Amputiert von kleines-sama (CrocodileXDoflamingo) ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 14 ---------------------- Auch wenn Crocodile sich ernsthaft Mühe gab, die Gemüsesuppe hinunterzuwürgen, wollte es ihm doch nicht so recht gelingen; noch immer war ihm übel und außerdem hatte ihm die Information darüber, dass sein Partner ihm beim Essen keine Gesellschaft leisten wollte, seinen Appetit verdorben. Er bemühte sich zwar darum, sich nicht zurückgewiesen und enttäuscht zu fühlen, doch konnte dies nicht wirklich verhindern. Nach über zwanzig Minuten hatte Crocodile kaum die Hälfte der Schüssel Gemüsesuppe, die man ihm serviert hatte, geleert; und es war beileibe keine sonderlich große Schüssel gewesen. Er kaute gerade lustlos auf einem weichen Stück Möhre herum, als sich unerwartet die Türe zu seinem Krankenzimmer öffnete: Herein trat Doflamingo, der rasch zu dem Bett, in dem Crocodile aufgerichtet saß und seine Mahlzeit einnahm, hinüber huschte. Crocodile war so überrascht vom plötzlichen Erscheinen seines Partners, dass er sich prompt verschluckte und furchtbar zu husten begann, als dieser ihn in seine Arme schloss. Doflamingo klapste ihm leicht auf den Rücken und setzte einen besorgten Gesichtsausdruck auf. "Ist alles in Ordnung mit dir, Crocodile? Sorry, dass ich so spät bin. Aber ich habe ein wirklich sehr wichtiges Telefongespräch geführt; das ließ sich einfach nicht verschieben. Hoffentlich bist du jetzt nicht sauer auf mich. Ich habe die Sache auch so schnell wie möglich geregelt, damit ich wieder bei dir sein kann." "Ist schon gut", erwiderte Crocodile kopfschüttelnd und schwer atmend, als seine Luftröhre endlich von dem Möhrchen befreit worden war. Sich zu verschlucken war immer überaus unangenehm, fand er, auch wenn es sich in seinem Fall bloß um ein sehr kleines Stückchen gehandelt hatte. "Bist du dir da sicher?", hakte Doflamingo nach. "Natürlich bin ich mir sicher", sagte Crocodile und bemühte sich darum, möglichst überzeugend zu klingen. "Du bist schließlich nicht nur mein Partner, sondern auch einer der Shichibukai, der Besitzer des Human Shops und so weiter. Es gibt jede Menge Pflichten, die dich in Anspruch nehmen. Dafür habe ich Verständnis. Du brauchst wegen mir also kein schlechtes Gewissen zu haben. Außerdem bist du jetzt ja da." "Es freut mich, dass du das so locker siehst. Damit habe ich, um ehrlich zu sein, gar nicht gerechnet." Crocodile zuckte mit den Schultern; er wusste nicht so recht, was er auf diese Aussage erwidern sollte. Schließlich meinte er: "Auch wenn ich derzeit nicht viel zu tun habe, kann ich mich trotzdem durchaus in deine Lage hineinversetzen. Immerhin ist es nicht allzu lange her, dass ich mich selbst in einer ähnlichen Position befunden habe. Ich kenne die viele Arbeit, die das Piratendasein mit sich bringt. Du steckst sicher des Öfteren in einem solchen Dilemma und ich nehme es dir wirklich nicht übel, wenn du dich nicht für mich, sondern für die Arbeit entscheidest. Das ist in Ordnung, finde ich. Ich kann froh darüber sein, dass du dir überhaupt so viel Zeit für mich nimmst." "Ich nehme mir gerne Zeit für dich", sagte Doflamingo mit weicher Stimme. "Es gibt nichts, was ich lieber tue als bei dir zu sein. Wenn ich auch nur eine einzige Stunde mit dir verbringe, dann läuft der ganze Tag gut; ganz gleich, was sonst noch passiert. Du bist sozusagen mein Sonnenschein, fufufu." "Sag doch so etwas nicht, du Idiot!", erwiderte Crocodile halbherzig und senkte den Blick. Sonnenschein, dachte er und ließ sich dieses ulkige Wort stumm auf der Zunge zergehen. Er spürte, wie sich Röte in seinem Gesicht ausbreitete. Wann nur war Doflamingo so schrecklich kitschig geworden? Überhaupt passte es eigentlich gar nicht zu ihnen beiden, solch liebevolle Worte miteinander zu wechseln. Was das Ausdrücken von Gefühlen anging, war keiner von ihnen sonderlich begabt. Zumindest hatte Crocodile dies immer geglaubt. "Wieso soll ich so etwas denn nicht sagen?", fragte Doflamingo glucksend. Er schien es sichtlich zu genießen, dass er seinen Freund mit seinen Worten in Verlegenheit gebracht hatte. (Schließlich waren noch immer die Sklavinnen, die Crocodile das Essen aufgetragen hatten, im Raum anwesend.) Doflamingo ist und bleibt eben ein gehässiger Witzbold, schoss es Crocodile durch den Kopf, doch er brachte es trotzdem nicht ganz zustande, böse auf ihn zu werden. "Es ist doch nichts als die Wahrheit. Und du möchtest doch nicht etwa, dass ich dich anlüge, mein Sonnenschein, nicht wahr?" "Natürlich sollst du mich nicht anlügen", entgegnete Crocodile und spürte, wie sein gesamtes Gesicht warm wurde vor Röte, "aber das bedeutet nicht, dass du alles, was du denkst, auch laut äußern musst. Manche Dinge sollte man vielleicht lieber für sich behalten, Doflamingo!" "Ach, du hast eben einfach keinen Sinn für Romantik", hielt sein Partner dagegen. Er stützte sein Kinn auf seiner rechten Hand ab und beobachtete Crocodile genüsslich dabei, wie dieser sich in Grund und Boden schämte. "Von wegen Romantik!", erwiderte er und warf Doflamingo einen giftigen Blick zu. "Dir geht es doch nur darum, mich in Verlegenheit zu bringen. Von Romantik verstehst du nämlich genauso wenig wie ich!" "Wenn du meinst." Die Kritik seines Partners prallte am Shichibukai ab wie Schüsse auf eine kugelsichere Weste. "Red dir das ruhig weiter ein, fufufu." Er lachte unbefangen, ehe er wieder ein wenig ernster wurde und meinte: "Wie ich sehe, hast du deine Suppe noch gar nicht aufgegessen. Ist sie inzwischen kalt geworden? Wenn du möchtest, dann lasse ich sie dir noch einmal heiß auftragen." "Das ist nicht nötig", erwiderte Crocodile. Der Unsinn, den er eben mit Doflamingo getrieben hatte, hatte ihn zumindest für eine Weile von seiner Übelkeit und seiner Appetitlosigkeit abgelenkt; nun allerdings fühlte er sich wieder sehr abrupt in sein reales Leben zurückversetzt. Mit viel Mühe unterdrückte Crocodile ein resigniertes Seufzen. "Sie ist noch warm. Ich werde sie schon noch aufessen, keine Sorge." In den nächsten Tagen bemühte Crocodile sich sehr darum, Doflamingo gegenüber ein besseres Verhalten an den Tag zu legen und sich seine Resignation nicht anmerken zu lassen. Immer wieder kam ihm sein Gespräch mit Gladius in den Sinn und er strengte sich an, um die berechtigte Kritik, die dieser an ihm geübt hatte, umzusetzen: Nicht länger wollte er ein respektloser und undankbarer Patient und Freund sein. Doflamingo, der so unglaublich viel für ihn tat, verdiente definitiv eine bessere Behandlung. Dessen war Crocodile sich inzwischen klar geworden, und er tat alles, was in seiner Macht stand, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Da seine Autorität allerdings nicht sonderlich weit reichte, blieb es (zumindest zu Beginn) eher bei Veränderungen in einem sehr kleinen Rahmen: Crocodile bemühte sich zum Beispiel darum, in der Gegenwart seines Partners seine schlechte Laune zu verbergen oder er aß bei den Mahlzeiten ohne zu Murren seinen Teller leer, obwohl er eigentlich überhaupt keinen Appetit verspürte. Und wenn Doflamingo sich wieder einmal entschuldigen ließ, weil er irgendwelche (angeblich wichtigen) Besprechungen zu führen hatte, dann versicherte ihm Crocodile stets, dass er Verständnis dafür hätte und dass es ihm nicht das geringste ausmachte, auch wenn er jedes Mal einen kleinen Stich in seinem Herzen spürte, wenn sein Partner sich lieber dafür entschied, zu telefonieren anstatt seine Zeit mit ihm zu verbringen. Ohne zu jammern und ohne sich zu beklagen fügte Crocodile sich nach und nach in die Rolle ein, die Gladius von ihm erwartete und die Doflamingo sich für ihn wünschte: Er wurde zum dankbaren, nachsichtigen, verständnisvollen und vor allen Dingen gehorsamen Patienten und Gast. Seine schlechte Laune und seine deprimierenden Gedanken hielt er sich für die einzige Zeit des Tages auf, in der er (beinahe) allein war und sich selbst überlassen wurde: Einzig und allein abends, wenn Doflamingo ihm bereits eine gute Nacht gewünscht hatte und außer den beiden Wachen an der Tür niemand mehr da war, ließ Crocodile seine Maskerade fallen. Dann drehte er sich zum großen Erkerfenster hinüber, beobachtete frustriert und lustlos den Sonnenuntergang oder den dunklen Nachthimmel, und dachte daran, was Gladius als Lösung für all ihre Probleme vorgeschlagen hatte: Ihn am Genick zu packen, ins Meer zu stoßen und ertrinken zu lassen. Zwei Wochen zogen sich überraschend langsam und zäh dahin. Und je freundlicher und verständnisvoller Crocodile sich nach außen hin gab, desto frustrierter und verzweifelter wurde er in seinem Inneren. Auch wenn es ihm bisher weitestgehend erfolgreich gelungen war, sich an seine guten Vorsätze zu halten, nagte diese Farce doch erheblich an ihm. Crocodile war ein Mensch, der es nicht gewohnt war, sich zu verstellen - zumindest nicht dauerhaft und vor allen Dingen nicht vor seinem Partner. Lange Zeit war er davon ausgegangen, dass es sich bei Doflamingo um den Menschen handelte, den er am ehesten vertrauen konnte und der ihn von allen am besten kannte; wenn sie zu zweit waren, dann ließ Crocodile jede Hülle fallen und verhielt sich absolut authentisch. Dass er seine wahren Gefühle nun auch vor seinem Partner geheim halten musste, wenn auch zu dessen Wohl, verstärkte Crocodiles Frust nur noch weiter. Bei ihm handelte es sich nun einmal nicht um eine Person, die immer gute Laune hatte, das Licht am Ende des Tunnels sah und dankbar für die Lage war, in der sie sich gerade befand. Auch wenn er dies Doflamingo und den vielen Sklaven, die ihn rund um die Uhr umgaben, weismachen wollte. Crocodile unterdrückte ein verzweifeltes Seufzen. Er machte gerade einen kleinen Spaziergang im weitläufigen Garten der Villa; doch da er rechts und links von je einem Sklaven flankiert wurde, wollte er seine wahre Gefühlslage nicht offenbaren. Anstatt zu seufzen, wandte Crocodile sein Gesicht also dem strahlend blauen Himmel über sich zu und bemühte sich um einen neutralen bis freundlichen Gesichtsausdruck. Doflamingo war derzeit in irgendwelche wichtigen Gespräche eingebunden. In letzter Zeit hatte sein Freund sehr wenig Zeit für ihn übrig, stellte Crocodile deprimiert fest. Ständig musste er irgendwelche wichtigen Telefongespräche führen, irgendwelche wichtigen Berichte lesen oder irgendwelche wichtigen Befehle erteilen. Worum es genau ging, erfuhr Crocodile nie; er wusste nur, dass es sich um absolut bedeutsame Dinge handelte, die unter keinen Umständen verschoben werden konnten.Wenn er nachfragte, reagierte Doflamingo stets sehr verhalten und sagte dann zum Beispiel, dass es viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, ihm die Sachlage zu erklären. Tatsächlich bekam Crocodile zunehmend das Gefühl, dass sein Freund etwas vor ihm geheim hielt; vielleicht auch mehrere Dinge. Doch leider hatte er keine Möglichkeit, um herauszufinden, worum es sich handelte. Denn Doflamingo ließ niemals zu, dass er einem seiner Telefongespräche beiwohnte oder dass er einen Bericht jedweder Art in die Hände bekam. Falls man in seiner Lage von "in die Hände bekommen" überhaupt sprechen konnte. Anstatt ihm persönlich Gesellschaft zu leisten, ließ Doflamingo ihn noch stärker als sonst von Sklaven bewachen. Leider führte dies nicht dazu, dass Crocodile sich weniger einsam fühlte. Ganz im Gegenteil: Je näher ihm die Sklaven seines Freundes waren, desto eher musste er seine Maskerade aufrecht erhalten. Bald bekam er das Gefühl, beinahe vierundzwanzig Stunden am Tag den fröhlichen, nachsichtigen und dankbaren Patienten spielen zu müssen. Eine Belastung, von der er ehrlich gesagt nicht wusste, wie lange er sie noch aushalten konnte, ohne völlig verrückt zu werden. Gerade, als er darüber nachdachte, schien es Crocodile besonders schwer zu fallen, sich zu verstellen. Er strich sich -ohne sich dessen bewusst zu sein- mit dem rechten Armstumpf über seinen Bauch und sagte dann an die beiden Sklaven, die ihn begleiteten, gewandt, dass er zur Toilette wollte. Tatsächlich musste er nicht wirklich die Toilette benutzen. Es war bloß so, dass es sich bei der Toilette um den einzigen Ort handelte, an dem er sich allein aufhalten durfte. Zwar wäre es Doflamingo lieber, wenn ihn auch dorthin ein Sklave begleiten würde, doch glücklicherweise hatte sich Crocodile gleich zu Beginn geweigert, dieser Bedingung zuzustimmen. Trotz allem war er nämlich ein furchtbar schamhafter Mensch und hätte es niemals ertragen, wenn ihm irgendjemand (und sei es bloß ein Sklave), bei seinem Geschäft zugesehen hätte. Seine beiden Wachen begleiteten ihn also zur nächstliegenden Toilette und zogen die Tür hinter ihm zu. (Abgeschlossen wurde allerdings nicht. Darauf hatte Doflamingo bestanden. Er argumentierte damit, dass, falls ein Notfall eintrat, die Sklaven unverzüglich die Türe öffnen können sollten.) Erschöpft und leise seufzend ließ Crocodile sich auf den heruntergelassenen Toilettendeckel nieder. Er fühlte sich ausgelaugt, müde und nahe der Grenze zum Wahnsinn. Es strengte ihn deutlich mehr an als er zu Anfang vermutet hätte, sich so stark und vor allen Dingen so lange zu verstellen. Insgeheim fragte er sich, wie lange er dieses Spiel wohl noch aushielt. Und was geschehen würde, wenn er seine Maskerade fallen ließ - vor den Sklaven und vor Doflamingo. Was würde dann passieren? Als Crocodile sich nicht mehr länger auf der Toilette aufhalten konnte, ohne verdächtig zu wirken (den Sklaven war von Doflamingo befohlen worden, nach fünf Minuten an die Tür zu klopfen und nachzufragen, ob alles in Ordnung wäre; wenn sie keine schnelle Antwort erhielten, durften sie hereinkommen), gönnte er sich ein letztes Seufzen, ehe er aufstand. Das Seufzen verwandelte sich allerdings unversehens in einen unterdrückten Schmerzensschrei. Hastig presste Crocodile beide Armstümpfe gegen seinen Bauch, von dem der plötzliche Schmerz ausging. Es fühlte sich an, als hätte jemand einen heißen Eisenstab mitten durch seinen Nabel gestoßen. Crocodile glaubte, schier verrückt zu werden vor Schmerzen, als er an der Türe ein Klopfen hörte. "Sir Crocodile?", fragte einer der beiden Sklaven. "Geht es Ihnen gut?" Ein gezischtes "Ja", war das einzige, was Crocodile durch seine aufeinander gepressten Zähne zustande brachte. Als Beweis betätige er rasch die Toilettenspülung, indem er seinen rechten Armstumpf auf den entsprechenden Knopf am Spülkasten drückte. Er erlaubte sich einen leisen Schmerzensschrei, während die laute Spülung lief, ehe er sich dazu zwang, sich wieder zusammenzureißen. "Einen Moment noch", sagte er so laut, dass die beiden Sklaven auf der anderen Seite der Türe es auf jeden Fall mitbekommen mussten. Er atmete dreimal tief ein und aus und wischte sich mit seinem zum Glück dunklen Hemdsärmel den kalten Schweiß von der Stirn, ehe er die Türe mittels seines rechten Armstumpfs öffnete und nach draußen trat. Crocodile sah, dass die beiden Sklaven ihm einen besorgten und misstrauischen Blick zuwarfen, der sich jedoch rasch wieder zu verlieren schien, als er in einer möglichst arroganten Gangart an ihnen vorbeischritt, um seinen Spaziergang im Garten fortzusetzen. Am Abend desselben Tages fand Doflamingo die Zeit, um zusammen mit seinem Gast zu Abend zu essen. Eigentlich verspürte Crocodile keinen sonderlichen Appetit (vor allen Dingen seit dem schmerzhaften Vorfall auf der Toilette nicht mehr), doch weil er sich erstens sehr darüber freute, dass sein Partner ihm Gesellschaft leistete, und zweitens keinen Verdacht erregen wollte, zwang er sich dazu, wenigstens ein wenig Fisch und eine kleine Tasse Zitronentee hinunterzuwürgen. "Wie war dein Tag?", fragte Doflamingo ihn, während er selbst von einem Stück Brot abbiss. "Ganz gut", antwortete Crocodile, und weil ihm das so kurz angebunden vorkam, fügte er noch hinzu: "Ich habe einen schönen Spaziergang im Garten gemacht. Das Wetter war heute wirklich herrlich." Angesichts dieser Aussage verzog Doflamingo ein wenig das Gesicht. "Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen", meinte er schließlich. "Ich hatte viel zu viel zu tun, um das schöne Wetter zu genießen." Nur zu gern wüsste Crocodile, was genau Doflamingo heute so sehr beschäftigt hatte, dass er erst gegen Abend die Zeit dazu fand, sich mit seinem Freund zu unterhalten. Nachdem Crocodile einen Schluck süßen Tee genommen hatten, beschloss er, den Versuch zu wagen und ein wenig mehr über die Arbeit seines Partners in Erfahrung zu bringen. Natürlich wusste er grob, worin Doflamingos Pflichten und Aufgaben bestanden (schließlich war er selbst ebenfalls einst ein Shichibukai gewesen), doch noch immer ließ ihn die Vermutung nicht los, dass sein Partner ihm irgendetwas verheimlichte. "Du scheinst ja in letzter Zeit wirklich viel zu tun zu haben", begann Crocodile und bemühte sich um einen möglichst unbefangenen Tonfall. Er wollte nicht, dass Doflamingo das Gefühl bekam, er wollte ihn aushorchen. "Was beschäftigt dich denn so sehr?" Sofort sah er, dass Doflamingo sich plötzlich sehr unwohl zu fühlen schien. Auch wenn er seine Sonnenbrille trug, wich er dem Blick seines Partners aus, scharrte kurz mit den Füßen und verzog fast unmerklich den Mund. Wahrscheinlich bereute er es bereits, dass er unvorsichtig genug gewesen war, um selbst auf dieses Thema zu sprechen zu kommen. "Ach, verschiedene Dinge", meinte er schließlich ausweichend. "Was denn zum Beispiel?" "Warum interessierst dich das so sehr?", gab Doflamingo anstelle einer echten Antwort zurück und warf seinem Partner einen misstrauischen Blick zu. Crocodile hatte in den letzten Tagen und Wochen glücklicherweise oft genug geübt, seine wahren Gefühle zu verbergen und sich zu verstellen. Er ließ sich nicht anmerken, dass er sich ertappt fühlte, sondern überlegte sich stattdessen rasch eine plausible Erklärung. Schließlich sagte er: "Naja, mir ist aufgefallen, dass wir beide uns in letzter Zeit nur ziemlich selten sehen können. Du weißt schon, wegen deiner Arbeit. Und ich kann es auch wirklich verstehen, dass du viel zu tun hast...! Ich bin ja selbst auch mal ein Shichibukai gewesen. Und mir ist natürlich klar, dass ich nicht der absolute Mittelpunkt deines Lebens bin. Aber manchmal, wenn wir uns länger nicht gesehen haben, dann fällt es mir immer schwerer, nachzuvollziehen, wieso du lieber irgendwelche Telefongespräche führst als deine Zeit mit mir zu verbringen. Ich denke einfach, dass es mir leichter fallen würde, mit der derzeitigen Situation umzugehen, wenn ich wüsste, welche Dinge dich so sehr beschäftigen." „Du verstehst das völlig falsch“, meinte Doflamingo energisch. Crocodile bekam unweigerlich das Gefühl, dass er mit seiner Aussage einen wunden Punkt bei seinem Partner getroffen hatte, dieser sich jedoch keine Blöße geben wollte. Also verteidigte sich Doflamingo so gut wie möglich: „Es ist überhaupt nicht der Fall, dass ich lieber arbeite als Zeit mir dir zu verbringen. Hatten wir diese Diskussion denn nicht erst vor ein paar Tagen? Natürlich bin ich gerne in deiner Nähe. Nur leider ist das eben nicht immer möglich. Ich habe unglaublich viele Dinge zu tun.“ „Aber bis vor ein paar Wochen hattest du doch nie so viel zu tun“, hielt Crocodile dagegen. Er hoffte darauf, dass es ihm gelingen würde, Doflamingo in die Ecke zu drängen, damit dieser endlich sein Geheimnis preisgab. Inzwischen brannte Crocodile schon darauf, es zu erfahren. „In den ersten Wochen und Monaten nach meinem Erwachen aus dem Koma hattest du fast immer Zeit, um mit mir zu essen oder spazieren zu gehen. Oder wenigstens zu reden.“ „Da habe ich mir besonders viel Zeit für dich genommen, weil du dich damals noch in einem sehr geschwächten Zustand befunden hast“, erklärte Doflamingo sich. „Inzwischen hat sich dein Gesundheitszustand aber deutlich verbessert (wofür ich sehr dankbar bin). Du bist nicht mehr so stark auf mich angewiesen. Dadurch bekomme ich die Gelegenheit, all die Dinge zu erledigen, die ich vernachlässigen musste, während ich mich um dich gekümmert habe. Und um Weiteres, das vor kurzem noch hinzugekommen ist.“ Vor allem der letzte Satz, den der Shichibukai sprach, erregte Crocodiles Aufmerksamkeit. Worum handelte es sich bei diesen Dingen, die so kurzfristig noch hinzugekommen waren? Ihm schossen gleich tausend verschiedene Vermutungen durch den Kopf; die eine unwahrscheinlicher als die andere. Crocodile beschloss, seinem Partner ein schlechtes Gewissen zu machen, um an die gewünschte Information heranzukommen. Wie er aus eigener Erfahrung wusste, tat Doflamingo nach außen hin stets selbstsicher, doch reagierte gelegentlich fast schon überraschend verletzt und entgegenkommend, wenn man ihm Vorwürfe machte. Zumindest, wenn diese von seinem Partner stammten und nicht aggressiv, sondern eher subtil-unterwürfig formuliert wurden. „Und um was genau geht es dabei? Du drückst dich immer nur so vage aus. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du mir irgendetwas verheimlichst. Früher konnten wir uns doch alles sagen. Warum weichst du mir so sehr aus?“ „Ich... ich weiche dir nicht aus“, erwiderte Doflamingo. Crocodile genoss es, zu sehen, dass er seinen Partner bis an dessen Limit brachte. Jedenfalls war er sich absolut sicher, dass es abgesehen von ihm selbst nur sehr wenige Personen gab, die den Shichibukai jemals dazu gebracht hatten, zu stocken und mit schwacher Stimme zu sprechen. (Zumindest nur sehr wenige Personen, die noch immer lebten.) Trotz der vielen Übung in den letzten Tagen und Wochen musste Crocodile zugeben, dass es ihm schwer fiel, ernst zu bleiben. Zum ersten Mal seit langem war er derjenige, der bei einem ihrer Gespräche die Oberhand hatte, und nicht Doflamingo. Und diese Macht fühlte sich definitiv alles andere als schlecht an. Er musste sich zusammenreißen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. „Zum Beispiel telefoniere ich in letzter Zeit besonders häufig mit dem Forscherteam, das ich dazu beauftragt habe, die Prothese für dich zu konzipieren und herzustellen.“ Augenblicklich löste sich das wunderschöne Machtgefühl, das Crocodile eben noch in vollen Zügen genossen hatte, in Luft aus und wich einer Mischung aus Verunsicherung und Angst. „Du telefonierst besonders oft mit den Leuten, die meine Prothese bauen sollen?“, wiederholte Crocodile und konnte nicht verhindern, dass das überaus mulmige Gefühl, das sich in seinem Magen ausbreitete, auch sehr deutlich in seiner Stimme zu hören war. „Wieso denn das? Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Es sind doch keine unvorhergesehenen Probleme aufgetaucht? Oder etwa doch?!“ Wenn er ehrlich war, dann war Crocodile bisher noch niemals der Gedanke gekommen, dass es bei der Herstellung seiner Prothese zu irgendwelchen Schwierigkeiten kommen könnte. Er war stets fest davon ausgegangen, dass Doflamingo ein kompetentes und erfahrenes Team zusammengestellt hatte und dass es sich bloß um eine Frage der Zeit handelte, bis er endlich einen Ersatz für seine rechte Hand bekäme. Plötzlich kam Crocodile sich furchtbar naiv vor. Und Angst schnürrte ihm die Kehle zu. Soweit er wusste, war noch niemals auf der Welt eine voll funktionsfähige Prothese für eine Hand gebaut worden. Geschweige denn eine Prothese, durch die man die Kräfte einer Teufelsfrucht leiten konnte. Hatte er sich in den letzten Monaten immer bloß an eine falsche Hoffnung geklammert? Würde er die Prothese, die Doflamingo ihm versprochen hatte, niemals erhalten? Es war dumm von ihm gewesen, dachte Crocodile, sich in dieser Hinsicht völlig auf Doflamingo zu verlassen. Und auf das Forscherteam, das dieser engagiert hatte. Eine solche Unvorsicht passte doch normalerweise gar nicht zu ihm. Was war nur in ihn gefahren? „Nein, nein, keine Sorge!“, warf Doflamingo sofort ein. Er schien es überhaupt nicht beabsichtigt zu haben, seinem Partner einen solchen Schrecken einzujagen. „Was deine Prothese angeht, ist soweit alles in Ordnung. Das Forscherteam kommt gut voran. Die Prognosen sind dieselben geblieben: Deine erste Prothese erhältst du schon in wenigen Monaten. Und die zweite, durch die du auch deine Teufelskräfte hindurch anweden kannst, wird länger auf sich warten lassen. Vermutlich mindestens ein weiteres Jahr. Aber das weißt du ja bereits alles.“ Auch wenn die Worte seines Partners Crocodile ein wenig beruhigten, stellte sich bei ihm keine vollständige Erleichterung ein. Plötzlich interessierte es ihn auch gar nicht mehr so sehr, welche anderen Dinge Doflamingo womöglich vor ihm verheimlichte. Im Augenblick waren all seine Gedanken und Gefühle auf diese eine neue Angst gerichtet, die in ihm zu wachsen begann: Wer konnte ihm garantieren, dass er die versprochene Prothese tatsächlich erhalten würde? Woher konnte er wissen, dass nicht irgendwelche Probleme auftauchten, derer die Forscher nicht Herr werden konnten? Crocodile schluckte, ohne daran zu denken, diese verräterische Geste vor seinem Freund geheim zu halten. Unruhig ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Was würde bloß aus ihm werden, wenn es den Forschern doch nicht gelang, eine Prothese für ihn herzustellen? Wenn sie scheiterten? An irgendeinem Punkt nicht weiterkamen und schließlich resignierten? Wäre dann alles durchgestandene Leid völlig umsonst gewesen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)