Gefangen in der Zeit von Yaiko ================================================================================ Kapitel 1: Kein Entkommen ------------------------- Still war die Stadt, vereinzelte Geräusche tief aus der Innenstadt drangen nur noch leise an das Ohr. Es war weit nach Mitternacht, und man mochte kaum glauben, dass selbst eine so betriebsame Millionenmetropole wie Tokyo einige Stunden der absoluten Ruhe haben kann. Schritte, panisch und schnell, hetzten steinerne Stufen hinauf. Ein Stolpern, doch hielt es ihn nicht lange auf. Er wusste, würde er stehen bleiben, wäre es sein Ende. Ihm wurde keine Wahl gelassen als immer weiter nach oben zu flüchten...wie viele Stockwerke ist er nun schon nach oben gerannt? Wie viele Stufen über die er gehetzt und teils auch gestolpert war? Sein Herz schlug rasend, sein Körper war erschöpft, verlangte nach Ruhe und doch wurde ihm das nicht gewährt. Viele Türen testete er aus, doch ebenso viele waren versperrt. Er wollte nur noch weg, in Sicherheit, doch lag zwischen ihm und dem schützenden Tempel zu viel Weg... Er konnte das Kichern hinter sich hören, konnte die Freude seines Verfolgers über diese Jagd spüren und Panik breitete sich immer mehr in ihm aus. Gab es keine Möglichkeit zu entkommen...? Er erreichte die letzten Stufen, stolperte kurz und stieß dann mit aller Kraft die letzte Tür auf. Sie gab nicht so leicht nach, war wohl verschlossen, doch hatte er in dem Moment zu viel Schwung als dass das alte Türschloss Widerstand bieten konnte. Er stolperte ins Freie, blieb mit zitternden Beinen stehen. Schwer atmend stützte er sich auf seine Knie ab, ein Stechen breitete sich in seiner rechten Seite aus. Hier oben...eine Sackgasse. Eine tödliche Falle und er wusste nicht, wie er noch entkommen sollte... ob man ihn zuhause schon vermisst? Man hatte ihn ja gewarnt, doch stur wie er war wollte er nicht hören... Man sagte ihm immer, das hätte er von seinem Vater. Genauso wie das Talent sich immer in schier ausweglose Gefahren zu bringen. Er selbst konnte das nicht beurteilen, hatte er seinen Vater doch nie kennengelernt... Er schüttelte den Kopf. Warum auch immer er jetzt plötzlich darüber nachdenken musste...litt er schon so unter Sauerstoffmangel durch diese Hetzjagd durch die nächtlichen Straßen? Ein Geräusch ließ ihn herumfahren... hinter ihm, im noch dunklen Treppenhaus näherte sich sein Verfolger, und dieses Mal konnte er nicht mehr davonlaufen... Er wich langsam rückwärts zurück, Panik wich Verzweiflung. Langsam trat die Gestalt aus dem Schatten des Treppenhauses hervor. „Geben wir etwa schon auf...?“ hörte man die verzerrte Stimme sagen, „...dabei hat es so viel Spaß gemacht dich zu jagen, zu hetzen...“ „Fresse halten!!“ In einem letzten verzweifelten Versuch widersetzte er sich seinem Verfolger, zeigte, dass er bis zu letzt kämpfen würde. Einfach so aufgeben war nicht seine Stärke, doch seine Stimme zitterte leicht. Er wich weiterhin zurück, bis an den Rand des zehnstöckigen Gebäudes. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass er von hier aus nicht mehr wegkommen würde. „Huh...der Kleine zeigt ja seine Krallen...viel nutzen wird es dir auch nicht mehr...jetzt habe ich dich!“ Die Gestalt war kaum zu erkennen gegen den dunklen Nachthimmel, doch eines war sich sicher...das dort...war kein Mensch. Das wurde dem Gejagten auch in dem Moment klar, als er sah wie sich fledermausartige Flügel formten. Schneller als er reagieren konnte war sein Verfolger direkt vor ihm, er spürte wie sich scharfe Krallen in seinen Brustkorb bohrten, merkte wie er den Halt verlor. `V...verdammt...` war das einzige was ihm im Kopf schwirrte als er spürte wie die Schwerkraft ihn erfasste, und er stürzte. Sein Verfolger blieb scheinbar belustigt in der Luft stehen. Werde ich hier sterben...? Einfach so...? Jeder normale Mensch würde es...aber man sagte mir einmal, ich sei nicht wie andere...ich sei stärker, schneller, ausdauernder...würde ich das hier überleben können...? Ich habe einen Fehler gemacht...ich habe nicht auf die gehört die nur meinen Schutz wollten...ist das jetzt die Strafe dafür? Mein Tod...? Der Aufprall auf ein parkendes Auto war heftig, er spürte wie seine Knochen brachen, die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Instinktiv wollte er einatmen, doch ein stechender Schmerz verhinderte es. Das letzte was er sah war, wie sein Verfolger der noch immer über dem Gebäude schwebte, sich auflöste...dann verlor er sämtliche Kraft und sein Bewusstsein glitt in tiefe Schwärze. Das Licht, welches ihn umgab, nahm er nicht mehr wahr... Kapitel 2: Neue Welt -------------------- Die Sonne stand schon länger hoch am Himmel. Das Licht drang durch einige Baumkronen und hinterließ auf dem Waldboden ein lustiges sich immer wieder veränderndes Muster. Ein warmer Wind wehte, brachte die Blätter zum rascheln. Im Gras lag Er... die langen schwarzen Haare wirr im Gesicht, getrocknetes Blut auf seinem Oberkörper zeigte von dem Angriff den er vor kurzem einstecken musste. Er war nicht mehr in Tokyo... aber immer noch in tiefer Bewusstlosigkeit. Plötzlich eine leichte Bewegung... ein Zucken der Finger, welche sich nun langsam in die Erde krallten. Ein etwas tieferer Atemzug, welcher jedoch sofort wieder Schmerz mit sich zog. „...fuck it...“ seine Stimme war leise und voller Schmerz. Doch auf seinen Lippen lag ein leichtes Grinsen. Schmerz bedeutete er ist nicht tot... er hat es irgendwie geschafft zu überleben. Wo er im Moment war, daran verschwand er keinen Gedanken. Langsam öffnete er die Augen, nahm das hohe Gras wahr zwischen dem er lag. Er merkte, dass seine Verletzungen schon heilten... er war also doch anders als normale Menschen, konnte viel mehr an Belastung wegstecken. Langsam drehte er den Kopf Richtung Himmel. Er war nicht mehr in Tokyo, das war ihm sofort klar. Und doch war er verwundert, seltsam überrascht, dass er nicht mehr in seiner Heimatstadt war. Die Luft roch hier auch ganz anders...viel frischer. Er schloss seine Augen, atmete einmal tief durch. Es schmerzte immer noch, aber wurde langsam erträglicher. Nein, das hier war nicht Tokyo... er konnte den typischen Gestank der Abgase nicht ausmachen... wo war er nur gelandet...? Langsam bekam er die Kontrolle über seinen Körper wieder, drehte sich mühsam und keuchend auf die Seite. Jetzt nahm er seine Umgebung auch deutlicher wahr, trotz der immensen Kopfschmerzen die ihn noch plagten. Ein Wald...wie kam er nur in einen Wald...? Oder halluzinierte er schon, war er doch tot...? Ein jäher Schmerz überzeugte ihn doch, dass er noch lebte. Wer tot ist, spürt keinen Schmerz der einem fast den Magen umdreht. Er keuchte, schaffte es dann aber sich aufzurichten. Auf allen vieren hockte er im Gras, atmete schwer und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Alles drehte sich um ihn herum, was sein Vorhaben auf die Beine zu bekommen nicht grade erleichterte. Nach einiger Zeit schaffte er es, sich endlich auf die Beine zu stellen. Ein naher Baum bot ihm dabei eine passende Stütze. Er dachte nach...das letzte was er noch bewusst wahrgenommen hatte, war der Sturz, der Aufprall auf das Auto und dann wie sein Verfolger sich buchstäblich in Luft auflöste...und jetzt war er hier? Mit einer Hand rieb er sich über das Gesicht. „So ein Mist...“ meinte er nur leise, sah sich dann um. Nichts in diesem Wald kam ihm vertraut vor... Nichts woran er sich hätte orientieren können. Zumindest nicht, wenn er hier auf dem Boden bleiben würde. Er bräuchte eine erhöhte Position um sich einen Überblick verschaffen zu können. Doch würde sein lädierter Körper eine Kletterpartie mitmachen...? Kurz sah er über sich in den Baum. Riskieren könnte er es...aber wenn er fällt, wäre das sicherlich nicht besonders hilfreich für die Heilung seiner Wunden. So entschied er sich erst einmal gegen das Klettern und blieb auf dem sicheren Boden. Dieser wankte ihm schon genug aufgrund seiner Kopfschmerzen. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, bewegte sich unsicher durch den Wald. Noch nie war er dermaßen unsicher auf den Beinen gewesen... er war froh, dass es in dem Moment keiner mitbekam, dass er wie ein hilfloser Welpe durch den Wald tappste. Immer noch ohne einen Schimmer wo er genau steckte, bewegte er sich durch den Wald, taumelte von einem Baum zum nächsten. Lief er im Kreis? Er konnte es nicht genau sagen, als er erschöpft zusammenbrach. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er war wütend auf sich selbst, über seine eigene Unfähigkeit. Als er jedoch aufblickte erstarrte er in der Bewegung. „Das...ist doch...“ meinte er leise, als er seinen geschundenen Körper zum aufstehen zwang. Der Baum! Derselbe Baum der auch auf dem Grundstück stand was er sein Zuhause nannte... aber wo ist das Haus? Wo der alte Schuppen...? Er hatte 16 Jahre auf dem Grundstück verbracht, den Baum würde er unter tausenden wiedererkennen. Oft genug hat er sich auf den dicken Ästen hingesetzt und ausgeruht, alle Sorgen vergessen die ihn je plagten. Mit unsicheren Schritten bewegte er sich auf den Baum zu...berührte die alte, raue Rinde. Dieses Gefühl der Entspanntheit welches er immer empfand wenn er bei diesem Baum war, spürte er auch jetzt... und doch war da dieser Gedanke, es sei nicht richtig...das alles hier sei nicht richtig. Wenn das der Baum ist, wo ist der Rest? Suchend sah er sich um, konnte jedoch außer Wald nichts wahrnehmen. Langsam breitete sich Verzweiflung in ihm aus. Wo war er...und wie kam er wieder nach Hause...? Mit dem Rücken an den Baum gelehnt sank er zu Boden, gewährte seinen zitternden Beinen Ruhe. Okay, jetzt nochmal langsam... ich hatte mich abends in die Stadt geschlichen, weil ich bei dieser Feier dabei sein wollte...da kam ich nie an, weil da dieses Ding plötzlich Jagd auf mich machte... dann das Hausdach, der Sturz...Die Wunden die dieses Viech verursachte... Seine Hand glitt über seinen Oberkörper. Seine Haut zeigte keinerlei Spuren mehr von diesem Angriff, lediglich sein zerfetztes und mit Blut beschmiertes Oberteil zeigte, dass er dort wohl heftiger erwischt wurde... ...der Aufprall auf das Autodach...ich hab gedacht ich geh drauf...und jetzt wach ich auf...und bin hier? In einem Wald...und hier ist der Baum, der eigentlich neben dem Haus stehen sollte... Sein Blick glitt nach oben, zwischen den dicken Ästen hindurch zur Baumkrone, die sich leicht im Wind bewegte. ...und das Haus ist nicht mehr da... Die ganze Stadt ist nicht mehr da... wo zur Hölle bin ich...? Er atmete tief ein, rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Wieder dachte er ob er tot sei, aber dafür fühlte sich das alles zu real an. Der warme Wind, das Rascheln der Blätter... das konnte nicht einfach nur ein Produkt seiner Fantasie sein. Langsam fuhr er sich nun auch durch die langen schwarzen Haare, die für einen Kerl definitiv zu lang waren, und sah dann wieder nach oben in die Baumkrone. Wenn er hier unten keinen Anhaltspunkt finden würde, dann vielleicht doch von da oben aus. Langsam stand er wieder auf, sein Körper schmerzte noch, aber weitaus weniger als vorher, und auch die Kopfschmerzen waren erträglicher geworden. Noch immer etwas unsicher begann er, den Baum hinaufzuklettern. Weit oben in der Baumkrone hielt er sich doch fester als gewöhnlich an einem Ast fest. Das leichte schwanken der Äste war kombiniert mit seinen Kopfschmerzen keine gute Mischung, und einen weiteren Sturz auf seinen Rücken wollte er nicht riskieren. Sein Blick glitt nun langsam und überrascht über den Wald... weit und breit kein Anzeichen der Millionenmetropole Tokyo... Er seufzte: „Na toll...viel mehr hat das jetzt auch nicht gebracht...“ Doch dann sah er leichte Rauchfahnen. Er versuchte mehr zu erkennen, sah dann dass es eine Ansammlung von kleineren Hütten war. Es war vielleicht nicht Tokyo, aber Hütten bedeuten Menschen, und die könnten ihm vielleicht weiterhelfen. Auch wenn er sich schon wunderte, warum anstelle von großen Häusern und Straßen so ein kleines mickriges Dorf stand. Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg gen sicheren Boden. Die letzten zwei Meter ließ er sich einfach fallen, auch wenn seine Beine das mit sofortigem Kraftverlust quittierten, weswegen er etwas unsanft auf dem Bauch landete. Leise grummelnd richtete er sich wieder auf, und begab sich dann in die Richtung wo er das Dorf ausgemacht hatte. Mit jedem Schritt wurde er sicherer, seine Kopfschmerzen waren zwar immer noch vorhanden, störten ihn aber nicht weiter. Zumindest hatte er nicht mehr das Gefühl, auf einem Schiff bei meterhohen Wellen zu stehen. Auf dem Weg in Richtung dieses Dorfes, welches er gesehen hatte, dachte er über verschiedene Dinge nach. Allen voran, wie er hierher gekommen ist und wo genau dieses „hier“ ist... Daran, wie die Dorfbewohner auf ihn reagieren würden, so blutverschmiert wie er war, verschwendete er nicht einen einzigen Gedanken... Kapitel 3: Im Hier und Jetzt ---------------------------- Das Dorf kam langsam näher. Er war immer noch in Gedanken versunken, bekam nicht mit, dass einige Dorfbewohner auf den Feldern schon aufmerksam wurden. Er hatte auch keinerlei Ahnung, dass er verängstigend auf die Leute wirkte, mit all dem getrockneten Blut in seinem Gesicht und auf seinem Oberkörper. Als er den Blick hob bemerkte er endlich die Leute auf den Feldern, zuckte aber auch zeitgleich erschrocken zurück. Er hatte nicht mitbekommen, dass er sich dem Dorf schon so weit genähert hatte. Tief atmete er durch um sich zu beruhigen, wandte sich dann an die ersten Leute. Diese jedoch wichen zurück und schienen in jäher Panik Richtung Dorf zu fliehen noch ehe seine Fragen aussprechen konnte. Verwirrt sah er den Menschen hinterher... „...was zum...?“ dachte er sich nur bei sich. Eine laute Stimme riss ihn aus den Gedanken: „Hey! Wer bist du und was machst du hier?!“ Der Angesprochene sah auf, erblickte eine Gestalt, die für ihn nicht seltsamer hätte sein können, noch dazu die Hand an einem Schwert. Es sah nicht grade aus als wenn das eine freundliche Begrüßung wäre... „...the fuck...“ meinte er nur leise, mehr zu sich selbst, doch er unterschätzte die Reichweite des Gehörs seines Gegenübers... zwischen ihnen lagen sicherlich bis zu zehn Meter, und doch bemerkte er, dass sein Gegenüber aufhorchte. Ein Knurren folgte kurz darauf. „Ich wiederhole mich nur ungern: Wer bist du, und was machst du hier?!“ Die Hand um den Schwertgriff versteifte sich etwas und es war nicht anzunehmen, dass es bei einer friedlichen Unterhaltung bleiben würde. Der angesprochene hob beide Hände abwehrend hoch, langsam und vorsichtig... er wollte keinen Kampf provozieren, nicht wo ihm der Sturz immer noch in den Knochen steckte. Noch dazu schien sein Gegenüber weitaus erfahrener zu sein... „Sachte... ich wollte nur etwas fra-“ weiter kam er nicht, da der andere schon mit einem enormen Sprung die Distanz zwischen ihnen überbrückte und plötzlich vor ihm stand. Bevor er wusste was geschah, fand er sich auf dem Boden hockend wieder, ein Schwert an seinem Hals welches eindeutig so in dieser Form niemals in die zugehörige Schwertscheide gepasst hätte. Wenn es zur Einschüchterung dienen sollte, so wurde dieses Ziel erreicht... „Also nur mal zum mitschreiben: ich stelle hier die Fragen, und du antwortest...“ meinte der Schwertkämpfer nur, während er den Druck gegen die Kehle des Jüngeren verstärkte. Dieser merkte die Kraft die dahinter steckte, merkte allerdings auch, dass derjenige sich noch zurückhielt, scheinbar wusste wie weit er gehen konnte ohne ihn zu verletzen. Er wollte grade antworten als ein Schmerz wieder durch seinen Körper zuckte, ihm schwindlig wurde... Die Klinge an seiner Kehle wurde entfernt. „...du bist kein Dämon, allerdings auch kein Mensch...“ kam dazu nur die sachliche Erklärung als die extrem verbreiterte Klinge wieder Platz in der Schwertscheide fand. „Und du bist verletzt, wie es scheint...du siehst aus als hättest du dich in Blut gewälzt...“ Ein Seufzen. „Kein Wunder dass die Dorfbewohner erst einmal dachten du wärst ein Dämon...was allerdings immer noch nicht ganz erklärt, wer du bist, und was du willst...“ Himmel, der redet lange wenn der Tag lang ist...und was soll das Gequatsche über Dämonen...? Gibt es solche überhaupt...obwohl...das eine Vieh was mich jagte könnte ganz gut in diese Sparte passen...und wer...beziehungsweise was ist der überhaupt...? Der Jüngere sah sein Gegenüber nun verwirrt an, in seinem Gesicht konnte man deutlich lesen dass er mit der Situation überfordert schien und schmerzen hatte. Rote altertümliche Kleidung, dieses seltsame Schwert...lange silberne Haare, goldene Augen... und das was ihn am meisten verwirrte... Hundeohren. Dieser Typ vor ihm war ganz und gar nicht menschlich. „...Du bist auch kein Mensch...“ so langsam fand er seine Stimme wieder. „Keh, Blitzmerker...Hast ja nen schlimmen Hieb auf den Kopf bekommen um das nicht direkt zu erkennen...“ kam nur als freche Antwort. Kurz darauf wandte sich die rotgekleidete Gestalt ab, sah hinter sich zum Dorf wo jetzt langsam eine alte Priesterin auftauchte: „Inuyasha...! Was ist hier los...?“ „Nichts...der Kleine hier dachte nur er könnte einfach so ins Dorf spazieren, so wie der aussieht hat er erst einmal die ersten paar Leute erschreckt die er gefunden hat...“ antworte der Angesprochene. Der Jüngere hockte immer noch auf dem Boden, sichtlich verwirrt. Die alte Priesterin seufzte nur. „Wie immer mit dem Kopf durch die Wand...“ Dann sah sie zu dem jüngeren, von schmerz geplagten Jungen, der noch immer auf dem Boden saß, wie in dem Moment als er rücklings auf den Hintern fiel und die Schwertklinge am Hals spürte. „Kein Mensch, aber auch kein Dämon...“ meinte sie nachdenklich, sah dann aber wissend Inuyasha an. Das konnte ja nur eines bedeuten: ein Halbdämon. Inuyasha jedoch wandte sich mit einem lauten „Keh!“ ab... er war zum Schutz des Dorfes da, nicht um sich über irgendwelche dahergelaufenen Halbdämonen zu kümmern. Er hatte sich in den letzten sechzehn Jahren immer mehr zurückgezogen. Und er würde jetzt nicht anfangen sich in das Leben im Dorf einzumischen. Die alte Priesterin sah Inuyasha nach, wie er zwischen einigen Häusern verschwand. Dann sah sie zu dem Jüngeren, der noch immer auf dem Boden hockte, scheinbar Probleme mit der Atmung habend. „Ich hoffe, er war nicht zu grob zu dir... komm erstmal mit...du scheinst ein Hanyou wie Inuyasha zu sein...?“ Der Angesprochene sah nur auf, in das Gesicht der alten Priesterin. „...Hanyou...?“ meinte er nur verwirrt. Ein Halbdämon? Er? Gut, seine Mutter hatte oft gemeint, er sei etwas besonderes, er sei nicht wie normale Menschen, aber nun halb dämonisch zu sein ist doch zu viel des Guten. Dennoch stand er vorsichtig auf und folgte der alten Priesterin in ihre Hütte, argwöhnisch beäugt von Inuyasha der seinen Beobachtungsposten in einem nahen Baum bezogen hatte. In der Hütte kümmerte sich die alte Priesterin um den geschundenen Rücken des schwarzhaarigen Jungen. Er lag auf dem Bauch, das zerfetzte Oberteil über den Kopf gezogen. Sein Rücken sah alles andere als gut aus... Grüne und blaue Stellen zeigten auf seinem Rücken wo Knochen gebrochen und Muskeln gerissen waren. Bis auf die schmerzenden Blutergüsse und verspannten Muskeln war allerdings kaum noch was zu merken. Während sich die alte Priesterin, die sich als Kaede vorgestellt hatte, um seinen Rücken kümmerte und dort irgendeine Paste auf seine Haut rieb, dachte er selbst nach. Über diesen Inuyasha, diese seltsame Welt, warum sein zuhause weg war, und allen voran, was es mit diesem Halbdämon-Gequassel auf sich hatte. Er seufzte, entschloss sich dann aber dazu die alte Kaede zu fragen. „...Tokyo...ist nicht hier, oder...?“ Seine Stimme war leise und verunsichert. „Tokyo...?“ wiederholte Kaede nur erstaunt. Irgendwoher kannte sie diesen Namen. Dann fiel es ihr wieder ein, auch Kagome hatte ganz am Anfang nach Tokyo gefragt gehabt! War dieser Junge aus derselben Welt wie Kagome...? „Nein... aber ich glaube ich weiß, was du meinst... da gibt es nur ein Problem...“ Kaede seufzte. Wie sollte sie das nun erklären...? Dieser Junge kam aus Kagomes Zeit, und doch schien er von Zeitreisen keinerlei Ahnung zu haben. Aber ein Hanyou in Kagomes Zeit? Eher, aus Kagomes Zeit? Das wurde immer verrückter... In dem Moment betrat Inuyasha die Hütte, er hatte von draußen die Unterhaltung mitbekommen. Er wusste, dass Tokyo Kagomes Heimatwelt war... er war oft genug da gewesen, kannte den Gestank der fahrenden Eisenkisten. Warum hatte er das nicht vorher gerochen? Dieser Gestank klebte an dem Jungen...überdeckte einen anderen Geruch den er nur vage wahrnehmen konnte, aber doch erkannte. „Du kennst Kagome...“ meinte er daraufhin nur. Der jüngere schaute erstaunt zu dem silberhaarigen Hanyou auf, der sich grade ziemlich ungeniert an der Wand niederließ. Bildete er sich das nur ein oder ist da ein Tacken Wut im Gesicht des Hanyou zu sehen...? Aber Wut, worüber...? „Antworte!!“ knurrte Inuyasha. „Ich kenne sie...“ meinte der jüngere daraufhin leise, merkte wie sich der Körper des älteren Hanyou merklich anspannte. Kaede hielt sich vorsorglich raus. Inuyasha war schon seit sechzehn Jahren nicht mehr gut auf Kagome zu sprechen, verschwand sie doch eines Tages spurlos. Der Schwarzhaarige seufzte nur. „Beziehungsweise... kannte...“ meinte er leise und sah zur Seite weg. Es war nun fast 7 Jahre her, als der Unfall geschah... „Was soll das heißen... kannte?!“ knurrte Inuyasha, der schon ahnte dass es keine guten Nachrichten geben würde. Die nächsten Worte des jüngeren ließen in Inuyasha das Blut gefrieren. „...sie lebt nicht mehr...“ Der Schwarzhaarige seufzte nur...er hatte den Unfall überlebt weil er anders war, stärker war. Er war damals noch ein Kind, doch schon stärker als so manch Erwachsener. Seit dem hatte er sich den Regeln oft widersetzt... nun, die Folgen sah man ja an seinem geschundenen Rücken. „...Was soll das heißen...sie lebt nicht mehr...?“ Inuyasha hatte seine Stimme wiedergefunden, fragte nun doch recht fassungslos nach. Nach all den Jahren, wo er hoffte Kagome wiederzusehen ist die einzige Antwort nur, dass sie nicht mehr lebt...? „Es geschah vor sieben Jahren...ich weiß noch dass ich weggelaufen war...sie folgte mir, wollte mich zurückholen...dann der Unfall...“ Der Jüngere ballte die Hände zu Fäusten bei der Erinnerung. „...sie starb...ich überlebte...es hätte umgekehrt sein sollen! Es war mein verfluchter Fehler!“ Zersplitterndes Holz lenkte die Aufmerksamkeit des Jüngeren wieder auf Inuyasha. „Sei ruhig!!“ knurrte er, sah den jüngeren wütend an, die Faust zog er grade wieder aus den Holzpanelen des Bodens heraus. „Du lebst! Du solltest dankbar dafür sein! Sie hat dich nicht grundlos beschützt...also stirb gefälligst auch nicht grundlos!!“ Mit diesen Worten sprang der Hanyou wieder auf die Beine und verschwand aus der Tür heraus. Der Jüngere sah nur verwirrt hinterher...hatte dieser ungehobelte Kerl ihn grade aufmuntern wollen? Kaedes Stimme holte ihn wieder aus den Gedanken. „Inuyasha mag vielleicht etwas grob erscheinen...aber er hat ein gutes Herz...Kagome hatte ihm viel bedeutet, er muss das jetzt erst einmal verdauen...“ meinte sie, während die in dem Topf herumrührte der über der kleinen Feuerstelle hing. Es roch stark nach Eintopf, bemerkte der Jüngere. Mit einem Seufzen stand er auf, sah kurz zu Kaede. „Vielen Dank...“ meinte er mit einer kleinen Verbeugung, was sich auf die Versorgung seiner Wunden bezog, und verließ dann ebenfalls die Hütte. Kaede musste nur lächeln. Der Jüngere sah sich vor der Hütte fragend um. Auf seine Fragen, wo er genau ist hat er immer noch keine Antwort erhalten...aber vielleicht bekam er die ja von diesem Inuyasha. Immerhin kannte dieser ja Kagome...scheinbar auch mehr als er zugeben wollte. Der Schwarzhaarige machte etwas rotes in der Baumkrone eines nahegelegenen Baumes aus und ging darauf zu. Ein genervtes Grummeln war zu hören, für den Jüngeren ein Zeichen, dass er nicht besonders erwünscht war. Er jedoch ignorierte es, und setzte sich an den Baumstamm, sah den Dorfbewohnern bei ihrer typischen Arbeit zu. Unweigerlich musste der Schwarzhaarige lächeln... er sah hinauf, wo er Inuyasha vermutete. „Weißt du... Kagome sagte einmal... man lebt im Hier und Jetzt...man sollte jeden Tag genießen...sie meinte, sie hätte das erkannt als sie an einem besonderen Ort war...ein Ort, wo die Zukunft und die Vergangenheit nicht wichtig wären...weil der Moment zählte...“ Inuyashas Ohren zuckten. An diese Worte konnte er sich auch erinnern...Kagome meinte dies auch einmal zu ihm... „Aus diesem Grund, sollte man sich über jeden Tag freuen...“ beendete Inuyasha den Satz des Jüngeren. Dieser lächelte nur leicht. Der Hanyou sah nun zu ihm hinunter... „...wer bist du...“ meinte er nun leise, und ohne jegliche Aggression... Der Jüngere antwortete nach kurzer Zeit, wo er wieder zu den Dorfbewohnern blickte. „...mein Name ist Yaiko...“ Kapitel 4: Das Herz eines Menschen ---------------------------------- Die Wunden des Schwarzhaarigen heilten erstaunlich schnell. Kaede war sich demnach sicher dass auch in diesem Jungen dämonisches Blut floss. Er jedoch antwortete nie darauf, wusste er selbst nicht einmal die Antwort. Inuyasha hielt sich seit dem letzten Gespräch von ihm fern, warum wusste er ebenso wenig. Nun ging der junge Schwarzhaarige gedankenversunken durch den Wald. Irgendwie war er ja in diese merkwürdige Welt gekommen. Also muss es auch einen Weg zurück geben... an der Stelle wo er aufwachte blieb er stehen. Nein, hier konnte er keinen Hinweis auf den Rückweg in seine Welt, sein Zuhause finden. Er seufzte und fuhr sich einmal durch die langen Haare, die bis circa zur Mitte seines Rückens fielen. Gab es keinen Weg zurück...? Er verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, nahm langsam einen Anhänger der Dogtags die er trug in die Hand. Nachdenklich drehte er den Anhänger zwischen den Fingern hin und her, dann seufzte er. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn erschrocken herumfahren. „...Ach...du bist es...“ meinte er leise, als er Inuyasha erblickte. Dieser sah den jüngeren nur kurz an, sah dann zur Wiese, wo er noch deutlich das Blut des jüngeren riechen konnte. „Bist du hier aufgewacht...?“ Diese Frage verdiente keine Antwort, das wusste auch der Schwarzhaarige. Immerhin kannte Inuyasha wohl schon die Antwort. Dieser sah Yaiko dann nun auch wieder an. „...wenn du hier im Dorf bleiben willst...mach dich nützlich...“ knurrte Inuyasha, bevor er weiter über die kleine Lichtung ging und auf der gegenüberliegenden Seite zwischen den Bäumen verschwand. „...mach dich nützlich...“ äffte der jüngere nach, knurrte dabei. „...was ein arrogantes Arschloch...“ „Das hab ich gehört!!“ kam die prompte Antwort aus dem Wald, was den jüngeren zusammenzucken ließ. Wie gut kann der eigentlich hören, dachte sich Yaiko, und begann Inuyasha zu folgen. Wie sollte er sich hier nützlich machen? Auf welche Weise? Er hatte doch absolut keine Ahnung von diesem einfachen Leben. Es dauerte nur ein paar Sprünge ehe Yaiko den älteren Hanyou wieder eingeholt hatte. Bildete er sich das nur ein, oder wartete Inuyasha sogar auf ihn...? „Dann sag mir, wie!““ knurrte Yaiko. „Folg mir einfach...“ meinte Inuyasha nur und ging weiter. Er war auf seiner üblichen Patrouille durch den Wald, um Dämonen vom Dorf fernzuhalten. Wie immer schweiften Inuyashas Gedanken dabei ab... Viel zu spät bemerkte Inuyasha, dass etwas anders war als sonst. Als er stehen blieb, lief der Jüngere ihm beinahe in den Rücken. Sie hatten sich weiter vom Dorf entfernt als sonst üblich... war er zu sehr in Gedanken gewesen? Angespannt blieb Inuyasha auf der Lichtung stehen...seine Hundeohren zuckten aufmerksam. Er war schon oft Dämonen begegnet, hatte schon oft Kämpfe bestritten, auch oft genug nah an der Grenze zur Niederlage. Doch dieses Mal war etwas anders...das spürte der erfahrene Halbdämon. Auch der Jüngere bemerkte nun etwas was ihn erstarren ließ... dieselbe Aura die er spürte bevor er gejagt wurde. Konnte es sein...? Er nahm Inuyasha nicht wahr, der ihm irgendwelche Warnungen zu rief... sein Körper schaltete auf Flucht, Flucht vor dem was kommen würde, würde er hier länger herumstehen. Inuyasha bemerkte das Zittern was durch den Körper des Jüngeren ging und es gefiel ihm überhaupt nicht. Er konnte die bedrohliche Aura spüren, wusste instinktiv, dass dieser Dämon dessen Energie grade den Wald erfüllte, ein ganz anderes Kaliber war als die, die er sonst vertrieb. Er allein hätte kein Problem gegen diesen Dämon anzukommen, aber dieses unerfahrene halbe Kind bei ihm...hoffentlich machte der keinen Fehler. Er war es nicht mehr gewohnt, auf andere mit aufzupassen...kämpfte er zu oft in den letzten sechzehn Jahren allein. Wie sollte er jetzt richtig kämpfen können, müsste er auf diesen zitternden Feigling mit aufpassen? Trotz der Erkenntnis, dass dieser Kampf schwierig werden würde, zog er Tessaiga. Die Klinge verbreiterte sich rasch, schien im dunklen Wald leicht zu leuchten. Er war noch nie der Typ, der leicht aufgab. Der Jüngere wurde durch Tessaiga aus seiner Starre gerissen, atmete aber schneller und flacher als sonst. Sein Puls raste, sein ganzer Körper wollte nur noch eines: weg! Und zwar ganz schnell. „Keh...wenn du fliehst, bringt dich das nur in eine beschissene Position...“ hörte der Jüngere Inuyashas Stimme, „egal was du tust...renn nicht weg...ich krieg das schon hin!“ Yaiko sah erstaunt zu dem älteren Hanyou...sowas wie Angst schien der nicht zu kennen. Ein verrücktes Kichern hallte durch den Wald... „Ohje, Ohje...glaubt ihr allen Ernstes, ihr hättet eine Chance...?“ Eine Gestalt zeigte sich nun zwischen den Bäumen... fledermausartige Flügel leicht zusammengefaltet an den Seiten seines Körpers. Die Hände zu Klauen mit langen Krallen verformt, das Gesicht eine verzerrte Maske, das Grinsen entblößte scharfe Fangzähne. Inuyasha antworte nur mit einem Knurren. „Gegen dich halben Wicht, auf alle Fälle!!“ knurrte der Halbdämon, stellte sich dabei vor den Jüngeren, Tessaiga schräg vor sich haltend. Der seltsame Dämon lachte nur auf: „Jeder weiß...dass du nicht mehr so stark bist...du bist alleine...keine Freunde, keine Familie...niemanden den du beschützen kannst...“ „Bastard...“ entgegnete Inuyasha nur, der Griff um Tessaiga wurde fester. Er hasste es wenn man dieses Thema ansprach... der ältere Hanyou sprang vor, Tessaiga über sich erhoben, bereit zuzuschlagen. Ein Stoß von der Seite brachte ihn aus dem Gleichgewicht, verhinderte dass er den Angriff ausführen konnte. „Was zum?!“ verwirrt sah der Halbdämon zu den Jüngeren, der ihn zur Seite gestoßen hatte. Warum hatte er sich eingemischt? In den Augen des Jüngeren lag etwas wie eine Warnung...wusste er etwas, was er selbst übersehen hatte? Yaiko wusste worauf der Dämon abzielte...hatte er doch schon eine Begegnung schmerzlich hinter sich. Er attackierte das Herz...die Gefühle. Das Wichtigste was man besaß nur um einen dann in totaler Angst zurückzulassen und zu zerstören. Der Jüngere sah kurz zu Inuyasha, der ihn mehr als verwirrt ansah, sah dann zu dem Dämon. Wieder kamen die Erinnerungen hoch, die der Dämon in ihn schon vorher wachgerüttelt hatte...all die Angst, all der Hass und die Einsamkeit. Er wollte nicht, dass auch Inuyasha so angegriffen wurde... bot er selbst dem Dämon doch das leichtere Ziel. Mit einem leisen Knurren wandte sich der Jüngere ab und rannte in den Wald, der Dämon folgte ihm. Die Flüche, die Inuyasha von sich gab hörte er nicht mehr. Er ließ den Wald nach kurzer Zeit hinter sich, rannte nun über offenes Gelände. Hier war wenig Deckung und er bot ein gutes Ziel... im gleichen Moment verfluchte er sich dafür, auf offenes Gelände gerannt zu sein. Er konnte den Flügelschlag des Dämons hinter sich hören, Panik stieg wieder in ihm auf. Yaiko wusste, dieser Dämon spielt mit dem Herzen...mit den Gefühlen. Liebte es, wenn seine Opfer voller Angst und Panik waren. Kurz sah der Schwarzhaarige hinter sich, konnte den Dämon aber nicht mehr ausmachen. Im gleichen Moment sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung vor sich...und wusste, zum Abbremsen ist es zu spät... Inuyasha knurrte nur. So viel Dummheit kann doch gar nicht in einem einzigen Körper stecken! Er hätte es mit diesem Dämon aufnehmen können, gegen Tessaiga wäre der nicht angekommen. Und dann kommt dieser unerfahrene Kerl und stößt ihn zur Seite! Mit einem Knurren schob Inuyasha Tessaiga zurück in die Schwertscheide. Dass er von einem Youkai auch einfach so links liegen gelassen wird, ist er nicht gewohnt... Sollte er diesem Vollidioten nun folgen oder nicht...? Wäre ja seine eigene Schuld, sollte der draufgehen. Tief atmete der Halbdämon ein. Wenn Kagome noch bei ihm wäre, würde sie ihn jetzt wahrscheinlich zu Boden schicken, weil er nichts unternimmt. Er griff an die Kette, die er immer noch um den Hals trug... die Wirkung der Kette brauchte er schon lange nicht mehr zu fürchten, und ablegen konnte, wollte er sie auch gar nicht. War diese Kette doch das einzige was eine Verbindung zu seiner Vergangenheit, zu Kagome bot. „Keh...“ meinte Inuyasha nur leise, machte sich dann mit einem Knurren an die Verfolgung des scheinbar Hirnlosen und des Dämons. Es brauchte nur ein paar Sprünge für den Halbdämon um den Wald hinter sich zu lassen. Die Spur, die der Jüngere auf seiner Flucht hinterließ war nicht zu übersehen...abgebrochene Äste, zertretenes Gestrüpp. Der hatte wohl nie gelernt wie man sich in einem Wald fortbewegt, da waren sogar die Menschen aus dem Dorf besser. Auf der Wiese hielt er an, zog prüfend die Luft ein. Knurrend erkannte er den Geruch von Blut... hatte sich dieser Vollidiot einholen lassen? Wieder zog er Tessaiga, die Klinge verbreiterte sich sobald sie die kraftunterdrückende Schwertscheide verließ. Wachsam ging Inuyasha ein paar Schritte weiter durch das kniehohe Gras, bis er in etwas warmes, feuchtes trat. Der Hanyou blieb stehen, erkannte, dass er in eine Pfütze aus Blut getreten war. „Verdammt...“ meinte der Halbdämon nur, sah sich suchend um. Seine Hand umschloss den Griff seines vertrauten Schwertes fester... sollte er wieder versagt haben? Eine Bewegung rechts von ihm brachte ihn aus seinen Gedanken. Mit einem Sprung war er zu der Stelle gesprungen, wo er die Bewegung gesehen hatte. Es war der Jüngere, der vor ihm blutend im Gras lag. Trotz der Verletzung atmete Inuyasha erleichtert aus, das Heben und Senken des Brustkorbes des Jüngeren verriet, dieser war noch am leben, wenn auch nicht ganz bei Bewusstsein. „Idiot...“ meinte Inuyasha leise, „wie soll man auf dich aufpassen, wenn du wegrennst...“ Ein Instinkt ließ den Hanyou umdrehen. Als er den Grund sah, knurrte er... diese halbe Portion von einem Dämon stand selbstgefällig grinsend auf der Wiese. Aber dem würde er das Grinsen schon noch austreiben. Er hob Tessaiga leicht an, spürte das Pulsieren des Schwertes... scheinbar schien es sich zu freuen... und Inuyasha wusste auch wieso. Er kämpfte das erste Mal seit sechzehn Jahren wieder, um zu beschützen... Diese Erkenntnis gab ihm neue Kraft. „Kaze no Kizu!!“ Und der geballten Energie der Windnarbe konnte der Dämon nichts mehr entgegensetzen... was blieb waren tiefe Furchen in der Erde. Erschrocken fuhr der Schwarzhaarige hoch, tiefer Schmerz durchzog seinen Körper kurz darauf. Mit einem erstickten Keuchen fiel er wieder zurück auf den Rücken. Seine Atmung war flach und schnell... deutliches Zeichen für den Schmerz. Langsam tastete er über seinen Bauch... das letzte woran er sich erinnern konnte war, wie die scharfen Klauen des Dämons durch seinen Körper drangen, ihm den Bauch aufrissen... aber Moment? Jetzt fühlte er Bandagen um seinen Bauch gewickelt... merkte, dass er gänzlich oberkörperfrei war. Das einzige was er noch fühlte war das kalte Metall der Dogtags, die er immer um den Hals trug. Jetzt sah er sich langsam um... er war wohl wieder in Kaede's Hütte, aber wie kam er dorthin? Und was geschah als er, wieder einmal, bewusstlos war? Leise vernahm er Schritte von draußen, merkte wie kurz darauf der Vorhang der als Tür diente zur Seite geschoben wurde. Die rotgekleidete Gestalt hielt kurz inne, wandte sich dann an jemanden hinter ihn. „Der Idiot ist wach...“ meinte Inuyasha nur, kurz darauf vernahm man Kaede's Stimme. „Ein Glück...seine Wunden waren schwer...“ Nun betrat auch Kaede die Hütte, setzte sich sogleich neben den Verwundeten. „Du hattest Glück... Ich konnte die Blutung rechtzeitig stoppen...bedank dich bei Inuyasha, ohne ihn wärst du jetzt wahrscheinlich tot...“ meinte Kaede, während die die Töpfe mit verschiedenen Pasten und Salben sortierte. Sie hatte einiges aufgebraucht, und würde bald wohl neue Kräuter brauchen... Mit einem lauten „Keh!“ verschwand der Genannte in dem Moment wieder aus der Hütte. Yaiko sah ihm nach... „Ich glaube kaum...dass er mich besonders mag...“ meinte er mit zittriger Stimme. Er hatte immer noch Schmerzen... Kaede lächelte nur weise. „Keine Sorge... er mag vielleicht von außen her grob erscheinen...aber er hat das gute Herz eines Menschen...er kann nur nicht so gut mit Gefühlen umgehen...“ Kapitel 5: Und das Blut eines Dämons ------------------------------------ Yaiko verbrachte einige Tage in Kaede's Hütte. Die Wunden waren schwer und brauchten einige Zeit zu heilen. Auch wenn es jetzt langsam wieder bergauf ging, der Schwarzhaarige ließ es ruhig angehen, so wie auch jetzt. Er saß neben dem Eingang der Hütte in der Sonne, den Rücken an die Wand der Hütte gelehnt. Die Augen geschlossen genoss er die Wärme der Sonne. In den letzten Tagen hatte er genug Zeit gehabt über vieles nachzudenken... zu einem Ergebnis, wo er genau hier war kam er allerdings immer noch nicht. Er hatte oft genug versucht etwas aus Inuyasha herauszubekommen, doch dieser blieb stur. Und Kaede wollte nichts sagen, bevor Inuyasha nicht von sich aus anfing. Ein Schatten legte sich über ihn, und er öffnete verwirrt die Augen. Vor ihm stand der sture, silberhaarige Halbdämon. Und besonders erfreut war er nicht... „Keh...du faulenzt hier, und ich mach die ganze Arbeit...?!“ Arbeit? Was denn für eine Arbeit? Der Jüngere war verwirrt... er knurrte als Antwort. „Hey...reg dich ab...ich hab keine Ahnung was du von mir willst!“ „Glaubst du etwa, das Dorf beschützt sich von alleine?!“ meinte Inuyasha, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. „Was bringt dich dazu zu glauben, ich könnte das Dorf vor diesen seltsamen Monstern beschützen?!“ entgegnete der Schwarzhaarige aufgebracht, richtete sich nun etwas mehr auf, bereit aufzuspringen. Sollte dieser seltsame Typ ihn noch weiter so anpflaumen, würde vor einer Prügelei nicht zurückschrecken. „Ganz einfach...du bist kein Mensch!“ Diese paar Wörter brachten das Fass zum überlaufen. Yaiko sprang auf die Beine, schneller als es ein Mensch gekonnt hätte. „Mir reichts!! Ständig faselst du irgendwas von wegen, ich sei kein Mensch... ich habe keine Ahnung, was du von mir willst! Und dieses seltsame Halbdämonen-Zeug interessiert mich auch nicht!“ Er knurrte...doch Inuyasha war unbeeindruckt stehen geblieben. Dieser Halbwüchsige wäre keine ernste Gefahr für ihn. „Erst einmal...deine Reflexe sind weitaus besser als die eines gewöhnlichen Menschen... dann überlebst du Verletzungen, die einen Menschen zweimal hätten töten können... und du bist immer noch der Meinung, du wärst vollkommen menschlich?“ erklärte Inuyasha seelenruhig. Nein...menschlich war dieser Junge vor ihm nur äußerlich. Dieser wusste nun nicht mehr, wie er antworten sollte... „Ich habe doch selbst keine Ahnung!“ meinte er deshalb nur, und wandte sich ab, ging an Inuyasha vorbei auf den Weg der durch das Dorf führte. Hatte Inuyasha in gewisser weise doch recht? War er nicht vollkommen menschlich... war da noch etwas anderes? Das würde zumindest seine Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer erklären, die weit über dem eines normalen Menschen liegt. Der Jüngere blieb verwirrt stehen... dann seufzte er und drehte sich zu Inuyasha um. „Dann...was genau bin ich...wenn kein Mensch...?“ fragte er leise, und Inuyasha seufzte nur. „Komm mit...“ erwiderte Inuyasha, und ging auf den Wald zu. Er wollte zum Heiligen Baum... ein Ort mit dem er viele Erinnerungen verband... Der Jüngere folgte ihm verwirrt. Was sollte das jetzt? Er wurde aus diesem sturen Halbdämon nicht schlau... Beim heiligen Baum sah er in die Baumkrone. Er mochte diesen Ort, ebenso wie Inuyasha der grade auf die Wurzeln des mächtigen Baumes sprang und die Hand auf eine kahle Stelle in der Rinde legte. „Dieser Baum existiert auch in deiner Welt, oder...?“ hörte der Jüngere Inuyashas Stimme, die nun nicht mehr aggressiv klang, sondern eher nachdenklich. „Ja...“ antwortete Yaiko, „er steht neben dem Haus...ich saß oft auf den Ästen, auch wenn man mir immer gesagt hatte, ich soll nicht auf Bäume klettern...“ Leises Grummeln begleitete diese Worte. Nun drehte sich Inuyasha wieder zu dem Schwarzhaarigen um. „Dieser Baum ist ein Zeitenbaum...so hat es mir Kaede zumindest erklärt... er ist die Verbindung von dieser Welt...zu Kagomes und deiner Welt...“ Der Jüngere horchte auf. Ein Baum die Verbindung zwischen zwei Welten – nein...Zeiten? Das wurde ja immer verrückter. „Erklärt aber immer noch nicht, wieso ich hier bin...“ grummelte Yaiko, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Nein...zu mal du nicht durch den Brunnen gekommen bist...“ „Welcher Brunnen...?“ Statt einer Antwort ging Inuyasha einfach weiter. Der Jüngere machte sich daran ihm zu folgen, allein in diesem Wald der vor lauter Monstern nur so wimmelt wollte er nicht sein. Er wusste, in seiner Welt, oder sollte er sagen Zeit, gab es einen Schuppen in dem ein alter Brunnen versteckt war. War dieser Brunnen auch noch hier? War er vielleicht die Verbindung zwischen den Zeiten? Nach kurzer Zeit traten beide wieder auf eine Lichtung, ein alter, halb zerfallener Brunnen war zu sehen. Inuyasha blieb stehen, sah den Brunnen mit einem Blick an, den man nicht wirklich deuten konnte. Er erinnerte sich an damals... dass dieser Brunnen die Verbindung zu Kagome war... Der Hanyou seufzte und schüttelte die schmerzlichen Gedanken der Vergangenheit von sich. Dann sah er den Jüngeren an, der neben ihm stehen geblieben war. „Dieser Brunnen ist aus dem Holz des Zeitenbaumes gebaut worden... Damals kam Kagome dadurch in meine Zeit... und mir war es möglich in ihre Zeit zu wechseln...“ Das Warum ließ er weg. Der Kleine sollte nicht wissen, dass er 50 Jahre an dem Heiligen Baum festhing, machtlos. Der Jüngere ging nun auf den Brunnen zu. „Dieses alte Ding soll so ne Art...Zeitmaschine sein...?“ fragte er verwirrt, sah zum Älteren. Dass dieser mit dem Wort Zeitmaschine nichts anfangen konnte, ließ er sich nicht anmerken. Inuyasha antwortete auch nicht, was Yaiko nur mit einem leichten Grummeln quittierte. Langsam ging der Jüngere auf den Brunnen zu. So wirklich glauben konnte er die Geschichte dieses Sturkopfes nicht. Wenn nur dieser Brunnen die Möglichkeit bot, in die andere Zeit zu wechseln, wieso kam er dann in diese Zeit nachdem er von dem Gebäude gestürzt und auf das Autodach gekracht war? Er stützte sich mit beiden Händen auf den Rand des Brunnens, blickte in den dunklen Schacht hinab. Dann sah er wieder zu Inuyasha. „Also gut...nehmen wir mal an, was du sagst stimmt... Was muss ich tun, damit mich dieser Brunnen wieder in meine Welt bringt...?“ „Ganz einfach...hineinspringen...“ antwortete Inuyasha gelassen. Sollte das funktionieren, war er diesen Halbwüchsigen los... falls nicht müsste er ihn halt noch länger ertragen. Zumindest solange, bis ein Weg in die andere Zeit gefunden war. Yaiko drehte sich mit dem Rücken zum Brunnen, setzte sich auf den Rand. „Reinspringen... ja klar, und unten angekommen brech ich mir die Füße...“ knurrte er, stützte den Kopf auf einer Hand ab. Inuyasha seufzte nur. Dieser Junge vor ihm war schwieriger zu überzeugen als Kagome. „Wenn meine Vermutung stimmt, bringt dich der Brunnen ohne Probleme wieder zurück...“ meinte er deswegen nur, erntete aber nur einen grimmigen Blick von dem Jüngeren. „Vermutung, eh... du weißt es ja selbst nicht einmal!“ knurrte Yaiko, sah dann aber wieder in den dunklen Schacht des Brunnens hinab. Sollte er es versuchen? Auf der anderen Seite dieses Brunnens wird er mit Sicherheit schon vermisst... verschwand er doch einfach so. Er seufzte, stand dann aber auf und sah zu Inuyasha, der immer noch an derselben Stelle stand. „Also gut...ich versuch es...“ meinte er, stellte sich dabei auf den Brunnenrand. Etwas mulmig war ihm schon, aber das schien bis jetzt der einzige Anhaltspunkt zu sein, wie er wieder nach Hause kam. Und noch einen Tag länger wollte er bei diesem sturen Halbdämon hinter ihm nicht sein. Generell wollte er in dieser verrückten Welt nicht sein. Vielleicht war das ganze ja auch nur ein Traum, und wenn er durch diesen Brunnen sprang wacht er in einem Krankenhaus, an diversen Instrumenten angeschlossen, wieder auf...? Ohne einmal zurückzuschauen sprang der Jüngere in den Brunnen. Ein seltsames blaues Licht umgab ihn, ehe er etwas unsanft auf dem Boden des Brunnens aufkam. „Was...war denn das...?“ fragte er sich, sah dann nach oben. Der blaue Himmel war verschwunden... dunkles Holz war stattdessen zu sehen. Verwirrt begann Yaiko, die Leiter in dem Brunnen hinaufzuklettern. Sollte dieser Halbdämon recht gehabt haben? Oben angekommen, bemerkte er, dass er nun in diesem alten und staubigen Schuppen war... jedoch... mit einem einzigen Sprung hetzte er die kleine Treppe hinauf, schob die Tür des Schuppens auf und erstarrte. Das Haus stand in Flammen! „Nein...!“ Yaiko's Stimme zitterte... was war hier passiert während er weg war? Ohne nachzudenken hetzte er auf das Haus zu, hob den Arm vor das Gesicht als er durch die Flammen in das Hausinnere sprang. Er hustete wegen dem Rauch, sah sich um... entdecken konnte er aber niemanden. Die Flammen fraßen sich weiter durch das Holz, Balken knackten und gaben nach. Yaiko irrte weiter durch die Flammen, versuchte die zu finden die er zu seiner Familie zählte... Der Rauch brannte ihm in den Augen, in der Nase, dennoch gab er nicht auf! Als er am Wohnzimmer ankam erstarrte er. Er konnte schemenhaft einen Körper erkennen...wusste, um wen es sich handelte... doch was ihn so erstarren ließ, war diese Kreatur die vor dem leblosen Körper hockte und diesen anscheinend grade verspeisen wollte... Ein rattenartiger Dämon, mit zwei Schwänzen, von Flammen umgeben. Der Dämon drehte sich um, rotglühende Augen fixierten den Schwarzhaarigen, der erstarrt inmitten der Flammen stand. Er entblößte die Zähne, öffnete das Maul und ließ einen weiteren Feuerstoß auf den Jüngeren ab. Dieser schaffte es sich mit einem, recht unbeholfenen, Sprung aus der Reichweite zu bringen. „...du...“ hörte man leise die zitternde Stimme des Jüngeren, dann folgte ein tiefes und bedrohliches Knurren. „...du Bastard!!“ Unbändige Wut erfasste das Herz des Jungen... dieser Dämon hatte sein Zuhause ausgelöscht... die Menschen die ihm wichtig waren getötet... Die Hitze des Feuers um ihn herum nahm er nicht mehr war...das einzige was jetzt noch für ihn zählte war, diesen Dämon dafür büßen zu lassen, was er getan hatte. Der Youkai erkannte, dass er etwas geweckt hatte was besser verborgen geblieben wäre und wollte flüchten. Einen gewissen Selbsterhaltungstrieb hatten selbst so niedere Dämonen wie dieser. Yaiko verfolgte den Dämon als dieser sich nach draußen in Sicherheit begeben wollte. Das Blut des Jüngeren kochte nur so durch seine Adern... er wollte zerreißen...diesen Youkai vor ihm zerfetzen. Der Youkai erhob sich in die Luft, damit rechnend, dass dieser Junge ihm nicht folgen konnte. Doch Yaiko, sobald er das Haus verließt, fixierte den Youkai und sprang... Es war als wäre er in diesem Moment federleicht, als seine Beine ihn nach oben katapultierten... als würde die Schwerkraft für ihn nicht mehr existieren. Ohne genau zu wissen, was er da tat, holte er aus, versteifte die Hand und schlug zu... viel konnte der Dämon nicht entgegensetzen, als er getroffen und zerrissen wurde... die wenigen Fetzen lösten sich nach kurzer Zeit auf. Die Landung des Jüngeren auf dem Boden war hart, er stolperte noch einige Schritte nach vorne, den Schwung dadurch ausgleichend. Sein Herz raste noch immer vor Wut... er spürte wie das Blut durch seine Adern rauschte. Schwer atmend sah er auf seine Hand die kurz zuvor noch den Dämon zerriss. Was genau war er selbst...? Seine Wut wich so langsam Verzweiflung und er sank auf die Knie. Sein Körper fing an zu zittern. Ein lautes Krachen ließ ihn sich umsehen... Das Haus brach so langsam in sich zusammen...immer weiter zerfressen von den Flammen. Yaiko schluckte nur einmal, versuchte sich zusammen zu reißen. Er hatte sein Zuhause verloren... seine Familie... und das wegen Wesen, die er früher nur als reine Fantasie abgestempelt hätte. Erst als er Sirenen der Feuerwehr und Polizei hörte, erwachte der Jüngere aus seiner Starre. Zitternd stand er auf...hier bleiben könnte er nicht...würde das doch ihn selbst in das Visier der Brandermittlungen bringen. Er hätte kein Alibi für die Zeit wo er in der anderen Welt war... Schweren Herzens sprang Yaiko auf, rannte zum Schuppen wo der Brunnen war... hoffentlich würde er wieder dadurch kommen... Inuyasha hatte sich umgedreht nachdem Yaiko in den Brunnen sprang und er dessen Geruch nicht mehr wahrnehmen konnte... Hatte er also mit seiner Vermutung recht gehabt. Dieser Junge wäre jetzt wieder zuhause...in Sicherheit. Der Hanyou seufzte kurz, ging dann wieder zum heiligen Baum. Sechzehn Jahre waren vergangen, seitdem er Kagome zum letzten Mal sah... und er würde sie auch nie wieder sehen... Er bereute es, dass er sich am letzten Tag wo sie in dieser Zeit war, noch mit ihr gestritten hatte. Er war immer so engstirnig... wenn er ihr mehr vertraut hätte, wäre sie dann vielleicht geblieben? Mit einem Seufzen sprang er auf die breiten Äste des heiligen Baumes... seine Hand berührte die Kette die er um den Hals trug. Seine letzte Erinnerung an Kagome. Er schloss die Augen...und seine Gedanken schweiften zurück in die Vergangenheit. Inuyasha wusste nicht ob Minuten oder Stunden vergangen waren als er einen Geruch in die Nase bekam der ihn beunruhigte. Der ältere Hanyou sprang auf, blickte in Richtung Brunnen. Das war doch der Geruch dieses vorlauten Jungen? Aber...vermischt mit Rauch...und Angst. Mit einem Sprung war Inuyasha von seinem Ast herunter, rannte nun in Richtung Brunnen. Was war auf der anderen Seite vorgefallen, dass dieser Junge jetzt schon wieder zurück ist...noch dazu scheinbar in Angst? Kurze Zeit später erreichte Inuyasha die Lichtung...und blieb verwirrt stehen. In diesem Geruch, zwischen Feuer und Angst...war noch etwas anderes vermischt. Etwas, was ihm selbst für einen kurzen Moment das Blut in den Adern gefrieren ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, dass dieser Junge der auf der Wiese kniete, dämonische Energie besitzen würde...und davon nicht grade wenig. Doch dieses Gefühl verschwand auch genauso schnell wie es kam...und nichts dämonisches war mehr zu spüren. Der Jüngere kniete zitternd auf der Wiese... für einen Moment kam die ganze Wut, der ganze Hass zurück als er die dämonische Energie von Inuyasha spürte, verflog aber genauso schnell wieder als er zu diesem blickte. Tiefer Schmerz war das einzige, was in den dunklen Augen des Jüngeren blieb. „...sie sind alle tot...“ meinte Yaiko leise, es war eher ein Flüstern, doch Inuyasha's Ohren zuckten. Er hatte diese leisen Worte durchaus verstanden. Langsam ging der erfahrene Hanyou auf den Jüngeren zu... Sollte das heißen, dass dem seine Familie auf der anderen Seite getötet wurde...? Ein kurzer Blick glitt hinüber zum Brunnen, ehe die goldenen Augen wieder zu dem Jüngeren blickten. Ratlosigkeit überkam Inuyasha. Was sollte er jetzt tun? Dies hier war nicht die Welt dieses Jungen... aber die andere Zeit war es scheinbar auch nicht mehr... Inuyasha seufzte, dann hielt er dem immer noch zitternden Jungen die Hand hin. Yaiko zuckte erst zusammen, sah dann aber verwirrt zu dem Hanyou hoch. Langsam ergriff er die helfende Hand, wurde dann von Inuyasha wieder auf die Beine gezogen. Noch immer fühlte er sich seltsam kraftlos... seine Beine zitterten und auch seine Atmung war noch immer sehr schnell. Hier draußen wäre dieser Junge in diesem Zustand eine leichte Beute... das wusste Inuyasha. „Wir gehen erst einmal in das Dorf zurück...“ meinte Inuyasha leise und ging vor. Der Jüngere folgte ihm, noch immer relativ zittrig auf den Beinen. Ein letzter Blick ging zurück zum Brunnen, dann folgte er dem rotgekleideten Hanyou durch das Dickicht. Kapitel 6: In der Klemme ------------------------ Feuer umgab ihn, Dämonen waren um ihn herum. Ihre Gesichter zu Fratzen verzerrt schienen sie ihn auszulachen... Er konnte sich nicht bewegen und Panik erfasste ihn. Plötzlich verschwanden die Dämonen und die Flammen...tiefe Schwärze umgab ihn und er verlor den Boden unter den Füßen, stürzte in tiefe Dunkelheit... Mit einem Mal war Yaiko wach, fuhr erschrocken auf. Noch immer raste sein Herz aus Angst, doch ein schneller Blick um ihn herum zeigte, er war wieder in Kaede's Hütte. „...ein...Traum...“ keuchte er atemlos, sah kurz zu Kaede, die auf der gegenüberliegenden Seite schlief. Mit einer Hand fuhr er sich durch das Gesicht. Er hasste Albträume... Drei Tage war es nun her, dass er sein Zuhause durch Dämonen verloren hat und wieder in dieser seltsamen Welt war. Und jede Nacht hatte er denselben Traum... er wurde daraus nicht schlau. Yaiko warf die dünne Decke zurück, stand dann auf. Noch einmal kurz sah er zu Kaede, verließ dann aber die Hütte. Kurz sah er in den Nachthimmel... keine Wolke war zu sehen, doch auch der Mond war nicht da. Er schüttelte kurz den Kopf um seine Gedanken zu ordnen. Dieser Albtraum war alles andere als angenehm... er konnte jetzt schon mehrere Nächte lang nicht durchschlafen. Wie die letzten Nächte auch ging er nun durch das Dorf. Es beruhigte ihn durch die kühle Nacht zu laufen, tagsüber war das im Dorf immer so betriebsam. Noch dazu hatte er nachts nie das Gefühl, dass dieser Inuyasha ihm im Nacken saß... Dieser sture Hanyou beobachtete tagsüber jeden seiner Schritte, und langsam wurde das nervig. Aber scheinbar schliefen auch Halbdämonen nachts. „Keh...irrst du schon wieder herum...“ kam wie aus dem Nichts. Yaiko zuckte zusammen... war er sich vor kurzem noch sicher, dass dieser Inuyasha ihn in der Nacht in Ruhe lässt, so änderte sich das grade. Hatte der sture Halbdämon ihn also auch die Nächte davor beobachtet...wie nervig. Yaiko sah nach oben in den Baum, neben dem er stand. Er konnte zwischen den Ästen etwas rotes wahrnehmen. „Geht dich gar nichts an...“ entgegnete der Jüngere nur, „wie kommt es, dass du dich diese Nacht mal blicken lässt... schläfst du eigentlich überhaupt mal...?“ „Ich schlafe nie in solchen Nächten...“ kam nur als Antwort. Immer noch versperrten Äste die meiste Sicht auf den Halbdämon. In solchen Nächten? Yaiko sah verwirrt hoch in den Nachthimmel. Was soll an dieser Nacht so anders sein als sonst? Gut, der Mond ist nicht da, aber das ist nun nicht grade besorgniserregend... der Jüngere grummelte nur. „Du hast doch nicht mehr alle Tassen beisammen...“ meinte er leise und ging weiter. Wieso sollte er sich jetzt mit diesem Sturkopf herum schlagen. Grummelnd hielt der Jüngere auf den Wald zu. Er wollte zum Heiligen Baum, ein Ort an dem er hoffentlich etwas Ruhe finden konnte. „Das würde ich an deiner Stelle lassen...“ warnte Inuyasha nur von seinem Ast aus, „...dieses Mal kann ich dir nicht helfen, solltest du wieder einem Dämon vor das Maul laufen...“ Yaiko ignorierte den Hanyou. Ständig versuchte der ihn zurecht zu weisen... „Kann dir doch egal sein, was mit mir passiert...“ grummelte der Jüngere, während er nun langsam das Dorf verließ ohne zu bemerken, wie Inuyasha nun von seinem Baum herunter sprang. „So ein Idiot...“ meinte Inuyasha nur leise, sah besorgt zum Nachthimmel hinauf. Er hasste die Nacht des Neumondes...und das aus gutem Grund, verließen ihn in dieser Nacht doch seine dämonischen Kräfte. Währenddessen kämpfte sich Yaiko durch das Dickicht immer weiter in Richtung Heiligen Baum. Mit seinen Gedanken war er wieder bei diesem Albtraum, den er nun schon die letzten Nächte hatte, seitdem er wieder in dieser Welt war. Tief atmete er durch, seufzte leicht. Er war übermüdet, schon seit drei Tagen... und tagsüber konnte er den Schlaf ebenfalls nicht nachholen, scheuchte Inuyasha ihn doch jedes Mal hin und her. Er sollte immer mit auf Patrouille gehen, warum auch immer. So langsam wurde er das Gefühl nicht los, dass Inuyasha ihn testen wollte... nur was testen, und wieso, blieb ihm ein Rätsel. Yaiko grummelte leicht, sah kurz über die Schulter in Richtung Dorf zurück. Kurz darauf erreichte er die Lichtung auf der der Heilige Baum stand. Langsam ging Yaiko auf den großen alten Baum zu... wieder kamen Erinnerungen an sein Zuhause hoch... das Feuer und der Dämon. Wie er den Youkai dann zerriss... was ihm immer noch ein Rätsel war wie er das überhaupt geschafft hatte. Yaiko schüttelte den Kopf, rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Warum musste er ausgerechnet jetzt wieder über diesen Tag nachdenken...? Er seufzte. Ein plötzliches Knacken hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. Jetzt erst richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Wald um ihn herum... und mit einem Mal fand er es unheimlich. Es war tiefste Nacht, und er war in einem Wald der vor Monstern nur so wimmelt, zumindest wenn man Inuyasha glauben schenken kann... „Keh... wenn du schon nachts in den Wald läufst, solltest du deine Umgebung auch im Blick haben... Idiot...“ Inuyasha trat nun langsam zwischen den Bäumen hervor. Er war ungern in seiner menschlichen Gestalt im Wald, aber diesen unerfahrenen Halbwüchsigen dort konnte er schlecht alleine lassen... der würde sich wahrscheinlich sogar von niederen Wurmdämonen überrumpeln lassen. Yaiko fuhr herum, als er Inuyashas Stimme hörte und erstarrte als er ihn sah. Für einen Moment hatte er das Gefühl in einen Spiegel zu blicken... „...was...?“ War das vor ihm wirklich der Inuyasha den er kennen gelernt hatte? Die Haare waren nun schwarz, statt silbern... keine Krallen mehr, keine Hundeohren mehr... „Wie...wie ist das möglich...?“ fragte der Jüngere verwirrt, erntete aber nur ein leises Knurren als Antwort. „Ist halt so...“ meinte Inuyasha nur grummelnd. Jetzt erst verstand Yaiko was Inuyasha vorhin meinte... er würde nie in solchen Nächten schlafen... war das mit dieser Verwandlung also jede Neumondnacht? Yaiko wollte nicht wissen, wie es sich anfühlen muss für eine Nacht seine Kraft zu verlieren... Inuyasha ging auf Yaiko zu, der immer noch recht sprachlos war. Inuyasha war ihm in dieser Gestalt so ähnlich... „Hör zu...verlier kein Wort darüber was mit mir geschieht, verstanden?! Ich habe einen Haufen Feinde, die sich das nur zu gerne zu nutze machen würden...“ warnte der Ältere nun den Jüngeren. Zu seiner Erleichterung schüttelte Yaiko den Kopf. „Ich verrate nichts...keine Sorge...“ meinte er nun auch leise, sah dann aber wieder zum Heiligen Baum hoch. Es war nur ein Gefühl, eine leichte Ahnung die Yaiko eiskalt den Rücken hinunter lief, seine Muskeln anspannen ließ. Noch immer standen beide am Heiligen Baum... nun sah sich Yaiko aber kurz zu Inuyasha um. Auch dieser schien nun alarmiert zu sein... „Was ist das...?“ fragte Yaiko leise, meinte damit das Gefühl als wenn die Temperatur kurz um einige Grad abgesunken wäre. Inuyasha legt eine Hand an Tessaiga, wohl aber wissend, dass es ihn nicht wirklich beschützen konnte in dieser Gestalt. „Youki... dämonische Energie...“ meinte Inuyasha leise. Auch das noch... ausgerechnet jetzt. Der Hanyou in Menschengestalt knurrte. Da war ein Youkai, der eine ganz andere Klasse war als das, was er üblicherweise vertrieb... vielleicht sogar stärker war als der, den die Windnarbe in jede Himmelsrichtung verstreut hatte... und er saß hier mit diesem Halbwüchsigen und als Mensch im Wald wie auf dem Präsentierteller. Auf Tessaiga konnte er nicht vertrauen... also blieb nur noch eines, auch wenn er das nicht gerne tat... „Lauf!!“ rief Inuyasha. Der Youkai hatte sich zwischen die beiden und dem Dorf gestellt... das konnte Inuyasha anhand des Youki spüren... also blieb nur noch eines, Flucht in den Wald. Der Ältere rannte los, dicht gefolgt von Yaiko. „Warum rennen wir weg?!“ fragte dieser verwirrt „Was ist mit deinem Schwert?!“ „Darauf können wir jetzt nicht vertrauen, lauf!!“ Inuyasha knurrte. Er war gezwungen worden zu fliehen... etwas was er diesem Youkai auf die Liste schreiben würde... Er war nicht der Typ, der einfach davon rannte... lieber stellte er sich seinen Gegnern, selbst in Menschengestalt. Aber ohne dämonische Energie konnte er Tessaiga nicht aktivieren... und die Nacht war noch lang. Der Youkai hinter den beiden Flüchtenden holte langsam auf... selbst Yaiko merkte nun die drückende dunkle Aura. Mit einem Mal blieb Inuyasha stehen, zog Tessaiga welches eine rostige Klinge blieb. Yaiko war noch ein paar Meter weiter gerannt, blieb dann aber auch stehen, sah verwirrt zu dem älteren zurück. Er bemerkte, dass Inuyasha scheinbar etwas außer Atem war... gut, er selbst war es auch, aber es war seltsam ihn so zu sehen. Für einen kurzen Moment dachte Yaiko darüber nach, ob er weiter laufen sollte, sein eigenes Leben retten sollte... aber Inuyasha so zurücklassen? Tessaiga verwandelte sich nicht...war nur eine rostige Klinge, und Yaiko dachte nicht wirklich, dass Inuyasha als Mensch sich einem Dämon lange widersetzen könnte. Inuyasha dagegen wusste nicht, ob er Yaikos Verhalten Bewunderung zollen sollte, oder ihn für komplett bescheuert erklären sollte. Dieser Dämon, der nun langsam auf die beiden zu kam, schien alles andere als ein Schwächling zu sein...Es wäre schwer, wenn nicht sogar unmöglich sich als Mensch lange dagegen wehren zu können. Langsam löste sich aus dem dunklen Wald eine Gestalt... ein metallisches Aufblitzen verriet, dass der Youkai ein Schwert trug, ja, sogar gezogen hatte. Die Stimme des Youkai schnitt wie eine Klinge durch die nächtliche Stille des Waldes... „Soso... ich hörte... ein Halbblut hat meinen kleinen Bruder auf dem Gewissen...und das scheint mir das Schwert zu sein, mit dem er getötet wurde...“ Inuyasha's Griff um Tessaiga wurde fester. Das hatte ihm grade noch gefehlt...ein Rachefeldzug eines Youkai gegen ihn. Yaiko sah kurz zu dem Dämon, der nun vollends aus dem Wald heraustrat... das sollte der ältere Bruder dieses seltsamen geflügelten Viechs sein, was ihn auch schon in seiner Zeit gejagt hatte? Er sah beinahe menschlich aus, sah man von den spitzen Ohren und diesem Blick ab, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen kann... So ganz wirklich kam die Verbindung zu dem Fledermausflügeln besitzendem hässlichen Vieh nicht durch... Ein leises Knurren entwich ihm bei der Erinnerung an diesen kleinen Dämon der ihn durch die Stadt gejagt hatte... Kurz sah Yaiko zu Inuyasha, der sichtlich angespannt war, scheinbar über das weitere Vorgehen nachdachte. Ein Lachen hallte nun durch den Wald, eisig wie ein Schneesturm im tiefsten Winter. „Wer hätte gedacht, dass ich das Halbblut ausgerechnet in der Nacht seiner Schwäche auffinden würde..“ die Stimme des Youkai war verzerrt, triefte vor Mordlust. Nun richtete der Youkai auch den Blick auf den Jüngeren, welcher noch immer etwas hinter Inuyasha stand. „Und die Beute meines kleinen Bruders habe ich auch noch gefunden...welch ein Glück...“ Sofort stellte sich Inuyasha vor den Jüngeren. „Vergiss es!! Ich bin dein Gegner!!“ knurrte er, lenkte somit von Yaiko wieder ab. Irgendwie musste er Zeit schinden... solange zumindest bis die Sonne wieder aufgeht. Inuyashas Finger verkrampften sich um den Griff Tessaigas, als der Youkai zum Angriff über ging... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)