Und plötzlich ist alles anderes... von weisserose ================================================================================ Kapitel 9: Die Familie ist wieder zusammen oder auch nicht? ----------------------------------------------------------- Ein Jahr ging ins Land und Emilie und Constanze freuten sich an. Sie würden mit der Zeit gute Freunde. Oft besuchten sie sich gegenseitig. Auch so an diesem Tag. André machte sich gerade auf den nach Hause weg, als er seine Schwiegermutter rufen hörte. „Ich möchte dich gerne begleiten. Ich hatte Cee versprochen heute noch etwas mit ihr zu stricken“, erklärte sie ihm. „Gerne“ sagte er und nahm ihr den Korb ab, auch wenn er nicht viel wog. „Ich bin froh, dass du meine Tochter so was zeigst“, kam es nach einer Weile von ihm. „Es macht mir auch Spaß und sie ist auch begabt. Außerdem lernte sie sehr schnell“, lobte sie ihre Enkelin. „Das freut mich zu hören“, sprach er, und dann verstummte das Gespräch. André überlegte immer was er sagen könnte, doch ihm fiel nichts ein. Denn ihm war das Schweigen unangenehm und er merkte auch, dass es für sie ähnlich war. „Constanze gibt nächste Woche eine Gesellschaft. Seit ihr auch eingeladen?“, erkundigte sich Emilie. „Nein diesmal nicht. Also Oscar schon aber ich muss arbeiten. Aber sie will nicht gehen, denn sie möchte nicht, dass die Kinder so lange wach sind. Sie da schlafen zu lassen, ist auch nicht gerade schön für die beiden, wenn man sie dann wecken muss, weil man nach Hause will“, erklärte er. „Das ist verständlich“, sagte sie und fing an zu Grinsen. „Was habt Ihr?“ „Ach nichts, aber ich dachte nur, das ich nicht gedacht hatte, das Oscar mal eine besorgte Mutter wird.“ „Ich glaube, das ist für alle die sie kennen verwunderlich.“ „Schade, dass ihr nur zwei Kinder habt. Ich finde, zu euch beiden passen mehr“, kam es ehrlich von Emilie. „Ich hätte nichts dagegen, aber kurz nachdem Marius zur Welt kam, hatte sie eine schwere Fehlgeburt...“, erklärte er etwas traurig. „Davon hat sie mir nie etwas erwähnt“, sagte Emilie geschockt. „Sie redet auch nicht davon. Aber wir sind dankbar, das wir die zwei haben“, sprach er und deutete zu den Kleinen die angerannt kamen. „Papa! Oma!“, riefen sie im Chor. Madame  Jarjayes saß mit ihr Enkeltochter im Garten und überprüfte, ob sie ihre Arbeit gut gemacht hatte, wären Marius spielte. Oscar spülte gerade ab, als ihr Mann hinter sie trat und sanft seine Hände um ihr Hüfte legte. Sofort kuschelte sie sich an ihn. „Liebling?“, fragte André. „Mmmh?“ „Meinst du, das dein Vater noch lebt? Es ist über ein Jahr her das deine Mutter aus dem Gefängnis raus ist und er ist immer noch nicht hier“, gestand er ihr. „Ich weiß es nicht. Aber ich habe auch schon dran gedacht. Auch bei meinen Schwestern hat er sich nicht gemeldet“, kam es traurig von ihr. „Meinst du, das sie ihn schon aufgeben hat?“ „Nein, sie hofft immer noch. Außerdem würde ich es nicht über das Herz bringen es ihr zusagen, falls es nicht so wäre.“ „Ich auch nicht“, gestand er ihr ehrlich. „Dann hoffen wir das Beste“, fügte er noch hinzu. „Ja“, sagte sie und küsste ihren Mann auf die Wange. Eine Woche später kam Emilie gerade von ihrer Tochter wieder, als sie sich wunderte, warum im Salon Licht brannte. Oft machten die Dienstmädchen schon das Kaminfeuer an, aber nie war es dann so hell. Nancy, die zum Personal gehörte, kam sofort auf ihrer Herrin zu. „Madame, Euer Mann...“, weiter kam sie nicht, da sie schon an ihr vorbei rannte. Tränen der Freude liefen ihr an ihrer Wange herunter. Als sie das Zimmer endlich erreichte, öffnete sie einfach die Tür. Nun stand er da, gesund und unversehrt. Sofort ging sie auf ihren Mann zu und sie umarmten sich. „Ich wusste, das du lebst“, sagte sie und fing wieder an zu weinen. „Scch schon gut. Jetzt bin ich ja da“, beruhigte er sie und strich ihr liebevoll über den Rücken. „Wo warst du nur so lange? Ich habe dich vermisst und auch schon mit dem Schlimmsten gerechnet.“ „In Italien hielt ich mich auf. Denn in Frankreich suchte man mich, weil ich unsere Königin und ihre Kinder retten wollte. Aber sie meinte das sie ncht unsere ihr Kinder gehen kann...“, sagte er mit trauriger Stimme. Emilie sah ihn erschrocken an. „Jetzt bleibe ich für immer bei dir. Versprochen“, versprach er sie und drückte sie fest an sich. Beide ließen sich auf dem Sofa nieder und unterhielten sie noch bis spät in die Nacht. Der ehemalige General erzählte von der geplanten Flucht und auch über seine eigene. Emilie sprach von ihrem Gefängnisaufenthalt und wie es ihren Kindern ergangen war. Doch sagte sie kein Wort über Oscar. „Morgen bin ich auf einer Gesellschaft bei einer Freundin eingeladen. Wirst du mich begleiten?“ „Was ist das für eine Frau?“, erkundigte er sich vorher. Seine Gattin dachte sich was er von ihr genau wissen wollte, doch diese Zeiten waren vorbei. „Es gibt kein Adel mehr“, erinnerte sie ihn nochmal. „Gut, wenn du drauf bestehst“, gab er nach. Am nächsten Tag wollte Emilie eigentlich auch ihr jüngste Tochter in Kenntnis über ihr Vater setzten. Doch schaffte sie es leider nicht. Sie machte sich langsam für das Essen bei Madame Villfort fertig. Da sie ihr versprochen hatte noch etwas zu helfen, fuhr sie mit der Kutsche vor und ihr Gatte sollte etwas später nachkommen. Kaum hatte sie das Anwesen betreten, hielt sie Ausschau nach ihrem Schwiegersohn. Doch dieser war verschwunden. André hatte viel zu tun und kam nicht dazu auch ein Schritt mal aus dem Pferdestall zu machen. Erst als die Besucher kamen, konnte er raus, um die Pferde und Kutschen in Empfang zu nehmen. Da fiel sein Blick auf einen Mann der gerade ausstieg, und er erkannte ihn sofort. Auch wenn er erst seinem Auge nicht traute. „Guten Abend, Bürger Jarjayes“, sprach er seinen Schwiegervater mit einem breiten Grinsen an. Dieser drehte sich um und erblickte ihn. „André“, sagte er freundlich, obwohl er diese Anrede nicht passend fand. „Sag, wie geht es dir?“, erkundigte sich der ehemalige General. „Danke, gut. Seit wann seid Ihr wieder hier?“ „Seit gestern. Ich hielt mich in Italien auf.“ „Ich hätte nicht gedacht, das gerade Ihr das Land verlasst...“ Der ältere Mann wollte gerade etwas erwidern, als zwei Kinder angerannt kamen. „Papa, wir gehen... oh Entschuldigung“, kam es von Cee und stoppte, als sie den fremden Mann bemerkten. „Du bist Vater?“, fragte Monsieur nach. „Ja“, antworte er und nahm sein Sohn auf den Arm, während sich seine Tochter etwas hinter ihm versteckte. Denn die beiden fanden den Mann nicht gerade nett. „Das ist meine älteste Cecilia und das ist Marius“, stelle er nun seine Kinder vor. „Es freut mich euch kennenzulernen. Schön, dass du endlich über meine Tochter hinweggekommen bist und nun eine eigene Familie hast.“ „Danke“, sagte André und dachte sich im Stillen: //Wenn Ihr wüsstet...// „Ich geh dann mal rein“, sprach der ehemalige General. „Papa, wir wollen gerade nach Hause zu Mama. Aber vorher wollen wir Oma noch auf Wiedersehen sagen“, meldete sich sein Sohn zu Wort. „Dann macht das“, sagte er und ließ ihn runter.   Kaum waren sie aus dem Blickfeld, rannten die Kinder drauf los und fanden schnell ihre Oma. Diese stand bei diesem unheimlichen strengen Mann. Cee nahm ihren Mut zusammen und sagte: „Großmutter.“ „Oh Cecilia, was macht ihr denn noch hier?“ „Wir wollten nur gute Nacht sagen“, meldete sich nun auch ihr Bruder zu Wort. Sie ging in die Hocke und bekam von jedem einen Kuss auf die Wange. „Ach, Cee für dich hab ich noch etwas“, sprach sie und ging kurz davon. Reynier beobachte das Ganze und wunderte sich über das Benehmen. Die Kinder bemerkten seinen Blick und fanden es sehr unangenehm. Umso glücklicher waren sie, als ihre Oma zurückkam. „Hier, ich habe schon das Kleid für deine Puppe zusammengenäht.“ „Oh danke“, sagte sie und nahm es freudig entgegen. „Aber jetzt müssen wir schon los, sonst schimpft Mama“, sprach sie weiter und verabschiedete sich. Erst nachts kam André nach Hause, seine Frau schlief schon. Er machte sich fertig und legte sich dann zu ihr. Sanft küsste er sie auf die Wange. „Ich bin wieder da“, sagte er. „Mmmmh“, kam es schlaftrunken. Liebevoll nahm er sie in die Arme. „Nicht André. Es ist spät“, sagte sie, da sie seine Andeutungen falsch verstanden hat. „Ich dachte es interessiert dich, dass ich deinen Vater gesehen habe.“ „Was?“, kam es nun hell wach von ihr. „Er war auf der Gesellschaft mit deiner Mutter. Er ist seit gestern wieder da“, erklärte er und erzählte von den kurzen Gespräch zwischen den beiden. Auch Emilie und Reynier kamen nach Hause. Kurz ließen sie sich im Salon mit ein letztes Glas Rotwein nieder. „Warum nennen dich André s Kinder Großmutter?“, wollte er wissen. Seine Gattin hatte schon den ganzen Abend Angst davor gehabt von ihm angesprochen zu werden. „Ich bin mit Constanze gut befreundet und er arbeitet da... und du weißt hatten wir immer einen guten Eindruck von ihm“, sagte sie und hoffte, das er es darauf beruhen ließ. „Kennst du seine Frau auch?“, fragte er weiter nach. „Ja“, sagte sie knapp. „Wie heißt sie und komm endlich zum Punkt. Du weißt, das ich solche Spielchen nicht mag“, kam es nun streng von ihm. Vielleicht auch weil er innerlich die Antwort schon kannte. Emilie schluckte, denn sie wusste dass sie keine andere Chance hatte und zudem musste die Wahrheit endlich raus. „Oscar. Er ist mit ihr verheiratet. Sie haben kurz nachdem sie ihren Titel aberkannt hatte geheiratet.“ „Ich will, dass du diese Familie nicht mehr besuchst!“, forderte er sie auf. „Aber...“ Weiter kam sie nicht, da ihr Mann ihr ins Wort fiel. „Ich habe sie nicht umsonst verstoßen!“ „Das ist Jahre her und die Situation war eine andere. Sehe sie dir an! Sie lebt glücklich mit ihren Mann und den zwei Kindern. Sie führt das Leben einer Frau.“ „Du wirst sie und ihr Familie nicht wiedersehen“, sprach er und verließ den Salon. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, fing Emilie auch schon an zu weinen. Am nächsten Morgen saßen Oscar mit ihren Kindern und Mann beim Frühstück, als es an der Tür klopfte. Die blonde Frau erhob sich um nachzusehen wer da ist. Kaum öffnete sie die Forte, blieb ihr die Luft weg. Als sie sich von ihrem leichten Schock erholt hatte, sagte sie: „Vater, bitte tretet ein.“ Ohne ein Wort zu sagen, betrat er das Haus. „Setzt Euch. Soll ich Euch einen Tee bringen“, fragte André nun seinen Schwiegervater. „Nein, ich bin nur kurz gekommen um euch zu sagen, dass ich wünsche, dass meine Frau keinen Kontakt mehr zu euch hat. Bitte lasst uns in Ruhe“, sagte er streng. „Eure Frau?“, hackte André nach und erhob sich. Der ehemalige General bejahte es. „Ihr wisst hoffentlich, das alle Ehen, wo sich einer der Ehepartner im Ausland aufhält Komma geschieden wurden. Aber das wüsste Ihr hättet Ihr nicht das Land verlassen...“, kam es von Monsieur Grandier. „Du hast keine Ahnung warum ich fliehen musste.“ „Nein, aber wir sind nicht zum Beispiel nach England gegangen, obwohl es für uns nicht gerade ungefährlich war. Es wurden Adlige gesucht und ich hatte immer Angst, dass sie trotzdem etwas mit meiner Frau anstellen. Ihr musstet nicht zu sehen, wie ein Arbeitgeber Euren Lohn nicht ausgezahlt hat, nur weil er herausfand mit wem ich verheiratet bin. Ich glaube auch nicht, das Ihr nicht Hunger leiden musstet. Denkt nicht, dass unser Tisch nicht so reichhaltig gedeckt ist wie heute...“, schrie André seinen Schwiegervater an. „Ihr wolltet das doch so...“ „Nein, das wollten wir nicht. Ihr wisst, ich hatte nie etwas gegen die Aristokraten, aber das wollten wir“, sprach er weiter und deutete auf seine Kinder. Oscar stand daneben und konnte nicht glauben, wie und was er zu ihrem Vater sagte. Auch Cecilia und Marius sahen verwundert ihren Vater an. „Wir haben uns um jeden in Oscars Familie gesorgt. Meine Frau hatte mehr als einen Brief an ihre Schwestern geschrieben, aber es kam nie eine Antwort. Jetzt wo Emilie bei uns ist, bekamen wir endlich Nachrichten von ihnen. Jede schrieb,dass sie nichts mit uns zu tun haben wollte wegen Euch! Seit einem Jahr sind wir noch etwas Glücklicher. Außerdem bin ich froh, dass meine Kinder nun endlich eine Großmutter haben, und ich habe immer geglaubt auch einen Großvater. Aber wollt Ihr das wirklich alles zerstören? Immer noch wegen diesem Titel, den es nicht mehr gibt?“, kam es nun wieder etwas ruhiger von ihm. „Ich halte es für besser jetzt zu gehen“, sagte der ehemalige Graf und ging. Kurz bevor er die Tür öffnete, sprach André nochmal an. „Ihr seid hier jeder Zeit willkommen.“ Der Besucher sagte nichts weiter und verließ das Haus.    Oscar ging ins Schlafzimmer. Dort setzte sie sich auf das Bett und begann zu weinen. „Bitte esst weiter, wir sind gleich wieder da“, sagte André zu seinen Kindern und folgte seiner Frau. Er setzte sich neben seine Gattin und nahm sie in den Arm. „Es tut mir leid, falls ich zu hart zu ihm war“, entschuldigte er sich. „Nein, das warst du nicht. Ich habe mir nur nicht so vorgestellt, wenn wir uns wiedersehen. Auch dass er uns nun den Kontakt zu meiner Mutter verbietet. Warum müssen meine Kinder darunter leider? Er hat immer seine Enkelkinder geliebt. Sie konnten sich mehr erlauben als wir...“, sprudelte es aus ihr raus. „Ich weiß, aber jetzt warte ab. Vielleicht überlegt er es sich anderes. Außerdem glaube ich auch das Emilie nicht einfach so aufgibt.“ „Du hast recht“, gab sie zu.   Den Rest des Tages verbrachten sie im Garten. Oscar übte mit ihren Sohn fechten, während André mit seiner Tochter beim lesen war. „Papa, war das heute Morgen wirklich unser Großvater?“, fragte Cecilia nach. „Ja“, erhielt sie nur als Antwort. „Großmutter darf uns auch nicht mehr besuchen?“ „Cee, ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass sie trotzdem noch her kommt. Einer muss dir doch zeigen, wie man näht und so“, versuchter er sie auf zu muntern. Aber er merkte, dass es nicht der Fall war. Auch Marius sah beunruhigt aus, dass Oscar es bemerkte und den Unterricht abbrach. Dafür spielten sie lieber alle zusammen und genossen den schönen Tag. Sie wussten nicht, dass sie heimlich von jemanden beobachtet wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)