Kurzgeschichten von Armageddon ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Die Blüten des Apfelbaums strecken der Sonne ihre Blütenblätter entgegen. Der Garten in dem der Baum steht, erblüht, als sei dies sein letzter Tag, sein letzter Gruß an das Leben, das dort herrscht. Die Wiese ist eingehüllt in alle Farben, die man sich denken kann. Vergissmeinnicht, Hagebutten, Veilchen, Löwenzahn und Kamille kämpfen um die Vorherrschaft. Das Haus, zu dem der Garten gehört, ist ein kleines rotes Haus mit pechschwarzen Dachschindeln. Die Sonnenstrahlen glänzen auf dem Dach und verleihen dem Häuschen einen edlen Schimmer. Aus der Tür, die dem Garten zugewandt ist, tritt ein kleines Mädchen, sehr jung, gerade einmal acht Jahre alt. Sie hat einen traurigen Blick, der alle Freude zu verschlingen scheint. Er hatte es eilig nach Hause zu kommen. Wenn seine Frau wieder mitbekam, dass er die ganze Nacht in der Kneipe verbracht hatte, würde sie wieder mit ihm rumstreiten. Das Mädchen streicht ihr weißes Kleidchen glatt und wandert durch das Blumenmeer. Sie kniet sich vor eine Gruppe Vergissmeinnicht und pflückt eines ab. Sie dreht es in ihrer Hand, um es von allen Seiten betrachten zu können. Ein schönes kleines Blümchen. Er war fast zu Hause. Er fuhr durch einen kleinen Ort, der nicht weit entfernt von ihm lag. Doch was war das? War dort in der Kurve etwa Glatteis? Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er schaute auf die Uhr im Armaturenbrett des Autos. Kurz vor 6? Um sechs würde seine Frau erwachen. Er gab Gas, musste sich beeilen, musste da sein, bevor sie aufwacht. Das Mädchen steht langsam auf und schaut den Baum an. Ihre Augen schreien die Trauer hinaus, die es fühlt. Langsam geht sie zum Apfelbaum und legt ihre zarten Hände an die Rinde. Von der Hausseite ist der Baum die krönende Schönheit des Gartens. Mit zitternden Beinen geht das Mädchen langsam um den Baum herum, ihre Hände fahren an der Rinde entlang. Die Zwillingsmädchen standen immer vor ihren Eltern auf. Heute jedoch waren sie bereits um Viertel vor sechs wach, sie hatten sich sogar einen Wecker gestellt. Ihre Mutter hatte heute Geburtstag. Sie wollten ihr den schönsten Blumenstrauß der Welt pflücken und auf den gedeckten Frühstückstisch in der Küche stellen. Papa war mit ihnen beiden eine wunderschöne Vase kaufen, Mutter liebte es. Hinter dem Baum am Zaun, der die Straße entlangführte, fanden sie besonders schöne Blumen und sie hockten sich hin, um sie zu pflücken. Vanessa hatte ihren Teil der Blumen gepflückt und sie rannte zum Haus zurück, um sie in die Vase zu stellen. Als sie die Türklinke berührte, hörte sie hinter sich ein lautes Krachen. Vanessa bleibt mit ihren Händen am Harz des Baumes kleben. Aber sie zieht sie nicht weg sondern bleibt reglos so stehen. Tränen kullern über ihre kleinen Wangen, immer mehr, bis sie fast zu einem reißenden Wasserfall werden. "Jana", flüstert sie leise. "Jana, ich vermisse dich. Du fehlst mir so." Vanessas Stimme zittert vor Trauer und Schmerz. Langsam dreht sie sich um. Der Zaun ist an einer Stelle hinter dem Baum repariert, dort, wo vor einem Jahr ein riesiges Loch war. Er musste aufpassen, wenn es die Nacht gefroren haben sollte. Doch das war gar nicht so einfach, sich zu konzentrieren. Er hätte doch nicht so viel Bier trinken sollen, aber er hatte auch nicht als Spießer dastehen wollen, vor all seinen Freunden. Die Ortsausfahrt wurde ihm zum Verhängnis. Auf gerader Straße war ein Rohrbruch und das Wasser auf der Straße war zu einer riesigen Eisfläche gefroren. Er verlor die Kontrolle über den Wagen. Aus lauter Panik verriss er das Lenkrad. Als er durch den Zaun krachte, sah er den blühenden Apfelbaum, auf dem noch der Tau glänzte. Das Mädchen vor dem Baum nahm er schon nicht mehr wahr, bevor es dunkel um ihn herum wurde. Kapitel 2: Träume ----------------- Der Sand ist warm. Und er fühlt sich lustig an. Ich liege hier im warmen Sand. Meine Handflächen streichen über die Sandkörner. Wenn ich eine Hand voll Sand hochhebe, rieselt er durch meine Finger, das kitzelt so. Man kann auch kleine Mulden in den Sand formen. Wenn man seine Hände tief in den Sand bohrt, ist er kühl, die Sonne hat nur die obere Schicht erwärmt. Und sie scheint auf mein Gesicht, auf meinen Körper. So schön warm fühlt sie sich an. Es muss Mittagszeit sein, sie steht ganz hoch oben am Himmel. Vorsichtig streiche ich auch mit den Füßen durch den Sand. Huch, kitzelt der Sand zwischen meinen Zehen, einige Körner bleiben hängen. Sie kribbeln, wenn ich die Zehen bewege. Es riecht nach Fisch. Hier in der Nähe vom Strand scheint ein Restaurant zu sein. Hier wird oft Fisch gegessen, klar der Ort ist ja auch am Meer. Aber es riecht auch nach dem Salz des Meeres. Es ist ein angenehmer Geruch, er erinnert einen immer an diesen Urlaub am Strand. Ach, ich habe fast vergessen mich einzucremen. Sonst werde ich nicht braun, sondern nur krebsrot und das will ich nicht. Die Creme riecht nach Vanille, es passt eigentlich nicht zum Meer, aber der Geruch verfliegt ja gleich wieder. Wenn ich das alles rieche, habe ich die Geschmäcker auch alle wieder im Mund. Ein cremiges Vanilleeis vor einer halben Stunde, das war eine schöne kleine Abkühlung. Eis ist immer lecker, egal wo man es genießt. Und Fisch schmeckt am besten am Meer. Dort ist er noch frisch und gestern haben wir einen Angler getroffen, der seine Fische für sich und seine Frau gefangen hat. Und auf dem Krabbenkutter, wo wir gefahren sind, haben sie das Netz ausgeworfen. Der Krabbenfänger hat uns gezeigt, wie man die frisch gefangenen Krabben selber zubereitet und nascht. Die waren noch sehr salzig, aber lecker. Das Rauschen des Meeres ist schön. Es ist beruhigend und angenehm. Wenn die Möwen schreien und die Leute reden und lachen, bekomme ich richtig gute Laune. Dann merke ich, dass ich wirklich im Urlaub bin. Denn so hört es sich zu Hause in der Stadt im Landesinneren sicherlich nicht an. Schade eigentlich, die Atmosphäre hier ist doch gemütlich und wunderschön. Am liebsten würde ich für immer hier liegen und dem Meer zuhören. Unter den ganzen Stimmen höre ich aber jetzt eine mir sehr Vertraute heraus. Es ist meine beste Freundin, sie ruft nach mir. Sie lacht und ruft, ich soll ins Meer mitkommen. Ihre Stimme klingt ausgelassen. Also gut, beende ich mein Sonnenbad. Ich strecke ihr die Hand entgegen und sie nimmt mich an die Hand. Wir rennen in das kühle Wasser hinein und lachen. Wenn sie bei mir ist brauche ich meinen Blindenstock gar nicht mehr, ich kann ihr vertrauen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)