Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 7: Grenzen ------------------ Kapitel 2.3 – Grenzen „Es ist wichtig, dass Ihre Bestie lernt, dass es bestimmte Grenzen gibt, die sie nicht überschreiten darf. Nehmen Sie sie deshalb niemals mit in ihre eigene Unterkunft. So könnte die Bestie auf die Idee kommen diese als ihr neues Territorium zu betrachten und dadurch dominanter auftreten. Wenn das passieren sollte, verlieren Sie viel von Ihrer Autorität und Macht. Verdeutlichen Sie ihrer Bestie gleich von Anfang an, dass Sie der Master sind und den Ton angeben. Sollten Sie hier einen Fehler begehen, könnte das später weitreichende Konsequenzen mit sich ziehen. Bleiben Sie streng und unnachgiebig.“ Die Luft saust an mir vorbei, mir fällt es schwer zu atmen und mein Herz hämmert wie wild. Immer näher und näher komme ich dem todverheißendem Boden. Was ist, wenn Liam mir nicht hilft? Entsetzt rufe ich noch einmal. Lauter. Hysterischer. Endlich reagiert meine Bestie. Seine Augen funkeln und geschockt sieht er mich an. Einen Atemzug lang glaube ich ihn nach mir rufen zu hören. Dann kommt er. Er stößt sich mit den Hinterpfoten an einer Wand ab und rast mir so entgegen. In Windeseile hat er mich eingeholt und packt mich mit den Krallen an der Schulter. Blut spritzt. Erschrocken schreie ich vor Schmerz auf. Ich klammere mich an seinen Hals und irgendwie gelingt es mir, mich auf seinen Rücken zu ziehen. Liam schlägt seine Klaue in den nächstgelegenen Absatz und hinterlässt mit seinen funkensprühenden Krallen tiefe Einkerbungen. Ihm gelingt es unseren Fall abzubremsen und sich am Geländer hochzuziehen. Wir landen auf einer der Etagen. Zu meinem Entsetzten hätte nicht mehr viel gefehlt und ich wäre am Grund aufgeschlagen. Atemlos klammere ich mich noch an seinen Nacken und zittere wie Espenlaub. Ich habe keine Zeit für eine Verschnaufpause. Schon sind wir wieder umzingelt. Der blauäugige Mann landet sanft wie eine Feder neben uns und wirkt unglaublich wütend. Verwundert blicke ich auf. Ist er etwa wirklich gesprungen? Er deutet den Anderen zurückzutreten und ihre Waffen zu senken. Luka und Kati schieben sich aus der Menge und beäugen mich misstrauisch. In ihrer Begleitung befindet sich Professor Gillian und eine Frau ganz in Weiß. Ich richte mich ein wenig auf und versuche meine Würde wiederzufinden. Kurz lasse ich meinen Blick über das Schlachtfeld schweifen. Blut, Körperteile, Federn. Mein Kopf beginnt sich zu drehen, wenn ich daran denke, dass das alles Liams Werk war. Schnell wende ich den Blick wieder ab und versuche mich auf die Menschen vor mir zu konzentrieren. Der Blauäugige kommt mir einen Schritt entgegen und schimpft mich aus. „Was fällt Ihnen ein? Sie hätten dabei sterben können!“ Liam kontert mit einem lauten Brüllen. Ich streiche ihm sanft über den Kopf und versuche ihn zu beruhigen, dann blicke ich den Mann einigermaßen gefasst an. „Sie wollte mich doch sowieso töten. Also was kümmert es Sie dann, ob ich den Absturz überlebe“ entgegne ich kühl. Der hat vielleicht Nerven. Wenn Liam nicht gewesen wäre, dann wäre ich an dem Gas verreckt. Der Mann weiß offensichtlich nicht mehr was er erwidern soll. Stumm schaut er mir in die Augen und mein Magen krampft sich zusammen. „Entschuldigen Sie bitte General, aber ich glaube Sie haben für Heute genug Chaos angerichtet.“ meldet sich die Frau in dem Kittel näselnd zu Wort. Sie wirkt so zerbrechlich unter den ganzen Soldaten und Bestien, die sich um mich herum aufgereiht haben. Dennoch gelingt es ihr so viel Autorität auszustrahlen, dass es selbst mir Respekt einflößt. Sie schiebt sich selbstsicher an dem General vorbei und mustert mich kurz. Dann streckt sie mir ihre zierliche Hand entgegen. „Mein Name ist Sophie Gillian. Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Freundlich lächelt sie mir entgegen und schleicht sich so in mein Herz. Ich mag sie auf Anhieb. Ihre gesamte Ausstrahlung vermittelt mir eine Art Verbundenheit und Verständnis. Seit einer Ewigkeit habe ich mich nach solch einem Menschen gesehnt. Ich gleite von Liam runter und schüttle die Hand dankbar. „Tamara Morel.“ „Ich weiß. Sie sind innerhalb eines Tages zur Berühmtheit geworden. Freut mich Sie noch lebend vorzufinden.“ Frau Gillian dreht sich plötzlich mit viel Schwung um. „Wenn ich mir diese Anmerkung erlauben dürfte, werter General, dann möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie von Anfang an auf mich hätten hören sollen. Dann wären wir dieser Katastrophe entgangen und Frau Morel hätte uns nicht als Barbaren kennengelernt.“ Der General zuckt nur lässig mit den Schultern und scheint sich keiner Schuld bewusst. Seine Augen suchen wieder nach meinem Blick und ein mulmiges Gefühl ergreift mich. Ich wurde noch nie auf dieser Art und Weise angesehen. „Frau Morel, wenn Sie mir bitte folgen würden.“ Die freundliche Stimme von Frau Gillian lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf meine momentane Situation. „Wollen Sie mich wieder umbringen?“ „Nein, keine Angst. Ich nehme Sie jetzt unter meine Fittiche. Also kommen Sie. Ich verspreche Ihnen eine warme Mahlzeit und ein Bad. Ach ja und nennen Sie mich bitte Sophie.“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und folge ihr sofort. Liam wirkt immer noch sehr nervös und misstrauisch. Er möchte wohl nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen und uns in Sicherheit wähnen. Mit drohender Körperhaltung läuft er uns hinterher. Mittlerweile hat er sein früheres Aussehen wieder angenommen. Wann das genau passiert ist kann ich mir nicht erklären. Bei dem ganzen Durcheinander ist es an mir vorbeigezogen. Die Gruppe an Soldaten spaltet sich für meine erste Verbündete und wir gehen ein paar Etagen tiefer. Unterwegs folgen uns einige eindringliche Blicke. Der General scheint kein Interesse zu haben uns weiter zu verfolgen. Erleichtert atme ich auf. Als wir angekommen sind, öffnet Sophie eine Brandschutztür. Diese führt wieder in einen langen Tunnel, der nur sehr spärlich beleuchtet ist. Es dauert nicht lange und wir bleiben vor einer Tür stehen. „So, da sind wir auch schon. Keine Angst. Sie befinden sich in meinem Einflussbereich und niemand darf ohne meine Erlaubnis Eintreten.“ „Darf ich fragen was hier vor sich geht?“ „Dazu kommen wir später. Gönnen Sie sich erst einmal eine Pause. Das Essen befindet sich in dem Aufzug. Ihre Bestie wird Ihnen wahrscheinlich folgen nehme ich an?“ Schulterzuckend schaue ich zu Liam. Dieser antwortet auf seine Weise und marschiert in den Raum. Grinsend sehe ich Sophie an, diese erwidert es. „Ok. Wir sehen uns dann später.“ Ich blicke ihr noch kurz hinterher und geselle mich dann zu Liam. Der Raum ist relativ groß. Ein Bett wartet links in der Ecke, daneben befindet sich ein kleiner Abstelltisch. In der Mitte steht ein Tisch mit vier Stühlen und lädt zu einer gemütlichen Runde ein. Am schönsten finde ich das Bild an der Wand. Ein orangefarbener Sonnenuntergang ersetzt das fehlende Fenster. Ich schiele kurz hinter die andere Tür und erkenne ein gut ausgestattetes Badezimmer. Die Dusche zieht meinen Blick magisch an. Wie lange ist es her, dass ich mich richtig waschen konnte? Seufzend lasse ich mir warmes Wasser über die Hand laufen und beschließe, dass die Dusche definitiv dringender nötig ist, als eine warme Mahlzeit. Flink streife ich mein T-Shirt über den Kopf und lasse meinen BH auf den Boden fallen. Mir fällt ein, dass ich noch kein Handtuch habe. Ich blicke mich um und kann keins entdecken. Mit eiligen Schritten peile ich den Schrank an, der gegenüber meinem Bett steht. In ihm finde ich alles was ich brauche. Ich klemme mir ein Handtuch unter den Arm und suche mir etwas frisches zum anziehen raus. Mit Schwung und besserer Laune drehe ich mich um und blicke in zwei graue Augen. Liam beobachtet mich scheinbar gebannt. Wie der König persönlich hat es sich auf dem Bett gemütlich gemacht. Seine Augen leuchten … gierig? Er mustert meinen nackten Oberkörper und ein unheimlicher Schauer befällt mich. Spinne ich oder lächelt er mir gerade verrucht entgegen? „Was ist?“ frage ich ihn. Natürlich antwortet er mir nicht, also lasse ich ihn links liegen und eile ins Bad. Dort angekommen lasse ich alles ins Waschbecken fallen und streife meine Khakihose ab. Liam springt vom Bett und folgt mir. Irgendwie habe ich das Gefühl bespannt zu werden. Eine Gänsehaut läuft mir den Rücken entlang und ein ungewohntes Kribbeln breitet sich in mir aus. „Geh raus.“ fordere ich ihn auf. Der denkt aber nicht daran und setzt sich vor meine Nase. Scheinbar wartet er auf den Rest meines Stripteases. Ich nehme mein Handtuch und wickle es beunruhigt um. „Geh, hab ich gesagt.“ Er schnaubt abfällig. Langsam reicht es mir. Ich beginne an ihm zu schieben und hoffe ihn so aus dem Bad zu bekommen. Doch der Mistkerl ist einfach zu schwer. Ächzend nehme ich mir vor ihn auf Diät zu setzten. Ich lass von ihm ab und schnappe mir seinen Schwanz. Ungläubige Katzenaugen blicken mich an. Warnend zupfe ich sachte an dem Ding. Liam faucht missmutig. „Geh.“ fordere ich nochmal mit mehr Nachdruck und zeige auf die Tür. Seufzend erhebt sich die Bestie und trottet langsam aus dem Raum. Irgendwie komme ich mir gerade wie ein Spielverderber vor. Schnell schiebe ich diesen Gedanken beiseite und verriegle die Tür. Dankend nehme ich die Waschmaschine wahr und schmeiße sie ohne zu zögern an. Ich lasse mir bei meiner Körperpflege besonders viel Zeit und erlaube meinen Gedanken mal sich nicht mit dem ganzen Wahnsinn zu beschäftigen. Die Dusche sorgt dafür, dass ich mich wieder wie ein Mensch fühle. Die Kratzer, die mir Liam verursacht hat, sind zum Glück nur sehr klein und oberflächlich. Beim eincremen genieße ich jeden Milliliter von der Körperlotion, die meine strapazierte Haut verwöhnt. Zum Glück entdecke ich noch einen Rasierer und kann mich endlich von dieser lästigen Behaarung befreien. Nach einer halben Ewigkeit blicke ich beim dritten Mal Zähneputzen in den Spiegel und begrüße mein altes Ich. Braune Augen strahlen mir entgegen und eine leichte Röte ziert meine Wangenknochen. Dunkelblonde Haare fallen über meine Schultern und trocknen vor sich hin. Ich lächle mir entgegen und freue mich über das zivilisierte Zeitalter. Ich trete aus dem dampfenden Bad heraus und werde gleich von zwei Katzenaugen gemustert. Scheinbar gefallen ihm meine schwarzen Hosen kombiniert mit dem grünen Tank top. Er schnauft kurz anerkennend und legt sich dann wieder in die Kissen meines Bettes. „Eins ist aber klar Liam. Das Bett gehört mir!“ Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und nehme den zarten Geruch nach Hühnerbrühe war. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Schnell suche ich die Quelle des aromatischen Geruchs. Ich gehe zu dem in der Wand eingelassenen Aufzug und hole mir eine dampfende Suppe heraus. Dabei fällt mir ein kleiner Bildschirm auf, der direkt neben dem Aufzug in die Wand eingelassen wurde. Auf ihm blinken verschiedene Bildchen die die unterschiedlichsten Mahlzeiten zeigen. Scheinbar kann man dort auswählen, was man essen möchte. Aber für heute begnüge ich mich mit dem, was schon bereit steht. Leckere Hühnersuppe dampft mir köstlich entgegen. Daneben wartet ein Steak mit Gemüse und Kartoffeln auf meine Aufmerksamkeit. Kaffee und Wasser runden die gesamte Mahlzeit ab. Ich lasse mir auch beim Essen viel Zeit. Dabei fällt mir ein, dass Liam ebenfalls hungrig sein müsste. Ich blicke kurz zu ihm, aber da er scheinbar kein Interesse an meinem Steak hat, beschließe ich alles alleine zu futtern. Irgendwann klopft es an der Tür und Sophie tritt ein. Sie deutet mir zu folgen und so setzten wir uns zu dritt in Bewegung. Sie führt mich zu einer Art riesigem Konferenzsaal. Der Eingang dazu liegt in dem Tunnel, der auch zu meinem Zimmer führt. Erleichtert stelle ich fest, dass wir nicht noch einmal zu dem Schlachtfeld zurückkehren müssen, um zu unserem Ziel zu gelangen. Ein langer Tisch thront in der Mitte und wird von einer Vielzahl von Stühlen umzingelt. Ich setzte mich auf einen der hintersten Stühle und Sophie gesellt sich zu mir. Liam sucht sich eine Ecke und lässt mich nicht aus den Augen. Aus ihrer Tasche zieht sie einen Umschlag und reicht ihn mir ohne weitere Worte. Ich packe ihn aus und staune nicht schlecht, als mein eigenes Foto mir entgegen grinst. Darunter befindet sich ein Artikel der Bild Zeitung: Tierangriff Am 10. Juli ereignete sich in der nähe des Schwarzwaldes ein tragischer Tierangriff. Die Mitglieder eines Jugendclubs verreisten gemeinsam mit ihren Erziehern, um den städtischen Alltag zu entfliehen. Als eines der Kind während eines Fußballspieles den Ball in den Wald Kickte, machte sich Frau M. mit zwei ihrer Kollegen auf den Weg um den Ball zurückzuholen. Dort wurden sie von einem wilden Bären angegriffen. Frau Tamara M. bewies während des Angriffs sehr viel Mut und lockte das wilde Tier von ihrem Team und den Kindern fort. Seit dem ist sie spurlos verschwunden. Bis jetzt konnten keine Überreste der Leiche gefunden werden. Laut Einschätzung der Polizei, sei es sicher, dass sie diesen Angriff nicht überlebt haben kann. Unklar sei jedoch, wie dieses Tier in den Wald gelangen konnte. Die Polizei beschloss ihre Ermittlungen einzustellen und informierte den verantwortlichen Jägerverein. Bis jetzt gibt es keine Spur von dem Bären. Die Familie von Frau M. trauert um ihre geliebte Tochter und hält in zwei Wochen ihre Beerdigung. 15.Juli 2013 Tränen treten mir in die Augen. Schweigend reicht Sophie mir ein Taschentuch. Immer wieder lese ich den Artikel und kann einfach nicht glauben, was da steht. „Ich lebe noch.“ flüstere ich mit rauer Stimme. „Ja das sehe ich und ich bin froh darüber.“ Verständnisvoll tätschelt Sophie meinen Kopf. Ein leises knurren kommt aus der Ecke und löst meine Betäubung. Liam will scheinbar nicht, dass mich jemand berührt. Aber genau jetzt ist es das, was ich am dringendsten benötige. „Können wir meine Eltern nicht anrufen und ihnen sagen dass ich noch lebe?“ Bedauernd blickt Sophie mich an. „Nein leider nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)