Und plötzlich ist alles anderes... von weisserose ================================================================================ Kapitel 4: Gefühlschaos ----------------------- Eine Woche war das nun her, das Oscar von dem Tod ihrer Mutter erfahren hatte. Sie könnte sich mittlerweile beruhigt. Aber sie merkte, das trotzdem mit ihr etwas nicht stimmte. Oft dachte sie an André. Es fehlte ihr in seinen Armen zu liegen und auch über diesen letzten Kuss kreisten ihre Gedanken. Sie fragte sich ob es Liebe sei, doch wusste sie das es nicht sein konnte. Denn bei Fersen war es ja alles anders gewesen und für ihn hatte sie leidenschaftliche Gefühle gehegt. Aber sie sehnte sich wieder an Andrés Brust zu liegen und noch mal seine Lippen zu spüren. Sie blickte zur Uhr und stellte entsetzt fest, dass sie langsam anfangen musste zu kochen. Denn mit der Zeit hat sie es erlernt. „Da bist du ja endlich“, sagte sie, als sie merkte, das er die Wohnung betreten hatte. Kaum war André zu Hause setzte er sich lautlos hin. Er hielt mit seinen Händen den Kopf fest. Oscar merkt sofort , dass etwas nicht stimmte. „Was ist passiert?“, fragte sie und ging zu ihn hin. Er antwortete nicht sondern legte nur das Geld hin. „Das sind 10 Franc...“, stellte sie fest. „Mein Lohn für diese Woche...“, sagte er nur. „Aber sagst du nicht...“ „Ja, aber er hat mir nur das gezahlt. Er meinte, ich soll mir den Rest von meinem Schwiegervater holen. Die ADLIGE haben doch genug Geld. Warum soll ich denen noch mehr Geld in den Rachen werfen...“, erklärte nur der Dunkelhaarige. „Aber das kann er doch nicht machen“, kam es nun auch wütet von Oscar. „Doch... Morgen werde ich mir was Neues suchen. Wir haben ja noch, Gott sei Dank etwas Geld.“ „Ich verstehe nicht wie du so ruhig bleiben kannst?“, sagte sie erregt. „Was soll ich sonst machen? Ich kann nichts dagegen tun...“, versuchte er zu erklären. „Aber 10 Franc... Das ist eine Frechheit... Die Preise steigen von Tag zu Tag“, erwiderte sie. „Ich weiß es...“, sagte er und sprang auf um Herd zuspringen. Schnell nahm er den Topf runter. „Ich dachte, dass du langsam Kochen kannst. Vielleicht sollten wir doch erst mal üben wie man ein Tee macht“, zog er sie nun auf. Sie sagte nichts, sondern packte nur ein Handtuch und schlug es ihm auf den Po. André sah sie verwundert an. „Ich sollte vielleicht das Nudelholz nehmen, das kennst du ja eher“, kam es trocken von ihr. Am nächsten Tag machte sich André schon früh auf um eine neue Arbeitsstelle zu finden. Jedoch hatte er keinen Erfolg. Durch einen Zufall traf er seinen alten Kameraden René. Die beiden unterhielten sich kurz und auch über Andrés aktuelle Situation. „Ich habe gehört, das die Familie Villefort jemanden suchen. Geh dort mal hin. Vielleicht hast du Glück. Es soll eine reiche bürgerliche Familie sein. Sie haben erst vor einem Monat das Haus gekauft. Da passiert dir bestimmt nicht nochmal, das gleiche... “ „Danke dir, du bist meine Rettung...“, sagte er und machte sich nach einer kurzen Wegbeschreibung auch schon auf den Weg. Er fand das Anwesen ziemlich schnell und klopfte sofort an der Tür. Ein junges Mädchen öffnete ihm. „Verzeiht, ich bin André Grandier und bin auf der Suche nach Arbeit. Ich werde alles machen“, bat er sich höflich. „Nein, wärt Ihr eine Stunde früher gekommen...“, antwortete das Dienstmädchen. „Wie sagst du, ist dein Name?“, fragte eine Dame und musterte ihn von oben nach unten. „André Grandier.“ Nun kam diese Frau etwas näher. „Seid Ihr mit einem Marius verwandt?“ „Mein Vater hieß so.“ „War er ein Zimmermann?“ Auch diese bejahte er. „Bring ihn, bitte in meinen Salon. Ich möchte mich sehr gerne mit ihm unterhalten“, befahl sie nun und ging. Das Mädchen tat was von ihr verlangt wurde. André folgte ihr sehr verwundert. Als er das Zimmer betrat, saß die Dame schon. „Setzt Euch“, bat sie ihn und deutete auf das Sofa ihr gegenüber. Er setzte sich hin und fragte sich was hier vorging. Zugleich musterte er sie selber etwas. „Ich weiß, Ihr seid nun mehr als verwundert. Aber ich bin Eure Tante.“ „Ihr müsst Euch irren. Ich habe leider keine Familienangehören mehr, außer meine Großmutter“, sprach er und sah sie sich nun etwas genauer an. Sie war vielleicht nur zehn Jahr älter aus als er selber. „Ich bin mir sehr sicher. Ihr seht meinem Bruder sehr ähnlich.“ „Aber wie kommt es, das mir nie gesagt wurde, das ich eine Tante habe.“ „Oh, das ist einfach. Mein Vater war ein sehr beliebter Zimmermann. All seine Hoffnung lag in Marius. Doch leider verliebte er sich bei einem Auftrag in ein Dienstmädchen, in einem adligen Haus. Ach, wie war noch mal ihr Name...“ „Cecilia Glacé?“, versuchte er ihr mit der Hilfe des Mädchenarmes. „Ja, genau. Aber mein Vater war gegen diese Liebe. Doch er wollte sie unbedingt heiraten. So wurde er vor die Wahl gestellt und ich glaube, du weißt wie es ausging...“ „Ich wusste nur, das sich meine Eltern so kennengelernt haben, aber der Rest ist mir nicht bekannt“, sagte er und konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte. „Sag, bist du schon verheiratet? Bestimmt und hast bestimmt schon Kinder“, erkundigte sie sich. „Ich habe eine Frau. Aber leider noch keine Nachfahren. Sie trägt noch nicht lange meinen Namen“, kam es ehrlich von ihm. „Mir schenkte der lieber Herr Gott, zwei Töchter und einen Sohn. Ihr seid auf der Suche nach Arbeit? „Ja, ich arbeite hart und ich versichre Ihnen auch gut.“ Kurz überlegte sie und sagte dann: „Ich könnte noch einen Stahlburschen gebrauchen.“ „Ja, seit Jahren arbeite ich als solcher.“ „Gut, dann fängst du morgen an.“ „Es gibt etwas was Ihr wissen solltet. Meine Gattin war eine Adlige“, gestand er ihr. „Ich habe nichts dagegen. Es sind doch auch nur Menschen...“, sprach sie. Noch eine kurze Weile unterhielten sie sich. André ging fröhlich nach Hause. Er konnte sein Glück nicht fassen. Nicht nur das er eine neue Stelle, sondern auch noch ein Teil von seiner Familie gefunden hatte. „Oscar, du glaubst nicht was mir passiert ist“, sprudelte es nur aus ihm heraus. Auch die blonde Frau konnte kaum fassen, was sie von ihrem Mann hörte. Sie freute sich mit ihm. „Warum bist du dann nicht zu ihr gekommen?“, fragte sie zum Schluss. „Was fragte ich mich auch. Aber sie war noch zu jung. Denn sie ist über 10 Jahre jünger als mein Vater. Großmutter wusste auch selber nicht viel über diese Familie. Deshalb nahm sie mich lieber zu sich. Auch meinte sie, das ich bei ihr und bei euch besser versorgt werde.“ „Dann ist es verständlich. Ich hoffe nur, das sie es nicht ausnutzt, das du ihr Neffe bist.“ „Das hoffe ich auch“, kam es von ihm nachdenklich. Vor fast einem Monat hatte er mit seinem Dienst im Haus Villefort begonnen. André war mit der Arbeit zufrieden. Nicht nur das die Bezahlung sehr gut war, er bekam auch oft Kleinigkeiten an Lebensmittel mit. Auch mit seinen Kollegen konnte er gut zusammen arbeiten. Oscar saß zu Hause und blickte aus dem Fenster. Es war schon kurz vor Weihnachten, aber trotzdem schien die Sonne. Es zog sie nach draußen, denn sie wollte nochmal das schöne Wetter genießen. Langsam ging sie zu dem Anwesen, wo ihr Gatte seiner Tätigkeit nachging. Denn sie wusste, dass er gleich Feierabend hatte. Als sie das Tor erreichte, blieb sie aber stehen, denn sie wollte ihn nicht stören. Dann fiel ihr Blick auf zwei Menschen, die langsam in ihre Richtung gingen. Es war eine junge blonde Frau und die andere Person war André. Sie unterhielten sich und dann fing die Fremde an zu lachen. In Oscars Herzen war es wie ein Strich. Sie beschloss nun umzudrehen. „Oscar“, hörte sie dann von ihrem Mann. Automatisch bleib sie stehen und warte auf die beiden. „Was machst du denn hier? Es ist doch kalt. Ich schätze mal, dass es bald Schnee gibt“, sagte er, als er bei seiner Frau war. „Ich wollte einen Spaziergang machen und dann lief ich irgendwie hier hin“, antwortete sie und blickte nun zu der Fremden an Andrés Seite. Erst jetzt merkte sie, das sie noch sehr jung war. Vielleicht gerade mal 20. Sie war sehr schön und schlank. Sie hatte auch blonde Haare und blaue Augen. „Oh, darf ich dir Mercédès, vorstellen? Sie ist das Dienstmädchen bei den Villefort.“ „Es freut mich sehr Euch endlich kennenzulernen. Euer Mann redet sehr viel von euch“, kam es ehrlich von der jungen Frau. „Danke, das freut mich zu hören“, erwiderte Oscar und wandte sich dann zu André „Können wir langsam nach Haus? Mir wird so langsam kalt.“ „Ja, können wir. Mercédès muss auch in die Richtung.“ „Wohnt Ihr nicht hier?“, erkundigte sich nun Madame Grandier. „Doch, aber ich muss für unsere Herrin etwas besorgen“, antwortete sie Auf den Weg unterhielten sich die André und seine Kollegin. Oscar hörte den Beiden zu, aber beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Sie wollte am liebsten diese Person loswerden. Erst kurz vor der Wohnung trennten sie sich ihre Wege. Der junge Mann ging direkt in der Küche und begann das Essen vorzubereiten. Seine Frau lehnte sich gegen die Wand. Ihr ging vieles durch den Kopf und musste nun ein paar Sachen wissen. „Wie alt ist Mercédès eigentlich? Sie ist doch bestimmt nicht älter als 20, oder?“ „Ja, sie hatte vor kurzem Geburtstag“, antwortete er ehrlich und ohne einen weiten Gedanken zu haben. „Ist sie verheiratet?“ „Nein“, sagte er nun und war schon etwas über diese Frage verwundert. Nun schwieg sie eine Weile und dabei fiel kurz ihr Blick auf ihren Ehering. „Du weißt, dass du jeder Zeit unsere Ehe annullieren kannst...“ Jetzt blickte er zu ihr. Er konnte nicht glauben was er gerade gehört hatte. „Ich meine nur... Denn immerhin... haben wir nicht unsere...“, stammelte sie nun. André nickte nur, aber nie würde er sich von ihr trennen und dann sie auch noch alleine lassen. //Könnte das sein? Nein...//, dachte er sich, aber schob den Gedanken beiseite. Trotzdem beschloss er nach zu fragen. „Sag mal, bist du eifersüchtig?“, fragte er und versuchte es mit einem Lächeln zu überspielen. Aber innerlich war er aufgewühlt. „Nein, auf kein Fall!“, antwortete sie und setzte sich dann auf einen Stuhl mit einem Buch in der Hand. Er sah ihr nach, bevor er sich wieder seiner Küchentätigkeit bemühte. Doch er hing noch seinen Gedanken hinterher. //Könnte es wirklich wahr sein?//, fragte er sich immer wieder, doch schüttelte er dies immer wieder beiseite. Warum sollte sie nun auf einmal Gefühle für ihn haben. Oscar hasste sich selber dafür, was sie zu ihm gerade gesagt hatte. Nun hatte sie wirklich Angst das er sie verlassen würde. Das konnte sie nun nicht verkraften. Jetzt wo sie über ihre Gefühle sicher war. Auch nach dem Essen hing sie noch den Gedanken hinterher. Beide saßen am Tisch und hatten je ein Buch vor sich. Immer wieder sah sie in ihrem innen Auge diese junge Frau. Warum sollte sie ihm nun nicht sein Glück gönnen? Er hatte ihr schon vor Jahren sein Herz vor den Füßen gelegt und sie hatte es mit Füßen getreten. //Aber warum sollte sich nun verlieben?//, fragte sie sich selber. //Vielleicht will er eine eigene Familie und das kann ich ihm nicht bieten... Aber er wäre bestimmt ein wunderbarer Vater//, dachte sie sich weiter. Ihr fiel auf, das er oft und auch gerne mit ihren Nichten und Neffen gespielt hatte. Sie rief sich die Bilder wieder vor ihr inneres Auge. Dies zauberte ein Lächeln auf das Gesicht, doch dann kam wieder Mercédès in ihr Gedanken vor.   André beobachte Oscar über sein Buch hinweg. Ihm fiel auf, das sie seitdem sie begann zu lesen nicht einmal umgeblättert hatte. Innerlich grinste er und las weiter. Als er nach einer Zeit merkte, dass sie immer noch nicht weiter war, sprach er sie darauf an. „Oh, ich weiß auch nicht. Ich glaub, ich geh lieber schlafen“, erwiderte sie und erhob sich. Wieder war der junge Mann mehr als verwundert. //Was beschäftigt sie so?//, fragte er sich und folge ihr dann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)