Und plötzlich ist alles anderes... von weisserose ================================================================================ Kapitel 12: Die Versöhnung -------------------------- Die Jahre zogen ins Land. Doch hatte Oscar immer noch keinen großen Kontakt zu ihren Eltern. Aber sie freute sich immer, wenn ihre Mutter ihre Kinder zu den wöchentlichen Besuchen abholte. Es hatte sich so eingespielt, dass die beiden immer zu ihren Großeltern kamen. Cee lernte bei ihrer Oma Stricken, sticken und sonstige Handarbeiten. Marius übte mit seinem Großvater oder hörte aufmerksam zu (Komma) wenn er über Erlebnisse berichtete. Aber über ein Thema wurde nie geredet. Über Oscar. Ihr Name fiel mal kurz, aber das war es auch schon. Reynier hatte immer wieder gehofft, das es wieder zu „seinem alten“ Frankreich finden würde. Aber leider merkte er, dass es nie wieder so sein würde. Auch fühlte er sich gesundheitlich etwas schlechter. Auch der Arzt konnte nichts finden und schob es auf das Alter. Doch er wusste, das es nicht daran lag. Er merkte es, das er immer schnell außer Atem war, wenn er mit Marius Fechten übte. Nach nur wenigen Minuten brauchte er eine Pause. Auch nahm er wie früher die gleiche Nahrung zu sich und wog immer weniger. Das waren Zeichnen, die ihm dann doch etwas Sorgen bereiteten. In seinem Arbeitszimmer gab er sich seine Gedanken hin. Alle seine Töchter waren versorgt und sogar deren Kinder. Nur um eine Person machte er sich besonders Gedanken. Emilie. Sie waren laut Gesetz nicht verheiratet. Was würde mit ihr passieren,wenn er irgendwann nicht mehr wäre? Schnell griff er zu Feder und Papier und verfasste sein Testament. Er schrieb, dass Emilie alles erben sollte, so wusste er dass sie versorgt war. Doch wusste er auch, dass es nicht für immer reichen würde. Am nächsten Tag machten die beiden einen kleinen Sparziergang durch ihren kleinen Garten. „Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?“, fragte er nach einer Weile. „Als ob ich es vergessen würde... Du warst von allen jungen Männern der Stillste und der Attraktivste auf dem Ball in Versailles“, antwortete sie und drückte sich an ihn. „Du warst die hübsches Frau“, sagte er und schloss sie ihn den Arm und küsste ihr Haupt. „Alle dachten, dass es nie gut gehen würde. Aber auch wenn wir unseren Höhen und Tiefen hatten, haben wir es gut gemeinsam geschafft“, kam es weiter von Reynier. „Ja, aber jetzt würdest du mich auch nicht mehr los werden“, neckte sie ihn leicht. „Das will ich auch gar nicht. Ich liebe dich noch immer“, sprach er, blieb stehen und griff liebevoll ihre Hand. Emilie sah ihn an und wusste sofort was er sie fragen wollte und platze aus ihr heraus: „Ja, ich will dich nochmal heiraten.“ Überglücklich nahm er seine Frau in die Arme und küsste sie leidenschaftlich. „Nur ein Wunsch habe ich“, kam es dann von ihr. „Welcher wäre es?“ „Ich will, dass nur wir und die Trauzeugen bei der Hochzeit dabei sind. Mehr nicht. Denn auch ich werde älter und will keine große Feier mehr ausrichten müssen“, erklärte sie ihm. „Einverstanden, nur wenn von unseren Freunden oder Kindern willst du als Trauzeugen haben?“, fragte er nach und legte seine Arme um ihr Hüfte. Kurz überlegte sie und dann sagte sie: „Ich weiß, es würde dir nicht gefallen, aber es wäre das einfachste. Oscar und André. Sie wohnen hier und so brauchen wir keinen einladen. Wenn wir Josephine nehmen, beschweren sich nur die anderen. Bitte Reynier, es wäre ja nur für die Trauung.“ Er wandte sich von ihr ab. //Nein, alle nur nicht sie//, dachte er sich. Aber gleichzeitig wusste er, dass es die einfachste Methode wäre. „Gut, wenn du es so willst“, antwortete er ihr und ging davon. Ein paar Monate vergingen und nun sollte der große Tag sein. André und Oscar dienten als Trauzeugen. Sonst waren nur noch die Kinder anwesend. Wie Emilie es sich gewünscht hatte, war es eigentlich nur eine Formalität. Sie gingen alle rein und unterschrieben. Cee war am meisten enttäuscht, den sie hatte sich eine Hochzeit anders vorgestellt. Abends saß Oscar in ihrem Sessel mit ein Glas Wein in der Hand und starrte in das Feuer. „Unsere Kinder schlafen jetzt endlich“, sagte André und nahm sich auch ein Glas. „Cee redet die ganze Zeit davon, wie ihre Hochzeit denn mal sein sollte. Aber ich sagte ihr, dass bis dahin viele Jahre vergehen werden. Das hoffe ich zumindest. Um ehrlich zu sein, will ich mir darüber noch keine Gedanken machen“, kam es lachend von ihm und setzte sich zu seiner Gattin. „Ja, ich auch nicht“, sagte sie nur. „Was beschäftigt dich“, fragte er nun. „Mein Vater... ich fand, er sieht nicht gut aus, als wäre er Krank und das beunruhigt mich“, gestand sie ihm. „Das ist mir auch aufgefallen. Ich hoffe, dass es nichts Schlimmes ist. Aber der Jüngste ist er auch nicht mehr...“, sagte er und nahm ihre Hand. „Ich weiß, aber trotzdem...“ „Das versteh ich“, kam es nur von ihm und schloss sie in den Arm. Ein weiteres Jahr ging ins Land. Der ehemalige General fühlte sich immer schlechter und wurde auch immer schwächer. Doch sein Arzt wusste keinen Rat. Nun wo sein Patent im Sterben lag, erkannte er die Erkrankung. „Es tut mir leid, Monsieur Jarjayes, aber sie haben Krebs im Darm. Deshalb auch dieser Gewichtsverlust und Eure Probleme mit Eurem Stuhlgang. Es gibt leider nichts, was ich für Euch tut kann“, sagte der Mediziner und räumte seine Sachen zusammen. Reynier konnte nicht glauben, was er gerade hörte. Auch Emilie, die mit im Zimmer saß, begann zu weinen. „Wie lange meint Ihr habe ich noch?“, fragte der ehemalige Graf. „Das kann ich Euch leider nicht sagen“, kam es ehrlich vom Arzt. Als Antwort erhielt er nur ein Nicken. „Kann man denn wirklich nicht machen? Gibt es nicht einen Fachmann für diese Krankheit“, schaltete sich nun Emilie ein. „Nein Madame, ich muss Euch leider enttäuschen, gegen Krebs, in welcher Form auch immer, hilft nichts...“ Das brachte sie nun noch mehr zum Weinen. Sie wollte ihren Mann noch nicht für immer verlieren. Sie liebte ihn doch. Nachdem sich der Mediziner verabschiedet hatte, bat Reynier seine Gattin allen seinen Töchtern Bescheid zu geben. Denn er wollte alle noch ein letztes Mal sehen. Seine Frau erfüllte diesen Wunsch und verließ das Zimmer, um seinen Willen zu erfüllen. Als er endlich alleine war, blickte er zum Fenster und merkte er wie nun auch ihm Tränen über seine Wangen liefen. Er schämte sich selber für seine Gemahlin zu weinen. Alle Briefe waren fast fertig, jedoch über dem Letzten zerbrach Emilie sich ihren Kopf. Sie hatte keine Kraft mehr diesen auf zusetzten. Auch wusste sie nicht, was sie schreiben sollte. Denn er war für Oscar. Die ehemalige Gräfin zerknüllte das Blatt und rief einen Dienstboten, der die Kutsche fertig machen sollte. Nur wenige Minuten später stand sie für Oscars Tür. „Großmutter kommt“, rief Cee freudig und rannte auf sie zu. Auch Marius kam sofort an. Doch als sie das Gesicht von ihrer geliebten Oma erblickten,blieben sie schlagartig stehen. Auch Madame Grandier merkte, dass etwas nicht stimmte. „Kinder, holt bitte euren Vater“, sagte sie und ihre Nachkommen liefen davon. Aber sie blickten trotzdem nochmal zu ihrer Großmutter. Sie sahen, wie sich die beiden Frauen umarmten und scheinbar ihre Oma weinte. Aus Emilie sprudelte es nur so raus. Oscar konnte nicht glauben, was ihre Mutter ihr gerade mitteilte. Sofort liefen auch bei ihr die Tränen. Zu gerne wollte sie nun zu ihrem Vater. Aber wusste sie auch, das er immer noch zu stolz war sie zu empfangen. Emilie bestätigte es, aber versprach ihr alles weiter mitzuteilen. Noch bevor André zu Hause war, war sie auch schon wieder weg. Aber auch ihn nahm die Nachricht sehr mit. Nun mussten sie es ihren Kindern noch schonend beibringen. Diese konnten es sich gar nicht vorstellen. Marius nahm es sehr mit, den er mochte seinen Großvater sehr. Er hoffte ihn noch einmal sehen zu können. Der Tag um Abschied zu nehmen, kam schnell. Viel zu schnell für alle. Alle seine Töchter mit ihren Männern waren angereist. Zusammen standen sie um sein Bett. Nur Emilie saß bei ihm. Er war sehr blass und nur noch Haut und Knochen. Es war für alle Beteiligten kein schöner Anblick. „Ach meine Töchter, ich habe euch alle so lieb. Auch wenn ich nie ein guter Vater war“, kam es leise von Reynier. „Das stimmt doch nicht“, sagte Marie Anne und ergriff seine Hand. „Wir könnten uns Keinen besseren vorstellen. Ihr wart doch immer sehr liebevoll zu uns“, meldete sich Josephine zu Wort. „Nein, das war ich nicht.“ „Doch und wir lieben Euch alle sehr“, sprach nun Clautilde. „Ich liebe euch auch. Aber eine fehlt doch. Wo ist sie denn?“, fragte er und suchte seine Jüngste. „Hortense hat uns doch schon verlassen, Vater“, kam es von Josephine. „Ich weiß, aber wo ist Oscar? Warum ist sie nicht da?“ „Ich dachte, das du sie nicht sehen willst“, sagte Emilie sanft und drehte sich zu ihren Schwiegersöhnen Hilfesuchend um. Der Mann von Josephine verstand sofort, nickte ihr zu und verließ das Zimmer. „Sie wird gleich hier sein. Jean holte sie eben“, versuchte Emilie ihren Gatten zu beruhigen. Oscar stand in der Küche, als sie die Kutsche ihrer Eltern erblickte. Sie ließ den Teller, den sie in der Hand hatte, fallen. Denn sie wusste, dass es nur eins bedeutete. André, der mit zu Hause war, erhob sich und als er dasselbe erblickte, ahnte schon welche Nachricht sie nun erwartete. Oscar ging zur Tür und öffnete diese. „Schnell! kommt mit. Dein Vater will dich sehen. Bitte, wir dürfen keine Zeit verlieren“, rief er aus der Kutsche. Schnell stieg die gesamte Familie Grandier zu ihm und fuhr zu dem Anwesen. André brachte sie zu ihren Cousinen und Cousins zum Spielen. Dann betrat er auch das Schlafzimmer von seinem Schwiegervater, wobei er sich mehr hinten aufhielt. „Hier bin ich“, sagte Oscar und griff seine Hand. Dabei begann sie zu weinen, denn er sah schlimmer aus, als sie gedacht hatte. „Ach Oscar, mein Tochter, bitte verzeih mir, dass ich immer so stur war“, sagte er und legte seine Hand auf ihre Wange. Sanft lehnte sie sich dagegen. „Ich war es doch auch“, kam es von ihr. „Du warst immer meiner Lieblingskind und ich freue mich, dass du nun so glücklich bist. Auch könnte ich mir kein besseren Mann für dich vorstellen als André.“ „Habt dank für diese lieben Worte.“ „Bitte verzeih mir.“ „Das tue ich, aber Ihr mir auch.“ „Ja“, röchelte er. Alle sahen diese rührende Szene, das nun auch dieser Streit endlich beiseite war. Denn Anwesenden liefen die Tränen und so merkte auch keiner, wie Marius sich in das Zimmer geschlichen hatte. Leise ging er zu dem Bett und stellte sich zu seiner Mutter. „Großvater, bitte werdet wieder gesund“, sagte er und kletterte auf das Bett. André kam nun näher, um seinen Sohn zu holen. „Ich glaube, diesen Wunsch kann ich dir nicht erfüllen“, erklärte Raynier und strich seinem Enkel über die Haare. „Aber wer übt denn mit mir? Mit Euch hat es viel mehr Spaß gemacht.“ „Das tut mir leid.“ Dann wurde Marius schon von André gepackt und nach draußen getragen. „Wiedersehen Großvater. Ich hab dich lieb“, rief er noch schnell, bevor die Tür sich schloss. Diese Worte zauberten nochmal ein Lächeln auf sein Gesicht, bevor er für immer einschlief. Emilie merkte, wie seine Hand leblos wurde. „Reynier? Bitte, du darfst mich nicht verlassen“, schrie sie. Oscar und ihre Schwestern sahen zu ihrem Vater und begannen erneut zu weinen. Jede wurde von ihrem Mann in die Arme genommen,nur Emilie legte sich zu ihrem Gatten. Bis sie von Jean und André aus dem Zimmer getragen wurde. Oscar und ihr Mann kümmerten sich auch noch nach der Beisetzung von ihrem Gatten um Emilie. Nur langsam kam sie über den schweren Verlust hinweg. Aber es machte sie glücklich, dass sich ihre Tochter und Reynier versöhnt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)