Gefangen von yuura ================================================================================ Kapitel 2: Jedem das seine -------------------------- Glück wird von jedem Menschen anders empfunden. Ob ein positiver Zufall in einem unglücklichen Moment oder etwas zu besitzen, was man sich schon immer gewünscht hatte. So ist es auch bei mir. Für mich bedeutet Glück eine Familie und Freunde zu haben. Mir fehlt eigentlich nur noch der Mensch an meiner Seite, den ich liebe und der mich liebt. Ich möchte hiermit die Geschichte erzählen, wie ich genau diesen Menschen kennen gelernt habe. Es war eigentlich ein purer Zufall, ein glücklicher Zufall. Wie jeden Tag auf dem Weg zu meiner Arbeit mache ich meinen ersten Zwischenstopp bei meinem Lieblingsbäcker um mir ein Cafe to go zu genehmigen. Ich brauch diesen Coffeinschub einfach, so wie jeder Andere auch, der Morgens Probleme hat, seine wenigen schon wachen Gehirnzellen in Schwung zu bringen. Die Sonne kommt so gerade hervor, wärmt noch nicht wirklich meine vom Schlaf steifen Glieder, der Himmel zieht wie ein blaues Band über mir hinweg, wolkenlos nach tagelangen bedecktem Himmel, der Tag fängt schon Mal gut an. Der strahlende Sonnenschein zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen. Kurz halte ich noch bei einem Zeitungsstand um mich durch ein schwarzbedrucktes Informationsblatt auf den neuesten Stand zu bringen. Mit Kaffee und Informationen abgefüllt, lande ich nun bei meinem Arbeitsplatz, ein Restaurant, klein aber beliebt und gut besucht, das kommt durch die ausgezeichnete Küche. Ich bediene nur die Gäste, bringe ihnen Getränke und das bestellte Essen. Ich fange deshalb schon so früh an, weil wir auch schon vormittags und nachmittags Leckereien anbieten außerdem trinken viele Gäste gerne bei uns einen Kaffee oder Cappuchino. Nachdem ich mich umgezogen habe und meinen Chef begrüßt habe, begebe ich mich in den vorderen Bereich, wo auch schon ein paar Gäste sitzen. In einer stillen Ecke sitzt ein junger Mann und liest ein Buch, er scheint ziemlich vertieft zu sein, hatte er schon was bestellt? Ja, meine Kollegin bringt ihm einen Kaffee. Auch sie begrüße ich. Ich mag sie, sie redet mir nicht ständig was an die Backe, ist zuverlässig und offen gegenüber allem. Das mag ich besonders an ihr. Ich gehe hinter die Theke und beobachte die Gäste, während ich Servietten zur Bischofsmütze falte. Mein Blick bleibt immer wieder und am längsten an dem jungen Mann mit dem Buch hängen. „Du findest ihn süß stimmts?“ fragt mich plötzlich meine Kollegin namens Sayuri, sie stammt aus Japan und ich finde sie total niedlich, sie ist lieb und auch wirklich offen. Die andere Kollegin hatte sich gerade verabschiedet, denn sie hat Feierabend. Jetzt falte ich mit Sayuri Servietten. Sie kennt meinen Männergeschmack und weiß immer, wenn ich auf einen Typen stehe, allerdings weiß sie auch, auf welche Bekanntschaften ich lieber verzichten sollte. Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch wirklich gute Freunde. Wir gehen hin und wieder einen trinken, quatschen über Gott und die Welt und versuchen den Anderen zu verkuppeln. Mir gelingt es meist und ich bin wirklich gut darin für Andere den Richtigen zu finden, nur ich selbst renne immer wieder gegen eine Wand und latsche von einem Fettnäpfchen ins nächste. Es war bisher einfach noch nicht der Mann schlechthin dabei gewesen. Der Eine konnte verdammt gut kochen, ich liebte seine Lasagne, der Andere war der totale Romantiker, hat auf meinem Bett Rosenblätter verteilt und einen Weg von Kerzen gesäumt zu meinem Bett gestaltet. Irgendwie war mir das zu viel gewesen. Ein Anderer war ein penetranter Stalker, der hat sich sogar meinen Schlüssel nachmachen lassen. Das war wirklich gruselig, weshalb ich sogar umgezogen bin und die Arbeitsstelle gewechselt habe. Wie ich schon sagte, bisher war noch nie der Richtige dabei gewesen, es war immer to much. „Sprich ihn doch mal an.“ „Wozu? Er hat doch schon bestellt.“ „Oh man so wird das doch nie was mit dir.“ Ja das weiß ich aber so bin ich nun mal, außerdem falle ich nicht gerne mit der Tür ins Haus, von wegen: Hallo, wir kennen uns zwar noch nicht lange aber ich will was von dir, klasse Sache. „Nein du kennst mich, so was mach ich nicht.“ „Ja ja ich weiß“ Sayuri dreht sich Augen rollend also scheinbar genervt um und verschwindet nach hinten um ein bisschen das Besteck zu polieren. Bei so wenig Kundschaft bedarf es im Moment auch keiner zwei Bedienungen. Jetzt kann ich mir den Fremden mit Buch ja mal genauer anschauen. Er hat kurzes schwarzes Haar, wobei ihm auf der einen Seite der Pony ins Gesicht fällt. Er hat einen Lippenpiercing genau wie ich, das bringt mich zum lächeln. Seine Klamotten mag ich auch, ist nichts spießiges und auch nichts machomäßiges, sondern ein Bandshirt aber leider sagt mir der Name nichts und eine schwarze Hose. Er sieht ein bisschen aus, als wäre er ein Student aber das würde ja mal vom Alter her passen, ich bin nämlich erst 21. Das wäre zumindest mal einer, der vom Alter her passen würde und nicht 5-9 Jahre älter ist als ich. Irgendwann bin ich dann doch mal fertig mit falten und widme mich den Getränken, die aufgefüllt werden müssen. Ich bin so beschäftigt, dass ich nicht mitbekomme, wie der Bücherwurm immer wieder hinter seinem Buch hervor linst um mich zu beobachten. Was ich auch nicht weiß, ist, dass er das schon die ganze Zeit macht, seit ich rein gekommen bin und wenn ich mal zu ihm gegangen wäre, wäre mir auch aufgefallen, dass er die ganze Zeit bei ein und derselben Seite feststeckt und das nicht nur heute, sondern schon seit zwei Wochen, jeden Tag. Im nachhinein frage ich mich immer wieder, warum er mir erst nach zwei Wochen aufgefallen ist. Hinten im Getränkelager bin ich immer noch am überlegen, ob ich ihn ansprechen soll aber ich finde dann jedes Mal, wie blöd das kommen würde. Leider bin ich so in Gedanken versunken, dass ich, als ich wieder hochkomme - ich hatte mich gebückt um Flaschen in die Kisten zu sortieren - mir den Kopf an einem niedrig hängendem Regal stoße und sehe plötzlich bunte Sterne in sämtlichen Farben vor meinem inneren Auge aufblitzen. Doch als Entschädigung, habe ich noch einen großen Fund gemacht und zwar die letzte Flasche von dem Lieblingsgetränk meines Chefs, das Zeug liebt er. Fluchend und mir den Kopf reibend nehme ich noch ein paar Flaschen und trage die Kiste mit vollen Flaschen nach vorne um sie einzusortieren. Als ich zu den Platz sehe, wo der Bücherwurm sitzt, bzw. sollte ich sagen, saß. Ich hab es mal wieder geschafft, der ist verschwunden, ich hab ihn bestimmt verjagt. Darüber sinnend, wie ich es diesmal geschafft habe, gehe ich zu seinem nun verlassenem Platz um den Tisch ab zu räumen. Zumindest hat er bezahlt und sogar Trinkgeld da gelassen, bestimmt für Sayuri, die findet jeder süß mit ihren großen Knopfaugen. Unter dem Glas finde ich allerdings einen Zettel auf dem eine Notiz hinterlassen wurde. Ich erkenne Zahlen. Hat der tatsächlich seine Handynummer für sie da gelassen. Allerdings lese ich dann den Rest und stelle fest, der Zettel ist für...mich. Ich kann es gar nicht glauben und starre wie gebannt auf den Zettel, obwohl ich am liebsten in die Luft springen würde. Ich fasse es einfach nicht. Noch völlig verträumt stecke ich den Zettel ein und torkle in Gedanken durch die restliche Arbeitszeit. Immer wieder überlege ich, ob ich ihn wirklich anrufen soll, aber so wie ich mich kenne, traue ich mich am Ende eh nicht. Falls ich es denn dann überhaupt schaffe, die Nummer zu wählen, lege ich sofort auf, sobald ich seine Stimme höre. Meine Schicht ging heute etwas länger, da viel los war, sodass es jetzt schon dunkel ist, als ich hinaus trete. Regnen tut es aber Gott sei Dank nicht. Hier schwenkt leider ziemlich schnell das Wetter um. Langsam mache ich mich auf den Weg nach Hause. Ich liebe den sternenklaren Himmel zu dem ich gerade aufsehe, wobei ich leider nicht bemerke, wie ich immer näher einer Straßenlaterne komme. Eigentlich bräuchte ich so eine Einparkfunktion womit die Autos ausgerüstet sind, sodass es immer anfängt zu piepsen, wenn sie z.B. einem anderem Auto zu Nahe kommen. Das Teil hätte jetzt schon Alarm geschlagen und würde völlig durch drehen, weil es denkt, ich sei taub. Ich bin und bleib ein Tollpatsch. Andere verlieren ihre Gehirnzellen durch Schläge auf den Hinterkopf, ich renne gegen Bäume und Laternenpfähle. Ich bin ein Elefant in einem Porzellanladen. Doch anstatt des harten Aufpralls ist es plötzlich so, als laufe ich gegen ein über demensionales Kuscheltier, bis ich allerdings feststelle, es ist ein Mensch. „Oh Entschuldigung, hab nicht aufgepasst.“ „Schon gut.“ Der junge Mann, das konnte ich an der Stimme erkennen, geht schlagartig weiter, so als wäre er auf der Flucht, Kapuze ins Gesicht gezogen, das aber zusätzlich von einem schwarzen Pony verdeckt wird. Moment mal. Ruckartig drehe ich mich um und bekomme den Flüchtling noch am Ärmel zu packen. „Warte mal..“ Der Andere bleibt überrascht stehen und dreht sich langsam zu mir um, traut sich aber nicht mich an zu sehen. „Bist du nicht der, der mir eine Nachricht hinterlassen hat?“ „Ich glaube Sie verwechseln mich.“ Also so mal nicht, er war es bestimmt, so verdächtig, wie er sich benimmt. Ich greife nach der Kapuze um sie ihm langsam vom Kopf zu ziehen. Er will erst noch einen Schritt zurück, doch es ist zu spät, ich bin schneller und tatsächlich er ist es. Ist er etwa rot im Gesicht? Wie niedlich, schon wieder muss ich lächeln, was ihn scheinbar noch mehr rot werden lässt. Irgendwie starrt er mich an. Hab ich was im Gesicht? „Was machst du hier?“ „Ich...“ Oh er ist wohl wirklich schüchtern, genau wie ich. „Du..?“ Er holt tief Luft, sieht auf den Boden und frimmelt an dem Saum seiner Jacke herum. „Ich wollt eigentlich nur sicher gehen, dass du die Nachricht findest, doch dann konnte ich nicht aufhören dich zu beobachten, bis ich fest gestellt habe, wie dunkel es schon ist..“ „Und das gerade eben?“ Er wollte mir doch jetzt nicht verklickern, dass das Zufall war. Also normalerweise mag ich ja keine Stalker aber ihn lasse ich das zu gerne durchgehen. „Ich wollte nicht, dass du dich verletzt und du warst so verträumt..“ Mein Lächeln verwandelt sich in ein verschmitztes Grinsen und ich strecke mich um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Dankeschön...“ Er wird noch mehr rot, streicht mit einer Hand über seine Wange, so als könne er nicht glauben, was da gerade passiert war und gleichzeitig sah es so aus, als würde er jeden Augenblick in die Lüfte steigen. „Ähm gern geschehen..“ Diesmal will ich weitergehen, weil es mir unangenehm war, was ich da gerade getan hatte und diesmal werde ich am Ärmel festgehalten und drehe mich überrascht um. „Ähm wollen wir vielleicht mal ein Eis essen gehen?“ „Ja na klar gerne, was hälst du von morgen, da hab ich frei.“ Er nickt lächelnd und wir verabschieden uns voneinander.. Ich bin total aufgeregt, morgen habe ich ein Date, ich kann es immer noch nicht glauben. Ich kann gar nicht schlafen, so aufgedreht bin ich. Als ich mich am nächsten Tag fertig mache, habe ich das Gefühl, ich kann machen, was ich will, ich sehe aus wie ein Zombie. Viel zu früh tauche ich am verabredeten Ort auf und stelle aber fest, dass ich nicht der Einzige bin, der es kaum abwarten konnte und nervös ist, denn mein Date ist auch schon da. Schüchtern lächelt er mich an und begrüßt mich. „Gut siehst du aus.“ Warum glaube ich es ihm sofort, obwohl ich vorher noch anderer Meinung war. Gemeinsam gehen wir zu der Eisdiele und setzten uns an den Tisch um uns etwas zu bestellen. Wir unterhalten uns ein bisschen, bis das Eis kommt und ich muss sagen, es ist verdammt lecker, sodass es dann doch recht ruhig wird. Plötzlich beugt sich der Schwarzhaarige zu mir herüber und gibt mir einen Kuss, was mich zur Salzsäule erstarren lässt. „Sorry du hattest da Eis. Völlig verwirrt sehe ich ihn an und ich brauche einige Momente, bis ich mich gesammelt habe. „Ähm würdest du das nochmal ohne Eis machen?“ Nun sieht er mich völlig verwirrt an, bis er sich doch wieder zu mir vorbeugt und sich wieder unsere Lippen treffen. Plötzlich fällt mir etwas auf. „Sag mal wie heißt du eigentlich?“ „Oh ehm Vince und du..?“ „Noel..“ meine ich lächelnd und esse mein Eis auf. Wir gehen noch ins Kino und im Park spazieren und ich muss ehrlich zu geben, das war bisher mein schönstes Date. Solche Dates hatten wir noch öfters und jedes beginnt und endet mit einem Kuss, zwar finde ich das romantisch aber nicht übertrieben. Mit jedem weiteren Mal stellen wir immer mehr fest, dass der eine des anderen pures Glück ist, denn er liebt mich und ich liebe ihn und das auch in Zukunft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)