Amputiert von kleines-sama (CrocodileXDoflamingo) ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 18 ---------------------- Als Crocodile erwachte, fühlte er sich unwahrscheinlich gut. Weder sein Bauch noch irgendein anderes Körperteil schmerzte. Er hatte sogar gute Laune. Crocodile blieb einige Minuten lang mit geschlossenen Augen liegen, lauschte seinem eigenen Herzschlag, den er überdeutlich wahrnahm, und genoss das angenehme Gefühl, völlig entspannt und unbeschwert dazuliegen. Er hätte nichts dagegen, sich noch für Stunden in diesem heimeligen Zustand aufzuhalten. Gerade wollte er seine Augen öffnen, als er die Stimme seines Partners irritiert fragen hörte: "Wieso lächelt er? Vor der Operation ist er doch noch ganz panisch gewesen." "Es handelt sich um eine Nebenwirkung des Narkosemittels, das ihm gespritzt wurde", erwiderte der Arzt in einem fachmännisch klingenden Tonfall. "Im Augenblick fühlt er sich sehr wohl und behaglich. Es kann auch passieren, dass er anfängt Unsinn zu reden oder zu brabbeln. Vermutlich wird es noch etwa zehn bis zwanzig Minuten dauern, bis er wieder halbwegs zu sich gefunden hat. Grund zur Beunruhigung besteht jedenfalls nicht. Diese Reaktion ist vollkommen normal." Crocodile öffnete die Augen; seine Lider fühlten sich schwer an. Er kam sich vor, als er wäre er soeben aus einem tiefen Schlummer erwacht. Linker- und rechterhand von dem Bett, in dem er lag, standen Doflamingo und der Arzt, die ihn beide gespannt musterten. Sofort wurde das angenehme Hochgefühl durch Enttäuschung, Wut und Scham ersetzt. Es entrüstete ihn, dass man sich über ihn beugte und ihn begutachtete, als handelte es sich bei ihm um ein kompliziertes Schriftstück, anstatt um einen lebenden Menschen. "Hört auf", meinte er darum, doch seine Stimme klang nicht ansatzweise so scharf und zornig wie in seinem Kopf. "Keine Blinddarmentzündung. Ich will nicht, dass es dunkel wird. Und dass es weh tut. Ich brauche nur Tee." Doflamingo zog eine Augenbraue hoch. Der Arzt zuckte mit den Schultern. "Wie ich es vorausgesagt habe", meinte er und blickte die Krankenakte seines Patienten durch. "Er redet Unsinn. Seine Worte haben keine Bedeutung." Auch wenn Doflamingo an der Aussage des Arztes nicht zu zweifeln schien, streichelte er die Stirn seines Partners und erwiderte in einem beruhigend klingenden Tonfall: "Alles ist gut, Crocodile. Niemand wird dir wehtun. Du hast die Operation bereits hinter dich gebracht." Crocodile bewegte den Kopf, um Doflamingos Hand abzuschütteln, doch dieser schien den Versuch nicht einmal zu bemerken. Stattdessen begann er nun, auch durch sein Haar zu fahren. Es ärgerte Crocodile, dass der Shichibukai sich das Recht herausnahm, ihn ohne Erlaubnis zu begrabschen. Er war unwahrscheinlich wütend auf ihn, weil er einfach zugelassen hatte, dass man ihn narkotisierte und operierte, ohne dies zuvor gründlich mit ihm abzusprechen. Crocodile war der Ansicht, dass die Entscheidung, ob er sich einer Operation unterzog oder nicht, schlussendlich die seine bleiben sollte. Doflamingo hatte mit seinem Verhalten definitiv eine Grenze überschritten. Trotzdem blieb Crocodile nichts Anderes übrig, als zuzulassen, dass sein Partner ihn streichelte wie ein Haustier. Noch immer fühlte er sich schwummerig und brachte kaum einen vernünftigen Satz über die Lippen. Doch er nahm sich vor, Doflamingo zur Rede zu stellen, sobald die Nachwirkungen der Betäubung ausklangen. Nachdem Crocodile wieder zur Besinnung gekommen war, fütterte man ihn mit leichter und weicher Kost. Da er nun keine Bauchschmerzen mehr verspürte und auch sein Appetit wieder zurückgekehrt war, hätte er gerne ein saftiges Stück Fleisch oder Ähnliches gegessen, doch ihm wurde erklärt, dass der Arzt verordnet hätte, er dürfte in den nächsten Tagen sicherheitshalber bloß weiche Nahrung zu sich nehmen. Crocodile versuchte die Sklavin, die für ihn zuständig war, vom Gegenteil zu überzeugen, doch sie gab kein Stück nach. Wieder einmal wurde über seinen Kopf hinweg entschieden, wurden ihm ohne vorherige Absprache irgendwelche Auflagen aufgedrückt; doch er würde sich wohl oder übel daran halten müssen. Was sollte Crocodile auch sonst tun? Er gab durchaus zu, dass das Entfernen seines Blinddarms ein sinnvoller Schritt gewesen war. Seine horrenden Schmerzen waren verschwunden, er aß wieder in einem normalen Maß und erbrach sich nach den Mahlzeiten nicht mehr. Dennoch hielt er es für eine bodenlose Unverschämtheit, dass man ihn behandelt hatte wie ein unmündiges Kind, und ihn ohne seine Einwilligung betäubt und operiert hatte. Außerdem ging er davon aus, dass Doflamingo, der seine Fürsorge inzwischen beinahe schon auf einen normalen Umfang hinuntergeschraubt hatte, nun wieder völlig verrückt werden und seine verkorksten Sicherheitsvorkehrungen erneut verschärfen würde. Alles, was Crocodile sich so mühselig erarbeitet hatte, löste sich in Luft auf. Alles drohte wieder wie früher zu werden. Nach seiner Mahlzeit ließ Crocodile sofort nach seinem Partner schicken. Er war sich dessen bewusst, das ein Streitgespräch vermutlich nicht allzu viel an seiner neuen Lebenssituation ändern würde, doch er wollte zumindest alle Möglichkeiten ausschöpfen, die ihm zur Verfügung standen. Womöglich würde die ernsthafte Kritik seinerseits Doflamingo doch zur Besinnung bringen. Es dauerte nicht lange, bis der Shichibukai das Krankenzimmers seines Partners betrat. Sein Gesicht zierte einen undefinierbaren Ausdruck und die Arme hielt er vor dem Oberkörper verschränkt. Um ehrlich zu sein, überraschte es Crocodile, dass sein Freund einen solch kühlen Eindruck erweckte. Als er aus seiner Narkose erwacht war, hatte sich dieser ihm gegenüber immerhin überaus fürsorglich und liebevoll verhalten. Unweigerlich fragte Crocodile sich, was der Grund für diesen unerwarteten Stimmungswechsel sein mochte. Er bemühte sich um einen selbstsicher klingenden Tonfall, als er meinte: "Hast du ein paar Minuten für mich übrig? Ich muss unbedingt mit dir reden." "Das trifft sich gut", erwiderte Doflamingo und kam in seinem typisch o-beinigen Gang auf ihn zu. "Genau dasselbe habe ich nämlich auch vorgehabt. Es gibt mehrere wichtige Dinge, die ich mit dir abklären muss." Verwundert zog Crocodile die Augenbrauen zusammen. "Tatsächlich? Und worum handelt es sich dabei?" Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Partner ein eigenes Anliegen mit in dieses Gespräch hineinbringen würde. In letzter Zeit hatte sich dieser stark zurückgehalten, was Streit und Beanstandung anging. Nicht ohne Grund war Crocodile darauf bedacht gewesen, sich möglichst wohlgefällig zu verhalten und seinem Partner nicht auch nur den geringsten Grund zur Sorge oder zum Ärger zu geben. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wieso dieser wütend auf ihn war und worüber er mit ihm sprechen wollte. "Ich denke, es macht mehr Sinn, wenn du anfängst", gab Doflamingo zurück. Inzwischen hatte er das Bett erreicht, in dem Crocodile lag. Anstatt sich wie üblich auf die Bettkante zu setzen, schnappte er sich einen nahestehenden Hocker und ließ sich darauf nieder. Crocodile schluckte. Plötzlich bekam er ein sehr ungutes Gefühl, was diese Situation anging. Doch selbstverständlich war er kein Feigling. Er hatte Doflamingo herholen lassen, um sich zu beschweren und diesem ins Gewissen zu reden. Und genau das würde er auch tun. Crocodile wäre nicht Crocodile gewesen, wenn er sein Vorhaben verschieben würde, bloß weil sein Partner selbst ebenfalls eingeschnappt wirkte. Also holte er tief Luft, sah Doflamingo geradewegs ins Gesicht und meinte: "Ich kann es einfach nicht fassen, dass du mich gegen meinen Willen hast betäuben und operieren lassen! Was hast du dir nur dabei gedacht? Ich bin doch kein Kind, über dessen Kopf hinweg man solche Entscheidungen treffen kann. Diese Operation hätte vorher mit mir abgesprochen werden müssen! Kannst du dir vorstellen, wie... wie verunsichert ich gewesen bin, als der Arzt plötzlich angeordnet hat, mich unter Vollnarkose zu stellen? Es ging alles so schnell...! Ich verlange (sollte sich eine ähnliche Situation noch einmal ergeben), dass zuvor alles mit mir abgesprochen wird. Und dass die Frage, ob ich operiert werde oder nicht, letzendlich von mir und niemandem sonst beantwortet wird." Doflamingo unterbrach ihn nicht, während er sprach, doch bei jedem seine Worte sanken seine Mundwinkel ein Stück weiter ab. Als Crocodile fertig mit seiner Ansprache war, machte sein Partner einen ganz und gar missgestimmten Eindruck. Schließlich erwiderte er: "Es blieb keine Zeit, um irgendwelche Details mit dir abzusprechen. Der Arzt musste dringend notoperieren. Hätten wir noch länger gewartet, wäre dein Blinddarm womöglich geplatzt. Hast du eine Ahnung, welche verheerenden Auswirkungen ein geplatzter Blinddarm haben kann?: Der entzündete Inhalt ergießt sich in deiner offenen Bauchhöhle, was schlimmstenfalls eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung zur Folge haben kann. Dieses Risiko wollte ich selbstverständlich nicht eingehen; darum ging alles sehr schnell. Außerdem ist die Operation doch gut verlaufen: du bist wohlauf, hast keine Schmerzen mehr und mir wurde auch berichtet, dass du vernünftig isst. Ich verstehe also nicht, wieso du ein solches Theater veranstaltest." "Es geht um das Prinzip", gab Crocodile schnippisch zurück. Er konnte durchaus nachvollziehen, dass sein Partner aus Sorge schnell gehandelt hatte; er bestritt nicht einmal, dass es ein sinnvoller Schritt gewesen war, seinen Blinddarm zu entfernen. Trotzdem wollte er, dass Doflamingo seinen Fehler einsah. Sein Körper gehörte ihm, niemandem sonst und darum sollte auch er (nur er!) entscheiden dürfen, ob er operiert wurde oder nicht. "Es ist nicht in Ordnung, dass man mich ohne mein Einverständnis und ohne, dass ich über den Eingriff auch nur informiert werde, operiert. Ich wusste ja nicht einmal genau, was mit meinem Blinddarm nicht gestimmt hat. Ganz zu schweigen von etwaigen Riskiken. Ich bin es inzwischen leider ja schon gewohnt, dass du viele Entscheidungen triffst ohne Rücksicht auf meine Ansicht zu nehmen, doch dieses Mal bist du definitiv zu weit gegangen, Doflamingo!" "Du tust so, als wäre es meine Schuld", entgegnete ebenjener mit verärgert klingender Stimme. "Hättest du nicht erst so spät Bescheid gegeben, hätte man die Operation planen und in Ruhe mit dir absprechen können. Dass der Arzt notoperieren musste, ist dein eigenes Verschulden! Ich verstehe einfach nicht, wieso ich erst so spät von deiner Blinddarmentzündung erfahren habe. Und dann nicht einmal durch dich persönlich, sondern durch Daz. Womit wir bei meinem Anliegen wären." Crocodile zögerte einen kurzen Augenblick lang. Dann meinte er: "Ich wusste nicht, dass mein Blinddarm entzündet ist. Ich hatte Bauchschmerzen, doch ich habe sie nicht sonderlich ernst genommen. Deswegen habe ich sie auch vor dir verheimlicht. Ich dachte mir, dass du sicherlich wieder völlig verrückt spielen würdest. Und das wollte ich nicht riskieren." "Das wolltest du nicht riskieren?", wiederholte Doflamingo; dieses Mal klang seine Stimme nicht mehr bloß verärgert, sondern ernsthaft wütend. So außer sich hatte Crocodile seinen Partner nur sehr selten zuvor erlebt. "Ich glaube, Crocodile, dass du derjenige von uns beiden bist, der verrückt spielt! Du hältst Bauchschmerzen und Erbrechen vor mir geheim, nur weil du keine Lust darauf hast, dass ich mir Sorgen um dich mache? Zu welchem Preis?! Du hättest sterben können, verdammt nochmal! Ist es das wirklich wert?" "Ich wusste nicht, dass es sich um eine Blinddarmentzündung handelt", beteuerte Crocodile. "Hätte ich darüber Bescheid gewusst, hätte ich dich auf jeden Fall eingeschaltet. Ich wollte bloß verhindern, dass du dir unnötig Sorgen um mich machst. Es lief doch allmählich wieder gut zwischen uns. Ich wollte unser gutes Verhältnis nicht beeinträchtigen." "Du hast mein Vertrauen missbraucht!", warf Doflamingo ihm in einer vor Zorn ganz hoch klingenden Stimmlage vor. "Ich bin davon ausgegangen, dass du es mir sofort mitteilen würdest, wenn sich dein Gesundheitszustand verschlechtert. Nach allem, was du durchstehen musstest, hätte ich diese Selbstverständlichkeit für das Mindeste gehalten. Aber anscheinend habe ich mich in dir getäuscht, Crocodile. Ich fürchte, ich werde ab heute andere Saiten aufziehen müssen!" "Was meinst du damit?", hakte Crocodile skeptisch nach. Er wusste nicht, worauf sein Partner hinauswollte. Doflamingo atmete zweimal tief- ein und aus, ehe er verkündete: "Deinem Vertrauensbruch werden Konsequenzen folgen. Ich kann mich nicht mehr auf dich verlassen. Doch ich möchte auch nicht riskieren, dass es dir gesundheitlich wieder schlechter geht; nicht jetzt, wo deine Prothese schon in wenigen Wochen fertiggestellt sein wird." Er zögerte einen kurzen Moment. Dann fuhr er mit fester Stimme fort: "Ab sofort wirst du dich täglich einer prophylaktischen Untersuchung unterziehen. Nur auf diese Weise kann ich sicher gehen, dass alle Erkrankungen frühzeitig erkannt werden." "Das ist nicht dein Ernst!", warf Crocodile ein. "Verdammt, Doflamingo! Jetzt ist nicht die Zeit für dumme Scherze!" Er hoffte darauf, dass der Shichibukai wirklich bloß einen unpassenden Witz gerissen hatte. Doflamingo würde doch nicht tatsächlich von ihm verlangen, dass er sich jeden Tag einer Untersuchung unterzog, oder nicht? Pures Entsetzen breitete sich in Crocodiles ganzem Körper aus, als sein Partner keine einzigen Muskel im Gesicht rührte. Allem Anschein nach meinte dieser seine abstruse Forderung tatsächlich ernst. Crocodile konnte es kaum fassen. "Das ist doch völlig überzogen!", warf er Doflamingo vor. "Ich werde doch sowieso schon oft untersucht!" "Offensichtlich nicht oft genug", erwiderte jener mit unerweichlicher Stimme. "Ich möchte unter keinen Umständen riskieren, dass du erneut erkrankst, ohne dass ich rechtzeitig davon erfahre. Es geht hier um deine Gesundheit, Crocodile! Ich möchte dich nicht verlieren. Diese neue Sicherheitsvorkehrung ist nur zu deinem Besten." Crocodile senkte den Blick. Das Entsetzen, das er gerade fühlte, wich allmählich Wut, Enttäuschung und Unverständnis. Er hielt Doflamingos Reaktion auf seine Blinddarmentzündung für völlig übertrieben. Sich jeden Tag einer Untersuchung zu unterziehen, war definitiv nicht notwendig. "Außerdem stelle ich noch eine weitere Bedingung." Crocodile blickte auf und warf seinem Partner einen misstrauischen Blick zu. Er sagte kein Wort, doch wartete gespannt darauf, dass dieser fortfahren würde. Konnte es denn noch schlimmer werden? "Ich möchte, dass du dich von Daz fernhältst", sagte Doflamingo. Crocodile zog die Augenbrauen zusammen. "Wieso?", fragte er mit verwunderter Stimme nach. "Daz hat (deiner Ansicht nach) doch nichts falsch gemacht. Hätte er dich nicht über meine Blinddarmentzündung informiert, wäre ich noch immer nicht operiert worden. Schlimmstenfalls hätten die Wachen Alarm geschlagen, wenn es längst schon zu spät gewesen wäre." "Ich bin froh darüber, dass er zur Aufklärung dieser Angelegenheit beigetragen hat", lenkte Doflamingo ein, "doch trotzdem halte ich es für besser, wenn ihr euch eine Weile lang nicht seht." "Du hast mir immer noch nicht gesagt, was der Grund für diese Bedingung ist", bohrte Crocodile nach, der überhaupt kein Verständnis für diese neue Regelung aufbringen konnte. In seinen Augen war sie völlig unsinnig. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche rationale Begründung dieses Verbot rechtfertigen sollte. Immerhin war es Doflamingo selbst gewesen, der Daz nach Dressrosa gebracht hatte. Angesprochener antwortete nicht sofort auf Crocodiles Frage. Auch wenn Doflamingos Augen durch die orangefarbenen Gläser seiner Sonnenbrille verdeckt wurden, merkte Crocodile, dass dieser seinem Blick auswich. Erst als er die Arme vor der Brust verschränkte und inbegriff war, seine Frage zu wiederholen, gab Doflamingo eine Antwort in Form einer Gegenfrage: "Wieso hat sich Daz so spät abends in deinem Zimmer aufgehalten?" Zuerst verstand Crocodile überhaupt nicht, worauf sein Partner hinauswollte. Irritiert überlegte er, wieso der Grund für den Besuch seines Untergebenen von Bedeutung sein könnte. Doflamingo und Daz hatten schließlich kaum etwas miteinander zu tun. Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis Crocodile klar wurde, dass es sich bei der neuen Regelung, die sein Freund aufstellen wollte, in Wirklichkeit um eine absolut unverschämte Unterstellung handelte. Crocodile bließ die Backen auf und warf Doflamingo einen tödlichen Blick zu. "Was willst du damit sagen?", fragte er und spürte, dass heiße Wut in ihm zu kochen begann. "Ich will überhaupt nichts sagen", gab Doflamingo unerwartet kühl zurück. "Ich will nur wissen, wieso du Daz zu einer solch fortgeschrittenen Uhrzeit in dein Zimmer eingeladen hast. Die Wachen haben mir erzählt, dass du sogar darauf bestanden hättest, mit ihm allein gelassen zu werden. Was habt ihr getan? Oder vorgehabt?" "Ich fasse es nicht", entgegnete Crocodile; seine Worte entsprachen genau seinem Gemütszustand. "Ich fasse es einfach nicht! Doflamingo! Du bist vollkommen wahnsinnig! Deine Eifersucht nimmt wieder einmal groteske Züge an! Entschuldige dich lieber bei mir, bevor ich so wütend werde, dass ich mich nicht mehr dazu in der Lage sehe, dir zu verzeihen!" "Ich bin nicht wahnsinnig", meinte Doflamingo und stand von seinem Hocker auf. "Tu nicht so, als wäre meine Eifersucht nicht gerechtfertigt: Ständig steckst du mit Daz zusammen! Und außerdem hast du mich schon einmal betrogen. Oder erinnerst du dich etwa nicht mehr an Maja?" Crocodile spürte, wie sich Röte in seinem Gesicht ausbreitete. Natürlich erinnerte er sich noch sehr gut an Maja, das junge Sklavenmädchen, dem er befohlen hatte, ihn oral zu befriedigen. Er war sich auch dessen bewusst, dass es sich dabei um einen Fehler gehandelt hatte. Trotzdem fand es er es nicht gerechnet, dass Doflamingo nun wieder diese alte Geschichte hervorholte, um seine Eifersucht zu begründen. Immerhin handelte es sich bei diesem auch nicht um einen Unschuldigen. "Und was ist mit dir?", erwiderte er darum mit zorniger Stimme. "Ich erinnere mich ebenfalls sehr gut an einen gewissen Sklavenjungen, mit dem du Sex gehabt hast. Wie die Hunde habt ihr es getrieben! Also tu nicht so, als hättest du eine weiße Weste. Und außerdem ist meine Beziehung zu Daz eine rein platonische. Zwischen uns beiden ist nichts gelaufen. Niemals." "Wieso seid ihr dann allein in deinem Zimmer gewesen?" Die Worte seines Partners schienen Doflamingo nicht im Mindesten überzeugen zu können. "Mir ist klar geworden, dass ich irgendetwas unternehmen muss wegen meiner Bauschmerzen", erklärte Crocodile in einem selbstsicher klingenden Tonfall. "Und deswegen habe ich Daz holen lassen. Ich wusste, dass er über medizinische Kenntnisse verfügt und habe gehofft, er könnte mir schnell ein schmerzlinderndes Mittel besorgen. Ich bin davon ausgegangen, er würde gelassener als du reagieren, doch offensichtlich habe ich mich geirrt. Kaum hat er festgestellt, dass mein Blinddarm entzündet war, hat er Alarm geschlagen." Es war bereits zu spät, als Crocodile feststellte, dass die Wahrheit in Doflamingos Ohren mindestens genauso verletzend klingen musste wie die Bestätigung dessen Vermutung, Daz und er hätten sich einander sexuell genähert. "Du hast lieber Daz gerufen als mich?" Crocodile konnte sehr deutlich die Enttäuschung in der Stimme seines Partners heraushören. Doch auch wenn Doflamingo ihm in gewisser Weise leid tat, erwiderte er unerbittlich: "Wie kannst du mir das verübeln? Jetzt, wo du es weißt, tust du nichts Anderes, als mir neue Verbote aufzuhalsen. Und ich bin davon überzeugt, dass du ähnlich reagiert hättest, wenn ich dich schon früher über meine Bauchschmerzen informiert hätte. Es muss dich nicht wundern, dass ich solche Dinge vor dir geheim halte, wenn ich weiß, dass ich doch nur verlieren kann. Ob nun heute oder morgen: Du reagierst völlig über." Mit seinen Worten schien er seinen Freund ernsthaft gekränkt zu haben. Crocodile spürte sehr deutlich, dass Doflamingo sich verletzt und entwürdigt fühlte. Vermutlich war er davon ausgegangen, dass er derjenige wäre, dem er es als Erstes erzählen würde, wenn irgendetwas nicht in Ordnung war. Früher hatten sie oft über alle möglichen Dinge gesprochen. Nun allerdings schien Doflamingo klar zu werden, dass sein Partner sich ihm schon seit langem nicht mehr anvertrauen wollte oder konnte. Doflamingo fuhr sich mit der rechten Hand über den Mund. Auch er schien es für die bessere Entscheidung zu halten, sich seinem Partner nicht anzuvertrauen. Anstatt über seine Enttäuschung zu sprechen, schluckte er seine Gefühle hinunter und meinte in einem bitter klingenden Tonfall: "Wie auch immer. Dies hier ist meine Villa und darum gelten meine Regeln. Du wirst dich jeden Tag einer Untersuchung unterziehen. Und von Daz wirst du dich fernhalten. Keine Diskussion." "Diese Regeln stellst du doch nur auf, um dich an mir zu rächen!", warf Crocodile dem Shichibukai vor. Doflamingo ließ sich nicht zu einer Erwiderung herab; für ihn schien dieses Gespräch beendet zu sein. Als er inbegriff war, das Zimmer zu verlassen, erhob Crocodile sich kurzerhand von seinem Krankenbett. Am liebsten hätte er seinen Partner am Ärmel festgehalten, doch da er keine Hände mehr besaß, blieb ihm nichts Anderes übrig, als diesem hinterher zu laufen und zu beschimpfen. Es ärgerte ihn, dass Doflamingo ohne Rücksicht auf ihn seinen Willen durchsetzen wollte. Doch den Shichibukai schienen seine Einwände überhaupt nicht zu kümmern. Er lief weiter den Gang entlang und würdigte Crocodile nicht eines einzigen Blickes. Vielleicht lag es daran, dass er ihn mit seinen Worten so unerwartet heftig verletzt hatte. Schon bald wurde es Crocodile zu bunt: Am oberen Treppenabsatz holte er seinen Partner ein und verschränkte ihm den Weg. Nun blieb Doflamingo nichts Anderes übrig, als sich doch mit ihm zu befassen. "Lass mich durch", meinte dieser und Crocodile kam nicht umhin zu bemerken, wie furchtbar missgelaunt und ungeduldig sein Partner klang. "Dieses Gespräch ist noch nicht zu Ende!", erwiderte er mit energischer Stimme. "Du kannst nicht einfach aus einer Laune heraus irgendwelche verrückten Regeln aufstellen! Das ist nicht fair!" "Und was willst du dagegen tun?" Ein unerwartet fieses Lächeln zierte plötzliche Doflamingos schmale Lippen. "Du wirst dich jeden Tag einer Untersuchung unterziehen, ob du es willst oder nicht. Notfalls werde ich dich eben zwingen; ich habe die Mittel dazu." "Ich bin nicht dein Spielzeug!", warf Crocodile mit wütender Stimme ein. Die Worte seines Partners verletzten ihn zutiefst. Was erlaubte sich Doflamingo eigentlich?! "Nein, das bist du nicht", lenkte dieser ein, "doch ich trage die Verantwortung für dich. Du hast dein Recht auf Selbstbestimmung verloren, als du beschlossen hast, mir deine Blinddarmentzündung zu verschweigen. Ich kann dir nicht mehr zutrauen, selbst Sorge für deine Gesundheit zu tragen. Also nehme ab sofort ich die Zügel in die Hand. Und nun geh mir aus dem Weg! Du solltest dich lieber wieder ins Bett legen und ausruhen. So viel Aufregung tut dir nicht gut." "Ich warne dich, Doflamingo." Crocodile zwang sich zu einer ruhigen Stimme. Er warf Doflamingo einen ernsten Blick zu. "Verstehst du denn nicht, dass deine ständige Bevormundung unsere Beziehung belastet? Früher hättest du es niemals gewagt, mir irgendwelche Bestimmungen aufzudrücken. Wo ist der Mann hin, der alles auf die leichte Schulter nimmt und mich ständig zum Lachen bringt? Ich erkenne dich kaum wieder." "Dasselbe könnte ich von dir behaupten", meinte Doflamingo. "Früher hast du mir Dinge anvertraut, die du sonst niemandem sagen konntest. Nun lässt du lieber Daz rufen als mich, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Wie auch immer. An den neuen Regelungen wird sich nichts ändern. Du unterziehst dich täglich einer Untersuchung und hältst dich von Daz fern. Inzwischen denke ich, dass es ein Fehler gewesen ist, ihn nach Dressrosa zu holen." "Das kannst du nicht tun!" Es überraschte Crocodile selbst, wie schrecklich verzweifelt seine Stimme klang. "Doch, das kann ich. Und ich werde es auch.", erwiderte Doflamingo unerbittlich. "Jetzt mach mir endlich Platz. Ich habe einige wichtige Dinge zu erledigen." "Du bist ein verdammtes Arschloch!", brüllte Crocodile und warf seinem Partner den giftigten Blick zu, den er im Repertoire hatte. "Ich lasse mich von dir nicht herumkommandieren wie..." Er brachte seinen Satz nicht zu Ende. Doflamingo hatte mit seiner rechten Hand ausgeholt und ihm mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Der Hieb war so heftig gewesen, dass Crocodile nach hinten auf den Boden fiel. Überrascht und furchtbar gekränkt rieb er sich mit dem rechten Armstumpf über seine schmerzende Wange. Er konnte es nicht fassen, dass Doflamingo es tatsächlich wagte, ihm gegenüber handgreiflich zu werden. Eine solch eindeutige Demonstration von Gewalt hatte es in ihrer Beziehung zuvor noch nie gegeben. Würde Crocodile über Hände (oder zumindest seinen Goldhaken verfügen), hätte er sich längst wieder aufgerappelt und zum Gegenschlag ausgeholt. In seiner derzeitigen Situation blieb ihm jedoch nichts Anderes übrig, als sich mühevoll vom Boden zu erheben und seinem Partner einen hasserfüllten und vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. Ohne Handflächen, auf denen man sich abstützten konnte, gestaltete sich der Vorgang des Aufstehens ungemein schwierig. "Boss!" Verwundert blickte Crocodile sich um. Er machte Daz aus, der eilig die Treppe hinaufstürmte. Sein Untergebener kniete sich neben ihn hin und umfasste seinen linken Unterarm, um ihm aufzuhelfen. Crocodile jedoch schüttelte dessen Hand wütend ab. Da er die Ansicht vertrat, dass dieser grundsätzlich für seinen Streit mit Doflamingo verantwortlich war, wollte er die Hilfe seines Untergebenen nicht annehmen. Daz akzeptierte wohl, dass er wütend auf ihn war, doch diese Erkenntnis schien ihn nicht daran zu hindern, sich Sorgen um ihn zu machen. "Geht es dir gut?", hörte er ihn beunruhigt klingender Stimme fragen. "Die Ohrfeige sah ziemlich übel aus." "Ich bin nicht aus Glas", erwidere Crocodile rasch, doch er sagte es nur, weil er sich vor seinem Untergebenen keine Blöße geben wollte. Um ehrlich zu sein, nahm ihn diese Ohrfeige doch mehr mit, als er jemals zugeben würde. Doflamingo hatte ihm noch niemals absichtlich wehgetan. Nachdem Daz sicherging, dass es ihm zumindest körperlich soweit ganz gut ging, wandte er sich an Doflamingo, der noch immer nur wenige Schritte von ihnen entfernt dastand. Er schwieg und sein Gesichtsausdruck war undefinierbar. Crocodile konnte nicht einschätzen, ob sein Partner seine Tat bereute oder nicht. "Wieso hast du das getan?", fragte Daz ihn, und auch wenn seine Stimme nicht laut war, schwang doch eindeutig ein vorwurfsvoll klingender Unterton mit. "Ich dachte, du hättest Gefühle für Crocodile. Wie kannst du es da wagen, dich ihm gegenüber so furchtbar respektlos zu verhalten? Hat er nicht schon mehr als genug Schmerzen erlitten in den letzten Wochen und Monaten? Musst nun auch du ihm wehtun, Donquixote?!" "Er mich provoziert", entgegnete Doflamingo. Er klang reumütig, doch nicht einsichtig. "Das ist keine Entschuldigung", meinte Daz mit unnachgiebiger Stimme. "Crocodile ist nicht bei Sinnen: Der Verlust seiner rechten Hand nimmt ihn seelisch stark mit. Und außerdem ist er erst vor kurzem aus einer Vollnarkose erwacht. Du hättest Reife beweisen und nicht auf seine Provokation eingehen sollen. Wenn du dich für vernünftiger hältst als er, dann solltest du dich auch dementsprechend verhalten." "Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen", sagte Doflamingo. Er griff nach Crocodiles rechtem Unterarm und zog diesen mit einem sanften Ruck in seine Richtung. "Du hast kein Recht, dich in unsere Beziehung einzumischen!" "Ich bin kein Mensch, der seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt", erwiderte Daz und griff wiederum nach Crocodiles linkem Arm. "Doch wenn ich mitbekomme, dass du Crocodile Gewalt antust, bleibt mir nichts Anderes übrig, als einzuschreiten. Hast du etwa vergessen, wie er bewusstlos, blutend und mit amputierter Hand auf der Straße lag? Er hat es nicht verdient, noch mehr leiden zu müssen." "Ich könnte dich hier und jetzt töten", meinte Doflamingo mit einer Stimme, die so scharf klang wie ein frisch gewetztes Schwert. Er zog Crocodile näher zu sich. "Meine Fähigkeiten übersteigen deine bei weitem. Also überlege dir lieber gut, was du tust." "Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um meinen Boss zu beschützen", sagte Daz mit ernster Stimme und strengte sich an, um ebenjenen wiederum in seine Richtung zu ziehen. Letzendlich war es Crocodile, der diesen zu eskalieren drohenden Konflikt beendete. "Hört auf!", brüllte er mit zorniger Stimme und versuchte sich zu befreien. "Alle beide! Merkt ihr denn nicht, was ihr da macht? Ihr reißt mich noch entzwei!" Doflamingo und Daz ließen ihn gleichzeitig los. Crocodile brachte sofort einige Meter Sicherheitsabstand zwischen sich und die beiden anderen Männern. "Was fällt euch nur ein?", meinte er, während er ihnen abwechselnde entrüstete Blicke zuwarf. "Ihr benehmt euch wie zwei Kleinkinder, die sich um ein Spielzeug streiten! Und ihr wollt mir weißmachen, ich wäre hier derjenige, der nicht mehr ganz bei Sinnen ist?!" "Tut mir leid, Boss", sagte Daz sofort; er wirkte ehrlich schuldbewusst. "Es ist nicht meine Absicht gewesen, dich in eine unangenehme Lage zu bringen. Ich wollte dich bloß beschützen." "Genau dasselbe will ich auch", fügte Doflamingo hinzu, der im Gegensatz zu Daz nicht sonderlich einsichtig oder versöhnlich klang. "Doch manchmal stellst du für dich selbst die größte Gefahr dar. Darum muss ich dich manchmal auch vor dir selbst beschützen, Crocodile." "Indem du mir ins Gesicht schlägst?", erwiderte er in einem zynisch klingenden Tonfall und beobachtete mit Genugtuung, wie sein Partner das Gesicht verzog. "Ihr seid doch alle beide verrückt! Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich mich für eine Weile von euch fernhalte! Ich denke, ihr braucht ein wenig Zeit, um wieder zu euch zu finden." bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)