Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 32: Wachstum -------------------- Kapitel 6.6 – Wachstum „Zum Wohle des Friedens gab es bereits während der Gründung von Gimini Intercorbs den Rat, um die Interessen der Menschheit zu wahren. Durch einige Fehlschläge der Vergangenheit konnte die 2. Generation aus den Fehlern lernen und die Zusammenarbeit zwischen Mastern und Bestien perfektionieren.“ Wieder einmal hat es Liam geschafft mein Gehirn leer zu fegen. Er beugt sich über meinen Hals und beginnt ihn mit sanften Küssen herab zu wandern. Halbherzig versuche ich ihn aufzuhalten. Aber meine Sinne spielen verrückt. Sie genießen diese Liebkosung und betteln aufgeregt nach mehr. Noch nie wurde ich so zärtlich berührt. Ein leises Brummen kommt aus Liams Kehle und dringt in meinen Körper ein. Diese Kombination von Vibrationen und Küssen treibt mich beinahe in den Wahnsinn. Eine seiner frechen Hände wandert an meinem Oberschenkel herauf und gleitet unter mein Schlafshirt. Ich stöhne und erschrecke mich selbst damit. Liam hebt seinen Kopf und grinst mich süffisant an. „So so. Dafür, dass du mich nicht als Mann betrachtest reagierst du aber sehr sensibel und willig auf meine Berührungen.“ Ich werde rot. Scham überkommt mich. All meine Bedenken hatten sich für einen kurzen Moment in Luft aufgelöst. „Liam, warum ich?“, flüstere ich ihn an. Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Durch meine Verwandlung in eine Bestie hat sich mein menschliches Bewusstsein in den Hintergrund gezogen. Man könnte sagen, dass ich nur aus Instinkten bestanden habe.“ „Heißt das, dass mich dein Instinkt gefunden hat?“, frage ich neugierig. „Das könnte man so sagen. Dein Geruch hat mich wieder zu Bewusstsein gebracht. So bin ich nach und nach wieder ich selbst geworden. Eines Tages bin ich dann aufgewacht und du warst mit mir in dem Labor.“ Das heißt ja, dass er mich wirklich nicht aus Böswilligkeit entführt hat, sondern dass er instinktiv gehandelt hat. Wie ein Tier. Da lag ich mit meiner anfänglichen Vermutung gar nicht mal so falsch. Dennoch finde ich es seltsam, dass er mich gewählt hat und nicht eine meiner Kolleginnen. Die Antwort wird mir wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben, da ich ja schlecht seinen Instinkt fragen kann. „Zu welchem Zeitpunkt bist du denn wieder aufgewacht?“ „Keine Ahnung.Ich hatte das Zeitgefühl verloren, aber ich glaube es war kurz bevor ZP-984 aufgetaucht ist. Vorher ist alles nur undeutlich und Blass. Mal war ich wie in Trance und habe mein eigenes Handeln beobachtet, dann habe ich wieder geschlafen. Das ging eine ganze Weile so.“ Das erklärt auch seine menschlichen Züge, dann wieder seine tierischen Reaktionen. An manchen Tagen meiner Gefangenschaft hatte Liam mehr wie eine wilde Bestie gewirkt, als an anderen. „Aber du hast selbst gesagt, dass du deinen Instinkt abgeschaltet hast, um mein Vertrauen zu gewinnen“ erinnere ich mit laut an eine unserer ersten Konversationen. „Ja, das stimmt auch. Trotz meines bewussten Erwachens steckte viel zu viel Bestie in mir. Immerhin geht das nicht von jetzt auf sofort. Ich habe viel zu lange in meiner Bestiengestalt gelebt. Darum habe ich auch vergessen, dass ich mich anpassen kann. Es war als Bestie eben nicht wichtig.“ So war das also. Die Wutanfälle nach seinem Erwachen sind wohl auch ein Zeuge dafür, dass er sich nur schwer beherrschen konnte und noch Probleme hatte, die Bestie in sich zu unterdrücken. „Kannst du dich denn an deine Zeit mit Magdalena erinnern?“, frage ich gespannt. Liam seufzt. Sein Atem kitzelt in meiner Nase. Er lässt sich neben mir fallen und greift nach einer meiner Haarsträhnen. Er wirkt viel zu menschlich. Eigenartig. Als sei es für ihn das normalste auf der Welt. „Ja. Zu der Zeit war ich abwechselnd in Menschen- und Bestiengestalt.“ Ich schlucke. Wird er mir endlich mehr über seine Vergangenheit erzählen? Ich wage einen Versuch. „Wie war sie denn so? Dein erster Master?“, frage ich angespannt. Liam sieht mir tief in die Augen. „Warum interessiert dich das?“ „Darf es mich nicht interessieren?“, fauche ich gereizt. Es regt mich auf, dass er mir nichts von seiner Vergangenheit erzählen will. Warum die Geheimnistuerei? Er zuckt mit den Schultern und erhebt sich. Mit dem Rücken zu mir sitzt er angespannt auf dem Bett. Ich traue mich nicht zu atmen oder mich zu bewegen. Alles was ihn ablenken könnte versuche ich zu vermeiden. „Sie war sehr streng. Hat mich oft versucht mit körperlicher Gewalt zu maßregeln. Ich sollte zu ihrem treuen Hund werden.“ Er schnauft und sieht wieder zu mir. Auch ich erhebe mich endlich und setzt mich aufrecht hin. „Wie hat sie auf deine Verwandlung reagiert?“ „Sie hat es sich erhofft. Professor Gillian hatte mich und meine Brüder so gezüchtet, damit wir uns an die menschliche Gestalt anpassen können.“ Also gab es tatsächlich noch mehr von Liams spezieller Art. „Aber nach meiner Verwandlung habe ich mich ihr umso mehr widersetzt.“ Ein schelmischer Blick trifft auf meinen. Ich kann mir Magdalenas Unmut nur allzu gut vorstellen, als sie merkt, was für ein Dickkopf mein Liam ist. „Und wie bist zu dem Gremium gekommen?“ „Das war die Idee des Professors. Im Gegensatz zu meinen Brüdern war ich der einzige der sich getraut hat seinen Mund zu öffnen und sich gegen seinen Master zu stellen.“ „Das verstehe ich nicht. Wurdet ihr denn nicht vom Professor erschaffen, um euren Mastern zu dienen?“ Liam streckt seine Hand nach meinem Unterschenkel aus und beginnt mit seinen Fingern darauf zu spielen. Scheinbar passiert das unterbewusst, denn er selbst setzt mit seinen Erzählungen ungerührt fort. „Nein. Der Professor wollte von Anfang an, dass wir Bestien uns mit unseren Mastern anfreunden und ihre Partner werden, nicht ihr Werkzeug. Der Rat aber war sehr stur und wollte dem einen Riegel vor schieben. Weil sich die Zeiten änderten und die Bestien immer mehr zu Sklaven erzogen wurden, begann der Professor damit uns mehr menschliche Gene zu verleihen. Er wollte erreichen, dass wir uns zur Wehr setzen können.“ Also war der Professor von Anfang an gegen dieses Master und Bestien Projekt. Was Sophie wohl dazu sagen würde? „Aber warum hat der Professor dann nicht einfach aufgehört Bestien zu züchten?“ Immerhin hätte er so dem Ganzen einen Riegel vor schieben können. „Das hätte nichts gebracht. Es gab noch unzählige andere Wissenschaftler die damals bereits mitmischten.“ Ach so ist das. Das ergibt natürlich Sinn. „In Rosalinde hatte er eine starke Verbündete gefunden. Sie hat ihre Bestie von Anfang an als Partner betrachtet. Ihr Charme hat weitere Verbündete angelockt. So auch einige wichtige Persönlichkeiten im Rat.“ „Dann hat sie wohl auf dieser Basis das Gremium gegründet“, fasse ich zusammen. Das macht mich stolz. Vor allem da ich auch in Liam Anerkennung für meine, damals noch sehr junge, Tante erkenne. „Ja.“ „Wie hat Magdalena darauf reagiert?“, komme ich wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. „Nicht besonders gut. Sie hat den Professor dafür angeklagt, dass er mich falsch gezüchtet habe. Daraufhin musste der Professor sein Amt nieder legen, durfte aber weiterhin im Labor leben.“ Ich halte den Atem an. Also war es indirekt Liams Schuld, dass der Professor überhaupt angeklagt wurde. „Was ist dann passiert?“ „Ich habe Magdalena zur Rede gestellt. Aber die blieb stur.“ „Hast du sie deshalb getötet?“ „Nein“, antwortet er knapp und gleichgültig. „Warum dann?“ „Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich erinnere mich nur noch daran, dass nach dem Rücktritt des Professors ständig Nachrichten von gescheitert Aufträgen kamen. Auffälliger weise waren es die Mitglieder des Gremiums, die alle nach und nach verstarben. Der Professor hatte dann eine böse Vorahnung und empfahl den übrig gebliebenen zu verschwinden. Auch er bereitete alles darauf vor, das Institut zu verlassen. Als dann auch noch die Nachricht kam, dass Rosalinde ebenfalls versagt habe, stand sein Beschluss fest. Doch bevor er mit seiner Familie untertauchen konnte ist er gestorben.“ Tränen kommen in mir hoch. Das alles klingt nach einer Verschwörung gegen das Gremium und meiner Tante. Garantiert steckte der Rat dahinter, wenn nicht sogar Magdalena selbst. „Nach seinem Tod habe ich mich in meine Bestiengestalt zurück gezogen“, meint Liam bedrückt. Ihm steckt ein Kloß im Hals. Scheinbar mochte er Sophies Großvater sehr. „Immer mehr meiner Brüder sind gestorben oder spurlos verschwunden, bis nur noch ich übrig war. Eines Tages habe ich dann mein menschliches Bewusstsein zurückgezogen und meinem Instinkten die Führung überlassen.“ So war das also. Liam hat das Labor wohl nicht bewusst zerstört. Er hatte auch seine Herrin nicht mit Absicht getötet. Die Bestie in ihm hat die Zügel in die Hand genommen und ist irgendwann Amok gelaufen. Genau wie die anderen Bestien, nur mit dem Unterschied dass Liam um einiges Mächtiger war als die anderen. „Ich habe erst von meinem Werk erfahren, als Sophie dir davon erzählt hat.“ Das muss ein gewaltiger Schock für ihn gewesen sein. Ich blicke Liam an und versuche ihn mit meinen Augen zu trösten. Doch er fängt sich schnell wieder und grinst mir entgegen. „Aber das alles ist eh Vergangenheit. Nun zu dir.“ Ich weite meine Augen. „Was meinst du?“ „Musst du nicht langsam zur Bibliothek?“ Erleichtert atme ich aus. Liam lacht. „Was hast du denn gedacht?“ Schnell springe ich auf und mache mich fertig. Als ich frisch geduscht und angekleidet aus dem Badezimmer trete, kommt mir ein seltsamer Gedanke. „Sag mal Liam, warum wäscht du dich nie?“ Mein Frage überrascht ihn. „Hab ich doch.“ Er schnüffelt an sich und sieht mich dann wieder an. Auf meinen fragenden Blick antwortet er mir mit einem schelmischen funkeln in den Augen: „Während du geschlafen hast, habe ich das Bad für mich genutzt. Aber wenn du willst können wir uns ab jetzt gegenseitig waschen.“ Geschockt weiche ich zurück. Und Liam lacht schon wieder. Solch ein lauthalses Lachen habe ich noch nie von ihm gehört. Es gefällt mir wie locker er geworden ist. Innerhalb von zwei Tagen hat er sich mir geöffnet und beginnt immer menschlicher zu wirken. Wenn das so weiter geht werfe ich alle meine Bedenken über Bord und schmeiße mich ihm an den Hals. Dank Sumis vorhergehender Beschreibung finde ich die Bibliothek schnell. Mit Liam im Schlepptau fahren wir mit dem Fahrstuhl in die 7. Etage. Unterwegs treffen wir auf einige Unteroffiziere und ihre Bestien. Dieses Mal aber kommt mir keine offenkundige Feindseligkeit mehr entgegen, sondern Respekt und Anerkennung. Die Neuigkeiten meines Stammbaumes haben sich anscheinend schnell herum gesprochen. Als wir vor der großen Tür zum stehen kommen, überkommt mich ein mulmiges Gefühlt. Was mich wohl in dem Gespräch mit Sumi erwarten wird? Liam drängt sich an mir vorbei und öffnet die Tür. Ich folge ihm und trete in ein Märchenland voller Bücher. Hunderte Regale stehen neben einander aufgereiht im Raum und begrüßen uns Neuankömmlinge. Sumi und ihre Bestie erwarten uns bereits. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)