Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 3: Vertrauen -------------------- Kapitel 1.3 – Vertrauen „Es ist wichtig das Vertrauen Ihrer Bestie zu gewinnen, so steigt die Erfolgschance bei Ihren Aufträgen. Also nachdem Sie sich mit dem Territorium vertraut gemacht haben, ist es wichtig die Bestie an Ihre Präsens zu gewöhnen. Dies können Sie mit kleineren Leckereien als Verstärkung positiven Verhaltens unterstützen. Wichtig ist auch, dass Sie keine Parfüms oder Aftershaves tragen, da die Bestien einen sehr empfindlichen Geruchssinn haben. Nehmen sie kleine Geschenke ihrer Bestie an, um ihr zu zeigen, dass Sie sie würdigen.“ Irgendetwas zerrt an mir. Ich möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Kraftlos wedle ich mit der Hand und murmle schwach vor mich hin. Doch schon diese kleine Bewegung kostet mich eine menge Kraft. Innerlich scheine ich zu verbrennen, gleichzeitig friere ich wie verrückt. Das Fieber erreicht seinen Höhepunkt und zerrt an mir mit der Kraft eines wütenden Ungeheuers. Eine andere Art von Ungeheuer zerrt ohne Rücksicht auf meinen Zustand weiterhin an meiner Kleidung. Seufzend gebe ich auf und werde gleich unsanft aus meinem Unterschlupf gezerrt. Es schnüffelt an meinem Gesicht und gibt eigenartige Grunzlaute von sich. Solche Geräusche habe ich noch nie gehört. Ich versuche sie zu enträtseln, aber da mein Kopf sich anfühlt, als ob jemand mit einer Abrissbirne darin herum experimentiert, kann ich dieses Rätsel einfach nicht lösen. Eine feuchte Nase wandert über meine Stirn, meinen Hals und verweilt dann an meinem Bauch. Ich versuche den schweren Kopf wegzuschieben, aber meine Arme wollen sich einfach nicht bewegen. Frisst es mich jetzt? Es beginnt mich mit der Schnauze anzustupsen. Erst vorsichtig, dann härter. Knurrend wird es immer ungeduldiger. Was will es nur von mir? Mit meiner allerletzten Kraft richte ich mich qualvoll auf. Hustend komme ich in eine halb sitzende Position. Das Tier sieht mich scheinbar zufrieden an und platziert sich genau neben meine Beine. Keine Ahnung was es will. Der Schweiß rinnt mir in Wasserfällen über den Körper, mein Rücken ist ein einziges Flammenmeer und mein Kopf steht kurz vor der Explosion. Da kann ich eine nervige, undefinierbare Kreatur erst recht nicht gebrauchen. Was gäbe ich nicht für ein paar fiebersenkende Mittel oder einen einzigen Tropfen Wasser. Erschöpft atme ich stoßweise. Ich kann nicht länger sitzen, will einfach nur schlafen. Behutsam lasse ich mich nach hinten sinken, doch sofort fängt das Tier wieder an zu knurren. Mir ist im Moment alles egal, also lasse ich mich auf meine linke Seite plumpsen, da mich meine Kraft wieder verlässt und rolle mich zusammen. Ich drehe meinem Entführer eiskalt den Rücken zu. Sofort spüre ich die feuchte Nase an meinem Nacken. Zähne packen mich und ziehen vorsichtig an meinem Hals. Ein Wimmern entweicht meiner Kehle. Kann das Vieh mich nicht in Ruhe lassen? Meine Augen brennen, doch keine Träne findet ihren Weg ins Freie. Mein Körper hat sämtliche Flüssigkeiten aufgebraucht. Ein Schüttelfrost kommt und lässt mich erbeben. Immer wieder knurrt das Wesen hinter mir. Seine Stimme vibriert in meinen Knochen. Ich nehme nur noch schwach im Hintergrund wahr, wie sich die Zähne von meinem Nacken lösen und die Nase wieder auf Wanderschaft geht. Eine feuchte Zunge leckt über meinen heißen Rücken und verschafft etwas Kühlung. Wird es mich jetzt endlich fressen? Habe ich es bald hinter mir? Momentan ist mir alles egal. Ich lasse mich einfach wieder in die wohlige Dunkelheit sinken und umarme den Schlaf. Dieses Klicken raubt mir wirklich noch den letzten Nerv. Wütend setze ich mich auf und suche die Ursache für den Lärm. Kann Susi nicht endlich für Ruhe sorgen? Ich hoffe nur, dass nicht wieder mein Zimmer 407 für Stimmung sorgt. Ich taste nach der Nachttischlampe neben meinem Bett und fühle nur kalten Boden. Erschrocken zucke ich zurück. Langsam klären sich meine Gedanken. Der Nebel zieht ab. Es war doch kein Alptraum. Ich wurde tatsächlich von einem wilden Tier entführt. Wenn ich mich aber richtig erinnere, müsste ich doch im Fieberdelirium am Boden liegen. Mein Rücken fühlt sich normal an. Kein Brennen oder jucken, ganz so als ob nie etwas gewesen sei. Ich rudere mit den Armen, um auf Nummer sicher zu gehen. Kein Schmerz. Das ist äußerst seltsam und gruselig. Ich untersuche die Gegend darf aber feststellen, dass ich alleine bin. Meine Knochen meckern als ich aufstehe, aber ich sehne mich nach Bewegung. Als ich sachte nach vorne humple trete ich dabei auf etwas sehr weiches. Ich bücke mich um das Objekt genauer unter die Lupe zu nehmen und bekomme beinahe einen Herzinfarkt. Ein totes Tier! Wie kommt das her? Schnell trete ich es in die Ecke und treffe damit einen Felsen, der eigentlich gar nicht hierhin gehört. Verwundert runzle ich die Stirn und begutachte das seltsame Ding. Es wirkt wie ein übergroßes Fossil, dass hier liegen gelassen wurde Ein kehliges Knurren kommt mir entgegen und ich zucke zurück. Dieses seltsame Tier liegt zusammengerollt auf dem Boden und hebt empört seinen Kopf. Wenn es still daliegt und sich nicht bewegt wirkt es eher wie ein lebloser Stein. Doch nun kommt leben in das Vieh. Fasziniert beobachte ich, wie es sich aufrichtet und den Kadaver beschnüffelt. Ich lasse mich wieder in die Hocke sinken, um es nicht zu provozieren und halte still. Ich dachte, dass sein Fell schwarz wäre, aber hier im Dämmerlicht wirkt es irgendwie metallisch glänzend. Seltsam, gerade eben erschien es mir eher stumpf und grau. Fast leblos. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das Wesen glänzt und schimmert leicht obwohl es hier im Raum eigentlich ziemlich düster ist. Sein Maul und seine Zähne erinnern mich an die eines Wolfes. Der Körper ist grazil und katzenhaft. Das Tier erhebt sich anmutig und schnappt sich seine Beute. Langsam kommt es auf mich zu bis es kurz vor mir zum stehen kommt. Das tote Frettchen baumelt direkt vor meiner Nase. Mein Würgereflex setzt schlagartig ein. Galle steigt in mir hoch. Nur mühsam gelingt es mir sie wieder herunter zu schlucken. Der eklige Geschmack bleibt aber. Ich weiche dem Tier aus und lasse mich auf den Rücken fallen, doch es denkt gar nicht daran mich in Ruhe zu lassen. Es steigt einfach über mich und hält mir seine Beute wieder genau vor das Gesicht. Will es mich etwa füttern? Wozu? Will es mich mästen bevor ich selber gefressen werde? Ich versuche nicht zu reagieren und drehe meinen Kopf weg. Es knurrt. Wenn ich nur wüsste was ich machen soll. Zaghaft wage ich es unter ihm hervor zu kriechen, doch es verfolgt mich einfach und wedelt weiter mit dem stinkenden Geschenk vor meiner Nase herum. Langsam reicht es mir. Mit Hilfe des Ekels und der angestauten Wut über meine Entführung kann ich meine Angst überwinden. Ich packe die Beute und schleudere sie gegen die Wand. Sofort ernte ich ein lautes Fauchen. Mein Entführer springt hinter der Beute her und holt sie zurück, wie ein Hund der seinem Herrn sein Stöckchen bringt. Ich nutze die Gelegenheit und stehe auf. Panisch renne ich auf den Absatz und bleibe vor dem Abgrund schlitternd stehen. Als ich mich umdrehe wartet natürlich das aufdringliche Vieh mit seiner Beute hinter mir. Angeekelt weiche ich zurück. Plötzlich lässt es das Frettchen fallen und macht einen Schritt auf mich zu. Zaghaft. Herantastend. Es beginnt zu fauchen und zu knurren. Was für seltsame Laute. Man könnte meinen man hätte es nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Tieren gleichzeitig zu tun. Wahrscheinlich spielt mir meine Fantasie einen Streich, aber ich bilde mir ein, dass dieses Tier versucht mit mir zu kommunizieren. Seine Ohren sind wachsam aufgestellt und das Fauchen wird mal beruhigender, dann wieder drängender. Als ich nicht reagiere klingt es frustriert. Es duckt sich und lauert, schleicht sich weiter heran. Ich weiche zurück. Eine Metallstrebe bohrt sich mir in den Rücken. Diese Situation ist so Bizarr. Als ich mich umdrehe setzt mein Gehirn für einen Sekundenbruchteil aus. Ein frischer Luftzug weht mir ins Gesicht und ich schließe meine Augen, um dem Alptraum zu entkommen. Ich höre hinter mir ein ohrenbetäubendes brüllen, als ich mich einfach fallen lasse. Frei! In der nächsten Sekunde könnte ich mich für meine Blödheit erschießen. Immer diese Kurzschlussreaktionen! Blitzschnell öffne ich meine Augen und starre in den sich nähernden Abgrund. Die Luft rauscht an mir vorbei und der Tod streckt bereits seine Arme nach mir aus. Hilfe! Ich drehe mich in der Luft und blicke nach oben. Als das Tier hinter mir herkommt staune ich nicht schlecht. Es springt in den Abgrund und packt mich im Flug. Es beißt mir in die Schulter und ein stechender Schmerz holt mich aus meiner Betäubung zurück. Ich schreie wie am Spieß als wir durch die Luft gewirbelt werden. Mein plötzlicher Retter schlägt seine Pranken in einen Treppenabsatz und zieht sich flink nach oben. Er scheint sich dabei nicht besonders anstrengen zu müssen. Meine Schreie und sein Knurren hallen in dem leeren Gebäude wider. Meine Gliedmaßen schlagen gelegentlich gegen die Wand. Dabei scheuert sich meine Haut an den freien Stellen auf. Das gibt weitere blaue Flecken. Es setzt noch einmal zum Sprung an und befördert uns eine Etage höher. Dann die nächste und die nächste. Immer weiter höher springt es auf die einzelne Absätze und landet elegant. Manchmal sind es sogar nur kleine Vorsprünge an der Wand von denen aus es sich abstößt. Mein Körper wird durchgeschüttelt und meine Zähne schlagen aufeinander. Mir wird schon wieder schlecht. Als wir auf unserer Etage endlich ankommen sprintet es in das Zimmer mit den umgestoßenen Tischen. Ich lande unsanft auf meinem Hintern und schlittere ein kleines Stück auf den Fliesen weiter. Das Tier tobt wie wild, brüllt und faucht und knurrt. Es versenkt seine Klauen in einen Tisch und bringt diesen zum zersplittern. Ich muss meine Arme schützend vor meinen Kopf halten, da viele einzelne Holzstückchen durch die Gegend fliegen. Es erinnert mich an ein Kleinkind, dessen Lieblingsspielzeug gerade geklaut wurde oder an eine wütende Mutter, deren Kind gerade etwas unglaublich dummes getan hat. Auf einmal kommt es zu mir gerannt und drückt mich mit seinen beiden Vorderpranken zu Boden. Er sprüht beim brüllen seinen fauligen Atem in mein Gesicht. Meine Schulter schmerzt höllisch. Vor Angst wimmere ich vor mich hin und hoffe nur dass es mich nicht tötet. Auch wenn ich mich gerade aus irgend einem Grund in die Tiefe habe fallen lassen, will ich noch nicht sterben. Dabei kommt mir ein skurriler Gedanke. Es hat mich gerettet. Auch wenn es mich jetzt anbrüllt, lässt es seine Wut an den Möbeln aus. Es hat mir bis jetzt noch keinen ernsthaften Schaden zugefügt. Das Tier wollte mich sogar füttern. Ich halte still und warte bis es sich beruhigt hat. Irgendwann hört es mit dem Theater auf und schnaubt abfällig. Es steigt von meinen Schultern und sieht mich missbilligend an. Schon seltsam wie ich immer wieder menschliche Züge an ihm feststelle. Oder an ihr? Welches Geschlecht hat es eigentlich? Es zieht sich zurück und beobachtet mich von einer Ecke aus, direkt neben dem einzigen Ausgang. Ich richte mich wieder auf und beobachte die Kreatur meinerseits. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht. Wir schauen uns einfach nur an und warten auf eine Bewegung des anderen. Irgendwann mache ich es mir gemütlicher und rutsch an die Wand. Meine Schulter schmerzt zwar noch, doch das leichte Pochen der Bisswunde gerät in den Hintergrund. Ich versuche mir über diese bizarre Situation klar zu werden. Mein Beobachter legt sich auf den Boden und lässt mich nicht aus den Augen. Sie nageln mich an der Wand fest. Ich fühle mich wie ein Gefangener unter der strengen Bobachtung seines Wärters. Wie lange ich jetzt wohl schon hier bin? Dadurch, dass hier kaum Tageslicht zu erkennen ist kann ich schwer einschätzen ob es früh am Morgen oder spät am Abend ist. Es könnte aber auch Mittag sein, nur schwer bewölkt. Wie lange habe ich eigentlich geschlafen? Bin ich überhaupt noch in der Nähe der Villa? Suchen meine Kollegen noch nach mir oder haben sie mich aufgegeben? Wie Andrea diese ganze Sache wohl unseren Kindern erklärt? Und vor allem den Eltern. Es hätte auch gut ein Kind erwischen können. Was hätte ich dann gemacht, wenn mir aufgefallen wäre, dass Justin oder Maike verschwunden wären? Schwer zu sagen. Und Markus? Wird mein Cousin nach mir suchen? Nutzt er seine Freunde von den Marines, um den Wald abzugrasen oder wird er mich einfach aufgeben? Mein Magen rebelliert lauthals und schreckt mich aus meinem Gedankengang. Ich spüre schon den ersten Riss in meiner spröden Lippe. Mein Körper schreit nach Flüssigkeit. Ich blicke zu dem Tier. Es hat die Ohren gespitzt und stellt sich wieder auf die Beine. Ich hoffe nur, dass es nicht glaubt, dass ich ihm mit meinem Magen eine Kampfansage gemacht habe. Wieder knurrt mein verräterisches Organ. Mein Gefängniswärter setzt sich in Bewegung und verschwindet aus dem Raum. Was hat er vor? Leider kommt er schneller wieder zurück, als mir lieb ist und hält den Kadaver im Maul. Nicht schon wieder! Langsam pirscht es sich an mich ran. Es wirkt so, als ob es Angst hätte mich zu verschrecken. Ich straffe meinen Rücken und versuche es mal mit der verbalen Kommunikation: „Nein, danke.“ Es spitzt wieder die Ohren. Ich wiederhole meine Worte. Es lauscht. Scheinbar wundert es sich über meine Stimme. Neugierig macht es wieder einen Schritt auf mich zu. Noch einmal wiederhole ich die beiden Worte, aber mit mehr Nachdruck. Es bleibt stehen. Ich wünschte ich hätte so ein Hilfsmittel dass Klickt. Wie im Fernsehen, bei denen der Hundeflüsterer mittels Klickertraining den Hunden Tricks beibringt. Wir wiederholen dieses kleine Spiel bis es vor mir zum endgültigen Stillstand kommt. Es legt mir die Beute vor die Füße und knurr zart. Ich schubse sie wieder weg und sage die Worte. Es faucht. Ich glaube, dass es mich wirklich nicht versteht. Wie mache ich ihm klar, dass ich nun überhaupt keinen Appetit auf rohes Frettchen habe? Ich drehe meinen Kopf weg und das Tier knurrt lauter. Scheinbar mag es nicht wenn ich es ignoriere. Es schiebt mit der Tatze seine Beute wieder heran. Ich schaue ihm tief in die Augen. „Nein, Danke!“ zische ich. Es spitzt wieder die Ohren. Scheinbar lauscht es gerne meiner Stimme denn es fängt an zu schnurren. Seltsames Vieh. Ich rühre den Kadaver nicht an. Sein Geruch vertreibt meinen Hunger fürs erste. Doch mein Entführer scheint nicht zufrieden mit mir zu sein. Es stupst mich mit der Schnauze an und schiebt das stinkende Ding auf meine Füße. Langsam reicht es mir. Der Geruch macht mich wahnsinnig. Und zur Krönung des ganzen Dramas liegt dieses tote Etwas auch noch auf meinen Lieblingsschuhen und verseucht sie. Ich packe die Gabe am Schwanz und stehe auf. Dann verlasse ich den Raum. Dabei werde ich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Ich stelle mich vor den Abgrund und merke dass mein Verfolger unruhig wird. Wahrscheinlich rechnet es wieder mit einem Selbstmordversuch. Ich schaue dem Tier wieder in die Augen und halte die Beute in die Luft. Ich gehe sicher das es mich beobachtet. „Nein, Danke!“ wiederhole ich scharf und lasse das Ding in die Tiefe fallen. Etwas anderes ist mir nicht eingefallen, um meine vermeintliche Nahrung los zu werden. Das Tier legt seinen Kopf schief und scheint zu überlegen. Erst hatte ich ja damit gerechnet, dass es seiner Beute hinterher springt und sie wieder zurück bringt. Doch scheinbar hat es endlich begriffen was ich meine. Zufrieden über den kleinen Sieg putze ich meine Hände ab und wünsche mir etwas Desinfektionsmittel. Ich marschiere wieder in den Raum mit den Kritzeleien an der Wand und setze mich auf einen der weißen Tische. Ich habe Durst und mein Magen hängt mir in den Kniekehlen. Die einzige Gesellschaft die ich habe, ist ein wildes Tier undefinierbarer Rasse und Herkunft. So hatte ich mir das Ferienlager nicht vorgestellt. Ich lasse meine Beine in der Luft baumeln und wundere mich, dass mein Verfolger nicht auftaucht. Und das bleibt auch so. Die Sonne scheint langsam unterzugehen. Hier drinnen wird es immer dunkler. Es könnte aber auch an einer Wolkendecke liegen, die sich vor die Sonne schiebt. Wer kann das schon von hier aus genau sagen. Wenn mich mein Hunger und mein Flüssigkeitsmangel nicht umbringt, dann ist es die Langeweile. Ich benutze noch einmal mein provisorisches Klo. Das dauert aber nicht lange und ich sitze wieder in dem Raum und sehne mich nach meinen Lieblingsbüchern von Kresly Cole. Wie sehr wünsche ich mir jetzt einen starken Lachlain McRieves, der mich hier raus holt. Oder Lothair den Erzfeind. Der bräuchte sich nur hier rein translozieren und mich mitnehmen. Doch leider existieren solche Helden nur in den Fantasyromanen, die ich wie eine Heroinsüchtige verschlinge. Wie aus dem Nichts kommt mir das Lied von Fool´s Garden in den Sinn und ich beginne Lemontree zu summen. Nach einer Weile fange ich an den Text zu singen, sofern ich mich daran erinnern kann und schließe meine Augen. Ich habe das Gefühl, dass mich der Wahnsinn einholt. Keine Ahnung wie oft ich das Lied schon wiederholt habe, aber plötzlich höre ich ein leises brummen und unterbreche meinen Gesang. Da scheint wieder ein gewisses Vieh aufgetaucht zu sein. Genervt öffne ich meine Augen und frage mich was es nun von mir will. Scheinbar stolz lässt es sein neuestes Geschenk vor meinen Füßen fallen. Einen großen Vogel. Das kann doch nicht wahr sein! Wäre dieser ganze Umstand hier nicht so absurd würde ich mir ein Lächeln abringen. Irgendwie ist es ja niedlich, wie er so vor mir hockt und mir was zu essen an schleppt. Fast so wie eine zu groß geratene Hauskatze. Das Erinnert mich an die Katze meiner Tante. Micki hat ihr auch das eine oder andere mal eine kleine Maus als Geschenk angeschleppt. Kein gerade appetitlicher Anblick. Doch die Katze meinte es nur gut. Das gleich gilt wohl auch für den Großen hier. Aber leider bringt mir diese nette Geste nichts. Ich mag nun mal kein rohes Fleisch. Also stehe ich auf und nehme den Vogel mit spitzen Fingern. Wieder folgen mir neugierige Augen. Ich ziehe die gleiche Nummer wie bei dem Frettchen ab und lasse den Vogel in den Abgrund fallen. Dabei sage ich laut und deutlich „Nein, Danke!“ Als ich es ansehe kommt es mir fast so vor als ob es gerade mit den Augen rollt. Spinne ich? Meine Fantasie geht wieder mit mir durch! Ich gehe in meinen Raum zurück und rutsche auf den Tisch mit dem angewärmten Platz. Mein Gefängniswärter ist wieder spurlos verschwunden. Ich hoffe nur, dass er mir dieses mal etwas genießbares mitbringt. Es dauert nicht lange und er legt mir die nächste Beute vor die Füße. Ein Eichhörnchen. Ich seufze auf und spiele wieder das gleiche Spiel. Ich glaube kaum dass ich etwas anderes von einem Fleischfresser erwarten kann. Gelangweilt rolle ich mich auf dem Tisch zusammen und wünsche mir eine Decke. In der Nacht wird es recht kühl. Doch leider lässt mich mein Entführer einfach nicht in Ruhe. Ständig bringt er mir neue „Nahrung“. Von mal zu mal wird sie immer größer. Und immer wieder muss ich mich aufrappeln und die Tiere entsorgen. Fuchs, Dachs, Seeotter, Schlange, Fisch. Ja sogar ein Reh schleppt es mir an. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie schwer so ein Reh sein kann, aber als ich es an seinen Hinterläufen aus mein Zimmer zerren muss, fluche ich innerlich. Ächzend und schimpfend zerre ich an dem Ding und schaffe es mit allerletzter Kraft es zu entsorgen. Ich will mir keine Gedanken darüber machen, was mit diesen ganzen Leichen im Keller passiert. Naja, ich habe eben meinen eigenen, kleinen Friedhof bekommen. Ist doch auch irgendwie ganz nett, oder? Ich spüre wie mein möchte-gern Ernährer immer ungeduldiger und gereizter reagiert. Ich bin ja froh, dass er scheinbar meine Ansage: Nein Danke! bereits versteht, sehne mich aber trotzdem endlich nach Ruhe. Ich verkrieche mich unter einen Tisch und schiebe ein paar Stühle davor. Erschöpft schlafe ich hinter meiner Barrikade ein. Dieses Mal erwache ich von alleine. Ich quäle mich mit bleiernen Knochen aus meinem Versteck und traue meinen Augen nicht. Eigentlich habe ich ein Wildschwein oder eine Kuh erwartet, aber stattdessen liegt vor mir ein Apfel. Freudestrahlend kralle ich ihn mir und verschlinge das göttliche Ding mit wenigen Bissen. Sein Saft tropft mir das Kinn herunter und ich fühle mich wie im siebten Himmel. Als ich bedauernd aufblicke, weil der Apfel leider viel zu klein war, um mich richtig zu sättigen und meinen Durst zu löschen bemerke ich zwei strahlend graue Augen. Eine zufriedene Katze sitzt mir gegenüber und schnurrt leise vor sich hin. Scheinbar hat sie herausgefunden, dass ihr Gast vegetarische Kost bevorzugt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)