Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 35: Beziehungen ----------------------- Kapitel 7 – das Team Kapitel 7.1 - Beziehungen „Es ist wichtig mit der Zeit Kontakte mit anderen Mitgliedern von Gimini Intercorbs zu knüpfen. Diese können bei der Erfüllung Ihrer Aufträfe von Vorteil sein. Außerdem helfen Verbindungen zu anderen Mastern, Züchtern, Wissenschaftlern und Ratsmitgliedern ihnen Ihre Position zu sichern.“ Verunsichert blicke ich mich im Raum um. Soweit wie ich es erkennen kann sind wir die einzigen und das erleichtert mich ungemein. Innerlich bereite ich mich schon mal auf das folgende Gespräch vor. Caleb mustert mich von oben bis unten. Aber dieses Mal überkommt mein Körper ein unangenehmer Schauer. Es ist das erste Mal, dass ich mich nicht von seinen Augen angezogen fühle. Ob es nun an mir und meinen Veränderungen liegt, oder an seiner Haltung kann ich schwer sagen. Liam lässt sich in der Nähe auf einem Tisch nieder. Elegant und geschmeidig lümmelt er scheinbar lässig mit angewinkelten Beinen. Dennoch lässt er keinen von uns aus den Augen. Wie immer ist er stets auf der Hut um notfalls einzugreifen. Ich frage mich, was ihn zu diesem Verhalten veranlasst. Ich meine, gerade in diesem Moment befindet sich niemand in diesem Raum, der mir gefährlich werden könnte. Warum ist er so misstrauisch? War er zu Magdalenas Zeiten auch so? Ich setzte mich zu Sophie. Bisher hat sie sich gut geschlagen. Sie wirkt zwar wie ein nervöses, kleines Kind und scheint sich nur schwer zurück halten zu können, hält aber trotzdem den Mund. Caleb ist der erste, der diese Stille unterbricht: „Was war das gerade für eine Aktion?“ Ich atme tief durch. „Liam wahr wohl eifersüchtig oder so.“ Vorsichtig schiele ich zu meiner unberechenbaren Bestie rüber. Diese versucht nicht einmal ansatzweise sich zu verteidigen. Mistkerl! „Das habe ich gesehen.“, erwidert der General mit einem trockenen Lachen. „Daran musst du unbedingt arbeiten.“ Schulterzuckend versuche ich ihm deutlich zu machen, dass ich auch keine Ahnung habe, wie ich dieses Verhalten dem arroganten Kerl abtrainieren soll. Aber Caleb hat recht. Ich will nicht dass Liam jedes mal so austickt, wenn ich mich einem anderen Mann nähere. „Gut dann wüsste ich auch noch gerne, warum du meinen neuen Rekruten einer derartigen Gefahr ausgesetzt hast“, der tadelnde Blick lässt mich nervös auf dem Stuhl herumrutschen. Ich fühle mich wieder in meine Kindheit zurück versetzt. Ganz so als ob ich jetzt von meinem Lehrer einen gewaltigen Anschiss bekommen würde, nur weil ich im Unterricht etwas zu laut war. „Ich wusste ja nicht wie Liam reagiert. Außerdem konnte ich nicht mehr klar denken.“ „Achso, darum fällst du fremden Männer einfach mal so um den Hals. Oder versuchst du so neue Verbündete zu finden.“ Sein gemeiner Unterton und der abwertende Blick verletzten mich zuriefst. Sophie zuckt ebenfalls zusammen. Diese Bemerkung war wirklich unpassend und ich kann mir nicht erklären, warum es Caleb so sehr aufregt, dass ich einen anderen Mann umarmt habe. Ich seufze resigniert und versuche diese Worte nicht allzu nah an mich heran zu lassen. „Markus ist mein Cousin und ich habe ihn heute das erste Mal seit einer halben Ewigkeit wieder gesehen. Ich hätte nie gedacht dass ich ihn überhaupt wiedersehen. Also entschuldige bitte meine überschwängliche Freude.“ Ok. Es ist mir doch nicht gelungen die Bitterkeit aus meinem Unterton zu entfernen, Mist. Sophie atmet erleichtert auf. Auch Calebs Körperhaltung entspannt sich sichtlich. „Gut. Das erklärt einiges. Entschuldige. Ich wollte dich nicht verletzten. Aber du musst verstehen, dass das Augenmerk des Rates jetzt voll und ganz auf dir liegt. Jeder Fehltritt wird dementsprechen hart bestraft.“ Ich nicke gütig und entspanne mich auch. Er hat schon recht. Dass auch gerade vor dem Ratsherrn dieses Chaos veranstaltet habe, verschafft mir bestimmt nicht unbedingt Pluspunkte auf der Beliebtheitsskala. Sophie holt für uns alles etwas zu trinken. Sie bietet Liam sogar eine Cola an, die er aber kopfschüttelnd ablehnt. Wieder einmal frage ich mich, ob er nie etwas zu Essen oder zu Trinken benötigt. „Caleb hat mir alles erzählt und mich auf den neuesten Stand gebracht“, meint Sophie. Ich frage mich, wer Caleb auf den neuesten Stand gebracht hat. Woher konnte er von meinem Gespräch mit Sumi wissen? „Was hast du jetzt vor?“, fragt sie mich schüchtern. Dabei beobachtet sie mich aus ihren klugen Augen. „Ich weiß es nicht.“ Überfragt und verunsichert nippe ich an meiner Dose und begrüße das prickelnde Gefühl auf meiner Zunge, dass mich etwas erfrischt. „Ich glaube, dass ich Sumi´s Angebot annehme. Ich werde mich dem Rat stellen und das Labor von Deutschland beanspruchen.“ Langsam reift eine wahnwitzige Idee in mir heran. Vielleicht kann ich ja mein Labor dafür nutzt, um ein Vorbild für die andern zu werden. Wenn es mir gelingt die andern Master davon zu überzeugen, dass die Bestien mehr sind als nur von Instinkten geleitete Kreaturen, dann könnten wir für sie einen Ort schaffen, der zu einem richtigen Zuhause wird. Ohne Vorurteile. Wer weiß? Caleb sieht mich mit einem Blick an der teils aus Bewunderung und teils aus Ehrfurcht besteht. Das mach mich etwas Stolz und verstärkt meinen Entschluss. „Dafür braucht du ein Team, dass dich unterstützt. Du braucht Master, Züchter, Trainer und ein paar Mitglieder des Rates, sowie Sponsoren auf deiner Seite.“ „Also auf mich kannst du immer zählen“, versichert mir Sophie. Darüber freue ich mich sehr. „Und auf Kati und Lukas auch.“ Auch wenn ich immer noch kein genaues Bild von Lukas habe frage ich mich, warum ich seine Loyalität verdient habe. Ich kann es mir einfach nicht erklären. Diesen Gedanken spreche ich laut aus und Sophie strahlt mich an. „Naja. Er ist dir sehr dankbar für das, was du für Kati getan hat. Er unterstützt sie, wo er nur kann.“ „Sind die beiden denn … ähm … zusammen?“ Sophie grinst mich verschwörerisch an. „Wenn es nach ihm ginge, wären sie schon längst verheiratet, aber Kati lässt sich nicht so leicht erobern.“ Ich grinse zurück. Lukas ist mir gleich um einiges Sympathischer. Ich glaube, dass er gut zur selbstbewussten Soldatin passen würde. Caleb erhebt wieder das Wort: „Dr. Jung und Samantha werden sich ebenfalls uns anschließen. Er ist schon lange ein Fürsprecher der Bestienrechte. Sein Einfluss kann uns gute Dienste leisten.“ Es gibt genau zwei Dinge die mich verwundern. Das eine ist die scheinbar selbstverständliche Tatsache, dass Dr. Jung auf meiner Seite steht, die andere dass Caleb von „uns“ spricht. Will er sich tatsächlich mit dem Ratsherrn anlegen? „Bist du dir sicher? Ich meine der Ratsherr ist doch dein Vater“ meine ich kleinlaut. Calebs Blick verdunkelt sich für einige Sekunden, dann hellt er sich deutlich wieder auf und strahlt entschlossener, als ich es jemals zuvor gesehen habe. „Ja. Absolut. Es wird Zeit, dass ich meine Krallen ausfahre.“ Ich lächle ihn dankend an. Dann muss ich wieder an Markus denken. „Glaubst du, dass ich meinen Cousin aus dem allen hier heraushalten kann?“ Vorsichtig schüttelt Caleb seinen Kopf. „Ich kenne ihn jetzt schon eine Weile und demnach ist er sehr stur und gibt nicht gerne nach. Ich glaube kaum, dass er dich hier alleine lassen wird. Ich habe in der letzten Zeit immer wieder von seiner verschollen Verwandten gehört. Ich dachte nur nicht, dass du das bist. Deshalb glaube ich nicht, dass er dich noch einmal aus den Augen lässt. Außerdem weiß er bereits zu viel von Gimini, als dass er ohne Probleme einfach wieder nach hause gehen könnte.“ Jetzt sieht mich Sophie an. „Und wenn ich richtig liege, dann ist er ebenfalls ein direkter Nachfahre von Rosalinde Blum und dementsprechend besitzt er ab sofort mehr Einfluss und könnte uns super unterstützten.“ Ihre Wangen fangen an erfreut zu glühen. Auch ich muss Zugeben, dass seine Anwesenheit auf egoistische Art und Weise mir mehr Mut und Sicherheit gibt. Innerlich freue ich mich ihn bei mir zu haben. „Kann ich dich dann um etwas bitten Sophie?“ Sie nickt. „Könntest du eine Bestie für ihn erschaffen. Ich glaube, dass eine Wasserbestie perfekt für ihn wäre.“ Stolz streckt sie ihren Rücken. „Das wäre mir eine Ehre.“ „Gut dann kümmere ich mich um die Formalitäten. Da er mir unterstellt ist, habe ich die Entscheidungsgewalt“, mischt sich Caleb ein. „Danke.“ Den Rest der Zeit halte ich mich zurück. Caleb und Sophie beratschlagen sich, wen sie noch alles mit ins Boot holen könnten. Welche Sponsoren geeignet für unsere Sachen wären und welche Trainer sich uns anschließen könnten. Ich verstehe nur die Hälfte, da ich keine Gesichter zu den Namen habe und lehne mich entspannt zurück. Es tut gut die beiden an meiner Seite zu haben. Ein wenig mehr fühle ich mich langsam zu hause. Zwar habe ich Angst vor der bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem Ratsherrn, dennoch will ich nicht kneifen. Es gibt scheinbar viele Mitarbeiter von Gimini, die auf solch eine Wendung gewartet haben. Gegen halb Zehn verabschiedet sich Caleb. Er meint noch, dass er sich um den Rest kümmern wolle und ein Treffen mit den andern vereinbaren wolle. Schon jetzt bin ich aufgeregt und kann meine Nervosität kaum zurückhalten. Ich brauche eine Menge an Geduld und Überredungskunst, um Liam dazu zu bringen mich mit Sophie alleine zu lassen. Murrend macht er sich auf den Weg in unser Zimmer. Sophie sieht mich vielsagend an und gemeinsam laufen wir in Richtung der Wassertanks. Es wundert mich, dass sie mich nicht mit in ihr Zimmer nimmt und stattdessen die Nähe ihrer Bestien sucht. Aber vielleicht schöpft sie hier Kraft und kann sich einfach besser entspannen. Immerhin ist das hier ihr Reich in dem sie die Kontrolle besitzt. Als ich meinen Blick über die unterschiedlichen farbenfrohen Kreaturen gleiten lasse, muss ich wiedereinmal zugeben, dass sie mich verzaubern. Sophie kommt vor dem Becken von SP-924 zum stehen. Dort steht eine weiße Ledercouch, die es zuvor hier nicht gegeben hat. Sie lässt sich seufzend darauf nieder und blickt in das klare blaue Wasser. Auch ich mache es mir gemütlich, nehme eines der Kissen und drücke es gegen meinen Bauch. Eine ganze Weile lang sagt keiner von uns etwas. Plötzlich kann ich eine Bewegung im hinteren Teil ausmachen. Aus der Höhle kommt ein kleiner Lichtblitz, gefolgt von einer eleganten Gestalt. Anmutig und vorsichtig nähert sich uns die Bestie. Die Wellen die er erzeugt bringen die Unterwasserpflanzen zum Tanzen. Er kommt langsam angeschwommen und mustert uns neugierig. Als sich sein Blick an Sophie heftet kann ich ein leises seufzen vernehmen. SP-924 kommt vor uns zum stehen und lässt sich sanft treiben. Es wirkt surreal und fantastisch. Wie eine Gestalt aus den Mythen schillert seine Haut leicht bläulich. Er trägt immer noch die gleiche Badehose wie beim letzten Mal. An seinem rechten Oberarm kann ich ein Band erkennen und einen Anhänger der das Licht der Neonröhren leicht spiegelt. Das war mir beim letzten Mal nicht aufgefallen. Seine schwarzen Haare umrahmen wie ein Kranz aus Seetang seinen Kopf. Er bleibt regungslos, beobachtet und verschlingt Sophie förmlich mit seinen Augen. Sein Körper erinnert mich an Liams und ein leichtes Ziehen in der unteren Gegend macht mir bewusst, dass ich meine Bestie irgendwie vermisse. „Ich habe nachgedacht“, die zarte Stimme der Wissenschaftlerin durchbricht meine Gedanken. Ich erwidere nichts und lasse Sophie Zeit von alleine weiter zu sprechen. „Seit unserem letzten Gespräch habe ich immer mehr Zweifel an meiner Einstellung gegenüber der Bestien bekommen. Ich habe sehr lange mit mir gekämpft, bin aber auch immer wieder zum gleichen Entschluss gekommen.“ Sie macht eine Pause. Dann wendet sie sich mir zu: „Du hast wohl Recht. Ich glaube ich war einfach zu ängstlich, um die Wahrheit zu sehen, obwohl es bereits seit meiner Kindheit immer wieder klare Hinweise gegeben hat. Ich glaube, es gibt wirklich Bestien, die wie wir denken und fühlen. Und Sp-924 gehört wohl auch dazu.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)