Osterüberraschung von Renpika (Verliebt in den Osterhasen) ================================================================================ Kapitel 1: Osterüberraschung ---------------------------- Es war Ostersonntag. Er war gerade von einer Mission wieder gekommen. Nach Hause wollte er noch nicht. Denn seine Mutter liebte Ostern und er konnte sich gut vorstellen, wie stressig es wäre, jetzt durch seine Haustür zu treten. Wahrscheinlich würde er erstmal dazu gezwungen werden, sich zu waschen und saubere Kleidung anzuziehen, bevor sie dann schließlich zusammen mit den anderen beiden Clans essen würden. Das wäre wie immer viel zu laut und viel zu anstrengend. Irgendwann würde seine Mum wieder austicken, weil sein Vater ihr nicht zuhörte und sich stattdessen mit den anderen Clanoberhäuptern unterhielt. Seine Teamkameraden würden ihn nur vollquatschen. Oder besser seine Teamkameradin. Der andere war ja ganz gut auszuhalten. Obwohl ihm auch gerade nicht danach war, mit seinem besten Freund zu reden. Seufzend sah er hinauf zu den Wolken. Der junge Shinobi war an seinem Lieblingsplatz angekommen. Ein Hausdach in Konohagakure, flach mit einem prima Blick auf den Himmel und einer anschließenden Häuserwand zum Anlehnen, wenn man wollte. Er kam oft hierher, um zu entspannen. Wieder seufzte er. Seit einigen Tagen plagte ihn ein Problem. Ein extrem nerviges Problem, von dem er gewusst hatte, dass er es irgendwann bekommen würde. Dennoch hatte er noch nicht damit gerechnet. Und vor allem nicht damit, dass es so kompliziert werden würde. Aber daran konnte er leider nichts ändern. Allerdings musste er schnellstmöglichst eine Lösung für das Problem finden, denn seine Konzentration ließ dadurch kontinuierlich nach. Letztens erst hatte sein Vater ihn im Schach geschlagen. Und zwar mit Leichtigkeit. Er hatte einen dummen Flüchtigkeitsfehler gemacht. Wahrscheinlich konnte er auch froh sein, dass er nur so eine leichte Mission bekommen hatte, sonst hätte es ihn nicht gewundert, wenn ihm etwas passiert wäre. „Oh man…“ Ein erneutes Seufzen und er schloss die Augen. Es ging um ein Mädchen. War ja auch nichts Ungewöhnliches. Eigentlich war er sogar ziemlich spät dran damit, sich zu verlieben. Vor einigen Wochen hätte er noch behauptet, dass er schonmal verliebt gewesen war. Also wenn ihn jemand ernsthaft gefragt hätte. Doch jetzt wusste er, dass das nichts weiter als kleine Interessen gewesen waren. Diese Mädchen hatten ihn nicht derartig in seinen Träumen besucht, er hatte nicht ständig sie oder irgendetwas was mit ihnen im Zusammenhang stand in den Wolken gesehen. Das war doch zum Mäusemelken! Mit einem entnervten Seufzer streckte er sich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Dann spürte er eine Vibration und wusste, dass sein bester Freund das Dach betreten hatte. „Du bist also wieder da.“ Es war eine Feststellung und keine Frage. Deshalb hatte er ihn so gerne. Er erwartete einfach keine Antwort von ihm. Trotzdem nickte er leicht. Wieder breitete sich die Stille um sie herum aus. Nur das leise Rascheln der Chipstüte des Neuankömmlings war zu hören. Jeden anderen hätte dieses Geräusch auf die Dauer sicherlich in den Wahnsinn getrieben, doch der Braunhaarige machte sich nichts daraus. Er kannte es ja nicht anders und sich aufzuregen wäre viel zu anstrengend. Lieber ließ er sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Gefühlt die ersten warmen Sonnenstrahlen in diesem Jahr. Und das an Ostern. Man konnte es kaum glauben, aber an einigen Straßenecken lag immer noch Schnee. Erst vorletzte Woche war Konoha noch in einem Schneechaos versunken. Aber jetzt war das Wetter schön. „Du warst noch nicht Zuhause, oder?“ Wieder hatte sein Freund das Wort erhoben. Das war ein wenig ungewöhnlich. Vor allem weil die Frage überflüssig war. Seine Sachen waren noch von einem leichten Kampf zerrissen und der Proviantrucksack stand neben ihnen. Trotzdem schüttelte er den Kopf, öffnete ein Auge und sah seinen Freund kurz forschend an. Irgendwas an seinem Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er eine dringende Sache mit ihm bereden wollte. Seufzend setzte sich der Shinobi also auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand. „Was ist los, Choji?“ Seine Augen hatte er bereits wieder geschlossen. Dennoch hörte er aufmerksam zu. Das wusste der Akimichi. „Ich hab mich nur gefragt… Also… Bist du eigentlich verliebt?“ Was war das denn für eine Frage? Verdammt, wusste er etwa-..? Fast wie in Zeitlupe schüttelte er den Kopf. Eigentlich musste offensichtlich sein, dass er log, denn eine leichte Röte legte sich um seine Nase. Dafür hätte er sich innerlich ohrfeigen können. Choji schwieg kurz und musterte seinen Freund eindringlich, welcher ihn inzwischen wieder mit seinen braunen Augen ansah. Ein undefinierbarer Ausdruck lag in seinem Gesicht. „Ist es Ino?“ Nun erschrak der junge Mann doch und hob abwehrend die Hände. „Nein! Wie kommst du denn auf die alte Schreckschraube?“ Ino war nun wirklich nicht sein Fall. Obwohl er das Gefühl hatte, dass alle in Konoha erwarteten, dass sie beide was anfangen würden. Ehrlich gesagt hatte er früher auch fest damit gerechnet, dass es irgendwann so enden würde. Schließlich waren sie Teamkameraden und bildeten zusammen mit dem Akimichi das berühmte Trio. Oder Temari. Das Mädchen aus Suna sahen auch schon einige des Dorfes an seiner Seite. Naruto hatte sie auch schon öfter als Paar angesprochen. Zwischendurch hatte er auch mal gedacht, etwas für sie zu empfinden. Aber dem war nicht so. Dann hätte er ja vielleicht sogar noch Glück gehabt. Denn die beiden waren zwar nervig, aber soweit er wusste zur Zeit nicht hoffnungslos in jemand anderen verliebt. „Weißt du, ich hatte nämlich vor, Ino zu fragen, ob sie mich heute Abend aufs Osterfest begleitet. Ich wollte nur wissen, ob das okay für dich ist.“ Sein bester Freund hatte ungewöhnlich leise und mit einem gewissen Ernst in der Stimme gesprochen. Der Gesichtsausdruck des Braunhaarigen änderte sich von geschockt zu wohlwollend interessiert. Ihm war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass Choji anscheinend mehr als Freundschaft für ihre Teamkameradin empfand und er hoffte wirklich, dass sie die Augen mal schließen und nicht nur auf das Äußere achten würde. „Warum sollte ich etwas dagegen haben. Frag sie doch einfach.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Das Osterfest hatte er ganz vergessen. Es war nicht zwingend notwendig, dass man dort mit einer Begleitung aufkreuzte, aber es war schon so eine Angelegenheit, bei der man seinen Status halten musste. „Echt? Super, das werde ich gleich mal tun! Schließlich veranstalten unsere Mütter wieder ein Clanessen. Mit wem gehst du eigentlich?“ Man sah förmlich, wie dem Pummelchen das Wasser im Munde zusammen lief. Der Braunhaarige grinste und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich muss wohl noch jemanden suchen, sonst macht meine Mutter mir die Hölle heiß.“ Ergeben seufzte er und lehnte sich wieder mit geschlossenen Augen und hinter dem Kopf gelegten Armen gegen die Wand. „WUAHHH!“ Wer machte denn da jetzt schon wieder so einen Lärm? Verärgert runzelte er die Stirn. Soviel zum Thema Ruhe und Entspannung. Immer diese albernen Kinder. Plötzlich spürte er ein kurzzeitig schweres Gewicht auf seinem Schoß. Etwas oder jemand war auf ihn gefallen. Wahrscheinlich vom anderen Dach herunter. Verwundert und etwas verärgert öffnete er die Augen und sah direkt… in ein Hasengesicht?! „Was zum-..?“ „Shikamaru?“ Der Hase sprach. Es war anscheinend ein weiblicher Hase. Ein überdimensionaler, weiblicher, weiß-rosa Hase. Sein Gesichtsausdruck musste echt zu geil sein. Der Akimichi rollte vor Lachen bereits auf dem Boden herum und hielt sich den Bauch. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht überfallen. Tsunade hat Naruto und mich beauftragt, für die Kinder aus Konoha Eier zu verstecken. Und wer versteckt bekanntlich die Eier? Der Osterhase.“ Langsam rappelte sich das Wesen von seinem Schoß auf und stellte sich vor ihm hin. Shikamaru musste einmal kräftig schlucken. Das war vielleicht ein heißer Hase. Das Kostüm war ein flauschiger Body mit einer großen Kapuze, an der die Hasenohren befestigt waren und Armen, die in kleinen Pfotenhandschuhen endeten. Darunter trug das Mädchen eine weiße Strumpfhose und an den Füßen ebenfalls Pfotenschuhe. „Sakura?“ Der Nara versuchte seine Nervosität zu überspielen. „Ja. Das Kostüm hat Jiraya noch irgendwo herumliegen gehabt. Behauptet er zumindest. Angeblich sah Tsunade darin auch mal ‚echt schnuffelig‘ aus.“ Sie verdrehte genervt die Augen und machte bei den Worten ‚echt schnuffelig‘ Gänsefüßchenzeichen mit den Zeige- und Mittelfingern. Welcher Mann würde bei dem Anblick nicht nervös werden? Wie zur Bestätigung pfiff von unten ein Kerl zu ihnen herauf. „Hey Häschen! Hast du später schon was vor?“ Für das Auge unerfassbar, schnellte Sakura vor zum Rand des Daches. Sie hielt etwas eiförmiges in der Hand und holte zum Wurf aus. „Klappe du Perversling!“ Es krachte, als das Ei auf dem Boden auftraf und eine leichte Explosion wurde sichtbar. „Und ihr, glotzt nicht so!“ Eine Gruppe Ge-Nin schreckte zusammen und huschte um die nächste Ecke. Immernoch wütend drehte Sakura sich wieder zu den Jungen um. Diese sahen etwas schockiert zu dem Geschehen unten, dann auf die grinsende Kunoichi und konnten sich schließlich ein Lachen nicht verkneifen. Als sie sich wieder eingekriegt hatten, waren sie anscheinend doch ein wenig neugieriger. „Warum trägst du das Zeug denn, wenn du es so nervig findest?“ Choji sah sie interessiert an. Auch ihm fiel es schwer, ihr unentwegt in die grünen Augen zu gucken. „Versuch mal Tsunade etwas abzuschlagen. Als ich versucht habe, mich mit Training raus zu reden, hat sie mir die Füße zusammengeheftet und diese dämlichen Handschuhe angezogen. Ich kann weder richtig greifen, noch richtig gehen. Die Eier gehen grade so.“ Sie unterbrach sich kurz, holte zwei Schokoladeneier aus dem Korb auf ihrem Rücken. „Außerdem habe ich eine Wette mit Ino am Laufen. Und irgendwie sieht das Kostüm ja schon ziemlich süß aus. Wartet nur, bis ihr Naruto seht-..“ „Begleitest du mich nachher auf das Osterfest?“ Es war einfach aus ihm herausgesprudelt. Dabei wollte er sie doch eigentlich gar nicht fragen. Das wäre falsch. Innerlich hoffte er, dass sie ihn gar nicht gehört hatte. Wahrscheinlich hatte sie eh schon jemanden, mit dem sie hinging. Schließlich beschwerte Ino sich immer, dass Sakura um Längen mehr Liebesbriefe von den Patienten im Krankenhaus bekommen würde, als sie und dass sie gar nicht verstehen könne, warum. Tja… Sie sah ihn kurz mit einem unergründlichen Blick an, so als ob sie darüber rätselte, ob er was gesagt hatte und ob es etwas Wichtiges war. „SAKURA-CHAN!“ Das war Naruto. Seine Stimme hallte durch die ganze Straße, auch wenn man von hier aus nicht genau erkennen konnte, von wo er denn jetzt kam. Das Häschen verzog das Gesicht. „Ich muss weiter, er versucht mir die Schokoladeneier zu klauen.“ Mit den Worten hoppelte sie mühsam, aber dennoch in einem beachtlichen Tempo los. Shikamaru seufzte wieder. Irgendwie hatte er sich doch eine Antwort erhofft. Jetzt musste er halt weiter suchen. Vielleicht sollte er Tenten fragen? Nein, sie kannten sich ja kaum. Nagut, Sakura kannte er jetzt auch nicht so richtig. „Achtung, Shikamaru!“, der Nara sah auf und erkannte nur den Handrücken seines Freundes, der irgendetwas abfing, bevor es ihm direkt im Gesicht gelandet wäre. Als Choji die Hand umdrehte, befand sich da ein Hühnerei großes Schokoei drin. „Das ist deins, mir hat sie auch eins zugeworfen.“ „Danke.“ Der Braunhaarige nahm ihm das Ei ab und grinste ihn an. „Ganz schön verrückt, diese Frau, oder?“ Er rieb sich mit einer Hand den Hinterkopf und stand dann auf. „Wir sollten langsam los, sonst macht meine Mutter einen Aufstand, dass wir zu spät zum Essen kommen.“ Er wollte gerade zum Sprung ansetzen, da stieß ihm etwas in den Rücken, sodass er bäuchlings auf dem Boden landete. „Hey!“ Wütend sah er auf und sah nur ein riesiges, quietschgelbes Küken in einem beachtlichen Tempo an sich vorbei watscheln. „Sorry Shikamaru! Hallo Choji!“ Das Küken drehte sich kurz um, sodass man Narutos Gesicht erkennen konnte. Dann wackelte er um die nächste Ecke. Erst jetzt fiel dem Nara eine Schnur auf, die an Naruto dranhing und schon gefährlich gespannt war. Er drehte sich um und sah mit vor Schreck geweiteten Augen ein riesiges Ei auf sich zu rollen. Schnell sprang er beiseite und starrte dem rollenden und irgendwas schreienden Ei hinterer. „War das Lee?“ „Jop.“ Beide standen sie noch einige Sekunden da und blickten dem Gespann sprachlos hinterher, dann wanden sie sich zum Gehen. Seelisch stellte Shikamaru sich schonmal auf die Rede seiner Mutter ein, dass er viel zu spät sei und warum er denn keine Begleitung für das Fest hätte. Wie anstrengend. Zum Glück war sein Haus nicht so weit entfernt. So mussten sie wenigstens nicht so weit laufen. Kaum standen sie in der Tür, kam seine Mutter um die Ecke geschossen. „Shikamaru Nara! Warum bitte bist du so spät dran? Du bist genauso schlimm, wie dein Vater!“, dieser stand inzwischen auch in der Tür zum Wohnzimmer und verschränkte resignierend die Arme vor der Brust. „Ähm… Wir sind noch dem Osterhasen begegnet und haben jeder ein Osterei bekommen.“ Gute Ausrede, wie er fand. Zur Bestätigung hielt er seines hoch. Sofort schnappte es sich seine Mutter und betrachtete es fasziniert. „Das ist wirklich sehr hübsch! Aber ein merkwürdiger Ostergruß. ‚Geht klar.‘ Ist das jetzt modern bei euch jungen Leuten? Bei uns stand da immer sowas wie ‚frohe Ostern‘ oder so drauf.“ Unverständlich starrte der junge Nara seine Mutter an und nahm ihr das Ei wieder aus der Hand. Tatsächlich stand dort mit dünnem Edding ‚Gehr klar‘ drauf. Aber warum? „Na das heißt dann wohl, dass du mit Sakura auf das Osterfest gehen wirst.“ Choji hatte ihm grinsend eine Hand auf die Schulter gelegt und den Daumen der anderen Hand nach oben gestreckt. Was meinte er? „AAAHHHH~! Mein Hase hat ein Date!!“ Okay, und da war er, der Gehörsturz. Manchmal konnte seine Mutter echt laut sein. Aber was meinte sie damit, ihr Hase habe ein Date? Kurz darauf lag er in ihren Armen und rang nach Luft. Okay, anscheinend war er gemeint. Er hatte ein Date. Mit Sakura. Gut. Moment. Er hatte ein Date mit Sakura! Etwas in seiner Bauchgegend schien zu strahlen und er musste unwillkürlich grinsen. Und dieses Grinsen ging auch irgendwie nicht mehr weg, egal wie viel er sich bemühte. Auch als seine Mum ihn wieder los ließ, hielt es an. Das war doch nervig. Trotzdem war er glücklich. Ein Blick zu seinem Vater verriet ihm, dass auch er sich für seinen Sohn freute. Dann bedeutete er ihnen, ihm in den Garten zu folgen. Ihre Wohnung war zu klein, um dort mit allen zu essen, deshalb fand das Clantreffen im Garten statt. „Shikamaru-kun!“ Eine strahlende, winkende Ino kam auf sie zugerannt und umarmte erst den Nara und dann den Akimichi. „Geht ihr auch auf das Osterfest.“ Beide nickten. Der Braunhaarige setzte sich währenddessen hin und legte sein Kinn auf die vor ihm gefalteten Hände. Möge das Grauen beginnen. „Wir könnten ja zusammen hingehen.“ Er hätte darauf wetten können, dass sie nicht so einfach Ruhe geben würde. Seufzend wanderte nun seine Stirn auf die gefalteten Hände. „Geht nicht. Shikamaru hat schon ein Date.“ Er konnte seinen besten Freund quasi breit grinsen hören. „Ein Date?! Mit wem?“ Wieder war sie so laut. Unglaublich, was für ein Organ die meisten Frauen hatten. „Mit Sakura.“ Choji ließ sich neben ihm nieder, doch er sah nicht auf. Das würde nämlich seine scheinbar gleichgültige Haltung auffliegen lassen, denn es hatte sich wieder ein breites Grinsen auf sein Gesicht gelegt. „Mit Sakura?“ Jetzt würde sie sicher ein Drama drum machen. Zwar verstand sie sich mit ihrer Freundin wieder ganz gut seit Sasuke weg war, dennoch waren die zwei die größten Rivalinnen. Vorsorglich versuchte der Nara weg zu hören. „Okay, dann gehen halt wir zwei alleine.“ Was? Überrascht sah Shikamaru auf und zu der Blonden hinüber, die sich inzwischen neben Choji niedergelassen hatte. Dieser wirkte nicht weniger überrascht. Auf seinem Gesicht zuckte etwas. Innerlich zählte der Braunhaarige den Countdown. 3-2-1… Der Akimichi sprang mit einem Jubelschrei auf, wobei er einen Arm in die Luft streckte und, zum Entsetzen der drei Mütter, den Tisch mit umriss. Dank seinem Freund war das Essen dann doch recht schnell vorbei und er konnte schnell in seinem Zimmer verschwinden. Sie hatten die Sachen aufgesammelt, die noch zu gebrauchen waren und einiges war auch noch in der Küche gewesen. Es war stressfreier verlaufen, als er erwartet hatte. Und dass, obwohl er die ganze Zeit das Fest herbeisehnte. Gott sei Dank hatte seine Mutter ihn mal gezwungen, für solche Angelegenheiten einen geeigneten Yukata zu kaufen. Schnell sprang er noch unter die Dusche. Das kam aus einem dringenden Gefühl aus seinem Bauch heraus. Zuvor hatte er sich nie große Gedanken darüber gemacht. Ein Shinobi kämpfte, also schwitzte ein Shinobi auch. Geduscht hatte er natürlich trotzdem regelmäßig, aber noch nie mit dem Gedanken, dass er gut riechen wollte. Das Wasser prasselte über seinen nackten Körper und er schloss genüsslich die Augen. Sofort erschien eine Szene vor seinen Augen, die sich erst vor wenigen Wochen abgespielt hatte. Sakura, Neji und er waren auf einer A-Rang-Mission gewesen und dabei natürlich in einen Kampf verwickelt worden. Er selbst wurde von einem der Angreifer schwer verletzt und fiel in Ohnmacht. Das letzte, was er sah, war wie das rosahaarige Mädchen den Gegner mit einem gezielten Faustschlag zu Boden streckte. Ihre Kraft war berühmt berüchtigt und unter den Scherzvögeln im Dorf gefürchtet. Das nächste woran er sich erinnerte, waren safte, angenehm kühle Berührungen auf seiner Haut. Ihm tat alles weh, aber dort wo diese Berührungen auf seiner Haut stattfanden, ließ der Schmerz nach und ein wohliges Kribbeln breitete sich auf ihr aus. Als er aus Neugierde die Augen öffnete, sah er sie über sich gebeugt hocken. Ihr Gesichtsausdruck war ernst und hochkonzentriert. Er folgte ihrem Blick und endete bei einer großen, blutenden Fleischwunde an seiner Brust. Mühsam hob er eine Hand, um die Wunde zu berühren, legte sie allerdings auf zwei andere, weiche Hände. Die eine hielt seine Hand mit leichtem Druck davon zurück, die Wunde zu berühren und legte sie nach kurzem Zögern zurück auf den Boden. Wieder sah er auf und erblickte ihre jadegrünen Augen. Ihre wunderschönen Augen. Ein ermutigendes und zugleich erleichtertes Lächeln lag auf ihren Lippen. Ein wunderschönes Lächeln, wie er fand. Eine Welle der Erschöpfung erfasste ihn und er schloss die Augen, doch spürte er immernoch ihre sanften, wohltuenden Berührungen. Er öffnete wieder die Augen und sah in den Wasserstrahl der Dusche. Ihr Lächeln immernoch vor Augen. Wie schon so oft, fragte er sich, wie Sasuke sie hatte abweisen können. Als er noch im Dorf und mit ihr zusammen in einem Team gewesen war, musste er ihr Lächeln täglich gesehen haben. Jeder wusste, dass Sakura in Sasuke verliebt gewesen war. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Manche behaupteten auch, sie sei es noch… Andere sagten, zwischen ihr und Kakashi würde etwas laufen… Egal! Heute ging sie mit ihm aus und das war es, was jetzt zählte! Er gab sich einen Ruck und stellte die Dusche aus. Schnell trocknete er sich ab und band seine Haare zu dem gewohnten Zopf. Dann wühlte er schnell den dunkelblauen Yukata aus seinem Kleiderschrank und zog sich an. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er zu spät war. Schnell zog er sich noch Schuhe an und flüchtete mit einem eiligen „Bis später!“ aus der Haustür. Zurück ließ er eine zufrieden kichernde Mutter und einen leicht schmunzelnden Vater. Aber Moment. Sie hatten gar keine Zeit ausgemacht. Wie konnte er denn wissen, dass er zu spät war. Wo wollten sie sich überhaupt treffen? Verdammt. Hatte er das eigentlich richtig gedeutet? Vielleicht stand dieses ‚geht klar‘ nur zufällig auf dem Ei. Es dämmerte bereits. Das Fest war meistens erst abends. Nun etwas langsamer ging er weiter auf die Mitte des Dorfes zu. Der Dorfplatz war voll. Überall rannten kleine Kinder mit Hasenohren herum und fanden hier und da ein Osterei. Warum hatte er sich das eigentlich angetan? Wegen ihr. Und sie würde schon hier sein. Mit neuem Mut, kämpfte er sich durch die Menge. Aber er fand sie nicht. Er wollte gerade aufgeben, da sah er ein Mädchen mit dunkelblauen Haaren. Das war Hinata. Sie konnte ihm bestimmt sagen, wo ihre Freundin war. Möglichst ruhig ging er auf sie zu und kam kurz vor ihr zum Stehen. Er konnte doch nicht, oder? Er würde sich total lächerlich machen. Ach was, es war doch eine ganz normale Frage. Er suchte halt jemanden. Vorsichtig tippte er ihr auf die Schulter. Mit einem freundlichen Lächeln drehte sie sich zu ihm um. „Oh, Shikamaru-kun! Was kann ich für dich tun?“ Seit sie endlich mit Naruto zusammengekommen war, stotterte die Hyuga nicht mehr so stark. Das war eigentlich sogar recht angenehm. Jedenfalls konnte man ihr somit wesentlich leichter folgen, als vorher. „Weißt du, wo Sakura ist?“ Das Mädchen wies an ihm vorbei auf die Tanzfläche. Der Nara drehte sich um und erstarrte. Ein kalter Stich fuhr ihm in die linke Brust und er musste sich beherrschen, um nicht dorthin zu greifen. Sakura war dort auf der Tanzfläche und tanzte einen engen Tango mit Kakashi. Dass der überhaupt tanzen konnte, wunderte den Nara, aber das war jetzt nebensächlich. Sie lächelte ihn strahlend an und schien sichtlich Spaß zu haben. Zwischen die beiden passte nichtmal ein Blatt Papier. „Was wolltest du denn von Sakura-chan?“, Hinata beugte sich neugierig ein wenig vor, als würde sie das Bild ihrer besten Freundin mit deren Sensei genauer betrachten wollen. „Ach, war nicht so wichtig.“ Murmelte der Nara und verschwand möglichst ohne Eile in der Menschenmenge. Er bahnte sich seinen Weg durch die Massen, vorbei an laufenden Kindern und Ständen, aus der Dorfmitte heraus. Er brauchte jetzt seine Ruhe, um über die Situation nachzudenken. Nach kurzer Zeit befand er sich schließlich wieder an seinem Lieblingsplatz. Er legte sich lang auf den Rücken und sah hinauf in den Sternenhimmel. Hätte er sich ja denken können. Warum war er bloß so naiv und glaubte ernsthaft, sie würde mit ihm ausgehen? Immerhin konnte sie fast jeden haben! Und sie hatten sich nie wirklich nahe gestanden. Klar, dass Kakashi da Vorteile hatte. Auch wenn er um einiges Älter war, als sie. Das zählte in der Welt der Shinobi nicht. Sie waren zusammen auf unzähligen Missionen gewesen und kannten sich sicherlich super gut. Er seufzt, schloss die Augen und fasste sich an die linke Brust. Es tat immernoch weh. Das war also das berühmte gebrochene Herz. Er spürte eine leichte Vibration und öffnete die Augen wieder. Über sich erkannte er eine Gestalt. Sie setzte sich neben ihn und schwieg. Eine kurze Weile verging, in der sie sich beide anschwiegen. „Ich habe auf dich gewartet.“ Sie war es tatsächlich. Das war ihre Stimme. Aber was wollte sie hier? Oder eher was sollte sie hier. „Ich war da.“ „Ich weiß.“ Klang da soetwas wie Trauer in ihrer Stimme mit? Wieder verging einige Zeit der Stille. Schließlich erhob sie erneut die Stimme. „Ich habe dich gesucht.“ Was um Himmelswillen sollte das bitte werden? Wollte sie ihm noch mehr wehtun, indem sie ihm jetzt vielleicht auch noch sagte, dass sie sich nie hatte mit ihm Treffen wollen? Dass das alles ein Missverständnis gewesen war? Verärgert kniff er die Augen zusammen. „Ich gehe wohl besser. Ich nerve dich nur.“ Mit den Worten stand sie auf und er spürte, wie sie Richtung Dachende ging. Wenn er jetzt nicht reagierte, wäre sie fort. Instinktiv sprang er hoch und griff nach ihrer Hand. „Geh nicht. Du nervst nicht.“ Bei den Worten versuchte er so cool wie möglich zu klingen. Einige Zeit standen sie so da. Schweigend. Und er hoffte, dass sie ihm eine Antwort geben würde und nicht verschwinden würde, wie in seinen Träumen, wenn er aufwachte. Sie verschwand nicht. Mit einem schüchternen Lächeln, drehte sie sich zu ihm um und nickte leicht. Für einen kurzen Moment sahen sie sich nur in die Augen. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Vielleicht sollte er sie küssen. Das wäre im Film der perfekte Moment dafür gewesen. Aber er tats nicht. Er ließ ihre Hand los, ging zurück auf seinen Platz und legte sich wieder hin. Seine Augen waren geschlossen. Er wollte nicht sehen, wie sie jetzt trotzdem ging. Weil er nichts getan hatte. Jedenfalls nichts ernstes, um sie aufzuhalten. Er fragte sich gerade, wie dämlich er sein könnte und wie er es schaffen könnte, alles wieder gut zu machen, ihr zu sagen, wie sehr er sie liebte, doch ihm fiel nichts ein. Das wäre sowieso viel zu anstrengend. Doch wieder seiner Erwartung spürte er, wie sie sich mit wenig Abstand neben ihn legte. Ganz leise, ohne irgendein störendes Geräusch abzugeben, aber dennoch präsent genug, dass er es merkte. So lagen sie wieder einige Zeit da. Shikamaru hatte sich getraut, die Augen zu öffnen und betrachtete nun wieder die Sterne. Er versuchte so ruhig wie möglich zu atmen, um die Situation nicht durch irgendeinen Laut zu zerstören. Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass sie ihm wirklich nahe war. Sie lag nur soweit von ihm weg, dass sie sich gerade nicht berührten. Die Sterne waren so wunderschön wie sie. Unwillkürlich sah er wieder ihr Lächeln vor sich, ihre lebensfrohen, jadefarbenen Augen. Mit einem seeligen Lächeln schloss er die Augen, um dieses Bild noch ein wenig länger festzuhalten. „Ich liebe dich.“ Die drei Wörter hatten sich einfach so über seine Lippen bewegt, wie vorhin schon seine Einladung zum Fest. Sofort kniff er wieder die Augen zusammen. Zwar war es nur ein leises Flüstern gewesen, dennoch war er der festen Überzeugung, den Moment damit zerstört zu haben. Tatsächlich herrschte eine bedrückende Stille um ihn herum. War sie jetzt gegangen? Mit Sicherheit. Wenn er die Augen aufmachte, wüsste er es. Aber er ließ sie geschlossen. So konnte er sich wenigstens noch ein wenig länger einbilden, sie würde neben ihm liegen. Er seufzte und beschloss gerade es gleich zu wagen, da spürte er einen sanften Druck auf seinen Lippen. Das musste ein Traum sein! So schnell, wie die Berührung entstanden war, wurde sie auch wieder gelöst. Nein! Nicht! Es war so unglaublich schön. Schnell öffnete er die Augen, streckte einen Arm nach ihr aus und richtete sich dabei halb auf. Nun trafen seine Lippen auf die ihren. Erst schüchtern, dann sanft und schließlich bestimmend. Ein einzigartiges Kribbeln breitete sich von seinem Bauch über seinen gesamten Körper aus. Nie wieder wollte er sie gehen lassen. Er wollte sie beschützen und immer bei ihr sein. Jeden Tag ihr hinreißendes Lächeln und ihre wunderschönen Augen sehen und wissen, dass sie das gleiche empfand, wie er. Sie löste sich kurz von ihm und lehnte ihre Stirn gegen seine. Das Sternenlicht funkelte in ihren Augen und sie sah wirklich glücklich aus. Mit ihrer einen Hand strich sie sanft über seine Wange, dann über seine Lippen. Dort verweilte sie eine Weile. „Ich liebe dich auch, Shikamaru.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)