Glowing in the dark von Jilienemily ================================================================================ Kapitel 10: Possibility ----------------------- There's a possibility All I gon' get is gon' be yours then All I gon' get is gon' be yours still So tell me when you hear my heart stop You're the only one that knows Tell me when you hear my silence There's a possibility I wouldn't know Read more: LYKKE LI - POSSIBILITY LYRICS Peeta Meine Genugtuung verpuffte so schnell wie sie gekommen war. Ich hatte Katniss zerbrochen. Erneut. Es klirrte noch immer in meinen Ohren und was auch immer mich dazu bewogen hatte ihr so weh zu tun kam mir falscher vor denn je. Bekka zog mich sacht an der Hand aus der Menschenmenge, weg von den Kameras die mich offenbar in der Menge suchten. Wir blieben hinter einem der Häuser stehen und sie sah mit traurigem Blick auf unsere verschränkten Hände. Ich konnte nichts sagen. Ich lehnte mit abwesendem Blick an der Hauswand und spürte das Loch in meinem Herzen. Meine freie Hand grub sich in das Holz hinter mir, ich musste mich festhalten. Langsam verhärtete sich meine Miene. „Du wirst mich nie so ansehen.“ sagte Bekka leise und ich hätte ihr gerne widersprochen, aber ich konnte nicht. Also sah ich sie einfach nur bedauernd an. „Das ist okay.“ sie lächelte tapfer und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. „Ich wusste dass du nie mir gehören würdest.“ Ihre Stimme war traurig aber nicht vorwurfsvoll. Sanft strichen ihre Hände mein Hemd an der Brust glatt. „Es war ein schöner Traum.. aber wir müssen wohl beide aufwachen.“ Ihre Veilchenblauen Augen verschwammen und ich hätte mich Ohrfeigen können. „Nein, sieh mich nicht so an Peeta. Ich wusste doch dass du nur sie liebst. Du bist ein wundervoller Mensch und wir in Distrikt 8 wissen alle was man dir angetan hat. Ich war in Distrikt 13 als du befreit wurdest, ich habe Katniss danach gesehen und.. und dann später auch dich. Aber du warst immer unter Beobachtung und du warst so anders als der Junge den ich im Fernsehen gesehen hatte.“ Ihre Fingerspitzen fuhren unter meinen Kragen und sie musterte eingehend den obersten Knopf meines Hemdes. „Weißt du ich war nicht die Einzige die in dich verliebt war. Wir waren alle in dich verliebt und wir wollten alle Katniss sein. Aber keine von uns ist Katniss und das weißt du auch. Es war schön dass ich für ein paar Wochen sie sein durfte.“ Ihr Blick hob sich und sie lächelte schief, traurig aber nach wie vor ohne jeden Vorwurf. „Aber es kann nur eine geben. Und eines Tages wirst auch du das wieder wissen. Bis dahin wäre ich gern deine Freundin aber nicht mehr. Jeder Mensch braucht Freunde und ich glaube das gerade du Menschen um dich brauchst die dich daran erinnern wer du wirklich bist. Dieser wundervolle, gute, liebevolle Mann der alles für die Liebe seines Lebens tun würde.“ Ihre Worte trafen mich tiefer als ich je in Worte hätte fassen können. Ich hatte Bekkas Freundschaft nicht verdient, schließlich hatte ich sie tatsächlich nur benutzt um.. um was? Mir Gewissheit über etwas zu verschaffen, das ich längst wusste? Meine Gedanken, mein Herz, mein Körper, mein ganzes Leben war so übervoll von Katniss. Ich hatte diese Pause gebraucht. Und wenn ich ehrlich war wollte ich noch nicht das sie vorbei war. Denn ich hatte Angst. Angst in einem Ausmaß das man sich kaum vorstellen kann. Angst meine Augen zu schließen, Angst ins Bett zu gehen und aufzuwachen. Ich sah sie überall, hatte Blackouts, Erinnerungsfetzen die mich in die Knie zwangen, Alpträume und Visionen die es mir so schwer machten mich nicht weiterhin mit Morphium zu betäuben und in einer Ecke zu verkriechen. Mir ging es doch im Grunde nicht besser als Katniss. Aber anstatt ihr beizustehen, anstatt all das gemeinsam mit ihr zu überleben hatte ich in einem Anflug reinsten Egoismus den wichtigsten Menschen aus meinem Leben getreten. Ich musste mir mit beiden Händen übers Gesicht fahren und seufzte tief. Wie sollte ich mich ihr nähern, wenn ich doch wusste was sie mit meinem Verstand machte? All die Barrieren die ich errichtete, alle Schutzwälle gegen die Alpträume und Halluzinationen die ich mir mühsam erarbeitete riss sie mit einem Blick aus diesen unglaublichen Augen nieder. Ich hatte Katniss nichts entgegen zu setzen. Das hatte ich noch nie. Die Art wie sie mich eben angesehen hatte, so verletzt, so hilflos und.. Schuld begrub mich und ich rutschte an der Hauswand zu Boden bis ich saß und die Arme auf meine Knie legen konnte. Bekka setzte sich neben mich und begann aus den um uns herum wachsenden Gänseblümchen einen Kranz zu flechten. Lange saßen wir so da, bis es dunkel wurde und das Fest immer lauter und ausgelassener. „Ich wollte dir das Fest nicht verderben.“ Sagte ich schließlich leise und Bekka sah von ihrem bestimmt zehnten Kranz auf. „Das hast du nicht. Weißt du, ich glaube du unterschätzt was du alles kannst und wie stark du eigentlich bist.“ Bekka hatte eine Art Dinge auf den Punkt zu bringen, das mir ganz anders wurde. Hinter diesen Veilchenaugen steckte ein wirklich besonderer Mensch und ich war dabei ihr das Herz zu brechen. Tat ich eigentlich noch irgendetwas anderes außer Menschen die mir wichtig waren das Herz zu brechen? Ich fühlte mich elend und schuldig. „Es war trotzdem nicht fair von mir Bekka.“ Sagte ich leise und sah sie entschuldigend an. Bekka lächelte nur geheimnisvoll und legte mir einen der Kränze auf den Kopf. „Du bist schon ein seltsamer Mensch Peeta Mellark. Ich glaube du kannst dich am schlechtesten von allen einschätzen und ich glaube dass es das ist was dich und Katniss so sehr verbindet. Ihr habt beide keine Ahnung wie ihr wirkt und was ihr alles könnt. Du wusstest es mal.. am Anfang bei den Hunger Games.“ Sie legte ihre Hand flach über mein Herz. „All das ist noch da. Deine Wortgewandtheit, dein Charme, deine Stärke.. aber ich bin nicht die, die es dir zurückgeben kann. Ich wüschte ich wäre es.“ Seufzte sie und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Ich werde mich damit begnügen dich kennen zu dürfen und das ich dich küssen durfte.“ Sie kicherte süß und liebevoll. „Du bist ein bemerkenswert guter Küsser, kein Wunder das sie dich zurück will.“ Schmunzelte Bekka und ich konnte nicht begreifen wie sie all das so einfach hinnehmen konnte. Es war beinahe so als täte ihr Katniss leid, als würde sie sich wünschen, Katniss und ich würden wieder zusammen kommen. „Bekka wieso tust du das? Du hättest jedes Recht mich zu hassen. Und Katniss.“ Offenbar überraschte sie das denn sie hob den Kopf und sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Warum sollte ich das? Ganz Panem hat mit angesehen wie ihr euch ineinander verliebt habt und dann wie man euch einander weggenommen hat. Du bist Peeta Mellark, der Mann der uns den Mockingjay geschenkt hat und sie ist ein Vogel ohne Flügel ohne dich.“ Es klang so einfach aus ihrem Mund. Und doch drohte das Gewicht mich zu erdrücken. Ich stöhnte überfordert und rieb mir fest mit den Daumen über die Augen. Ich war bereit gewesen mein Leben für Katniss zu opfern. Immer. Und sie hatte mich beschützt, soweit sie es konnte. Unendliche Schuldgefühle überrollten mich als ich an unsere erste Begegnung nach meiner Befreiung dachte. Erst jetzt wurde mir das volle Ausmaß ihres Entsetzens bewusst. Unser Gespräch in meiner Zelle, als ich noch kaum auseinander halten konnte was wirklich war und was nicht. Ich konnte sie endlich sehen. Ich musste sie sehen. „Bekka, soll ich dich noch nachhause bringen?“ fragte ich und stand auf, hielt ihr meine Hand entgegen um sie auf die Füße zu ziehen. „Nein das brauchst du nicht, ich werde gleich tanzen gehen und du solltest nachhause gehen und dich mit ihr beschäftigen. Sie wird dich finden. Du solltest keine Angst davor haben, sie weiß wo du bist.“ Ich verließ Bekka und machte mich auf den Weg nachhause. Ich sah Haymitch der dabei war Katniss Tür wieder in die Angeln zu setzen. Offenbar hatten er und Cinna die Tür aufgebrochen. Ich vermied es ihn anzusehen und verschwand in mein Haus. Sofort trugen meine Füße mich nach oben in mein Schlafzimmer und ich zerrte den Laptop hervor den ich von Dr. Aurelius bekommen hatte. Darauf waren alle Bänder aus den Arenen, alle Aufzeichnungen von Katniss und alle Aufzeichnungen aus meiner Zelle während meiner ‘Therapie‘. Ich suchte die Dateien durch bis ich das Datum fand nach dem ich suchte. Unsere erste Begegnung nachdem ich nicht mehr überzeugt war sie wäre ein im Reagenzglas gezüchtetes Monster. Mein Herz schlug mir fest in der Brust und ich musste mir eingestehen das ich wirklich Angst vor dem hatte was ich sehen würde. Das Video begann. Ich sah mich mager, blass und mit Ringen unter den Augen auf dem Krankenbett liegen. Ich erinnerte mich, dass es etwa Mitternacht war. Meine Arme waren mit mehreren Riemen ans Bett gefesselt. Ich vergrößerte das Bild und musterte meinen Ausdruck. Keine Spur von mir selbst, Verwirrung, Misstrauen. Meine Brust hob und senkte sich schwer, zu diesem Zeitpunkt war ich noch immer nicht überzeugt dass Katniss nicht doch eine kranke Erfindung von Snow war. Die Tür öffnete sich und Katniss betrat meine Zelle. Sie wirkte unendlich verloren in dem klinisch grauen Raum. Gebannt starrte ich auf das Video, so viele Details waren mir entgangen. Ihre unsicheren Blicke zum Kontrollraum, das hilflose verschränken ihrer Arme. In meiner Erinnerung war sie kalt, langweilig, abweisend und unscheinbar. Jetzt sah ich das wunderschöne, tapfere, hilflose Mädchen das sie war. Ihre hohen Wangenknochen, die kontrollierte Angst in ihren Augen, die Unsicherheit. „You’re not very big, are you? Or particularly pretty?” sagte das kaputte Ich auf meinem Bildschirm und ich konnte mit ansehen wie Katniss sich versteifte. Sie wehrte sich, griff mich an. Ich schüttelte langsam den Kopf. Wie abweisend und geradezu bösartig sie mir vorgekommen war. Sie war kein netter Mensch. Das waren meine Gedanken. Aber jetzt sah ich das sie sich nach Leibeskräften gegen das wehrte was ich ihr antat. Katniss konnte sich nicht wehren, sie versteifte sich, wurde Kratzbürstig. Es schnürte mir die Kehle zu. Unser Gespräch war kaum zu ertragen. „I must have loved you a lot.“ Ich konnte den Schmerz in ihren Augen sehen. „You did.“ In einer hilflosen Bewegung schlug ich den Laptop zu und fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht. Ich hatte ihr Unrecht getan. In so many ways. Ich war der Mutt, das Monster das vom Capitol erschaffen worden war um sie zu zerstören und in meinem blinden Egoismus hatte ich vollendet was Snow an dem Abend begonnen hatte als er mich nach meinem Interview mit Ceasar Flickermann in diesen weißen Raum gesperrt hatte. Wieder begann ich unkontrolliert zu zittern. Die folgenden Tage verbrachte ich damit mir alle Videos von ihr erneut anzusehen. Ich wollte sie wieder finden, in mir, in meinem Herzen. Ich wusste wenn ich mich ihr und meinen Alpträumen nicht stellte richtete ich uns beide zu Grunde. Es war schlimmer als jeder Coldtrukey. Da ich weder Morphium noch andere Medikamente hatte um meinem Verstand wenigstens etwas Ruhe zu gönnen begann ich wie wild zu backen. Ich tat nichts anderes mehr. Kuchen mit aufwendigsten Glasuren die ich dann von Delly abholen ließ damit sie sie freudestrahlend verschenken konnte. Delly war gerade erst mit ihrem Bruder und einem jungen Mann aus Distrikt 13 zurückgekehrt. Sie war mir auf dem Fest begegnet auch wenn ich mich nur vage daran erinnerte. Ganze Schubkarrenladungen Brötchen wurde abgeholt, Brot und Blechkuchen. Alles um mich abzulenken. Die Hitze war unerträglich weshalb ich unendlich froh war als es zu regnen begann. Ich stand alleine in meiner hell erleuchteten Küche und machte die Cremefüllung für eine Sahnetorte fertig als ich aus den Augenwinkeln sah wie sich Katniss Tür öffnete. Ich blieb am Tisch stehen, sah aber zu ihr rüber. Es goss in Strömen und doch überraschte es mich kein bisschen das sie sich ausgerechnet diesen Tag ausgesucht hatte. Und sie sah anders aus. Sie sah aus wie das Mädchen in das ich so unsterblich verliebt war. Das Mädchen dem ich Jahre lang sehnsüchtig nach gesehen hatte wenn sie an unserer Bäckerei vorbei marschiert war, den Jagdbeutel über der Schulter, die Miene konzentriert und geschäftsmäßig. Mein Herz überschlug sich und ich hielt in der Bewegung inne. Sie stand Minuten lang einfach nur auf der Schwelle bis sie klatschnass war. Dann schien sie mich zu sehen. Ich hob die Hand, war mir nicht sicher ob ich ihr winken sollte. Doch sie erstarrte mitten auf der Straße. Sie sah mich an als hätte ich sie erneut unendlich tief verletzt. Aber wie denn? Ich stand hier doch nur. Langsam ließ ich meine Hand sinken, sie schien mehr gesehen zu haben denn ihr Blick war leicht abwesend als sie sich schwungvoll abwandte und davon rannte. „KATNISS!“ ich rannte zur Tür und raus auf die Straße. „KATNISS!“ aber sie war schon weg. Mein Herz raste. Sie würde wieder in den Wald rennen. Ich wusste dass sie das tun würde. Sofort sah ich sie erneut im Wald liegen. Nur diesmal fand ich sie nicht. Kalte Angst schnürte mir die Kehle zu. Inzwischen war ich selbst nass bis auf die Haut und lief zu Haymitchs Haus. Ich hämmerte gegen die Tür und stolperte verblüfft zurück als Gale mir öffnete. „Was..“ setzte ich an doch Gale und ich waren beide zu überrascht um wirklich etwas sagen zu können. Gales Blick wanderte von mir zu Katniss Haus, dann runzelte er die Stirn. „Ist was passiert?“ fragte er und sofort hatte ich das Bedürfnis die Arme vor der Brust zu verschränken um mich für einen Schlag zu wappnen. Doch Gale schlug nicht zu. „Katniss ist in den Wald gelaufen.“ Sagte ich und verfluchte das ich mich im Wald nicht auskannte. Ich würde sie wieder ewig suchen müssen. „Ich fang sie wieder ein.“ Knurrte Gale und schob mich grob beiseite. „Ich komme mit.“ Sagte ich unüberlegt und stieg ebenfalls die wenigen Stufen runter. „Nein. Wirst du nicht.“ Gale baute sich vor mir auf und wir starrten uns nieder. Keiner von uns war bereit klein beizugeben. „Du findest sie ohne mich nicht und mit dir werde ich nicht gehen. Ende der Debatte. Verzieh dich in deine Backstube Mellark und lass Katniss in Ruhe. Du hast mehr als genug angerichtet.“ Meine Augen verengten sich und ich ballte die Hände zu Fäusten. Wenn Gale nur einen Hauch von dem durchlebt hätte was ich durchlebt hatte, er würde.. nicht um sie kämpfen? Mich weniger hassen? Er hatte Recht und wenn ich sie nicht verlieren wollte musste ich Gale allein gehen lassen. „Finde sie.“ Presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Man konnte wohl behaupten das Gale und ich uns nicht gerade sympathisch waren. Jetzt weniger denn je. Aber er nickte nur und ging. Ich fragte mich wann er gekommen war und wieso er in Haymitchs Haus war. Da es noch immer wie aus Kübeln goss und Gale die Haustür zugezogen hatte, entschied ich, dass mir nichts übrig blieb als zurück nachhause zu gehen und zu warten. Als ich wieder in meiner Küche stand grub ich die Hände fest um meine Tischplatte und starrte mit fest angespannten Kiefermuskeln angestrengt auf das Holzmuster. Visionen und Bilder von Katniss im Wald quälten mich, drohten mich erneut in die Knie zu zwingen. Aber ich konnte ihnen nicht nachgeben. Katniss war nicht tot. Sie lebte. Gale würde sie finden. Wie so oft in meinem Leben in letzter Zeit hatte ich den Gedanken nicht zu Ende gedacht. Gale. Ich hatte GALE los geschickt eine völlig aufgelöste Katniss zu suchen der ich das Herz gebrochen hatte. Es gab wohl kaum etwas dämlicheres das ich hätte tun können. Das Bild das sich mir bot als sie zurück kamen riss mir den Boden unter den Füßen weg. Katniss Lippen waren voller, sie waren wundgeküsst, ihr Zopf zerwühlt, ihre Kleidung unordentlich. Man musste nun wirklich keine Fantasie besitzen um sich ausmalen zu können was im Wald passiert war. Und er hielt ihre Hand. Glühende Eifersucht durchfuhr mich und ich bemerkte erst dass ich das Glas in meiner Hand zerbrochen hatte, als sich die Scherben in meine Haut gruben. Bebend atmete ich gegen die Wut an. Äußerst erfolglos. Was hatte ich denn erwartet? Das sie auf ewig auf mich warten würde? Nach allem was ich ihr angetan hatte? Wie konnte ich so bedenkenlos sein? Nie war ich auf Gale so eifersüchtig gewesen wie in diesem Moment. Unwirsch wischte ich im Waschbecken die Scherben von meiner Hand und wusch das Blut ab. Ich bebte vor Zorn. In meiner Wut schlug ich ein recht beachtliches Loch in meine Flur Wand. Unruhig lief ich im Haus auf und ab. Er würde nicht. Sie würde nicht. Das würden sie nicht. Das.. ich raufte mir verzweifelt die Haare. Ich konnte nicht rüber gehen und einfach klingeln. Beim bloßen Gedanken wobei ich sie dabei stören konnte wurde mir übel. Ich spuckte mein Mittagessen wieder aus und lief erneut vor Wut kochend durch mein Haus. Ich würde Gale umbringen. Nein.. nein ich konnte Gale nicht umbringen. Sie brauchte ihn. Dieser verfluchte Hüne von Kerl. Ich ballte die Hände zu Fäusten, den Schmerz vollkommen ausblendend. Fluchend lehnte ich die Stirn an die Haustür und versuchte mir plausible Gründe auszudenken warum ich in ihr Haus stürmen könnte. Ein Feuer? Bei strömendem Regen unwahrscheinlich. Ich war wirklich unkreativ wenn es um Gründe ging ihre Tür einzutreten, Gale von ihr zu zerren und ihm das Genick zu brechen. Was.. ich nicht durfte, ermahnte ich mich. Ich durfte ihr Gale nicht nehmen auch wenn ich ihm gerade einige wirklich unschöne Dinge antun wollte. Die Zeit verstrich quälend langsam und ich wusste nicht worauf ich wartete. Die ganze Nacht saß ich vor meiner Tür und schlug sacht aber kontinuierlich meinen Hinterkopf gegen das Holz. Es hielt die Halluzinationen fern, aber nicht die Vorstellungen von dem was Gale und Katniss wohl trieben. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen. Aber ihm. Ich knirschte vor Wut mit den Zähnen und begann mich darauf zu konzentrieren mir die wohl schlimmste mögliche Todesart für Gale auszudenken. Das half. Wenn auch nur geringfügig. Irgendwann gegen Abend des nächsten Tages wachte ich auf dem Boden meines Flures auf. Ich fühlte mich grauenhaft und es dauerte einen Moment ehe mir wieder einfiel wieso ich auf meinem Flurboden lag und weshalb ich meine Hand mit Scherben zerschnitten hatte. Gale. Ich fuhr hoch und riss die Tür auf. Ich wollte schon rüber marschieren als ich Gale entdeckte. Er kam gerade mit Cinna zurück aus der Stadt. Ich konnte hören dass sie sich unterhielten und hoffte ein paar Worte aufschnappen zu können. „Nein sie ist eingeschlafen aber nicht mehr aufgewacht. Ich denke sie hat Fieber.“ Sagte Gale gerade und Cinna nickte langsam. „Wir sollten sie schlafen lassen. Haymitch hat sicher Schlafsirup im Haus. Zur Not fragen wir deine Mutter, sie wird bestimmt welchen haben. Sie sollte sich erst mal ausruhen.“ Geräuschlos schloss ich die Tür. Sie hatte Fieber. Und sie war eingeschlafen. Hoffnung keimte in mir auf das sie und Gale vielleicht doch nicht.. aber wie sollte ich sicher sein? Es gab nur einen Weg das heraus zu finden. Ich musste sie sehen. Ich würde sehen ob sie.. schnell schüttelte ich mit gerunzelter Stirn den Kopf. Kein guter Gedanke nach so einer Nacht. Mein Plan stand. Nun musste ich mich nur lange genug ruhig verhalten. Der nächste Tag war unerträglich. Zu wissen das Gale die ganze Zeit bei ihr war, das er sie berühren und trösten konnte. Es grenzte schon ans absurde wie eifersüchtig ich war. Gegen Abend des dritten Tages war ich sicher das Katniss wach sein musste. Ich hatte gesehen wie Gale gegangen und mit einem von Hazelles Töpfen wieder gekommen war. Suppe. Und zu Suppe gehörte Brot. Also buk ich Katniss Lieblingsbrot. Ich zog es frisch und noch leise knackend aus dem Ofen, dann wappnete ich mich auf was immer in ihrem Haus auf mich warten würde und ging mit festen Schritten über die Straße. Ich klopfte und wartete mit schwer klopfendem Herzen. Natürlich öffnete Gale die Tür. Glücklicherweise überragte er mich nur noch um einen halben Kopf, stumm dankte ich meinem Vater für seine Gene. „Was willst du.“ Fragte Gale gelassen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will zu Katniss. Ich habe ihr etwas Brot mitgebracht.“ Gale schnaubte und hob eine Augenbraue. „ Nett von dir aber wie kommst du darauf, dass ich es ihr geben würde?“ fragte er herausfordernd. Ich war nicht in der Stimmung mich offen mit ihm anzulegen, das würde blutig enden. „Weil du genauso wie ich weißt das sie es braucht und weil es nur ein Geschenk ist.“ Ich bemühte mich ruhig zu bleiben, wir beide wussten dass das Ganze zwischen uns irgendwann eskalieren würde. „Ich habe sie dir anvertraut. Ich habe sie für dich aufgegeben, weil sie sich für dich entschieden hat. Und alles was dir dazu einfällt ist ihr das Herz zu brechen und dir eine neue zu suchen?“ fuhr er mich an. Die Wut die ich so mühsam unterdrückte loderte auf. Gale hatte doch keine Ahnung. „Nein Gale, du bist abgehauen und hast sie mir überlassen damit ich mit dem was von ihr übrig ist klar komme. Du hast sie nicht gesehen. Du hast nicht gesehen wie kaputt und fremd sie war. Und du wachst nicht nach jeder Begegnung mit ihr von Träumen auf in denen ihr verstümmelter Körper dich umbringen will. Erzähl mir nichts von dem was DU aufgegeben hast! Ich habe ALLES für sie aufgegeben! IMMER!“ knurrte ich wütend und spannte mich an. „Du kennst sie nicht wenn du ernsthaft nicht gesehen hast dass sie noch immer sie selbst ist. Das sie dich braucht! Sie braucht dich mehr als sie mich je brauchen wird! Ich bin ein billiger, schlechter Ersatz für dich. Für all das was du ihr verwehrst. Die haben mit deinem Verstand gespielt? Aber nicht mit deinem Herzen. Ich schwöre dir Peeta, wenn du ihr noch einmal das Herz brichst, breche ich dir alle Knochen.“ Oh wow. Jetzt drohte er mir schon. Ich war versucht ihm genauso zu drohen. Fass sie noch einmal an Gale und ich breche DIR sämtliche Knochen. Doch wir wurden unterbrochen. Von einem leisen rumpeln und einem ihrer kleinen Laute. Ein Eimer Eiswasser entleerte sich in meinen Magen und ich hatte Mühe mich an Ort und Stelle zu halten. Sie war nicht blass, ihre Wangen glühten und ihre Augen glänzten vom Fieber. „Hört auf.“ Befahl sie uns in ihrem versucht herrischen Ton. Mir stockte der Atem. Sie trug erneut dieses verfluchte Nachthemd. Ich sollte Cinna dafür eine rein hauen. Sie war so unbeschreiblich schön in diesem weich fallenden Stoff. Sie wirkte so verletzlich. „Katniss..“ flüsterte ich voller Sehnsucht und kontrolliert zurückgehaltenem Verlangen ehe ich es verhindern konnte. Aber wie so oft entging ihr die eigentliche Bedeutung. Stattdessen setzte sie diese niedliche Trotzmiene auf und fuhr mich vermeintlich bedrohend an. „Was willst du hier?“ Deutlich konnte ich die Tränen in ihrer Stimme hören. Aber wie sollte ich ihr all das was in den letzten Tagen geschehen war erklären? „Ich-..“ setzte ich an doch sie schnitt mir das Wort ab. Tränen schwammen in ihren tief blauen Augen. „DU HAST MICH VERLASSEN! PEETA DU WARST ES DER MICH VERLASSEN HAT!“ schrie sie mich schluchzend an und riss mir das Brot aus der Hand. Sie versuchte eindeutig es mir an den Kopf zu werfen, doch sie hatte nicht genug Kraft und so landete es an meiner Brust. Ich liebte sie. Genau hierfür liebte ich sie doch so sehr und wäre sie nicht so aufgelöst, ich hätte hell aufgelacht und sie in meine Arme gezogen. Noch ehe ich irgendwie reagieren konnte packte sie mich am Kragen, zog mich an sich und küsste mich. Ich war wie vom Blitz getroffen. Und noch ehe ich sie in meine Arme schließen oder den Kuss auf nur erwidern konnte stieß sie mich grob von sich und schlug mir die Tür vor der Nase zu. Einen Moment stand ich perplex vor der geschlossenen Tür, dann breitete sich ein schiefes Lächeln auf meinen Lippen aus. Ich musste grinsen. Sie hatte nicht mit Gale geschlafen. Sie liebte mich. Grinsend drehte ich mich um und rannte beinahe Haymitch um der gerade mit einer weiteren Ladung Suppe von Hazelle kam. „Wieso grinst du so?“ fragte er skeptisch und ich hob eine Augenbraue. „Sie liebt mich.“ Grinste ich und Haymitch sah mich völlig entgeistert an. „Im Ernst. Irgendwann werde ich euch umbringen.“ Knurrte er und ich ging gut gelaunt an ihm vorbei nachhause. Damit waren die Grundfragen geklärt. Ich liebte sie, sie liebte mich. Nun blieb abzuwarten was Gale trieb und wie ich wieder gut machen konnte was ich so grandios verbockt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)