, direkt hinter ihr hörte sie das galoppieren zahlreicher Hufe. Pfeile und andere Wurfgeschosse flogen von allen Seiten auf sie zu, dröhnende Hörner wurden in allen Richtungen geblasen. “VADASZEC GYOSELEM! Vadaszec Gyoselem! Vadaszec Gyoselem!” Fluttershy bog nach rechts zwischen eine dichte Baumgruppe ein, doch von allen Seiten verfolgten Sie Zebras, wie viele waren das überhaupt?! Sie versuchte jetzt, mit ihrem intakten Flügel in den Himmel zu entkommen - Zu spät bemerkte sie die Zebras auf den Bäumen, welche sie sofort mit schweren Kugeln, welche an langen Seilen angebracht waren, wieder auf den Boden zwangen. Bevor sie sich versah, sprangen dutzende Jäger zwischen den Bäumen hin und her, spannten ein enges Netz aus Seilen über dem Dschungel. Ein entkommen mit fliegen war nun völlig unmöglich. Fluttershy hatte keine Zeit, umzudenken: Hinter ihr und um sie herum waren mehr als zwanzig Zebras, die mit allerlei tödlichen Geschossen auf sie eindrangen. Verzweifelt stürmte sie weiter in irgendeine Richtung, aus der ihr noch keiner der gestreiften Jäger entgegenkam. Als sie wieder eine kleine Lichtung erreichte, galoppierte ihr ein großes Zebra mit einer langen Klinge in den Hufen entgegen - Fluttershy sah ihre einzige Chance darin, mit ihrem linken Flügel etwas aufzusteigen und mit Kraft über seinen Kopf hinwegzuspringen. Der Jäger reagierte schneller, er ritzte ihr hinteres Bein mit einem tiefen Schnitt an. Fluttershy schrie auf, humpelte jedoch schneller, als das Zebra es wohl vermutet hatte, weiter und entkam vorerst seiner Klinge. Weitere Hörner dröhnten aus allen Himmelsrichtungen und weitere Jägergrüße wurden von überall gebrüllt. Dann begannen die Zebras, welche das wehrlose Pegasi unermüdlich verfolgten, einen wilden Jagdgesang in Ponysprache wie aus einer Stimme zu krächzen. Sie alle sangen vollkommen synchron, als wären sie ein einziges Zebra. Dadurch wurde der Gesang so laut, dass er über dem ganzen Dschungel lag. “Ich bin in Hitze schon seit Tagen” Die schnellsten Zebras setzten mit gefährlichen Klingen nach und kamen Fluttershy bedrohlich nahe. Es war ein Wunder, dass sie die verletzte Stute noch nicht eingeholt hatten. Ein Wunder? Nein. Sie spielten mit ihr. “So werd ich dieses Pony jagen” Fluttershy stach, wann immer sie konnte, in eine andere Richtung ab, sprang über Baumstämme und kleinere Flüsse, doch die Zebras blieben wie ausgehungerte Bestien an ihr hängen und schossen unermüdlich Pfeile und Speere nach ihr. “Auf ewig bleib ich an ihr dran, so reiche Beute verzehren kann” Fluttershy wusste nicht, ob die Zebras diesen Gesang unter Hypnose produzierten oder ob es von ihnen selbst kam. Es war egal, sie wollte nur weg. “In diesem Land, in Zebraska, lauert das Verderben, Die fremde Kreatur muss STERBEN!” Die Zebras schrien mit monotoner Miene ihren Gesang hinaus und wurden immer schneller. Fluttershy hingegen wurde kraftloser, ihr ganzer Körper brannte wie Feuer. Lange würde sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Da kam ihr eine Idee: Fluttershy tauchte in ein enges Gestrüpp ein, entkam für einen Moment den Blicken ihrer Verfolger. Leichtab vom Weg sprang sie in einen großen Busch und verhielt sich vollkommen ruhig. Einen Vorteil hatten der Jagdgesang und die dröhnenden Hörner: Sie verrieten ihr die Position eines jeden Zebras, dass sie verfolgte. Das geschundene Pegasus im Gegensatz verhielt sich mucksmäuschenstill und wartete ab, was passieren würde. Ihre Verfolger trabten langsam an ihrem Gebüsch vorbei, sie konnte die Hufe direkt vor ihren Augen sehen, konnte hören, wie die Jäger ihre Nasen anstrengten, das Pony zu erschnüffeln - Unglücklicherweise war diese Maßnahme von Erfolg gekrönt. Bevor sie realisierte, was passierte, stach ein breiter Speer mitten in das Gebüsch und bohrte sich brutal in ihren Rücken. Fluttershy schrie vor Schmerzen wie nie zuvor, und doch waren ihre Sinne hellwach: Sie zog sich unter höllischen Qualen den Speer aus dem Körper, brüllte und weinte vor Schmerzen, warf ihn für längst den Zebras entgegen, die ihr den Weg versperrten. Überrascht von dieser Aktion waren diese überrumpelt genug, dass das Pegasus es schaffte, an ihnen vorbei erneut ins undurchdringliche Tief des Urwaldes einzutauchen. Fluttershy hinterließ eine dicke Blutspur, sie würde jeden Moment zusammenklappen, doch wenn Trixie ihr Leben wollte, so würde sie es ihr nicht leicht machen! Schon waren die Zebras wieder hinter ihr. Ein Horn dröhnte über Fluttershy auf und sie begannen wieder mit ihrem Jagdgesang. “Das Pony auf die Läufe kommt, hat sich im finstren Licht gesonnt” Als ihr von vorne zwei Zebrajäger ins Sichtfeld kamen, welche mit ihren Beinen, an denen spitze Klingen befestigt waren, nach der Stute schlugen, überwand sie sich und konterte den Schlag mit ihrem Huf - Sie traf und das glücklicherweise kleingebaute Zebra brach blutend zusammen. Während sein Partner reagierte und mit seiner Klinge Fluttershys gesamte Mähne abtrennte, hatte sie dem gefallenen Zebra die Beinklinge abgenommen und holte aus - ins Schwarze. Doch ihr Gegner hatte ebenfalls getroffen. Die Spitze seiner Klinge bohrte sich leicht in ihre Schulter, während sie ihm die Kehle aufgeschlitzt hatte. Mit schockiertem Blick stürzte er zu Boden. Fluttershy nahm ihm die Hufklinge ab und befestigte sie an ihrem anderen Huf. “Es tut mir so unendlich leid...ich weiß, ihr konntet nichts dafür, aber-” Mehr Zeit zum bedauern hatte sie nicht, da schon die nächsten Pfeile aus allen Richtungen auf sie zuschossen. Zebras sprangen hinter ihr von Ast zu Ast und nahmen sie von oben ins Visier. Fluttershy stürmte mit schmerzendem Körper weiter in den Dschungel, doch sie hinterließ mit den Hufklingen tiefe Spuren. “Macht gute Fährte tief im Gang, es humpelt schwer, ich bleibe dran” Wieder begannen die Zebras, wie aus einer Zunge zu singen. Fluttershy wunderte sich über sich selbst, dass sie dieser Tatsache noch Beachtung schenkte. “Der Schweif er zuckt wie Würmer gar, der Bogen springt vom Futterall Waidmanns heil! Waidmanns heil! Waidmanns heil!” Näher. Immer näher. Sie kamen näher. Wurden immer schneller. Fluttershy humpelte nur noch vor sich hin, es würde keine Minute mehr dauern, bis sie sie so gefangen hätten. Aber sie musste überleben. Wer würde sonst Angel retten?! Was würden ihre Freundinnen durchmachen, wenn sie sterben sollte?! Sie musste überleben. Sie MUSSTE überleben! Fluttershy machte auf dem Huf kehrt und drehte sich ihren Verfolgern entgegegen, nutzte den Überraschungsmoment und schlug mit ihren beiden Hufklingen um sich - Sofort erwischte sie eines der erschrockenen Zebras, welches daraufhin verwundet zu Boden ging. Ein weiteres traf sie schmerzhaft am Bein, es stürzte in den Schlamm, griff jedoch zu seinem Bogen. Fluttershy trat ihm mit den Hufen auf den Arm. Es schrie klagend auf und wurde unter dem Schmerz bewusstlos. Eines der Zebras war schneller: Es jagte dem Pegasi einen stählernen Haken in die Brust. Fluttershy schrie heulend auf, biss jedoch die Zähne zusammen, unterdrückte den Schmerz - Sie riss sich den Haken aus der Brust und stach ihren Angreifer damit nieder, Blut spritze ihr ins Gesicht. Damit hatte Fluttershy für wenige Sekunden Ruhe, sie stand keuchend und blutbefleckt zwischen den Körpern. Doch weitere Hufe kamen schon näher. Fluttershy nutzte den Moment, um einem Körperreflex nachzugeben. Sie erbrach sich aus voller Seele auf den Dschungelboden hinter ihr und ließ den Tränen freien Lauf. Sie schrie nicht nur die Schmerzen, sondern auch ihren Ekel vor sich selbst hinaus, es war ihr egal, dass die Zebras sie hören konnten. Sie hatte unschuldige Lebewesen brutal abgeschlachtet um sich selbst zu retten. Sie war keinen Deut besser als Trixie. Von mehreren Seiten kamen nun Jäger zum stehen und griffen nach ihren Bögen. “Ich fege mir den Bast vom Guss und geb ihr einen glatten Schuss” Zurrend schossen weitere Pfeil auf sie zu. Fluttershy konnte sich gerade noch so unter den Meisten wegducken, doch einer fand sein Ziel - Und bohrte sich in ihre Flanke. Seltsamerweise schmerzte es kaum. Sie hatte mittlerweile solche Greifenschmerzen, dass sie kaum mehr etwas spürte. Stöhnend zog die Stute den Pfeil aus ihrer Flanke und tauchte zwischen den Zebras vor ihr durch - Besser gesagt stolperte sie hindurch. Die Jäger spielten nur noch mit ihrer Beute. “Waidmanns heil! Waidmanns heil! Waidmanns heil!” Das dröhnen weiterer Hörner durchzog den Dschungel. Fluttershy bekam es kaum noch mit. Sie sah alles vor sich verschwommen, die Bäume drehten sich und der Schmerz lähmte ihre Sinne. Noch nicht. Sie durfte noch nicht aufgeben! Ihre Freundinnen würden jeden Moment kommen, um sie zu retten! Sie würden alle zusammen zurück nach Ponyville gehen! Mit Angel! “In diesem Land, in Zebraska, lauert das Verderben, das fremde Pony muss STERBEN!” Sterben! STERBEN! Sterben! Sterben! Es kamen immer mehr Zebras näher. Sie musste nun schon von mehr als fünfzig umringt sein. Allerdings konnte Fluttershy das nicht mehr schätzen. Ihr war übel, sie würde jede Sekunde ohnmächtig werden. Und dann wäre es vorbei. Fluttershy stürzte durch dichte Bäume und kam auf eine kleine Lichtung, vor ihr streckte sich ein langer Fels in die Höhe. Mit letzter Kraft stürzte sie dagegen und sank mit dem Rücken zum Fels entkräftet zu Boden. Mehr und mehr Zebras betraten mit starren Blicken die Lichtung, nach und nach erkannte Fluttershy, dass sie mehr als hundert Verfolger hatte. Drei oder vier von ihnen bliesen in ihre hölzernen Hörner, welche daraufhin schreckliches Dröhnen feilgaben. Doch dann geschah etwas, womit wohl weder Trixie, noch die Zebras und schon gar nicht Fluttershy gerechnet hatte: Der grüne Bär, der vor wenigen Minuten von den Zebras niedergeschossen wurde, betrat mit stampfenden Schritten die Lichtung und schleuderte mit seinen mörderischen Pranken auf einen Streich sieben Zebras durch die Luft. Und damit nicht genug: Er hatte noch ein paar Freunde mitgebracht. Bevor die Zebras sich versahen, traten insgesamt vier weitere der grünen Giganten aus dem Dickicht und schlugen brüllend um sich. Die überraschten Jäger wurden durch die Luft geschleudert, stürzten blutend zu Boden, versuchten sich neu zu formieren. Die Zebras, welche auf den hohen Bäumen Stellung bezogen hatten, schossen ihre stählernen Seile um die Bären, sprangen von Ast zu Ast im Versuch, die übermächtigen Angreifer zu Fall zu bringen. Ein Stück weiter veranstalteten fünf Zebras ein Stellungsspiel um eine der vierarmigen Kreaturen, rückten ihr mit Klingen und Speeren zuleibe, man konnte ihnen die Erfahrung als Jäger deutlich ansehen. Mehrere der gestreiften Einheimischen stellten sich vor Fluttershy, da sich der von Pfeilen gesäumte Bär direkt auf sie zubewegte. Mit geschickten Bewegungen ließen sie mit kleinen Armbrüsten mehrere Pfeile auf den geschundenen Angreifer zusausen - Doch diesmal schlug er sie mit seinen vier Pranken zu Kleinholz und stampfte die Zebras einfach aus dem Weg. Eine große Masse der restlichen Jäger verteilte sich über die Lichtung und war beschäftigt mit den tobenden Bestien. Sie schrien sich hektisch irgendwelche Anweisungen und Strategien in zebraskischer Sprache zu, nur ein Wort fiel immer wieder, darum schloss Fluttershy, dass es die Rasse war: Mosayker. Der verletzte Mosayker, der sich ihr behutsam näherte, ließ sich mit einem leichten Beben auf seine Knie nieder und suchte ihre Augen mit den seinigen. Fluttershy kannte sich gut genug mit Tieren aus, um zu erkennen, dass ein dankbarer Blick in ihnen lag. Als er ihre Verletzungen sah, stieß er einen klagenden Schrei aus. Fluttershy lächelte ihn sanft an und berührte mit ihrem Huf seine große, dunkle Nase. Sie war feucht und kalt. “Zum Glück bist du am leben...und ich hatte schon befürchtet, du wärst...” Aus den Augenwinkeln nahm Fluttershy die Pfeile wahr, die sich ihr näherten. Nur der schützende Arm des Mosaykers, der die Geschosse fortschlug, rettete ihr Leben. “So ist das also...du hast es doch tatsächlich geschafft, dir eine der wildesten Kreaturen dieser Gefilde Untertan zu machen, und das nur mit dieser einen, kleinen Tat... Du planst besser im vorraus, als Trixie erwartet hatte, Hut ab...” Das dreckige Kichern. Die narzistische Tonlage. Fluttershy erkannte sofort, dass Trixie ihre Stimme wieder über die Lichtung klingen ließ. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit amüsiert zugesehen. “Du...du gemeine Hexe! E-es ging mir nicht darum...uhhr...!” Jede noch so kleine Bewegung verursachte einen quälenden Schmerz, Fluttershy hatte das Gefühl, sämtliche Knochen in ihrem Körper wären gebrochen. Umständlich versuchte sie, den Kopf zu drehen - Einer der Mosayker war mittlerweile von zahlreichen Stahlseilen gefesselt, es würde nur noch Sekunden dauern, bis er zu Boden gehen würde. Bei einem anderen, weit Größerem hatten die Zebras weniger Glück gehabt - Er schlug ununterbrochen in ihre Reihen, um ihn herum mussten schon um die zwanzig Zebras gefallen sein - lebendig, wie Fluttershy mit Beruhigung feststellte. Die anderen Beiden Mosayker konnte sie nicht sehen, das Brüllen verriet ihr jedoch, dass auch sie noch weit davon entfernt waren, zusammenzuklappen. In Ordnung. Wenn es noch eine Chance gab, zu entkommen, war diese nun gekommen. So sehr es auch brannte, so sehr ihr Körper sie anflehte, sich nicht zu bewegen - Sie erhob sich langsam wieder auf ihre vier Hufe und kam wackelig zum stehen. Fast wäre Fluttershy auf den Rücken gefallen, doch der Mosayker vor ihr stützte sie mit seiner weichen Pranke. Noch einmal lächelte sie ihn warm an - Mit ihren Augen. Und, sie war sich nicht sicher ob es an ihren von den Schmerzen vernebelten Sinnen lag, Fluttershy glaubte, den Mosayker ebenfalls lächeln zu sehen. “Danke...” Das war das Letzte, das sie hauchte, bevor sie sich einmal mehr auf in die Tiefen des Urwaldes machte - Ihr grüner Freund baute sich schützend vor ihr auf, blockierte die Wege der näherkommenden Zebras. “In Ordnung. Genug von Discords billiger Kontrolle. Jetzt ist die große und mächtige Trixie am Zug!” Fluttershy befand sich schon wieder im dichten Geäst und bekam nur noch flüchtig mit, was sich hinter ihr abspielte - Die Zebras brüllten schmerzerfüllt auf und ein blendendes, grünes Licht erfüllte die gesamte Lichtung. Dann war es still. Minutenlang humpelte die halbtote Stute durch den stille Morast. “Ich muss nach Hause...ich muss zu meinen Freundinnen...Ich muss zu Angel...” Fluttershy wusste nicht, wie lange sie jetzt schon hier war - Doch ihre Hoffnung, dass sie lebend aus diesem Urwald entkommen würde, schwindete zusehends. “Hey, Fluttershy! Ich habe dich schon überall gesucht! Weißt du, Twilight hat einen neuen Flugzauber entwickelt mit dem man soooooooooooolche großen Flügel bekommt und jetzt wollen wir ihn zusammen testen und da hab ich gleich an dich gedacht!” “Uhm...aber, weißt du, Pinkie...ich habe schon Flügel...” “Oh jajaja aber du fliegst doch nicht so gerne und Twilights Flügel übernehmen das von selbst du hättest Rainbow Dash sehen sollen! Leider hatte sie eine unsanfte Begegnung mit einem von Twilights Bücherregalen...” “......” “Angel, was stimmt denn nun nicht mit dem Essen? Du weißt doch, ich kann ni-Huh? Für mich?” “...........” “Angel, das...ist wirklich lieb von dir. Das ist lecker, das ist sehr, sehr lecker! Haben du und die anderen das zusammen gemacht?” “.........” “Hihi....ich habe euch lieb. Ich bin wirklich froh, Freunde wie euch zu haben...” “Sagt mal, Mädels...” “Was gibt’s denn, Rainbow Dash?” “Na ja, ich habe mich gerade nur gefragt, ob wir wohl für immer Freundinnen bleiben werden...Ich fände das ja schon echt cool...” “Oh Dash du Dummerchen, natürlich werden wir für immer zusammen sein, und ich schmeisse auch garantiert jedes Jahr wieder eine neue Geburtstagsparty für JEDE von euch...uhm...Moment, das macht in zehn Jahren... … … ...das gibt eine MENGE Partys!” “Pinkie hat recht, Rainbow. Selbst wenn meine Studien irgendwann beendet sein sollten...ich möchte für immer in Ponyville bleiben! Was meinst du, Fluttershy?” “Um...also ich...nun...bevor ich euch traf, wisst ihr, da wusste ich nicht, was echte Freundinnen sind...aber seitdem wir uns kennen...bin ich so...glücklich jeden Tag. Wenn das bis zu meinem Lebensende so bleiben könnte...das wäre schön. Huh, w-warum seht ihr mich denn alle so seltsam an? H-habe ich etwas dummes gesagt?” “Hört hört, ich stimme Fluttershy in jeder Hinscht zu. Sehr schön gesagt, Darling!” “Lasst uns gleich einen Brief an Prinzessin Celestia schicken! Immerhin ist das eine wichtige Erkenntnis!” “...Ich muss nach..Hause...ich muss...nach Ponyville...” “Sie spürt die Bogenenergie, feines Blut tropft auf das Knie” Ein schwerer Eisenpfeil bohrte sich wie ein Hammer in Fluttershys Seite und warf sie auf den harten Waldboden. Zebras näherten sich ihr und umkreisten ihren leblosen Körper. Das Letzte, dass sie spürte, war wie Hufe sie fesselten und unsanft hinwegtrugen. ------------------------------------------------ Ihre Wahrnehmung bestand aus verschwommenen Formen von Dingen, die sie kennen sollte und solchen, die sie fürchtete, in seltsamer Weise entstellt. Wechselnde Geräuschfetzen und Sinneseindrücke schwammen durch ihren pochenden Kopf, sie driftete durch ein großes Nichts, weit entfernt von ihrem Körper, zu dem sie nicht zurückwollte - Aus Angst vor den Schmerzen, die sie erwarten würden. Trübe und verzehrt nahm sie ferne Reaktionen ihrer selbst wahr: Ein schwaches Atmen, das Zucken ihrer Augenlieder, der brennende Schweiß auf ihrer Haut. Ihre erzwungene Reise ins Diesseits war kaum bemerkbar. Ihr Körper begann damit, seine Funktionen wieder aufzunehmen, doch schenkte ihr ihr Verstand noch immer die Illusion eines schmerzbefreiten, dichten Schleiers fernab von physischen Qualen und jedes seins. Sie kämpfte dagegen an. Sie wusste nicht warum, aber es war falsch, sich von dem Schleier umgarnen zu lassen, tiefer in ihn einzutauchen, dem anziehendem Blumenduft zu folgen. Ob dieser regenbogenschimmernde Kampf begleitet von einem unerträglichen Rauschen Stunden oder nur Sekunden dauerte - Das vermochte sie nicht zu sagen. Doch irgendwann siegte ihr Körper gegen den Verstand und langsam, extrem langsam glitt sie in die Realität zurück. Ihre Rückkehr war äußerst unangenehm: Abgesehen von dem Pochen in ihrem Kopf, dass ihre Wahrnehmung verzehrte, fühlte sie sich verklebt und feucht. Immerhin waren die Schmerzen mittlerweile auf ein erträgliches Maß gesunken. Fluttershy versuchte, die Augen zu öffnen, ihre Lider sollten sich bewegen, doch verlangte dieser Vorgang eine Kraft, die sie nicht aufzubringen bereit war. Also konzentrierte sie sich auf ihren Hörsinn: Sie nahm Stimmen wahr. Immer noch fern und entfremdet, aber sie wurden deutlicher. Klarer. Ein Eimer eiskalten Wassers ergoss sich über sie. Im ersten Moment fühlte sich die Kälte gut an auf ihrer brennenden Haut - Doch dann sorgte sie dafür, dass ihr Körper unkontrolliert zu zittern begann. Fluttershy schaffte es, die Augen zu öffnen und sich in ihrer Umgebung umzusehen - Sie saß auf einem Stuhl. Besser gesagt war sie darauf gefesselt. Ihre Hufe waren links und rechts von ihr mit dicken, scharfen Lederriemen an die hölzernen Lehnen des Stuhls fixiert und sie konnte sich keinen Milimeter bewegen. Fluttershy befand sich in einem kleinen, länglichen Raum: Es schien ein unzureichendes Dämmerlicht von der Decke herab, an den Wänden hingen allerlei beängstigende Gerätschaften; Etwas erkannte Fluttershy als eine Art Säge, das nächste schien so etwas wie eine riesige Schere zu sein. Doch die meisten der Apparaturen hatte sie noch nie gesehen. Kleine Regale und Schränke säumten die tiefen Wände des Raumes: Überall lagen diese seltsamen Werkzeuge und Waffen herum, so etwas kannte Fluttershy schon aus Filmen. Filme, an die sie sich nicht gerne erinnerte. Sie war in einer Folterkammer. Kurioserweise bemerkte sie die beiden Zebras, die vor ihr standen, zuletzt: Starre Blicke erkannte man in ihren grünen Augen, ihre gestreiftes Fell war durchzogen von blutigen, pochenden Fleischfetzen, die wie lebendige Beulen aus ihrem Inneren zu wachsen schienen. Eines der Zebras hatte Fluttershy mit dem Wasser übergossen und gab ihr nun eine zweite Ladung. Sie konnte sich nicht bewegen, doch ihre Gliedmaßen zitterten wie Espenlaub und ihre Zähne klapperten wie Gehämmer. Die kleine Tür am anderen Ende des Raumes öffnete sich, langsam trat Trixie mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Fluttershy war noch nicht in der Lage gewesen, zu sprechen, doch jetzt war ihr klar, was sich hier abspielte: Sie hatte es nicht geschafft, den Zebras zu entkommen und wurde von ihnen gefangen genommen. Offensichtlich hatte sie verloren. Und würde wahrscheinlich sterben. Trixie trat zwischen die Zebras an Fluttershys Fesselstuhl heran und begann lächelnd ein Gespräch. “Trixie kann sich nicht erwehren, dir einen gewissen Respekt zu zollen, Pegasi-Stute. Wie ich es erwartet hatte, steckt in dir weit mehr Potenzial, als man vielleicht hätte denken können...Du hast dich ganz großartig geschlagen, das war eine unterhaltsame Jagd. Natürlich hast du das Spiel im Endeffekt verloren...aber du hast tapfer gekämpft.” “Falsch...” “Wie meinen?” Fluttershy starrte mit halb geöffneten Augen auf ihre Knie und flüsterte mehr hauchend, als dass sie sprach. “Ich habe noch nicht verloren...meine Freundinnen...werden kommen...mich...retten...” “Ja, nun, wie soll Trixie es dir schonend beibringen, kleiner Flügeldreck? Das wird nicht passieren.” Jetzt sah die umnebelte Stute auf und versah Trixie mit einem Blick voll Hass und Verachtung. “Was willst du noch von mir? Mach’s kurz und bring es hinter dich...” “Ja, genau das meine ich! In dir steckt eine Kämpferin, Fluttershy! Leider muss ich dich enttäuschen...Es kurz zu machen, wäre nicht nach Trixies Geschmack. Weißt du...Deine Beteiligung an jenem Abend in Ponyville ist gleich Null... und Trixie mag Ponies wie dich eigentlich recht gerne...du kommst mit jedem aus... schaffst es sogar, wilde Bestien zu zähmen...” Trixie fuhr sich mit ihrem Huf gelangweilt durch die Mähne, während sie sprach. “Es ist zu schade...dass du so eine enge Freundin von Twilight Sparkle bist. Denn letztendlich ist genau diese Tatsache in deinem Fall der einzige Grund dafür, dass du gleich äußerst schmerzhaft verenden wirst.” Stille. Trixie ließ das Gesagte wirken und wartete auf die Reaktion der Stute, welche nach wie vor nur auf ihre Knie starrte. Vielleicht würde sie Flehen. Vielleicht ihre Freundschaft zu Twilight Sparkle leugnen. Wenn sie das erreichen würde, wäre Trixie glücklich! Fluttershy sah auf und Trixie wich nervös zurück. Das war nicht der Blick, den sie sich erhofft hatte. Boshafte Verachtung und ungebrochener Trotz spiegelten sich darin wieder. “Wenn das so ist...”, und mit diesen Worten zog sich ein Grinsen über das Gesicht des Pegasi, “...war ich noch nie glücklicher, sterben zu dürfen...” Fluttershy lachte hustend auf und ließ ihren Kopf erneut nach unten hängen. Trixie knirschte mit den Zähnen, sie kochte vor Wut. Dieses dreckige, nichtswürdige Pony wagte es, angesichts ihrer Situation die große und mächtige Trixie zu verspotten?! “Genug der Worte...”, Sie ließ ihr Horn unangenehm aufleuchten, ”du wirst nun lernen, was wahre Schmerzen sind, Fluttershy.” Eine leise, wunderschöne und doch traurige Melodie setzte ein und war im ganzen Raum zu hören - Es war die Melodie, die Fluttershy in den Garten gelockt hatte. Die Zebras setzten sich in Bewegung. Fluttershy hörte nur, wie eines von ihnen zu irgendetwas metallenem griff - und sah auf. Während ihr gesamter Körper vor Schmerzen rebellierte und brannte, fragte sich ein Teil von ihr, ob es anders gekommen wäre, hätte sie nicht aufgesehen - Wahrscheinlich nicht. Eines der Zebras hatte ihr einen vierspitzgen Eisennagel ins Auge gerammt. Mit roher Kraft drückte es das rostige Metall immer tiefer hinein, Blut spritzte auf sein Fell, und Fluttershy kämpfte gegen das berstende Flehen ihrer Lungen an, zu schreien. Das war genau das, was Trixie wollte. Sie brechen. Sie würde nicht brechen, niemals. Mit ihrem intakten Auge erkannte sie, wie neben Blut Schleim und Flüßigkeit aus ihrem anderen Auge quollen, und auf ein kurzes Aufleuchten Trixies’ Horn, welche sich unter einem sadistischen Lachen bog, drehte das Zebra die Spitzen weiter in ihrem Auge herum. Sie krallte sich mit den Hufen in das harte Holz, presste ihre Zähne aufeinander, bis sie das Gefühl hatte, diese würden explodieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ das Zebra endlich von ihrem Auge ab - Doch der Nagel blieb darin stecken. Fluttershy sackte in sich zusammen, öffnete ihren Mund wieder und spuckte unter Keuchen und Stöhnen Blut auf ihre Knie. “Hahahahahahahaha...windest dich wie ein Würmchen, das ist so süß, Stutendreck! Das gefällt Trixie, das gefällt ihr wirklich! Aber was soll das?! Kein Pieps deiner bezaubernden Stimme drang über deine Lippen, dabei hatte ich gehofft, deine süßen Schreie hören zu können... Na, kein Problem, die werden wir schon noch aus dir rausquetschen, was?” Den letzten Satz sprach Trixie mit einer betont süßen Stimme, Fluttershy sah sie mit ihrem noch intakten Auge an und erwiederte ihr herausforderndes Grinsen. “Versuch es, Schlampe!” “Hahahahahahahahahahaha! Das ist es, Fluttershy, das wollte Trixie sehen! Du forderst mich heraus? Du forderst die große Trixie heraus?! Natürlich nehme ich an! Hunderte blaue Schmetterlinge flatterten um Trixie herum, Die Musik wurde lauter, ihr Horn leuchtete einmal mehr unheilvoll auf - Die Zebras setzten sich wie Marionetten in Bewegung. Fluttershy kniff die Zähne erneut zusammen in Erwartung dessen, was gleich kommen würde - Es half. Zumindest im ersten Moment. Das längliche, schmale Messer, welches Fluttershy Fell und Haut gleichermaßen von der Brust schnitt und tiefe, gräuliche Löcher hinterließ, brachte sie noch nicht zum brüllen. Ihr ganzer Oberkörper rebellierte und ihr wurde schlecht, das Blut floß aus ihrem Mund wie Spucke. “Weißt du, dass ein Pony unter den Oberarmen extrem dünne Haut hat und es unvorstellbar schmerzhaft ist, wenn diese weggeschnitten wird?” Noch bevor Trixie ihren Satz kichernd beendet hatte, drang das andere Zebra mit einer langen, dünnen Nadel in Fluttershys rechten Oberarm ein und setzte mit einer spitzen Schere nach - Wie bei einem Paket schälte es dem Pony die Haut vom Körper, ein kleiner Schwall Blut ergoss sich aus ihrem Arm und sie trat und schlug vor Höllenschmerzen um sich, soweit es im gefesselten Zustand möglich war. Ekelhafte Galle schoss ihren Verdauungstrakt nach oben und Sekunden später hatte sie sich über das Zebra erbrochen. Doch noch immer schrie sie nicht. Trixie, welche die ganze Zeit lachend vor ihr auf dem Boden lag und umringt war von blauen Schmetterlingen, schien davon nur noch mehr angefixt zu sein. “Na los, weiter, weiter! Wollen doch mal sehen, wie ihre Wangen mit hübschen Löchern aussehen, HAHAHAHAHA!” Die Hoffnung, es möge nicht so schmerzhaft sein, wie es sich anhörte, war vergebens. Das breite Stahlgerät, welches sich sowohl von der Innen als auch der Außenseite Fluttershys’ Wangen bohrte, brachte sie zum beben, unterdrückte Schreie zogen sich als leidvolles Piepsen durch den Raum, Tränen des Schmerzes quollen aus Fluttershys linkem Auge. “Oh, Trixie hat noch eine Überraschung für dich! Das macht unser kleines Spiel noch lustiger, du wirst sehen, es wird wundervoll, du wirst es lieben!” Wie ein kleines Fohlen, dass gerade das erste mal eine Puppe in der Hand hielt, griff Trixie nach einer Fernbedienung und sah an Fluttershy herab: Erst jetzt merkte diese, dass sich dünne Kabel von ihren Beinen über ihren ganzen Körper zogen. “Diese kleine, feine Apparatur funktioniert mittels Schall. Das heißt, je mehr du schreist”, Trixie unterbrach sich, um in die Hufe zu kichern,” desto öfter und heftiger passiert DAS!” Es war ein spürbarer Unterschied, ob man sich auf Schmerzen einstellen konnte oder nicht. Gleisender Strom durchfuhr Fluttershys ganzen Körper, ihre Gliedmaßen zitterten obszön umher und sie schrie mit geschlossenem Mund wie ein Tier, ließ jedoch kaum einen Ton über ihre Lippen kommen. Es fühlte sich an, als würde sie wie ein Stück Speck gebraten werden. Nach wenigen Sekunden erlosch der Strom und Trixie sah sie, etwas enttäuscht, an. “Ich sehe schon, das wird so nichts...” Ein grünes Licht strahlte in Trixies Huf und eine Sekunde später hielt sie etwas darin - Einen Hasen. Fluttershys Blick wandelte sich von einer komatösen Qual zu blankem Entsetzen. “A...A....A...a...” “Ganz recht, dein kleines, süßes Häschen Angel. Ich mache dir einen Vorschlag, Fluttershy”, Trixie legte dem zitternden Hasen einen Huf um den Hals, ”Schrei. Schrei aus vollem Herzen und ich lasse deinen Hasen am Leben.” Sie grinste die gefesselte Stute sadistisch an und diese sah ihrem Hasen in die Augen. “An...ang...a...” Fluttershy schluckte das aufwallende Blut herunter. In Ordnung. Wenn sie so wenigstens ihre geliebte Freundin retten konnte, sollte Trixie ihren Willen haben. Sie sah der verhassten Hexe in die grüngrauen Augen und nickte ihr leicht zu. Ein breites Grinsen zog sich über Trixies Gesicht und mit einem Aufleuchten ihres Hornes gebot sie den Zebras, ihr blutiges Werk einmal mehr aufzunehmen. Doch Trixie begnügte sich nun offensichtlich nicht mehr mit normalen Foltermethoden - Eines der Zebras injizierte ihr direkt in eine frische Wunde ein, wie sie kurz darauf vermutete, schweres Nervengift. Es waren explosionsartige, unerträgliche Schmerzen. Und Fluttershy schrie. Sie schrie wie am Spieß, ihr ganzer Körper bebte vor Pein und Tränen liefen ihr Auge in Sturzbächen hinunter. Sie schrie und schrie, ihr leidvolles Heulen wurde von dem engen Raum vollkommen verschluckt. Die Strafe folgte auf dem Huf - Unmengen an Strom flossen durch Fluttershys Körper, sie fühlte sich wie ein Zitteraal, konnte spüren, wie jeder Milimeter ihres Fleisches gegrillt wurde, roch ihre eigenen, verbrannten Organe. Die Melodie war jetzt berstend laut. Trixie schien sich jetzt in eine Art Extase zu steigern - Sie kam lachend auf den Stuhl zu und war umringt von hunderten, strahlend blauen Schmetterlingen. Ihre dunklen Augen tränten vor Gelächter und sie schrie wie auf einem fröhlichen Fest, wedelte überschwänglich mit den Hufen umher. “WEITER, SCHREI LAUTER, DEINE STIMME IST SO SÜß, ICH LIEBE SIE KLEINES DRECKFOHLEN, SCHREI MEHR, SCHREI FÜR MICH!” Eines der Zebras hielt Fluttershys bebenden Körper fest, während das andere ihre Haut und ihr verbliebenes Fell mit einer stinkenden, klebrigen Masse einschmierte - Und daraufhin mehrere Parasprites auf sie losließ. Die kleinen, kugelförmigen Parasiten stürzten sich auf die Klebemasse und fraßen sich überall in Fluttershys Körper hinein. Sie zitterte, ihr ganzer Leib donnerte, ihre gefesselten Gliedmassen schnitten sich blutig in die Lederriemen und ihre Schreie waren so schrecklich, sie wollte sie selbst nicht mehr hören. Hunderte Volt wurden durch ihren Körper gejagt und Trixie brüllte vor lachen. “SO IST ES GUT, SCHREI KLEINE SCHLAMPE, SCHREI, SCHREI LAUTER, ZEIG MIR MEHR VON DIESER WUNDERVOLLEN STIMME! Discord stand in der Tür und sah dem grausamen Treiben mit Entsetzen zu. Er begab sich in den dunklen Gang - Es reichte. Ihm war zutiefst schlecht. Blaue Schmetterlinge überall. Dieses schreckliche Lied. Weitere Klingen bohrten sich in Fluttershys Körper - Doch war dies nichts im Vergleich zu dem, was Trixie nun tat. “Oh, und jetzt will Trixie sehen, wie laut du noch schreien kannst!” Ein hohles Knacken. Ein dumpfer Aufprall. Ein rollender Kopf. Ein toter Hase. “NEIIIIIIHEIIIIIIIIIIIIIIN!” Sie brach. Fluttershy schrie, lauter, leidvoller als in den vergangenen Minuten zusammen. Tausende Volt säumten ihren Körper, doch sie spürte sie nicht. Ihre Kopf verdrehte sich, aber sie starrte weiterhin schreiend auf den Kopf des kleinen Hasen. “QUIEKE, QUIEKE WIE DAS KLEINE SCHWEINCHEN, DAS DU BIST!!! Hahahahahahahahahahahahahaha!” Ein letztes mal bäumte sich ihr Körper unter der blutrünstigen Folter auf, Tränen und Schreie klungen ab, Fluttershy wurde mit einem mal vollkommen still, ihre leeren Augen zeigten keinerlei Lebenskraft mehr - Und dann fiel sie wie ein nasser Sack in sich zusammen. “Hah...Hah...Hah...Hah...Hah...” “Liebe Prinzessin Celestia, heute haben wir gelernt, dass wir für immer zusammen bleiben wollen. Freundschaft ist eine wundervolle Sache, eine Verbindung, stärker als jede andere noch - Im besten Falle auf ewig. Für immer gemeinsam Spaß mit Magie. Für immer einander Loyal zur Seite stehen. Für immer ehrlich zueinander sein. Für immer zusammen lachen können. Für immer Großzügigkeit in unseren Herzen tragen. Für immer Freundlichkeit herrschen lassen. Eine solche Kette ist unzerstörbar durch ihre starken Glieder - Doch muss man sie pflegen und behüten, denn wenn ein einziges Glied fehlt, zerfällt die Kette und kann nie wieder zusammengefügt werden. Wir haben beschlossen, uns gegenseitig zu beschützen. Schon vor längerer Zeit, doch nun ist es ein Versprechen bis an unser Lebensende. Zusammen schreiben wir dir diesen Brief, mit unserem Wunsch, dass unsere Kette bestehen bleibt. Deine eifrigen Schülerinnen, Twilight Sparkle, Rainbow Dash, Applejack, Pinkie Pie, Rarity und Fluttershy “Es tut mir leid...ich habe es nicht geschafft, durchzuhalten... Die Kette...sie wird wegen mir zerbrechen... Es tut mir so leid...es tut mir so unendlich leid...bitte verzeiht mir...bitte... Ich will noch nicht sterben...ich will bei euch bleiben... Mit euch zusammen Spaß haben... Warum...darf ich das nicht... Warum durfte Angel das nicht... Ich will noch...nicht sterben...ich will noch nicht sterben... Ich hoffe...ich und Angel werden euch lange nicht wiedersehen... meine über alles geliebten Freundinnen.” Das Pony schien gebrochen. Ihr Geist war tot, ihr Körper nur noch eine leere Hülle. Trixie stand keuchend vor ihr, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, der Sabber tropfte ihr aus den Mundwinkeln. Die Melodie war verstummt. “Hah..hah...hahaha....hah...haha...” Nach einigen Minuten hatte sie sich beruhigt. Trixie sah teilnahmslos zu der zerstörten Stute und wandte ihr dann den Rücken zu, um den Raum zu verlassen. “Tötet sie.” war das Letzte, dass sie den kontrollierten Zebras befahl, bevor sie in den dunklen Gang einstach. Dort wartete Discord, der seltenerweise mal kein Grinsen auf dem Gesicht hatte und sie mit einem Blick musterte, den Trixie nicht zu deuten vermochte. “Hattest du deinen Spaß, schimmernde Hexe?” Seine Stimme war tonlos und ohne Spott. Was sollte das? Trixie kicherte demonstrativ, leckte sich lasziv über die Lippen. “Den hatte ich!” Discord trat ihr gegenüber und musterte sie kurz. Grüngraue, leere Augen. Ein vollkommen schwarzes Horn. Ihre Aura. Ihr Verhalten. Ihr Geist. Keine Frage. Sie war soeben vollkommen erwacht. “ER”...war in ihr erwacht. Discord wollte sich bestätigen. “Warum hast du das getan, kleines Pony? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte... nur dachte ich...derlei Grausamkeiten wären nicht dein Stil, “mächtige Trixie”.” Trixie starrte ihn einen Moment an, offenbar ebenso wie Discord nachdenkend, was in den vergangenen Minuten passiert war. Dann begann ihr Körper zu zittern. Sie biss sich kichernd auf die Unterlippe und mit einem breiten Grinsen antwortete sie ihm. “Weißt du, Discord...das....das ist einfach GEIL!” Trixie starrte ihn grinsend und zitternd an wie eine Süchtige, nach wie vor lief ihr Speichel aus dem Mund und sie kicherte glücklich vor sich hin, als sie ihren Weg durch die dunklen Gänge fortsetzte. Definitiv. Trixie gab es nicht mehr. ------------------------------------------------------------------------ Celestia schoss über die hohen Baumkronen hinweg, vorbei an den vielen, fliegenden Geschöpfen dieser Gefilde auf den Punkt zu, an dem sie Fluttershy vermutete. Vor wenigen Sekunden war eine ungeheuerlich große, magische Aura aufgeflammt und hatte ihren Spürsinn geweckt. Eine Aura, die weit über die Fähigkeiten Discords’ hinausging. Doch es war zu viel Zeit vergangen. Celestia befürchtete das Schlimmste. “Twilight, Mädchen! Wo befindet ihr euch gerade?” “Pr-Prinzessin Celestia...ich habe Fluttershy nirgends gefunden...nichts...ich-” “Bereitet euch auf einen Teleport vor, ich werde euch zu mir holen!” “Wa-” Nur einen Augenblick später hatte Celestia die fünf Auren erfasst und zwangs-teleportiert. Rarity und Applejack schrieen entsetzt auf, Pinkie Pie schien hellauf begeistert und Rainbow Dash ein wenig irritiert. Kein Wunder, immerhin waren sie hunderte Meter über dem Erdboden. Die Ponies waren von dünnen, gelblichen Hüllen umgeben, die sie mit Celestia schweben ließen. “Verzeiht meine Dreistigkeit, aber ich denke, Fluttershy gefunden zu haben, Mädchen.” “Prinzessin...Celestia, wo sind wir hier? Das ist nicht Equestria.” Twilight sah sich fragend die endlosen Wälder, die Turmhohen Bäume und die vielen, bunten Vögel an, an denen sie vorbeiflogen. “Ich habe einen weiteren, schweren Fehler gemacht, meine Ponies... Ich habe die Möglichkeit, dass Discord sich außerhalb Equestrias versteckt, geschweige denn Fluttershy in ein anderes Land entführt, nicht einmal in Betracht gezogen...so war auch Lunas Suche und mein magisches Ertasten in Equestria vollkommen sinnlos.” Twilight sah sich noch ein weiteres mal die unter ihnen vorbeirauschenden Gefilde an und schien zu erkennen, wo sie sich befanden. “Wir sind im Land der Zebras, oder?! Das ist Zebraska!” “Land der Zebras? Grüne Hölle? Jeminemine...” “So ist es, Twilight Sparkle. Es steht zu befürchten, dass Trixie sich mit Hilfe von Discords Fähigkeiten einige der Einheimischen Untertan gemacht hat...die hier lebenden Kreaturen dürften bereits ein Problem gewesen sein...selbst für Fluttershy. Aber mitten in Zebraska eine Gruppe Zebras gegen sich zu haben, ist bedauerlicherweise ein sicheres Todesurteil.” Für einen Augenblick herrschte, sah man von den natürlichen Geräuschen des Dschungels unter ihnen und dem Klang des peitschenden Windes ab, Stille. Pinkie Pie schien Celestias Worte noch nicht ganz begriffen zu haben, Rainbow schlug wütend gegen ihre Hülle und Rarity schüttelte betreten den Kopf. Twilight hingegen zitterte vor Wut und Schuldgefühlen. “Fluttershy ist nicht wehrlos, Prinzessin...ich bin sicher...ich bin sicher, sie hat gekämpft...und lebt noch.” Celestia schwieg, Twilight konnte ihr Gesicht nicht sehen, da die Prinzessin sich auf ihren schnellen Flug konzentrierte. “Hoffen wir es, Mädchen.” Wenige Minuten später stoppte Celestia aprupt über einer Stelle des Dschungels, die gelblichen Hüllen der Elemente ebenso, die Ponies darin wurden unsaft gegen die undurchdringlichen Wände geschleudert. Fluttershys Element, das im Gegensatz zu den Kopien nicht nach dem Teleport verpufft war, leuchtete hell und alarmierend auf. “Wir sind da.” Celestias tonlose Stimme ließ Twilight nichts Gutes erahnen. Langsam schwebte Celestia nach unten, hinein ins tiefe Dickicht, durch die breitgefächerten Baumkronen. Unter diesen war es sehr viel dunkler: Nur spärlich fielen hier und da Sonnenstrahlen auf das waldähnliche Gebiet, Felsen und kleinere Bäume durchzogen die Fläche unter ihnen. Sanft landete Celestia auf ihren Hufen, die schwebenden Hüllen lösten sich auf und die Mane Five purzelten etwas grob zu Boden. Die Prinzessin drehte ihren Kopf gehetzt in alle Richtungen. Dann fixierte sie einen Punkt auf dem Boden, etwa zwanzig Meter vor ihnen. Sie schritt darauf zu und ließ ihr Horn erleuchten. Augenblicke später erhob sich aus der verwilderten Wiese eine Klappe - Ein unterirdischer Geheimgang. “Fluttershy ist da unten, Mädchen. Trixie und Discord sind weg. Euch droht keine Gefahr mehr.” Die Entwarnung der Prinzessin war angekommen; Applejack, Rainbow Dash und Rarity machten sich sofort die dunkle Treppe hinunter und Pinkie Pie hüpfte unbeschwert hinterher. “Wartet auf miiich, ich will Fluttershy zuerst umarmen!” Celestia indes blieb mit ernstem Blick zurück. Twilight ging einige Schritte auf den Gang zu, stierte nach unten in die Dunkelheit. Dann drehte sie sich zur Prinzessin und tauschte mit ihr Blicke. “Prinzessin...” Celestia schloss ihre Augen und ließ den Kopf hängen. Twilight verstand. Schluckend machte sie sich ebenfalls auf in die unterirdischen Kavernen. “Verloren”, war ihr letzter Gedanke, bevor sie die Stufen hinabstieg. Celestia blieb zurück. Sie spürte Fluttershys Aura, doch war das lediglich der Rest ihrer ausgelöschten Seele. Keine Lebenskraft mehr. Das konnte nur eines bedeuten. Nur sehr langsam schritt Twilight den engen, vollkommen dunklen Weg entlang. Ein gutes Stück geradeaus schien das schwache Licht einer Lampe aus einer Tür rechts im Gang. Sie wusste, was sie erwarten würde. Sie wollte es nicht sehen. Aber sie musste. Zögerlich bog sie in das schwach beleuchtete Zimmer ein. Es war eine Folterkammer. Überall hingen die schrecklichsten Instrumente und Gerätschaften an den Wänden. Auf dem Boden lagen zwei tote Zebras - Offenbar hatten sie sich gegenseitig umgebracht. Ein beißender Gestank stieg Twilight in die Nase - Es roch nach Fäulnis und Verwesung. Rarity saß an einem der leeren Tische und schluchzte still in sich hinein. Ihre Lippen bluteten, biss sie sich doch darauf herum, ihre Tränen zu unterdrücken. Rainbow Dash trat und schlug in einer anderen Ecke des Raumes alles kurz und klein, Tränen glänzten in ihren Augen. Niemand schien auf sie zu reagieren, es war eine seltsame, unangenehme Stimmung. Und dann sah Twilight es: Pinkie Pie saß still vor ihren Knien und starrte zu Boden, Applejack saß neben ihr und versuchte, Pinkie zu trösten. Twilight wurde schlecht. Sie musste sich den Mund mit den Hufen zuhalten, musste de Würgereflex unterdrücken. Vor ihr saß eine grausam entstellte, bis zur Unkenntlichkeit gefolterte Fluttershy. Sie hatte nur noch ein Auge, ihr wurde fast die ganze Haut abgezogen, es roch nach gebratenem Fleisch. Auf ihren Knien lag ein blauer Schmetterling. Um Twilight...du solltest wirklich besser auf dich achtgeben. Schau, dein Brief hat doch noch bis Morgen Zeit. Geh bitte schlafen, du siehst sehr müde aus...ich singe dir ein Schlaflied.” “Du möchtest etwas über Silberechsen herausfinden? Sicher, wenn ich dir dabei ein Hilfe sein kann...dann komme ich gerne mit!” “Ich und Angel haben Haferplätzchen für alle gebacken. Ich weiß nicht, ob sie gut sind, aber... Angel sagt, ich solle still sein und sie euch einfach geben...” “Wenn es geht...möchte ich für immer mit euch und den Tieren des Waldes zusammenbleiben. Das...würde mir schon reichen, um glücklich zu sein.” Dieses übermächtige, brutale Pochen im Kopf. Diese grausame, unerträgliche Gewissheit. Ihr Atem ging schneller. Sie war zu keinem klaren Gedanken fähig, verlor das Gleichgewicht und taumelte ein paar Schritte zurück, wobei Twilight an etwas kleines, rundes stieß - Angel. Sie blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen, fixierte den Kopf des Hasen. Dann sah sie noch einmal auf Fluttershys Leiche - Ein Schrei. Ein ohrenbetäubender, qualvoller Schrei. Sie konnte ihn ganz deutlich hören. Die Tränen des Schmerzes, die Hoffnung, ihre Freundinnen würden kommen und sie befreien. Fluttershy hatte bis zur letzten Sekunde gelitten. Twilights Wahrnehmung brannte. Sie musste hier raus. Sofort. Die Stute wandte sich ab, den Raum zu verlassen. Rarity, welche bisher kopfschüttelnd und stumm Tränen vergossen hatte, sah auf und erhob sich von ihrem Tisch. “Twilight...w-wohin...wohin gehst du?! Siehst du nicht, was-” “Wir müssen uns auf die nächste Runde vorbereiten.” Mit einem Mal trat Stille im Raum ein. Rainbow Dash unterbrach ihr wüten, Applejack sah Twilight verständnislos an und auch Rarity zeigte sich schockiert. Twilights Stimme war leer und ausdruckslos. “...Was?” “Wir haben keine Zeit, Verluste zu bedauern, Mädchen. Wir müssen uns jetzt auf das nächste Spiel konzentrieren.” Rainbow Dash stürzte durch den Raum, Rarity versuchte noch, sie aufzuhalten, doch es war zu spät - Mit voller Wucht schlug sie Twilight ins Gesicht, die daraufhin krachend in einem der hölzernen Schränke zum liegen kam. “Mehr hast du dazu nicht zu sagen?! Sieh dir Fluttershy an, Twilight! SIEH SIE DIR AN! DAS IST NUR DEINE SCHUL-” Offensichtlich hatte Rainbow nicht mit einem Konter gerechnet. Twilights Schlag, der Rainbow Dash ebenso mitten ins Gesicht zielte und sie von den Hufen warf, kam schnell und emotionsgeladen. Twilight hatte immernoch ein ausdrucksloses Gesicht, doch sie zitterte. “Was glaubst du, soll ich tun?! Soll ich bedauern, dass Fluttershy tot ist? Würde das IRGENDETWAS bringen?! Könnte ich euch damit beschützen?! Aber über SO ETWAS denkst du natürlich nicht nach, nicht wahr, Rainbo-” Rainbow Dashs Hinterhufe schnellten wie der Blitz in Twilights Magen und schnitten ihr das Wort ab, taumelnd vor Schmerz torkelte diese gegen die steinerne Wand. “Du arroganter Eierkopf, Fluttershy war die Schwächste von uns, und du hast nur im Schädel wie du die folgenden Runden gewinnen kannst?! Hättest du nicht zwanzig Tage lang faul und untätig rumgelegen um deinen scheiss-” “DASHIE, HÖR AUF!” Applejack, die Rainbow Dash mit ganzem Einsatz zurückhielt, schrie sie an, wie sie es selten tat. Rainbow Dash starrte erst sie, dann Twilight betreten an, eine Mischung aus Wut und Verzweiflung tobte in ihren Augen. Twilight fixierte ihre Freundinnen, verließ dann aber ohne weiteren Kommentar den Raum. Rainbows letzte Selbstbeherrschung fiel in sich zusammen und sie stürzte schluchzend auf die Knie. Applejack setzte sich behutsam neben sie und nahm die weinende Stute in den Arm. Rarity sah Twilight nach und schien eine Erkenntnis zu haben. Auch sie ließ sich wieder auf einm Stuhl nieder und streichelte der weinenden Rainbow die Mähne. “Sie schauspielert nur. Twilight trauert genau so sehr wie...nein... sie trauert noch mehr als wir. Und sie...” Twilight humpelte den dunklen Gang zurück, bog um eine Ecke, und nach etlichen Minuten, als sie sich sicher war, dass die Anderen sie nicht mehr hören konnten, brach sie auf dem Boden zusammen, übergab sich auf den kompletten Gang, schrie ihre Trauer und ihren Ekel heraus. Was bildest du dir ein?! Jetzt hör mal gut zu, Mr.Drache, vielleicht hast du scharfe Zähne, bist riesig und spuckst Feuer - Aber du wirst nicht-DU WIRST NICHT... meine Freundinnen verletzten! Verstanden?! Ihre Hufe schlugen fortwährend gewaltsam auf den harten, kalten Stein der massiven Wand, immer und immer wieder. Als ihr das nicht mehr genügte, begann sie damit, ihren Kopf jammernd ein, zwei Mal gegen die Mauer zu schlagen, bis sie dazu nicht mehr die Kraft hatte und wimmernd in sich zusammensank. Das Fell ihrer Wangen war durchtränkt von ihren dunklen Tränen, die ihr Gesicht hinab und in zwei kleine Pfützen auf dem Boden mündeten. Was glaubst du, wer du bist, dass du hier herumstreunerst und Ponies in Stein verwandelst?! Du solltest dich schämen, am liebsten würde ich deine Eltern aufsuchen und ihnen von deinen üblen Taten berichten! Verwandle Twilight zurück und lass dich von mir ja nicht nochmal beim versteinern erwischen! Twilight riss sich vor Verzweiflung Teile ihres Fells aus, biss sich auf die Mähne. Plötzlich wurden zwei weiche Hufe um sie gelegt - Prinzessin Celestia saß hinter Twilight und legte ihren Kopf auf ihre Schulter. Twilight sah sich erschrocken um - Auch Celestia brannten Tränen in den Augen. “Wir alle tragen die Schuld daran, Twilight. Du musst diese Bürde nicht alleine schultern.” Einen Moment lang zitterte Twilight nur, erwiederte Celestias Blick, war sich nicht sicher, ob sie das Folgende überhaupt tun dürfte - Doch es war ihr egal. Weinend klammerte sie sich an Celestias Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Kette war zerbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)