Amantes amentes von _Delacroix_ (Eine One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Astoria ------- Klaviermusik erklang im Hintergrund, schafft es aber nicht das Gewisper und Getuschel an den anderen Tischen zu übertönen. Über ihrem Kopf flatterte ein goldener Cherubin, doch Astoria ignorierte ihn und das pinke Glitzerkonfetti, das in schöner Regelmäßigkeit auf sie herabregnete. Ihr gegenüber saß ein Junge, für den viele ihrer Mitschülerinnen einen Mord begangen hätten und sie hatte nicht vor auch nur eine Sekunde dieses Dates zu verpassen. Auch wenn das bedeutete, dass sie seinen Quidditch- und Zaubertrankgeschichten lauschen und immer wieder freundlich nicken musste, während er Dinge erzählte, die sie so gar nicht interessierten. Insgeheim fragte sie sich, ob alle älteren Jungen so von sich selbst eingenommen waren wie Draco Malfoy, aber Astoria war nicht dumm und ahnte wie er reagieren würde, wenn er bemerkte, dass er keinen Eindruck bei ihr machte. Deshalb machte sie gute Miene zum bösen Spiel. Sie war gut darin zu lächeln. War sie immer gewesen. Das lag in ihrer Familie und wenn sie glaubte nicht mehr lächeln zu können, dann reichte ein Blick auf das silberne Geschenkpapier neben ihr, in dem sie vor einer knappen halben Stunde einen hübschen, neuen Armreif gefunden hatte. Den Armreif, der sich jetzt perfekt gegen ihren linken Unterarm schmiegte und sie daran erinnerte, dass da wo dieses Geschenk herkam, noch viel mehr zu holen war. „... dann hab ich Libatius Borages Erstausgabe von „Advanced Potion-Making“ einfach mitgenommen und diese ungebildete Hexe hat sie mir tatsächlich für ein paar Sickel überlassen. Kannst du dir das vorstellen?“, erzählte Draco und Astoria beeilte sich ein fröhliches Kichern erklingen zu lassen, um zu überspielen, dass sie den Anfang der Geschichte überhaupt nicht mitbekommen hatte. War nicht so schlimm. Hauptsache Draco glaubte, das sie aufmerksam zuhörte und das tat er offensichtlich, denn schließlich erzählte er munter weiter. Langsam lehnte sich Astoria über den kleinen, runden Tisch. Für ihn mochte es aussehen, als hinge sie an seinen Lippen und das war auch der Sinn der Sache. Zugegeben, er war nicht unattraktiv mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen und die langweiligen Geschichten, nun, die konnte man ihm vielleicht abgewöhnen, wenn man lange genug am Ball blieb. Und am Ball wollte sie bleiben. Immerhin war das hier ihre Chance es allen zu beweisen. Ihrer Mutter, die Daphne immer die hübscheren Sachen gekauft hatte, ihrem Vater, der ihre Schwester damit beauftragt hatte, den Namen der Familie weiterzugeben und natürlich ihrer Schwester selbst, die immer wichtiger gewesen war als sie, bis sie vor ein paar Monaten plötzlich angefangen hatte zu spinnen. Aber sollte sie halt mit Muggeln spielen. Ihr war es nur recht, immerhin würde Draco sie nie wieder auch nur schief angucken, sobald er wusste, dass sie ihre Zeit mit diesem Pack verschwendete. Und das würde er erfahren, dafür würde sie höchstpersönlich sorgen. Über ihrem Kopf schlug der Cherubim ein weiteres mal mit seinen Flügeln und ließ dadurch erahnen, das die nächste Konfettidusche nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Astoria war es egal. Sie hatte in weiser Voraussicht einige Abperlzauber gesprochen, bevor sie „Madam Puddifoot's Tea Shop“ betreten hatte. Im Gegensatz zu ihrem Begleiter, wie es schien. In Dracos blonden Haaren hatten sich die pinken Konfettistückchen längst abgesetzt und glitzerten wie eine seltsame, rosafarbene Krone. Unvermittelt begann Astoria zu lachen. König Draco, das klang durchaus vielversprechend. „So lustig ist die Geschichte nun auch wieder nicht“, schnarrte Draco während die ersten, pinken Konfettistücken der neuesten Dusche auf sie herabregneten und auf beinahe magische Art und Weise ihre Teetassen verfehlten. Weitere funkelnde Papierschnipsel gesellten sich zu denen, die Draco bereits in seinen Haaren hatte und Astorias Kichern wurde noch ein wenig lauter. Vom Nachbartisch aus warf ihr Tracey Davis einen skeptischen Blick zu und auch ihr Begleiter sah aus, als fände er ihr Gekicher ziemlich befremdlich. War es vermutlich auch, wenn man nicht auf das Konfetti achtete. „Scheint als habe der Engel dich gekrönt“, brachte Astoria zwischen zwei Glucksern hervor und beobachtete, wie Dracos schlanke Finger durch seine weißblonden Haare fuhren. Ein paar glitzernde Schnipsel bekam er zu fassen, doch der Rest der künstlichen Krone verschob sich nur um ein paar Millimeter nach rechts und links. Draco betrachtete das pinke Zeug auf seinen Fingerkuppen, dann verzogen sich seine Lippen zu einem überheblichen Lächeln. „Nun, wenigstens weiß das Teil wem eine Krone gebührt“, scherzte er und versuchte die pinken Glitzerschnipsel von seinen Fingern zu schütteln. Vergeblich. Dracos Blick wurde stechend, während er seine Hand an der pinken Tischdecke abwischte. „Ganz schön hartnäckig der Mist“, kommentierte er sein Tun und Astoria hatte ernsthaft Mühe nicht schon wieder zu glucksen. Wenn etwas überhaupt nicht geeignet war um dieses Zeug loszuwerden, dann war es wohl die Tischdecke, auf die seit ihrer Ankunft ständig irgendwelche Schnipsel gefallen waren. Das Mädchen presste die Zähne zusammen, doch als Draco seine über und über von pinken Glitzerstücken überzogene Hand wieder hob und sie ungläubig anstarrte, konnte sie sich einen dummen Kommentar nicht mehr verkneifen. „Jetzt siehst du aus wie eine Fee“, witzelte sie und fürchtete noch im gleichen Moment den Bogen überspannt zu haben. Jungen wie Draco wollten nicht wie eine Fee aussehen, das wusste sie. Eigentlich wollten das nicht mal die meisten Mädchen. Schließlich waren Feen zwar hübsch anzuschauen wenn sie Professor Flitwick an einen Weihnachtsbaum band, aber leider sonst nichts weiter. Sie waren dumm wie Stroh und taugten gerade mal als glänzendes Accessoire. „Wenn dann bin ich wohl der Feenkönig“, verbesserte Draco und reckte wie zur Bestätigung sein Kinn, was Astoria erneut zum Schmunzeln brachte. Sie hatte noch gar nicht gewusst, dass ihr Valentinsdate einen Sinn für Humor hatte. Hatte ihr vorher auch keiner erzählt. Weder Pansy, die sie misstrauisch gemustert hatte, als die Rede auf ihr heutiges Date gekommen war, noch Daphne, die ihn aus Jahren des gemeinsamen Unterrichts kannte und natürlich versucht hatte, ihr diesen Abend auszureden. Hätte sie an ihrer Stelle auch getan und das nicht nur, weil er stinkreich und eigentlich ganz süß war. Grinsend deutete sie eine Verbeugung an, die an den übrigens Tischen sicher erneut für Aufsehen sorgte, aber sollten sie ruhig lästern. Das taten sie seit Beginn des Schuljahres ohnehin genug. An der Seite von Draco war Ärger förmlich vorprogrammiert. Immerhin hatte er sogar eine Anklage vor dem Gamott über sich ergehen lassen müssen und war für viele das Sinnbild des frisch gefallenen Regimes. Auch wenn Saint Potter sich öffentlich für ihn und seine Familie eingesetzt hatte, ihre Mitschüler waren nicht so vergesslich wie der immer gute Gryffindor, der inzwischen weit weg im Ministerium residierte und sicherlich keinen Gedanken mehr an seine abgebrochene Ausbildung verschwendete. Vollidiot. „Ich hoffe nur“, erklärte Draco und Astoria richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen, „ich muss nicht 50 Eier legen um den Titel halten zu können.“ Astoria kicherte. Wieder einmal. Nur dieses Mal benötigte sie weder das kühle Metall des neuen Armreifs, noch eine Erinnerung an das Malfoyvermögen, damit ihre Mundwinkel sich hoben. Vielleicht war Draco ja doch unterhaltsamer als sie bislang angenommen hatte und vielleicht würde das mit ihnen auf lange Sicht auch ohne teure Geschenke im Hinterkopf ganz gut funktionieren. Zumindest unter der Voraussetzung, dass er das pinke Glitzerkonfetti jemals wieder von seinem Körper bekam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)