Dunkler als Schwarz von Pandora- (S&S Das Schicksal findet seinen Weg) ================================================================================ Kapitel 19: Kämpferherz ----------------------- Sasuke konnte sich nicht auf den Beinen halten und sprach nicht mehr. Zu sehr hatte ihm der Blutverlust zugesetzt. Kaum noch war er da, in der Realität. Da war dieser graue Schleier vor seinen Augen und diese Leere in ihm, die sich unaufhaltsam ausbreitete während Sayuka ihn mit vollem Körpereinsatz zurück in ihr Haus schleppte. Seine Gedanken waren wirr und wie gelähmt. Ein Mann betrat den Raum. Der Unbekannte beugte sich mit keuchendem Atem über Sasuke, der die Augen bereits halb geschlossen hatte. Medizinische Versorgung war in diesem Land eigentlich eine Seltenheit. Und doch hatte Sasuke Glück. „Er braucht eine Bluttransfusion!“, hörte er den Mann sagen während er Sasukes Körper abtastete. Dieser fühlte sich schwer, fern von jeglicher Realität. Alles war still, beinahe friedlich. „Sonst kann ich ihn nicht retten.“ „Er kann mein Blut haben!“, erwiderte Sayuka und machte hastig ihren Arm frei. Der Arzt legte eine Verbindung zwischen ihrer Vene und der seinen und flickte im Anschluss mit feinen, geschickten Händen Sasukes Wunden. Jede Minute zählte dabei. Immer wieder öffnete Sasuke die Augen, nur um sie dann wieder schließen zu müssen. Sein Körper war zerrissen, in Fetzen aus Blut und Fleisch. Ab und zu erblickte er Sayukas Gesicht, nur um wieder beinahe das Bewusstsein zu verlieren. Er spürte ihre Hand um die seine und wie fest sie sich an ihn klammerte. Der Schmerz wurde kaum erträglich, als der Arzt tief in seiner Wunde stocherte um Schmutz und Kugeln zu entfernen. Sein Geist war messerscharf nur um Sekunden später erneut zu versagen. Ihm war nicht klar ob Minuten oder Stunden waren die vergingen. Alles in seinem Kopf drehte sich um eine Frage: Warum durfte er nicht gehen? Hätte Sayuka nicht so schnell gehandelt - er wäre ohne Zweifel tot. Vielleicht wollte er es sein. Hatte es schon in jener Nacht vor 20 Jahren sein wollen. Wie erlösend es wohl wäre, nach allem das er erlebt hatte. Sasuke fühlte sich alt, ermüdet. Sein Leben war stets anstrengend gewesen, zermürbend und unbarmherzig emotional. Er hatte nahestehende Menschen sterben sehen, hatte seine Zukunft in Scherben geschlagen vor seine Füße gespuckt bekommen. Und versucht, dass diese Scherben wieder Sinn ergaben. Doch er hatte sie nicht mehr zusammensetzen können. Er war abgestumpft. Gerade deshalb hätte er nie daran geglaubt, dass ihn jemals wieder etwas derart erschüttern könnte wie Sakuras Tod. Und doch war es passiert. Dieser Teufelskreis wiederholte sich immer und immer wieder, verfolgte ihn wie sein Schatten. Alles, das ihm etwas bedeutet hatte war gestorben. „Ich komme morgen wieder“, beende der Arzt ohne Namen endlich die Tortur. Doch Sasuke hörte ihn nicht mehr, hatte das Bewusstsein verloren. „Er hält das Nähen nicht länger durch, gönnen wir ihm eine Pause. Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt.“ „Ich bin dir zu Dank verpflichtet!“, erwiderte Sayuka. Während die meisten Einwohner im Land ohne medizinische Versorgung auskommen mussten hatte ihre Familie aufgrund von Beziehungen damit weit weniger Probleme. Der Arzt packte seine wenigen Sachen zusammen und wandte sich zum Gehen, als er es sich plötzlich anders zu überlegen schien und inne hielt. „Eins noch, ich habe gehört was Sae zugestoßen ist – mein Beileid.“ Beinahe klangen seine Worte wie eine Drohung, so eiskalt war seine Stimme geworden. Ohne Zweifel war es eine Anspielung auf das Attentat das Sasuke mutmaßlich begangen haben sollte. Er war kein dummer Mann und die Situation schien ihm zu missfallen. Sayuka tat seine Bemerkung mit einer Handbewegung ab und blickte zu Sasuke. „Du glaubst doch nicht alles, das du hörst Tamiki?“ Sie intensivierte Ihren Blick der voller Zuneigung lag, doch der Rest ihres Gesichtes war kalt wie Stein. „Wie lange wird es dauern, bis er sich erholt?“ Das Desinteresse an dem Tod ihres Mannes war für Tamiki offenbar erschütternd. Es ging dem Mann bei Sayukas Worten durch Mark und Bein. Vorsichtig antwortete er schließlich. „Er braucht eine Schiene, ich denke er hat mit einem gebrochenen Wirbel zu kämpfen. Wenn er die Nacht überlebt und nicht an inneren Blutungen stirbt hat er gute Chancen.“ Bevor der Mann den Raum verließ gab er noch knapp bekannt, dass es wohl besser wäre, wenn sie sich um einen anderen Arzt bemühen würde, doch Sayuka ignorierte ihn. Sie hatte nur Augen für den Schwarzhaarigen vor ihr, er hatte sie um den Verstand gebracht. Dass ihr Herz klopfte oder ihre Wangen warm wurden hatte sie schon viele, viele Jahre nicht mehr erlebt. Wie es wohl wäre, in seinen Armen zu liegen? Eigentlich konnte sie es doch, oder nicht? Vorsichtig kroch sie zu ihm ins Bett, an seine Brust und legte ihren Kopf darauf ab. Ihre Hand berührte ihn vorsichtig, als wäre er aus Glas. Da war nur noch der Ton seines schlagenden Herzens. Das Geräusch beruhigte sie und sie entspannte sich augenblicklich. Alles schien sich plötzlich auszuzahlen. Sasuke schlief den ganzen Tag immer wieder unruhig ein nur um erneut unter Schmerzen zu erwachen. Er fühlte sich, als wäre er zu lange im Schnee liegen geblieben, oder als ob er sich noch darin befände. Zeit war nur ein Traum, ein Fetzen, ein ferner Gesang. Wenn er bei Bewusstsein war starrte er auf die Wand über ihm, sein Blick war nicht fokussiert. Ein Schatten tanzte den Raum hinauf und es herrschte absolute Stille, er war alleine im Zimmer. Sasuke fühlte wieder diese Leere in ihm. Dieser innere Schmerz war ihm nicht fremd. Er war ein alter Bekannter und die Einsamkeit sein Fluch und sein Segen. Die Welt über ihm stürzte zusammen. Die Decke über seinem Kopf, die er gefühlt ewig angestarrt hatte brach auf ihn ein, Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er fühlte diesen tiefen Schmerz in sich, wie einen Phantomschmerz dem er nicht entkam. Nie mehr würde er ihr Gesicht sehen. Nie würde er ihr sagen können, wie viel er von sich offenbart hatte und wie sehr er sich jetzt nach ihr sehnte. All das war beschissen, ohne jeden Sinn. Dieses Chaos in seinen Kopf, diese Schlacht der starken Emotionen in ihm. Für gewöhnlich gab er sich der Wut hin. Nur was blieb ihm, um wütend darauf zu sein? Nichts. Übrig blieb lediglich dieser alles verzehrende Schmerz der ein Beweis dafür war, dass er noch da war, dass er noch lebte und sie nicht. Ein Tagtraum, der ihn fütterte, mit Leben. Was war real, was nicht? Er wusste es nicht mehr, er stand unter Drogen, Schmerzmitteln, was auch immer. Und so hatte er schrecklich viel Zeit um zu reflektieren was passiert war. Sakura. Sakura war bei ihm gewesen. In Zeiten, in denen er sich beinahe selbst aufgegeben hatte. Im Land des Schnees, der Ort der ihm eine der größten Prüfungen seines Lebens auferlegt hatte. Doch sie, sie hatte sich geweigert ihn auf zugegeben. Sie hatte an ihn geglaubt und er hatte nie verstanden weshalb. So viele Jahre über hatte er ihr keine Beachtung geschenkt, doch bei dieser Mission hatte sich etwas verändert. Plötzlich war da jemand gewesen der ihn nicht losließ, ihn anfeuerte, sich auf ihn verließ. Er hatte sie zum ersten Mal so richtig gesehen. Es hatte sich beinahe so angefühlt, sie hatte sich angefühlt wie die Familie die er verloren hatte. Es war dieses Gefühl gewesen, er konnte es nicht festmachen. Nur das es danach nicht mehr möglich gewesen war sie nicht mehr zu sehen. Ihre Seele, wie sehr sie ihn anbetete. Nicht über sie nachzudenken, darüber wie es sein könnte mir ihr, wie sein Leben sein könnte und er hatte sie anerkannt. Hatte für den Bruchteil eines Tages wieder zu diesem unschuldigen Kind werden können, das er eigentlich hätte sein müssen, bevor seine Welt zusammengebrochen war. Wie eine Welle war Sakura über ihn hinweggeschabt, hatte ihn mitgerissen. Er war in ihr untergegangen. Hatte die Stimme in seinem Kopf, die ihm zuflüsterte, dass er dazu bestimmt war alleine zu sein ignoriert als er mit ihr geschlafen hatte. Sie hatte ihn gewollt, die ganze Zeit über. Wieso verstand er bis jetzt nicht. Er schloss die Augen und seufzte. Gott war sie unschuldig gewesen und so schön, er hatte es nicht fassen können. Er sehnte sich nach ihr. Einfach weil sie sie war. Diese Erinnerungen an sie, wie sie neben ihm lag, quälten ihn am meisten. Einfach weil sie in ihnen so sehr am Leben war. Gleichzeig hatte er mit diesem Band zu ihr nicht umgehen können. Es war einfach alleine zu sein, er kannte es nicht anders, er wollte es nicht anders. Er hatte sie gleichzeitig so sehr gewollt und gleichzeitig so sehr verlassen wollen, dass es ihn zerrissen hatte. Sasuke schloss seine Augen während er mit der flachen Hand auf das Bett schlug. „Du verdammter Idiot!“, hustete er dabei und sein Fluch galt nur sich selbst. Gott, wenn sie nur hier wäre, es war alles so viel erträglicher wenn sie da war. Jeder Moment dieser Reise, dieser Mission, hatte nur sie erträglich gemacht. Sie hatte ihn verlassen. An seinem Hals unter seiner Kleidung befand sich eine Kette und an ihr ein Ring. Denselben Ring, den auch Sakura gehabt hatte. Shinobis trugen Ringe wie diesen nicht öffentlich zur Schau, zu groß war die Gefahr erpresst zu werden. Vorsichtig tastete Sasuke nach ihm, holte ihn hervor. Er rollte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her und betrachtete ihn im Licht. Gott verdammt, wie sehr er sie vermisste. Viel zu sehr. Sie war genug, es war lächerlich, wie sehr sie genug für ihn gewesen war. Die Erinnerung an sie, der Klang von seinem Namen wenn sie ihn aussprach hing immer noch in diesen Raum. Ihre Nähe war der einzige Ort den er je vermisst hatte in seiner Dunkelheit. Da er nicht in der Lage war das Bett zu verlassen hatte Sasuke Zeit, süchtig zu werden, nach den Erinnerung an sie, die verschwinden würden. Immer wieder ging er die Szenen gedanklich durch die zu ihrem Absturz in die Schlucht geführt hatten. Immer wieder plagten ihn die gleichen verstörenden Bilder. Wie sie hinter Zeo hergezerrt wurde in einem Meer aus Blut, die blanke Angst die ihre Augen wiederspiegelten. Wie ihr Blick ihn panisch gesucht hatte. Ihr Opfer. Es war klar wohin ihn diese Gedanken führen würden: Zurück zur Wut, zurück zu der Personen die er nicht mehr sein wollte. Dieser Weg war ihm in die Wiege gelegt worden. Je länger er dort lag, desto mehr Ungereimtheiten taten sich auf. Weshalb hatte Sayuka eine Waffe in der Hand gehalten? Was für eine Bedeutung hatten die letzten Worte die Sakura versucht hatte an ihn zu richten? In seinem Geist herrschte Chaos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)