Der kleine Hobbit - Das geheime Kapitel von Kirschkind (Thorin x Bilbo) ================================================================================ Kapitel 1: Erinnerungen ----------------------- Er stockte. So viel hatte er nun bereits geschrieben. Aber jetzt war er an dem Punkt angekommen, wo seine Erinnerungen besonders klar waren. Er hätte all das, was sich in seinem Kopf abspielte, niederschreiben und alleine damit ein eigenes Buch verfassen können. Aber dieses Kapitel würde er wohl auslassen. Keine Worte, kein Blatt Papier wäre gut genug um diese Gefühle zu beschreiben, die er damals erfahren durfte. Sie standen auf dem hohen Berg und sahen über das weite Land hinweg zum Erebor. Bilbos Füße schmerzten ein wenig und er spüre einen leichten Druck auf den Ohren. Sie standen unheimlich hoch und eigentlich mochte er solche Höhen nicht. Der Ausblick aber ließ ihn all das Körperliche vergessen. Das konnte er schreiben. Erst ein paar Stunden später, als sie an einem kleinen Dorf der Menschen Rast machten, würde sein geheimes Kapitel beginnen. An dem Abend, an dem er allein am Feuer saß. Bilbo lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überblickte das beschriebene Blatt. Er hatte damals starkes Heimweh bekommen. Ein merkwürdiges Schmerzen in der Brust, als hätte er Dinge zu bereuen gehabt. Dabei war die Reise bis dahin voller Spannung und großer Momente gewesen, die alle gut ausgegangen waren. Es gab keinen Grund der Reue, keinen Grund Vergangenes ungeschehen machen zu wollen. Trotzdem waren die Augen des Hobbits an jenem milden Abend trüb gestimmt. Sein Blick war beinahe starr, während er zusah, wie das Lagerfeuer tanzte. Im Hintergrund grölten die Zwerge in der Kneipe und sangen Lieder. Er glaubte Kili herausgehört zu haben. Alle waren glücklich, dem Erebor so nah gekommen zu sein, ohne unter Azogs Klinge oder der Krallen seines Wargs gestorben zu sein. Alle Zwerge feierten diesen Abend, bis auf einer. Bilbo wusste, dass Thorin nicht mit in die Kneipe hineingegangen war. Wieso, das wusste er jedoch nicht. Wieso achtete er überhaupt darauf? Vielleicht weil Thorin der Anführer der Gruppe war. Der Mann, an dem sich alle orientierten. Selbst Gandalf schien zu wissen, wie wichtig seine Autorität ist. Der graue Zauberer saß mit in der Kneipe, da war sich Bilbo sicher. Damit war Thorin wohl alleine in seiner Unterkunft. Vielleicht schlief er, erholte sich von dem letzten Angriff, träumte vom Erebor. Wenn all das vorbei ist, ging es Bilbo durch den Kopf, werden Gandalf und ich wohl zurück reisen. Während die anderen hier bleiben, bei ihrem Berg, der dann nicht länger einsam ist. Ein leises Seufzen drang durch Bilbos schmale Lippen, sein Blick trübte sich weiter. Er bemerkte gar nicht, wie sich jemand von hinten näherte. Erst als er die tiefe Stimme von Thorin vernahm, wurde ihm bewusst, dass jemand hinter ihm stand „Es ist ein guter Abend, es scheinen sich alle zu amüsieren. Aber du tust das nicht?!“. Bilbo blinzelte zwei Mal, zuckte leicht zusammen, schnaupte durch die Nase und wand sich dann zu Thorin um. Sein Blick glitt kurz über dessen Oberkörper weiter hoch zu seinen Augen, an denen er hängen blieb „Nein, ich... mir ist nicht so danach. Bei allem was die letzten Tage passiert ist, erfreue ich mich der Ruhe hier draußen.“ Er war nicht sicher ob Thorin ihm diese Erklärung so leicht abnahm, denn den Blick, welcher er von dem Zwerg erhielt, den kannte er zur Genüge. Es war Thorins eigenster Blick, wann immer er an einer Sache zu zweifeln schien, weshalb sich Bilbo dem Feuer wieder zuwand und noch etwas hinzufügte „Wieso bist du nicht bei ihnen? Es ist auch für dich ein großer Tag.“ Bilbo dachte Thorin würde nur einen Moment verharren um sich dann seiner Sippe anzuschließen. Stattdessen setzte er sich nun neben den Hobbit und sah ebenfalls zum Feuer „Auch mir ist nicht nach trinken, tanzen und singen.“ Seine Stimme schien nachdenklich. Er war entkräftet, der Biss von Azogs Warg hatte ihn stark angeschlagen, aber er wollte es nicht zeigen. Bilbo schaute neben sich, sah Thorin an und betrachtete dabei seinen Blick. Er war fasziniert von Thorins Augen, schon vom ersten Moment an, als er ihn durch die Tür hatte kommen sehen. Bilbo war ein einfacher Hobbit, er hatte keine besonderen Fähigkeiten oder Stärken, war kein Gelehrter und kein Kämpfer. Er hatte sich nie viel mit anderen auseinandergesetzt, außer sich selbst. Aber dieser Mann neben ihm hatte ihn nachdenklich gemacht. Oft hoffte er, verstehen zu können, was hinter diesen Augen steckte. Wenn Thorin nachts alleine wach lag und den Sternenhimmel betrachtet, war Bilbo oft wach und tat es ihm gleich. Was mochte in einem Mann vorgehen, der so viel verloren hatte und so vieles zurückgewinnen wollte. In einem Mann der gleich dem König alles für sein Volk gab. Bilbo wollte es wissen, aber er wollte nicht fragen. Wie sollte er auch?! Einfach frei heraus formulieren, dass er an Thorins Gedanken teilhaben wollte? Das ging nicht. Es würde irgendwie falsch klingen. Oder fürchtete Bilbo bloß, dass es richtig klingen könnte? Während er wieder einmal zu greifen versuchte, welche Gefühle er in Thorins Blick fand, fiel ihm gar nicht auf, dass ihn dieser inzwischen ansah. Thorin hatte sich ihm zugewendet und schaute wartend und irritiert zugleich auf den kleineren Hobbit. Als Bilbo das merkte, weiteten sich seine Augen, er blinzelte erneut hektisch und drehte sich gleich dem Feuer zu. Ein leises Räuspern, mit welchem er sich selbst zu mahnen schien, wurde durch das Grölen aus der Kneipe überdeckt. Thorin aber hatte es sehr wohl vernommen. Er schmunzelte, so kurz, dass es kaum zu sehen war. „Du bist recht wunderlich. Aufgeweckt und schnell und dann wieder so unsicher wie ein Kind. Manchmal weiß ich kaum, was ich in dir sehen soll.“ Thorin lehnte sich leicht zurück und sah zum Himmel hinauf. Schwere Wolken hingen über ihnen, doch das war nicht wichtig. Bilbo spürte ein leichtes Kribbeln auf den Wangen und senkte den Kopf. Würde er von solchen Worten rot werden? Es schien so. „Ich bin halt… einfach nur ein Hobbit…“ doch Thorin ließ ihn nicht ausreden „… unser einer Hobbit!“ verbesserte er ihn. „Du bist unser Hobbit! Während wir 13 Zwerge sind, bist du der eine, der etwas Besonderes ist. Ich hoffe du weißt das. Denn du wirst eine Aufgabe erfüllen, die keiner von uns erfüllen kann. Und dabei solltest du an deine Stärken glauben!“ Bilbo atmete tief durch. Es war früh am Morgen und die Sonnenstrahlen breiteten sich langsam in seinem gemütlichen Zuhause aus. Wanderten über die Fensterbretter und den Holzboden, hinweg über Sessel und Tische. Er schrieb nicht mehr. Das alles erdachte er sich bloß, in Erinnerungen schwelgend. „Ich weiß dass ihr jemand Kleinen braucht. Und dass ich mich wahrscheinlich irgendwo in den Erebor schleichen soll.“ Er brach kurz ab und seufzte, „aber ich bin immer noch nicht sicher, ob ihr dazu den richtigen Hobbit habt!“ Bilbo hatte sich entschlossen mitzukommen und er wollte alles tun, was in seiner Macht stand. Trotzdem zweifelte er ab und zu an der eigenen Fähigkeit Heldentaten zu vollziehen. Dabei vergaß er vielleicht, wie er Thorin gerettet hatte. Der Zwerg aber vergaß das nicht „Du wirst noch merken was in dir steckt. Es ist wie Gandalf es sagte.“ Thorins Stimme war sanft. Er vertraute auf jeden einzelnen der Gruppe. Und Bilbo gehörte dazu. Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander. Oder waren es bloß Sekunden? Bilbo kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Er traute sich nicht noch einmal zu Thorin zu schauen, lieber betrachtete er das tanzende Feuer und fragte sich, woher das merkwürdige Gefühl kam. Vollkommen in Gedanken versunken zuckte er zusammen, als jemand ihm eine Hand auf die Schulter legte. Sein Blick erhob sich und traf den von Thorin. Er wartete, davon ausgehend, dass der Zwerg etwas zu sagen hatte. Aber dem war nicht so. Thorin saß einfach nur da und sah ihn an. Schweigend, mit der Hand auf seiner Schulter ruhend, schienen die Sekunden zu Stunden zu werden. Was soll das nur, ging es Bilbo durch den Kopf. Warum machte Thorin so merkwürdige Sachen? Er verhielt sich seit einigen Tagen bereits komisch. War noch abweisender zu ihm gewesen, als eh schon. Hatte sich mit auffällig großem Abstand zu ihm aufgehalten und nur wenig mit ihm gesprochen. Wann immer Fili und Kili mit ihren Späßen kamen und Bilbo ärgerten, war Thorin bloß genervt gewesen. Aber seit der letzten Nacht, seit dem Moment, als sich Bilbo für ihn eingesetzt hatte, hatte sich Thorins Blick verändert. „Ähm…“ wieder räusperte sich Bilbo, blinzelte, sah kurz zum Feuer, dann direkt wieder zurück, schnaupte leise und fuhr zögerlich fort „… also ist irgendwas?!“ Dabei fiel ihm nicht auf, dass seine Wangen inzwischen gerötet waren und seine ganze Mimik darauf hinwies, wie nervös er war. Er verriet sich, auch wenn er selbst nicht wusste, was genau er verrät. Es war nicht so, als hätte er Gefühle für Thorin gehabt. Als würde er dessen männliche Erscheinung anziehend finden oder gar erotische Träume mit ihm haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sie noch nicht. Bilbo war immer davon überzeugt gewesen, dass er mal eine schöne, junge Hobbitdame finden und heiraten würde. Auch wenn er keine Kinder wollte, soviel stand für ihn fest. Irgendwann würde er die Frau finden, die seine Macken ertrug und ihm den nötigen Freiraum gab. Denn davon ging Bilbo aus. Dass er ein Hobbit war, der seinen Freiraum brauchte. Er hätte sich an diesem Abend, in diesen Minuten niemals eingestanden was er fühlte. Egal wie stark sein Herz auch schlug und egal wie nervös ihn Thorins Nähe machte. „Nein, ich will nur… noch einmal danke sagen! Danke.“ Mit diesen knappen Worten stand der Zwergenprinz auf und löste damit auch die Hand von Bilbos Schulter. Er hatte die roten Wangen gesehen, die Unsicherheit in seinem Blick, beinahe schon den Puls gehört, so laut war er. Und irgendwie hofft Thorin, sich bezüglich dieser Signale nicht zu irren. Aber es war zu früh. Jetzt war nicht die Zeit für so etwas. Davon abgesehen, ging es Thorin durch den Kopf, bin ich eh viel zu verletzt. Ohne dass noch weitere Worte fielen verschwand Thorin in seiner Unterkunft und legte sich schlafen. Bilbo blieb allein am Feuer zurück und wartete bis sich sein Körper wieder normalisiert hatte und das Bild von Thorin aus seinem Kopf verschwunden war. Er wollte gerade damit beginnen ernsthaft über diese Begegnung nachzudenken, als er den lauten Gesang von Fili vernahm. Der blonde Zwerg war aus der Kneipe spaziert um Bilbo dazu zu holen. Er taumelte angetrunken auf den Hobbit zu und grinste bereits breit „Na wo ist unser Meisterdieb? Du verpasst doch alles! Die Leute wollen deinen heldenhaften Einsatz hören! Du sollst erzählen wie du Thorin beschützt hast!“ Auch er legte seine Hand auf Bilbos Schulter. Aber es war nicht das gleiche. Kein hoher Herzschlag, kein nervöses Gefühl. Bilbo blickte auf und schmunzelte Fili zu „Heute nicht, ich werde schlafen gehen.“ Er erhob sich und verließ den Platz in gleicher Richtung wie Thorin zuvor, zur Unterkunft. Fili blieb seufzend zurück, schaute ihm kurz nach und verschwand dann selbst wieder in der Bar. Diese Nacht hatte keine Sterne am Himmel. Ein sanftes Lächeln lag auf Bilbos Lippen während er dem leisen Knacken des Holzes lauschte. Immer wenn die Sonne unterging und es kälter wurde und immer wenn sie wieder aufging und die Wärme langsam durch die Erde zum Holz kroch, knackte und knisterte es im Haus. Bilbo mochte diese Geräusche. Er schloss die Augen und schwelgte in weiteren Erinnerungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)