Brüder, Engel, Dämonen, Du und Ich von brandzess (OS und Drabbel Sammlung) ================================================================================ Kapitel 11: Im Auge des Sturms (Sam) ------------------------------------ Im Zentrum, der Mitte, Wagt schlummernder Mut zögernd die letzten Schritte vom Funken zur Glut. Er stellt sich den Gewalten, lässt sich durch nichts halten: das Feuer brennt weiter, Egal, was passiert, Bis der Himmel die Lippen der Erde berührt. Weit jenseits der Zeit verharren Momente, Im Auge des Sturms Zähmst du die Elemente. Du hältst mich im Arm, die Angst zu bezwingen Der Tag war schön. Viel zu schön wenn man bedachte, was heute passieren würde. Heute hatte alles ein Ende. Hier und jetzt. Apocalypse now. Dann wurde es immer dunkler am Himmel, etwas braute sich zusammen. Wolken, schwarz-lila krochen sie durch die Luft zu ihnen. Wie Tinte die sich im Wasser löst, einfach faszinieren anzusehen, ja fast schon schön. Rauchwolken tanzten durch das Blau des Himmels, begleitet von Wind. Aber nicht von ihm getragen. Sie trugen den Wind. Dämonen. Dazwischen ironischerweise leichter Sonnenschein. Das Ende der Welt, gut ausgeleuchtet. Man sollte nichts verpassen. Das hier war jetzt. Jetzt und hier. Kein zweiter Take. Kein Zweiter Versuch wie beim Film. Kein „Noch einmal auf Anfang und mit mehr Gefühl!“ Sonne, damit uns nichts entging. Ob sie uns unterstützen wollte oder auslachen? Stumm hoffte ich, dass es ein gutes Omen war. Auch wenn gute Omen in sich nicht existierten, vielleicht kamen sie hier heil raus? Das Feld war leer. Das Gras feucht. Ich hatte es jetzt in der Hand. Luzifer wegzusperren, für immer und endgültig. Es war eine beschissene Aufgabe, aber es war meine beschissene Aufgabe und ich würde sie verdammt nochmal erfüllen. Wegen mir stand die Welt an ihrem Abgrund und wartete auf den finalen Schubs in eine Richtung. Ich war dumm gewesen und blind, hatte Lilith freigelassen und die Menschheit fast in ihr Verderben gestürzt. Ich hatte Angst, so beschissen viel Angst. Hände schweißnass. Die feinen Härchen an meinem Körper stellten sich zu einer Gänsehaut auf. Ein Kloß in meinem trockenen Hals und so oft ich schluckte, er ging nicht weg. Ausgerechnet jetzt und hier, von allen Plätzen und Zeiten, kam mir Dad in den Sinn. Es war eine schöne Erinnerung, eine der wenigen die ich von ihm hatte. Dad hatte Dean und mir Gute-Nacht-Geschichten erzählt und gerade fühlte ich mich wie die Titaten Epimetheus und Atlas zugleich. Epimetheus, der die schöne Pandora heiratete und dafür verantwortlich war, dass diese ihre Büchse öffnete um die darin gesammelten Unheile über die Menschen kommen zu lassen, doch die Hoffnung eingesperrt ließ. Sein Bruder Atlas, der mit Menoitios, einen weiteren Bruder, den Titanenkampf verlor und zur Strafe am Rand der Welt stehen und den Himmel stemmen musste. Oh, ja das war er. Sam Winchester, der die Apokalypse über die Welt gebracht hatte und deren Schicksal jetzt auf seinen Schultern ruhte. Er würde nicht weglaufen. Luzifer würde zurück in den Käfig gehen und dieser Wahnsinn würde aufhören. Ich hatte Angst. Was passierte wen ich es nicht schaffte? Die Menschen wussten nicht Mal, dass sie möglicherweise ihrem letzten sonnigen Tag entgegen blickten. Ahnten nichts von dem Untergang der Welt, so drastisch sich das jetzt auch anhörte. Es war wie ein surrealer Science Fiction Movie. Mir war kalt. In der prallen Sonne, die unaufhörlich schien, fror ich wie noch nie. Luzifer war hier. Stand vor mir, lächelte mich an und ich sagte „Ja“ und das hieß ich sah Dean nie wieder. Meinen großen Bruder. Der beste Mann den ich je gekannt habe. Selbstlos wie niemand, noch im Angesicht der Apokalypse hielt er zu mir. Wenn du zu dem Menschen gehst, der dir mehr als dein eigenes Leben bedeutet und beichtest „Ich habe das Ende der Welt auf dem Gewissen“ und er nur „Sammy, wir kriegen das hin“, sagt, dann weißt du erst was für ein unglaubliches Glück du hast ihn zu kennen. Er strich mir durchs Haar, ein stummer Abschied. Dean hatte mich am Leben gehalten, als alles was ich konnte in die Gegend gucken und weinen war. Dank ihm bin ich heute der der ich bin. Er hat mich groß gezogen. Dean verdanke ich so verdammt viel und jetzt ist es an mir ihn zu retten. Das Wort kam mir klar und sicher über die Lippen. Auf einmal war ich ganz ruhig und wusste was ich tat. Ich hatte keine Ahnung was kommen würde, aber ich wusste, ich tat es für Dean. Die Kraft war überwältigend. Eine Silbe die so viel Macht hatte. Eine Silbe die entscheidend war. Zwei Buchstaben die mich in weißem Licht tränkten, mich ertränkten. So viel Macht. Allmacht. Ich musste jetzt durchhalten. Ich war gefroren in meinem Kopf. Luzifer brannte eiskalt in mir und fühlte sich wie Gott in Frankreich. Er war so sicher, so selbstsicher. Selbstgefällig. Die Wut in mir, Luzifer wollte mich überwältigen. Ich kannte Wut aber Lucifer als er Michael sah, das war blanker Hass. Ich fühlte alles was der Engel fühlte. Den wahrhaftige Teufel und noch so viel mehr… Liebe. Es war unglaublich. Paradox und kompletter Irrsinn, aber da war Liebe. Kalte und verkrüppelte Liebe für seinen großen Bruder. Überwältigend kam nicht Mal in die Nähe dieses Augenblickes. Aber ich sah Dean und das gab mir Kraft. Deans Liebe, derer ich mir noch nie so sicher war wie gerade, war es, was es schaffte Luzifer entgegen zu treten. Wenn sogar Luzifer selbst seinen Bruder liebte, sei das Gefühl noch so winzig, noch so verlassen, dann würde Dean bei mir bleiben. So viel passierte in diesem Bruchteil einer Sekunde. Dieser Sekunde Stillstand. Ich musste das jetzt tun, es schaffen. Ich war das Epizentrum. Luzifer musste mir gehorchen. Ein letzter Blick zu meinem Bruder, meinem Zuhause, meiner Liebe und mich durflutete Sicherheit und Macht, die ich brauchte und dann ließ ich mich fallen. Beherrschte. Besiegelte Luzifers Schicksal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)