Der Tag, an dem ich deine Welt betrat... von Ryuzaki_L ================================================================================ Kapitel 8: Aufopferung ---------------------- Nach Abschluss der Anfertigung rollte Arynias Herrscher stehend das Pergament zusammen und verkündete gerade, dass sie gehen sollten, als ein weiterer Schmerz ihn zu durchfahren schien. Die Pergamentrolle fiel ihm dabei aus der Hand und es schien schlimm genug, dass er sogleich in die Knie ging. Seine Hand presste sich auf seinen Oberarm und Alanya vermutete, dass ihr Widersacher das selbe tat wie davor. Es konte nicht so weitergehen. Deshalb ergriff sie die Rolle und nahm sie an sich. „Ich nehme die Rolle und übergebe sie ihm, ihr könnt unmöglich so gehen!“, mahnte sie ihn eindringlich. Schon keuchte er verbittert, dass er mitkommen würde, allerdings sah sie, wie das Hemd sich unter seiner Hand rot färbte. Es sah nun nicht mehr so aus, als beließe es Kalster dabei, dem Vogel die Federn auszurupfen. Ihre Gesichtsfarbe wich ein wenig aus ihrem Gesicht. „Oh nein! Was hat er getan?!“ Verzweifelt blickte sie zur Türe und gab kurz bekannt, dass sie besser jemanden holte, der sich seine Verletzung einmal ansah, doch packte er ihre Hand. „Nein, wir müssen zu ihm! …. Er weiß mehr über mich, als er preisgegeben hat. Er kennt mein Geheimnis! Er weiß.... genau was er tut... Los... wir müssen... zu ihm!“ Da er zu stur wäre, sich abschütteln zu lassen, stellte sie ihm ihre Schulter zur Verfügung, damit er sich etwas abstützen konnte. Dankbar nahm er ihr Angebot auch an, so dass sie bald darauf auf dem Weg zum Hafen waren. Kurz vorher löste er sich dann aus ihrer Stütze und lächelte sie kurz an. „Ich danke euch. Aber ich kann nun wirklich wieder alleine gehen“ Immer wieder warf sie allerdings einen Seitenblick zu ihm, um sicherzustellen, dass dieser Fiesling von Händler sich nicht gerade etwas neues einfallen ließ. Orientierungslos sah der Braunhaarige sich um, da er selbst nicht mitbekommen hatte, woher Kalster das Kraut geholt hatte. Dafür aber seine Begleiterin. „Ich habe gesehen, wie er in diese Richtung verschwand!“, gab sie ihm fast erleichtert zu verstehen. Mit Hilfe der Richtungsangaben würden sie ihn schon finden! Bald schon entdeckte sie ein recht unheimliches, sehr dunkel gestaltetes Schiff und war sich sicher, dass es zu ihrem neu auserkorenen Erzfeind gehören musste. Als sie es betreten wollten, verstellten ihnen jedoch Männer den Weg. „Wohin?“ Kurz sahen Alister und Alanya sich an, ehe sie fast gleichzeitig den Namen des Mannes nannten, den sie um alles in der Welt schnellstmöglich loswerden wollten. Ein kurzer Augenkontakt der Wachen und sie machten bereits den Weg frei. Somit schien dies auf jeden Fall das richtige Schiff zu sein, dachte Alanya bei sich. Gerade hatten sie den Schiffsrand erreicht, als ihr ungeliebter Gastgeber mit dem Falken bereits aus der Kajütentür trat und sie begrüßte. „Herzlich willkommen auf meinem Schiff eure Majestät!“ Wieder klangen diese Worte gehässig und triumphal, als gleich er demonstrativ dem Falken durchs Gefieder strich. Dieser wirkte weitaus geschundener als noch vor Stunden und der König redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Wie vereinbart euer Vertrag! Damit habe ich meinen Teil der Abmachung eingehalten!“ Kalster gebot seinen Männern ihm den Vertrag durchzureichen, der ihn kurz durchlas und freudig grinste. „Sehr schön...“ Nachdem er keine Anstalten machte, den Falken herauszurücken, wurde der Kratianer ungeduldig. „Gebt mir nun meinen Falken!“, forderte er daher seinen Pfand zurück, doch der Mann vor ihm lachte nur auf. „Ich hätte ihn aber viel lieber bei mir.... sehr doch nur, was für einen Spaß ich mit ihm haben kann!“ In seiner Hand erkannte Alanya erst jetzt einen Dolch aufblitzen. Überheblich trat der Schwarzmarkthändler die Rampe etwas hinab. Der Braunhaarige unter ihm verzog das Gesicht vor Schmerz, als Kalster dem Falken erneut in den Flügel schnitt und vor Vergnügen laut auflachte. Er ergötzte sich an dem Bild des leidenden Königs und schien gar nicht genug zu bekommen. „Seht ihr! Es ist einfach zu lustig! Ich tue etwas und prompt folgt die Antwort.“ Das musste aufhören, oder Alister würde letztlich noch sterben in ihrem Beisein. Das konnte sie nicht zulassen! Und so wie es aussah, gab es keinen Ausweg aus dieser Misere. So erniedrigend das folgende sein würde, so wenig machte sie sich besser Gedanken darüber, als die junge Frau die Rampe etwas hochschritt und vor ihm auf die Knie fiel. „Hört auf! Bitte! ...Hört auf!“, bat sie den vor ihr stehenden Mann verzweifelt. Sein Hemd von unten ergreifend, sah sie ihn aus großen, feuchten Augen an. „Ich tue alles was ihr wollt, doch hört endlich auf!“ Weiter lachend trat Kalster hingegen nur einen Schritt zurück. „Wie erbärmlich.“, kommentierte er ihre Bemühung. Betrübt sah sie zu Boden, denn er hatte vollkommen Recht. Noch nie hatte sie sich jemanden derart unterworfen und gebettelt. Niemals. Nicht einmal als Kind oder Jugendliche. Aber was blieb ihnen anderes übrig? Was immer sie für Alister tun konnte, würde sie tun, ohne Rücksicht auf sich selbst. Das widerliche Lachen verstummte und an seiner statt trat ein breites Grinsen auf das widerliche Gesicht. „Mh...“ Er kniete sich vor sie und hob leicht ihr Kinn an, während er sie ausgiebig begutachtete. „Nun... vielleicht wäre da ja etwas...“ Ein Frösteln durchfuhr ihren Körper, als er sie berührte, doch schwieg sie nur und versuchte sich angestrengt unter Kontrolle zu halten. Auf keinen Fall wollte sie, dass er die Reaktionen bekam, die er versuchte heraufzubeschwören. „Nun meine Lebe, wie wäre es...?“ Seine Gehässigkeit war nicht zu überhören und ihr schauderte es erneut. Ihr Begleiter hatte sich endlich aufgerappelt und trat vor, um sie aufzuhalten. „Nein! Fasst sie nicht an!“ Verzweifelt sah Alanya ihn an, stillschweigend auf sein Verständnis hoffend. „Bleib weg! Ich werde tun was er verlangt. Das ist meine Sache, ich kann es einfach nicht ertragen, wenn du derart leiden musst!.“ Ohne es zu wollen hatte sie ihn diesmal geduzt, was glücklicherweise anscheinend nicht aufgefallen, oder aber untergegangen war. Ihr Vertrauter blieb stehen und es schien nicht so, als wollte er sein Einverständnis dafür geben. „Das ist mir egal. Ich ertrage den Gedanken einfach nicht.“ Nun war es an Kalster, sich einzumischen. „Dann denkt einfach nicht daran, eure Hoheit.“, meinte dieser mit einem fiesen Seitenblick, wobei Alanya regungslos hocken blieb. „Alister, ich bitte euch, versteht doch, es ist die einzige Möglichkeit!“ In ihrem Blick lag eine völlige Verzweiflung, denn sie wollte eigentlich nicht, dass er sie derart enttäuscht weiter ansah. Ein weiterer Kommentar erfolgte daraufhin von Kalster. „Nun, mein Lieber, lasst sie doch einfach mal selber entscheiden, was sie will...“ Dieser Kommentar traf auf blanken Hass des Kratianer, doch anstatt etwas zu erwidern, ballte er nur die Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Alanya schluckte und bereitete sich auf das vor, was noch kommen mochte, hilflos, wie ein Fisch am Angelhaken. „Nun gut... Dann folgt mir meine Schöne!“, forderte der Schmuggler sie auf und wollte mit ihr hineintreten. Wie ihr befohlen stand Alanya zwar langsam auf, sah dann aber noch einmal zu Alister und in seine Augen, bat ihn stumm um Verzeihung. Sie machte bereits die ersten Schritte hinter dem abscheulichen Mann her und ihr Blick sank auf die Erde, als ihr Gefährte nach vorne zu ihr stürmte und ihr Handgelenk zu fassen bekam. „Nein! Ich kann es nicht zulassen...!“ Ein genervter Blick von Kalster traf den Thronerben, jedoch machte es die junge Frau unsicher. „Aber... es ist unsere einzige Möglichkeit,... Alister.“, flüsterte sie hilflos. Weiter hielt er ihren Arm fest, packte sie mit beiden Händen und dachte nicht daran, loszulassen. „Nein, nur über meine Leiche!“ Das sie sich scheinbar einfach nicht einig werden konnten, nervte den Schmuggler zutiefst. „Also, mir ist es vollkommen egal was ihr macht, mir ist alles recht. Aber entscheidet euch!“ Mit festem Blick sah Alanya Alister in die Augen. Wie sollte sie reagieren? Sollte sie ihn ignorieren, damit er in Sicherheit war, sollte sie ihm hier vertrauen, oder gab es doch noch einen anderen Weg? Erst als Kalster sich dem Vogel auf seinem Arm zuwandte und „Tja, Vögelchen, sind wir wohl doch wieder allein!“, sagte, erfasste Alanya einen Plan. Ihre impulsiven Gefühle wandelten sich, aus Angst und Hilflosigkeit wurde Mut und Kampfgeist. Wenn, dann war das die einzige andere Alternative. Es musste schnell gehen, unvorhersehbar, jetzt oder nie. Mit einer äusserst schnellen Handbewegung hatte sie ihr Schwert gezogen und verharrte nach einer ebenso schnellen Drehung mit der Spitze vor Kalsters Kehle. Aus eisigen Augen blickte sie ihn an, denn es langte ihr. „Gebt ihm den Vogel!“, drohte sie ihm und es war hinlänglich zu sehen, dass sie es ernst meinte. Doch statt den Vogel wie geheißen auszuhändigen, war der Mann vor ihn nur einen kurzen Moment sprachlos, bevor er laut loslachte, als hätte er Gefallen an ihrem kleinen Spielchen gefunden. Sein Ton allerdings, als er sprach, war kalt wie immer. „Egal was ihr tut. Ich werde noch die Zeit finden, dem Vogel den Dolch ins Herz zu treiben!“ Erst in diesem Augenblick fiel auf, dass er den Dolch genau vor Phoenix Brust hielt und die Situation änderte sich schlagartig wieder zu seinen Gunsten. Das sie bereits gezögert hatte, um wie Alister eine 'friedliche Lösung' zu finden, hatte ihnen ihren Sieg gekostet. Es war zu spät und die Drohung nun wirkungslos, weshalb sie letztlich auch das Schwert senkte und fallen ließ. Trotz dessen, dass er am längeren Hebel saß, atmete ihr Gegenüber auf und grinste wieder um so breiter. „Na also! Sind wir also doch vernünftig. Und nun...“ Der Blick dieses Monsters traf den armen Vogel und seine Augen blitzten auf. Noch während die Blondhaarige ihn anschrie, was er vorhatte, streckte er den Flügel des Falken aus, erklärte, dass er nur etwas Spass habe und man hörte bereits das Brechen und Knirschen der Knochen. Der König ging mit einem Schmerzenlaut zu Boden und auch der Falke schrie vor Schmerz. Der Flügel des Falken hing regelrecht leblos hinab, da die Knochen darin gebrochen waren. Das selbe Bild bot Alister und ihr Herz setzte fast aus. Sie sprang mit einem 'Nein' nach hinten und stützte ihren Begleiter kurz ab. Hasserfüllt wandte sie den Blick diesem Sadisten zu, dem es anscheinen Spaß machte, Menschen leiden zu lassen. „Mein Angebot steht! Aber hört auf damit!!!“ Der Kratianer schaffte es kaum mehr, als ein schwaches 'Nein' herauszubringen, zu groß waren die Schmerzen, die sich über seinen gesamten Arm zogen. „Entscheidet euch! Kommt zu mir, und ich lasse den Vogel in Ruhe.“ Vorsichtig setzte Alanya ihre Hoheit hin und sah nur kurz zu, dass er an dieser Stelle nicht in Gefahr wäre, bevor sie sich Kalster und seinem Angebot zuwandte. Entschlossenen Schrittes trat sie auf ihren Gegenüber zu. „Ich bin da... Lasst den Vogel frei!“ „Nun gut.“, waren die einzigen Worte die darauf folgten und gleichzeitig, als er ihr Handgelenk packte, warf er den verletzten Vogel dem Braunhaarigen einfach vor die Füße. Ein weiteres Mal folgte darauf ein schmerzerfülltes Stöhnen von Falke und König. Es bedurfte keiner Worte mehr, als der Schwarzmarkthändler die junge Frau hinter sich in seine Kajüte zog. Das schwache, letzte „Nein“ von Alister ging vollkommen unter. Die Blondhaarige wehrte sich nicht mehr, denn es war offensichtlich, dass er gesiegt hatte. Eine aufkommende Übelkeit bereitete ihr Unbehagen und dennoch spürte sie die Erleichterung zu wissen, dass Phoenix frei war und ihr Retter vorerst damit in Sicherheit. Das alleine zählte in diesem Moment. Kurzzeitig schloss sie ihre hellblauen Augen um sich zu sammeln, am liebsten hätte sie wohl geschrien, aber kein Laut drang aus ihrer trockenen Kehle... Der ältere Mann schloss hinter ihr die Türe der Kapitänskajüte und sie spürte, wie sie es nicht unterdrücken konnte, ein wenig zu zittern. Ihr Blick wandte sich von ihm ab, denn sie wollte ihn nicht ansehen müssen, während der Dunkelhaarige sich auf seinen der Stühle setzte und ihr gebot, sich ebenfalls zu setzen. Schweigend und wenigstens einen Teil ihres Stolzes wahrend, blieb sie stur stehen und wandte ihren abweisenden Blick gänzlich von ihm ab. Der Schmuggler stand erneut auf und trat langsam auf sie zu. „Meine Liebe, darf ich euch daran erinnern, dass es eure Entscheidung war? Und natürlich auch euer Angebot!“, wies er sie zurecht. Natürlich wusste sie, dass er Recht hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie einfach so mitspielte und es ihm einfach machen würde. Außerdem hatte sie nie angeboten, dass sie ein Gespräch führen würde. Mit einem nachdenklichen, aber amüsierten „Mh...“, verließ er den Tisch und schlich wie ein Tiger um seine Beute herum. Scheinbar eindeutig ließ er seine Hand und seine Finger über ihre Schulter gleiten. „Nun... was machen wir jetzt mit euch...“ Zwar durchfuhr ein erneutes Zittern ihren Körper, doch sie richtete sich stolz auf und straffte ihre Haltung. Ein wenig arroganz lag nun in ihrem Blick. Eine seiner Hände fuhr über ihre Schulter hinweg herüber zu ihrem Dekolette, als seine Lippen nur noch Millimeter von ihrem Ohr entfernt waren. „Ich spüre eure Furcht, meine Liebe!“, hauchte er ihr ins Ohr und sie glaubte, die Spitze seiner Nase dort zu spüren. „Ach ja?“ Es schauderte sie. Belustigt ließ er die andere Hand über ihre Seite wandern. „Oh ja...“ Mit nur einer Bewegung hatte er sie herumgedreht und sie hatte keine Wahl, als ihn nun anzusehen. Langsam, damit sie alles wie in Zeitlupe erleben musste, legte er eine Hand unter ihr Kinn und betrachtete sie kurz mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Unverhohlen presste er seine Lippen auf die Ihren, wobei sie scharf Luft einsog, so unangenehm, wie es ihr war. Gleichzeitig ließ er seine Hand über ihren Bauch hinab fahren. Gerade hatte er seinen aufgezwungenen Kuss gelöst, als er Kinn etwas seitlich warf, so dass sie zurücktorkelte. Erneut ging er um den Tisch herum und setzte sich. „Ich hätte doch den Falken behalten sollen...“ Sofort hatte sich die junge Frau gefangen und einen stabilen Stand gefunden. „Das habe ich glücklicherweise zu verhindern gewusst!“, hörte man diesmal ihre beinahe triumphierenden und arroganten Worte. „Dann kann ich also gehen, wenn ich nicht euren Ansprüchen reiche?“, hegte sie die Hoffnung, auch, wenn es sich gleichzeitig seltsamerweise beleidigend anfühlte. Diese Hoffnung ließ er sogleich mit einer Verneinung platzen. „Nein, ihr dürft nicht gehen! Erst, wenn ich von euch bekommen habe, was ihr mir versprochen habt!“ Diesmal verriet sein Gesicht keine Regung oder Emotion und sie merkte, wie sie etwas unsicher wurde. „Von welchem Versprechen reden wir hier?“, fragte sie ernst nach. Da sie beinahe davon ausgegangen war, dass er als Mann nur einen Wunsch hegte, wie die meisten, war ihr nicht mehr bewusst, wie ihr genauer Wortlaut gelautet hatte. Mit einem leichten Schmunzeln half er ihr auf die Sprünge, wobei ihn ihre Unsicherheit befriedigte. „Euer Angebot war, zu tun, was ich will, beziehungsweise mir einen Wunsch zu erfüllen, was auch immer dies sein mag!“ Nervös spielte sie mit ihren Fingern, denn eine solche Situation kannte sie nun doch nicht. „Und... und was verlangt ihr?“ Mit Wohlgefallen in der Stimme genoss er ihre Angst und Zweifel. „Das muss ich mir noch gut überlegen....“ Ihre Nerven waren bis zum zerreissen gespannt. „Noch länger und ich gehe!“ Ein wenig lehnte er sich vor. „Und ihr werdet mir meinen Wunsch erfüllen, so war die Abmachung...“, erinnerte er sie ein weiteres Mal. Ihr Schweigen gab an, dass sie darüber sehr wohl gewahr war. Der schmierige Pirat beugte sich über den Tisch, wobei sein Blick sie nun fixierte, als er sich wohl entschlossen hatte, was er im Gegenzug bekommen wollte. „Also gut... ich will die Flammenklinge! Bringt sie mir und ihr dürft gehen!“ Flammenklinge? Davon hatte sie noch nichts gehört, so dumm sie sich gerade auch vorkommen mochte. Es klang nach einem Schwert, aber generell gab es auf der Welt viele dutzende Schwerter! Woher sollte sie also genau dieses nun erhalten? „Was ist die Flammenklinge, und wo bekomme ich sie her?“, hakte sie daher mit eher unsicherer Stimme nach. Betont lässig hob ihr Verhandlungspartner die Schultern und grinste nur provokant. „Das werdet ihr schon herausfinden... seine Majestät muss es wissen.“ Ohne es zu wollen, atmete sie etwas auf, auch, wenn ihr der Gedanke nicht behagte, dass etwas Anderes einen so hohen Wert hatte, dass Kalster es unbedingt besitzen wollte. Trotzdem war sie erleichtert, nicht erneut mit den Gefühlen nach einem vollzogenen, nicht gerade gewollten Akt zu leben. Auch wenn sie dieses Gefühl nur zu gut kannte und es gewohnter war, als ihr lieb, verblasste die Scham nach etwas dergleichen nur wenig. „Darf ich nun gehen?“ Nach all der Anspannung fühlte sie die Erschöpfung in sich aufsteigen und ihr Gegenüber nickte bejahend, ehe er sie kurz noch einmal anhielt. „Ach ja, falls ihr vorhabt mich über's Ohr zu hauen, würde ich es euch nicht empfehlen. In den Adern des Vögelchen fließt ein langsam wirkendes Gift. Das Gegenmittel besitze nur ich. Das war meine kleine Versicherung, für den Fall dass es wirklich dazu kommen sollte und ihr euch 'opfert'.“, grinste er breit, als hätte er bereits alles geplant gehabt. Ebenso erschreckend war es gewesen, dass er das seltene Kraut gerade auf dem Schiff gelagert hatte. Alanya versuchte den Gedanken abzuschütteln, dass möglicherweise alles ein abgekatertes Spiel gewesen war. Selbst, wenn dem so wäre, war es unmöglich sich aus den Fängen zu befreien. Sie musste tun, was er verlangte und Alister durfte dabei nichts davon erfahren. Trotzdem spürte sie diese unsägliche Wut in sich darüber, dass er soviel Macht über sie hatte. „Ihr mieser...“, entfuhr es ihr und ihr wäre sicherlich noch etwas passendes eingefallen, wäre er ihr nicht mahnend ins Wort gefallen. „Na na na! Jetzt nicht frech werden! Wenn ihr mir die Klinge bringt, bekommt ihr das Gegengift und ~eurem~ König passiert nichts. Aber hütet euch davor ihm auch nur ein Sterbenswörtchen hier von zu sagen!“ Die junge Frau hatte keine Ahnung, wie sie es hinbekommen sollte, unbemerkt nach etwas derart explizitem zu fragen, ohne ihm von diesem Deal zu erzählen, jedoch schien dieses Scheusal es ernst zu meinen. „Ihr seid übrigens abstoßend, hat euch das schon einmal jemand gesagt?“ Mit verärgerten Blick ließ sie ihn wissen, was sie von ihm hielt. Wegen solch einer Kleinigkeit würde er den Deal schließlich nicht platzen lassen. „Meine Liebe... als Schmuggler bekommt man so etwas häufiger zu hören...“, lachte er tatsächlich nur kalt und eher amüsiert, als verärgert. „Also- bringt mir die Klinge, oder seht Falken und König gleichsam beim Sterben zu!“ Ihre Wut verblasste gleichzeitig mit ihrer Gesichtsfarbe, die wie ein Blatt im Wind entwich. Bei dem Gedanken zitterten ihre Beine erneut und ihre Knie waren wackelig. „Wieso... wollt ihr gerade diese Klinge?“, fand sie dann immerhin die Kraft nachzufragen. „Das fragt ihr noch? Sie ist ein Unikat und ein wertvolles Handelsobjekt! Es gibt viele, die ein Vermögen für sie ausgeben würden!“ Es ging hier also um einen finanziellen wert, das ließ sie beinahe aufatmen. Gerade hatte sie die Frage ausgesprochen, weshalb die Klinge so wertvoll sei, als der Ältere sie anfuhr. „Sollt ihr Fragen stellen? Nein! Also, bringt mir die Klinge! Erfährt der König auch nur ein Wort davon, könnt ihr euch von ihm verabschieden!Ihr habt Zeit bis morgen um Mitternacht!“ Mit einem Schauer, der durch ihren Körper ging, senkte sie devot den Blick. Ein letztes Nicken erfolgte, bevor sie sich von ihm abwandte und in Richtung der Türe schritt, ehe sie eilig hinaustrat und diese zügig hinter sich schloss. Ein paar Sekunden verweilte sie auf dieser Seite der Türe und atmete noch einmal tief durch. Endlich fing sie siech wieder zur genüge um die Rampe hinabzueilen und sich zu Alister zu knien. „Wie geht es euch?“, fragte sie besorgt, wobei er erschrocken zu ihr aufsah. „Was hat er euch getan?“ Ohne zu antworten, stellte er gleich eine nervöse Gegenfrage. Sie wendete den Blick von ihm ab. „Nichts... er... er hat mich gehen lassen... scheinbar... habe ich ihm nicht genug... gefallen.“ Sein Blick war beinahe ungläubig. Dennoch, alleine die Erinnerungen an seine Berührungen, verursachten erneut eine Gänsehaut und ein kurzes Zittern. Ihr Begleiter richtete sich unter starken Schmerzen auf, auch wenn sein linker Arm schlaff herunterhing. Kläglich fiepsend verweilte der Falke unterdess weiter am Boden. „Wartet, ich helfe euch!“ Gerade wollte sie seine gesunde Schulter stützen, als er sie unerwartet leicht von sich schob. „Helft nicht mir, nehmt bitte Phoenix!“ Da es sein Wunsch war, hob sie behutsam den verletzten Vogel vom Boden auf und bettete diesen bequem auf ihren Arm. Sanft streichelte sie über das Gefieder des Falken, dort, wo er unverletzt zu sein schien und konnte spüren, wie er sich etwas entspannte. „Danke, lasst uns zurück zum Schloss gehen. Phoenix muss versorgt werden!“, gab der König die klare Anweisung. Der besorgte Blick der jüngeren Frau blieb an ihm haften. „Wie... fühlt ihr euch? Habt ihr große Schmerzen?“ Seine Verneinung war eine Lüge, dass erkannte sie sofort, doch scheinbar wollte er nicht darüber reden. „Phoenix ist jetzt wichtiger, wenn es ihm besser geht, geht es auch mir besser.“ Bei allem was sie bisher erfahren hatte, klang diese Aussage glaubhaft. Umso vorsichtiger agierte sie nun mit dem Vogel in ihrem Arm. Ein Frösteln durchfuhr erneut ihren ganzen Körper, als sie sich erinnerte, dass es ihm NICHT besser gehen würde. Nicht, bevor sie das Flammenschwert besorgt und gegen das Gegengift getauscht hatte! Schweigend ging sie nun in seinem Tempo neben ihm her und hätte kein Thema gefunden, über das sie mit ihm Reden wollen würde. Ihr Schweigen ließ deutlich ihr Unwohlsein erkennen, weder kam ein zynischer, noch ein sarkastischer Spruch, oder eine freche Äußerung. Der Deal nagte an ihr, denn sie wusste bis jetzt nicht, worum es sich hier genau handelte. Gemeinsam erreichten sie das Schloss, wo sich die Dienerschaft ihnen gleich annahm und den König samt Falken in dessen Zimmer verbringen ließ. Die Blondhaarige dagegen wurde in das Ihre verbracht und legte sich hernieder zu einer schlaflosen Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)