Verlangen und Liebe von BloodyRubin (Manche Fehler macht man nur einmal...) ================================================================================ Kapitel 3: Schuld ----------------- Unbeweglich saß Yuuri in der Kutsche, die ihn zurück zu seinem Schloss brachte. Er war so in Gedanken versunken, dass er den Soldaten, der ihm die Tür öffnete, kaum bemerkte. Erst dessen Stimme brachte ihn wieder in die Realität. „König Yuuri, wir sind zurück.“ Hastig stieg der Schwarzhaarige aus und setzte ein gezwungenes Lächeln auf, als er Greta sah, die ihm entgegenlief. Kurz umarmte er sie. „Hallo, meine kleine Prinzessin.“ Dann blickte er hoch und sein Blut wurde zu Eis. Wolfram stand vor ihm und seine grünen Augen strahlten. „Willkommen zurück, Schwachkopf.“ „Es geht dir wohl besser.“ erwiderte Yuuri. Wolframs Blick verengte sich, doch er sagte nichts. „Ich bin voller Staub. Entschuldigt mich, aber ich brauche ein Bad.“ Yuuri blieb lange im heißen Wasser, seine Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum. Irgendwann kehrte er doch in den Hof zurück. Greta war gegangen, um etwas zu essen, doch Wolfram stand immer noch da. „Unsere Tochter kannst du vielleicht täuschen, aber ich bin nicht so naiv, um auf so etwas hereinzufallen. Was ist los mit dir?“ „Gar nichts.“ sagte Yuuri und versuchte, normal auszusehen. Wolfram kam ganz nahe an ihn heran. „Lüg nicht. Du siehst aus, als hätte man dich angegriffen. Waren wieder irgendwelche Leute hinter dir her?“ Der Schwarzhaarige wollte antworten, doch dann bemerkte er einen seltsamen Geruch, den er kannte. Tief atmete er ein. Honig, vermischt mit Minze. Ihm wurde schlecht, als er wirklich realisierte, was er getan hatte. Wolfram liebte ihn, das wusste Yuuri schon lange. Wie würde er reagieren, wenn er die Wahrheit erfuhr? Die Stimme seines Verlobten riss ihn aus seinen Überlegungen. „Also, sagst du mir was los war, oder muss ich erst eine Taube zu diesem eingebildeten Schnösel schicken?“ Schrecken durchfuhr ihn und er begann zu zittern. „Es ist nichts, wie oft soll ich dir das noch sagen?“ rief er und rannte vor dem völlig verdatterten Wolfram davon. Erst in seinem Schlafzimmer hielt er an, knallte die Tür zu und ließ sich schwer atmend auf den Boden sinken. Er wusste weder ein noch aus. Niemals konnte er Wolfram gestehen, was passiert war. Bei dem Gedanken, dass der Blondschopf für immer aus seinem Leben verschwinden würde, krampfte sich sein Magen zusammen. „Hoheit, seid Ihr da drin?“ drang eine Stimme zu ihm durch. Yuuri erhob sich und öffnete die Tür. Conrad stand vor ihm und seine braunen Augen musterten ihn besorgt. „Ihr seht ja furchtbar aus. Habt Ihr Euch etwa bei jemandem angesteckt?“ „Nein…ich brauche nur etwas Ruhe.“ Er versuchte zu lächeln, was ihm in seinem momentanen Zustand aber nicht gelingen wollte. Vorsichtig drückte Conrad ihn von der Tür weg, betrat das Zimmer und verschloss den Raum wieder. „Hoheit, ihr benehmt Euch eigenartig.“ „Hör auf, mich Hoheit zu nennen. Du hast mir schließlich meinen Namen gegeben.“ Conrad lächelte kurz. „Also, Yuuri, was ist passiert?“ „Du musst mir schwören, dass du niemandem etwas verrätst.“ Ernst sah sein guter Freund ihn an. „Ich schwöre es. Egal, was passiert, kein Wort wird über meine Lippen kommen.“ Der Schwarzhaarige setzte sich auf einen Stuhl und wies Conrad an, es ihm gleichzutun. „Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht“, begann er stockend und ohne den anderen anzusehen. Dann erzählte er ihm, was passiert war. Als er geendet hatte, starrte Conrad ihn entgeistert an. Sichtlich um Fassung bemüht, stand er auf und sein Blick schien Yuuri zu durchbohren. „Du musst es ihm sagen. Da ich geschworen habe, nichts zu verraten, werde ich es auch nicht tun. Aber Yuuri…denkst du nicht, mein Halbbruder hat die Wahrheit verdient?“ „Er wird mich dafür hassen.“ „Vielleicht. Doch wäre er an deiner Stelle gewesen, würde er seinen Fehler gestehen, weil er dich liebt.“ Conrad ging vor Yuuri in die Hocke und hob sein Kinn, so dass der Schwarzhaarige ihn ansehen musste. „Liebst du Wolfram?“ Der König von Shin Makoku erstarrte und wieder stiegen ihm Tränen in die Augen. „Ja“, flüsterte er mit erstickter Stimme. „Dann beweise es.“ Ohne nachzudenken, fiel Yuuri ihm in die Arme. „Was war ich für ein Trottel.“ schluchzte er und verbarg sein Gesicht an Conrads Schulter. „Ich habe alles kaputtgemacht wegen jemandem, der mich nicht liebt. Wenn Wolfram mich verlässt, würde es mir das Herz brechen.“ „Vergangenes lässt sich nicht ändern. Du kannst deine Nacht mit König Saralegui nicht rückgängig machen.“ Conrad löste sich von ihm, wie Eis glitzerten seine Augen. „Alles, was dir bleibt, ist, für die Zukunft zu kämpfen.“ Entschlossen stand Yuuri auf. „Du hast Recht. Wolfram verdient die Wahrheit.“ Er stürmte aus dem Zimmer und lief in den Thronsaal, wo er bereits von seinem Verlobten erwartet wurde. „Yuuri, es tut mir leid, dass ich so stur war.“ sagte er und sah beschämt zu Boden. Der Schwarzhaarige gab keine Antwort, sondern zog Wolfram an sich. „Yuuri…“, stammelte Wolfram verwirrt. Yuuri ließ ihn los und sah ihm direkt in die Augen. „Wolfram…ich muss dir etwas beichten.“ „Bist du etwa wirklich angegriffen worden? Wer war es? Was hat er getan? Wurdest du verletzt?“ Beißender Schmerz durchzog Yuuris Herz. Schweigend standen die beiden sich gegenüber, die Zeit schien sich endlos auszudehnen. „Es war meine Schuld.“ sagte Yuuri dann. „Aber du bist doch gar nicht der Typ für Schlägereien. Ich habe immer gedacht, du wärst Pazifist.“ „Darum geht es nicht.“ „Hoheit.“ hörten sie Conrads Stimme. Mit einem Blick, den Yuuri noch nie an ihm gesehen hatte, kam Wolframs Halbbruder auf die beiden zu. „Tut es. Sagt es ihm.“ „Aber…“ „Kein Aber. Er muss es erfahren.“ „Was muss ich erfahren? Könnte mich vielleicht mal jemand aufklären?“ „Wolfram…gestern war ich doch auf der Feier von Sara.“ „Ja, das weiß ich. Du warst deswegen ziemlich aufgeregt, weil ihr euch so lange nicht mehr gesehen habt.“ „Weil das Fest so lange gedauert hat, bin ich über Nacht dort geblieben.“ Aufmerksam hörte Wolfram ihm zu, während Yuuri seinen ganzen Mut zusammennahm. „Ich war nicht alleine. Sara ist vorbeigekommen, weil wir uns noch unterhalten wollten.“ Die Augen des Blondschopfes verengten sich, doch er blieb stumm und wartete ab. „Wolfram…ich habe mit Sara geschlafen.“ Wolfram starrte ihn an, sein Blick zeigte Schock, Unglauben und Fassungslosigkeit. „Was?“ „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Als ich ihn zur Tür bringen wollte, bin ich gefallen. Er wurde mitgerissen, ich habe ihn geküsst und…“ „Kein Wort mehr“, flüsterte Wolfram eisig. „Es tut mir so leid. Ich…“ Weiter kam Yuuri nicht, denn sein Verlobter begann zu schreien. „SEI RUHIG!!!“ Hasserfüllt sah er den anderen an, sein Körper bebte und er hatte die Hände zu Fäusten geballt. „DU ELENDER MISTKERL!!“ Durch sein Gebrüll wurden Günther und Gwendal angelockt. „Was ist denn hier los?“ erkundigte sich Günther, während Gwendal die beiden streng ansah. „WIE KONNTEST DU MIR DAS NUR ANTUN? ICH HABE DIR VERTRAUT. UND DU SCHLÄFST EINFACH SO MIT SARA?“ Gwendal und Günther blieben wie angewurzelt stehen. „Wolfram, bitte hör mir zu…“ Er wollte den anderen am Arm anfassen, doch Wolfram wich zurück. „RÜHR MICH NICHT AN!! UNSERE VERLOBUNG IST AUFGELÖST. VERSCHWINDE AUS MEINEM LEBEN UND WAGE ES NICHT, MIR JEMALS WIEDER UNTER DIE AUGEN ZU KOMMEN! ICH HASSE DICH, YUURI!!!“ Damit rannte er aus dem Saal. „Wolfram…“ wisperte Yuuri, während er dem Fliehenden nachsah. Totenstille folgte, bis Conrad dem Schwarzhaarigen die Hand auf die Schulter legte. „Das war zu erwarten. Er wird Zeit brauchen, um zur Ruhe zu kommen.“ „Also ist es wahr.“ sagte jemand ruhig und alle sahen zu Murata, der an der Tür stand. Doch nicht er hatte gesprochen, sondern Shinou, der wie üblich auf Muratas Schulter saß. „Ich hatte gestern die ganze Zeit so ein merkwürdiges Gefühl. Ach, Yuuri, du Vollidiot. Jeder Blinde hat gesehen, was Wolfram für dich empfunden hat.“ Seine blauen Augen funkelten. „Warum bist du nur so begriffsstutzig?“ Yuuri schwieg, noch immer hallten Wolframs Worte in seinem Kopf. *Ich habe dir vertraut…Unsere Verlobung ist aufgelöst…Ich hasse dich, Yuuri…* Shinou sah ihn ernst an. „Was willst du jetzt tun?“ „Wenn ich das nur wüsste.“ Yuuri fing sich wieder und dachte nach. „Du musst ihn zurückholen.“ stellte Murata gelassen fest. „Hast du nicht zugehört? Er hasst mich und will mich nie wiedersehen.“ „Meine Güte, bist du wehleidig. Was hast du erwartet? Schließlich hast du ihm das Herz gebrochen. Da ist es nur verständlich, dass er dich nicht sehen will.“ Nun mischte sich Conrad ein. „Wie ich meinen Halbbruder kenne, ist er bei Waltorana.“ Gespannt sahen alle Yuuri an, der die Schultern zurückwarf und tief durchatmete. „Morgen bei Sonnenaufgang reite ich los. Günther, schick eine Taube zu Waltorana und sag ihm Bescheid. Conrad, Gwendal, ihr kommt mit mir. Murata, du hältst hier die Stellung.“ „Das wollte ich hören.“ Murata kam auf Yuuri zu und schlug ihn sacht gegen den Hinterkopf. „Versuch, es diesmal nicht zu versauen. Wenn dir Wolfram wirklich etwas bedeutet, kommst du besser nicht ohne ihn zurück.“ Die Nacht verging quälend langsam. Yuuri saß auf seinem Bett und starrte ins Leere. Er hatte versucht zu schlafen, doch immer, wenn er die Augen schloss, kamen die Ereignisse der letzten Tage in ihm hoch. Sara, der ihm in die Arme fiel, Wolfram, der ihn anschrie, Conrad, der ihm zur Seite gestanden hatte. Noch wusste er nicht, was er zu Wolfram sagen wollte – wenn der ihn überhaupt anhörte. Yuuris Blick fiel auf die andere Seite seines Bettes. Der Schwarzhaarige musste gegen seinen Willen lächeln, als er daran dachte, wie erschrocken er war, als er seinen Verlobten das erste Mal schlafend darin vorgefunden hatte. Damals war ihm noch nicht klar gewesen, dass er sich im Stillen darüber gefreut hatte. Warum hatte er da nicht bemerkt, was er für den Blondschopf empfand? Offenbar war er wohl wirklich begriffsstutzig. Erst durch Sara hatte er gelernt, dass er zu Wolfram gehörte. Kurz kam die Erinnerung an den jungen König zurück, der auf ihn herabblickte. *Ich könnte dich nie lieben… Liebe und Verlangen sind völlig verschiedene Dinge… Du bist süß, aber naiv…* „Wohl eher bescheuert.“ flüsterte er in den leeren Raum. „Ich habe die einzige Person, die ich liebe, vielleicht für immer verloren. Und wofür? Für jemanden, dem ich egal bin. Ich Schwachkopf…“ Gedankenverloren blieb er so sitzen, bis die Sonne aufging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)