Dunkler als Schwarz von Pandora- (S&S Das Schicksal findet seinen Weg) ================================================================================ Kapitel 4: Im kalten Schnee --------------------------- Er schlug wild um sich. In anbetracht der Lage konnte sie ihm das nicht verdenken. Unkontrolliert, egal wen oder was er treffen würde. In diesem Moment fragte sie sich, ob die Wut ihn vollkommen auffressen würde oder ob nach dem, was gerade geschehen war, noch etwas von ihm übrig sein würde. Immerhin waren es seine Augen, die ihn zu dem machten, der er nun mal war. Ein Uchiha. Aber er lebte, schrie und tobte und hatte alles Recht der Welt dazu. Verbitterung kämpfe sich nun an die Oberfläche, gepaart mit einer Art Lähmung die es Sakura für den Bruchteil einer Minute unmöglich machte, Handlung zu ergreifen. Sie wusste was zu tun war, das Erste und dringlichste war die Wunden zu schließen. Sasuke musste weiterleben. Sein Leben durfte nicht hier enden. Nach der dunklen Vergangenheit wünschte sie ihm so sehr, dass er zur Ruhe kommen durfte. „Sasuke -“, setzte sie im Guten an, einen ersten Schritt in die richtige Richtung machend. Doch er ließ sich nicht besänftigen, fast animalisch schlug er in ihre Richtung. „Ich bring ihn um!“, brüllte Sasuke mit so einer Wut in der Stimme, dass Sakura einen Schritt zurücktrat. Sein Chakra stieg immer wieder in furchterregendem Maße an. Es war ein krasser Kontrast, war er doch sonst so beherrscht und wortkarg. „Ich bring ihn um!“, wiederholte er und schlug dabei mit der geballten Faust auf den Schnee ein. Immer wieder, obwohl es keinen Sinn mehr machte. Sie hatte ihn schon tobend vor Wut erlebt, doch dies war ein neues Level das er erreichte. Was sie in diesem Augenblick vor sich hatte war Sasukes Dunkles-ich. Wenn er so weitermachte, würde er verbluten, so viel stand fest. Er würde zusammenbrechen. Aber was wenn die Zeit dann nicht mehr reichen würde? Wenn sein Körper einfach aufgeben würde? Sakura schluckte schwer. Es gab eine Menge Dinge die sie nicht konnte, sie war nie perfekt gewesen. Doch medizinisch gesehen tat sie stets was in ihrer Macht stand und die Erfahrung in Sachen Erstversorgung ließ sie wissen welch wichtiger Faktor Zeit war. Im menschlichen Körper flossen nur 5 Liter Blut. Wie viel noch in Seinem? „Beruhige dich -“ startete sie einen neuen Versuch zu ihm durchzudringen, ihn versöhnlich an der Schulter zu packen doch er versetzte ihr einen Hieb. „Fass mich nicht an!“, fauchte er wie ein wild gewordenes Tier, das man in die Ecke getrieben hatte. Egal was sie sagte, es schien ihn nur noch mehr in Raserei zu versetzten. Ihr kam eine blitzschnelle Idee, die in Ihrem Kopf aus der Not heraus schnell zu einem Vorhaben wurde. Es war vielleicht medizinisch möglich seine Augen zu ersetzten. Sein Augenlicht würde sie retten können. Im einen Moment legte sie sich ihre nächsten Schritte zurecht, im nächsten zog sie eine starke Sedierungsspritze aus dem Beutel, der an ihrem Bein befestigt war. Als er zusammensackte, war es ihr Arm, der es seinem Kopf erlaubte in Ihren Schoß zu sinken. Sein Körper schien all diese Anspannung und Wut immer mehr gegen Müdigkeit einzutauschen. Im Weiß des Schnees zu ihren Füßen lief weiterhin Blut aus und färbte ihn stetig etwas mehr in ein sattes Dunkelrot. Sie bettete seinen Kopf im Schnee bevor sie sich ansah, wie schlecht es wirklich um ihn stand. Mit glühenden Händen machte sie sich ein Bild. Die Lage war mehr als ernst. Die Kugeln hatten vor allem an seiner Schulter schwere Schäden angerichtet, seine Arterie regelrecht zerfetzt, Rückstände überall in seinem Fleisch verteilt. Es würde eine komplizierte Operation nötig sein. Dann spürte sie es: Heiße Tränen die sich unaufhörlich an die Oberfläche drängten. Sakura hatte es nicht bemerkt gehabt. Warum sie weinte, während sie ihn zu retten versuchte, wusste sie nicht. Noch nie hatte sie während eines medizinischen Notfalls geweint, immer hatte sie zumindest diese Beherrschung über sich behalten. Ihre Finger zitterten, wollten nicht gehorchen. Vielleicht aus der Angst heraus auf sich gestellt zu sein, ohne jemanden wie Tsunade, der darauf achtete wie sie vorging. Ohne Naruto, der immer alle beschützte. Ohne Sasuke, der immer so wirkte, als könne er jeden besiegen. Dies war der wichtigste Grund, warum sie nicht versagen wollte: weil er es war, der hier im Schnee lag. Sasuke. Er brauchte ihre Hilfe und Sakura war die einzige, die ihn jetzt retten konnte. In diesem Moment hatte sie das Gefühl, dass das Atmen nicht mehr richtig funktionierte. Sie versuchte es zwar mit aller Kraft, aber irgendwie schien sie es verlernt zu haben. Erste Schneeflocken segelten vom Himmel, würden vielleicht mit der Zeit das Rot im Schnee bedecken, das sich an diesem Ort breitgemacht hatte. Die Stille, die sich mittlerweile eingeschlichen hatte war totengleich. Sakura war die Einzige die zu Leben schien. Es machte keinen Sinn hier zu bleiben, sie brauchte Materialien wie Verbände, eine Zange um das Geschoss zu entfernen. Notdürftig schloss sie die Wunde bevor sie ihn über ihre Schulter legte und sich auf den Weg zum Lazarett unten in der Stadt machte. Schnee rieselte langsam auf den durchgefrorenen Boden vor den Toren der Stadt des Lichtes, dessen passender Name von dem bläulichen Leuchten des Himmels herrührte, der im Land des Schnees ansonsten gerne von mächtigen, weißen Schneewolken behangen war. Heute konnte man den blauen Schein besonders gut bewundern. Obgleich dieses wunderschönen Naturschauspiels war es ein armes Städtchen. Die Gebäude hier waren aus kältefestem hellgrauem Gestein gebaut, das im unbarmherzigen Winter, der das Land beherrschte, Schutz schenkte. Während Sakura den Stadtmauern immer näher kam wurde sie von einer Schneeflocke bei ihrem langsamen Fall begleitet. Kaum hatte diese den Boden berührt, hatte sie die Tore auch schon passiert, denn sie hatte es eilig. Das Lazarett, in dem sie ein Zimmer zu bewohnte, so lange sie dort aushalf, befand sich mittig in der Stadt, nahe am Meer. Da Sakura hilfsbereit war, war ihr eine Wohnmöglichkeit im zweiten Stock angeboten worden. Als sie die Türschwelle überquerte spürte sie keine Erschöpfung. Da war nichts außer Adrenalin, das sie veranlasste weiterzumachen. Sakura legte ihn auf Ihr Bett nieder. Ihre Augenbrauen zusammengezogen erlaubte sie es Ihrem Chakra Fluss sich zu konzentrieren, herauszufinden, wo genau sich die Metallkugel in seiner Schulter befand. Anschließend öffnete sie die Wunde erneut, fuhr mit einer Zange hinein. Sein Körper bäumte sich dabei auf, doch sie drückte ihn mit der anderen Hand kontrolliert auf die Matratze. Spätestens jetzt war keine Spur mehr von Angst, sie war einer routinierten Präzision gewichen. Eine halbe Stunde später wischte Sie ihm so gut es eben ging Blut vom Körper und kam kurz darauf mit dem Gesicht auf der Matratze zum Liegen. Ihr Atem ging schnell, aufgrund des enormen Chakra Verbrauchs der letzten Minuten und sie verfiel kurze Zeit später in einen erschöpften Schlaf. Unruhig schreckte sie wieder auf, wusste nicht wie lange sie weg gewesen war. Ihren Kopf zur Seite drehend betrachtete sie ihn, überzeugte sich, dass die vergangenen Stunden tatsächlich stattgefunden hatten. Er hatte schwere Verletzungen von dem Kampf getragen und schien nun zu schlafen. Im Gesicht und am Oberkörper hatte sie ihm Verbände angelegt und bisher hatte keine Wunde erneut geblutet. Es kam ihr in diesem Moment alles so unwirklich vor. Als wären sie nicht durch die Hand dieses Mannes um ein Haar gestorben, als hätte er Sasuke nicht die Augen genommen. Als wäre sie nicht wieder seit viel zu langer Zeit mit ihm alleine. Zuletzt war sie es wohl im Krieg gewesen. Bis zu diesem Moment hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt intensiv darüber nachzudenken, alles war so schnell geschehen - aber nun brach all das auf sie ein.   Die vielen toten Shinobi. Der Weißhaarige. Das Holzgeschoss. Der Moment als Sasuke nachgegeben hatte, in den Schnee gefallen war. Wie sie es im letzten Moment geschafft hatte sich zu heilen. Was war es nur mit ihm, dass sie immer wieder an den Rand ihrer Grenzen trieb? Sie hatte ihr zu Hause verlassen um den offenbar ausweglosen Versuch zu unternehmen ihn zu finden während für all ihre Freunde das Leben weiter ging, sie sich etwas aufbauten jagte sie den Geist ihrer Vergangenheit. Wollte Sasuke das überhaupt? Er hatte ihr deutlich gesagt, dass er diese Reise alleine antreten würde. Trotzdem konnte sie nicht ablassen von ihm. Er war der Einzige den sie je gewollt hatte. Egal wie oft sie sich an ihm verbrannt hatte, so wollte sie ihn doch glücklich und in Sicherheit wissen. Dieser Gedanke war gleichermaßen beunruhigend und gefährlich, denn er hatte sie dazu getrieben Konoha unbefugt zu verlassen. Und da passierte es, Blut, dass sich einen Weg durch seinen Verband suchte, was kein gutes Zeichen war. Seufzend stand Sakura auf. Sie benötigte weitere medizinische Hilfsmittel, die im Land des Schnees teures und seltenes Gut waren. Kurzerhand machte sie sich fertig um auf den Markt der Stadt einzukaufen, der sich in einer kleinen steinernen Halle in der Nähe befand. Mit Einkäufen in der Hand erblickte sie ein Poster, dass ihre Aufmerksamkeit errang, es hing an ausgewählten Stellen der Stadt und auch hier auf dem Markt. Sae Takeru, ein Name der sich nach den neusten Geschehnissen bei ihr eingeprägt hatte. Der Mann der ihnen beinahe das Leben gekostet hatte hatte behauptet, dass Sasuke den Anschlag auf Sae Takeru vereitelt hatte. Diese Ungewissheit, dass sie nicht die leiste Ahnung hatte, was sich hier abspielte, gefiel ihr nicht. Es war Zeit etwas daran zu ändern. „Wer ist das?“, fragte sie den ärmlichen Fischverkäufer scheinbar nebensächlich. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen sah sie sich etwas beim Sushi um das er anbot. Viele die ein wenig Geld besaßen, kauften sich ein Boot um am Meer zu Fischen, aber Nahrung war trotzdem stets knapp bemessen. „Bist wohl noch nicht lange hier .. das ist Sae Takeru.“, gab dieser schroff von sich. Sakura schenkte ihm einen interessieren Blick, der ihm signalisierte, dass sie mehr erfahren wollte. „Er kandidiert gerade um die Wahl zum Schneekaiser zu gewinnen.“ „Oh, so ist das.“, gab Sakura freundlich zurück und schenkte ihm ein Lächeln, das der Mann leicht erwiderte, während sie ihm Sushi abkaufte. „Dann ist da noch Zeo. Es ist noch nie vorgekommen, dass sich welche aus dem Volk zur Wahl aufstellen lassen!“, fuhr der Mann fort, begeisterter als zuvor und Sakura erstarrte. Zum ersten Mal bemerkte sie das Plakat des Mannes, der vor wenigen Stunden hunderte Leben genommen hatte und versucht hatte auch sie zu ermorden. „Da ist es nicht verwunderlich, dass er ziemlich beliebt ist. Viele sagen, dass er endlich dafür sorgen wird, dass die große Hungersnot aufhört!“ Sakura presste unbemerkt ihre Hand zu einer Faust und drückte fest zu, sie tauschte dunkle Blicke mit dem Mann auf den Plakat aus über den sie im Moment noch kaum etwas wusste. „Und wie will er das anstellen?“, gab sie von sich. „Naja. Er setzt eben vor allem darauf, dass die großen Eisenvorräte für Rüstungszwecke eingesetzt werden. So will er tausende Arbeitsplätze schaffen und auf diesem Weg das Land zu Reichtum führen. Außerdem wird er dafür sorgen, dass wir nicht länger unterdrückt werden.“ Sie dankte dem Mann, denn er hatte ihr zumindest ein klein wenig Einsicht gewähren können, gab ihm mehr Geld als es ausmachte und war wieder zurück auf den Weg zum Lazarett, zu Sasuke. Jeder Schritt schien Sakura schwerer zu fallen als der zuvor. Er musste bald aufwachen, wenn er es nicht schon war und bei all dem, das Sakura bisher wusste braute sich etwas Dunkles über dem Land des Schnees zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)