Bestienhandbuch für Anfänger von NaBi07 (Lektion 1: Wie erziehe ich meine Bestie) ================================================================================ Kapitel 28: Aufbau des Rates ---------------------------- Kapitel 6.2 – der Aufbau des Rates „Im Laufe Ihrer Tätigkeit als Master werden Sie den Rat kennenlernen. Der Rat wurde gegründet, um über die Einhaltung der Regeln, die Züchtung der Bestien und die Verwaltung, sowie Genehmigung der Aufträge zu wachen. Der Rat besteht aus 12 Mitgliedern, die aus den jeweiligen Tochterlaboren anreisen, um an der Versammlung teil zu nehmen. Der Ratsherr steht dem Rat vor und organisiert die Treffen. Zudem trägt seine Stimme bei den Entscheidungen mehr Gewicht.“ Die Worte des Ratsherrn hallen in meinem Kopf wider. Wie ein endloses Echo bis ich jede einzelne Silbe aufgenommen und verarbeitet habe. Sie wollen mir Liam wegnehmen? Sie wollen mich nach Brasilien verbannen? Spinnen die? Das lasse ich mir nicht gefallen! Schon wieder bilden sich diese Fremden ein über mein Leben bestimmen zu können! Ich koche vor Wut. Nur mit äußerster Anstrengung kann ich mich zusammenreißen und falle nicht mit ausgefahrenen Krallen über das siegessichere Gesicht des Ratsherrn her. Ich atme tief durch und trete einen Schritt nach vorne. Ein Meer aus kalten Gesichtern blickt mir entgegen. Blackthrone sieht ganz so aus, als ob er nur darauf warten würde, dass ich heulend zusammenbreche und um Gnade bettle. Darauf kann er lange warten! Mit ausgestreckten Schultern und lodernder Zunge lege ich los: „Was bilden Sie sich ein? Nur weil Sie hier vielleicht das Sagen haben, heißt das noch lange nicht, dass ich nach Ihrer Pfeife tanzen werde!“ Einvernehmliches einatmen und geschockte Zischlaute dringen an mein Ohr. Ich mache noch einen Schritt nach vorne und lasse meine Hände hart auf den Tisch knallen. Das Brennen in meinen Handflächen hilft mir mich zu konzentrieren. „Sie glauben, dass Sie über mein Leben bestimmen können. Da irren Sie sich aber gewaltig! Ich bin mein eigener Herr!“ Der Ratsherr verzieht seine Mundwinkel zu einem kranken Schmunzeln. „Sehen sie meine verehrten Mitglieder. Ich habe Ihnen bereits von dem unzähmbaren Temperament dieser Person berichtet.“ Bei dem Wort Person sieht er mich angewidert an. „Unsere Entscheidung Sie als Master zu entlassen war demnach richtig.“ Ich schnaube abfällig und blicke in jedes einzelne Gesicht. Vorhin kamen sie mir noch so unnahbar vor wie der weite Himmel, doch jetzt sehe ich in ihren Zügen menschliche Regungen. Ein Teil von ihnen sieht mich bedauernd an, andere stimmen Blackthrone nickend zu. „Ich glaube, dass Sie sich irren“, wende ich mich nun ruhiger an den Rat. „Ich habe gestern bereits Herrn Blackthrone gesagt, dass Liam niemals meine Seite verlassen wird. Also ist diese Strafe lächerlich.“ Der Ratsherr setzt sich noch steifer auf seinen Stuhl, wenn das überhaupt möglich ist, und mustert mich abfällig. „Wenn ich mich recht erinnere Frau Morel, dann haben sie uns damit gedroht, dass XS-707-GP4 uns angreifen und das Labor zerstören wird, sobald wie Sie töten. Da wir aber Ihr Leben verschonen, dürfte das ja keine Gefahr mehr für uns darstellen.“ „Ich glaube kaum, dass Ihre Rechnung aufgeht, Ratsherr.“ Ich schnaufe. Scheinbar will er es einfach nicht begreifen. Dummer, einfältiger, arroganter Scheißkerl. „Wir haben unsere eigenen Methoden, um unsere Ziele zu erreichen“, näselt er betont langsam und gefährlich. Ich weiß einfach nicht was ich darauf antworten soll. Also versuche ich es mit vernünftigen Argumenten. „Ratsherr. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wollen Sie mich als Master entbinden, weil ich mich unerlaubt vom Gelände entfernt habe und Ihnen gegenüber unhöflich war. Aber haben Sie ihrem Rat auch erklärt, dass ich nur Unhöflich wurde, weil Sie einer Ihrer Soldatinnen die ärztliche Versorgung verweigert haben, die sie dringend benötigt hat? Fragen Sie Dr. Jung. Er kann bezeugen, dass Frau Kathrin Pohl gestorben wäre, wenn er sie nicht rechtzeitig behandelt hätte.“ Ich beobachte die Reaktion des Rates. Die Japanerin tauscht einen überraschten Blick mit der Inderin. Auch der Russe und der Mann mit dem Bart wirken etwas durcheinander. Aber ansonsten sehe ich nur eiskalte Gleichgültigkeit. „Frau Pohl hatte sich mit Ihnen und Professor Gillian unerlaubt entfernt. Und das ohne eine vernünftige Erklärung zu liefern.“ „Und warum bin ich dann die Einzige die hier steht und bestraft wird?“, frage ich skeptisch. Das alles riecht für mich nach einer Verschwörung. Vor allem, da er seinen eigenen Sohn nicht erwähnt. Diese Silvana wollte von Anfang an nur meinen Liam und Ratsherr Blackthrone konnte mich gleich zu Beginn sowieso nicht leiden. Warum auch immer. Jetzt scheinen sie sich gegen mich verbündet zu haben, um ihre eigenen Ziele zu erreichen und mich nebenbei aus dem Weg zu räumen. Aber nicht mit mir! Auch ich habe Klauen und Zähne! Der Blick des Generals bohrt sich tief in meine Augen. „Wie Sie selbst gesagt haben, befindet sich Frau Pohl im kritischen Zustand. Allerdings hat sie bereits viel nützliches für Gimini Intercorbs beigetragen. Das gleiche gilt für Professor Gillian. Deshalb wird bei ihnen ausnahmsweise nur eine Verwarnung nötig sein.“ Ach auf einmal sorgt er ich also um Kati. Dieser Mistkerl. Der nutzt sämtliche Fakten wie es ihm gerade in den Kram passt, selbst wenn er dabei seine eigenen Aussagen herumdrehen muss, damit alles zusammen passt. Er lächelt mich wieder hämisch an. „Sie allerdings sind nicht nur eine nutzlose Zivilistin, die sich unaufgefordert hier herein gedrängt hat. Sie haben außerdem noch rein gar nichts für unsere Organisation unternommen und sich somit unseren Respekt verdient.“ Tief durchatmen Tam, tief durchatmen. Es fällt mir schwer einen klaren Kopf zu behalten. Ich meine in einer anderen Situation und unter anderen Bedingungen klängen diese Argumente sehr einleuchtend. Ich bin hier der Eindringling. Ich habe hier für Chaos gesorgt und zwei, nein drei unbefleckte Mitglieder mit hineingezogen. Aber zum Teufel noch mal! Ich habe mir den Anfang von dieser ganzen Tragöde nicht ausgesucht, aber das Ende will ich selbst bestimmen! „Da haben sie wohl Recht.“ Ich versuche mit der Zustimmung vernünftig rüber zu kommen und ernte zum Dank einen verwirrten Blick vom Ratsherrn. „Allerdings müssen Sie bedenken, dass ich von XS-707-GP4 entführt wurde. Diese Bestie hat mich gefangen gehalten. Später wurde ich von Frau Pohls Team hier hergebracht und von Ihnen, dem Rat, als Mitglied geduldet. Wenn man das so betrachtet, hatte ich keine Möglichkeit dem allem hier zu entgehen.“ Wieder sehe ich mich um und beobachte meine Wirkung. Hier und da erkenne ich bemitleidende Blicke. Verständnisvolles Kopfnicken. Aber auch wieder Verachtung und eiskalte Ablehnung. „Also verehrte Ratsmitglieder, bitte ziehen Sie diese Fakten in ihrer Beurteilung meines Handelns mit ein“, spreche ich sie direkt an. Vielleicht erreiche ich nichts bei Blackthrone, aber scheinbar ist der Rat eine demokratische Angelegenheit. Wenn ich also die anderen Ratsmitglieder auf meine Seite ziehen könnte, dann könnte ich das Blatt vielleicht noch herum drehen. Die Japanerin meldet sich unerwarteter Weise zu Wort. Sie spricht in einem fast akzentlosen Deutsch: „Frau Morel, können Sie uns denn sagen, warum Sie sich von unserer Basis entfernt haben?“ Ihre Worte klingen rein und freundlich. Sie nickt mir aufmunternd zu. Ich glaube sie will mir damit noch eine Chance geben, um mich zu rechtfertigen. Also rücke ich einfach mal mit der Wahrheit heraus, mal sehen was passiert. „Ich wollte nochmal zu der Ruine zurück, in der mich XS-707-GP4 gefangen gehalten hat.“ Interesse keimt auf. Die Blicke sind alle auf mich gerichtet und dieses Mal kommt mir eine Welle von ehrlicher Neugierde entgegen. Dieses Gefühl nutze ich um meinen Bericht so sachlich wie möglich zu halten und die Aufmerksamkeit an mich zu ketten. „Sie wissen ja bestimmt, dass die genetische Zusammensetzung von XS-707-GP4 unbekannt ist. Dadurch kennen wir weder sein volles Potenzial, noch seine Grenzen und Schwachpunkte. Also hatte Professor Gillian die Idee mit XS-707-GP4 noch einmal zum Labor zurückzukehren und Nachforschungen anzustellen. Immerhin war das vorher ja nicht möglich, weil Liam dieses Labor beschützt hat.“ Den letzten Satz vermute ich nur, aber durch gelegentlich zustimmendes Nicken wird meine Vermutung bestätigt. „Caleb Blackthrone und Kathrin Pohl sollten uns vor eventuellen Gefahren beschützen“, schließe ich meine knapp gehaltene Zusammenfassung ab. Der Russe richtet dieses Mal sein Wort an mich. „Und, haben sie etwas entdecken können?“ „Nein leider nicht.“ Sie müssen ja nichts von den Akten erfahren. Jedenfalls noch nicht jetzt. „Allerdings wurden wir von riesigen Wespen angegriffen. Sie wollten mich töten und wir sind nur knapp entkommen.“ Die Halle erbebt plötzlich durch das aufgeregte Gemurmel, das ausbricht. Nicht einmal das Plätschern der Wasserfälle kann es überdecken. „Wespen? Das ist unmöglich!“, meint die Inderin pikiert. Der Koreaner und der Afrikaner nicken eifrig. „Woher kommen die?“, zwitschert die Französin. „Gimini Intercorbs züchtet keine Wespen.“ Der sachliche Unterton des Bärtigen bekräftigt Sophies Aussage. Ein stämmiger Mann mit orangeroten Haaren schlägt mit der Faust auf den Tisch. „Das können nur diese Verräter sein!“ Seine grimmige Stimme findet viele Zuhörer. „Rede keinen Unsinn, Cillian.“ tadelt ihn die sanfte Stimme der Japanerin. „Natürlich Sumi, denk doch nur an den letzten Angriff in Schottland. Das dortige Labor wurde vollkommen zerstört! Von einer Horde Stiere so groß wie Elefanten und Hörnern scharf wie Schwertern! Aye, das waren garantiert wieder diese Bastarde. Jetzt suchen sie die deutsche Basis!!“ Allgemeines Schweigen breitet sich aus. Ratsherr Blackthrone nutzt die Stille und zieht die Aufmerksamkeit auf seine Seite des Tisches. „Wir sind hier, um Frau Morels Urteil zu verkünden und nicht um uns vor einer Zivilistin über die Rebellen zu unterhalten. Cillian beruhige dich bitte. Ich weiß, dass du wütend über den letzten Angriff bist, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“ Die zwölf Männer und Frauen murmeln ihre Zustimmung und widmen sich nun wieder voll und ganz meiner Wenigkeit. Mist. „Frau Morel, die Entscheidung des Rates ist endgültig und unwiderruflich. Egal wie sehr Sie sich dagegen wehren und versuchen sich aus Ihrer Schuld herauszureden, bringt es Ihnen nichts. Also akzeptieren Sie ihr Schicksal und übergeben Sie uns XS-707-GP4.“ „Gibt es wirklich keine Möglichkeit das anders zu lösen?“, frage ich in dem letzte Versuch noch einmal an ihr Mitgefühl zu appellieren. Ich schiele zu Liam herüber und erkenne von hier aus seine glühenden Augen. Er ist bereit zu kämpfen und dieser Kampf wird eine unschöne Angelegenheit. Unruhig fummle ich an meiner Hosennaht. Was kann ich nur noch sagen oder tun, um das Gemetzel zu vermeiden? Da sich in diesem Raum kein einziger Soldat und abgesehen von der Ziege keine andere Bestie befindet, sind die Mitglieder und der Ratsherr meiner Bestie schutzlos ausgeliefert. Ich will das nicht. Ich will nicht, dass Liam etwas tut, was er später bereuen könnte. Und ich will nicht, dass er für mich tötet. Meine Frage wird nur von der Japanerin beachtet. Die anderen Ratsmitglieder tuscheln unterdessen aufgeregt. Scheinbar können sie das Thema um die Rebellen doch nicht so einfach fallen lassen. „Leider nicht, Frau Morel. Diese ganze Angelegenheit würde nur anders verlaufen, wenn Sie einer Familie entstammen würden, die aus Bestientrainern oder Mastern bestehen würde oder wenn sie mindestens ein Ratsmitglied in ihrer Ahnenreihe hätten. Da das unmöglich der Fall sein kann, müssen Sie sich unseren Gesetzen beugen“, meint Sumi mitleidig. Sie sieht mir tief in die Augen und scheint sich für das Geschehene entschuldigen zu wollen. Aber als die Worte in meinem ausgelaugten Gehirn ankommen, jagt mir ein aufgeregtes Kribbeln durch die Knochen. Da habe ich nämlich noch ein Ass im Ärmel und ich glaube jetzt ist der richtige Zeitpunkt es auszuspielen. Hoffentlich hat sich der letzte Eintrag von Rosi erfüllt und sie ist wirklich zum Ratsmitglied aufgestiegen. Leises Bedauern, dass ich ihre Akte noch nicht ganz durchgearbeitet habe überkommt mich, aber ich versuche es einfach mal mit einer gehörigen Portion Spekulation und einer Prise Glück. „Ich habe aber einen Vorfahren, der bereits für Gimini Intercorbs gearbeitet hat. Er hatte eine Bestie und wurde in den Rat aufgenommen.“ Sumi hält gebannt die Luft an. Meine Worte verteilen sich lautstark in der Halls, so dass die anderen Ratsmitglieder sich endlich wieder mir widmen. Als der Sinn meiner Aussage bei jedem endlich ankommt, bricht wieder eine laute Diskussionen aus. Dieses Mal bin ich der Mittelpunkt. Ich warte bis sich alles etwas beruhigt hat. Silvana wirft einen wütenden Blick auf mich und der Ratsherr sieht auch nicht gerade begeistert aus. Doch an ihrer Haltung erkenne ich, dass sie glauben ich würde bluffen. „Ach wirklich? Auf einmal Frau Morel? Ich dachte sie wären unbeabsichtigt und unwissend bei Gimini Intercorbs gelandet“, spottet Blackthrone mir entgegen. Ein kurzer Blick zu Liam macht mir auch seine Verwirrung deutlich. Er beruhigt sich zum Glück wieder etwas und lauscht meinen Worten. „Bin ich auch. Aber ich habe auch gelogen. Ich hatte doch behauptet, in den Ruinen nichts gefunden zu haben, aber das stimmt nicht. Mir ist ein altes Foto in die Hände gefallen auf dem der erste Professor Gillian, Magdalena Ashtray und meine Großtante abgebildet waren. Das kann ich Ihnen später gerne zeigen.“ „So, so und wie hieß ihre angebliche Großtante?“ Ich hole tief Luft und sorge so für noch etwas mehr Spannung. „Rosalinde Blum.“ Stille. Auch der Ratsherr ist sprachlos. Die Ziege mit Anzug sieht mich auf einmal merkwürdig an. Dann leuchten ihre Augen auf. Langsam pirscht sie sich in meine Richtung und zwinkert mir beruhigend zu. Moment mal. Sie zwinkert? Ich konzentriere mich lieber wieder auf Blackthrone, der plötzlich seine Stimme wieder gefunden hat. „Sagen Sie da die Wahrheit?“ „Ja“, antworte ich klar und deutlich, mit so viel Stolz, wie ich nur aufbringen kann. „Wie wollen Sie das beweisen?“ Mh. Das könnte etwas schwieriger werden. Das Bild allein reicht nicht aus. „Sie könnten doch Nachforschungen innerhalb meiner Familie anstellen. Immerhin wurde doch schon immer Buch geführt. Sie brauchen nur den Stammbaum von Rosis Schwester, meiner Oma Meta verfolgen. Dann finden sie die Verbindung.“ Silvana sieht mich hämisch an. Zeitgleich meldet sich ihr Zwilling zu Wort: „Da die Unterlagen von Früher alle zerstört sind, können wir diese Behauptung nicht beweisen. Was ist, wenn Sie zufällig eine Frau in ihrer Ahnenreihe haben, die ebenfalls Rosalinde Blum heißt.“ Miststück. Aber dieses Argument ist leider sehr schwer zu widerlegen. Es sei denn ich reiche ihnen die Akte meiner Tante. Aber das kommt für mich auf keinen Fall in Frage. Ich überlege. „Über meine Oma besitzt ein altes Familienportrait. Dort ist Rosalinde als zwölfjähriges Mädchen zu sehen. Vergleichen Sie es mit dem Foto, dass ich gefunden habe.“ „Wenn stimmt was sie da sagen, dann ändert das alles.“ Die wohlmeinende Stimme der Japanerin wärmt mich innerlich und schenkt mir neuen Mut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)