Gefangen in der Zeit von Yaiko ================================================================================ Kapitel 5: Und das Blut eines Dämons ------------------------------------ Yaiko verbrachte einige Tage in Kaede's Hütte. Die Wunden waren schwer und brauchten einige Zeit zu heilen. Auch wenn es jetzt langsam wieder bergauf ging, der Schwarzhaarige ließ es ruhig angehen, so wie auch jetzt. Er saß neben dem Eingang der Hütte in der Sonne, den Rücken an die Wand der Hütte gelehnt. Die Augen geschlossen genoss er die Wärme der Sonne. In den letzten Tagen hatte er genug Zeit gehabt über vieles nachzudenken... zu einem Ergebnis, wo er genau hier war kam er allerdings immer noch nicht. Er hatte oft genug versucht etwas aus Inuyasha herauszubekommen, doch dieser blieb stur. Und Kaede wollte nichts sagen, bevor Inuyasha nicht von sich aus anfing. Ein Schatten legte sich über ihn, und er öffnete verwirrt die Augen. Vor ihm stand der sture, silberhaarige Halbdämon. Und besonders erfreut war er nicht... „Keh...du faulenzt hier, und ich mach die ganze Arbeit...?!“ Arbeit? Was denn für eine Arbeit? Der Jüngere war verwirrt... er knurrte als Antwort. „Hey...reg dich ab...ich hab keine Ahnung was du von mir willst!“ „Glaubst du etwa, das Dorf beschützt sich von alleine?!“ meinte Inuyasha, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. „Was bringt dich dazu zu glauben, ich könnte das Dorf vor diesen seltsamen Monstern beschützen?!“ entgegnete der Schwarzhaarige aufgebracht, richtete sich nun etwas mehr auf, bereit aufzuspringen. Sollte dieser seltsame Typ ihn noch weiter so anpflaumen, würde vor einer Prügelei nicht zurückschrecken. „Ganz einfach...du bist kein Mensch!“ Diese paar Wörter brachten das Fass zum überlaufen. Yaiko sprang auf die Beine, schneller als es ein Mensch gekonnt hätte. „Mir reichts!! Ständig faselst du irgendwas von wegen, ich sei kein Mensch... ich habe keine Ahnung, was du von mir willst! Und dieses seltsame Halbdämonen-Zeug interessiert mich auch nicht!“ Er knurrte...doch Inuyasha war unbeeindruckt stehen geblieben. Dieser Halbwüchsige wäre keine ernste Gefahr für ihn. „Erst einmal...deine Reflexe sind weitaus besser als die eines gewöhnlichen Menschen... dann überlebst du Verletzungen, die einen Menschen zweimal hätten töten können... und du bist immer noch der Meinung, du wärst vollkommen menschlich?“ erklärte Inuyasha seelenruhig. Nein...menschlich war dieser Junge vor ihm nur äußerlich. Dieser wusste nun nicht mehr, wie er antworten sollte... „Ich habe doch selbst keine Ahnung!“ meinte er deshalb nur, und wandte sich ab, ging an Inuyasha vorbei auf den Weg der durch das Dorf führte. Hatte Inuyasha in gewisser weise doch recht? War er nicht vollkommen menschlich... war da noch etwas anderes? Das würde zumindest seine Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer erklären, die weit über dem eines normalen Menschen liegt. Der Jüngere blieb verwirrt stehen... dann seufzte er und drehte sich zu Inuyasha um. „Dann...was genau bin ich...wenn kein Mensch...?“ fragte er leise, und Inuyasha seufzte nur. „Komm mit...“ erwiderte Inuyasha, und ging auf den Wald zu. Er wollte zum Heiligen Baum... ein Ort mit dem er viele Erinnerungen verband... Der Jüngere folgte ihm verwirrt. Was sollte das jetzt? Er wurde aus diesem sturen Halbdämon nicht schlau... Beim heiligen Baum sah er in die Baumkrone. Er mochte diesen Ort, ebenso wie Inuyasha der grade auf die Wurzeln des mächtigen Baumes sprang und die Hand auf eine kahle Stelle in der Rinde legte. „Dieser Baum existiert auch in deiner Welt, oder...?“ hörte der Jüngere Inuyashas Stimme, die nun nicht mehr aggressiv klang, sondern eher nachdenklich. „Ja...“ antwortete Yaiko, „er steht neben dem Haus...ich saß oft auf den Ästen, auch wenn man mir immer gesagt hatte, ich soll nicht auf Bäume klettern...“ Leises Grummeln begleitete diese Worte. Nun drehte sich Inuyasha wieder zu dem Schwarzhaarigen um. „Dieser Baum ist ein Zeitenbaum...so hat es mir Kaede zumindest erklärt... er ist die Verbindung von dieser Welt...zu Kagomes und deiner Welt...“ Der Jüngere horchte auf. Ein Baum die Verbindung zwischen zwei Welten – nein...Zeiten? Das wurde ja immer verrückter. „Erklärt aber immer noch nicht, wieso ich hier bin...“ grummelte Yaiko, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Nein...zu mal du nicht durch den Brunnen gekommen bist...“ „Welcher Brunnen...?“ Statt einer Antwort ging Inuyasha einfach weiter. Der Jüngere machte sich daran ihm zu folgen, allein in diesem Wald der vor lauter Monstern nur so wimmelt wollte er nicht sein. Er wusste, in seiner Welt, oder sollte er sagen Zeit, gab es einen Schuppen in dem ein alter Brunnen versteckt war. War dieser Brunnen auch noch hier? War er vielleicht die Verbindung zwischen den Zeiten? Nach kurzer Zeit traten beide wieder auf eine Lichtung, ein alter, halb zerfallener Brunnen war zu sehen. Inuyasha blieb stehen, sah den Brunnen mit einem Blick an, den man nicht wirklich deuten konnte. Er erinnerte sich an damals... dass dieser Brunnen die Verbindung zu Kagome war... Der Hanyou seufzte und schüttelte die schmerzlichen Gedanken der Vergangenheit von sich. Dann sah er den Jüngeren an, der neben ihm stehen geblieben war. „Dieser Brunnen ist aus dem Holz des Zeitenbaumes gebaut worden... Damals kam Kagome dadurch in meine Zeit... und mir war es möglich in ihre Zeit zu wechseln...“ Das Warum ließ er weg. Der Kleine sollte nicht wissen, dass er 50 Jahre an dem Heiligen Baum festhing, machtlos. Der Jüngere ging nun auf den Brunnen zu. „Dieses alte Ding soll so ne Art...Zeitmaschine sein...?“ fragte er verwirrt, sah zum Älteren. Dass dieser mit dem Wort Zeitmaschine nichts anfangen konnte, ließ er sich nicht anmerken. Inuyasha antwortete auch nicht, was Yaiko nur mit einem leichten Grummeln quittierte. Langsam ging der Jüngere auf den Brunnen zu. So wirklich glauben konnte er die Geschichte dieses Sturkopfes nicht. Wenn nur dieser Brunnen die Möglichkeit bot, in die andere Zeit zu wechseln, wieso kam er dann in diese Zeit nachdem er von dem Gebäude gestürzt und auf das Autodach gekracht war? Er stützte sich mit beiden Händen auf den Rand des Brunnens, blickte in den dunklen Schacht hinab. Dann sah er wieder zu Inuyasha. „Also gut...nehmen wir mal an, was du sagst stimmt... Was muss ich tun, damit mich dieser Brunnen wieder in meine Welt bringt...?“ „Ganz einfach...hineinspringen...“ antwortete Inuyasha gelassen. Sollte das funktionieren, war er diesen Halbwüchsigen los... falls nicht müsste er ihn halt noch länger ertragen. Zumindest solange, bis ein Weg in die andere Zeit gefunden war. Yaiko drehte sich mit dem Rücken zum Brunnen, setzte sich auf den Rand. „Reinspringen... ja klar, und unten angekommen brech ich mir die Füße...“ knurrte er, stützte den Kopf auf einer Hand ab. Inuyasha seufzte nur. Dieser Junge vor ihm war schwieriger zu überzeugen als Kagome. „Wenn meine Vermutung stimmt, bringt dich der Brunnen ohne Probleme wieder zurück...“ meinte er deswegen nur, erntete aber nur einen grimmigen Blick von dem Jüngeren. „Vermutung, eh... du weißt es ja selbst nicht einmal!“ knurrte Yaiko, sah dann aber wieder in den dunklen Schacht des Brunnens hinab. Sollte er es versuchen? Auf der anderen Seite dieses Brunnens wird er mit Sicherheit schon vermisst... verschwand er doch einfach so. Er seufzte, stand dann aber auf und sah zu Inuyasha, der immer noch an derselben Stelle stand. „Also gut...ich versuch es...“ meinte er, stellte sich dabei auf den Brunnenrand. Etwas mulmig war ihm schon, aber das schien bis jetzt der einzige Anhaltspunkt zu sein, wie er wieder nach Hause kam. Und noch einen Tag länger wollte er bei diesem sturen Halbdämon hinter ihm nicht sein. Generell wollte er in dieser verrückten Welt nicht sein. Vielleicht war das ganze ja auch nur ein Traum, und wenn er durch diesen Brunnen sprang wacht er in einem Krankenhaus, an diversen Instrumenten angeschlossen, wieder auf...? Ohne einmal zurückzuschauen sprang der Jüngere in den Brunnen. Ein seltsames blaues Licht umgab ihn, ehe er etwas unsanft auf dem Boden des Brunnens aufkam. „Was...war denn das...?“ fragte er sich, sah dann nach oben. Der blaue Himmel war verschwunden... dunkles Holz war stattdessen zu sehen. Verwirrt begann Yaiko, die Leiter in dem Brunnen hinaufzuklettern. Sollte dieser Halbdämon recht gehabt haben? Oben angekommen, bemerkte er, dass er nun in diesem alten und staubigen Schuppen war... jedoch... mit einem einzigen Sprung hetzte er die kleine Treppe hinauf, schob die Tür des Schuppens auf und erstarrte. Das Haus stand in Flammen! „Nein...!“ Yaiko's Stimme zitterte... was war hier passiert während er weg war? Ohne nachzudenken hetzte er auf das Haus zu, hob den Arm vor das Gesicht als er durch die Flammen in das Hausinnere sprang. Er hustete wegen dem Rauch, sah sich um... entdecken konnte er aber niemanden. Die Flammen fraßen sich weiter durch das Holz, Balken knackten und gaben nach. Yaiko irrte weiter durch die Flammen, versuchte die zu finden die er zu seiner Familie zählte... Der Rauch brannte ihm in den Augen, in der Nase, dennoch gab er nicht auf! Als er am Wohnzimmer ankam erstarrte er. Er konnte schemenhaft einen Körper erkennen...wusste, um wen es sich handelte... doch was ihn so erstarren ließ, war diese Kreatur die vor dem leblosen Körper hockte und diesen anscheinend grade verspeisen wollte... Ein rattenartiger Dämon, mit zwei Schwänzen, von Flammen umgeben. Der Dämon drehte sich um, rotglühende Augen fixierten den Schwarzhaarigen, der erstarrt inmitten der Flammen stand. Er entblößte die Zähne, öffnete das Maul und ließ einen weiteren Feuerstoß auf den Jüngeren ab. Dieser schaffte es sich mit einem, recht unbeholfenen, Sprung aus der Reichweite zu bringen. „...du...“ hörte man leise die zitternde Stimme des Jüngeren, dann folgte ein tiefes und bedrohliches Knurren. „...du Bastard!!“ Unbändige Wut erfasste das Herz des Jungen... dieser Dämon hatte sein Zuhause ausgelöscht... die Menschen die ihm wichtig waren getötet... Die Hitze des Feuers um ihn herum nahm er nicht mehr war...das einzige was jetzt noch für ihn zählte war, diesen Dämon dafür büßen zu lassen, was er getan hatte. Der Youkai erkannte, dass er etwas geweckt hatte was besser verborgen geblieben wäre und wollte flüchten. Einen gewissen Selbsterhaltungstrieb hatten selbst so niedere Dämonen wie dieser. Yaiko verfolgte den Dämon als dieser sich nach draußen in Sicherheit begeben wollte. Das Blut des Jüngeren kochte nur so durch seine Adern... er wollte zerreißen...diesen Youkai vor ihm zerfetzen. Der Youkai erhob sich in die Luft, damit rechnend, dass dieser Junge ihm nicht folgen konnte. Doch Yaiko, sobald er das Haus verließt, fixierte den Youkai und sprang... Es war als wäre er in diesem Moment federleicht, als seine Beine ihn nach oben katapultierten... als würde die Schwerkraft für ihn nicht mehr existieren. Ohne genau zu wissen, was er da tat, holte er aus, versteifte die Hand und schlug zu... viel konnte der Dämon nicht entgegensetzen, als er getroffen und zerrissen wurde... die wenigen Fetzen lösten sich nach kurzer Zeit auf. Die Landung des Jüngeren auf dem Boden war hart, er stolperte noch einige Schritte nach vorne, den Schwung dadurch ausgleichend. Sein Herz raste noch immer vor Wut... er spürte wie das Blut durch seine Adern rauschte. Schwer atmend sah er auf seine Hand die kurz zuvor noch den Dämon zerriss. Was genau war er selbst...? Seine Wut wich so langsam Verzweiflung und er sank auf die Knie. Sein Körper fing an zu zittern. Ein lautes Krachen ließ ihn sich umsehen... Das Haus brach so langsam in sich zusammen...immer weiter zerfressen von den Flammen. Yaiko schluckte nur einmal, versuchte sich zusammen zu reißen. Er hatte sein Zuhause verloren... seine Familie... und das wegen Wesen, die er früher nur als reine Fantasie abgestempelt hätte. Erst als er Sirenen der Feuerwehr und Polizei hörte, erwachte der Jüngere aus seiner Starre. Zitternd stand er auf...hier bleiben könnte er nicht...würde das doch ihn selbst in das Visier der Brandermittlungen bringen. Er hätte kein Alibi für die Zeit wo er in der anderen Welt war... Schweren Herzens sprang Yaiko auf, rannte zum Schuppen wo der Brunnen war... hoffentlich würde er wieder dadurch kommen... Inuyasha hatte sich umgedreht nachdem Yaiko in den Brunnen sprang und er dessen Geruch nicht mehr wahrnehmen konnte... Hatte er also mit seiner Vermutung recht gehabt. Dieser Junge wäre jetzt wieder zuhause...in Sicherheit. Der Hanyou seufzte kurz, ging dann wieder zum heiligen Baum. Sechzehn Jahre waren vergangen, seitdem er Kagome zum letzten Mal sah... und er würde sie auch nie wieder sehen... Er bereute es, dass er sich am letzten Tag wo sie in dieser Zeit war, noch mit ihr gestritten hatte. Er war immer so engstirnig... wenn er ihr mehr vertraut hätte, wäre sie dann vielleicht geblieben? Mit einem Seufzen sprang er auf die breiten Äste des heiligen Baumes... seine Hand berührte die Kette die er um den Hals trug. Seine letzte Erinnerung an Kagome. Er schloss die Augen...und seine Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit. Inuyasha wusste nicht ob Minuten oder Stunden vergangen waren als er einen Geruch in die Nase bekam der ihn beunruhigte. Der ältere Hanyou sprang auf, blickte in Richtung Brunnen. Das war doch der Geruch dieses vorlauten Jungen? Aber...vermischt mit Rauch...und Angst. Mit einem Sprung war Inuyasha von seinem Ast herunter, rannte nun in Richtung Brunnen. Was war auf der anderen Seite vorgefallen, dass dieser Junge jetzt schon wieder zurück ist...noch dazu scheinbar in Angst? Kurze Zeit später erreichte Inuyasha die Lichtung...und blieb verwirrt stehen. In diesem Geruch, zwischen Feuer und Angst...war noch etwas anderes vermischt. Etwas, was ihm selbst für einen kurzen Moment das Blut in den Adern gefrieren ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, dass dieser Junge der auf der Wiese kniete, dämonische Energie besitzen würde...und davon nicht grade wenig. Doch dieses Gefühl verschwand auch genauso schnell wie es kam...und nichts dämonisches war mehr zu spüren. Der Jüngere kniete zitternd auf der Wiese... für einen Moment kam die ganze Wut, der ganze Hass zurück als er die dämonische Energie von Inuyasha spürte, verflog aber genauso schnell wieder als er zu diesem blickte. Tiefer Schmerz war das einzige, was in den dunklen Augen des Jüngeren blieb. „...sie sind alle tot...“ meinte Yaiko leise, es war eher ein Flüstern, doch Inuyasha's Ohren zuckten. Er hatte diese leisen Worte durchaus verstanden. Langsam ging der erfahrene Hanyou auf den Jüngeren zu... Sollte das heißen, dass dem seine Familie auf der anderen Seite getötet wurde...? Ein kurzer Blick glitt hinüber zum Brunnen, ehe die goldenen Augen wieder zu dem Jüngeren blickten. Ratlosigkeit überkam Inuyasha. Was sollte er jetzt tun? Dies hier war nicht die Welt dieses Jungen... aber die andere Zeit war es scheinbar auch nicht mehr... Inuyasha seufzte, dann hielt er dem immer noch zitternden Jungen die Hand hin. Yaiko zuckte erst zusammen, sah dann aber verwirrt zu dem Hanyou hoch. Langsam ergriff er die helfende Hand, wurde dann von Inuyasha wieder auf die Beine gezogen. Noch immer fühlte er sich seltsam kraftlos... seine Beine zitterten und auch seine Atmung war noch immer sehr schnell. Hier draußen wäre dieser Junge in diesem Zustand eine leichte Beute... das wusste Inuyasha. „Wir gehen erst einmal in das Dorf zurück...“ meinte Inuyasha leise und ging vor. Der Jüngere folgte ihm, noch immer relativ zittrig auf den Beinen. Ein letzter Blick ging zurück zum Brunnen, dann folgte er dem rotgekleideten Hanyou durch das Dickicht. Hosted by Animexx e.V. 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